Klaus Augenthaler

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Klaus Augenthaler
Klaus Augenthaler am 25. April 2011
Personalia
Geburtstag 26. September 1957
Geburtsort FürstenzellDeutschland
Größe 182 cm
Position Abwehrspieler / Libero

Klaus „Auge“ Augenthaler (* 26. September 1957 in Fürstenzell) ist ein deutscher Fußballtrainer und ehemaliger Fußballspieler.[1][2] Als klassischer Libero feierte Augenthaler nationale und internationale Erfolge: Mit sieben deutschen Meisterschaften im Trikot des FC Bayern München hielt er lange einen Rekord, der später von Oliver Kahn, Mehmet Scholl und Bastian Schweinsteiger überboten wurde. Ein Höhepunkt seiner Karriere war der Weltmeistertitel mit der deutschen Fußballnationalmannschaft im Jahr 1990.

Karriere als Spieler

Vereine

Augenthaler wurde durch Co-Trainer Werner Olk als 18-Jähriger von seinem Heimat- und Jugendverein FC Vilshofen in die Jugendabteilung des FC Bayern München geholt. Dort war er ein Jahr aktiv, bis ihn Gyula Lóránt als Vorstopper, später als Libero ins Profi-Team integrierte. Während er in der Saison 1976/77 noch ohne Einsatz in der Bundesliga blieb, konnte er mit der Auswahl des Landesverbandes Bayern mit einem 4:2-Sieg über die Auswahl des Landesverbandes Südwest den Länderpokal der Amateure gewinnen. Augenthalers Einstand als Profi-Spieler war ein gelungener, denn am 12. Oktober 1977 (11. Spieltag) erzielte er in der 20. Minute mit der 1:0-Führung auch sein erstes Tor beim 3:0-Sieg im Heimspiel gegen Borussia Dortmund. Diesem Spiel folgten noch 403 weitere Bundesligaeinsätze[3] und in jeder Saison bis 1990/91 auch mindestens ein Treffer von ihm. Des Weiteren spielte er 50-mal (8 Tore) im DFB-Pokal[4] und 89-mal (14 Tore) im Europapokal.[5] Nach Beendigung seiner Bundesligakarriere spielte Augenthaler noch bis 1996 vereinzelt für die Amateure des FC Bayern in der Ober- bzw. Regionalliga.

Die Zeit, in der Augenthaler ausschließlich beim FC Bayern München spielte, war von zahlreichen Erfolgen gekrönt. Augenthaler holte nicht nur sieben Deutsche Meisterschaften mit dem FC Bayern, er war auch lange Zeit deren Kapitän und einer der besten Liberos. „Auge“ bewies auch im Spiel ein überragendes Auge, seine weiten Pässe waren ebenso bemerkenswert wie seine gefürchteten Freistöße. Ein ganz besonderes Tor gelang ihm 1989, als er Uli Stein mit einem 50-Meter-Weitschuss vom Mittelkreis aus überwand. Das Tor wurde zum Tor des Jahrzehnts der 80er Jahre gewählt. Sein letztes Spiel in der Bundesliga bestritt er am 15. Juni 1991, dem letzten Spieltag der Saison 1990/91, beim 2:2-Unentschieden gegen Bayer 05 Uerdingen; Augenthaler wurde in der 66. Minute für Manfred Bender ausgewechselt. Als Spieler und langjähriger Kapitän (1984 bis 1991) hatte Augenthaler eine Ära geprägt, der angestrebte Sieg im Europapokal der Landesmeister blieb ihm aber versagt: 1982 gab es eine Niederlage im Endspiel gegen Aston Villa, beim 1:2 gegen den FC Porto 1987 fehlte er auf Grund der im Halbfinale gegen Real Madrid erhaltenen roten Karte. Seine Europapokal-Karriere endete tragisch: Torwart Raimond Aumann lenkte in der Nachspielzeit des Halbfinales 1991 bei Roter Stern Belgrad einen von Augenthaler abgewehrten Ball ins eigene Tor.

Nationalmannschaft

Das Nationaltrikot trug Augenthaler erstmals in der DFB-Jugendauswahl, für die er elfmal zum Einsatz kam und drei Tore erzielte. Sein Debüt gab er am 15. Oktober 1975 in Trelleborg beim 1:1-Unentschieden gegen die Auswahl Schwedens. Es folgten zehn Einsätze in Folge, wobei er in seinem fünften, am 3. März 1976 in Duschanbe beim 2:0-Sieg über Ungarn sein erstes von drei Toren erzielte. Seinen letzten Einsatz für diese Auswahl bestritt er am 1. Juni 1976 im ungarischen Balatonfűzfő beim 3:2-Sieg über die Auswahl der Tschechoslowakei.

