„Beryllium“ – Versionsunterschied

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* als Konstruktionswerkstoff in [[Aluminiumlegierung|Legierungen mit Aluminium]] für beanspruchte und sehr leichte Produkte in der Flugzeug- und Weltraumtechnik. ''Beralcast'' (früher ''Lockalloy'') und ''AlBeMet-AM162'' (62 % Be, 38 % Al) sind Markennamen für Feinpulver, aus denen die Bauteile durch heißisostatisches Pressen hergestellt werden.
* als Konstruktionswerkstoff in [[Aluminiumlegierung|Legierungen mit Aluminium]] für beanspruchte und sehr leichte Produkte in der Flugzeug- und Weltraumtechnik. ''Beralcast'' (früher ''Lockalloy'') und ''AlBeMet-AM162'' (62 % Be, 38 % Al) sind Markennamen für Feinpulver, aus denen die Bauteile durch heißisostatisches Pressen hergestellt werden.
* als Legierungsbestandteil in [[Berylliumkupfer]] (CuBe, CuCoBe). Daraus werden unter anderem funkenfreie, nichtmagnetische Werkzeuge hergestellt, die in explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt werden können. Kontakt- und Federwerkstoffe aus Berylliumkupfer zeichnen sich durch hohe Härte, [[Elastizität (Physik)|Elastizität]], [[Zugfestigkeit]], [[Materialermüdung|Ermüdungsfestigkeit]], [[Korrosion]]sbeständigkeit, Nichtmagnetisierbarkeit sowie gute elektrische und thermische [[Leitfähigkeit]] aus. Berylliumkupfer kann daher für Kontaktfedern oder andere Strom übertragende Federn, z. B. in [[Drehspulmesswerk]]en oder an [[Kohlebürste]]n eingesetzt werden, ebenso für nichtmagnetisierbare Werkzeuge zum Einsatz in starken Magnetfeldern, beispielsweise zu Arbeiten an [[Magnetresonanztomographie|MRT]]-Geräten. Zu finden ist Berylliumkupfer in Präzisions-Sockeln für [[Integrierter Schaltkreis|ICs]] sowie als Material für die Dosen von Dosenbarometern aufgrund der hohen Elastizität.
* als Legierungsbestandteil in [[Berylliumkupfer]] (CuBe, CuCoBe). Daraus werden unter anderem funkenfreie, nichtmagnetische Werkzeuge hergestellt, die in explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt werden können. Kontakt- und Federwerkstoffe aus Berylliumkupfer zeichnen sich durch hohe Härte, [[Elastizität (Physik)|Elastizität]], [[Zugfestigkeit]], [[Materialermüdung|Ermüdungsfestigkeit]], [[Korrosion]]sbeständigkeit, Nichtmagnetisierbarkeit sowie gute elektrische und thermische [[Leitfähigkeit]] aus. Berylliumkupfer kann daher für Kontaktfedern oder andere Strom übertragende Federn,<ref name="HoWi" /> z.&nbsp;B. in [[Drehspulmesswerk]]en oder an [[Kohlebürste]]n eingesetzt werden, ebenso für nichtmagnetisierbare Werkzeuge zum Einsatz in starken Magnetfeldern, beispielsweise zu Arbeiten an [[Magnetresonanztomographie|MRT]]-Geräten. Zu finden ist Berylliumkupfer in Präzisions-Sockeln für [[Integrierter Schaltkreis|ICs]] sowie als Material für die Dosen von Dosenbarometern aufgrund der hohen Elastizität.
* als Legierungsbestandteil mit Anteilen von etwa 0,0001–0,1 Gew.-% zur Verbesserung der Festigkeit und des Dehnungsverhaltens von Feinstdrähten ("[[Drahtbonden|Bonddrähten]]") aus [[Gold]], die in der [[Halbleiter]]industrie zum Kontaktieren von Bauelementen auf einem [[Verdrahtungsträger]] genutzt werden.<ref>{{Patent
* als Legierungsbestandteil mit Anteilen von etwa 0,0001–0,1 Gew.-% zur Verbesserung der Festigkeit und des Dehnungsverhaltens von Feinstdrähten ("[[Drahtbonden|Bonddrähten]]") aus [[Gold]], die in der [[Halbleiter]]industrie zum Kontaktieren von Bauelementen auf einem [[Verdrahtungsträger]] genutzt werden.<ref>{{Patent
| Land = DE
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* [[Berylliumkupfer|CuBe]]-Ventilführungen und -Ventilsitze im Motorenbau ([[Verbrennungsmotor]]en)<ref name="Tim Gilles">{{Literatur| Autor=Tim Gilles | Titel=Automotive Engines: Diagnosis, Repair, and Rebuilding | Verlag=Cengage Learning | ISBN=978-1-337-67022-7 | Jahr=2018 | Online={{Google Buch | BuchID=gg9EDwAAQBAJ | Seite=241 }} | Seiten=241 }}</ref>
* [[Berylliumkupfer|CuBe]]-Ventilführungen und -Ventilsitze im Motorenbau ([[Verbrennungsmotor]]en)<ref name="Tim Gilles">{{Literatur| Autor=Tim Gilles | Titel=Automotive Engines: Diagnosis, Repair, and Rebuilding | Verlag=Cengage Learning | ISBN=978-1-337-67022-7 | Jahr=2018 | Online={{Google Buch | BuchID=gg9EDwAAQBAJ | Seite=241 }} | Seiten=241 }}</ref>
* CuBe- und CuCoBe-[[Elektrode]]n für das [[Punktschweißen]] und für Kunststoffspritzdüsen
* CuBe- und CuCoBe-[[Elektrode]]n für das [[Punktschweißen]] und für Kunststoffspritzdüsen
* Relaiskontaktfedern aus CuBe<ref name="Nnamdi Anyadike">{{Literatur| Autor=Nnamdi Anyadike | Titel=Copper A Material for the New Millennium | Verlag=Elsevier | ISBN=978-1-85573-870-6 | Jahr=2002 | Online={{Google Buch | BuchID=V5GkAgAAQBAJ | Seite=121 }} | Seiten=121 }}</ref>
* Relaiskontakte aus CuBe und CuCo
* [[Bananenstecker|Hohlbananenstecker]] mit Federn aus CuBe<ref name="A. Davidson">{{Literatur| Autor=A. Davidson | Titel=Handbook of Precision Engineering Mechanical Design Applications | Verlag=Macmillan International Higher Education | ISBN=978-1-349-01023-3 | Jahr=2016 | Online={{Google Buch | BuchID=jFNdDwAAQBAJ | Seite=121 }} | Seiten=121 }}</ref>
* [[Bananenstecker|Hohlbananenstecker]] aus CuBe
* Uhrenfedern aus [[Eisen]]-[[Nickel]]-Beryllium, NiBe
* Uhrenfedern aus [[Eisen]]-[[Nickel]]-Beryllium, NiBe<ref name="HoWi" />
* Bremsscheiben des [[Space Shuttle]]s (geringes Gewicht und hohe [[Wärmekapazität]]) aus Berylliummetall, sowie für den Motorsport (z.&nbsp;B. [[Porsche 906]])
* Bremsscheiben des [[Space Shuttle]]s (geringes Gewicht und hohe [[Wärmekapazität]]) aus Berylliummetall, sowie für den Motorsport (z.&nbsp;B. [[Porsche 906]])
* Rotoren in [[Kreiselkompass]]en, bewegliche [[Spiegel]] in optischen Systemen, Antriebssysteme in [[Magnetband]]geräten
* Rotoren in [[Kreiselkompass]]en, bewegliche [[Spiegel]] in optischen Systemen, Antriebssysteme in [[Magnetband]]geräten

