Saragossa
Saragossa | ||
---|---|---|
Wappen | Karte von Spanien | |
Basisdaten | ||
Land: | Spanien | |
Autonome Gemeinschaft: | Aragonien | |
Provinz: | Saragossa | |
Gerichtsbezirk: | Saragossa | |
Koordinaten: | 41° 39′ N, 0° 54′ W | |
Höhe: | 243 msnm | |
Fläche: | 973,78 km² | |
Einwohner: | 673.010 (1. Jan. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 691 Einw./km² | |
Postleitzahl(en): | 50001 - 50020 | |
Gemeindenummer (INE): | 50297 | |
Verwaltung | ||
Bürgermeister: | Pedro Santisteve Roche (Zaragoza en Común) | |
Website: | www.ayto-zaragoza.es | |
Lage der Stadt | ||
Karte anzeigen |
Saragossa [spanisch Zaragoza [ ]) ist die Hauptstadt der spanischen Autonomen Gemeinschaft Aragonien sowie der Provinz Saragossa und des gleichnamigen Kreises (Comarca de Zaragoza). Das Wahrzeichen Saragossas ist die Basílica del Pilar. In Saragossa fand die Expo 2008 statt.
] (Geografie
Saragossa liegt am Mittellauf des Ebro, ungefähr in der Mitte der Region Aragonien auf rund 200 m Höhe.
Geschichte
Die Stadt wurde zwischen 24 und 12 v. Chr. von den Römern unter dem Namen Colonia Caesaraugusta gegründet. Auf diese lateinische Bezeichnung geht – über die arabische Zwischenstufe Saraqusṭa – der heutige Name Zaragoza zurück. 380 n. Chr fand die Synode von Saragossa statt.
Ab dem 8. Jahrhundert gehörte die Stadt zum Emirat, seit dem 10. Jahrhundert zum Kalifat von Córdoba und war ein Vorposten im Kampf gegen die christlichen Königreiche in Nordspanien. Nach dem Zerfall des Kalifats in die Taifa-Königreiche machten sich die Tuǧībiden in Saragossa selbständig, die aber bald von den Hudiden abgelöst wurden. 1110 eroberten die Almoraviden die Stadt, doch bereits 1118 konnte das christliche Königreich Aragón unter Alfonso I. Saragossa von den Muslimen erobern und zur neuen Hauptstadt des Landes erheben. 1348 erreichte die Pest die Iberische Halbinsel. Mit dem Auftreten der Pest eskalierten die bereits vorhandenen antijüdischen Einstellungen; sie steigerte sich zu den sogenannten Pestpogromen an Spaniern jüdischen Glaubens. Calatayud und Saragossa waren die einzigen Städte Spaniens ohne Pogrome.
Während des Unabhängigkeitskrieges gegen Napoleon wurde Saragossa vom 15. Juni bis 13. August 1808 erfolglos belagert. Am 21. Dezember 1808 begann eine erneute Belagerung Saragossas, die am 20. Februar 1809 mit der Kapitulation der Stadt vor den französischen Truppen endete.
Am 19. Juli 1936, zu Beginn des Spanischen Bürgerkrieges, ordnete Miguel Cabanellas, der General-Inspektor der Guardia Civil in Saragossa, die Besetzung der strategisch wichtigen Punkte Saragossas und die Liquidierung von 360 Führern der Parteien der Volksfront an. Unter den Liquidierten befand sich auch der republiktreue General Nuñez de Prado sowie sein Adjutant.[2] Nach dem Eintreffen von 1200 Requetés aus Pamplona besetzten die Nationalisten benachbarte Städte, in denen die Nationalisten nicht obsiegt hatten.[3]
Nach der Machtergreifung der Nationalisten versuchten die Republikaner Saragossa einzunehmen. Am 23. Juli 1936 brachen zwei Kolonnen von Barcelona nach Saragossa auf. Die erste Kolonne führte der Anarchist Durruti an. Die zweite Kolonne befehligte Major Pérez Farras. Beiden Kolonnen gelang es aber nicht, Saragossa für die Republikaner einzunehmem. Zwischen August und September 1937 versuchten die Republikaner erneut während der Schlacht von Belchite Saragossa einzunehmen. Die Einnahme der Stadt Saragossa wäre für die Republikaner nicht nur ein symbolischer Akt gewesen, sondern Saragossa war auch das Kommunikationszentrum der Nationalisten in der Region. Durch die Nachführung nationalistischer Truppen von Madrid konnten diese verhindern, dass Saragossa von den Republikanern eingenommen werden konnte. Während der Zeit des Bürgerkrieges wurden auf den Friedhof Cementerio de Torrero nachweislich 3543 Republikaner liquidiert. Die Liquidierten waren zwischen 13 und 84 Jahre alt. Das letzte Massengrab wurde 1979 an einer hinteren Wand des Friedhofes gefunden.
Am 16. Dezember 2004 entschieden die Delegierten des Bureau International des Expositions in Paris, dass Saragossa die Expo 2008 (Weltausstellung) ausrichten durfte. Saragossa setzte sich gegen Triest und Thessaloniki durch.
