Harsefeld

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Wappen Deutschlandkarte
Harsefeld
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Harsefeld hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 27′ N, 9° 30′ OKoordinaten: 53° 27′ N, 9° 30′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Stade
Samtgemeinde: Harsefeld
Höhe: 38 m ü. NHN
Fläche: 51,88 km2
Einwohner: 14.789 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 285 Einwohner je km2
Postleitzahl: 21698
Vorwahlen: 04164 (Issendorf 04163)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: STD
Gemeindeschlüssel: 03 3 59 023
Gemeindegliederung: 4 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Herrenstraße 25
21698 Harsefeld
Website: www.harsefeld.de
Bürgermeister: Michael Ospalski (SPD)
Lage der Gemeinde Harsefeld im Landkreis Stade
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Karte
Der ehemalige Amtshof, jetzt Bibliothek, auf dem Klostergelände
Fundamente des früheren Klosters
Das Museum im ehemaligen Gerichtsgebäude

Harsefeld (niederdeutsch Ha(r)sfeld) ist ein Flecken im Landkreis Stade, Niedersachsen. Von 1104 bis 1648 bestand hier das Kloster Harsefeld, eine bedeutende Benediktinerabtei. Der Flecken ist namengebender Ort für die Samtgemeinde Harsefeld.

Geografie

Geografische Lage

Harsefeld liegt auf der zur Stader Geest gehörenden Zevener Geest. Am Nordrand des Ortes fließt der kleine Fluss Aue entlang, der hier ein Tal, das Auetal, bildet.

Fleckengliederung

Der Flecken besteht neben dem Ort Harsefeld aus den Dörfern Issendorf, Hollenbeck, Ruschwedel, Griemshorst, Ottendorf und Weißenfelde.

Geschichte

Erz-Abt zu Harsefeld, Bronze von Bildhauer Carsten Eggers

Nordöstlich von Harsefeld befinden sich 22 Grabhügel auf dem Hohekamp. Der größte und an der höchsten Stelle gelegene Grabhügel hatte einen Durchmesser von fast 25 Metern und eine Höhe von vier Metern. Der Grabhügel Königsgrab − auch "Osterberg" genannt − wurde 1910/11 vom Besitzer durchgegraben. Eine archäologische Untersuchung fand statt.

Der Bau der Burg Harsefeld wird in der Chronik von Thietmar von Merseburg auf 969 n. Chr. datiert. Sie war bis zur Errichtung der Grafschaft Stade Sitz der Udonen. Nach ihrer Niederlegung wurde das Areal als Kloster Harsefeld vom Orden der Benediktiner mit im 15. Jahrhundert errichteter Kirche genutzt. Im Jahre 1546 wurden Kloster und Kirche vom Ritter Pentz aus Mecklenburg auf Grund von Geldschulden fast vollständig zerstört. Die Kirche „St. Marien und Bartholomäi“ wurde 1648 im neugotischen Stil mit Turm wieder errichtet.[2]

"Unterhalb Harsefeld ergießt sich der Steinbach in die Lühe, weshalb Harsefeld, auf der linken Seite des Steinbach belegen, nach Bremen fällt", schreibt Landschaftsdirektor Wilhelm von Hodenberg 1858.[3] "Im eigentlichen Harsefeld ist Geest, von der Aue und Lühe bewässert; Alt und Neukloster, an der Este liegend, hat meist morastigen Boden", erläutert Peter von Kobbe 1824.[4]

Historische Bedeutung hat auch das 1740 errichtete Amtshofgebäude am Rande der Klosteranlage. Darin befindet sich die Friedrich-Huth-Bücherei. Sie wurde 1845 von dem Kulturförderer Friedrich Huth (1777–1846) gestiftet. Der Kaufmann wuchs in Harsefeld auf, brachte es als Bankier in London zu einem beachtlichen Vermögen. Kurz vor seinem Tod besuchte er noch einmal seine Heimat und beschloss, für die Harsefelder Bürger eine Volksbibliothek zu stiften. Dafür spendete er 1750 Goldtaler. Anfänglich umfasste die Bibliothek rund 1000 Bände, bald darauf waren es schon 3000 Exemplare. Noch heute zählt die Bücherei als eine der bestausgestatteten im Landkreis Stade. Zu Ehren des großzügigen Spenders wurde 1998 eine überlebensgroße Bronze-Büste vor dem Amtshof enthüllt. Geschaffen wurde das Kunstwerk von Bildhauer Carsten Eggers.