Version vom 27. Juli 2019, 09:01 Uhr

Eigenschaften
Allgemein
Name, Symbol, Ordnungszahl Beryllium, Be, 4
Elementkategorie Erdalkalimetalle
Gruppe, Periode, Block 2, 2, s
Aussehen weiß-grau metallisch
CAS-Nummer

7440-41-7

Massenanteil an der Erdhülle 5,3 ppm[1]
Atomar[2]
Atommasse 9,0121831(5)[3] u
Atomradius (berechnet) 105 (112) pm
Kovalenter Radius 96 pm
Van-der-Waals-Radius 153[4] pm
Elektronenkonfiguration [He] 2s2
1. Ionisierungsenergie 899,5
2. Ionisierungsenergie 1757,1
Physikalisch[2]
Aggregatzustand fest
Kristallstruktur hexagonal (dichtest gepackt)
Dichte 1,848 g/cm3 (20 °C)[5]
Mohshärte 5,5
Magnetismus diamagnetisch (Χm = −2,3 · 10−5)[6]
Schmelzpunkt 1560 K (1287 °C)
Siedepunkt 3243 K[7] (2969 °C)
Molares Volumen 4,85 · 10−6 m3·mol−1
Verdampfungsenthalpie 309 kJ/mol[7]
Schmelzenthalpie 7,95 kJ·mol−1
Schallgeschwindigkeit 13000 m·s−1
Spezifische Wärmekapazität 1825[1] J·kg−1·K−1
Austrittsarbeit 4,98 eV[8]
Elektrische Leitfähigkeit 25 · 106 S·m−1
Wärmeleitfähigkeit 190 W·m−1·K−1
Chemisch[2]
Oxidationszustände 2
Normalpotential −1,97 V (Be2+ + 2 e → Be)
Elektronegativität 1,57 (Pauling-Skala)
Isotope
Isotop NH t1/2 ZA ZE (MeV) ZP
7Be in Spuren 53,12 d ε 0,862 7Li
8Be {syn.} 6,722 · 10−17 s 2 α 0,092
9Be 100 % Stabil
10Be in Spuren 1,51 · 106 a β 0,556 10B
11Be {syn.} 13,81 s β 11,506 11B
Weitere Isotope siehe Liste der Isotope
NMR-Eigenschaften
  Spin-
Quanten-
zahl I
γ in
rad·T−1·s−1
Er (1H) fL bei
B = 4,7 T
in MHz
9Be −3/2 0+3,759 · 107 0,0139 028,12
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[10] ggf. erweitert[9]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301​‐​315​‐​317​‐​319​‐​330​‐​335​‐​350i​‐​372
P: 201​‐​260​‐​280​‐​284​‐​301+310+330​‐​304+340+310[9]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Beryllium ist ein chemisches Element mit dem Symbol Be und der Ordnungszahl 4. Der Name lässt sich vom Mineral Beryll, einem berylliumhaltigen Schmuckstein, ableiten (altgriechisch βήρυλλος beryllos, lateinisch beryllus).

Im Periodensystem steht Beryllium in der zweiten Hauptgruppe, bzw. der 2. IUPAC-Gruppe, und zählt daher zu den Erdalkalimetallen. Als Element der zweiten Periode zählt es zu den leichten Erdalkalimetallen. Bemerkenswert ist jedoch, dass es eine höhere Dichte als seine beiden Homologen Magnesium und Calcium hat. Das stahlgraue Leichtmetall ist sehr hart und spröde, hat einen höheren Elastizitätsmodul als Stahl und wird meist als Legierungszusatz verwendet. In Verbindungen ist es zweiwertig.

Geschichte

Im Altertum und im Mittelalter dienten durchsichtige Beryllstücke vielfach als ein Zauberglas, das Schriftzüge und Bilder beim Lesen wie eine Lupe vergrößert.[14] Vom Wort Beryll leitet sich die Bezeichnung Brille (lateinisch berillus) ab, ursprünglich für ein Augenglas aus Beryll.

