Northrop P-61

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Oktober 2016 um 12:48 Uhr durch Quezon95 (Diskussion | Beiträge) (eher dynamische Instabilität, weniger ein Problem der Schwerpunktlage). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Northrop P-61 Black Widow

Northrop P-61A der USAAF
Typ Nachtjäger
Entwurfsland

Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten

Hersteller Northrop
Erstflug 26. Mai 1942
Indienststellung 1944
Produktionszeit

1943 bis 1946

Stückzahl 742

Die Northrop P-61 Black Widow (zu dt.: „Schwarze Witwe“) war das erste Kampfflugzeug der USAAF, das eigens für die Nachtjagd entwickelt wurde. Durch die konstruktive Auslegung mit doppelten Leitwerksträgern ähnelte die P-61 äußerlich der kleineren Lockheed P-38 Lightning. Sie konnte bis zu vier 726-kg-Bomben oder vier 12,7-cm-HVAR-(High Velocity Aircraft Rocket)-Raketen mitführen. Trotz guter Flugeigenschaften und vergleichsweise hoher Abschusszahlen wurden nur 742 Flugzeuge (einschließlich der Variante als Aufklärungsflugzeug, der F-15 Reporter) hergestellt, da zum Ende des Zweiten Weltkriegs die Propellermaschinen nach und nach durch Düsenflugzeuge ersetzt werden sollten.

Geschichte

Noch vor dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten erkannte man 1940 im US Army Air Corps den Bedarf an einem Nachtjäger. Die Stärke der deutschen Nachtangriffe auf England im Verhältnis zur dortigen Nachtabwehr war mit Sorge beobachtet worden, und so wurde am 21. Oktober 1940 eine Ausschreibung mit den Anforderungen an einen Nachtjäger ausgegeben.

YP-61-Vorserienmaschine

Am 10. März 1941 vergab das Materiel Command einen Auftrag über zwei Versuchsmuster (XP-61) an Northrop, nur kurze Zeit später wurden 13 Prototypen (YP-61) geordert und am 1. September 1941 folgte ein Auftrag über 150 Serienmaschinen (P-61A). Diese Bestellungen erfolgten noch vor dem Erstflug der XP-61 im Mai 1942; man erwartete offenbar viel von diesem Typ. Die ersten 37 Maschinen der Serie P-61A hatten noch einen Drehturm auf dem Rumpfrücken, der aber zu starker Instabilität im Bereich der Leitwerke führte und bei den nachfolgenden Maschinen weggelassen wurde.

Eine P-61A (USAAF Serien-Nr. 42-5496) ging zur Erprobung an die Royal Air Force, wurde aber dort für ungeeignet befunden. Es folgten die P-61B und die P-61C. Das C-Modell war eine Hochgeschwindigkeitsversion mit leistungsstärkeren Sternmotoren und galt als vielversprechendste Ausführung, kam aber erst zum Kriegsende zur Truppe (Juli 1945). Daher wurden alle Aufträge storniert, 13 Maschinen wurden sogar direkt nach ihrer Fertigstellung verschrottet. Bis dahin waren den P-61-Piloten neun bestätigte und einige weitere unbestätigte Abschüsse von V1-Marschflugkörpern gelungen.

Nach dem Ende des Kriegs wurden noch einige Versuche unternommen, eine geeignete Verwendung für die P-61 zu finden. So wurden Erprobungen mit den bereits im März 1945 fertiggestellten zwei Prototypen der XP-61E fortgesetzt. Dies waren weiter leistungsgesteigerte Langstrecken-Tagjäger, konzipiert als Begleitjäger für die B-29 Superfortress. Auf Basis dieser XP-61E entstand auch eine Aufklärungsversion mit der Bezeichnung XF-15, bzw. XF-15A für eine Maschine auf Basis einer P-61C. „F“ stand hierbei von 1930 bis 1947 für die Verwendung „Photographic Reconnaissance“ (Fotografische Aufklärung). Bereits im Juni 1945 hatte die USAAF einen Auftrag über 175 Maschinen erteilt; am 3. Juli 1945 fand der Erstflug statt und im September 1946 wurde die erste F-15 Reporter ausgeliefert. Die F-15A wurde ab 1948 als RF-61C bezeichnet.

