Hansestadt

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Hansestädte sind und waren die Städte, die sich dem mittelalterlichen Kaufmanns- und Städtebund der Hanse angeschlossen hatten. Der Verbund der Städte in der Hanse war sehr lose und wurde mit keinem Vertrag o. ä. beschlossen. Deswegen ist schwer zu sagen, welche Städte zu welcher Zeit zur Hanse gehörten, zumal dabei der Zeitpunkt der Betrachtung sehr entscheidend ist.

Aus- und Eintritte, Zusammenschlüsse und Verfeindungen waren an der Tagesordnung. Viele kleine „Hansestädte“ waren nur ihrer größeren Nachbarstadt zugeordnet und gehörten dieser Stadt an, die wiederum in der Hanse war. So gab es insgesamt rund 200 Orte, die zu irgendeinem Zeitpunkt direkt oder indirekt der Hanse angehörten.

Auch die Hanse selbst wollte Anzahl und Namen ihrer Städte niemals festlegen − so weigerte sie sich zum Beispiel gegenüber dem König von England, eine detaillierte Liste mit Städtenamen vorzulegen. Vielleicht auch deswegen, weil es nie eine solche Liste gab.

Beim letzten Hansetag 1669 in Lübeck waren nur noch neun Städte vertreten: Lübeck, Hamburg, Bremen, Braunschweig, Danzig, Hildesheim, Köln, Osnabrück und Rostock. Lübeck, Hamburg und Bremen waren bereits auf den Hansetagen 1629 und 1641 damit beauftragt worden, das Beste zum Wohle der Hanse zu wahren und verblieben nun als Sachwalter der Hanse und ihres Erbes, einschließlich der Hansekontore. Neben teilweise gemeinsamen Interessen und vertraglichen Beziehungen einte diese drei Städte auch der Umstand, dass es sich um reichsunmittelbare Städte handelte. Die drei betrieben gemeinsame konsularische Vertretungen und beschlossen schließlich gemeinsam den Verkauf des Stalhof in London 1853. Neben dem Titel „Freie Stadt“ führten sie den Beinamen „Hansestadt“ (seit Beginn des 18. Jahrhunderts offiziell). „Hansestadt“ blieb seitdem durchgehend amtlicher Bestandteil des Landes- bzw. Stadtnamens der drei Städte.

1980 wurde in Zwolle die „Neue Hanse“ als größte internationale Städtepartnerschaft gegründet. Auch der 1983 in Herford ins Leben gerufene Westfälische Hansebund versucht, hansische Traditionen wiederzubeleben.

Seit 1990 führen in Deutschland einige Hansestädte diesen Beinamen auch wieder offiziell zum Stadtnamen (Stand 2009: 15 neu hinzugekommene Städte), sofern die Voraussetzungen des jeweiligen Landes hierfür gegeben sind.

Die Farbe der Hanseflaggen ist weiß/rot.

Städtegruppen innerhalb der Hanse

Wie die Zugehörigkeit zur Hanse waren auch die Städtegruppen ständig Änderungen unterworfen. Meist wurden Städte nach Regionen zusammengefasst, wie die Drittel bzw. Quartiere des Kontors in Brügge verdeutlichen:
1347–1494:

ab 1494:

So wie Lübeck eine Vormachtstellung innerhalb der Hansestädte hatte, so nahmen die wendischen Städte innerhalb der Städtegruppen häufig eine Vorreiterrolle ein (siehe auch Wendischer Münzverein).

Eine weitere mögliche regionale Aufteilung ist die in See- und Binnenlandstädte. Auch eine Aufteilung nach den vorherrschend gehandelten Waren ist möglich oder nach der damaligen Einwohnerzahl. Alle diese Aufteilungen haben den Nachteil, dass sie sich auf eine dünne Datenlage stützen müssen. Diese Aussage gilt im Grunde auch für die Zugehörigkeit der Städte zu einem Drittel bzw. Viertel, denn aus der Lage einer Stadt in einer bestimmten Region kann heute nicht automatisch die Zugehörigkeit zur entsprechenden Gruppe abgeleitet werden. Eine Klassifizierung von zwölf Hansestädten ist (vermutlich aus dem 15. Jahrhundert) in einem Merkvers überliefert:

Lübeck, ein Kaufhaus; Köln, ein Weinhaus; Braunschweig, ein Zeughaus; Danzig, ein Kornhaus; Magdeburg, ein Backhaus; Rostock, ein Malzhaus; Lüneburg, ein Salzhaus; Stettin, ein Fischhaus; Halberstadt, ein Frauenhaus; Reval, ein Wachs- und Flachshaus; Krakau, ein Kupferhaus; Visby, ein Pech- und Teerhaus.

Heutiger Gebrauch des Beinamens Hansestadt

Ortseingangsschild der Hansestadt Stralsund mit entsprechendem Zusatz

Bis 1990 trugen lediglich die drei 1669 als Erben der Hanse eingesetzten Städte Lübeck, Bremen und Hamburg auch offiziell den Beinamen „Hansestadt“. Er wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Teil des Staatstitels, dieser ursprünglich reichsunmittelbaren freien Reichsstädte, dem Titel der Freien Stadt, Ausdruck für die Souveränität dieser eigenstaatlichen Stadtstaaten, beigestellt. Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Beginn der Motorisierung im Deutschen Reich ein System von Länder- (und Provinz-) Kennzeichen für Kraftfahrzeuge geschaffen wurde, bekamen die drei verbliebenen Stadtstaaten daher alle ein Kürzel aus „H“ für Hansestadt und dem Anfangsbuchstaben ihres Namens.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Zusatz „Freie“, einhergehend mit dem Wegfall jeglicher Eigenstaatlichkeit, abgeschafft. Mit der Gründung der Bundesrepublik nahmen Bremen (Freie Hansestadt) und Hamburg (Freie und Hansestadt) wieder beide Titel als Bezeichnung in ihren Landesnamen auf. Lübeck war durch das Großhamburggesetz seit 1937 nur noch kreisfreie Stadt in Schleswig-Holstein und konnte außer dem Titel „Hansestadt“ den Zusatz „Freie“ nach dem Krieg nicht wiedererlangen (Lübeck-Urteil 1956).