Die erste überlieferte Erwähnung findet sich in der Naturalis historia aus dem 1. Jahrhundert, wo Plinius der Ältere die Ähnlichkeit zwischen den Mineralien Beryll und Smaragd (Beryll mit einer Spur Chrom) beschreibt, doch sie für unterschiedliche Stoffe hält.[15]

Der Abbé R. J. Haüy stellte bei Beryll und Smaragd nach Härte und Dichte die gleichen physikalischen Eigenschaften sowie die gleiche Kristallform fest und veranlasste daraufhin den französischen Chemiker Louis-Nicolas Vauquelin zu einer Untersuchung.

Louis-Nicolas Vauquelin (1763–1829)

Vauquelin bewies 1798, dass Beryll und Smaragd chemisch nahezu identisch sind. Er isolierte auch ein Oxid aus beiden Mineralen, das er terre du béril (Beryllerde) nannte; es war den bekannten Aluminiumverbindungen zwar ähnlich, aber doch deutlich verschieden von diesen. Bis dahin wurde Beryll nach den vorangegangenen Analysen von T. Bergman[16], F. C. Achard[17], M. H. Klaproth[18] und L. N. Vauquelin[19] für ein Calcium-Aluminiumsilicat gehalten. Dem neu entdeckten Stoff gaben die Herausgeber von Vauquelins Artikel den Namen Glucine, wegen des süßen Geschmacks des Berylliumsalzes (griechisch γλυκύς glykys ‚süß‘).[20] Namen wie Glucinum oder Glucinium wurden in Frankreich und einigen anderen Ländern noch bis ins 20. Jahrhundert verwendet, obgleich bereits M. H. Klaproth und A. G. Ekeberg 1802 darauf hinwiesen, dass süßer Geschmack durchaus keine spezielle Eigenschaft der Salze des Berylliums ist, Salze des Yttriums ebenfalls süß schmecken, und daher die Bezeichnung Beryllerde vorzuziehen sei.

Die ersten Berichte über Versuche, das Element darzustellen, wurden 1809 von H. Davy und 1812 von F. Stromeyer veröffentlicht. Doch erst 1828 gelang es Friedrich Wöhler und kurz darauf Antoine Bussy, das Element durch die Reduktion des Berylliumchlorids mit Kalium darzustellen. Wöhler nannte das neue Element Beryllium.[21] Das 1836 im Davidsonit (eine Beryll Varietät[22]) entdeckte Element, dass von T. Richardson Donium und von H. S. Boase Treenium genannt wurde, stellte sich als Beryllium heraus.[23] M. Awdejew nahm 1842 die ersten Bestimmungen des genauen Atomgewichtes vor. Julius Weeren (1854) und Henry Debray (1855) führten ebenfalls umfangreiche Untersuchungen des Metalls, seiner elementaren Eigenschaften und seiner Verbindungen durch. Auch Charles Arad Joy (1863) erforschte die Herstellung von Beryllverbindungen. Weiteren Kreisen wurde es wohl auf der Pariser Weltausstellung 1867 bekannt, wo erstmals eine größere Menge ausgestellt wurde.[21]

Das chemische Symbol Be wurde 1814 von J. J. Berzelius eingeführt.[24]

Große Fortschritte in der Chemie des Berylliums gelangen zwischen 1873 und 1885 durch A. Atterberg, L. F. Nilson und O. Pettersson. In diesen Jahren wurde auch über die Valenz des Berylliums und seine Position im Periodensystem intensiv diskutiert. Zahlreiche weitere Forscher trugen später ebenfalls zur Entwicklung der Chemie des Berylliums bei.[25]

Reines Beryllium in kristalliner Form wurde erstmals 1899 von Paul Marie Alfred Lebeau durch Schmelzflusselektrolyse von Natriumtetrafluoridoberyllat (Na2[BeF4]) hergestellt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Beryllium gleichzeitig von Siemens & Halske AG (Alfred Stock und Hans Goldschmidt) in Deutschland und von Union Carbide and Carbon Corporation (Hugh S. Cooper) in den Vereinigten Staaten produziert. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte in Amerika vor allem die Beryllium Corp. of America in Cleveland hochreines Beryllium her und in England erforschte das National Physical Laboratory das Element.[26][21]

1945 wurde Beryllium zusammen mit dem Alphastrahler Polonium als Neutronenquelle in der Atombombe Little Boy eingesetzt, die über Hiroshima abgeworfen wurde.

Vorkommen

Im Sonnensystem stellt Beryllium unter den Elementen, die leichter als Eisen sind, das seltenste dar (siehe gelistete Häufigkeiten im Sonnensystem). In der Erdhülle steht es mit einem Massenanteil von 5,3 ppm an 48. Stelle der Elementhäufigkeit. Es ist dabei in der oberen kontinentalen Lithosphäre stark angereichert, vergleicht man die Konzentrationen von 1,4 ppm in der unteren kontinentalen Kruste und 0,07 ppm im primitiven Mantel.

