Grünebach

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Februar 2010 um 16:16 Uhr durch Zollernalb (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
Grünebach
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Grünebach hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 47′ N, 7° 54′ OKoordinaten: 50° 47′ N, 7° 54′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Altenkirchen (Westerwald)
Verbandsgemeinde: Betzdorf
Höhe: 230 m ü. NHN
Fläche: 2,52 km2
Einwohner: 499 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 198 Einwohner je km2
Postleitzahl: 57520
Vorwahl: 02741
Kfz-Kennzeichen: AK
Gemeindeschlüssel: 07 1 32 042
Adresse der Verbandsverwaltung: Hellerstraße 2
57518 Betzdorf
Website: www.betzdorf.de
Ortsbürgermeister: Siegfried Eicher
Lage der Ortsgemeinde Grünebach im Landkreis Altenkirchen (Westerwald)
KarteFriesenhagenHarbach (Landkreis Altenkirchen)NiederfischbachMudersbachBrachbachKirchen (Sieg)HerdorfDaadenEmmerzhausenMaudenDerschenNisterbergFriedewald (Westerwald)WeitefeldNiederdreisbachSchutzbachGrünebachAlsdorf (Westerwald)BetzdorfScheuerfeldWallmenrothWillrothKrunkelHorhausen (Westerwald)PleckhausenGüllesheimObersteinebachNiedersteinebachBürdenbachEulenberg (Westerwald)PeterslahrRott (Westerwald)BurglahrOberlahrEichen (Westerwald)Seifen (Westerwald)Seelbach (Westerwald)FlammersfeldKescheidReiferscheidBerzhausenWalterschenSchürdtOrfgenZiegenhain (Westerwald)GiershausenKatzwinkel (Sieg)Birken-HonigsessenWissen (Stadt)HövelsMittelhofNaurothElkenrothRosenheim (Landkreis Altenkirchen)KausenDickendorfMalberg (Westerwald)Steinebach/SiegFensdorfGebhardshainElben (Westerwald)SteinerothMolzhainSelbach (Sieg)Forst (bei Wissen, Sieg)BitzenEtzbachRoth (Landkreis Altenkirchen)BruchertseifenFürthenHamm (Sieg)Seelbach bei Hamm (Sieg)BreitscheidtPrachtBirkenbeulNiederirsenKircheibHirz-MaulsbachFiersbachMehren (Westerwald)RettersenErsfeldHasselbach (Westerwald)ForstmehrenKraamWerkhausenOberirsenWeyerbuschHemmelzenNeitersenBirnbachÖlsenSchöneberg (Westerwald)StürzelbachFluterschenOberwambachBerod bei HachenburgGielerothAlmersbachAltenkirchen (Westerwald)Michelbach (Westerwald)IngelbachSörthMammelzenEichelhardtIdelbergIsertHelmerothRacksenVolkerzenHilgenrothObererbach (Westerwald)BachenbergBusenhausenHeupelzenWölmersenKettenhausenHelmenzenNordrhein-WestfalenLandkreis NeuwiedWesterwaldkreisLandkreis Neuwied
Karte

Grünebach ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Altenkirchen (Westerwald) im nördlichen Teil von Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Betzdorf an.

Geographie

Ausschnitt aus dem bearbeiteten Urkataster von 1831

Grünebach liegt in der nördlichen Spitze von Rheinland-Pfalz. Zwischen Betzdorf an der Sieg und Herdorf an der Heller, einem Zufluss der Sieg, gelegen, gehört Grünebach zum Randbereich des Siegerlands.

Geschichte

Der Siedlungsbeginn in Grünebach ist nicht näher zu bestimmen. Woher der Name „Grünebach“ stammt, ist ebenfalls nicht eindeutig zu klären. Die in einer Festschrift des MGV Grünebach erstmals vertretene und mehrfach von dort übernommene Meinung, Grünebach sei nach dem kleinen Bach „Hohlgrünebach“ (umgangssprachlich „Seifen“), der in Grünebach in die Heller mündet, benannt worden, ist durch nichts begründbar. Im Urkataster von Grünebach aus dem Jahr 1831 wird der Hohlgrünebach einfach nur als „Bach“ ohne jeden Namen eingetragen. Der Bach wurde also später nach dem Dorf benannt und nicht umgekehrt. Die Bezeichnung „Grünbach“ könnte eventuell auf eine alte Richtstätte hindeuten.

