Benutzerin:Zusasa/Alltagsleben des vorrevolutionären Frankreichs (1700–1789)

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Territoriale Expansion Frankreichs unter dem Ancien Régime, von Heinrich II. bis zur Révolution

Alltagsgeschichte beschreibt wie Menschen im Alltag in ihrer Epoche lebten, ihr Leben und die politisch-ökonomischen Verhältnisse erlebten und damit die Grundlage für eine Geschichtsschreibung liefern. Das Alltagsleben des vorrevolutionären Frankreichs erläutert sich am besten an einer Darstellung der die einzelnen Individuen umgebenden Phänomene und ihr Wandel in den einzelnen Dekaden.[1][2] Der Zeitraum kann mehr oder weniger nur willkürlich gewählt werden, da nur durch eine Zäsur diese ansonsten kontinuierlich verlaufenden geschichtlichen Vorgänge darstellbar werden.

Es war das Zeitalter der Aufklärung, welches sich in etwa von der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis zum Ende des 18.  Jahrhunderts erstreckte und betrifft als Ausgangsräume England, Frankreich, Deutschland sowie die neu entstehende USA. Diese Änderungen im politischen Großraum wirkten sich auch in das Alltagsleben aus.

Politische Hintergründe des vorrevolutionären Frankreichs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die französischen Monarchen des Ancien Régime standen in der langen Tradition des Königtums, das sich bis in das frühe Mittelalter zurückverfolgen lässt. Die Würde und das Selbstverständnis des Herrschers legitimierte sich aus seiner Abstammung und der Idee des Gottesgnadentums. Im Frankreich des Ancien Régime waren alle drei Stände in den Generalständen (französisch États généraux) vertreten, einer Ständeversammlung, deren Hauptaufgabe die Steuerbewilligung war. Die Generalstände wurden 1302 zum ersten Mal von Philip dem Schönen einberufen und erreichten den Höhepunkt ihres Einflusses im 15. Jahrhundert. Danach verloren sie an Bedeutung und wurden während des Absolutismus seit 1614 bis 1789, dem Jahr der Französischen Revolution, zu deren Beginn der Verlauf der ersten Versammlung der Generalstände seit 175 Jahren entscheidend beitrug, nicht mehr einberufen.

Folgende kriegerische Ereignisse, in die Frankreich direkt verwickelt war, sind zu erwähnen:

Mit dem Ende der Regentschaft von Ludwig XIV. im Jahre seines Todes 1715 übernahm sein Neffe Herzog Philipp II. von Orléans die Regentschaft für den noch minderjährigen König Ludwig XV.. Obwohl sein Onkel die administrative Funktion des Herzogs von Orléans in seinem Testament zugunsten eines Regentschaftsrats beschnitten hatte, forderte dieser jedoch die uneingeschränkte Regentschaft für sich. Man sprach sie ihm am 2. September durch das Pariser Parlement insofern zu, als er nunmehr als Einziger die Personen des Regentschaftsrats auswählen konnte. Als Gegenleistung hob der Herzog die Einschränkungen des Remonstrationsrechts des Parlaments auf, die 1667 und 1673 durch Ludwig XIV. erfolgt waren. Als sein Berater fungierte sein früherer Erzieher und Lehrer Kardinal Guillaume Dubois. Man verlegte den Hof von Versailles zurück nach Paris in den Palais des Tuileries und versuchte die vormals zentralistische Regierungsform des königlichen Absolutismus zeitweise durch eine Polysynodie oder der Mehrheit der Räte zu ersetzen, kehrte aber 1718 wegen Insuffizienz dieser Einrichtung zu den aus Staatssekretären aufgebauten Kabinettsystem zurück. Im Juni 1722 verlegte man die Residenz des Königs Ludwig XV. zurück nach Versailles.[3]

Das größte Problem aus der Regentschaft Ludwigs XIV. war die enorme Staatsverschuldung von mehr als 3 Milliarden Livre. Nach dem Tode des Herzogs von Orléans am 2. Dezember 1723; der Heirat von Ludwig V. und nach einigen Querelen wurde am 11. September 1726 der Kardinal André-Hercule de Fleury de facto mit den Regierungsgeschäften beauftragt. Während der siebzehn Jahre seiner eigentlichen Regierungszeit fand die französische Gesellschaft nach den Extravaganzen und Schulden von Ludwigs XIV. eine Zeit der inneren und äußeren Konsolidierung; der allgemeine Wohlstand nahm schnell zu.