Beryllium ist ein typisch lithophiles Element. Es bildet eine charakteristische vierfache Koordination mit Sauerstoff im [BeO4]6- Komplex. Geochemisch wird es in sauren und in alkalischen Magmen während des magmatischen Differenzierungsprozesses akkumuliert. Bei einem sauren Magma wird es in der pegmatitischen und hydrothermalen Restphase konzentriert, während es bei einem alkalischen Magma in das Gitter mehrerer gesteinsbildender und zusätzlicher Mineralien durch diadoche Einfangtechnik eintritt, was seine Konzentration in der Restphase verhindert.[27]

Mineralien, die Beryllium als wesentlichen Bestandteil enthalten, scheinen relativ spät entstanden zu sein. In terrestrischen Gesteinen älter als etwa 3 Milliarden Jahre wurden solche nicht nachgewiesen, sie treten wohl erst rund 1,5 Milliarden Jahre nach der Entstehung der Erde auf. In außerirdischen Gesteinen wurden bislang keine berylliumhaltigen Minerale gefunden. Meteorite, wie Chondrite, Achondrite, steinige Eisen- und Eisenmeteorite enthalten Beryllium in Konzentrationen von 0–400 ppb. Dabei werden in lokalen Calcium-Aluminium-reichen Einschlüssen (CAIs) bis 560 ppb erreicht, mit maximaler Konzentration in Melilith und Änderungsphasen von CAIs (649 ppb bzw. ~1 ppm); die Affinität von Beryllium zu Melilith wird auf dessen strukturellen Ähnlichkeit mit Gugiait zurückgeführt.[28] Konzentrationen unter 10 ppm reichen selten aus, um ein Mineral mit Beryllium als wesentlichem Bestandteil zu stabilisieren. Normalerweise ist eine weitere Anreicherung erforderlich, damit die häufigeren Berylliummineralien entstehen können, beispielsweise auf rund 70 ppm für einen Beryll in granitischen Pegmatiten.[28]

Das seltene Element Beryllium kommt auf der Erde in einer Reihe verschiedener Mineralien vor. Die mengenmäßig wichtigsten sind Bertrandit (Be4Si2O7(OH)2) und Beryll (Be3Al2Si6O18).[29] Auch Phenakit kommt weltweit vor.[30] Beryllium tritt in der Struktur von knapp 40 Mineralien als formelwirksamer Bestandteil und in gut 50 weiteren Mineralien als diadocher Bestandteil auf (einige Quellen geben sogar 112[28], die International Mineralogical Association 126[31] (Stand Juli 2019) Mineralien mit Beryllium als wesentlichem Element an). Von den rund 40 eigentlichen Berylliummineralien sind 26 Silikate (z. B. Beryll, Barylith, Phenakit), welche die enge geochemische Ähnlichkeit des Komplexes [BeO4]6- mit den Komplexen von [SiO4]4- und [AlO4]5- widerspiegeln.[27] Daneben sind Oxide (z. B. Bromellit, Chrysoberyll), Borate (z. B. Hambergit, Rhodizit), Antimonate (z. B. Swedenborgit), Phosphate (z. B. Beryllonit, Hurlbutit) sowie das bisher einzige bekannte Carbonat Niveolanit bekannt.[32] Beryll kommt in heterogenen zonierten Pegmatiten vor, Bertrandit stammt aus nicht-pegmatitischen Quellen.[27]

Die schönsten und wertvollsten berylliumhaltigen Mineralien sind unter anderem die Beryll-Varietäten Aquamarin, Smaragd und weitere „Berylle“, Chrysoberyll und dessen Varietät Alexandrit sowie Euklas, Phenakit und Tugtupit, die überwiegend als Schmucksteine verwendet werden. Beryllium-Lagerstätten finden sich bevorzugt im Äquatorialgürtel. In der Leckbachrinne im Habachtal (Hohe Tauern) südlich von Bramberg in Österreich wurde bis vor wenigen Jahren Smaragd gewonnen (siehe auch Smaragdbergwerk Habachtal). In den USA werden niedrighaltige Lagerstätten von Berylliumoxid-Erz in der Nevada-Wüste abgebaut. Die geschätzten Vorräte an förderbarem Beryllium liegen weltweit bei etwa 80.000 Tonnen.[29] Etwa 65 Prozent der Lagerstätten befinden sich in den USA (hauptsächlich in Form von Bertrandit in den Spor Mountain Gebiet in Utah[33]) und der Rest in Lagerstätten von Beryll in anderen Ländern. Abgebaut werden diese in Russland, Kanada, Brasilien, China, Madagaskar, Mosambik und Portugal.[34]

Herstellung

Das wichtigste Ausgangsmaterial für die Darstellung von Berylliumsalzen als Ausgangsstoff zur Herstellung von Beryllium ist der Beryll, der neben dem durch die Formel gegebenen Aluminiumgehalt meist noch Eisen enthält. Neben dem eigentlichen Aufschluß ist daher die Trennung des Berylliums vom Aluminium und Eisen von Bedeutung. Der Aufschluß erfolgt entweder mittels alkalischer Flussmittel[32]

oder mittels Fluoriden bzw. Silicofluoriden.[32]

Außer dem Beryll werden noch Gadolinit und Leukophan als Ausgangsmaterial für Berylliumsalze mit Aufschluß durch zum Beispiel Schwefelsäure oder Königswasser benutzt.[21]

Das entstehende Berylliumhydroxid wird mit Ammoniumbifluorid unter Bildung von Ammoniumfluoroberyllat umgesetzt, das wiederum bei erhöhten Temperaturen (>125 °C) zu Berylliumfluorid und flüchtigem Ammoniumfluorid zersetzt wird.[32] Zur Erzeugung von Berylliumchlord führt man Berylliumhydroxid durch Erhitzen in Berylliumoxid über, welches bei 800 °C mit Kohlenstoff und Chlor unter Bildung des gewünschten wasserfreien Berylliumchlorid reagiert.[35]

Elementares Beryllium wird durch Reduktion von Berylliumfluorid mit Magnesium bei 1300 °C hergestellt.[35] Die Reaktion beginnt schon bei niedrigen Temperaturen, jedoch nimmt über 850 °C die Reaktionsgeschwindigkeit zu, nachdem sowohl Magnesium als auch Berylliumfluoride geschmolzen sind.[32]

Die Herstellung hochreinen, metallischen Berylliums erfolgt durch Schmelzflusselektrolyse von Berylliumchlorid mit Lithiumchlorid bei 500 °C oder Natriumchlorid bei 350 °C oder Berylliumfluorid mit Lithiumfluorid oder Kaliumfluorid bei 500 °C[32]:

