Bahnstrecke Bad Vilbel–Lauterbach (Hess) Nord

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Bad Vilbel–Lauterbach (Hess) Nord
Vulkanradweg am ehemaligen Bahnhof Selters (Hess)
Vulkanradweg am ehemaligen Bahnhof Selters (Hess)
Streckennummer (DB):3745
Kursbuchstrecke (DB):634, ehem. 515
Kursbuchstrecke:169c (1934)
193d (1946)
Streckenlänge:96,0 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:C3
Maximale Neigung: 22 
Höchstgeschwindigkeit:80 km/h
Zugbeeinflussung:PZB
von Frankfurt
0,000 Bad Vilbel 122 m
nach Friedberg
1,197 Nidda (29 m)
4,133 Bad Vilbel-Gronau
4,800 Bundesstraße 521
6,067 Niederdorfelden
7,166 Schöneck-Oberdorfelden
8,395 Mühlgraben (22 m)
8,521 Mühlgraben (36 m)
8,608 Schöneck-Kilianstädten
10,852 Schöneck-Büdesheim (bis 1999 Bf)
11,000 Büdesheimer Tunnel (200 m)
12,109 Nidder (33 m)
13,660 Nidderau-Windecken
14,023 Nidder (40 m)
14,600 von Hanau
14,780 Nidderau 127 m
nach Friedberg
18,986 Nidderau-Eichen (bis 1988 Bf)
20,239 Nidder (54 m)
20,788 Altenstadt-Höchst
23,272 Altenstadt (Hess)
25,967 Altenstadt-Lindheim
27,296 Nidder (22 m)
27,400 Enzheim (Hess) (bis 1927/39?)
28,884 Glauburg-Glauberg
von Gelnhausen
30,964 Glauburg-Stockheim 131 m
nach Gießen
33,800 Selters (Hess)
36,000 Ortenberg (Oberhess)
Nidder
37,700 Eckartsborn
39,000 Lißberg
Nidder
43,700 Hirzenhain (Oberhess)
45,400 Merkenfritz
49,500 Gedern
52,100 Sandsteinbrücke
55,600 Ober Seemen
61,200 Alteburg (Hess) (Anst)
von Wächtersbach
63,600 Hartmannshain 575 m
Rhein-Weser-Wasserscheide (höchster Punkt)
65,600 Oberwald Anschluss Muna
68,100 Bermuthshain
70,000 Crainfeld Hp
Schwarza
71,200 Grebenhain-Crainfeld
74,200 Nösberts-Weidmoos
78,000 Ilbeshausen
82,500 Herbstein
85,800 Rixfeld
88,900 Eisenbach (Oberhess)
90,600 Frischborn
91,500 Lauterbach-Blitzenrod
92,900 Stabernack (Anst)
94,200 Lauterbach (Hess) Süd
von Gießen
96,000 Lauterbach (Hess) Nord 284 m
nach Fulda

Quellen: [1][2]

Die Bahnstrecke Bad Vilbel–Lauterbach (Hess) Nord ist eine Nebenbahn in Hessen, die ursprünglich von der Preußisch-Hessischen Eisenbahngemeinschaft erbaut und betrieben wurde. Sie zweigt in Bad Vilbel von der Bahnstrecke Kassel–Frankfurt ab und führt durch das Niddertal mit Stockheim, wo sie die Bahnstrecke Gießen–Gelnhausen kreuzt und heute endet, und ab Hirzenhain weiter über den Vogelsberg. Im Bahnhof Hartmannshain mündete die Bahnstrecke Wächtersbach–Hartmannshain ein.

Im weiterhin betriebenen Abschnitt wird sie Niddertalbahn, im Volksmund auch Stockheimer Lieschen genannt; der Abschnitt des heutigen Radweges war die ursprüngliche Vogelsbergbahn.[Anm. 1] Die Bezeichnung Oberwaldbahn bezieht sich auf den Bahnhof Oberwald bei Bermuthshain, der nach dem schrittweisen Abbau der Gleise zwischen Stockheim und Oberwald in den 1970er und frühen 1980er Jahren zum Endpunkt der Reststrecke von Lauterbach aus geworden war.