Der Schöffe Michel zu Grünebach hat 1576 die Freusburger gräfliche Kanzlei bewegen können, „der unsrigen Gemein die Läutung der Dorfglocke zu verstatten“. Das Dorfglöckchen hing auf dem Hirtenhaus, das 1704 abgerissen wurde. Im Jahr 1746 wurde das Läuterecht schriftlich festgelegt und 1749 vom Amt Freusburg als Glockenbrief anerkannt und besiegelt.

Das Dorfglöckchen läutete morgens um 6 Uhr, um 12 Uhr zum Mittagsgebet „Engel des Herrn“ sowie abends um 18 Uhr und ließ die Menschen innehalten. Dies hat die Grünebacher besonders geprägt: seit 2007 beinhaltet das Grünebacher Wappen als Hauptkomponente ein überdimensional großes Dorfglöckchen.

Grünebach gehörte zur Grafschaft Sayn-Altenkirchen. Durch die neue, am Hellerbach gelegene Eisenhütte, in der Spezialeisen bis in die 1960er Jahre hergestellt wurde, war Grünebach auch über die Region hinaus bekannt. In Grünebach wurde die Heller gestaut, damit der Hütte das zur Eisengewinnung benötigte Wasser über den „Hüttengraben“ zugeführt werden konnte. Man geht davon aus, dass die „neue“ Grünebacher Hütte nach 1607 gegründet wurde. 1741 wurde diese neue Hütte aus herrschaftlichem Besitz verkauft. Laut Urkataster war die Grünebacher Hütte („Eisenhütte mit Hammerwerk“) 1861 im Besitz von Johann Peter Euteneuer († 20. Juni 1876) & Consorten; der Schwiegervater von Johann Peter Euteneuer, sein Sohn sowie ein Enkel hießen jeweils „Christian“. Die noch heute bestehende, am Daadebach gelegene, Grünebacher Flurbezeichnung „alte Hütte“ zeugt von einer noch älteren Hüttentradition. Es wird angenommen, dass die alte Hütte vor 1478 angelegt wurde.

Zu Grünebach waren im 19. Jahrhundert das Schulzimmer und die Hirtenwohnung unter einem Dach. Die Grünebacher Schüler wurden 1883 monatlich abwechselnd zu Grünebach und zu Sassenroth unterrichtet. Die beiden Schulzimmer lagen ca. 1,5 km auseinander.

Das Schulzimmer in Grünebach, in dem am 27. November 1883 laut Kreisschulinspektor Schwindt zusammen mit den Sassenrother Kindern 86 Schüler unterrichtet wurden, war nur 35,4 m² groß. (Das Sassenrother Schulzimmer war immerhin 44 m² groß.) Wegen der beengten Verhältnisse sowie aus anderen Gründen wurde 1893 in Grünebach eine neue Schule gebaut.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Kreuz auch aus dem Grünebacher Klassenzimmer entfernt. Daraufhin drehten sich die Schüler auf Anweisung des Lehrers beim morgendlichen Gebet zur Straße hin, denn in einem Garten auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand ein weiteres Kreuz. Das Schulkreuz soll bis Kriegsende im Haus Weber am Ortseingang versteckt gewesen sein. Bis zum heutigen Tag hängt es wieder an seinem alten Ort im ehemaligen Klassenzimmer. Während der Zeit des Nationalsozialismus kam Pfr. Ignaz Fuhrmann aus Betzdorf regelmäßig zu Fuß nach Grünebach, um in einem Privathaus - in der Schule war religiöse Unterrichtung bekanntlich verboten - katholischen Religionsunterricht zu erteilen. Nach dem Krieg bedankte sich Pfr. Fuhrmann in einer Urkunde mit den Worten: „In schwerster Zeit, da das Kreuz und der Kath. Priester aus unseren Schulen verbannt waren, bot Familie Alfons Euteneuer, Grünebach, den Kindern der Gemeinde Grünebach ein Heim für die Seelsorgestunden, die in diesem Raume von April 1938 - Mai 1945 gehalten wurden.“

Dankesurkunde von Pfr. Fuhrmann aus Betzdorf

Das Schulgebäude wird zurzeit von der Feuerwehr genutzt.

Wirtschaftlich waren über Jahrhunderte die für das Siegerland typischen „Hauberge“ mit der gemeinschaftlichen Waldnutzung von großer Bedeutung. Der den Ort umgebende Laubwald wurde zur Brennholzgewinnung in 23-Jahre-Zyklen parzellenweise komplett abgeholzt. Im Laufe von 23 Jahren konnte sich die Parzelle jeweils regenerieren. Zur Bewirtschaftung schlossen sich die Bürger zu Haubergsgenossenschaften zusammen, die heute noch bestehen (z.B. die „Haubergsgenossenschaft Grünebach/Sassenroth“, „Wald“, „Imhäuser Hauberg“ (auf der Weißen Lay) oder „Hofberg“ (Richtung Sassenroth)).

Der im Siegerland betriebene Erzbergbau war in Grünebach nicht erfolgreich. Mehrere Stollen auf der Grünebacher Gemarkung zeugen von vergeblichen Mühen, Eisenerz oder Schiefer abzubauen.

Bis in die Nachkriegszeit wurde in Grünebach an drei Stellen im „Backes“ Brot gebacken: Im Unterdorf im Backes am Backespädchen, in einem Backes an der heutigen Friedhofstr. sowie in einem Backes hinter Meyers Werner's Haus.

Im Krieg hungerte man nicht. Nach Kriegsende 1945 während der amerikanischen und später französischen Besatzung, so erzählen die alten Grünebacher, gab es jedoch Mangel an Nahrungsmitteln. In dieser Zeit fuhren junge Grünebacher Männer und Frauen zum „Hamstern“ von Lebensmitteln ins Hessenland (z.B. nach Treysa bei Marburg), wo die Landwirte noch über Reserven verfügten.

Der Dorfbach Heller hat ein Einzugsgebiet von über 200 km², was wiederum häufig zur Folge hatte, dass der Bach bei anhaltendem Regen sehr schnell stark ansteigen und über die Ufer treten konnte. „In den Weiden“ befindet sich eine in Stein gemeißelte Markierung des Hochwassers vom 24. November 1890, die erahnen lässt, dass damals weite Teile des Dorfs überschwemmt waren. Für die alten Grünebacher war das Hochwasser wegen der Zerstörungen schlimmer als Feuersbrunst. Feuer konnte man löschen, gegen Hochwasser war „kein Kraut gewachsen“.

Datei:200px-Hochwasser 1890 Gr.jpg
in Stein gemeißelte Markierung des Hochwassers vom 24. November 1890
Stolleneingang - hier wurde nach Schiefer gesucht
Statistik zur Einwohnerentwicklung

Die Entwicklung der Einwohnerzahl, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:

  • 1815 – 117
  • 1835 – 120
  • 1871 – 202
  • 1905 – 271
  • 1939 – 304
  • 1950 – 395
  • 1961 – 395
  • 1970 – 514
  • 1987 – 526
  • 2005 – 560

Datenquelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

Religion

Grünebach ist überwiegend katholisch geprägt und gehört zur Pfarrei St. Peter und Paul Alsdorf im Bistum Trier (Trierische Insel). Die Trierische Insel besteht aus dem Dekanat Kirchen, das zum Bistum Trier gehört, jedoch komplett vom Erzbistum Köln, dem Erzbistum Paderborn und dem Bistum Limburg umschlossen wird. Die katholische Pfarrei St. Peter und Paul Alsdorf wurde 1959 von Betzdorf eigenständig. Pfarrer dieser jungen Pfarrei waren Pfr. Müller („Gebt gerne, gebt reichlich!“), Pfr. Manfred Veit, Pfr. P. Wim Schellekens SJ, Pfr. Thomas Gerber sowie Pfr. Gerhard Stenz.