Beryllium scheidet sich an der Kathode in Form eines feinen Berylliumpulvers ab, das von Zeit zu Zeit mit der Kathode aus der Schmelze gehoben sowie abgestreift und - nach Befreiung von anhaftendem Salz (Waschen mit Wasser) - durch Sintern bei 1150°C in kompakte Stücke verwandelt wird.[35]

Die Weltjahresproduktion an Beryllium-Metall betrug 2018 etwa 230 t.[33]

Eigenschaften

Beryllium, kristallines Bruchstück

Kristallines Beryllium ist von stahlgrauer Farbe, wobei gut ausgebildete Kristallflächen oft einen helleren Farbton zeigen. Die Mohs-Härte des Metalls liegt zwischen 6 und 7. Es ist bei normalen Temperaturen außerordentlich spröde und zerspringt leicht bei Schlagbeanspruchung. Bei höherer Temperaturen ist es verhältnismäßig duktil, jedoch ist eine Bearbeitung bei diesen Temperaturen wegen der sehr hohen Affinität des Metalls zum Sauerstoff sehr schwierig und kann ohne Materialverlust nur in einer Wasserstoff-Atmosphäre oder im Vakuum vorgenommen werden.[21] Das spröde Verhalten hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Temperatur, Korngröße, Reinheit (vor allem dem Berylliumoxidgehalt) und Verabreitungsprozess. So ist sehr feinkörniges und hochreines (99,999%) Beryllium plastisch bei normalen Temperaturen verformbar.[36] Beryllium mit technischer Reinheit ist bei Temperaturen über 500 °C verformbar.[36]

Beryllium besitzt für ein Leichtmetall einen bemerkenswert hohen Schmelzpunkt. Neben der sehr hohen spezifischen Wärmekapazität von 1,825 kJ/(kg·K)[37][38] besitzt es einen um ein Drittel höheren Elastizitätsmodul als Stahl (Elastizitätsmodul 303 GPa, Schubmodul 135 GPa, Kompressionsmodul 110 GPa[32]). Die molare Wärmekapazität ist mit 16.45 J/(mol·K) jedoch deutlich kleiner als die der meisten anderen Metalle. Auch die Schwingungsdämpfung ist sehr hoch. Im sichtbaren Licht und nahen Ultraviolett reflektiert es etwa 50 %, im Infrarotbereich bei einer Wellenlänge von 10,6 µm etwa 98 %.[32] Da es nur vier Elektronen pro Atom hat, ist die Wahrscheinlichkeit der Wechselwirkung mit Röntgenstrahlung sehr gering. Es ist somit sehr durchlässig für Röntgenstrahlung und wird in Röntgenröhren als Austrittsfenster benutzt. Alphastrahlung kann aus Beryllium Neutronen freisetzen:

Bei Raumtemperatur ist Beryllium an trockener Luft beständig, es bildet sich eine passivierende Oxidschicht, die dem Angriff kalter konzentrierter Salpetersäure widersteht. In Salzsäure wird es jedoch schnell angegriffen. An feuchter Luft überzieht es sich mit einer Schicht aus Hydroxid, die sich beim Kontakt mit Wasser ausbildet. Bei höheren Temperaturen ist die Korrosionsbeständigkeit in Wasser abhängig von den Verunreinigungen des Metalls sowie des Korrosionsmediums, zusätzlich besteht die Gefahr der Lochfraßkorrosion. Alkalilaugen greifen Beryllium unter Bildung von Beryllaten an. In heißen Gasen wie Luft, Sauerstoff, Stickstoff und Kohlenstoffdioxid tritt merkliche Korrosion erst oberhalb von 600 °C ein.

Beryllium existiert normalerweise in einer dicht gepackten hexagonalen (hcp) kristallinen Form, genannt α-Beryllium, im Gegensatz zu β-Beryllium mit einer körperzentrierten kubischen Form, die zwischen 1250 °C und ihrem Schmelzpunkt von 1287 °C stabil ist.[32]

Beryllium hat eine außerordentlich niedrige Poissonzahl von µ = 0,032, weist also im Zugversuch eine sehr geringe Querkontraktion auf, während andere Element-Metalle Werte von µ = 0,21 (Chrom) bis 0,44 oder 0,45 (Gold, Blei; Thallium) aufweisen.[39] Das bedeutet, dass eine Berylliumzugprobe im einachsigen Zugversuch kaum einschnürt, also ihren Querschnitt fast konstant beibehält.

Isotope

Es sind insgesamt 11 Isotope zwischen 5Be und 16Be des Berylliums bekannt. Von diesen ist nur eines, das Isotop 9Be stabil. Damit ist Beryllium eines von 22 Reinelementen. Die langlebigsten instabilen Isotope sind 7Be, das mit einer Halbwertszeit von 53,22 Tagen unter Elektroneneinfang in 7Li übergeht und 10Be, das mit einer Halbwertszeit von 1,51 Millionen Jahren unter Betazerfall zu 10B zerfällt.[40] Beide Isotope sind kosmogen.[41][42] Alle anderen Isotope haben nur kurze Halbwertszeiten von Sekunden oder Millisekunden.

