Eisenberg (Pfalz)
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 34′ N, 8° 4′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Donnersbergkreis | |
Verbandsgemeinde: | Eisenberg (Pfalz) | |
Höhe: | 183 m ü. NHN | |
Fläche: | 18,75 km2 | |
Einwohner: | 9362 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 499 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 67304 | |
Vorwahl: | 06351 | |
Kfz-Kennzeichen: | KIB, ROK | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 33 019 | |
Stadtgliederung: | 3 Stadtteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Hauptstraße 86 67304 Eisenberg (Pfalz) | |
Website: | ||
Stadtbürgermeister: | Adolf Kauth | |
Lage der Stadt Eisenberg (Pfalz) im Donnersbergkreis | ||
Eisenberg (Pfalz) ist eine Stadt im Donnersbergkreis in der nördlichen Pfalz (Rheinland-Pfalz). Sie ist Verwaltungssitz der gleichnamigen Verbandsgemeinde, der neben der Stadt Eisenberg die eigenständigen Ortsgemeinden Ramsen und Kerzenheim angehören. Eisenberg ist ein staatlich anerkannter Fremdenverkehrsort und gemäß Landesplanung als Mittelzentrum ausgewiesen.[2]
Der Name weist auf frühere Eisengewinnung hin. Noch bedeutender war der Abbau von Tonmineralen und – bis heute – die Gewinnung von Klebsand aus einem Lockersediment.
Geographie
Eisenberg liegt in der Nordpfalz im Südosten des Donnersbergkreises und ist dessen größte Kommune. Neben Eisenberg selbst gehören noch die Stadtteile (Ortsbezirke) Stauf und Steinborn zum Stadtgebiet.
Zur Stadt Eisenberg gehören auch die Wohnplätze Abendthal, Erlenhof, Lauberhof, Ochsenbusch, Seltenbach, SOS-Kinderdorf und Eisenwerk.[3]
Durch die Stadt fließt von Südwest nach Nordost der Eisbach, der nach etwa 30 km bei Worms in den Rhein mündet. Nördlich von Steinborn befindet sich mit der Helincheneiche ein bedeutendes Naturdenkmal.
Topologie
Eisenberg ist Namensgeber des Eisenberger Beckens, in dessen Westen die Stadt liegt. Es wird nach Norden und Osten durch die südlichsten Teile des Alzeyer Hügellandes, das Göllheimer Hügelland und den Grünstadter Berg, abgeriegelt, zwischen denen nur das Eisbachtal einen schmalen Korridor zur Oberrheinebene schafft. Nach Westen verriegelt der Stumpfwald, nach Süden sind die Täler von Rothbach und Eckbach, hinter denen der Leininger Sporn aufragt, Grenze.
Das Eisenberger Becken stellt eine abgesunkene Scholle des Buntsandsteins dar. Infolge der Entstehung gehört das Eisenberger Becken zwar geologisch zum Pfälzerwald, aufgrund der Auflage von Gesteinen und Sanden des Tertiär und Quartär, der klimatischen Verhältnisse, der Topologie und der Nutzung ist es aber dem Rheinhessischen Tafel- und Hügelland zuzuordnen.
Im inneren Bereich wurden Klebsande und feuerfeste Tone abgebaut, der Abbau hat die Landschaft dort nachhaltig geprägt.[4]
Geschichte
Schon die Römer hatten Eisenberg besiedelt; im sogenannten Vicus ist ein Teil der noch nicht abgeschlossenen Ausgrabungen rekonstruiert, teilweise in einem Schutzbau. Dieser befindet sich an der Straße, die von der heutigen Umgehungs- bzw. Römerstraße zum Ortsteil Seltenbach abzweigt. Die Siedlung ist vermutlich identisch mit dem bei Ptolemäus erwähnten Ort Rufiniana (griech. Ρουφινιάνα) der germanischen Nemeter.[5] Im Mittelalter wurde Eisenberg erstmals 763 urkundlich erwähnt. Wie die nahegelegene zeitweilige Residenz Kirchheim(bolanden) gehörte Eisenberg vom 14. bis ins 18. Jahrhundert zum Haus Nassau bzw. zum Fürstentum Nassau-Weilburg. Danach wurde es wie die weitere Umgebung nacheinander Teil des französischen Departements Mont-Tonnerre (1798 bis 1814), der bayerischen Pfalz (von 1816 an) und des Landes Rheinland-Pfalz (nach 1946).
Am 1. April 1962 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Stauf mit damals 294 Einwohnern nach Eisenberg eingemeindet.[6] Am 16. März 1963 erhielt Eisenberg die Stadtrechte.[7] Im Zuge der Funktional- und Gebietsreform 1972 wurde das heutige Verwaltungsgebiet der Verbandsgemeinde Eisenberg (Pfalz) geschaffen.
Bevölkerungsentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahl der Stadt Eisenberg (Pfalz), die Werte von 1871 bis 2011 beruhen auf Volkszählungen:[1][2]
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Industriegeschichte
Isenburg war der alte Name für Eisenberg, und beide Formen weisen auf frühere Eisengewinnung hin. In noch größerem Maßstab wurde allerdings Ton abgebaut, stillgelegte Tongruben können besichtigt werden. Das Besucherbergwerk wurde zwar geschlossen, um dem aktuellen Ton-Tagebau Platz zu machen, doch in der Erlebnislandschaft Erdekaut werden den Besuchern die ökologischen Folgen des Bergbaus anschaulich gemacht.
Der Eisenberger Klebsand, ein bindefähiges Lockersediment mit besonders gutem Haftvermögen, gilt als reinster Klebsand der Welt. Der Eisenberger Klebsand besteht aus 14,5 % Ton, 6,5 % Silt, 76 % Sand und 3 % Kies. Mineralogisch sind mehr als 85 % des Gesamtsediments reiner Quarz.
Die „Unverwesliche Hand“
In einem Schaukasten im Eingangsbereich der protestantischen Kirche wird die „Unverwesliche Hand“ gezeigt. Es handelt sich dabei um die mumifizierten Überreste einer menschlichen Hand, die mit der Sage um einen Meineid verbunden ist.
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat in Eisenberg (Pfalz) besteht aus 24 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Stadtbürgermeister als Vorsitzendem.
Die Sitzverteilung im Stadtrat:[8]
Wahl | SPD | CDU | GRÜNE | LINKE | FWG | Gesamt |
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2014 | 9 | 4 | 1 | – | 10 | 24 Sitze |
2009 | 9 | 4 | – | 1 | 10 | 24 Sitze |
2004 | 9 | 6 | – | – | 9 | 24 Sitze |
- FWG = Freie Wählergruppe der Verbandsgemeinde Eisenberg (Pfalz) e. V.
Wappen
Das Wappen der Stadt Eisenberg zeigt drei nach unten geöffnete Hufeisen. Der Ursprung dieses Wappens ist unbekannt. Ungewöhnlich ist auch, dass die Hufeisen nach unten geöffnet sind. Ein Hufeisen war bereits im 15. Jahrhundert das Symbol des Dorfes Eisenberg und erscheint auch auf dem ältesten erhaltenen Siegel, das bis zum Jahr 1622 verwendet wurde. Erst im 17. Jahrhundert wurde die Anzahl der Hufeisen auf drei erhöht.
Das aktuelle Wappen wurde der Kommune im Jahr 1844 vom bayerischen König Ludwig I. in den Farben des Deutschen Ordens (Silber-Schwarz) gewährt, der in Eisenberg Besitztümer hatte.
Städtepartnerschaften
Die französische Stadt Sanvignes-les-Mines in Burgund und die englische Stadt Baldock in der Grafschaft North Hertfordshire sind Partnerstädte von Eisenberg.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Im Haus Isenburg, dem Heimatmuseum der Stadt, sind zahlreiche Fundstücke der Ausgrabungen aus dem römischen Vicus zu sehen, darunter auch eine Kopie des in Eisenberg gefundenen Eisenberger Brotstempels. Das Original sowie eine Anzahl weiterer Fundstücke befinden sich im Historischen Museum der Pfalz in Speyer.
Bauwerke
Im Eisenberger Stadtteil Stauf steht ein 1984 aus Stein errichteter 7,5 m[9] hoher Glockenturm, der neben zwei historisch wertvollen Glocken auch eine 5,7 m[9] hoch gelegene Aussichtsplattform bietet, von der man einen sehr guten Ausblick auf die Erhebungen des Pfälzer Waldes hat. Der Turm ersetzte einen stählernen Glockenturm von 1950, der wiederum Nachfolger eines 1909 errichteten Holzturms war, in dem sich schon die ältere der beiden Glocken befand. Die etwas größere zweite Glocke wurde 1949 als Ersatz für die in den Kriegsjahren verloren gegangenen Vorläufer gegossen.[10]
- Siehe auch
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Römisch-katholische Kirche
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Evangelische Kirche
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Rathaus
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Scheitrechtes Hoftor
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Storchenturm
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Anhöhe beim Tennisclub
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Landschaftsschutzgebiet Erdekaut südlich der Stadt
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Der Glockenturm in Stauf
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Das mit ca. 800 Beschäftigten größte Unternehmen der Stadt ist die Gienanth Eisenberg GmbH. Die 1735 gegründete Eisengießerei ist der älteste Betrieb der Stadt. Ein weiterer wichtiger Arbeitgeber in der Stadt sind die Klebsandwerke Eisenberg. 2010 wurden sie durch den damaligen rheinland-pfälzischen Wirtschaftsminister Hendrik Hering mit dem Unternehmenspreis Rohstoffwirtschaft für Innovation ausgezeichnet.[11]
Eisenberg ist ebenfalls Verwaltungssitz der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland.
Verkehr
Über die Bundesstraße 47 sind von Eisenberg aus die Bundesautobahnen 6 im Süden (Anschlussstelle 18 Wattenheim, vier Kilometer) und 63 im Norden (Anschlussstelle 12 Dreisen, sieben Kilometer) erreichbar. Die Landesstraße 395 verläuft in Ost-West-Richtung durch das Gebiet der Verbandsgemeinde und bindet als nächste größere Ortschaften Enkenbach-Alsenborn im Westen und Grünstadt im Osten an.
Der Bahnhof Eisenberg liegt an der Eistalbahn, die von Grünstadt nach Ramsen verkehrt, an Sonn- und Feiertagen bis Eiswoog, und wird im Taktverkehr von Regionalbahnen bedient. Der öffentliche Nahverkehr ist in den Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) integriert, es gelten dessen Gemeinschaftstarife. In Richtung Kirchheimbolanden und Kaiserslautern sind Verbindungen durch den Westpfalz-Verkehrsverbund gegeben. Dieser ist seit Sommer 2006 vollständig in den VRN integriert.
Bildung
Neben der Pestalozzischule (Grundschule) gibt es eine Integrierte Gesamtschule, eine Berufsbildende Schule und ein Wirtschaftsgymnasium. Aufgrund steigender Schülerzahlen wird zum Schuljahresbeginn 2016/2017 in Eisenberg eine gymnasiale Oberstufe an der Gesamtschule eingerichtet. Eisenberg verfügt über fünf Kindergärten.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Jakob Knauber (1869–1950), Priester der Diözese Speyer, Prälat, Studienprofessor und Heimatschriftsteller; er stiftete den Hochaltar der katholischen Kirche in Eisenberg.
- Otto Fliesen (1888–1967), Unternehmer und Politiker (FDP)
- Georg Fischer (1888–1963), Politiker (SPD)
- Josef Diehl (1898–1971), Politiker (SPD), langjähriger Bürgermeister von Eisenberg
- Franz Osterroth (1900–1986), Politiker (SPD)
- Philipp Mayer (1918–1988), Politiker, Landtagsabgeordneter (SPD)
- Alwin Diemer (1920–1986), Philosoph, Phänomenologe, Wissenschaftstheoretiker
- Hermann J. Roth (* 1929), Pharmazeut, Hochschullehrer und Künstler
- Anita Rottmüller-Wörner (* 1942), Leichtathletin
- Norbert Mittrücker (* 1951), Politiker (CDU)
Personen, die in der Stadt gewirkt haben
- Johann von Isenberg († 1484), Franziskaner-Minderbruder, Titularbischof von Thermopylae/Mundinitza und Weihbischof von Speyer
- Ferdinand Kolberg (* 1941), Gießereiingenieur, von 1988 bis 2006 Geschäftsführer der Eisengießerei Gebrüder Gienanth, Bundesverdienstkreuz
- Winfried Hirschberger (* 1945), von 1982 bis 1985 Stadtbürgermeister
- Jaqueline Rauschkolb (* 1987), Politikerin (SPD), Landtagsabgeordnete seit 2014, in Eisenberg aufgewachsen
Literatur
- Verbandsgemeinde Eisenberg (Hrsg.): Eisenberg. Die Verbandsgemeinde im Zeitgeschehen. Eisenberg 2004.
- Die unverwesliche Hand. In: Rainer Schlundt (Hrsg.): Sagen aus Rheinland-Pfalz. Eugen Diderichs Verlag, München 1983, S. 81 f.
Weblinks
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- ↑ a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile 2010, Seite 89 (PDF; 2,16 MB)
- ↑ Landschaftssteckbrief des Landschaftsraums 227.6 Eisenberger Becken des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (Hinweise)
- ↑ Ptolemäus Geographike 2.9.17
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006, Seite 175 (PDF; 2,50 MB)
- ↑ Eintrag im "Pfalzlexikon"
- ↑ Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2014, Stadt- und Gemeinderatswahlen
- ↑ a b Angaben laut privat durchgeführten Messungen
- ↑ Foto der Informationstafel am Turm: „Die Staufer Glocken“, auf commons.wikimedia.org
- ↑ Land Rheinland-Pfalz: Hering: Unternehmenspreis geht an Eisenberger Klebsandwerke. 1. Juli 2010, abgerufen am 20. Februar 2012.