Frankreich und Spanien schlossen mit Großbritannien und Portugal am 10. Februar 1763 den Pariser Frieden. Durch die Kriegshandlungen auf zwei weit entfernten Kriegsschauplätzen und das Unterliegen in der kriegerischen Auseinandersetzung verlor Frankreich seine nordamerikanischen Kolonien an England und Spanien und musste sich aus Indien zurückziehen. Die Folgen für Frankreich waren, dass sich die Finanzkrise weiter zuspitzte, da Frankreich sich weiter außenpolitisch in einer gegensätzlichen Position zum Königreich Großbritannien aufreihte. Denn das Eingreifen in den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg nach 1776, das Frankreichs Position gegenüber Großbritannien wieder stärken sollte, führte zu einer immensen Verschlimmerung der Staatsverschuldung.

Entwicklung der Institutionen, Aufbau der Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bezirke der Finanzverwaltung gehen schon auf das Jahr 1542 zurück man unterschied die recettes générales oder généralités. Ihre ursprünglich Zahl von sechzehn erhöhte sich sukzessive bis auf sechsunddreißig im Jahre 1784. Die Gebiete der généralités entsprachen aber nur zum Teil denen der Provinzen. Denn in größeren Provinzen gab es oft mehrere généralités, während kleinere Provinzen häufig zu einer généralité zusammengefasst waren. Die recettes générales unterstanden jeweils einem receveur général, dem ein trésorier de France, zuständig für die königlichen Güter, und ein général des finances, zuständig für die direkten und indirekten Steuern, zur Seite standen. Für die Finanzkontrolle waren seit 1555 die maîtres de requêtes zuständig.

Mit dem Beginn des 17. Jahrhunderts erhielten die Maîtres des requêtes den Titel von Polizei-, Justiz- und Finanzintendanten und königlichen Kommissaren (intendant de police, justice et finance et commissaire départi du roi). Sie hatten seit dem Ende des 17. Jahrhunderts ihren Sitz auf Dauer in der généralité, für die sie zuständig waren. Die Intendanten, die jederzeit abberufbare direkte Vertreter des Königs waren, wurden faktisch zu den Leitern der staatlichen Verwaltung auf dem ihnen unterstehenden Territorium und übernahmen damit die Aufgaben, die früher von den Gouverneuren wahrgenommen worden waren. Oft nahmen sie weitere Funktionen und Aufgaben wahr, so kümmerten sie sich auch um die wirtschaftliche Entwicklung des Gebietes. Da die Zuständigkeitsbereiche der Intendanten im Allgemeinen den généralités entsprachen, wurden sie auch als généralités-intendances bezeichnet.

Das Rokoko[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Rokoko war eine Stilrichtung in der europäischen Kunst, Architektur und Mode (von etwa 1730 bis 1770/1780) die ihren Ausgangspunkt ist Frankreich nahm und sich aus dem Spätbarock (ca. 1700–1720) entwickelte. Der Bezeichnung leitete sich von dem französischen Wort rocaille ab und bedeutet Grotten- und Muschelwerk. Die Régence oder „Regentschaft“ bezeichnet sowohl eine kurze politische Periode in Frankreich wie auch den Kunststil in jener Zeit. Der Kunststil umfasst etwa den Zeitraum zwischen den Jahren 1715 und 1730 und meint damit eine frühe Form des Rokoko. Es steht in zeitlicher Beziehung, in der Philipp von Orléans die Regierungsgeschäfte in Frankreich in den Jahren zwischen 1715 und 1723, während der Minderjährigkeit des späteren Königs Ludwigs XV., leitete.[4]