Beim Einsatz in Kernreaktoren entstehen durch Neutronenstrahlung und die folgenden Kernreaktionen gasförmige Produkte.[32]

Der Nachweis von 10Be hat wissenschaftliche Anwendungen zum Beispiel in der Geologie und Klimaforschung. Eine wichtige Anwendung in der Geologie ist die Datierung der Offenlegung von Gestein; damit lässt sich zum Beispiel der Rückzug von Gletschern datieren.[43] Die Konzentration von 10Be zeigt eine Korrelation mit der die Erde erreichenden kosmischen Strahlung. Diese hängt von der Stärke des Erdmagnetfeldes und der Sonnenaktivität ab (hohe Be-Konzentration bei geringer Sonnenaktivität). Da es sich bevorzugt auf Aerosoloberflächen niederschlägt, korrelieren hohe Be-Konzentrationen auch mit hohen Aerosolkonzentrationen in der Luft.[44] Hohe Konzentrationen treten in Warmzeiten, geringe in Kaltzeiten auf.[45] Da 10Be zusammen mit den übrigen Gasen der Atmosphäre in Eisbohrkernen eingeschlossen wird, kann durch Analyse dieser Einschlüsse über viele Jahrtausende der Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und globalem Temperaturverlauf analysiert werden.[46]

Das extrem kurzlebige Isotop 8Be (Halbwertszeit etwa 10−17 Sekunden) spielt eine wichtige Rolle in der Nukleosynthese, der Entstehung der chemischen Elemente in Gestirnen.

An dem kurzlebigen Isotop 11Be wurde 2008 eine kernphysikalisch interessante Besonderheit nachgewiesen: Sein Atomkern besteht aus einem relativ kompakten Rumpfkern und einem einzelnen, locker gebundenen Neutron, das diesen als Halo umgibt.[47]

Verwendung

Halbzeuge und Rohteile aus Berylliummetall werden vielfach als Sinterprodukte pulvermetallurgisch in HIP- und CIP-Verfahren hergestellt (heiß- und kaltisostatisches Pressen). Gussteile aus Beryllium finden wegen der anisotropen Eigenschaften und anderer Merkmale, wie Grobkörnigkeit, keine technische Verwendung. Prozesse für die Herstellung von Berylliummetall und für das Legieren mit Kupfer oder/und Nickel verwenden Berylliumhydroxid und Berylliumoxid als Ausgangsstoff.

Trotz der herausragenden Eigenschaften des Berylliums ist es wegen seines hohen Preises und seiner Toxizität nur für wenige Anwendungen im Einsatz. Es findet Verwendung:[48]

  • als Konstruktionswerkstoff in Legierungen mit Aluminium für beanspruchte und sehr leichte Produkte in der Flugzeug- und Weltraumtechnik. Beralcast (früher Lockalloy) und AlBeMet-AM162 (62 % Be, 38 % Al) sind Markennamen für Feinpulver, aus denen die Bauteile durch heißisostatisches Pressen hergestellt werden.
  • als Legierungsbestandteil in Berylliumkupfer (CuBe, CuCoBe). Daraus werden unter anderem funkenfreie, nichtmagnetische Werkzeuge hergestellt, die in explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt werden können. Kontakt- und Federwerkstoffe aus Berylliumkupfer zeichnen sich durch hohe Härte, Elastizität, Zugfestigkeit, Ermüdungsfestigkeit, Korrosionsbeständigkeit, Nichtmagnetisierbarkeit sowie gute elektrische und thermische Leitfähigkeit aus. Berylliumkupfer kann daher für Kontaktfedern oder andere Strom übertragende Federn,[35] z. B. in Drehspulmesswerken oder an Kohlebürsten eingesetzt werden, ebenso für nichtmagnetisierbare Werkzeuge zum Einsatz in starken Magnetfeldern, beispielsweise zu Arbeiten an MRT-Geräten. Zu finden ist Berylliumkupfer in Präzisions-Sockeln für ICs sowie als Material für die Dosen von Dosenbarometern aufgrund der hohen Elastizität.
  • als Legierungsbestandteil mit Anteilen von etwa 0,0001–0,1 Gew.-% zur Verbesserung der Festigkeit und des Dehnungsverhaltens von Feinstdrähten ("Bonddrähten") aus Gold, die in der Halbleiterindustrie zum Kontaktieren von Bauelementen auf einem Verdrahtungsträger genutzt werden.[49]
  • als reines Metall
.

Weitere Anwendungen:

Ein wassergekühlter mit Kupfer ummantelter Berylliumblock dient, mit Protonen aus einem Beschleuniger bestrahlt, als Neutronenquelle zur Krebstherapie
  • CuBe-Ventilführungen und -Ventilsitze im Motorenbau (Verbrennungsmotoren)[53]
  • CuBe- und CuCoBe-Elektroden für das Punktschweißen und für Kunststoffspritzdüsen
  • Relaiskontaktfedern aus CuBe[54]
  • Hohlbananenstecker mit Federn aus CuBe[55]
  • Uhrenfedern aus Eisen-Nickel-Beryllium, NiBe[35]
  • Bremsscheiben des Space Shuttles (geringes Gewicht und hohe Wärmekapazität) aus Berylliummetall, sowie für den Motorsport (z. B. Porsche 906)
  • Rotoren in Kreiselkompassen, bewegliche Spiegel in optischen Systemen, Antriebssysteme in Magnetbandgeräten
  • Nickel-Beryllium-Legierungen für temperaturbelastete Verbindungselemente wie Thermostatschalter
  • Nickel-Beryllium-Werkzeuge wegen Anti-Klebeneigung für sekundäre Bor-Silikat-Gläser und optische Mehrfocalglaslinsen
  • Neutronenquellen (zusammen mit einem Alphastrahler, siehe oben)
  • Berylliumoxid als gut wärmeleitender Isolator für Hochfrequenz-Leistungstransistoren, -Zirkulatoren und -Hochlastwiderstände. Wegen der Giftigkeit wird BeO, wenn möglich, durch Aluminiumoxid, Bornitrid oder Aluminiumnitrid ersetzt.
  • Hochtöner von High-End-Lautsprechern versuchsweise aus Beryllium-Metall (Yamaha Corporation), Kalotten-Membran für ultra-hohe Töne; inzwischen erfolgreich für High-End-Hochtonkalotten in Serienproduktion (FOCAL TBe-Linie), Koaxiallautsprecher mit Kalotten-Hochtönern und Konus-Mitteltönern aus Beryllium (TAD Labs).
  • Mercedes-Ilmor, Lieferant des McLaren-Formel 1-Teams, verwendete diesen Werkstoff beim Motorenbau. Der Werkstoff wurde nach einem Protest von Ferrari 2001 verboten. Als Begründung wurde genannt, dass der Werkstoff bei der Bearbeitung gesundheitsschädlich ist.[56]
  • Beryllium findet bei Teilchenbeschleunigern wie dem Large Hadron Collider Verwendung als Baumaterial für vakuumdichte Röhren in den Detektoren, da Beryllium durchfliegende Teilchen schwächer streut als andere Materialien.[57]
  • Da Beryllium in Sternen durch die Energieerzeugungsprozesse zum großen Teil in andere Elemente umgewandelt wird, eignet es sich als Marker für das Alter von Sternen.[58]