Bevölkerung
Mit 673.010 Einwohnern (Stand 1. Januar 2022) ist Saragossa heute nach Madrid, Barcelona, Valencia und Sevilla die fünftgrößte Stadt Spaniens. Vorlage:Demography 5col
Wirtschaft
Wichtigstes Unternehmen für die Wirtschaft Saragossas ist das im November 1982 eröffnete Werk von Opel, das sich 30 Kilometer nordwestlich in Figueruelas befindet. Mit 6500 Mitarbeitern ist es das größte Werk von General Motors (GM) in Europa.[4] Um die Fabrik, in der die Opel-Modelle Corsa, Meriva und seit 2014 auch Mokka produziert werden, haben sich zahlreiche Zulieferunternehmen angesiedelt. Daneben sind zwei Werke von BSH Hausgeräte (BSH Electrodomésticos España S.A., Fábrica Montañana/La Cartuja), der Eisenbahnhersteller CAF (Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles), die Papierhersteller SAICA (Sociedad Anónima Industrias Celulosa Aragonesa), ICT Ibérica und Torraspapel sowie der Matratzenhersteller Pikolin, der Schokoladenhersteller Lacasa und Hispano Carrocera (in Kooperation mit Tata Motors) mit wichtigen Produktionsanlagen in und um Saragossa vertreten.
Verkehr
Der Flughafen von Saragossa wird unter anderem durch den irischen Billigflieger Ryanair bedient, der dort eine sogenannte Base unterhält. Der Flughafen mit dem IATA-Code ZAZ ist der zivile Teil eines Militärflugplatzes, dessen Landebahn eine der längsten Europas ist und deswegen auch als europäischer Notlandehafen für die Space Shuttles vorgesehen war.
Die Stadt ist einer der wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte Spaniens. Sie ist im Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsverkehr an die Strecken Madrid–Barcelona und Saragossa–Huesca angeschlossen. Es fährt hier überwiegend der Velaro E der ICE-3-Gruppe mit 300 km/h. In Reichweite zu Saragossa befinden sich die Provinzhauptstädte Huesca und Teruel.
Zur Expo 2008 wurde in Saragossa ein S-Bahn-artiger Nahverkehr (Trenes de cercanías) eingerichtet, der wie die Fernzüge im Stadtgebiet Saragossas unterirdisch verkehrt, und von Casetas via Hauptbahnhof Delicias und dem ehemaligen Hauptbahnhof El Portillo nach Miraflores im Südosten der Stadt fährt. Seit 2011 wird streckenweise eine Straßenbahn zwischen den Vierteln Actur im Norden und Casablanca im Süden fertiggestellt. Um im Stadtzentrum nicht mit Oberleitungen zu stören, fährt der Zug dort mit Akkus, die an jeder Station für den nächsten Streckenabschnitt wieder aufgeladen werden.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Aus touristischer Sicht kann Saragossa zwar nicht mit Städten wie Sevilla oder Barcelona konkurrieren, hat aber durchaus die eine oder andere Sehenswürdigkeit zu bieten. Das Stadtbild ist recht modern, im Stadtkern liegt die Altstadt (casco viejo). Wie in einigen spanischen Städten verfällt der historische Stadtkern zusehends, da viele Einwohner Saragossas aus der Innenstadt in modernere Wohnanlagen am Stadtrand gezogen sind. Am Wochenende wird der Stadtkern mit seinen zahlreichen Bars stark von Touristen besucht.
Am nördlichen Ende der Altstadt liegt das Wahrzeichen der Stadt, die Basílica del Pilar. Sie ist das größte barocke Bauwerk Spaniens, das zu Ehren der Jungfrau Maria erbaut wurde. In ihr steht ein Pfeiler (span. el pilar), auf dem die Jungfrau Maria dem Apostel Jakobus erschienen sein soll. Vor dem Bauwerk liegt ein beeindruckender Platz, die „Plaza del Pilar“. Direkt neben diesem steht die fünfschiffige spätgotische Catedral de la Seo, die älteste Kirche Saragossas.
Auch das größte Fest der Stadt findet zu Ehren Unserer Lieben Frau auf dem Pfeiler statt. Das Fest zieht Besucher aus ganz Spanien an und findet seinen Höhepunkt am 12. Oktober, der auch Nationalfeiertag in Spanien ist. Es werden der Jungfrau Maria zu Ehren in einer beeindruckenden Zeremonie Blumenteppiche und Blumengestecke auf dem Platz vor der Basílica del Pilar niedergelegt.
Nach der Basilica del Pilar ist noch der Aljafería-Palast beeindruckend. Er wurde im 11. Jahrhundert auf Befehl von Abū Dschaʿfar Ahmad I. ibn Sulaimān ibn Hūd, Muqtadir, (regiert von 1046 bis 1081/1082), der maurischen Dynastie der Banu Hūd erbaut und trägt seinen Namen: (Qasr) al-Dschaʿfariyya. Später wurde er von den Königen Aragoniens genutzt und ab 1488 mit reich dekorierten Räumen erweitert. Später wurde hier eine Kaserne eingerichtet. Heute wird er als Sitz des Regionalparlaments von Aragonien und als Museum verwendet. Die Aljafería ist das einzige umfangreich erhaltene maurische Bauwerk in Saragossa. Der französische Orientalist Pierre Guichard ist der Auffassung, dass die Eroberung Saragossas durch die Christen den Palast vor der Zerstörung durch nachfolgende maurische Dynastien bewahrt habe.
