Ducati Multistrada 1200 Enduro

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Mai 2016 um 14:25 Uhr durch Luke081515 (Diskussion | Beiträge) (QS erl; form). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ducati
Multistrada 1200 Enduro
Hersteller Ducati Motor Holding S.p.A.
Verkaufsbezeichnung Multistrada 1200 Enduro
Produktionszeitraum ab 2016
Klasse Motorrad
Bauart Reiseenduro
Motordaten
Flüssigkeitsgekühlter V-Motor mit zwei Zylindern
Hubraum (cm³) 1198
Leistung (kW/PS) 118/160 bei 9500 min−1
Drehmoment (N m) 136 bei 7500 min−1
Höchst­geschwindigkeit (km/h) 240
Getriebe 6-Gang
Antrieb Kettenantrieb
Bremsen vorn Ø 330 mm Doppelscheibenbremse
hinten Ø 265 mm Scheibenbremse, ABS
Radstand (mm) 1594
Sitzhöhe (cm) 87
Leergewicht (kg) 254 (fahrbereit)
Vorgängermodell Ducati Multistrada 1200

Die Ducati Multistrada 1200 Enduro ist ein geländegängiges Motorrad des italienischen Fahrzeugherstellers Ducati. Die Reiseenduro wurde am 17. November 2015 auf der internationalen Motorradmesse EICMA[1] in Mailand der Presse vorgestellt[2] und wird in Borgo Panigale hergestellt.

Die Verkaufsbezeichnung Multistrada [ˈmʌltiˈstra:da] ist ein Kunstwort aus Multi (deutsch viele) und italienisch Strada (deutsch Straße), der Zusatz Enduro (enˈdʊroʊ, von Endurance) weist auf die verbesserte Geländegängigkeit dieser Variante hin.

Veränderungen gegenüber dem Basismodell

Basis der Enduro-Version ist die seit 2014 produzierte Multistrada 1200 S mit dem Zweizylindermotor mit variabler Ventilsteuerung (DVT).[3] Der Vorderraddurchmesser wurde von 17 auf 19 Zoll vergrößert und die Ein- durch eine verlängerte sowie steifere Zweiarmschwinge ersetzt, um die Geländegängigkeit zu verbessern.[4] Die Federwege wurden um 30 auf 200 mm verlängert, wodurch sich die Bodenfreiheit auf 205 mm erhöhte.[5] Der Lenkkopfwinkel ist mit 65 Grad etwas steiler ausgeführt, wodurch die Lenkung agiler wird. Die Ergonomie wurde durch Änderungen der Lenkergeometrie, der Fußrasten und einer schmaleren Sitzform für das stehende Fahren optimiert. Das Bremspedal ist höhenverstellbar.[3] Die seitlichen Kühlerverkleidungen sind großflächiger und in Aluminium statt in Kunststoff ausgeführt.[4] Der Kraftstofftank wurde zugunsten einer größeren Reichweite um 10 auf insgesamt 30 Liter Fassungsvermögen vergrößert. Die Gussfelgen wurden durch Kreuzspeichenfelgen ersetzt. Der erste Gang wurde rund 25 % kürzer übersetzt und das Motormapping modifiziert, um das Ansprechverhalten des Antriebs bei niedrigen Drehzahlen zu verbessern.[3] Nach Herstellerangabe wurden rund 266 Teile unter der Leitung von Frederico Valentini modifiziert.[6]

Konstruktion

Antrieb

Der Testastretta 11° genannte Motor stammt ursprünglich vom Superbike Ducati 1198. Der flüssigkeitsgekühlte Zweizylindermotor erzeugt aus 1198 cm³ Hubraum eine Nennleistung von Vorlage:KW2Ps und ein maximales Drehmoment von 136 Nm bei einer Drehzahl von 7500 min−1. Die zwei Zylinder des V-Motors haben einen Zylinderwinkel von 90 Grad. Die vier Ventile je Zylinderkopf werden von zwei obenliegendenen Nockenwellen über eine Desmodromik angesteuert. Die zwei Zylinder haben eine Bohrung von 106 mm Durchmesser, die Kolben einen Hub von 67,9 mm bei einem Verdichtungsverhältnis von 12,5:1.