Verbindungen

Beim gesamten kommerziellen Volumen ist Berylliumhydroxid die wichtigste Berylliumverbindung. Es entsteht als Produkt der Extraktionsverfahren für Beryll- und Bertranditerze und wird als Zwischenprodukt für die Herstellung von metallischem Beryllium, Berylliumoxid und berylliumhaltigen Legierungen als Handelsprodukte eingesetzt. Berylliumoxid ist die wichtigste Verbindung zur Herstellung von hochreinem Beryllium und wird aufgrund der keramischen Eigenschaften von gesintertem Berylliumoxid für die Herstellung oder den Schutz von Materialien, die bei hohen Temperaturen in korrosiven Umgebungen eingesetzt werden, verwendet. So in Lasern und Elektronik, der Raumfahrt und Nukleartechnik. Berylliumfluorid wird in der Nukleartechnik eingesetzt.[59] Beryllium selbst bildet eine große Zahl weiterer anorganischer, organischer und intermetallischer Verbindungen.[32] Sie werden zumeist zur Herstellung von Beryllium oder anderen Berylliumverbindungen verwendet.[59]

Kategorie:Berylliumverbindung

Sicherheitshinweise

Berylliumerz

Beryllium, Berylliumoxid und Berylliumsalze sind giftig und karzinogen. Beryllium kann zu Haut-, Lungen-, Milz- und Leberschäden führen.[13]

Beryllium akkumuliert sich im menschlichen Körper und führt nach jahrelanger Latenzzeit zur Bildung von Tumoren. Gefährlich ist vor allem inhaliertes Beryllium, es führt zur Berylliose. Hierbei kommt es in der Lunge zur Bildung von charakteristischen Epitheloidzellgranulomen. Verschlucktes Beryllium ist relativ ungefährlich, da es überwiegend wieder ausgeschieden wird. Bei der Berylliumverarbeitung ist Absaugung und Abkapselung bei der Spanabnahme unbedingt erforderlich. Bei der Zerstörung berylliumoxidhaltiger elektronischer Bauteile kann Berylliumoxid freigesetzt werden, sie müssen daher entsprechend gekennzeichnet sein, was aber, insbesondere bei älteren Bauteilen, oft nicht der Fall ist.

Beryllium wurde 2013 von der EU gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (REACH) im Rahmen der Stoffbewertung in den fortlaufenden Aktionsplan der Gemeinschaft (CoRAP) aufgenommen. Hierbei werden die Auswirkungen des Stoffs auf die menschliche Gesundheit bzw. die Umwelt neu bewertet und ggf. Folgemaßnahmen eingeleitet. Ursächlich für die Aufnahme von Beryllium waren die Besorgnisse bezüglich anderer Exposition/risikobasierter Bedenken. Die Neubewertung fand ab 2013 statt und wurde von Deutschland durchgeführt.[60] Anschließend wurde ein Abschlussbericht veröffentlicht, in dem festgestellt wurde, dass Beryllium aufgrund seiner Einstufung als krebserzeugend Kategorie 1B und STOT RE1 (Berylliose) die Anforderungen für SVHC-Substanzen (Substances of Very High Concern) erfüllt und entsprechend eingestuft werden sollte.[61]