Bau und Betrieb als Gesamtstrecke

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Der Abschnitt zwischen Stockheim und Gedern wurde am 1. Oktober 1888 eröffnet. Zwischen Lauterbach und Grebenhain-Crainfeld wurde die Strecke am 1. November 1901 in Betrieb genommen.[3] Die Verbindung dieser beiden Strecken zwischen Grebenhain-Crainfeld und Gedern wurde schließlich am 1. April 1906 eröffnet,[3] dabei wurde die Strecke in Gedern neu trassiert.

Eine Zeitlang verkehrten bei entsprechenden Schneelagen Sonderzüge, die Wintersportler von Frankfurt über die Niddertalbahn in den Vogelsberg nach Hartmannshain und zurück beförderten.

Der Personenverkehr zwischen Glauburg-Stockheim und Lauterbach endete am 28. September 1975. Die Einstellung des Güterverkehrs zog sich von da an abschnittweise hin bis zum 28. Mai 1994; der Abbau der Gleisanlagen zwischen Oberwald und Lauterbach Süd erfolgte im Jahr 1997.[3] Der Restverkehr zwischen dem Anschlussgleis zur Firma Stabernack, und Lauterbach Nord endete schließlich am 10. Juni 2001.

Abschnitt Vogelsberg- bzw. Oberwaldbahn

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Eine Besonderheit war die Streckenführung in Eckartsborn, dort verlief das Gleis auf der Dorfstraße. Ab Hirzenhain verließ die Strecke das Tal der Nidder und verlief durch ein enges Nebental. Östlich von Gedern stieg die Strecke über mehrere Kehren zur Hauptkette des Vogelsbergs an. Der Abschnitt bis Ober Seemen wurde aufgrund seiner Streckenführung auch für Versuchsfahrten benutzt. Südlich der Herchenhainer Höhe kurz nach dem Bahnhof Hartmannshain, mit 575 m der ehemals höchstgelegene Bahnhof in Hessen, erreichte die Strecke ihren höchsten Punkt beim Überwinden der Rhein-Weser-Wasserscheide. Durch das Tal der Schwarza verlief die Strecke nach Grebenhain. Nach der westlichen Umfahrung des Heerhains wendete sich die Strecke nach Norden und verlief entlang des Eisenbachs und der Lauter nach Lauterbach.

Auf dem Territorium des Großherzogtums Hessen hatte die Oberhessische Eisenbahn-Gesellschaft 1870 die Bahnstrecken Gießen–Fulda (heutige Vogelsbergbahn) und Gießen–Gelnhausen (Lahn-Kinzig-Bahn) fertiggestellt. Zum besseren Anschluss von Wetterau und Vogelsberg erließ die Regierung in Darmstadt 1884 ein Gesetz zum Bau einer staatseigenen Nebenbahn, die eine diagonale Querverbindung zwischen beiden Strecken herstellen sollte. Diese sollte in Stockheim auf die Lahn-Kinzig-Bahn treffen. Einwände gab es in der Stadt Ortenberg, die vergeblich Anspruch erhob auf eine Linienführung in Richtung auf Büdingen statt auf Stockheim zu. In Stockheim selbst mussten umfangreiche Erweiterungen der Gleisanlagen durchgeführt werden; auch ein weiterer Bahnsteig wurde gebaut. Die Umgestaltung zum Knotenbahnhof verlangte weitere Baumaßnahmen. Das Dienstgebäude wurde 1895 durch einen Anbau erweitert, neue Diensträume entstanden, zwei Stellwerke wurden errichtet, der Gleisbereich erhielt drei Gleise für den Personenverkehr und zwei für den Güterverkehr. Damit die Reisenden ihre Züge sicher erreichen konnten, wurde eine Unterführung vom Bahnsteig 1 zum Bahnsteig 2 gebaut. Ein neuer Lokschuppen sowie eine Reparaturwerkstatt entstanden. Die Fahrplangestaltung wurde so geregelt, dass die meisten Züge in Stockheim als Zugbündel zusammentrafen. Die Zentralität des Ortes wurde so erheblich aufgewertet. So siedelte sich in der Folgezeit ein Stützpunkt der Deutschen Milchwerke in Bahnhofsnähe an, was das Aufkommen im Stückgutverkehr in Stockheim erhöhte.[4]