Nach der Wiedervereinigung benannten sich in Folge der historischen Rückbesinnung sechs Städte in Mecklenburg-Vorpommern als Hansestädte (Rostock, Wismar, Stralsund, Greifswald, Anklam, Demmin). Ende 2007 erhielt Lüneburg den Namenszusatz Hansestadt; im Mai 2008 folgten Salzwedel, Stendal, Havelberg, Osterburg, Gardelegen und Werben in Sachsen-Anhalt und im November 2008 Stade in Niedersachsen und Seehausen in Sachsen-Anhalt. Damit führen derzeit 18 deutsche Städte die Bezeichnung Hansestadt offiziell in ihrem Namen. Festgelegt ist dies in den Hauptsatzungen der Städte. Für viele andere ehemalige Hansestädte, unabhängig von ihrer Bedeutung für die historische Hanse, gilt das nicht. Die Ostseestädte Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald bekamen auch ein „H“ in ihre KFZ-Kennzeichen, obwohl sie im Gegensatz zu Bremen, Hamburg und Lübeck nie staatlich unabhängig waren.

Liste der historischen Hansestädte

Hier eine regional gegliederte Liste nach Dollinger von Städten, aus denen Kaufleute zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert hansische Privilegien in Anspruch nahmen (teilweise nur kurzzeitig). Von den rund 200 hier aufgeführten Städten betrieben etwa 70 aktiv hansische Politik. Die Mehrzahl der Hansestädte ließ sich (etwa bei den Hansetagen) von einer größeren Nachbarstadt vertreten.

Nordseeküste

Ostseeküste westlich der Oder

Livländische und schwedische Städte

  • Dorpat (heute Tartu), Bistum Dorpat, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden
  • Fellin (heute Viljandi), Ordensstaat, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden
  • Goldingen (heute Kuldīga), Ordensstaat, später Herzogtum Kurland (Lehen der Republik Polen-Litauen)
  • Groß Roop (heute Straupe), Ordensstaat, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden
  • Kokenhusen (heute Koknese), Erzbistum Riga, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden
  • Lemsal (heute Limbaži), Erzbistum Riga, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden
  • Pernau (heute Pärnu), Ordensstaat, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden
  • Riga, Ordensstaat, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden
  • Reval (heute Tallinn), Estland (Königreich Dänemark), später Ordensstaat, später Königreich Schweden
  • Stockholm, Königreich Schweden
  • Visby, Gotland (zu Königreich Schweden, 1409-1645 Königreich Dänemark)
  • Wenden (heute Cēsis), Ordensstaat, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden
  • Windau (heute Ventspils), Ordensstaat, später Herzogtum Kurland (Lehen der Republik Polen-Litauen)
  • Wolmar (heute Valmiera), Ordensstaat, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden

Niederrheingebiet

IJssel- und Zuiderzeegebiet

  • Arnhem, Grafschaft Geldern, später Vereinigte Provinzen (Niederlande)
  • Deventer, Overijssel, später Vereinigte Provinzen (Niederlande)
  • Doesburg, Grafschaft Geldern, später Vereinigte Provinzen (Niederlande)
  • Elburg, Grafschaft Geldern, später Vereinigte Provinzen (Niederlande)
  • Harderwijk, Grafschaft Geldern, später Vereinigte Provinzen (Niederlande)
  • Hasselt, Overijssel, später Vereinigte Provinzen (Niederlande)
  • Hattem, Grafschaft Geldern, später Vereinigte Provinzen (Niederlande)
  • Kampen, Overijssel, später Vereinigte Provinzen (Niederlande)
  • Oldenzaal, Overijssel - Twente, später Vereinigte Provinzen (Niederlande)
  • Ommen, Overijssel, später Vereinigte Provinzen (Niederlande)
  • Stavoren, Friesland, später Vereinigte Provinzen (Niederlande)
  • Zutphen, Grafschaft Geldern, später Vereinigte Provinzen (Niederlande)
  • Zwolle, Overijssel, später Vereinigte Provinzen (Niederlande)

Zwischen Rhein und Weser (Westfälische Städte)

Siehe auch Städtebünde und Hanse in der Geschichte Westfalens

Brandenburg

  • Berlin-Cölln, Mark Brandenburg, später Kurfürstentum Brandenburg
  • Brandenburg, Mark Brandenburg, später Kurfürstentum Brandenburg
  • Frankfurt (Oder), Mark Brandenburg, später Kurfürstentum Brandenburg
  • Havelberg, Mark Brandenburg, später Kurfürstentum Brandenburg
  • Kyritz, Mark Brandenburg, später Kurfürstentum Brandenburg
  • Perleberg, Mark Brandenburg, später Kurfürstentum Brandenburg
  • Pritzwalk, Mark Brandenburg, später Kurfürstentum Brandenburg

Mittleres Deutschland (zwischen Oberweser und Saale)

Zwischen Weser und Elbe (Sächsische Städte)

Städte mit hansischem Einfluss

Hansische Niederlassungen und Handelshöfe

Siehe auch

Literatur