Einzelnachweise

  1. a b Harry H. Binder: Lexikon der chemischen Elemente. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-7776-0736-3.
  2. Die Werte für die Eigenschaften (Infobox) sind, wenn nicht anders angegeben, aus www.webelements.com (Beryllium) entnommen.
  3. IUPAC, Standard Atomic Weights Revised 2013.
  4. Manjeera Mantina, Adam C. Chamberlin, Rosendo Valero, Christopher J. Cramer, Donald G. Truhlar: Consistent van der Waals Radii for the Whole Main Group. In: J. Phys. Chem. A. 113, 2009, S. 5806–5812, doi:10.1021/jp8111556.
  5. N. N. Greenwood, A. Earnshaw: Chemie der Elemente. 1. Auflage. VCH, Weinheim 1988, ISBN 3-527-26169-9, S. 136.
  6. Robert C. Weast (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. CRC (Chemical Rubber Publishing Company), Boca Raton 1990, ISBN 0-8493-0470-9, S. E-129 bis E-145. Werte dort sind auf g/mol bezogen und in cgs-Einheiten angegeben. Der hier angegebene Wert ist der daraus berechnete maßeinheitslose SI-Wert.
  7. a b Yiming Zhang, Julian R. G. Evans, Shoufeng Yang: Corrected Values for Boiling Points and Enthalpies of Vaporization of Elements in Handbooks. In: Journal of Chemical & Engineering Data. 56, 2011, S. 328–337, doi:10.1021/je1011086.
  8. Ludwig Bergmann, Clemens Schaefer, Rainer Kassing: Lehrbuch der Experimentalphysik. Band 6: Festkörper. 2. Auflage. Walter de Gruyter, 2005, ISBN 3-11-017485-5, S. 361.
  9. a b Eintrag zu Beryllium in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA (JavaScript erforderlich).
  10. Eintrag zu Beryllium im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  11. V. S. Kushneva: Spravochnik po Toksikologii i Gigienicheskim Normativam. IzdAT, Moskau 1999, ISBN 5-86656-092-5, S. 23.
  12. a b Eintrag in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar).
  13. a b Laboratory Investigation. Vol. 15, 1966, S. 176.
  14. Year of chemistry.
  15. Jeffrey A. Hurlbut, The history, uses, occurrences, analytical chemistry, and biochemistry of beryllium - a review, 16. Dezember 1974, DOW CHEMICAL U.S.A., RFP-2152
  16. Disquisitio chemica de terra gemmarum, in Commentationes chemicae, Upsaliae 1777, S. 137
  17. Bestimmung der Bestandtheile einiger Edelgesteine, Berlin 1779, S. 45
  18. Beiträge zur chemischen Kenntnis der Mineralkörper, Posen-Berlin, 1802, Bd. 3, S. 215, 221
  19. J. Mines 8, 1798, 533, Ann. Chim. 26, 1798, S. 155
  20. Siehe redaktionelle Fußnote in den Annales de Chimie (1798) auf S. 169, online.
  21. a b c d e Martin Hosenfeld u. a.: 26. Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie. Beryllium. 8. Auflage. Verlag Chemie, Berlin 1930.
  22. Otto Linné Erdmann: Journal für praktische Chemie. J. A. Barth., 1837, S. 249 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  23. Marco Fontani, Mariagrazia Costa, Mary Virginia Orna: The Lost Elements The Periodic Table's Shadow Side. Oxford University Press, 2015, ISBN 978-0-19-938334-4, S. 78 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  24. Lothar Dunsch: Jöns Jacob Berzelius. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-322-94554-9, S. 73 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  25. Charles Lathrop Parsons: The Chemistry and Literature of Beryllium. BiblioBazaar, 2008, ISBN 978-0-559-26416-0.
  26. Johann Boillat: "From Raw Material to Strategic Alloys. The Case of the International Beryllium Industry (1919-1939)". 27. August 2016, doi:10.13140/rg.2.2.35545.11363 (researchgate.net [abgerufen am 3. Januar 2018]).
  27. a b c N. Krishna Rao, T. Sreenivas: Beryllium—Geochemistry, Mineralogy and Beneficiation. In: Mineral Processing and Extractive Metallurgy Review. 13, 1994, S. 19, doi:10.1080/08827509408914098.
  28. a b c E. S. Grew, R. M. Hazen: Beryllium mineral evolution. In: American Mineralogist. 99, 2014, S. 999, doi:10.2138/am.2014.4675.
  29. a b Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI Essen), Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR): Trends der Angebots- und Nachfragesituation bei mineralischen Rohstoffen. 2006.
  30. The Mineralogy of Beryllium. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 23. Juli 2019 (englisch).
  31. IMA: Mineral List with Database of Mineral Properties, abgerufen am 23. Juli 2019
  32. a b c d e f g h i j k l Kenneth A. Walsh: Beryllium Chemistry and Processing. ASM International, 2009, ISBN 978-0-87170-721-5, S. 27 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  33. a b usgs.gov: Beryllium Statistics and Information, abgerufen am 22. Juli 2019
  34. K. J. Schulz, John H. DeYoung, Robert R. Seal, Dwight C. Bradley: Critical Mineral Resources of the United States Economic and Environmental Geology and Prospects for Future Supply. Government Printing Office, 2018, ISBN 978-1-4113-3991-0, S. E-16 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  35. a b c d e A. F. Holleman, N. Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. De Gruyter, 2008, ISBN 978-3-11-020684-5, S. 1216 (abgerufen über De Gruyter Online).
  36. a b Dennis R. Floyd, John N. Lowe: Beryllium Science and Technology. Springer, 2014, ISBN 978-1-4757-0668-0, S. 108 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  37. Periodensystem.de: Daten zu Beryllium. Abgerufen am 22. September 2010.
  38. Die anomale molare Wärmekapazität von Beryllium ist mit etwa 11 J/(K·mol) deutlich geringer als die des Eisens mit 24,7 J/(K·mol). David Halliday, Robert Resnick: Physik. Teil 2, Walter de Gruyter, Berlin/ New York 1994, ISBN 3-11-013897-2, S. 1455.
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  40. G. Audi, F. G. Kondev, Meng Wang, W.J. Huang, S. Naimi: The NUBASE2016 evaluation of nuclear properties. In: Chinese Physics C. 41, 2017, S. 030001, doi:10.1088/1674-1137/41/3/030001 (Volltext).
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  42. K. Horiuchi, E.L. Goldberg, K. Kobayashi, T. Oda, T. Nakamura, T. Kawai: Climate-induced variations of cosmogenic beryllium-10 in the sediments of Lake Baikal of the last 150ky from AMS, SRXRF and NAA data. In: Nuclear Instruments and Methods in Physics Research Section A: Accelerators, Spectrometers, Detectors and Associated Equipment. 470, 2001, S. 396, doi:10.1016/S0168-9002(01)01085-3.
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  50. Beryllium related details from NASA. NASA, archiviert vom Original am 29. Mai 2008; abgerufen am 4. März 2016.
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  59. a b NCBI Bookshelf: BERYLLIUM AND BERYLLIUM COMPOUNDS - Arsenic, Metals, Fibres and Dusts - NCBI Bookshelf, accessdate: 25. Juli 2019
  60. Community rolling action plan (CoRAP) der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA): BerylliumFehler bei Vorlage * Parametername unbekannt (Vorlage:CoRAP-Status): "Datum"
  61. Europäische Chemikalienagentur (ECHA): Substance Evaluation Conclusion and Evaluation Report.

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Beryllium – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Beryllium – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien