Beeskow

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Wappen Deutschlandkarte
Beeskow
Deutschlandkarte, Position der Stadt Beeskow hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 10′ N, 14° 15′ OKoordinaten: 52° 10′ N, 14° 15′ O
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Oder-Spree
Höhe: 40 m ü. NHN
Fläche: 77,79 km2
Einwohner: 8272 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 106 Einwohner je km2
Postleitzahl: 15848
Vorwahl: 03366
Kfz-Kennzeichen: LOS, BSK, EH, FW
Gemeindeschlüssel: 12 0 67 036
Stadtgliederung: Kernstadt und 7 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Berliner Straße 30
15848 Beeskow
Website: www.beeskow.de
Bürgermeister: Frank Steffen (SPD)
Lage der Kreisstadt Beeskow im Landkreis Oder-Spree
KarteBad SaarowBeeskowBerkenbrückBriesenBrieskow-FinkenheerdDiensdorf-RadlowEisenhüttenstadtErknerFriedlandFürstenwalde/SpreeGosen-Neu ZittauGroß LindowGrünheideGrunow-DammendorfJacobsdorfLangewahlLawitzBriesen (Mark)MixdorfMüllroseNeißemündeNeuzelleRagow-MerzRauenReichenwaldeRietz-NeuendorfSchlaubetalSchöneicheSiehdichumSpreenhagenSteinhöfelStorkowTaucheVogelsangWendisch RietzWiesenauWoltersdorfZiltendorfBrandenburg
Karte

Beeskow (anhören/?) ist die Kreisstadt des Landkreises Oder-Spree in Brandenburg (Deutschland).

Geografie

Beeskow liegt im Osten des Landes Brandenburgs an der Spree, circa 80 km südöstlich von Berlin und etwa 30 km südwestlich von Frankfurt (Oder); die Oder ist rund 30 km östlich entfernt. Rund um die Stadt erstrecken sich große Wald- und Wiesengebiete mit vielen kleineren und größeren Seen. Beeskow wird das „Tor zur Niederlausitz“ genannt.

Klima

Der Jahresniederschlag liegt bei 519 mm und fällt damit ins untere Zehntel der in Deutschland erfassten Werte. An 5 % der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Die Niederschläge variieren mäßig; der trockenste Monat ist der März, der nasseste der Juni, in dem die Niederschläge etwa doppelt so hoch sind wie im März. An 52 % der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert.

Niederschlagsdiagramm


Stadtgliederung

Beeskow teilt sich in eine Kernstadt und in sieben Ortsteile:

Geschichte

Marktplatz, Ostseite mit Marienkirche
Marktplatz, Westseite
Ein Stück der Stadtmauer
Ein weiteres Stück der Stadtmauer
Blick vom Burgturm zur Marienkirche

Beeskow entstand an der Stelle, wo der Fernweg von Frankfurt (Oder) nach Leipzig die Spree kreuzt. Stadtgründer und erste Stadtherren waren im 13. Jahrhundert die Ritter von Strele.[2] Im Schutze der 1316 erstmals erwähnten Burg wurde die Stadt planmäßig angelegt. Burg und Stadtmauer sind weitgehend erhalten.

Im 14. und 15. Jahrhundert gewann Beeskow an Bedeutung als Zollstation sowie als Zentrum eines Herrschaftsgebiets, das im Mittelalter zur Niederlausitz gehörte. Auch kirchlich war die Stadt nach Süden orientiert. Sie gehörte zum Bistum Meißen; die Stadtpfarrei stand unter dem Patronat des Klosters Neuzelle. Im späten Mittelalter wechselten Stadt und Herrschaft mehrfach den Besitzer. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts befand sich die Herrschaft Beeskow im Besitz von Herzog Swantibor von Pommern.[3] Danach gehörte sie unter anderem Angehörigen der Familie von Bieberstein (zuletzt 1512–1551). Seit 1518 war Beeskow im Besitz der Lebuser Bischöfe.

