Scheyern

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Edenhub (Scheyern))
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
Scheyern
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Scheyern hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 30′ N, 11° 28′ OKoordinaten: 48° 30′ N, 11° 28′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Pfaffenhofen an der Ilm
Höhe: 479 m ü. NHN
Fläche: 38,29 km2
Einwohner: 4955 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 129 Einwohner je km2
Postleitzahl: 85298
Vorwahlen: 08441, 08445
Kfz-Kennzeichen: PAF
Gemeindeschlüssel: 09 1 86 151
Gemeindegliederung: 36 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Ludwigstr. 2
85298 Scheyern
Website: www.scheyern.de
Erster Bürgermeister: Manfred Sterz (FW)
Lage der Gemeinde Scheyern im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm
KarteIngolstadtLandkreis Aichach-FriedbergLandkreis DachauLandkreis EichstättLandkreis FreisingLandkreis KelheimLandkreis Neuburg-SchrobenhausenBaar-EbenhausenErnsgadenGeisenfeldGerolsbachHettenshausenHohenwartIlmmünsterJetzendorfManchingMünchsmünsterPfaffenhofen an der IlmPörnbachReichertshausenReichertshofenRohrbach (Ilm)ScheyernSchweitenkirchenVohburg an der DonauWolnzach
Karte

Scheyern ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm. Der Ort ist vor allem durch die örtliche Benediktinerabtei bekannt. Geschichtlich bedeutungsvoll ist der Ort als einer der Ursprünge des bayerischen Herrscherhauses Wittelsbach.

Gemeindeteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde hat 36 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]


Panorama des Klosters Scheyern (2016)

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahrscheinlich kommt der Name „Scheyern“ vom germanischen Volksstamm der Skiren, die um 500 durch die Wirren der Völkerwanderung hier gesiedelt haben sollen.[4] Die bedeutendste Gestalt des Volksstamms der Skiren war der germanische Heerführer Odoaker.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kloster Scheyern 2012

Entstehung der Siedlung um eine Burg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründung der ersten Burg Scheyern liegt im Dunkeln. Nach dem Renaissance-Geschichtsschreiber Aventin soll sie bereits im Jahr 508 als Herrschersitz errichtet worden sein; sicherlich eine Legende. Die neuere Forschung (Karl Bosl) vermutet, dass der bayerische Pfalzgraf Arnulf II. die Burg um 940 erbaut haben könnte.

Um 1060 brachte vermutlich Gräfin Haziga die Burg, auf der sie geboren worden war, in die zweite Ehe des Freisinger Vogtes Otto ein.[5] In der Folge nannten sich die Nachkommen beider Grafen von Scheyern (comes de Skyrum) und wurden das Ursprungsgeschlecht der Wittelsbacher.

Wechselnde Herrscher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1119 zog Graf Otto V. von Scheyern in die Burg Wittelsbach um und wandelte seine nunmehr ungenutzte, zurückgelassene Burg in Scheyern in das Kloster Scheyern um, als sein Hauskloster mit Grablege. Er übergab die Burg den Benediktinern vom Petersberg, die damit die ehemalige Burg ab dann als Kloster umnutzten. Diese siedelten auf dem ehemaligen Burgberg (bis ca. 1800 unter dem Namen Hag) eine Handwerkersiedlung an, die um 1400 aus den beiden Huben von Hag entstand, von denen die größere, die Hube des Albert im Jahr 1260 ursprünglich von Merbod von Bachern als Lehen an den Klosterministerialen Albert von Hag und seine Nachkommen übergeben wurde („ohne Abgaben“). Dann gelangte die Burg jedoch, zwischenzeitlich um ca. 1400 an die Kirche von Hohenwart getauscht, wieder in den Besitz der Klosterabtei Scheyern und hieß später die Hube des Plamoser. Die Abtei war im Mittelalter ein Zentrum der Schreibkunst und Buchmalerei. Der Ort Scheyern gehörte zur geschlossenen Hofmark des Klosters Scheyern. Das Hauskloster der Wittelsbacher wurde 1803 säkularisiert. 1838 ließ König Ludwig I. Scheyern zunächst als Benediktiner-Priorat wieder errichten, seit 1843 ist Scheyern wieder Abtei.