Im Jahr 1950 wurde die „Grotte“, eine Gebets- und Verehrungsstätte der Mutter Gottes Maria mit Kreuz vom Grünebacher P. Leo Schmitt SVD eingeweiht. Neben P. Leo, der Missionar in Manila auf den Philippinen ist, stammen zwei weitere Missionare aus Grünebach: Pater Vinzenz Euteneuer MSF ist in São Francisco im Bundesstaat Minas Gerais (Brasilien) als Missionar tätig. Die Grünebacherin Missionsschwester Virgula Schmitt SSpS lebt auf der Insel Flores in Indonesien. Alle drei werden aus der Heimat finanziell unterstützt. Außerdem kommt aus Grünebach der Trierer Bistumspriester Pfr. Bernhard Euteneuer, geweiht am 28. Juni 1986 von Bischof Dr. Hermann-Josef Spital.

In 2009 sind 71,2 % der Grünebacher römisch-katholisch, 14,7 % evangelisch.

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Grünebach besteht aus zwölf Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzenden.[2]

Verkehr und Wirtschaft

Verkehrstechnisch ist die Gemeinde über die A 45, B 62 bzw. auch über den Bahnanschluss der Verbindung Betzdorf/Sieg–Dillenburg (Hellertalbahn) mit den Bahnhöfen „Grünebacher Hütte“ und „Grünebach Ort“ gut zu erreichen. Bis Ende des 20 Jahrhunderts existierte zusätzlich der eigentlich auf der Gemarkung Alsdorf liegende Bahnhof „Grünebach“, womit nach dem kleinen Ort drei Haltepunkte der Deutschen Bundesbahn benannt wurden.

Ende des vergangenen Jahrhunderts sollte durch die Gemarkung Grünebach eine weit ausschweifende Straße als Umgehung für die Stadt Betzdorf gebaut werden. Zur Entscheidungsfindung bezüglich der Trassenführung wurde um 1980 ein detailliertes Modell angefertigt, dessen Qualität so hochwertig war, dass es heute im Deutschen Straßenmuseum zu Germersheim/Rhein zu sehen ist. Die Umgehung wurde aus Natur- und Umweltschutzgründen, u. a. wegen Vorkommen des Haselhuhns und eines europaweit geschützten bläulichen Schmetterlings, schließlich nicht gebaut.

Persönlichkeiten

Franz Bender, Wirt mit Pferdefuhrwerk und Grünebacher „Original“. Er scheute sich nicht, den Landrat, der seine Gastwirtschaft besuchte, mit „Du“ anzureden. Auch der größte Platz in Grünebach, der „Benders Platz“, ist im Volksmund nach ihm benannt. Sein Sohn Hans führt noch heute eine Gastwirtschaft am Ort.

Sonstiges

Dialekt

Ein Beispiel für das original Grünebacher „Platt“-deutsch ist die Frage „Dä dä dat da du?“, wobei die Vokale und Umlaute ganz kurz und prägnant betont werden. Die Grünebacher Kinder sollten, als der Straßenverkehr immer stärker zunahm, nicht auf die „Schussi“ (= Chaussee/Straße, Betonung auf dem „u“) gehen.

Alte Familiennamen

Im Dorf gibt es einige alteingesessene Familien, die auch einen Hausnamen führen. So z. B.:

  • Bender Rita → Hausname „Growener Rita“;
  • Bender Theo → Hausname „Wiëts Theo“;
  • Euteneuer Rudolf → Hausname „Christians Rudolf“;
  • Fischbach Heinz oder Theo → Hausname „Ströresch Heinz od. Theo“;
  • Heukäufer Karl → Hausname „Liss“;
  • Heukäufer Rudolf → Hausname „Friedlins Rudolf“;
  • Imhäuser Theo → Hausname „Weins Theo“;
  • Lück Albert → Hausname „Link“
  • Schmitt Lothar → Hausname „Schmiddefritz Lothar“;
  • → Hausname „Stüwersch“

Kultur

Liste der Kulturdenkmäler in Grünebach

Literatur

Benno Solbach, Der Grünebacher Glockenbrief. 240 Jahre altes Dokument regelte Läuten der Dorfglocke, in: Siegerland 1992 (Band 69) Heft 1-2, S. 49

Quellen und Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Kommunalwahl Rheinland-Pfalz 2009, Gemeinderat

Weblinks