Nachdem die Herren von Bieberstein 1551 ausgestorben waren, belehnte der böhmische König Ferdinand I. fünf Jahre später die Markgrafen von Brandenburg mit den Herrschaften Beeskow und Storkow. Offiziell blieb Beeskow zwar böhmisches Lehen und Bestandteil der Niederlausitz, es gelang den Hohenzollern in den folgenden Jahrzehnten, ihre neu gewonnene Herrschaft mehr und mehr von der Niederlausitz zu lösen. Um 1600 war Beeskow schließlich zur Gänze ein Teil Brandenburgs geworden, wenngleich die Niederlausitzer Landstände dieses Faktum noch lange nicht anerkennen wollten.

Bei zwei Stadtbränden im 16. bzw. 17. Jahrhundert wurde Beeskow fast komplett vernichtet, nach dem Wiederaufbau wurde es Garnisonsstadt. Vor allem durch Tuche, Leinen und Bier erlebte Beeskow im 19. Jahrhundert eine wirtschaftliche Blütezeit.

Mit Eröffnung der Strecke nach Grunow erhielt Beeskow am 15. Mai 1888 einen Bahnhof und Anschluss an das deutsche Eisenbahnnetz. Es folgten die Strecken nach Königs Wusterhausen (1898), Lübben über die Niederlausitzer Eisenbahn (1901, stillgelegt 1996) und Bad Saarow über die Kreisbahn Fürstenwalde–Beeskow (1911, bis 1998).

Am 23. April 1945 zerstörte ein sowjetischer Luftangriff die Altstadt teilweise. Dem schweren Artilleriebeschuss der darauffolgenden Tage fiel u. a. die gotische Backsteinkirche St. Marien zum Opfer. Die zerstörten Bereiche der Stadt wurden in den 1950er und 1960er Jahren zum Teil in Zeilenbauweise wiederaufgebaut. Nach der Wende wurde die erhaltene historische Bausubstanz der Altstadt einschließlich der Marienkirche restauriert. Die Stadt ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ des Landes Brandenburg.

In Beeskow gab es eine kleine Jüdische Gemeinde (Kehillah) mit einer Synagoge, die heute als Wohnhaus dient. Ein jüdischer Friedhof aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde in der NS-Zeit nicht zerstört, vorhandene Grabsteine wurden in den 1980er Jahren zu einem Monument zusammengefasst.

Von 1960 bis 1990 befand sich in Beeskow das Institut der Zivilverteidigung der DDR.

Eingemeindungen

Bereits zum 1. Juli 1950 wurde Neuendorf, zum 1. Juli 1974 Radinkendorf in das Stadtgebiet einbezogen. Am 6. Dezember 1993 wurden die ehemaligen Gemeinden Bornow, Kohlsdorf, Krügersdorf, Oegeln und Schneeberg eingemeindet. [4]

Einwohnerentwicklung

Bevölkerungsentwicklung in den
heutigen Grenzen seit 1875
Prognosen der Bevölkerungsentwicklung

Politik

Bürgermeister

  • 1901-1933: Friedrich Wilhelm Berthold
  • 1934-1945: SA Brigadefüher Heuer
  • 1945–1946: Dr. Arthur Fehlauer
  • 1946–1950: Fritz Seiffert
  • 1950–1952: Erich Noack
  • 1952–1954: Otto Pirke
  • 1954–1956: Rudolf Schütz
  • 1956–1960: Edmund Stahl
  • 1960–1961: Irene Schlingelhof
  • 1961–1964: Hans Göldner
  • 1964–1965: Rudi Buder
  • 1965–1974: Otto Pirke
  • 1974–1990: Peter Prang (SED) [5]
  • 1990–2010: Fritz Taschenberger (SPD)
  • seit 2010: Frank Steffen (SPD)

Frank Steffen, der sich am 18. Oktober 2009 in der Stichwahl durchsetzte, trat sein Amt am 1. März 2010 an.[6]

Stadtverordnetenversammlung

Die Stadtverordnetenversammlung von Beeskow besteht aus 18 Stadtverordneten und dem hauptamtlichen Bürgermeister.