Einen Bedeutungsgewinn erfuhr am anderen, dem nördlichen Ende der Oberwaldbahn, der Bahnhof Lauterbach (Hess) Nord (diese Bezeichnung existiert seit dem 15. April 1911). Von hieraus fuhren die Züge der Oberwaldbahn stets direkt vor dem Empfangsgebäude von Gleis 1 aus ab.[5] Hier waren die Gleisanlagen oberirdisch zu überqueren. Eine Erweiterung des Bahnhofsgebäudes erfolgte bis 1911. Es erhielt eine repräsentative Umgestaltung zum aufwändig gepflasterten Bahnhofsvorplatz hin. Eigner[6] weist nach, dass die Gleisanlagen seit 1902 erheblich erweitert wurden und einschließlich verschiedener Neben- und Ladegleise um die Mitte des 20. Jahrhunderts 18 Gleise umfasste. Eine Holzverladerampe mit Zufahrtsstraße wurde angelegt. Lokschuppen, Schlosserei, Dienstwohnungen und 2 Stellwerke belegen die Aufwertung dieses Bahnhofs nach Einweihung der Oberwaldbahn, zumal in unmittelbarer Bahnhofsnähe ein Gewerbegebiet entstand; eine Großmolkerei ließ sich ein eigenes Anschlussgleis legen. Der ca. 1 km lange Fußweg vom Nordbahnhof bis ins Geschäftszentrum der historischen Altstadt Lauterbachs war durch ein Spalier gründerzeitlicher Repräsentativ-Wohngebäude der Bahnhofstraße zurückzulegen. Nahe dem Bahnhof Lauterbach (Hess) Süd der Oberwaldbahn, der eine günstigere Lage zum Stadtzentrum und zu den Schulen aufwies als der Nordbahnhof, entstanden in den 1910er und 1920er Jahren von Gärten umgebene Wohnungsbauten im Stile der damaligen Zeit: neben privaten Repräsentativbauten auch Arbeiter-Wohnhäuser für Beschäftigte in den nördlich des Schienenstrangs angesiedelten Industrie- und Handwerksbetrieben.[7]

Für Planung und Trassierung der Bahnstrecke stellte die Durchquerung des Vogelsberges eine topographische Herausforderung dar. Die Bahn wurde in mehreren Abschnitten geplant und gebaut, so dass bis zur Fertigstellung der Gesamtstrecke rund zwanzig Jahre vergingen. Zunächst wurde nur der 18,5 Kilometer lange, noch relativ ebene Streckenabschnitt von Stockheim nach Gedern gebaut und bereits am 1. Oktober 1888 eingeweiht. Im ersten Betriebsjahr wurden etwa 50.000 Personen und mehr als 10.000 Tonnen Fracht befördert, hauptsächlich Holz.

Mehr als zwölf Jahre später wurde der 21,7 Kilometer lange nördliche Streckenabschnitt von Lauterbach nach Grebenhain nach zweijähriger Bauzeit am 31. Januar 1901 eröffnet. Der 24,8 Kilometer lange, höchstgelegene Streckenabschnitt mit der Querung der Rhein-Weser-Wasserscheide wurde schließlich am 1. April 1906 dem Verkehr übergeben. Betrieben wurde die Bahn von der Preußisch-Hessischen Eisenbahngemeinschaft, die 1920 Teil der neugegründeten Deutschen Reichsbahn wurde.

Mit dem Weiterbau der von Wächtersbach kommenden Strecke über Birstein hinaus wurde der Bahnhof Hartmannshain am 23. Dezember 1934 zum Anschlussbahnhof. Nahe dem drei Kilometer nordöstlich davon gelegenen Bahnhof Oberwald bestand von 1936 bis 1945 die Luftmunitionsanstalt Hartmannshain (Muna), die über ein eigenes Anschlussgleis verfügte. Die Teilstrecke zwischen Birstein und Hartmannshain wurde bereits Ende der 1950er Jahre stillgelegt und abgebaut.