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Januar 1964 wechselte der Gemeindeteil Plöcking der Gemeinde Niederscheyern zur Gemeinde Scheyern.[6][7] Am 1. April 1971 wurden die Gemeindeteile Edersberg, Grub, Triefing und Ziegelnöbach der aufgelösten Gemeinde Triefing in die Gemeinde Scheyern eingegliedert. Im Rahmen der Gebietsreform in Bayern wurde dann vier Gemeinden mit allen Gemeindeteilen eingemeindet: am 1. Januar 1972 Mitterscheyern,[8] am 1. April 1973 Vieth, am 1. Januar 1974 Euernbach und am 1. Januar 1975 Winden bei Scheyern.[9]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 3528 auf 4899 Einwohner bzw. um 38,9 %.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1961 1970 1987 1991 1995 2000 2005 2010 2015 2020
Einwohner 3088 3271 3468 3865 4199 4435 4517 4824 4862 4877

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erster Bürgermeister seit 2014 ist Manfred Sterz (FW). Er wurde am 30. März 2014 mit 69,6 Prozent in der Stichwahl gewählt. Bei den Kommunalwahlen 2020 wurde er in der Stichwahl mit 55,8 % der gültigen Stimmen im Amt bestätigt.

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ergebnisse der Gemeinderatswahlen
Partei / Liste Wahl 2020[10]
Stimmenanteil Sitze
Freie Wähler 36,40 % 6
CSU/BB (Bürgerblock) 30,03 % 5
WGS (Wählergruppe Gemeinde Scheyern) 19,20 % 3
Grüne 14,36 % 2
Gesamt 100 % 16
Wahlbeteiligung 69,55 %

Finanzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 2015 4621 T, davon waren 704 T€ (netto) Gewerbesteuereinnahmen. Der Gemeindehaushalt 2015 belief sich auf 13.133.000 €, davon waren 8.972.000 € Verwaltungshaushalt, 4.161.000 € Vermögenshaushalt.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: „In Blau ein silbernes Doppelkreuz, überlegt mit einem gesenkten goldenen Zickzackbalken.“[11]
Wappenbegründung: Das Wappen zeigt das Scheyrer Kreuz, der Zickzackbalken gilt als Allodzeichen der Wittelsbacher, aus deren Stammburg das Kloster Scheyern hervorging.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baudenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bodendenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kulturelle und regelmäßige Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Freizeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Planetenweg Scheyern: Auf dem Benediktusweg durchs Sonnensystem; Startpunkt des Rundweges: Prielhof.[13]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 2018 gab es nach der amtlichen Statistik in der Gemeinde 688 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. Von der Wohnbevölkerung standen 2028 Personen in einem versicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis. Die Zahl der Auspendler war damit um 1340 höher als die der Einpendler. 41 Einwohner waren arbeitslos. 2016 gab es 72 landwirtschaftliche Betriebe, die eine Fläche von 2228 Hektar bewirtschafteten.

Staatliche Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bildungseinrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1979–2003 Bayerische Waldbauernschule
  • Grundschule Scheyern mit 171 Schülern[14]
  • Johann-Andreas-Schmeller-Mittelschule mit 116 Schülern[15]
  • Fachoberschule Scheyern mit den Ausbildungsrichtungen Technik; Wirtschaft und Verwaltung; Agrarwirtschaft mit Bio- und Umwelttechnik; Sozialwesen[16]
  • Staatl. Berufsoberschule mit den Ausbildungsrichtungen Technik sowie Wirtschaft und Verwaltung mit 133 Schülern (in den Räumen des ehemaligen Klostergymnasiums, welches seit den siebziger Jahren in Pfaffenhofen an der Ilm untergebracht ist.)[17]

(Stand jeweils Schuljahr 2019/2020)

Kindergärten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kindergarten Froschkönig mit 99 Plätzen, davon 24 in der Kinderkrippe
  • Pfarrkindergarten St. Martin mit 88 Plätzen, davon 13 in der Kinderkrippe
  • Kinderkrippe Regenbogen mit 48 Plätzen, eingeweiht im März 2018

Ehemalige Garnison[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der Zeit des Zweiten Weltkrieges war Scheyern ein Standort der Luftnachrichtentruppe der Luftwaffe. Mit Anfängen seit 1945, der Frühzeit des Kalten Krieges, waren in Scheyern Abhöreinheiten der US-Luftwaffe untergebracht. Bis zur Aufgabe der Schyren-Kaserne 1993 war Scheyern auch Bundeswehrstandort. Seit 1958 waren dort Flugabwehreinheiten der Luftwaffe stationiert.

Flexi-Bus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit Oktober gibt es in Scheyern den sog. Flexi-Bus. Dieser Kleinbus kann bis zu 8 Fahrgäste befördern, die den Bus vorab per Telefon oder App zu einer der über 70 Haltestellen im Gemeindegebiet bestellen können. Neben Fahrten im Gemeindegebiet gibt es auch einzelne Haltestellen in den angrenzenden Gemeinden sowie in Pfaffenhofen a. d. Ilm.