(Stand: Kommunalwahl am 28. September 2008)

Wappen

Stadtwappen Beeskows.

Das Wappen wurde am 15. März 1997 genehmigt.

Blasonierung: „In Rot ein spitzbedachtes, mit vier Fialen verziertes und zwei übereinander gestellten Öffnungen versehenen gotisches Portal, belegt mit zwei schräg gegeneinander gestellten Schilden. Vorn in Rot drei übereinanderliegende silberne Sensenklingen (mit der Schneide nach oben gekehrt); hinten in Gold eine rote, nach rechts gebogene, fünfendige Hirschstange.“[7]

Der Schild mit drei Sensen ist das Wappen der ersten Stadtherren, der Ritter von Strele. Die rote Hirschstange im goldenen Grund ist das Wappen der Herren von Biberstein. Die vier Türmchen sind im Laufe der Zeit aus vier Stäben hervorgegangen, die das Schildhaupt des ältesten bekannten Beeskower Stadtwappens überragten. Die Stäbe sollten Bischofstäbe darstellen, da die Herrschaft Beeskow im 16. Jahrhundert dem Bistum Lebus gehörte. Die Torfassade ist ein allgemeines Stadtsymbol und hat keine Beziehung zu einem historischen Bauwerk der Stadt. Belegt wird dieses Wappen im Brandenburgischen Landeshauptarchiv an besiegelten Urkunden aus den Jahren 1534 und 1540.

Städtepartnerschaften

Beeskow unterhält partnerschaftliche Beziehungen zu Kamen in Nordrhein-Westfalen und zu Sulęcin (bis 1945: Zielenzig) in Polen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Baudenkmale

Das älteste Haus Beeskows von 1482 zwischen Marienkirche und Marktplatz.
St.-Marien-Kirche in Beeskow.
Gutshaus im Ortsteil Krügersdorf
  • Die mittelalterliche Burg Beeskow dient heute als Bildungs-, Kultur- und Musikschulzentrum des Landkreises Oder-Spree. Untergebracht in dem Burgkomplex ist unter anderem das Regionalmuseum für die Region Beeskow-Storkow mit Mittelaltermagazin und Folterkeller sowie wechselnden Ausstellungen, insbesondere zur Kunst in der DDR, die hier im Kunstarchiv Beeskow verwahrt wird.
  • Die St.-Marien-Kirche, eine der größten Kirchen der Backsteingotik in der Mark Brandenburg, wurde als vierschiffige Hallenkirche mit Umgangschor ab 1370/80 erbaut und mit Vollendung der Turmpyramide 1511 fertiggestellt. 1933 konnte eine umfassende Restaurierung abgeschlossen werden. Durch Artilleriebeschuss der vorrückenden Roten Armee am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde am 26. April 1945 die Kirche zerstört. Der Turm stürzte ein, das brennende Dach brach in das Kirchenschiff ein. Der Brand wurde noch verstärkt durch aus der Preußischen Staatsbibliothek in die Kirche ausgelagerte Bücher. 1949 stürzten die sieben gewaltigen Chorpfeiler des Kirchenschiffs zusammen. Nach den schweren Zerstörungen folgte eine Notsicherung der Reste, die Weihe des Südschiffs als Notkirche und 1965 der Einbau einer Schuke-Orgel. 1976 begannen umfassende Sicherungsarbeiten an Mauerkronen und Dächern. Erst ab 1991 jedoch konnte der planvolle Wiederaufbau der Kirche erfolgen, auch mit Förderung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz.
  • Das älteste Haus von Beeskow, erbaut um 1482
  • Die zu weiten Teilen erhaltene Stadtmauer mit ihren sehr gut erhaltenen Türmen, darunter dem Luckauer Torturm, genannt „Dicker Turm“, einem Wahrzeichen der Stadt
  • Die ehemalige Mönchsherberge, welche unmittelbar an der Stadtmauer liegt, war einst Unterkunft für wandernde Mönche, Theodor Fontane rastete hier.
  • Der Fischerkiez
  • Der Jüdische Friedhof an der Kohlsdorfer Chaussee
  • Gräber von litauischen und polnischen Zwangsarbeitern auf dem Friedhof an der Storkower Straße
  • Das Mahnmal für die Opfer des Faschismus (seit 1969) in der Breitscheidstraße

Siehe auch: Liste der Baudenkmale in Beeskow mit den in der Denkmalliste des Landes Brandenburgs eingetragenen Denkmälern.