Im Flecken Harsefeld brannten am 30. Mai 1799 insgesamt 80 Wohn- und Nebengebäude ab. Mittags um 11 Uhr, als die Einwohner bei der Feldarbeit waren, sei die Feuersbrunst entstanden, wie in den „Hannoverischen Anzeigen“ vom 17. Juni 1799 mitgeteilt wurde. Innerhalb vier Stunden seien 53 Wohnhäuser mit 21 Nebengebäuden, auch das Pfarrhaus, abgebrannt. Wenig sei gerettet worden. 64 Familien seien obdachlos geworden und ihrer Habe und Güter beraubt.[5]

Bedeutung des Namens

Man geht davon aus, dass „Harse“ abzuleiten ist vom altsächsischen „horsa“ = Pferd, sodass der Name Harsefeld mit „Feld der Pferde“ zu deuten ist.

Jedoch gibt es auch eine Theorie, die besagt, dass „Harse“ von Hirse komme.

Eine weitere Überlieferung gibt an, dass der Name Harsefeld von den ersten Siedlern vergeben wurde. Diese haben der Überlieferung nach ein blindes Pferd so lange laufen lassen, bis es an einer saftigen Weide zum Grasen anhielt. Auf ebendieser Weide wurde dann die Siedlung „Harsefeld“ gegründet, was sicherlich, wie oben beschrieben, vom altsächsischen Begriff „Horsa“ für Pferd abzuleiten ist.

Nennung in alten Urkunden

Über Harsefeld und seine mittelalterlichen Schreibweisen geben verschiedene Quellen Auskunft.[6]

Annalista Saxo.

a. 969. [Comes Heinricos de Stadhe] construxit castrum in loco qui Herseveld dicitur. — a. 979. Duobus monasteriis, scilicet in Alesleve et Hersevelden constitutis ... — a. 1010. Heinricus comes, filius Heinrici de Stathe, destruxit castrum Herseveld, quod pater suus exstruxerat, et fecit ex eo monasterium et congregationem canonicorum. — a. 1087. Iste Udo et mater eius ... expulerunt clericos de loco sue constructionis Herseveld et posuerunt illic monachos. — a. 1101. Congregatio monachorum in Rossenvelde cepit institui ... — a. 1106. Udo, marchio aquilonaris ... ad locum qui Rossenvelde dicitur est delatus, ... de hoc seculo migravit ... Auch Thietmar (a. 994) und Albert v. Stade (a. 1144) gedenken der civitas Hersevel und des castrum Hersevelde.

Eingemeindungen

Am 1. Juli 1972 wurden die Gemeinden Hollenbeck, Issendorf und Ruschwedel eingegliedert. Außerdem kam ein Teil der Gemeinde Bargstedt mit damals etwa 100 Einwohnern hinzu.[7]

Politik

Gemeinderat

Gemeinderatswahl 2011
Wahlbeteiligung: 50,54 %[8]
 %
40
30
20
10
0
32,51
29,92
16,49
13,10
2,75
1,96
1,90
1,38
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2006
 %p
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
  −8
−7,71
−1,31
−2,33
+5,35
+2,75
+1,96
+1,90
−0,60
Aktuelle Sitzverteilung
9
9
5
4
1
1
Insgesamt 29 Sitze

Der Gemeinderat ist die kommunale Volksvertretung des Flecken Harsefeld. Über die Vergabe der 29 Sitze entscheiden die Bürger alle fünf Jahre in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl.