Das Motorrad hat eine Massenleistungsdichte von 0,7111 PS/kg, beschleunigt in 3,2 Sekunden[3] von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h.[4] Der Viertaktmotor verbraucht nach Herstellerangabe durchschnittlich 6,5 Liter Kraftstoff auf 100 km[3] und hat eine theoretische Reichweite von 450 km.[2]

Die Leistungsabgabe wird elektronisch geregelt (Ride-by-Wire) und umfasst sowohl eine mehrstufige Traktionskontrolle als auch eine „Wheelie-Control“, die das durch starkes Beschleunigen ausgelöste Aufsteigen des Vorderrades verhindert. Über verschiedene „Riding Modes“, eine wählbare Programmierung, die über Lenkerschalter einstellbar ist, kann das Ansprechverhalten der elektronischen Unterstützung angewählt werden. Außerdem steht eine Geschwindigkeitsregelanlage (Tempomat) zur Verfügung.

Fahrwerk

Das Fahrwerk baut auf einem Gitterrohrrahmen aus Stahl auf und hat ein mittragende Motor-Getriebe-Einheit. Die vordere Upsidedown-Gabel von Marzocchi hat Ø 48 mm Standrohrdurchmesser und 200 mm Federweg. Die hintere Zweiarmschwinge aus Leichtmetallguss hat ein Zentralfederbein von Sachs mit Hebelsystem und 200 mm Federweg. Das „Ducati Skyhook Suspension“ (DSS) passt die Zug- und Druckstufendämpfung der Sachs-Federelemente innerhalb von 10 Millisekunden an die Fahrbahnverhältnisse an.[7] Der Nachlauf beträgt 110 mm. Die Felgengrößen betragen 3,0×19″ vorn und 4,5×17″ hinten. Die Bereifung hat vorne die Maße 120/70-19 und hinten 170/60-17.

Die Kraftumwandlung erfolgt durch ein klauengeschaltetes Sechsganggetriebe mit Schrägverzahnung, die Krafttrennung durch eine hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung. Eine Kette im Sekundärantrieb überträgt das Drehmoment von der Getriebeausgangswelle auf die Hinterachse.

Das Trockengewicht mit Antiblockiersystem ist 225 kg, das fahrbereite Gewicht 254 kg. Die maximale Zuladung beträgt 211 kg, die Zulässige Gesamtmasse 465 kg.

Bremsanlage

Eine schwimmend gelagerte Doppelscheiben-Bremse mit Ø 330 mm Durchmesser und einem 4-Kolben-Radial-Festsattel von Brembo verzögert das Vorderrad. Am Hinterrad arbeitet eine Einscheibenbremse mit Ø 265 mm Durchmesser und Doppel-Kolben-Schwimmsattel. Die Bremsanlage wird von einem abschaltbaren, teilintegralen Antiblockiersystem mit Kurvenfunktion von Bosch (9.1ME) unterstützt. Abhängig vom gewählten Fahrmodus benötigt das Motorrad für die Verzögerung von 100 km/h in den Stand eine Strecke von mindestens 39,8 Metern.

Kraftstoffversorgung

Die Gemischbildung geschieht durch eine elektronische Kraftstoffeinspritzung. Die Zündung erfolgt digital gesteuert durch zwei transistorgesteuerte Zündkerzen je Zylinder. Der Hersteller empfiehlt die Verwendung von bleifreiem Motorenbenzin mit einer Klopffestigkeit von mindestens 95 Oktan. Der Kraftstofftank hat ein Volumen von 30 Liter, davon sind 4 Liter Reserve. Die Abgasnachbehandlung erfolgt durch einen geregelten Drei-Wege-Katalysator mit zwei Lambdasonden und unterschreitet die Grenzwerte der Schadstoffklasse EURO4. Der Motor erzeugt durchschnittlich 129,9 g/km Kohlenstoffdioxid. Die zwei Abgaskrümmer der 2-in-1-Auspuffanlage münden am Heck auf der rechten Fahrzeugseite in einen hochgelegten Endschalldämpfer aus Aluminium.

Elektrik

Die Starterbatterie hat eine Kapazität von 12 Amperestunden und versorgt den elektrischen Anlasser. Die Lichtmaschine erzeugt eine elektrische Leistung von 520 Watt. Das Motorrad hat zwei Steckdosen mit 12-Volt-Versorgung. Die Instrumentalisierung ist als Flüssigkristallanzeige ausgeführt, im Cockpit kommt ein Farb-TFT-Display mit 12,7 cm Bildschirmdiagonale zum Einsatz. Ferner verfügt das Enduro-Modell über LED-Scheinwerfer mit Kurvenlicht.