In Zusammenarbeit mit dem U.S. Weather Bureau (Vorgängerorganisation der heutigen National Oceanic and Atmospheric Administration) wurden im Rahmen des „Thunderstorm“-Projekts ab 1946 verschiedene P-61 und F-15 zu Zwecken der Wetterforschung eingesetzt. Aber auch die Geschichte der Reporter endete mit der vorzeitigen Stornierung der Aufträge im Jahr 1947. Bis 1952 waren alle P-61 und die 36 Exemplare der RF-61C ausgemustert worden; an die Stelle des geplanten Langstrecken-Begleitjägers war bereits 1948 die North American F-82 Twin Mustang getreten.

Verbleib

P-61 im USAF Museum
Northrop P-61B Black Widow

Nur vier P-61 sind noch erhalten, zwei werden in US-amerikanischen Sammlungen, eine in einer chinesischen gezeigt und ein Exemplar wird flugfähig restauriert.

  • das in China im Beijing Aeronautical Institute gezeigte Flugzeug gehörte zu drei abgeordneten P-61A der 427th Night Fighter Squadron (427th NFS), die bei Kriegsende von kommunistischen Truppen erbeutet wurden. Das Flugzeug trägt die Markierungen 7602 und 25171, seine genaue Identität ist jedoch nicht bekannt. Möglicherweise existieren in China noch weitere Maschinen des Musters.
  • die Maschine, die in Pennsylvania im Mid-Atlantic Air Museum wieder in einen flugfähigen Zustand versetzt werden soll, wurde im westlichen Teil von Neu-Guinea geborgen, wo sie 1945 an den Hängen des Mount Cyclops in der Nähe von Hollandia abgestürzt und 1991 wieder in die Vereinigten Staaten verbracht worden war.[1] Es handelt sich um eine P-61B mit der USAAF-Seriennummer 42-39445, die bei der 550th NFS im Einsatz war.
  • das USAF Museum zeigt eine P-61C, die 1954 den Boy Scouts aus Urbania (Ohio) geschenkt wurde, dann 1958 an den Sammler Earl Reinert verkauft wurde. Dieser gab die Maschine noch im gleichen Jahr an das Museum weiter. Sie trägt die Markierungen der Moonlight Serenade der 550th NFS.
  • eine weitere Maschine (43-8330) besitzt das Smithsonian Institute; sie ist auf der Andrews Air Force Base in Maryland abgestellt.[2]

Militärische Nutzer

Vereinigte Staaten 48 Vereinigte Staaten

Technische Daten P-61B

Radareinrichtung der P-61
Kenngröße Daten
Hersteller Northrop
Spannweite 20,11 m
Länge 15,09 m
Höhe 4,47 m
Leergewicht 12.247 kg
Startgewicht 17.237 kg
Besatzung 3
Höchstgeschwindigkeit 585 km/h
Dienstgipfelhöhe 10.640 m
Reichweite 4.820 km
Triebwerke zwei 18-Zylinder-Sternmotoren
Pratt & Whitney R-2800-65 Double Wasp
mit je 1.510 kW (2.026 PS)
Bewaffnung vier 20-mm-Maschinenkanonen nach vorn,
vier 12,7-mm-MGs Browning M2 in drehbarem Turm auf dem Rumpfrücken
und bis zu 2.904 kg Bombenlast

Literatur

  • Gerhard Siem: Militärmaschinen der Welt. 1. Auflage, GeraMond Verlag, München 2001, ISBN 3-932785-85-1.
  • Aero 73: Northrop Black Widow – Schwarz wie die Nacht. Marshall Cavendish International Ltd., 1984, S. 2029–2034.

Weblinks

Commons: Northrop P-61 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Seite des Mid-Atlantic Air Museums zur Restaurierung der P-62
  2. The Last Widows. In: Wings of Fame. Vol. 15, 1999, S. 93