Iller
Iller | ||
![]() Verlauf und Einzugsbereich der Iller | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 114 | |
Lage | Deutschland, Bayern, Baden-Württemberg | |
Flusssystem | Donau | |
Abfluss über | Donau → Schwarzes Meer | |
Ursprung | Zusammenfluss von Breitach (links), Stillach (Mitte) und Trettach (rechts) bei Oberstdorf im Allgäu 47° 25′ 38″ N, 10° 16′ 26″ O | |
Quellhöhe | 783 m ü. NN | |
Mündung | Bei Ulm in die DonauKoordinaten: 48° 22′ 53″ N, 9° 58′ 23″ O 48° 22′ 53″ N, 9° 58′ 23″ O | |
Mündungshöhe | 468,3 m ü. NN | |
Höhenunterschied | 314,7 m | |
Sohlgefälle | 2,1 ‰ | |
Länge | 147 km | |
Einzugsgebiet | 2152 km² | |
Linke Nebenflüsse | Gunzesrieder Ach, Konstanzer Ach, Aitrach | |
Rechte Nebenflüsse | Ostrach, Rottach, Durach, Leubas, Buxach, Memminger Ach | |
Großstädte | Ulm | |
Mittelstädte | Sonthofen, Kempten, Memmingen, Illertissen, Vöhringen, Senden, Neu-Ulm | |
Schiffbarkeit | nur auf größeren Stauseen möglich | |
13 Kraftwerke und 4 Stauseen | ||
![]() Luftbild Oberes Illertal |
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Die Iller (lat. Hilaria; entwickelt aus dem lat. Begriff hilaris; dt. heiter, kelt. ilara = eilig; in einigen Atlanten und auf Straßenschildern der besseren Lesbarkeit wegen Jller geschrieben) ist ein rechter Nebenfluss der Donau. Der 147 Kilometer lange Fluss entsteht im Landkreis Oberallgäu und mündet bei Ulm in die Donau. Gemessen an ihrem Einzugsgebiet von 2.152 km² ist der Abfluss des Gebirgsflusses groß. Ihre Wasserführung von 70,9 m³/s übertrifft die der Donau deutlich, die am Zusammenfluss nur 53 m³/s heranführt und damit hydrologisch als Nebenfluss der Iller gelten könnte; mit diesem Abfluss liegt die Iller auf der Liste der Flüsse Bayerns auf dem siebten Platz und in Baden-Württemberg auf Platz fünf. Vom späten 3. Jahrhundert bis etwa 486 war sie Bestandteil der Verteidigungssystems Donau-Iller-Rhein-Limes.
Verlauf
Der Illerursprung liegt bei Oberstdorf im oberen Allgäu, dort entsteht die Iller durch den Zusammenfluss von Trettach (rechter Oberlauf), Stillach (mittlerer Oberlauf) und Breitach (linker Oberlauf). Die Breitach entsteht im österreichischen Kleinwalsertal, die anderen beiden Quellflüsse auf bayerischem Gebiet. Auf ihrem Weg nach Norden durchquert sie zunächst das Allgäu und passiert dabei die Städte Sonthofen, Immenstadt und Kempten. Die zweite Hälfte ihres Laufes führt durch Oberschwaben, wo ihr ungefähr die Landesgrenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern folgt, ehe sie schließlich südwestlich der Ulmer Stadtmitte in die von Westen kommende Donau mündet.
Nebenflüsse der Iller
Die Zuflüsse der Iller in ihrer Reihenfolge (Süd nach Nord), aufgeteilt in linke und rechte Zuflüsse:
linke
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rechte
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Die Weihung war bis zur Verlegung ihres untersten Abschnittes im Jahr 2003 ebenfalls ein linker Nebenfluss der Iller. Nun mündet sie direkt in die Donau.
Talabschnitte
Die naturräumliche Gliederung des Instituts für Landeskunde unterscheidet im Verlauf der Iller von den Alpen zum Alpenvorland einige naturräumliche Einheiten ganz verschiedenen Typs:
- Mit Illertal[2] (vormals auch Becken und Talböden im Ostteil der Vorarlberg-Allgäuer Alpen[3]; Haupteinheit 901) wird das randalpine, bis Rauhenzell reichende Oberstdorfer Becken (ehemalige Haupteinheit 012)[4] bei Oberstdorf mitsamt den schmaleren Oberlauf-Nebentälern Kleines Walsertal (901.1), Stillachtal (901.2), Trettachtal (901.3), Tal der Gunzesrieder Ach (901.4) und Ostrachtal (901.5) zusammengefasst.
- Es schließt sich ein kurzes (Molasse-)Durchbruchstal an, das das Hügelland von Akams (22.4) vom sich östlich anschließenden Rottachberg (24.0) trennt.
- Die Iller durchfließt fortan das Iller-Jungmoränenland (035):
- Bis etwa Rottach verläuft der Fluss in südöstlicher Randlage durch die Senke von Niedersonthofen (35.04)
- Es folgt ein Durchbruch durch Randmoränen an der Nahtstelle der sich nach Norden ziehenden Drumlinhügelland von Kempten-Waltenhofen (35.03) und der Platte von Moosbach (35.13).
- Bei Martinszell beginnent das schmale Kempter Illertal (035.04) mit der Stadt Kempten.[3] Im sogenannten Illerdurchbruch in Kempten befindet sich auch die Georgsinsel.
- Um den Unterlauf des Flusses ab Krugzell liegt das sich in Terrassen öffnende Untere Illertal (044) mit Memmingen als zentralem Ort, das sich kurz vor der Mündung bei Neu-Ulm wieder verschmälert.[3][5]
Energiegewinnung
Der Fluss wird stark zur Energiegewinnung genutzt. Drei der vier großen deutschen Energieversorgungsunternehmen betreiben insgesamt dreizehn Laufwasserkraftwerke an Staustufen und Seitenkanälen der Iller. Am Oberlauf betreibt die Bayerische Elektrizitätswerke GmbH (eine Tochter der Lechwerke AG (LEW), die wiederum zu etwa 90 % der RWE Energy gehört) zwischen Altusried und Lautrach fünf Kraftwerke mit einer Maximalleistung von 31 MW.[6] Das Allgäuer Überlandwerk betreibt vier Laufwasserkraftwerke in Kempten. Flussabwärts folgen die fünf Illerkraftwerke der EnBW Energie Baden-Württemberg AG zwischen Aitrach und Dettingen mit einer Leistung von 47 MW.[7] Schließlich befinden sich am Unterlauf drei Kraftwerke der mehrheitlich zur E.ON Wasserkraft GmbH gehörenden Unteren Iller AG[8] am Illerkanal zwischen Altenstadt und Illertissen.[9] Ein weiteres 0,8 MW Wasserkraftwerk soll bis 2011 errichtet werden.[10]
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Städte und Dörfer an der Iller
Die folgenden Orte liegen an der Iller, in Klammern gegebenenfalls die Höhe des regulären Illerpegels/Stauziels über Normalnull:[11]
Kempter Illertal:
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Illerbeurer Illertal:
Landkreis Unterallgäu, Bayern
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Landesgrenze
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Unteres Illergrieß:
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Änderung des Flusslaufes in Kempten
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d0/Grundri%C3%9F_des_Ihler_Flusses_1730.jpg/220px-Grundri%C3%9F_des_Ihler_Flusses_1730.jpg)
Im Mittelalter floss die Iller in Kempten (Allgäu) ursprünglich westlich des Burghaldehügels, bis man im 13. Jahrhundert den Flusslauf in den Osten der Erhebung verlegte. Da der Untergrund von Kempten durch Sedimente der aufgerichteten Vorlandmolasse aufgebaut wird, mussten hierfür abschnittsweise zwei Sandsteinhorizonte dieser Formation abgetragen werden. Die Arbeiten an dem für damalige Zeiten ambitionierten und waghalsigen Projekt beschäftigten mehrere Generationen.[12] Die genauen Daten und Abläufe dieser spätmittelalterlichen Flussbettverlegung sind auch heute noch nicht vollständig geklärt. Man gewann dabei durch Aufschüttung viel Siedlungsfläche, um den Preis von Nachteilen, die sich immer noch auswirken. Das ehemalige Flussbett, auf dem heute etwa das Rathaus oder das Theater der Stadt stehen, führt nämlich im Untergrund Wasser. Bei Erweiterungen des Stadttheaters in den 1960ern hatte man deshalb beim Aushub immer wieder Wassereintritt zu beklagen und nach der Baufertigstellung stand zentimeterhoch Wasser in den im Untergeschoss untergebrachten Toiletten. Man hatte auf eine Bodenwanne verzichtet, deren Bau in solchen Fällen damals schon üblich war. Im Jahr 2007 wurde der Bau nachträglich damit ausgerüstet.[13]
Sonstiges
Vor dem Bau des Illerkanals 1917 war der Fluss ein ungebändigter und unberechenbarer Gebirgsfluss. So kam es nach schweren Gewittern und zweitägigen starken Regenfällen am 13. und 14. Juni 1910 im gesamten oberen Bereich der Iller zu mehreren Überschwemmungen. Am 14. Juni 1910 rissen die Fluten die Illerbrücke bei Egelsee in der Nähe von Memmingen mit sich. Auch Teile des Dammes zwischen Illertissen und Dietenheim barsten. Am Freitag den 16. Juni 1910 gegen 23 Uhr brachten die Wassermassen die mächtige Holzbrücke zwischen den beiden Ortschaften zum Einsturz. Darauf wurden Soldaten des Königlich Württembergisches Pionier-Bataillons Nr. 13 aus Ulm zu Hilfe gerufen.[14]
Beim Iller-Unglück im Jahr 1957 ertranken bei einer Übung 15 wehrpflichtige Soldaten der Bundeswehr in der Iller, als ein Unteroffizier der 2. Kompanie des Luftlandejägerbataillons 19 aus der Prinz-Franz-Kaserne in Kempten seinen Untergebenen befahl, ungesichert den Fluss zu durchqueren.
Entlang des Flusses führt der Iller-Radweg von Ulm in Richtung Oberstdorf. Wandern an seinem Ufer und Rafting sind sehr beliebt. Einmal im Jahr findet in Immenstadt der Iller-Marathon statt.
An der Fischener Eisenbahnbrücke der Strecke Immenstadt–Oberstdorf über die Obere Iller kam es am Mittelpfeiler bei Hochwasser wiederholt zu Verklausungen, die zu Überschwemmungen führten. Dieses Problem soll durch eine neue pfeilerlose Brücke gelöst werden, deren Bau im Herbst 2011 begonnen werden soll.[15] Die Iller ist der erste Nebenfluss der Donau, der für die Flößerei von Bedeutung war. Siehe Hauptartikel Flößerei auf der Iller. Ende des 19.Jahrhunderts wurde der Flussabschnitt der Iller nördlich ab Memmingen, wo sie in breitem Bett fließt, vertieft und damit schiffbar gemacht.
Die Iller wird in Kempten von drei historischen Brücken überquert: Die König-Ludwig-Brücke, die einzige ihrer Art in Deutschland sowie den Oberen Illerbrücken, die größten Stampfbetonbrücken der Welt. Alle drei Brücken überqueren die tiefe Schlucht im Süden von Kempten, dienten zumindest zeitweise dem Bahnverkehr und liegen eng beieinander.
Das Merksprüchlein für die bayrischen Zuflüsse der Donau beginnt mit der Iller: "Iller, Isar, Lech und Inn fließen rechts zur Donau hin. Altmühl, Naab und Regen fließen links entgegen."'
Literatur
- Franz X. Bogner: Allgäu und Iller aus der Luft. Theiss-Verlag 2009. ISBN 978-3-8062-2236-4.
- Otto Kettemann, Ursula Winkler (Hrsg.): Die Iller, 2000, ISBN 3-931915-05-0 (2. erweiterte Auflage)
- Peter Nowotny: Die Iller und ihr Tal, 1999, Verlag Eberl, ISBN 3-920269-08-X
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Donaugebiet 2006 Einzelblatt Pegel Wiblingen. Bayerisches Landesamt für Umwelt, abgerufen am 4. Oktober 2017, Auf: hnd.bayern.de (PDF, deutsch).
- ↑ Hansjörg Dongus: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 188/194 Kaufbeuren/Mittenwald. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1993. → Online-Karte (PDF, 6,6 MB)
- ↑ a b c Hansjörg Dongus: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 187/193 Lindau/Oberstdorf. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1991. → Online-Karte (PDF, 6,3 MB)
- ↑ Emil Meynen, Josef Schmithüsen: Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands. Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen/Bad Godesberg 1953–1962 (9 Lieferungen in 8 Büchern, aktualisierte Karte 1:1.000.000 mit Haupteinheiten 1960), nunmehr Einheit 901.0).
- ↑ H. Graul: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 179 Ulm. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1952. → Online-Karte (PDF, 5,0 MB)
- ↑ Vgl. Bayerische Elektrizitätswerke GmbH, Kraftwerksdaten. Abgerufen am 21. Juni 2009.
- ↑ Vgl. EnBW Energie Baden-Württemberg AG, Die Illerkraftwerke. (pdf; 204 kB) Abgerufen am 21. Juni 2009.
- ↑ Gemäß Jahresabschluss 2007 werden 60 Prozent der Anteile von der E.ON Wasserkraft GmbH (Landshut) und 40 Prozent von der Bayerischen Elektrizitätswerke GmbH (Augsburg) gehalten. Die Betriebsführung erfolgt durch die E.ON Wasserkraft GmbH; vgl. Elektronischer Bundesanzeiger. , abgerufen am 21. Juni 2009.
- ↑ Vgl. "Untere Iller AG (UIAG) investiert in ökologische Maßnahmen an der Iller", Pressemeldung vom 7. Mai 2009, S.3. (pdf) Abgerufen am 21. Juni 2009.
- ↑ Vgl. Lechwerke AG (LEW), Geschäftsbericht 2009, S.30. (PDF) Abgerufen am 2. Januar 2011.
- ↑ Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- ↑ Birgit Kata: Der Schauraum Erasmuskapelle in Kempten (Allgäu). 1. Auflage. Kunstverl. Fink, Lindenberg 2011, ISBN 978-3-89870-706-0.
- ↑ Birgit Kata: Vorhang auf! 400 Jahre Theater in Kempten. 1. Auflage. LIKIAS, Kempten/Friedberg 2007, ISBN 3-9807628-8-2, S. 34–38.
- ↑ Augsburger Allgemeine: Der Tag, als die Brücke brach vom 14. Juni 2006, abgerufen am 28. Oktober 2010
- ↑ Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, "Vertrag zur Erneuerung der Illerbrücke in Fischen unterzeichnet", Pressemeldung vom 19. Juni 2009. Abgerufen am 19. Juni 2009.
- Flusssystem Iller
- Fluss in Europa
- Fluss in Bayern
- Illertal
- Fluss in Baden-Württemberg
- Gewässer im Landkreis Unterallgäu
- Gewässer im Landkreis Neu-Ulm
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