Stilllegung und Umwandlung in einen Radweg

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Die damalige Vogelsbergbahn wurde in den 1960er Jahren aufgrund des zunehmenden Individualverkehrs und parallel angebotener Bahnbusverbindungen ebenfalls zunehmend unrentabel. Ab der Mitte der 1970er Jahre legte die Deutsche Bundesbahn die Strecke daher schrittweise still. Als erstes wurde der Personenverkehr am 28. September 1975 auf der Gesamtstrecke eingestellt. Nur gelegentliche Sonderfahrten mit Passagieren fanden danach noch statt, so zum Beispiel einen Schienenbusfahrt mit Fotohalten entlang der Strecke am 13. August 1988 von Lauterbach (Hess) Nord bis Grebenhain-Crainfeld.[8] Auch der Gesamtverkehr zwischen Ober-Seemen und Oberwald wurde 1975 eingestellt und dieser Streckenabschnitt im Anschluss daran abgebaut.

Am 1. Juni 1984 erfolgte die Einstellung des Güterverkehrs zwischen Stockheim und Gedern, nachdem dies zwischen Gedern und Ober-Seemen schon zum 23. Mai 1982 der Fall gewesen war. Im Anschluss daran wurde der gesamte verbliebene Südteil der alten Vogelsbergbahn bis zum Bahnhof Stockheim zurückgebaut. Der Nordteil der ehemaligen Gesamtstrecke, zwischen Lauterbach Nord und Oberwald, hielt sich dagegen noch ein Jahrzehnt länger, da das 1966 auf dem Gelände der ehemaligen Muna angesiedelte Verpackungsmittelunternehmen Stabernack den Gleisanschluss der Muna zum Bahnhof Oberwald weiterhin nutzte. Erst nach der Verlagerung der Transporte dieser Firma auf die Straße wurde der Bahnhof Oberwald am 31. März 1991 mit dem Teilstück bis Grebenhain geschlossen.

Am 29. Mai 1994 wurde die Strecke von Grebenhain bis Lauterbach Süd stillgelegt, der letzte Abschnitt bis zum Bahnhof Lauterbach (Hess) Nord folgte am 31. Mai 2001. Bereits im Frühjahr 1997 war das Gleis zwischen dem Bahnhof Oberwald und der Anschlussstelle Stabernack im Südwesten von Lauterbach demontiert worden, Anfang 2005 geschah dies auch bis zum ehemaligen Bahnhof Lauterbach Süd, nur innerhalb zweier Bahnübergänge waren die Schienen mitsamt den Straßensignale noch vorhanden und wurden im Zuge einer Straßensanierung inzwischen ebenfalls abgebaut. Abgesehen von der teils gut erkennbaren Trasse stehen noch die beiden Formsignale an der Bahnhofseinfahrt von Lauterbach Nord.

Auf dem größten Teil der ehemaligen Bahntrasse wurde in den Jahren 2000 bis 2003[9] der Vulkanradweg gebaut, der die teilweise noch erkennbare damalige Strecke von Süden kommend in Lauterbach kurz vor der Dirlammer Straße verlässt. Der Vulkanradweg ist Teil des BahnRadweg Hessen, der auf ehemaligen Bahntrassen rund 250 km durch den Vogelsberg und die Rhön führt.

Abschnitt Niddertalbahn

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Die Niddertalbahn war eine von drei in den Frankfurter Verkehrsverbund (FVV) integrierten, nicht als S-Bahn betriebenen Nahverkehrslinien und wurde als Linie N bezeichnet. Heute betreibt die DB Regio Mitte die Kursbuchstrecke 634 im Auftrag des FVV-Nachfolgers Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) als Linie 34. Fast alle Regionalbahnen werktags und etwa zwei Drittel samstags werden bis Frankfurt (Main) Hauptbahnhof geführt, die restlichen beginnen und enden in Bad Vilbel.