Marktpositionierung

Die Multistrada Enduro ist zum Zeitpunkt der Markteinführung in der Klasse der Reiseenduros zusammen mit der KTM 1290 Super Adventure das leistungsstärkste Motorrad. Konkurrenzmodelle sind unter anderem:[8]

Hersteller Name Motor Hubraum kW PS Nm
Ducati Multistrada 1200 Enduro V2 1198 118 160 136
KTM 1290 Super Adventure V2 1301 118 160 140
Triumph Tiger Explorer R3 1215 101 137 121
Honda VFR1200X Crosstourer V4 1237 95 129 126
Aprilia ETV 1200 Caponord V2 1197 94 128 116
Benelli TreK 1130 R3 1131 92 125 112
BMW R 1200 GS Adventure (K51) B2 1170 92 125 125
Yamaha XT1200Z Super Ténéré R2 1199 81 110 114

Kritiken

„Dem martialisch wuchtigen Technik-Look der Konkurrentinnen setzt die Ducati eine gewisse Eleganz und Grazie entgegen. Auf den allerersten Metern in schwierigem Gelände kommt man sich deshalb so vor, als zwinge man Anna Ewers zum Schlammcatchen. Doch das gibt sich. Während unserer mehrstündigen Offroad-Runde entstand der Eindruck: Wo sich eine GS Adventure durchtankt, kann man auch mit der Multistrada Enduro klarkommen.“

Walter Wille: Frankfurter Allgemeine Zeitung[5]

„Für wen ist die Multistrada 1200 Enduro gedacht? Zunächst einmal bestimmt nicht für Hart-Enduristen. Moderne, schwere Reiseenduros sind für den 90-prozentigen Straßeneinsatz konzipiert, die Multistrada 1200 Enduro verschiebt das Verhältnis vielleicht auf 80 Prozent Asphalt. Sie ist erwägenswert für Reiselustige, die gerne lange Distanzen abreißen und die auch vor Schotterpisten nicht zurückschrecken.“

Florian Pillau: Heise online[4]

„Schlussendlich muss man Ducati für seine Multistrada 1200 Enduro große Anerkennung zollen: Die Konzeption ist gut, auch die Umsetzung ist gelungen und in nahezu allen Punkten zudem sehr praxisgerecht. Für einen Hersteller, der bislang keine Offroad-Kompetenz vorzuweisen hat, ist diese Duc sogar ein unglaublich starker Aufschlag.“

Ulf Böhringer: Rheinische Post[3]

“Overall, I would say the Multistrada Enduro is perfectly capable of conquering just about any dirt road and modest trail, but it is really a bit too heavy and much too expensive to consider extreme conditions riding or serious air time. Sure I could be done, but one imagines that lovely new brushed aluminium bodywork will be just as fearsomely expensive to replace as any other Ducati bodywork.”

„Zusammenfassend würde ich sagen, dass die Multistrada Enduro absolut fähig ist, unbefestigte Straßen und anspruchslose Pfade zu bewältigen, doch ist sie wirklich ein wenig zu schwer und viel zu teuer, um sie für extrem schwierige Bedingungen oder ernsthafte Sprünge in Erwägung zu ziehen. Sicher könnte sie es, doch sollte man daran denken, dass diese liebevoll gebürstete Verkleidung aus Aluminium genauso furchterregend teuer zu ersetzen ist wie jede andere Verkleidung von Ducati.“

Sean Alexander: Motorcycle.com[9]

Weblinks

Commons: Ducati Multistrada 1200 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ulf Böhringer: EICMA 2015: Die Neuheiten im Überblick. In: bike und business. 18. November 2015, abgerufen am 17. Mai 2016.
  2. a b Michael Schümann: Ducati bringt GS. In: Motorrad. 17. November 2015, abgerufen am 11. Mai 2016.
  3. a b c d e f Ulf Böhringer: Paukenschlag aus Bologna. In: Rheinische Post. 26. März 2016, abgerufen am 11. Mai 2016.
  4. a b c d Florian Pillau: Massetourismus. In: Heise Online. 6. April 2016, abgerufen am 11. Mai 2016.
  5. a b Walter Wille: Mannequin beim Schlammcatchen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 4. April 2016, abgerufen am 11. Mai 2016.
  6. Gerd Thöle: Quick and dirty. In: Motorrad. Nr. 08, 1. April 2016, ISSN 0027-237X, S. 30–35.
  7. Allzeit bereit. In: Focus. 24. September 2012, abgerufen am 11. Mai 2016.
  8. Bradley Adams: First Ride Review. In: Cycleworld. 23. März 2016, abgerufen am 12. Mai 2016 (englisch).
  9. Sean Alexander: 2016 Ducati Multistrada 1200 Enduro First Ride Review. In: Motorcycle.com. 30. März 2016, abgerufen am 11. Mai 2016 (englisch).