Nicht weit von der Basilica del Pilar steht die Börse (La Lonja), ein zwischen 1541 und 1551 unter Gil Morlanes und Juan de Sariñena erbauter, walmdachgedeckter Block, dessen Innenraum eine hohe Halle bildet, in dem schlanke Renaissancepfeiler ein spätgotisches Rippengewölbe tragen. Auf der alten Stadtmauer wurde 1909 die Markthalle im Stil des Historismus errichtet. Interessant sind die vielen noch benutzten Wohnhöhlen des im Norden gelegenen Stadtteils Juslibol sowie ein Galalcho de Juslibol genanntes Feuchtgebiet in einem alten Flussarm des Ebro.
Städtepartnerschaften
Saragossa ist durch Städtepartnerschaften verbunden mit:[5]
- Pau, Region Aquitaine-Limousin-Poitou-Charentes, Frankreich
- Biarritz, Region Aquitaine-Limousin-Poitou-Charentes, Frankreich
- Zaragoza, Guatemala
- La Plata, Argentinien, seit 1990
- León, Nicaragua
- Bethlehem, Palästina
- Tijuana, Mexiko
- Móstoles, Spanien
- Ponce, Puerto Rico
- Coimbra, Portugal
Spezielle Vereinbarungen über Zusammenarbeit gibt es mit Toulouse in Frankreich, Mostar in Bosnien-Herzegowina, Tirana in Albanien, Yulin in China und Ploiești in Rumänien. Zudem ist Saragossa Mitglied des Bundes der europäischen Napoleonstädte.
Söhne und Töchter der Stadt
- Ibn Baddscha (um 1095 – um 1138), Philosoph und Universalgelehrter
- Abraham Abulafia (1240–1291/92), Kabbalist und Mystiker
- Elisabeth von Portugal (1271–1336), Prinzessin von Aragonien und Königin von Portugal
- Sebastián Aguilera de Heredia (1561–1627), Organist und Komponist
- Francisco Ballesteros (1770–1832), General
- Roberto Prádez y Gautier (1772–1836), Künstler und Lehrer für Taubstumme
- José de Palafox y Melci (1776–1847), General und Verteidiger Saragossas während der Napoleonischen Kriege
- Amparo Poch y Gascón (1902–1968), Medizinerin, Publizistin, Anarchistin und Syndikalistin
- Plácido Domingo Ferrer (1907–1987), Zarzuelasänger (Bariton)
- Ángel Sanz Briz (1910–1980), Diplomat, Gerechter unter den Völkern
- Fernando Sancho (1916–1990), Schauspieler
- Pilar Lorengar (1929–1996), Sopranistin
- José Luis Borau (1929–2012), Filmregisseur
- Juan Antonio San Epifanio (* 1959), Basketballspieler
- Fernando de Felipe (* 1965), Comic- und Drehbuchautor
- Enrique Bunbury (* 1967), Rocksänger
- Pablo Alfaro (* 1969), Fußballspieler
- David Cañada García (1975–2016), Radrennfahrer
- Luis Carlos Cuartero (* 1975), Fußballspieler
- José Miguel Elías (* 1977), Radrennfahrer
- Rubén Gracia Calmache (* 1981), Fußballspieler
- Marc Langebeck (* 1982), Veranstaltungsmoderator, Fernsehmoderator und -darsteller
- Diego Domínguez (* 1991), Schauspieler, Tänzer und Sänger
Weitere Ereignisse:
- Die Rockband Héroes del Silencio wurde 1984 in Saragossa gegründet.
- Die Band Amaral wurde 1997 in Saragossa gegründet.
Klimatabelle
Zaragoza | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Zaragoza
Quelle: WMO; wetterkontor.de
|
Literatur
- Emil Hübner: Caesaraugusta. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 1287 f. (zum antiken Caesaraugusta).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Cifras oficiales de población de los municipios españoles en aplicación de la Ley de Bases del Régimen Local (Art. 17). Instituto Nacional de Estadística (Bevölkerungsstatistiken des Instituto Nacional de Estadística, Stand 1. Januar 2022).
- ↑ Antony Beevor: Der Spanische Bürgerkrieg, 2. Auflage, ISBN 978-3-442-15492-0, Seite 92
- ↑ Hugh Thomas: Der spanische Bürgerkrieg, Verlag Ullstein, Berlin West 1962, Seite 190
- ↑ Dietmar Hawranek: Abbau West, Aufbau Ost. DER SPIEGEL 26. März 2012, S. 81
- ↑ Cities twinned with Zaragoza. Zaragoza City Hall. Ayuntamiento de Zaragoza, abgerufen am 4. Januar 2015 (englisch).