Seit dem 4. Mai 2008 existiert auch wieder ein Wochenendverkehr. Dafür wurde an diesem Tag die RMV-Buslinie 5150 (früher Bahnbus 650) zwischen Bad Vilbel und Nidderau komplett eingestellt. Zudem wurde mit dem Sommerfahrplan 2008 die Höchstgeschwindigkeit der Züge von 60 auf 80 km/h heraufgesetzt und der Takt auch werktags verkürzt. Der Vertrag mit der Deutschen Bahn AG läuft von diesem Zeitpunkt über 20 Jahre. Angaben des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden des RMV gegenüber einer Lokalzeitung für den Wetteraukreis zufolge sollen zusätzliche 260.000 Zugkilometer auf der Strecke erbracht werden.

Anfang der 2000er Jahre flossen Millionenbeträge in die Modernisierung der Strecke. So wurde der komplette Oberbau erneuert. Dabei wurden anstelle der hauptsächlich im Abbrennstumpfschweißverfahren recycelten Stahlschwellen (im kleineren Umfang auch Holz- und Betonschwellen) Y-Schwellen, Holzschwellen, Betonschwellen und Steinschwellen verbaut. Ferner wurden alle Haltepunkte sowie die Bahnsteige in den Bahnhöfen Nidderau und Stockheim neu gebaut und auf die Ausstiegshöhe der hier eingesetzten Doppelstockwagen von 76 Zentimetern erhöht. In Nidderau wurde zunächst nur der Bahnsteig der Niddertalbahn ausgebaut, der der Bahnstrecke Friedberg–Hanau wurde erst 2010 erneuert.

Zum 19. Oktober 2007 hat die Strecke ein elektronisches Stellwerk in Altenstadt mit zwei ausgelagerten Modulen in Niederdorfelden und Nidderau erhalten; vorher wurde die Technik in Niederdorfelden und Altenstadt noch mechanisch per Seilzug bedient. Zeitgleich wurden in beiden Bahnhöfen neue Gleise verlegt, neue Signale und neue Bahnsteige gebaut, wobei zur Verkürzung der Vollsperrung zunächst Behelfsbahnsteige angelegt wurden. Zugleich wurde in den Zwischenbahnhöfen von Links- auf Rechtsverkehr umgestellt. Bis Frühling 2008 wurden die Modernisierungsarbeiten fortgesetzt. Die Streckengeschwindigkeit konnte nach Abschluss der gesamten Arbeiten angehoben werden.

Dennoch hat auf die Ausschreibung des Betriebes im Jahr 2010 zunächst kein Eisenbahnverkehrsunternehmen geboten. Erst nach Zugeständnissen des RMV erklärte sich die DB dazu bereit. Als Grund nennt der RMV die Kosten für das Vorhalten Diesellok-getriebener Doppelstock-Garnituren für die Spitzenlastzeiten und motiviert damit die Ausbaupläne.[10]

Die Strecke hat seit 1985 – als bereits über eine Stilllegung diskutiert wurde – eine Steigerung der Fahrgastzahlen um 330 % von 1800 auf 6000 pro Tag vorzuweisen; der erfolgte Ausbau dürfte sich auch weiterhin positiv auf die Passagierzahlen auswirken. So sind mit Stand 2015 täglich etwa 7000 Fahrgäste unterwegs.[11]

Streckenbeschreibung

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Büdesheimer Tunnel nach Umbau (2006)

Die eingleisige Strecke der Niddertalbahn zweigt im Bahnhof Bad Vilbel von der Main-Weser-Bahn ab und dreht kurz nach der nördlichen Ausfahrt nach Osten ab, überquert die Nidda und erreicht, ihr grob folgend, nach kurzer Fahrt den Haltepunkt Bad Vilbel-Gronau. Dort ist auch die Mündung des namensgebenden Flüsschens Nidder, dessen Verlauf flussaufwärts entlang die weitere Strecke führt. Nach der Ausweichstelle im Bahnhof Niederdorfelden wird zwischen den Sammelgemeinden Schöneck und Nidderau der ursprünglich kürzere und während der Umbauphase 2004 auf 200 Meter verlängerte Büdesheimer Tunnel durchfahren. Der originale Schlussstein des Tunnelportals mit den eingemeißelten Baujahren 1904–1906 wurde auf Seiten des ursprünglichen Bahnhofs Büdesheim als letztes verbliebenes Relikt des alten Tunnels aufgestellt. Direkt nach dem Tunnel wird das Naturschutzgebiet Nidderwiesen gequert und mit Windecken bald die Stadt Nidderau erreicht.

Nach einer kreuzungsfreien Unterquerung der Bahnstrecke Friedberg–Hanau besteht im Bahnhof Nidderau, der jahrzehntelang die Bezeichnung Heldenbergen-Windecken trug, häufig Anschluss Richtung Friedberg und Hanau. Nach etwa zwei Kilometern Strecke durch Wald wird ein Überschwemmungsgebiet der Nidder auf einem niedrigen Damm gequert, um bei Eichen wieder den Wald zu erreichen. Nach einer Nidderquerung vor Höchst wird bald Altenstadt erreicht. Dort zweigte bis 1984 ein Industriegleis in die knapp vier Kilometer entfernte Waldsiedlung ab. Eine knappe Stunde nach Abfahrt in Bad Vilbel und einer weiteren Nidderquerung, erreicht die Bahn schließlich Glauburg und im Ortsteil Stockheim am Bahnhof der Lahn-Kinzig-Bahn das Ende der Strecke. Hier besteht nun die Möglichkeit der Weiterfahrt Richtung Gießen oder Gelnhausen.

Ein wichtiger Verkehrsfaktor waren bis Anfang der 1990er Jahre die im November täglich verkehrenden „Rübenzüge“, mit deren Hilfe die Zuckerrüben der Region in die Zuckerfabrik Friedberg und nach deren Schließung 1981 nach Groß-Gerau transportiert wurden. Seit der Einstellung der Züge erfolgen diese Transporte auf der Straße per LKW.

Die verbliebene Strecke ist 31 Kilometer lang. Die Streckenhöchstgeschwindigkeit beträgt 80 km/h. Im Verlauf kreuzen 35 Wege oder Straßen die Strecke, davon sind sechs Übergänge nach wie vor nicht technisch gesichert. Einer dieser Übergänge sollte aufgelassen werden, die Stadt Bad Vilbel wollte ihn jedoch behalten. Dort befindet sich nun eine Langsamfahrstelle mit 30 km/h.

Fahrzeugeinsatz

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DB-Baureihe 218 mit Görlitzer Doppelstockwagen (2006)
Triebwagen der DB-Baureihe 642 (Bahnhof Glauburg-Stockheim; 2019)

Auf der Niddertalbahn verkehrten bis Ende der 1990er Jahre in der Hauptverkehrszeit mit Lokomotiven bespannte Züge und in Schwachverkehrszeiten Dieseltriebwagen.

Bis in die 50er Jahre kamen zweiachsige Wagen mit offenen Plattformen (Donnerbüchsen und MCi) zum Einsatz, danach bestimmten über Jahrzehnte dreiachsige Umbauwagen das Bild. Nach deren Ausmusterung bewältigte eine bunte Mischung vierachsiger Personenwagen den Verkehr, darunter auch UIC-X-Abteilwagen. Bis in die 1960er Jahre zogen hauptsächlich Dampflokomotiven der Baureihe 86 die Züge, wobei Lokomotiven der Baureihen 50 (mit Kabinentender), mit Vorlaufachse nachgerüstete G8 und P8 gelegentlich aushalfen. Danach übernahmen dieselhydraulische Loks mit Mittelführerstand (V100), bis diese von dieselhydraulischen Loks mit Endführerständen (Baureihen 216, 215 und 218) abgelöst wurden. Ergänzt wurden die lokbespannten Züge von dreiteiligen Uerdinger Schienenbusgarnituren, wobei der Motorwagen in der Regel bergseitig fuhr. Ein Zugpaar mit dieser Garnitur fuhr von Stockheim über Heldenbergen-Windecken nach Hanau und zurück. Später übernahmen Triebwagen der Baureihe 628 deren Leistungen auf der Niddertalbahn. Seit 2002 werden mit Lokomotiven der Baureihe 218 bespannte Doppelstockwagen eingesetzt, teilweise auch n-Wagen. Seit Jahresanfang 2006 pendelte eine Garnitur der Baureihe 628 in der Nebenverkehrszeit als Ersatz eines aus 218 und n-Wagen bestehenden Zuges zwischen Stockheim und Bad Vilbel.