Der Name beschreibt die immer wieder auftretenden Ornamentmotive. Hierdurch und durch seine Asymmetrie, seiner Auflösung fester Vorbilder unterscheidet es sich vom Barock. Damit löste sich das Prunkhafte des Barock auf und man entwickelte einen leichteren, mehr graziösen Dekorationsstil. Mit diesen Schnörkel- und Rankenwerk wird die Ornamentik des Rokoko landläufig beschrieben. Schwere, drückende und harten Formen verschwanden zu Gunsten von Schwüngen, Wölbungen. Das Anlegen von Tapeten, leichtem Stuck, der Gebrauch von zierlichen Mobiliar oder die Verwendung von Glas, Porzellan u.ä.m. rundeten das dekorative Geschehen, in den gesellschaftlichen Kreisen die hierzu finanziell und logistisch in der Lage waren, ab. Der Lichteinfluß sowie die Farben Weiß und Gold hatten im Rokoko-Ornament eine große Bedeutung, woraus sich auch die Verwendung der Spiegel als raumerweiternde Elemente oder illusionistische Effekte, wie das Trompe-l’œil erklären. Das Mobiliar zeigte sich geschwungene Corpi[5] sie waren mit Ornamenten verziert, als üppig marketierten Oberflächen. Das Mobiliar sollte auch einen höheren Grad an Bequemlichkeit erfüllen. Man polsterte z. B. die Sitz- und Rückenflächen der Sessel dicker oder man schuf das Chaiselongue. Aus dem Bedürfnis nach nützlichen und bequemen Dingen, die noch dazu den Wunsch auf verspielten Luxus befriedigen sollten wurden neue Einrichtungsgegenstände gefertigt, wie Tische mit Schubladen und versenkbaren Fächern, Toilettentische, Spieltische und Zylinderschreibtische oder -bureau, dessen Fächer und Schübe sich hinter einem im Halb- oder Viertelkreis geführten Rollladen befanden u. ä. m.. Die Tischler bevorzugten Eiche, Walnuss, aber auch tropische Hölzer etwa Satinholz oder Mahagoni für ihre Arbeiten.

Chinoiserie war eine an chinesischen Vorbildern orientierte Richtung der damaligen Kunst, die besonders im 18. Jahrhundert populär wurde und auf die vermeintlich heile Welt der Chinesen verweisen sollten. Die Chinoiserie ergänzte die Ornamentik und wirkte auf die europäischen Porzellanmanufakturen. Die Malerei entdeckte zusätzlich die zarten Töne der Pastellmalerei. In der Ikonographie zeigen die Motive eine Tendenz zur Verweltlichung, aber auch eine Zunahme an sinnlicher, erotischer Ästhetik und laszive Darstellung der galanten Welt sind beobachtbar. In der Architektur und Baukunst tritt der großartige Fassadenschmuck zugunsten einer reichhaltigeren Ausstattung und Akzentuierung der Innenräume zurück. In der höfischen und zunehmend auch in der bürgerlicher Umgebung bildeten mehr oder weniger luxuriös gestaltete Salons die Zentren geselliger Unterhaltung. Er entwickelte sich damit zum beherrschenden Wohnraum.

Ein rekonstruierter Salon im Rokokostil, aus dem Metropolitan Museum of Art

Wirtschaft, Währung und Kaufkraft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das achtzehnte Jahrhundert zeichnete sich durch eine Zunahme des außereuropäischen Außenhandels aus. Es kam zu einer Verlagerung der Handelsbeziehungen vom Mittelmeer- hin zum Atlantikhandel. Atlantikhäfen wie Bordeuaux, Nantes und Le Havre oder Amsterdam, London nahmen an Bedeutung zu. Kolonialgebiete wurden so in das europäische Wirtschaftssystem integriert. Eine Voraussetzung für den Aufbau dieser Fernhandelsbeziehungen war die schnelle Verfügbarkeit von Kapital durch unkomplizierte Zahlungsverfahren von Bankkrediten.

Im Jahre 1694 wurde als eine der ersten Staatsbanken die Bank of England gegründet. Die in Frankreich durch John Law im Jahre 1716 eröffnete Banque Generale wurde im Jahre 1718 zur Banque Generale, später von der Regentschaft erworben und in Banque Royale umbenannt. Da die finanzielle Grundlagen dieser Gründungen auf der Mississippi-Spekulation beruhten und deren Erfolgsaussichten überbewertet wurden, brach dieses Banksystem 1720 spektakulär in sich zusammen. Nachdem 1720 das von John Law zur Minderung der französischen Staatsschuld geschaffene System der Papiergeldemission zusammengebrochen war, blieb der französische Finanzmarkt in Hand einzelner, mächtiger privater Finanziers, welche sich hinsichtlich einer Konsolidierung der französischen Staatsverschuldung als durchaus kontraproduktiv erwiesen.[6]

Noch um das Jahr 1700 war das französische Wirtschaftssystem fast zur Gänze in der Stufe der Subsistenzwirtschaft verhaftet. Die Produktion diente der unmittelbaren Deckung des Eigenbedarfs und nur ein relativ geringer Anteil der Gesamtleistung wurde als Überschuss für den Markt (also der Ort, an dem Waren auf einem Platz, im weitesten Sinne, gehandelt werden) produziert.