Bürgermeister

Seit November 2011 ist Michael Ospalski (SPD) Bürgermeister des Fleckens.[9]

Wappen

Blasonierung: „In Silber ein schwarzer Ritter auf schwarzem, mit Gold gezäumtem, nach links (heraldisch: rechts) springendem Ross. Das blaue Schild ist mit drei goldenen Rosen und der blaue Schildfuß mit zwei goldenen Rosen belegt.“

In Silber ein schwarzer Ritter auf schwarzem, mit Gold gezäumtem, nach rechts springendem Roß, blaues Schild belegt mit drei goldenen Rosen und blauer Schildfuß belegt mit zwei goldenen Rosen.

Die Gemeinde führt das Wappen des früheren Amtes Harsefeld, das auf dem Besitz des von den Harsefelder Grafen gestifteten Klosters entstand. Das Wappen ist redend (Harsefeld = Horse = Roß, aber auch die Bedeutung in Rose statt Roß kommt vor). Durch Erlaß des niedersächsischen Ministers des Innern vom 9. Juli 1948 ist das Wappen genehmigt.

Die Flagge ist Blau - Weiß (1:1) gestreift und mittig mit dem Wappen belegt.

Bildung

Schulen

Harsefeld hat zwei Grundschulen, die Rosenborn-Grundschule an der Meybohmstraße und seit Beginn des Schuljahres 2001/02 die Grundschule am Feldbusch.

In der Realschule Harsefeld an der Jahnstraße werden seit 1973 Realschüler unterrichtet, die Hauptschule befand sich zu der Zeit noch bei der Rosenborn-Grundschule. Später wurden die Realschule und die Hauptschule mit zwei getrennten Verwaltungen in das Gebäude an der Jahnstraße verlegt. Seit dem Schuljahr 2004/2005 sind die beiden Schulen zu einer Schule zusammengefasst mit einer Verwaltung und zwei Schulzweigen, einem Realschulzweig und einem Hauptschulzweig.

Das Aue-Geest-Gymnasium Harsefeld hat als Neugründung des Landkreises im Schuljahr 2004/2005 seinen Betrieb mit den ersten fünften und sechsten Klassen aufgenommen. Mit Beginn des Schuljahres 2006/07 wurde der Neubau in unmittelbarer Nähe des bestehenden Schulzentrums Jahnstraße bezogen; hier werden nun Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen fünf bis 12 unterrichtet. Das erste Zentralabitur wurde Mitte 2010 abgenommen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Garten der Steine

Auf dem nordöstlich von Harsefeld befindlichen Ehrenberg wurde 2003 der Garten der Steine eröffnet, ein Ausstellungsareal, welches ganzjährig geöffnet ist und 170 Findlinge, unter anderem aus Feuerstein, Granit und Basalt zeigt. Sie stammen überwiegend aus Feldern und Sandgruben, die für den Bau der Autobahn A 26 ausgehoben wurden.[10] Anhand der Steine und weiteren, auf Tafeln angebrachten Erläuterungen, werden dem Besucher erdgeschichtliche Prozesse erklärt, die Verwendung von Findlingen verdeutlicht oder auch gesteinsbildende Vorgänge geschildert. Der Besucher durchläuft dabei 12 Stationen, die dabei einen Rundgang durch den Garten bilden.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Historisches Fahrzeug der Buxtehude-Harsefelder Eisenbahnfreunde e.V.

Harsefeld erhielt seine erste Eisenbahnanbindung im Jahre 1902 durch den Bau der Strecke Buchholz–Bremervörde–Bremerhaven. 1928 kam die Strecke nach Buxtehude hinzu. Auf beiden Strecken wurde der Personenverkehr aber in den Jahren 1968 und 1969 eingestellt. Erst seit dem 26. September 1993 wird Harsefeld wieder planmäßig von Personenzügen der EVB angefahren, die nun zwischen Bremerhaven und Buxtehude pendeln.

