Friedrichskoog

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Wappen Deutschlandkarte
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Friedrichskoog
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Friedrichskoog hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 54° 1′ N, 8° 54′ OKoordinaten: 54° 1′ N, 8° 54′ O
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Dithmarschen
Amt: Marne-Nordsee
Höhe: 2 m ü. NHN
Fläche: 53,27 km2
Einwohner: 2523 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 47 Einwohner je km2
Postleitzahl: 25718
Vorwahlen: 04854, 04856
Kfz-Kennzeichen: HEI, MED
Gemeindeschlüssel: 01 0 51 034
Adresse der Amtsverwaltung: Alter Kirchhof 4/5
25709 Marne
Website: www.amt-marne-
nordsee.de
Bürgermeister: Gerd Dethlefs (KWV)
Lage der Gemeinde Friedrichskoog im Kreis Dithmarschen
KarteBrunsbüttelHeideMarneMeldorfWesselburenAlbersdorfArkebekAverlakBargenstedtBarkenholmBarltBergewöhrdenBrickelnBuchholz (Dithmarschen)BunsohBurgBusenwurthBüsumBüsumer DeichhausenDellstedtDelveDiekhusen-FahrstedtDingenDörplingEddelakEggstedtElpersbüttelEpenwöhrdenFedderingenFrestedtFriedrichsgabekoogFriedrichskoogGaushornGlüsingGroßenradeGrovenGudendorfHedwigenkoogHellschen-Heringsand-UnterschaarHelseHemmeHemmingstedtHennstedtHillgrovenHochdonnHollingstedtHövedeImmenstedtKaiser-Wilhelm-KoogKarolinenkoogKleveKrempelKronprinzenkoogKrumstedtKudenLeheLiethLindenLohe-RickelshofLundenMarnerdeichNeuenkirchenNeufeldNeufelderkoogNindorfNorddeichNorderheistedtNordermeldorfNorderwöhrdenNordhastedtOdderadeOesterdeichstrichOesterwurthOffenbüttelOsterradeOstrohePahlenQuickbornRamhusenRehm-Flehde-BargenReinsbüttelSankt AnnenSankt MichaelisdonnSarzbüttelSchafstedtSchalkholzSchlichtingSchmedeswurthSchrumSchülpStelle-WittenwurthStrübbelSüderdeichSüderdorfSüderhastedtSüderheistedtSüderheistedtTellingstedtTellingstedtTensbüttel-RöstTielenhemmeTrennewurthVolsemenhusenWallenWarwerortWeddingstedtWelmbüttelWennbüttelWesselburener DeichhausenWesselburenerkoogWesselnWesterborstelWesterdeichstrichWrohmWolmersdorfWöhrdenWindbergenWiemerstedtSchleswig-HolsteinFriedrichskoog
Karte

Friedrichskoog (kurz: Fri’ko bzw. Frie’ko oder als Spitzname: Friko rsp. Frieko, abgeleitet von der plattdeutschen Bezeichnung Friechskouch, die wiederum auf den Namen „Friech“ als traditionelle Dithmarscher-Platt-Version des Namens Friedrich verweist) ist eine Gemeinde im Südwesten des Kreises Dithmarschen (Schleswig-Holstein) zwischen der offenen Nordsee und der Elbmündung. Ursprünglich durch Landwirtschaft geprägt, kam Anfang des 20. Jahrhunderts die Fischerei hinzu. Mittlerweile ist es vor allem ein Touristenort. Vor der Küste im Nationalpark Wattenmeer liegen sowohl die Vogelschutzinsel Trischen als auch die größte deutsche Bohrinsel Mittelplate.

Geografie

Friedrichskoog liegt in der Marsch Süderdithmarschens. Das Land, das erst im 19. und 20. Jahrhundert eingedeicht wurde, ist ausnehmend fruchtbar. In der Elbmündung entwickelte es sich aus natürlicher Landgewinnung, die erst zum Entstehen der Dieksander Hallig – heute Friedrichskoog – dann zum entstehen des Dieksanderkoogs und heute zu umfangreichen Salzwiesen vor der Küste führte.