Im Dezember 2012 wurde der größte Teil der Verkehrsleistungen auf Dieseltriebwagen der DB-Baureihe 642, meist in Doppeltraktion oder Dreifachtraktion, umgestellt. Die übrig gebliebenen vier Verkehrsleistungen fuhren mit Baureihe 218 und Doppelstockwagen weiter.

Zum Fahrplanwechsel Dezember 2014 wurden die Diesellokomotiven der Baureihe 218 durch solche der Baureihe 245 ersetzt.[12]

Der RMV plant auf Druck der Anrainergemeinden und -kreise den Ausbau der Strecke. Durch Elektrifizierung soll der derzeitige kostenintensive Inselbetrieb mit Dieseltriebwagen bzw. Diesellok-bespannten Doppelstockzügen rechtzeitig zur Neuvergabe des Betriebes im Jahr 2028 der Vergangenheit angehören. Parallel soll durch punktuelle Ausbaumaßnahmen (Kreuzungsbahnhöfe, zweigleisige Abschnitte) die weitere Verdichtung des Taktes ermöglicht werden. Aufgrund der Machbarkeitsstudie wurde beschlossen, dass die Abschnitte Büdesheim – Kilianstädten und Altenstadt – Höchst zweigleisig ausgebaut, die Strecke elektrifiziert und die Höchstgeschwindigkeit angehoben werden soll, damit eine Verdichtung des Taktes möglich ist.[13] Das Land Hessen übernimmt die Planungskosten in Höhe von 11,8 Millionen Euro für den Ausbau und die Elektrifizierung der Niddertalbahn.[14] Projektstart war 2020.[15] Seit Ende 2021 liegen der Zeit- und Maßnahmenplan vor.[16] Stand März 2023 ist die Streckenfreigabe Ende 2027 geplant.[17]

Seinen landläufigen Namen verdankt das Stockheimer Lieschen der früheren Bahnhofsgaststätte in Stockheim, wo Reisende wie Bahnbedienstete gleichermaßen gerne bei Wirtin Liesel Brand einkehrten. Zunächst unter Bahnern, bald auch unter der Bevölkerung wurde die Fahrt „zum Lieschen“ nach Stockheim zum geflügelten Wort.

Der Spielfilm Verfolgte Wege[Anm. 2] von 1989 spielt im Jahr 1946 und zum Teil im Bahnhof Windecken. Die Dreharbeiten fanden jedoch im Bahnhof Puberg an der Bahnstrecke Mommenheim–Sarreguemines statt.[18]

2006 und 2007 pendelten zum 100-jährigen Jubiläum der Streckenabschnitte ein mit einer Dampflokomotive bespannter Sonderzug der Museumsbahn Hanau sowie 2007 zusätzlich ein kostenloser Personenzug mit Doppelstockwagen sowie eine vierteilige Garnitur Uerdinger Schienenbusse der Oberhessischen Eisenbahnfreunde. Auch zur Abschlussfeier der Modernisierung pendelte ein Sonderzug einmal, und die Benutzung der Planzüge war kostenlos.

  • Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Eisenbahn in Hessen. Eisenbahnenbauten und -strecken 1839–1939. 1. Auflage. Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1917-6.
    • Band 2.2, S. 664ff (Strecke 049)
    • Band 2.2, S. 906ff (Strecke 095) „Niddertalbahn (I)“
    • Band 2.2, S. 936ff (Strecke 099) „Niddertalbahn (II)“
  • Friedrich Müller: Erst durch die Bahn wurde einst der Hohe Vogelsberg erschlossen. In: Gießener Anzeiger, Kreis-Anzeiger, Lauterbacher Anzeiger (= Heimat im Bild (Beilage)). Nr. 1–3, 1981.
  • Jürgen Röhrig, Stefan Klöppel: 150 Jahre Oberhessische Eisenbahnen. ArGe Drehscheibe, Köln 2020, ISBN 978-3-929082-38-8, S. 201–232.
  • Eberhard Urban: Die Eisenbahn als Filmstar. transpress, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-613-71511-0, S. 128.
Commons: Niddertalbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Dieser Name ist heute für die Bahnstrecke Gießen-Fulda in Gebrauch, obwohl diese den Vogelsberg nur am Rande streift.
  2. Deutschland 1989; Produzent: Christian Faust; Regie: Uwe Janson; Darsteller: Peter Cieslinski, Barbara Auer, Michael Dick.

Einzelnachweise

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  1. Infrastrukturregister. DB Netz.
  2. Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
  3. a b c Urs Kramer, Matthias Brodkorb: Abschied von der Schiene. Transpress, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-71346-8.
  4. Adolf Kaiser: Der Bahnhof Stockheim (Oberhessen) vom regionalen Knotenpunkt bis zum Modellbahnhof. Selbstverlag, Glauburg-Stockheim September 2010, S. 3–7.
  5. Wilfried Kohlmeier, Ernst Bäppler: Bilder von der Vogelsbergbahn. 2. Auflage. Eigenverlag der Autoren, Wehrheim/Taunus und Aschaffenburg März 2016, S. Bildunterschrift 1–3.
  6. Carsten Eigner: Bitte einsteigen. Eisenbahnknotenpunkt Lauterbacher Nordbahnhof. In: VRM Mediengruppe (Hrsg.): Lauterbacher Anzeiger, 5. September 2020. 2020, S. 24–25.
  7. Carsten Eigner: Nebenbahn Lauterbach-Gedern-Stockheim (Vogelsbergbahn). In: ArGe Drehscheibe e. V. (Hrsg.): Jürgen Röhrig, Stefan Klöppel. 1. Auflage. 150 Jahre Oberhessische Eisenbahnen. AG Drehscheibe e. V., Köln 2020, ISBN 978-3-929082-38-8, S. 201–227.
  8. "Vogelsberg-Expreß" geht auf die Fahrt. In: Zeitungsnotiz (Hrsg.): Lauterbacher Anzeiger. Brühlscher Verlag, Gießen 30. Juli 1988.
  9. Vulkanradweg im Vogelsberg: Historische Bahntrasse. Abgerufen am 15. Februar 2015.
  10. Dennis Pfeiffer-Goldmann: RMV plant Ausbau der Strecke: Niddertalbahn soll bald elektrisch fahren. In: Bad Vilbeler Neue Presse. 25. August 2016 (online [Memento vom 2. September 2016 im Internet Archive]).
  11. Jochen Dietz: Main-Kinzig/Wetterau – Aufbruchsignal fürs „Lieschen“. In: FR-Online. Frankfurter Rundschau, 12. Juli 2015, abgerufen am 11. Mai 2016.
  12. NN: DB-Baureihe 245 auch in Hessen im Einsatz. In: Eisenbahn-Revue International 3/2015, S. 145.
  13. Deutsche Bahn AG, Unternehmensbereich Personenverkehr, Marketing eCommerce: Projekte Wetterau. In: BauInfoPortal. Abgerufen am 12. September 2023.
  14. Wetterauer Zeitung: Niddertalbahn: Ausbau startet. Mittelhessische Druck- und Verlagshaus GmbH & Co. KG, 24. November 2020, abgerufen am 18. Januar 2021.
  15. Niddertalbahn. In: Frankfurt RheinMain plus. Abgerufen am 25. Dezember 2023.
  16. Niddertalbahn (Bahnstrecke Bad Vilbel – Glauburg-Stockheim). Dezember 2022, abgerufen am 25. Dezember 2023.
  17. Deutsche Bahn informiert in Nidderau über konkrete Ausbaumaßnahmen für Niddertalbahn. 9. März 2023, abgerufen am 25. Dezember 2023.
  18. Eberhard Urban: Die Eisenbahn als Filmstar. transpress, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-613-71511-0, S. 128.