Kulturveranstaltungen

  • Konzertreihe St. Marien (ganzjährig)
  • Osterspektaculum (Ostern)
  • Altstadtfest (1. Juniwochenende)
  • Anglerfest (August)
  • Oper Oder/Spree (August)
  • Räuberspektakel (September)
  • Bauernmarkt mit Erntekronenwettbewerb (September)
  • Weihnachtsmarkt (November/Dezember)

Literatur

Jährlich wird ein Stipendium für Schriftsteller vergeben. Der „Burgschreiber“ bzw. die „Burgschreiberin“ lebt ab dem 11. Juni eines Jahres für die Zeit von sechs Monaten auf der Burg Beeskow. In dieser Zeit soll er oder sie sich mit der Region und ihren Menschen befassen, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen sowie Gelegenheit haben in Ruhe zu arbeiten. Die Burgschreiber bieten Lesungen und andere Veranstaltungen für Gäste auf der Burg an.

Der Schriftsteller Günter de Bruyn wohnt in der Nähe von Beeskow und hat der Landschaft in seinem Buch Abseits. Liebeserklärung an eine Landschaft (Frankfurt 2005) ein literarisches Denkmal gesetzt.

Film

In der Nacht zum 16. Juni 2004 überfielen zwei Jugendliche aus Beeskow einen Obdachlosen, versuchten ihn auszurauben und zündeten ihn an. Der Obdachlose erlitt dabei lebensgefährliche Brandverletzungen.[8] Die Umstände dieser Tat wurden in dem 2008 uraufgeführten Spielfilm Weltstadt unter der Regie von Christian Kland, der in Beeskow aufgewachsen ist, mit Florian Bartholomäi verarbeitet. Der Film wurde zum großen Teil in Beeskow gedreht, auch wirkten zahlreiche Laiendarsteller aus der Stadt mit.[9]

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Medien

Umwelt

CO2-Speicherung

Beeskow ist einer von zwei Standorten, an denen der Energiekonzern Vattenfall die Speicherung von CO2 [10] testen möchte. Die Bürgerinitiative "CO2-Endlager stoppen" [11] wendet sich gegen diese Pläne. Am 4. September 2010 haben über 1000 Menschen an einer Demonstration der Bürgerinitiative teilgenommen [12].

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg Dezember 2023 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
  2. Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden zur Rechts- und Verfassungsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 169-179.
  3. Über Herzogs Swantibor von Pommern Besitznahme der Herrschaft Beeskow in den letzten Jahren des 14. Jahrhunderts. In: Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des Preußischen Staates, Band 3, Berlin Posen Bromberg 1830, S. 130-136 (Volltext)
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  5. http://www.wahlen.beeskow.de/dateien/buergerm.htm Frühere Bürgermeister
  6. http://www.rbb-online.de/nachrichten/politik/2009_10/wahl_brandenburg/Beeskow_stichwahl.html Bürgermeisterwahl 2009
  7. Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg
  8. Katrin Bischoff: Obdachloser wurde bestohlen und angezündet. Berliner Zeitung, 3. Juli 2004
  9. Website zum Film Weltstadt
  10. http://www.vattenfall.de/de/ccs-erkundungsgebiete.htm
  11. http://co2-endlager-stoppen.de/
  12. http://www.robinwood.de/blog/aktion/2010/09/proteste-gegen-ccs-in-beeskow/
Commons: Beeskow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien