Oberbarnim

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Wappen Deutschlandkarte
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Oberbarnim
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Oberbarnim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 36′ N, 14° 2′ OKoordinaten: 52° 36′ N, 14° 2′ O
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Märkisch-Oderland
Amt: Märkische Schweiz
Höhe: 95 m ü. NHN
Fläche: 52,72 km2
Einwohner: 2026 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 38 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 15377, 15345
Vorwahlen: 033433, 03341, 033436, 033437
Kfz-Kennzeichen: MOL, FRW, SEE, SRB
Gemeindeschlüssel: 12 0 64 370
Adresse der Amtsverwaltung: Hauptstraße 1
15377 Buckow (Märkische Schweiz)
Bürgermeister: Lothar Arndt
Lage der Gemeinde Oberbarnim im Landkreis Märkisch-Oderland
KarteAltlandsbergAlt TuchebandBad FreienwaldeBeiersdorf-FreudenbergBleyen-GenschmarBliesdorfBuckowFalkenbergFalkenhagenFichtenhöheFredersdorf-VogelsdorfGarzau-GarzinGolzowGusow-PlatkowHeckelberg-BrunowHöhenlandHoppegartenKüstriner VorlandLebusLetschinLietzenLindendorfMärkische HöheMünchebergNeuenhagen bei BerlinNeuhardenbergNeulewinNeutrebbinOberbarnimOderauePetershagen/EggersdorfPodelzigPrötzelRehfeldeReichenow-MöglinReitweinRüdersdorf bei BerlinSeelowStrausbergTreplinVierlindenWaldsieversdorfWriezenZechinZeschdorfBrandenburg
Karte

Die Gemeinde Oberbarnim liegt im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg.

Sie entstand am 31. Dezember 2001 aus dem freiwilligen Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Bollersdorf/Pritzhagen, Klosterdorf und Grunow.[2] Die bis dahin selbstständige Gemeinde Ihlow wurde am 26. Oktober 2003 eingemeindet.[3]

Gemeindebildung und Namensstreit

Wappen des Ortsteils Klosterdorf

Die drei Gemeinden Bollersdorf, Grunow und Klosterdorf beschlossen 2001 den Zusammenschluss zur Gemeinde Märkische Schweiz. Nach der Bestätigung dieses Gemeindezusammenschlusses durch Wahlabstimmung der betroffenen Bürger und nachfolgender Vertragsunterzeichnung der Bürgermeister erhoben die benachbarte Stadt Buckow (Märkische Schweiz) und die Gemeinde Waldsieversdorf Einspruch gegen den neuen Gemeindenamen, der auch für die gemeinsame Region und das Amt steht. Als Kompromiss wurde der neue Ortsname in Oberbarnim geändert.

Dieser Ortsname führt zu etwas Verwirrung, da die Gemeinden dem Amt und der Region Märkische Schweiz angehören, die seit 1890 als Tourismusregion etabliert ist. Die Territorien von Bollersdorf und Pritzhagen sind Teil der Märkischen Schweiz. Hier befindet sich das Wahrzeichen der Märkischen Schweiz, die Wurzelfichte, die jedoch während des Orkans Kyrill umstürzte. Im Südosten schließt das als Naturschutzgebiet ausgewiesene Stobbertal das Gemeindegebiet ab.

Die heutige Region Oberbarnim im weiter nördlich gelegenen Landkreis Barnim befindet sich rund um die Stadt Eberswalde. Von 1818 bis 1952 war Oberbarnim die Bezeichnung des gleichnamigen Landkreises, welcher weitgehend dem späteren Kreis Eberswalde entsprach. Zutreffend ist der Ortsname, wenn die geologischen Grenzen betrachtet werden. So verläuft die Grenze zwischen (Ober-)Barnim und der Lebuser Hochfläche zwischen den Gemeinden Buckow und Bollersdorf. Aufgrund der Grenzlage entstand während der letzten Eiszeit eine typische Landschaft, die heute Märkische Schweiz genannt wird.