Augenthaler spielte achtmal für die B-Nationalmannschaft; erstmals am 11. September 1979 in Kaiserslautern, als er für Ditmar Jakobs eingewechselt beim 2:1-Sieg über Rumänien mitwirkte. Bereits in seinem zweiten Spiel am 16. Oktober in Koblenz, beim 9:0-Sieg über die A-Nationalmannschaft Luxemburgs, kam er zu seinem einzigen Treffer.

Für die A-Nationalmannschaft spielte er 27-mal,[3] erstmals am 5. Oktober 1983 im Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft 1984 beim 3:0-Sieg über Österreich in Gelsenkirchen. Augenthaler nahm an zwei Weltmeisterschaften teil und wurde in seinem letzten Länderspiel am 8. Juli 1990 in Rom Weltmeister. Dafür erhielt er - wie die gesamte Weltmeisterelf - das Silberne Lorbeerblatt.

Karriere als Trainer

FC Bayern München

Unmittelbar nach dem Ende seiner Profi-Karriere übernahm Augenthaler die A-Jugend-Mannschaft des FC Bayern München. Von 1992 bis 1997 hatte er die Funktion des Co-Trainers und ab Mitte Mai 1996 bis zum Ende der Saison – infolge kurzfristiger Vertretung Franz Beckenbauers – die des Cheftrainers inne. Bis 1996 spielte er parallel zu seiner Trainertätigkeit vereinzelt bei den Amateuren des FC Bayern.

Grazer AK und 1. FC Nürnberg

In Österreich war er anschließend bis März 2000 Cheftrainer des Bundesligisten Grazer AK, bevor er die Trainertätigkeit beim 1. FC Nürnberg[6] übernahm und mit dem „Club“ 2001 in die Bundesliga aufstieg. Am 30. April 2003 wurde er bei den stark abstiegsgefährdeten Franken kurz vor Ende der Spielzeit beurlaubt.

Bayer Leverkusen und VfL Wolfsburg

Am 13. Mai 2003 erhielt er die Anstellung bei Bayer 04 Leverkusen, um den „Werksclub“ vor dem Abstieg zu retten, was ihm auch mit dem 15. Tabellenplatz gelang. In der Saison 2003/04 wurde er mit seinem Verein Dritter der Meisterschaft und qualifizierte sich so für die Teilnahme an der Champions League, in der der Verein am 15. September 2004 mit einem 3:0-Heimsieg über Real Madrid zu überzeugen wusste, aber im Achtelfinale gegen den FC Liverpool (zweimal mit 1:3 verloren) ausschied. Für Augenthaler kam das Aus am 16. September 2005 – er wurde in Leverkusen entlassen.

Die nach dreimonatiger Pause am 29. Dezember 2005 angetretene Trainernachfolge von Holger Fach beim VfL Wolfsburg endete am 19. Mai 2007 in beiderseitigem Einvernehmen.

SpVgg Unterhaching

Am 23. März 2010 übernahm Augenthaler das Amt des Trainers beim Drittligisten SpVgg Unterhaching.[7] Er löste den Interimstrainer Matthias Lust ab, der das Amt von Ralph Hasenhüttl übernommen hatte, nachdem dieser am 22. Februar 2010 beurlaubt worden war. Augenthaler schaffte den Klassenerhalt bereits am 36. Spieltag mit einem 1:0-Heimsieg gegen den Wuppertaler SV, bei dem Marcus Steegmann den Siegtreffer erzielte.[8] Sein Vertrag wurde zum Ende der Saison 2010/11 nicht verlängert.[9]

SV Donaustauf

Am 18. Februar 2016 wurde bekannt, dass Klaus Augenthaler ab Sommer 2016 den Bezirksligisten SV Donaustauf trainieren wird. Durch einen ehemaligen Jugendspieler, der in der Nähe wohne, sei der Kontakt zustandegekommen, wie Augenthaler auf einer Pressekonferenz preisgab.[10][11]