Der Betrieb wird durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (gemäß Förderrichtlinie „Modellprojekte zur Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs“) im Rahmen des Modellprojekts VGI newMIND gefördert, für den Kauf des Busses können LEADER-Fördermittel abgerufen werden.[18]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Josef Finkenzeller (1921–2018), römisch-katholischer Priester und Theologe, ist im Ortsteil Zell geboren
  • Engelbert Baumeister (* 1935), Abt von Scheyern
  • Lorenz Wolf (* 1955), römisch-katholischer Geistlicher, Offizial des Erzbistums München, im Ortsteil Edersberg geboren

Persönlichkeiten mit Bezug zu Scheyern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Herzogtum Haus Scheyern-Wittelsbach-Bayern; S. K. H. Prinz Leopold von Bayern (Schirmherr „Kunst Im Gut“)
  • Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI. (1927–2022) besuchte Kloster Scheyern alljährlich, um hier Ruhe zu finden.
  • Joseph Peruschitz (1871–1912), Opfer beim Untergang der Titanic, war Scheyerer Benediktinerpater.
  • Klosterschüler waren unter anderem der bayerische Minister Alois Hundhammer und der Reichstagsabgeordnete Georg von Orterer.
  • Die bayerischen Herzöge und Herzoginnen Otto I. (um 1117–1183) und Agnes von Loon (um 1150–1191), Ludwig der Kelheimer (1173–1231), Otto II. (1206–1253) und Agnes von Braunschweig sind im Kloster Scheyern begraben.
  • Christoph Gottschalk (* 1953) war Schüler des früheren humanistischen Gymnasiums der Abtei, die 1970 in das staatliche Schyren-Gymnasium übernommen wurde.
  • Johann Schrenk (* 1948) war Schüler des früheren humanistischen Gymnasiums der Abtei.
  • Josef Martin Bauer (1901–1970), Autor des Welterfolgs So weit die Füße tragen, legte im Gymnasium der Abtei 1920 das Abitur ab.
  • Andreas Mehringer (1911–2004) war Schüler am ehemaligen Gymnasium.
  • Claus Hipp (* 1938), Babynahrungshersteller und bekannter Künstler, war ebenso Schüler des früheren humanistischen Gymnasiums im Kloster.
  • Joseph Greger (1915–2010), deutscher Autorennfahrer, wurde in Scheyern geboren.
  • Michael Hefele (* 1990), Fußballprofi, aufgewachsen und Karrierebeginn in Scheyern.
  • Christine Reimer (* 1966), Schauspielerin, bekannt durch die Rolle der Monika Vogl in der Serie „Dahoam is Dahoam“

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Scheyern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Scheyern – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Scheyern in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 12. September 2019.
  3. Gemeinde Scheyern, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 13. Dezember 2021.
  4. Anselm Reichhold: Chronik von Scheyern: Von den Anfängen bis zur Gegenwart, ISBN 3-87437-411-4, S. 13
  5. Hans C. Faussner: Zur Frühzeit der Babenberger in Bayern und Herkunft der Wittelsbacher: Ein Kapitel bayrisch-österreichischer Geschichte aus rechtshistorischer Sicht, Sigmaringen 1990.
  6. [https://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0007/bsb00070717/images/index.html?id=00070717&nativeno=52 Die Gemeinden Bayerns, nach dem Gebietsstand 25. Mai 1987 ; die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns und die Änderungen im Bestand und Gebiet von 1840 bis 1987, München, 1991 (S. 52)|
  7. Statistisches Bundesamt - Gebietsänderungen 1.1.-31.12.1964 (eingesehen am 22. April 2024)
  8. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 551.
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 586.
  10. Ergebnis der Kommunalwahl 2020, abgerufen am 16. März 2020
  11. Eintrag zum Wappen von Scheyern in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  12. Humulus lupulus Doldenfestival. Abgerufen am 24. November 2022.
  13. Planetenweg Scheyern. Abgerufen am 24. November 2022.
  14. Grundschule Scheyern in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 8. Januar 2021.
  15. Johann-Andreas-Schmeller-Mittelschule in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 8. Januar 2021.
  16. Fachoberschule Scheyern in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 8. Januar 2021.
  17. Berufsoberschule Scheyern in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 8. Januar 2021.
  18. neuer On-Demand-Bus "VGI-Flexi" - Gemeinde Scheyern. Abgerufen am 31. Dezember 2022.