Trogen AR

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AR ist das Kürzel für den Kanton Appenzell Ausserrhoden in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Trogen zu vermeiden.
Trogen
Wappen von Trogen
Wappen von Trogen
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell Ausserrhoden (AR)
Bezirk: ehemaliger Bezirk Mittellandw
BFS-Nr.: 3025i1f3f4
Postleitzahl: 9043
Koordinaten: 752907 / 252759Koordinaten: 47° 24′ 28″ N, 9° 27′ 53″ O; CH1903: 752907 / 252759
Höhe: 903 m ü. M.
Höhenbereich: 689–1183 m ü. M.[1]
Fläche: 10,03 km²[2]
Einwohner: 1845 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 184 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
11,9 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.trogen.ch
Lage der Gemeinde
Karte von TrogenKanton Appenzell InnerrhodenKanton Appenzell InnerrhodenKanton St. GallenKanton St. GallenBezirk HinterlandBezirk VorderlandBühler ARGais ARSpeicher ARTeufen ARTrogen AR
Karte von Trogen
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Trogen ist eine politische Gemeinde im Bezirk Mittelland des Kantons Appenzell Ausserrhoden in der Schweiz. Sie ist Sitz der kantonalen Justizbehörden von Appenzell Ausserrhoden.

Geographie

Trogen liegt im Appenzeller Mittelland, geprägt vom Hügel Gäbris. Der tiefste Punkt der Gemeinde befindet sich beim Chastenloch auf 693 Meter, der höchste Punkt befindet sich oberhalb des Sitz auf 1183 Meter. Trogen grenzt an die Gemeinden Wald, Oberegg (AI), Altstätten (SG), Gais, Bühler, Speicher und Rehetobel. Trogen ist zudem der Endpunkt der Strecke St. Gallen-Trogen der Appenzeller Bahnen (ehemalige Trogenerbahn).

Geschichte

Trogen wurde 1168 als Trugin erstmals erwähnt. Als sich das Land Appenzell 1597 in Ausser- und Innerrhoden teilte, wurde Trogen der Hauptort des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Stock und Galgen kamen nach Trogen; der Richtplatz befand sich westlich von Trogen im heutigen Ortsteil Gfeld.

Ab dem 16. Jahrhundert bis zur industriellen Revolution wurde Trogen, wie ein grosser Teil des Appenzellerlands, durch den Verkauf von Webereien und Stickereien wohlhabend. Dieser Trend wurde durch die Zellweger-Familie enorm verstärkt, welche mit dem Leinwandhandel zeitweise ein Vermögen machte. Aus jener Zeit stammen auch die Zellweger-Paläste in Trogen. Einige davon stehen auf der Liste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung (siehe auch Bilder unter Commons). Die kunsthistorisch bedeutende reformierte Kirche und fünf Profanbauten stammen vom spätbarocken Baumeister Johann Ulrich Grubenmann von Teufen.

Die Landsgemeinde fand bis zu ihrer Abschaffung 1997 jedes zweite Jahr in Trogen statt. Wegen seiner Grösse, des Sitzes der Kantonsregierung und Teilen der Verwaltung wird heute jedoch meist Herisau als Hauptort bezeichnet.

Bevölkerungsentwicklung[5]
Jahr 1850 1900 1950 1980 2000 2005 2010
Einwohner 2611 2496 2142 1853 1867 1751 1687

Kantonsverwaltung

Das kantonale Obergericht, das Kantonsgericht (Äquivalent zum Bezirksgericht in Kantonen mit Bezirken), das Verwaltungsgericht sowie das Jugendgericht haben ihren Sitz in Trogen. Obwohl der Kanton Appenzell Ausserrhoden laut Kantonsverfassung keinen Kantonshauptort kennt, teilen sich diesen Status de facto Herisau (Sitz der Legislative, der Exekutive und des Polizeiwesens) und Trogen (Sitz der Judikative).

In Trogen befindet sich auch die Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden.

Bis zur Abschaffung der Landsgemeinde waren Hundwil und Trogen die beiden alternierenden Versammlungsorte der Ausserrhoder Landsgemeinde.

Schulen

Sämtliche Stufen der obligatorischen Schulzeit können in Trogen absolviert werden. Zudem steht mit der Kantonsschule Trogen (KST) das einzige Gymnasium des Kantons Appenzell Ausserrhoden in Trogen.

Soziales und Kultur

In Trogen befindet sich das über den Kanton hinaus bekannte Kinderdorf Pestalozzi. Seit einigen Jahren präsentiert sich das Dorf offiziell unter dem Namen «Kulturdorf im Appenzellerland». In der Reformierten Kirche Trogen finden die meisten Veranstaltungen zur Aufführung des gesamten Bachschen Vokalwerks durch die J. S. Bach-Stiftung statt.

Sehenswürdigkeiten

  • Die reformierte Kirche[6]

Bilder

Persönlichkeiten

  • Carl Adams (1811–1849), Mathematiker, unterrichtete in Trogen
  • Carl Aeschbacher (1886–1944), Komponist und Chorleiter, Musikdirektor in Trogen
  • Hans Altherr (* 1950), Politiker (FDP), von 1976 bis 1993 Gemeinderat in Trogen
  • Hermann Altherr (1848–1927), Arzt, besuchte die Kantonsschule in Trogen
  • Jeannette Altwegg (* 1930), Eiskunstläuferin, arbeitete als Betreuerin im Pestalozzi-Kinderdorf
  • Johannes Baumann (1874–1953), Politiker, Bundesrat, war von 1899 bis 1905 Verhörrichter und Kantonspolizeidirektor in Trogen
  • Alois Emanuel Biedermann (1819–1885), reformierter Theologe, besuchte von 1826 bis 1830 die Kantonsschule in Trogen
  • Maria Bill (* 1948), Schauspielerin und Sängerin, geboren in Trogen
  • Bartholome Bischoffsberger (um 1622–1698), ab 1643 Pfarrer in Trogen, hier verstorben
  • Robert Holzach (1922–2009), Rechtsanwalt und Bankmanager, besuchte die Kantonsschule in Trogen
  • Gabriela Krapf (* 1973), Musikerin, besuchte die Kantonsschule in Trogen
  • Helen Meier (* 1929), Schriftstellerin, lebt in Trogen
  • Elisabeth Pletscher (1908–2003), Medizinische Laborantin, Gründerin des Internationalen Berufsverbands IAMLT, Frauenrechtlerin; verbrachte Kindheit, Jugend und zweite Lebenshälfte in Trogen[7]
  • Marino Pliakas (* 1964), Musiker, geboren in Trogen
  • Ueli Prager (1916–2011), Unternehmer, besuchte von 1929 bis 1935 die Kantonsschule in Trogen
  • Heinz Rutishauser (1918–1970), Mathematiker, unterrichtete bis 1948 in Trogen
  • Robert Schläpfer (1923–2001), Sprachwissenschaftler, bürgerberechtigt in Trogen
  • Hans Konrad Sonderegger (1891–1944), Theologe, Rechtsanwalt und Politiker, besuchte 1907–1911 die Kantonsschule in Trogen
  • Sophie Taeuber-Arp (1889–1943), Malerin, Bildhauerin und Tänzerin, aufgewachsen in Trogen
  • Titus Tobler (1806–1877), Arzt und Palästinaforscher, besuchte die Kantonsschule in Trogen
  • Emil Walser (1909–1972), Komponist und Volksmusikant, lebte in Trogen
  • Ernst Wildi (1878–1939), Rektor der Kantonsschule Trogen von 1904 bis 1937, hat die Schule und deren Entwicklung nachhaltig geprägt, lebte in Trogen im Honnerlagschen Doppelpalast
  • Norbert Zeilberger (1969–2012), österreichischer Musiker, wirkte im Rahmen der J. S. Bach-Stiftung in Trogen, daselbst verstorben
  • Zellweger (16. Jh.–18. Jh.), Patrizierfamilie mit Zweig in Trogen
  • Eduard Zellweger (1901–1975), Jurist, Politiker und Diplomat, bürgerberechtigt in Trogen
  • Johann Caspar Zellweger (1768–1855), Kaufmann, Gelehrter und Philanthrop
  • Ulrich Zellweger (1804–1871), Bankier, Publizist und Gründer der Basler Missions-Handlungs-Gesellschaft

Literatur

  • Eugen Steinmann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden, Band 2: Der Bezirk Mittelland. Birkhäuser Verlag, Basel 1980, ISBN 3-7643-1174-6. (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 97.) S. 23–170.

Weblinks

Commons: Trogen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. 1850–1950: Historisches Lexikon der Schweiz
  6. Bernhard Anderes: Die Pfarrkirche Trogen. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 518). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1992, ISBN 978-3-85782-518-7.
  7. Hanspeter Strebel, Kathrin Barbara Zatti: «Es gibt Dinge, die brauchen Zeit.» Elisabeth Pletscher, Zeitzeugin des 20. Jahrhunderts. Appenzeller Verlag, Herisau 2005, ISBN 3-85882-410-0.