Die Salzwiesen zwischen Hafen und Trischendamm waren 2001 insgesamt 485 ha groß und bis zu 1,2 km breit. Ungefähr die Hälfte der Fläche wird intensiv beweidet, die andere Hälfte aus Naturschutzgründen nicht. Etwa 40 ha dienen als Spülfläche, um Schlick aufzunehmen, der aus dem Hafenbecken gebaggert wird. Seit den Naturschutzmaßnahmen nahm die Zahl der Vegetationstypen von 5 auf 17 zu, dominante für intensiv genutztes Grünland typische Gesellschaften wie der Andelrasen ist von 53 % auf 13 % gesunken, dafür zeigten sich erstmals beweidungsempfindliche Pflanzengesellschaften wie Strandquecken-Flur oder Salzmelden-Flur. Der 2001 am weitesten verbreitete Vegetationstyp war die Schlickgras-Flur, die ein Viertel der Fläche einnahm.[2] Im meerseitigen Anschluss an die Salzwiesen sowie auf der dem Hafen abgewandten Seite des Trischendammes liegt das Wattgebiet Mittelplate mit bis zu 12 km meerseitiger Ausdehnung.

Gemeindegliederung

Friedrichskoog (nochmals untergliedert in Friedrichskoog I–III), Friedrichskoog-Spitze, Kaiserin-Auguste-Viktoria-Koog (zudem unterteilt in Auguste-Viktoria-Koog I und II), Dieksanderkoog und Trischen.

Trischen ist eine 180 ha große Insel vor der Dithmarscher Küste, die auch als „Vogelinsel“ gilt. Mit Ausnahme eines Vogelwarts im Sommer ist sie unbewohnt; das Betreten der Insel ist verboten.

Geschichte

Die Gemeinde, benannt nach dem dänischen König Friedrich VII., entstand ab 1853 durch Eindeichungen aus der Nordsee und umfasste vor allem die damalige Insel Dieksand. Das Land wurde nach Beendigung des Deichbaus von der dänischen Krone verkauft.

Zur Gemeinde gehört der Dieksanderkoog (ehemals: Adolf-Hitler-Koog), der von 1933 bis 1935 eingedeicht und als nationalsozialistische Mustersiedlung geschaffen wurde.

Politik

Inoffizielles Wappen

Friedrichskoog führt kein Wappen. Ein inoffizielles Wappen und auch eine inoffizielle Hissflagge sind jedoch im Gemeindebild omnipräsent, auch wenn sie nicht von der Gemeinde selbst verwendet werden.

Das Wappen ist zweigeteilt. Es stellt oben einen Bauernhof dar, bestehend aus Wohnhaus und baulich abgesetztem Wirtschaftsgebäude (eine in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts übliche Form, die neben anderen in der Gemeinde zu finden ist; die beiden Gebäudeteile werden in der Regel durch einen kurzen, schmalen Küchen- und Waschküchen-Trakt verbunden, der in der Darstellung jedoch nicht zu erkennen ist), der auf die Fruchtbarkeit des Bodens verweisen soll; unten sind die Nordsee mit Brandung und ein Deich dargestellt. Eine Blasonierung existiert nicht.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Hochzeitsmühle in Friedrichkoog

In der Liste der Kulturdenkmale in Friedrichskoog stehen die in der Denkmalliste des Landes Schleswig-Holstein eingetragenen Kulturdenkmale.

Seit 1985 besteht in Friedrichskoog die Seehundstation Friedrichskoog. Sie ist die einzige zur Aufzucht von Heulern autorisierte Stelle an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. Ihr Aussehen wurde zahlreichen Fernsehzuschauern durch die Fernsehserie Hallo Robbie! bekannt, von der große Teile in der Station gedreht wurden.[3]

Unweit der Seehundstation verläuft in unmittelbarer Nähe zur Schleuse der 54. Breitengrad, das ist in etwa die gleiche geografische Breite wie Danzig oder die Kommandeur-Inseln in Alaska. Auf der Deichkrone befindet sich ein Gedenkstein, wobei sich der tatsächliche Verlauf aber einige 100 m weiter südlich jenseits der Schleuse befindet.

An der „Spitze“ befindet sich der 1935/36 erbaute Trischendamm. Während des Saison finden diverse Veranstaltungen zur Unterhaltung der Gäste statt, meist im oder in der Nähe des „Haus des Kurgastes“ im Ortsteil Spitze.

2008 wurde am Hafen ein 2.500 m² Indoor-Spielpark in der architektonisch interessanten Form eines Wals erbaut.

Wirtschaft

Kutterregatta im Hafen

Der wohl bedeutendste Wirtschaftszweig in Friedrichskoog ist der Tourismus. Zwar verfügt Friedrichskoog über keinen Sandstrand – weder natürlich noch künstlich – und kann seinen Gästen ausschließlich den Deich anbieten, dafür grenzt der Deich aber unmittelbar an das Wattenmeer und ermöglicht ausgedehnte Wattwanderungen. Im Rahmen der Förderung des Tourismus wurde seit Ende der 1970er der Bereich der „Spitze“ in mehreren Abschnitten massiv ausgebaut, wobei die bisher letzte größere Maßnahme 2007 begonnen wurde. Seit 2004 ist der Ortsteil Friedrichskoog-Spitze als Nordseeheilbad anerkannt; dort befindet sich auch eine große Kurklinik, die auf gemeinsame Aufenthalte mit Kindern spezialisiert ist.

Friedrichskoog verfügt an der Westküste über den Hafen mit den meisten registrierten Krabbenkuttern,[4] der nach Büsum und Husum der drittwichtigste Fischereihafen der Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste ist.[5] Hier findet jährlich eine Kutterregatta statt, die einen hohen touristischen Wert hat. Auf Landesebene gibt es dennoch Bestrebungen zur Schließung dieses Tidehafens.

Vor Friedrichskoog im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer befindet sich das größte deutsche Ölfeld, die Mittelplate. Gefördert wird von einer künstlichen Insel im Watt sowie seit 2000 auch von Friedrichskoog aus. Seit 2005 ist eine Pipeline von der Bohrinsel zum Förderbetrieb Holstein in Friedrichskoog in Betrieb. Dort erfolgt die Abtrennung des Öls von den übrigen Bestandteilen (vor allem Wasser) sowie eine Abtrennung des Ölgases. Die so aufbereiteten Produkte werden über eine Leitung nach Brunsbüttel gepumpt, wo teilweise eine Verarbeitung, teilweise eine Weiterleitung zur Raffinerie Heide in Hemmingstedt erfolgt.

Im östlichen Teil von Friedrichskoog gab es 2010 über 50 Windkraftanlagen zur Stromerzeugung, die überwiegend mit einer Leistung von je 500 bis 600 kW und Rotordurchmessern um 40 m in der Mitte der 1990er Jahre installiert wurden. Zunehmend werden diese durch größere, leistungsstärkere Anlagen ersetzt (Repowering), wobei sich die Anzahl reduziert.

Verkehr

Friedrichskoog ist mit dem Auto am besten über die B 5 zu erreichen, die man entweder in Marne oder ein Stück weiter nördlich verlassen muss. Der Eisenbahnbetrieb ist seit Mitte der 1970er eingestellt, die Gleisanlagen wurden mittlerweile komplett zurückgebaut. Der nächstgelegene Bahnhof ist in Sankt Michaelisdonn an der Marschbahn (Strecke Hamburg – Niebüll – Westerland), von dort verkehrt eine Buslinie über Marne nach Friedrichskoog.

Literatur

Zur Geschichte des Friedrichskoogs: Hans Michelsen: Chronik des Deich- und Hauptsielverbandes Dithmarschen. Hrsg.: Deich- und Hauptsielverband Dithmarschen. 2. Auflage. Band I: Geschichtliche Darstellung, Rechtsgrundlagen, Entstehung von Wasser- und Bodenverbänden und verbandliche Aktivitäten, Nr. 15. Hemmingstedt 2008, Kapitel 11.7.

Commons: Friedrichskoog – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2023 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Martin Stock et al.: Salzwiesen an der Westküste von Schleswig-Holstein 1986–2001. 1. Auflage. Boyens Buchverlag, Heide 2005, ISBN 3-8042-0703-0, S. 37–38.
  3. Pia Klatt, Kai Labrenz: Filmland Schleswig-Holstein. 1. Auflage. Boyens Buchverlag, Heide 2004, ISBN 3-8042-1138-0, S. 124.
  4. Tourismus-Service Friedrichskoog: Hafen Friedrichskoog. GLC Glücksburg Consulting AG, abgerufen am 5. August 2012.
  5. Abteilung Landesplanung des Innenministeriums des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg.): Raumordnungsbericht Küste und Meer 2005. Landesplanung in Schleswig-Holstein. Nr. 32. Pirwitz Druck & Design (Herstellung), Kiel 2006, S. 14 (PDF-Datei; 5,44 MB).