Erfolge

Spieler

Co-Trainer

Trainer

Auszeichnungen

Sonstiges

  • Sowohl im Nationalteam als auch in den Vereinsmannschaften spielte er oft auf der Position des Liberos, war für die Organisation der Abwehr zuständig und führte meist die Freistöße aus. Sein besonderes Markenzeichen war sein ungewöhnlich harter Schuss. Bekannt wurde insbesondere sein Tor gegen Eintracht Frankfurt in der 1. Runde des DFB-Pokals am 19. August 1989: Der etwa von Höhe der Mittellinie aus erzielte Treffer wurde später zum Tor des Jahrzehnts gewählt.
  • Klaus Augenthaler ist der einzige Trainer in der Geschichte der Bundesliga, der in einem Spiel viermal auswechselte. Am 18. Mai 1996 vertrat er Franz Beckenbauer als Trainer von Bayern München im letzten Saisonspiel gegen Fortuna Düsseldorf. Zur Pause brachte er drei neue Feldspieler, aber auch Michael Probst als Torhüter für Oliver Kahn. Schiedsrichter Lutz Wagner bemerkte diesen Regelverstoß nicht. Die Münchener glichen noch zum Endstand von 2:2 aus, wobei Düsseldorf gegen die Wertung des Spiels angesichts dessen Bedeutungslosigkeit für beide Mannschaften keinen Einspruch einlegte.[16]
  • Während seiner Zeit beim Grazer AK gab Augenthaler auf einer Pressekonferenz bekannt, dass er den Verein verlassen und künftig einen französischen Spitzenverein trainieren werde. Mehrere lokale Radiosender unterbrachen wegen einer entsprechenden Sondermeldung ihr Programm. Der als sein Nachfolger vorgestellte litauische Fußballtrainer Albertas Klimawiszys leitete sogleich ein erstes Training, bei dem er einen Spieler, der gegen die unkonventionellen Trainingsmethoden Einwände erhob, suspendierte. Nach wenigen Minuten brach daraufhin die gesamte Mannschaft unter Protest das Training ab. Im Folgenden wurden die anwesenden Journalisten aufgeklärt, dass es sich um einen Beitrag für die Sendung Darüber lacht die Welt handele, Klimawiszys war niemand anderes als der Komiker Hape Kerkeling. Auch die Mannschaft war zuvor nicht eingeweiht worden.
  • Am 10. Mai 2007, vor dem 33. Bundesligaspieltag gegen Alemannia Aachen, gab der mit dem VfL Wolfsburg vom Abstieg bedrohte Klaus Augenthaler eine Pressekonferenz von 42 Sekunden Länge, bei der er die vier zugelassenen Fragen selbst stellte und auch selbst beantwortete.[17]
  • Am 30. Januar 2009 gab der Bayerische Rundfunk bekannt, dass Klaus Augenthaler für die Rückrunde der Bundesliga als Moderator der Sendung Heute im Stadion auf Bayern 1 verpflichtet wurde.[18]

Weblinks

Commons: Klaus Augenthaler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Klaus Augenthaler – in den Nachrichten

Einzelnachweise

  1. Spielerdaten auf fussballdaten.de
  2. Interview mit Klaus Augenthaler auf Spiegel online
  3. a b Matthias Arnhold: Klaus Augenthaler – International Appearances. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 9. Oktober 2014, abgerufen am 31. Oktober 2014.
  4. Matthias Arnhold: Germany – Player Data – FC Bayern München. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 7. März 2013, abgerufen am 22. Mai 2014.
  5. Marcel Haisma: Klaus Augenthaler – Matches in European Cups. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 14. März 2004, abgerufen am 22. Mai 2014.
  6. "Auge" wird Chef beim "Club", abgerufen am 2. Dezember 2012.
  7. Augenthaler trainiert Unterhaching, abgerufen am 2. Dezember 2012.
  8. nicht erreichbar, abgerufen am 2. Dezember 2012.
  9. SpVgg Unterhaching – Kleine Lösung mit großen Namen, sueddeutsche.de vom 1. Juni 2011 (abgerufen am 4. Juni 2011).
  10. www.sueddeutsche.de
  11. www.fupa.net
  12. Torschütze des Monats April 1982
  13. Torschütze des Monats August 1989
  14. Hall of Fame
  15. Matthias Arnhold: Klaus Augenthaler – Matches and Goals in Bundesliga. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 15. Mai 2014, abgerufen am 22. Mai 2014.
  16. Spielbericht auf fussballdaten.de
  17. Augenthaler führt Blitz-Interview mit sich selbst. In: www.tagesschau.de. 11. Mai 2007, abgerufen am 13. September 2009.
  18. Heute im Stadion, abgerufen am 26. Januar 2016.