Der dominierende Sektor war die Landwirtschaft (französisch agriculture) welche aber durch die traditionellen, wenig technisierten Anbaumethoden auf meist kleinbäuerlichen Betrieben vergleichsweise nur geringe Erträge erwirtschaftete. Zum anderen war die agrarische Produktion stark von zyklischen Produktionskrisen abhängig. Das Handwerk blieb während des Ancien régime ohne nennenswerte quantitative oder qualitative Veränderungen. Obzwar Anne Robert Jacques Turgot, baron de l’Aulne als contrôleur général des finances in der Zeit zwischen 1774 bis 1776 eine gänzliche Abschaffung der Zünfte anstrebte, um die handwerkliche Produktion im Sinne weiterer merkantilistischer Wirtschaftsförderung zu reformieren und zu öffnen, konnte er sein Vorhaben nicht durchsetzen, dennoch wurden die Zunftschranken zu Beginn des Jahres 1770 gelockert. Wenngleich auch der Einfluss der Zünfte außerhalb der städtischen Metropolen vergleichsweise geringer war. Manufakturen entwickelten sich im Frankreich des 18. Jahrhunderts zögerlich. Ein stark expandierender Wirtschaftssektor war hingegen der Handel und hier vor allem der maritime Warenverkehr, etwa der Überseehandel mit den Kolonien. Profiteure dieser Entwicklung waren die Kaufleute und Handelsgesellschaften in den Handelsmetropolen an den Küsten wie Nantes, Bordeaux und Marseille.

Betrachtet man die Binnenwirtschaft von Beginn des 18. Jahrhunderts an, so stieg die Konjunkturkurve der französischen Wirtschaft vor dem Siebenjährigen Krieg stark an. Obgleich das Königreich Großbritannien sich nach dem Ende des Siebenjähriger oder auch Dritter Schlesischer Krieges wirtschaftlich stärker erholte kam es auch in Frankreich zu einer steten Entwicklung.

Karte der Alliierten im Siebenjährigen Krieg (1756–1763)

Vom Aufschwung begünstigt waren der Außenhandel, die Textilindustrie, von geringerem Grade die landwirtschaftliche und die gewerbliche Produktion. Ein Indiz für den wachsenden Reichtum ist der Anstieg der Bevölkerungszahl von etwa 20 auf 26 Millionen Einwohner. Ab dem Jahre 1730 stiegen jedoch auch die Preise und die Inflation erreichte bis 1780 50–60 % des ursprünglichen Niveaus. Die positive Wirtschaftsentwicklung kam folglich nicht allen Ständen und Schichten gleichermaßen zugute: Von den gestiegenen Preisen für landwirtschaftliche Produkte, verbunden mit einem starken Anstieg der Pachten, profitierten in erster Linie marktorientierte Manufakturen und Handwerker. Da die Löhne hinter den Preissteigerungen zurückblieben, sanken die Reallöhne und die Lohnempfänger verarmten.

In seinem Compte rendu au Roi zu deutsch Rechenschafts- oder Finanzbericht an den König vom 19. Februar 1781 versuchte der damalige französischen Finanzminister Jacques Necker nicht nur den aktuellen Zustand der königlich-staatlichen Finanzen darzulegen, sonder Necker gibt auch Rechenschaft über seine bisherige Reformpolitik ab. Der im Oktober 1776 von Ludwig XVI. zum Finanzminister Frankreichs ernannte Necker, ab 1777 auch als Generaldirektor der Finanzen, versuchte die Finanzen wieder in geregelte Bahnen zu lenken, indem er die taille (Kopfsteuer) gleichmäßiger verteilte, den vingtième d'industrie abschaffte, und monts de piété einrichtete .