Gemeindeteile

Bollersdorf

Kirche in Bollersdorf

Bollersdorf ist ein Ort mit 400 Einwohnern. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus 1375 als Boldewinstorff. Im Mittelalter gehörte der Ort zum Besitz des Zisterzienserinnen-Klosters Friedland. Westlich des Ortes befindet sich der Bollersdorfer Stein, ein Granitstein mit etwa 18 m Umfang. Damit ist er der größte Findling der Märkischen Schweiz. Sehenswert ist weiter die Dorfkirche Bollersdorf, eine gotische Feldsteinkirche aus dem 15. oder beginnenden 16. Jahrhundert.[4]

Pritzhagen

Das Dorf Pritzhagen, zu dem der Wohnplatz Tornow am Nordufer des Großen Tornowsees gehört, wurde erstmals im Jahr 1300 als prouesthagen erwähnt. 1412 wurde es als Probsthagen und 1608 als Prizhagen verzeichnet. Laut Brandenburgischem Namenbuch wurde der Name von Probsthain, einem Ortsteil des sächsischen Belgern-Schildau, übertragen. Dieser Ort wurde wiederum 1201 als Provesteshagen genannt und war im Besitz des Klosters Lauterberg bei Halle (Saale), sodass der erste Namensbestandteil auf Propst zurückgeführt wird. Der Anhang -hagen wird mit Hag erklärt.[5] Die Geschichte des Angerdorfs wurde über Jahrhunderte von märkischen Adelsfamilien wie von Itzenplitz, von Oppen und von Reutz geprägt. Ende des 18. Jahrhunderts trieb insbesondere die Pritzhagener Gutsherrin Helene Charlotte von Friedland, die als „Frau von Friedland“ bekannt wurde, die Entwicklung voran.[6]

2004 sanierter Dorfanger in Pritzhagen

Die Feldsteinkirche am Dorfanger stammt aus dem 14./15. Jahrhundert. Der rechteckige Bau wurde im 18. Jahrhundert stark verändert und hat einen eingezogenen quadratischen Westturm, der 1841 als Ersatz für den hölzernen Turm geschaffen wurde. Die gemauerte und verputzte Altarmensa geht wahrscheinlich auf das 18. Jahrhundert, der hölzerne Altaraufsatz mit seitlichen Akanthuswangen auf die Jahre 1730/40 zurück. Links vom Altar befindet sich eine hölzerne Taufe, auch die Kanzel ist hölzern gefasst.[7][8] Während das Dorf selbst auf dem Barnimplateau liegt, fällt der Südteil der Pritzhagener Gemarkung im reliefstarken Barnimsüdhang zum Stobbertal ab. In den Hang haben sich tiefe Kerbtäler (Kehlen) wie die Wolfsschlucht über dem Kleinen Tornowsee oder die Silberkehle über dem Großen Tornowsee geschnitten. Am Stobber, der die Grenze zu Buckow bildet, befindet sich die 1375 ersterwähnte Pritzhagener Mühle, die als älteste Gaststätte der Märkischen Schweiz gilt.[9]

Klosterdorf

Als Clostertorp war das Dorf spätestens 1241 im Besitz des Klosters Zinna. Laut Landbuch Karls IV. hatte der Ort 1375 zwar 70 Hufen, lag aber wüst. Erst 1471 lassen sich neue Bewohner nachweisen. Im Kreuzangerdorf befinden sich viele gut erhaltene Feldsteinbauten, darunter die Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert. Die vierteilige Kirche, ein Bau vollständigen Typs, besteht aus einem querrechteckigen Westturm, einem Schiff gleicher Breite und einem leicht eingezogenen Chor mit östlich abschließender Apsis.[10]

Grunow

Grunow wurde, soweit bekannt, erstmals 1315 in einer Strausberger Urkunde im Namen des Ratsherrn Conradus de Grunow erwähnt. 1375 gibt das Landbuch für das Dorf 62 Hufen an. Die ungewöhnliche Lage der Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert am Ostrand des heutigen Ortes weist darauf hin, dass Grunow vorübergehend wüst fiel und etwas nach Westen verlagert wiederaufgebaut wurde. Die Dorfkirche Grunow weist im Mauerwerk bemerkenswerte Schachbrettsteine und einen laut Matthias Friske in der Region einmaligen Stein mit einem Jerusalemkreuz auf.[11] Als heutiger Wohnplatz gehört das ehemalige Vorwerk Ernsthof zu Grunow.

Ihlower Kirche aus dem 13. Jahrhundert

Ihlow

Das über 1000 Jahre alte Dorf Ihlow zählt 170 Einwohner. Die spätromanische Kirche von Ihlow, einer der ältesten Sakralbauten auf dem Oberbarnim, wurde um 1240 erbaut. In dem nach 1945 erneuerten Turm hängt eine um 1300 gegossene Glocke. Bei Restaurierungsarbeiten im Innern hat man im Chor Reste alter Rötelzeichnungen freigelegt. Weitere Sehenswürdigkeit in Ihlow ist das alte Gutshaus (erbaut um 1760, wesentliche Umbauten um 1900). Zu DDR-Zeiten waren dort das Gemeindebüro, eine Schwesternstation, der Kindergarten, eine Gaststätte und ein HO-Lebensmittelladen untergebracht. Nach zwischenzeitlicher Nutzung als Seminar- und Erholungszentrum ist es seit dem 31. Dezember 2009 ungenutzt.[12]

Bevölkerungsentwicklung

Die Bevölkerung im Gebiet des heutigen Oberbarnim stagniert seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Selbst die Zuwanderung von Vertriebenen in der Mitte des 20. Jahrhunderts hat den säkularen Stagnationsprozess nur kurzfristig unterbrochen.

Bevölkerungsentwicklung seit 1875.
- Blaue Linie: Bevölkerungsentwicklung des Gebietes in den heutigen Grenzen.
- Gepunktete Linie: Normierte Bevölkerungsentwicklung des Landes Brandenburg.
Oberbarnim:
Bevölkerungsentwicklung in den heutigen Grenzen (2013)
Jahr Einwohner
1875 1 389
1890 1 329
1910 1 263
1925 1 507
1933 1 350
1939 1 458
1946 1 757
1950 2 080
1964 1 713
1971 1 555
Jahr Einwohner
1981 1 516
1985 1 498
1989 1 470
1990 1 451
1991 1 454
1992 1 422
1993 1 388
1994 1 408
1995 1 393
1996 1 408
Jahr Einwohner
1997 1 418
1998 1 454
1999 1 441
2000 1 454
2001 1 454
2002 1 453
2003 1 517
2004 1 496
2005 1 496
2006 1 521
Jahr Einwohner
2007 1 500
2008 1 506
2009 1 465
2010 1 434
2011 1 422
2012 1 372
2013

Die Quellen der Daten finden sich detailliert in den Wikimedia Commons[13].

Sehenswürdigkeiten

Siehe Liste der Baudenkmale in Oberbarnim mit den in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Baudenkmalen, die zum Teil von der 2012 eröffneten Oberbarnimer Feldsteinroute berührt und auf Informationstafeln erläutert werden.

Persönlichkeiten

Literatur

Commons: Oberbarnim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg Dezember 2023 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001
  3. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
  4. Matthis Friske, S. 108.
  5. Reinhard E. Fischer: Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin, Band 13 der Brandenburgischen Historischen Studien im Auftrag der Brandenburgischen Historischen Kommission, be.bra wissenschaft verlag, Berlin-Brandenburg 2005, ISBN 3-937233-30-X, ISSN 1860-2436, S. 134, 197f.
  6. Lokale Aktionsgruppe Märkische Schweiz e. V.: Pritzhagen.
  7. Evangelische Kirchengemeinden im Pfarrsprengel Haselberg: Historische Informationen zur Dorfkirche Pritzhagen.
  8. Lokale Aktionsgruppe Märkische Schweiz e. V.: Feldsteinkirche Pritzhagen.
  9. Zwischen Flossen und Flügeln: 4) Pritzhagener Mühle. Flyer des Besucherzentrums Drei Eichen, Buckow, ohne Datum (erhalten 2011).
  10. Matthias Friske, S. 210–213.
  11. Matthias Friske, S. 163, 165.
  12. http://www.landhaus-ihlow.de/
  13. Population Projection Brandenburg at Wikimedia Commons
  14. Bernhild Vögel: Ein kurzer Lebensweg – Der Fall Erna Wazinski. Arbeitsmaterialien für die schulische und außerschulische Jugendbildungsarbeit, S. 1