Im Lokschuppen unterhalten die Buxtehude-Harsefelder Eisenbahnfreunde e.V. einen historischen WUMAG-Triebwagen "Nürnberg 761" aus dem Jahr 1926 und einige weitere historische Fahrzeuge u. a. einen auf Schienenbetrieb umgebauten Opel Olympia Rekord aus dem Jahr 1953. Es werden Sonderfahrten zwischen Buxtehude und Harsefeld angeboten.

Unternehmen

Der Massivhaus-Hersteller Viebrockhaus hat seinen Hauptsitz in Harsefeld.

Feuerwehr

Die am 14. Juli 1893 gegründete Freiwillige Feuerwehr Harsefeld ist eine Schwerpunktfeuerwehr. Der Fuhrpark besteht aus einem Einsatzleitwagen (ELW), einem Löschgruppenfahrzeug (LF 16), einem Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF 16), einem Schlauchwagen (SW 2000), einem Dekontaminationslastkraftwagen Personen (Dekon-P), einem Mannschaftstransportfahrzeug (MTF), einem Mehrzweckfahrzeug (MZF) und einem Oldtimer Tanklöschfahrzeug. Neben der aktiven Feuerwehr gibt es in Harsefeld auch noch eine Jugendfeuerwehr sowie eine Altersabteilung.

Sport

Eissporthalle Harsefeld

Der Sportverein TuS Harsefeld bietet viele Sportarten an, wie Fußball und Schwimmen. Seit der Spielzeit 2009/2010 hat der TuS Harsefeld eine Jugendspielgemeinschaft mit dem TSV Apensen in den Jahrgangsstufen U13 bis U19.

Eissport

Durch die einzige Eissporthalle im Landkreis Stade ist Harsefeld das Zentrum der „kalten“ Sportarten, so auch für Eishockey. Die Eishockey-Abteilung des TuS Harsefeld, die Harsefeld Tigers, nehmen am Spielbetrieb des Niedersächsischen Eissport-Verbandes (NEV) teil.

Die Eissporthalle wurde im Sommer 2009 renoviert.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Städtepartnerschaften

Literatur

  • Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen, Teil 1. Hg. unter Leitung des Vereins-Ausschusses, Hannover 1856, in der Hahn'schen Hofbuchhandlung, S. 234

Einzelnachweise

  1. Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2023 (Hilfe dazu).
  2. Die Vorgeschichte des späteren Benediktinerklosters Harsefeld beginnt etwa um 1002. Als Sühne für ihre Beteiligung an der Ermordung des Markgrafen Eckhard I. von Meißen sollen die Brüder Heinrich und Udo von Katlenburg zu dem genannten Zeitpunkt ein Stift für Weltgeistliche in Harsefeld gegründet haben. (Hinrichs, Wiard, Stupor Saxoniae inferioris: Ernst Schubert zum 60. Geburtstag, Göttingen 2001, S. 20 f.)
  3. Hodenberg, Wilhelm von, Die Diöcese Bremen und deren Gaue in Sachsen und Friesland, Celle 1858, S. 41.
  4. Kobbe, Peter Ludwig Christian, Geschichte und Landesbeschreibung der Herzogthümer Bremen und Verden, Erster Teil, Göttingen 1824, S. 39.
  5. Blazek, Matthias, Das Löschwesen im Bereich des ehemaligen Fürstentums Lüneburg von den Anfängen bis 1900, Adelheidsdorf 2006, S. 165, ISBN 978-3-00-019837-3.
  6. Zitiert nach: Mélanges russes tirés du bulletin historico-philologique de l'Académie impériale des sciences de St.-Pétersbourg (1849-1851), Band 1, Sankt Petersburg 1851, S. 332.
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 246 und 247.
  8. Wahlergebnis Kommunalwahl Niedersachsen 2011 Fleckenrat Harsefeld auf harsefeld.de, abgerufen am 26. März 2013
  9. http://www.abendblatt.de/region/stade/article2082169/Michael-Ospalski-ist-neuer-Harsefelder-Buergermeister.html
  10. [1]