Die Betrachtung der Kaufkraft einer historischen Währung ist schwierig[7], hier ein Versuch: 1 Louis d’or entsprach 24 Livres, 1 Sou waren ein Zwanzigstel Livre, 1 Liard entsprach ein Viertel Sou. 1 Sou wiederum waren zwölf Deniers. 3 Livre waren ein Taler (Écu). Ein durchschnittliches table d’hôte oder Mittagsmenü kostete 1 Livre; der Preis für ein Brot lag zwischen 2 Sous bis 12 Sous. Eine Tasse Café au lait in einem Straßencafé kostete 2 Sous. Der gewöhnliche Sitzplatz in der Comédie française war für 1 Livre und in der Opéra für 2 Livres, 8 Sous zu erwerben. Die Fahrt mit einer Postkutsche, carrosse von Bordeaux nach Paris kostete 72 Livres.[8]Ein Drucker etwa bei der Produktion der Encyclopédie verdiente 2 Livre pro Tag, ein Vorarbeiter deren 3. Ein Pferd für einen Handlungsreisenden kostete ungefähr 100 Livre, eine neue Druckpresse schlug mit 300 Livre zu Buche, eine gebrauchte war für 250 Livre zu erstehen.[9]

Das Steuersystem[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im mittelalterlichen Rechtssystem begründet ist zunächst die gabelle zu nennen. Sie wurde während der Herrschaft Philipps IV. im Jahr 1286 als vorübergehende Konstruktion erdacht und erhoben und dauerhaft unter Karl V. fortgeführt.

Die gabelle stellte in Frankreich ursprünglich eine Steuererhebung auf jegliche Art von Waren dar, sie war eine indirekte Steuer. Bei den indirekten Steuern wird die Steuer nicht von dem der die Steuer wirtschaftlich trägt an die Finanzadministration abgeführt, sondern vom Steuerschuldner, also in diesem Fall vom Verbraucher. Im Laufe der Zeit wurde sie eine reine Salzsteuer. Die herrschenden Administrationen verpflichteten jede Einzelperson über acht Jahren, wöchentlich eine Minimalmenge an Salz zu einem festgesetzten Preis zu kaufen; dadurch wirkte diese Steuer als Staatsmonopol. Die Salzsteuer war die am wenigsten akzeptierte und zugleich am ungerechtesten verteilte Steuer in Frankreich. Sie wurde sie erst am 21. März 1790 durch ein Dekret der L’Assemblée Constituante[1] aufgehoben.[10] Die taille war im Feudalrecht Frankreichs eine typische direkte Steuer, so wie die tonlieu die allgemeine Bezeichnung für eine indirekte Steuer war. Im mittelalterlichen Recht, war die tonlieu, oder auch droit de tonlieu eine indirekt erhobene Steuer für die Darbietung von Waren auf dem Markt.

Die gabelle war besonders unbeliebt und gilt neben der taille deshalb als ein Paradebeispiel für das ungerechte Steuersystem des Ancien régime.

Im Jahre 1598 war Maximilien de Béthune, duc de Sully bemüht - 1597 war er an die Spitze der Finanzen als Conseiller aux Finances gestellt worden - die Abgaben der Steuern an eine Stelle erfolgen zu lassen und nicht an deren fünf, wie bei Einführung der Erhebung. Denn als die gabelle erstmals eingeführt worden war, wurde sie zwar allen Provinzen Frankreichs einheitlich auferlegt, aber für den größten Teil ihrer Geschichte variierte sie in den verschiedenen Provinzen, die man in fünf Gruppen, Provinces des Cinq Grosses Fermes einteilen konnte:

  • Pays de grandes gabelles mit der höchsten Steuer
  • Pays de petites gabelles, in denen die Steuer die Hälfte der vorherigen betrug
  • Pays de salines, in denen die Steuer auf das Salz aus den Salzmarschen erhoben wurde
  • Pays redimés, die 1549 eine Befreiung von der Steuer erwarben
  • Pays exempts, die eine Ausnahme von der Steuer verlangten, als sie mit dem Königreich Frankreich zusammengeschlossen wurden.

Im Jahre 1607, verkündet er dann ein Règlement Général sur les traites womit er nun versuchte die Steuereinnahmeverfahren zu harmonisieren. Gleichzeitig versuchte man, das gesamte Königreich zu einem einzigen Zoll- und Steuergebiet umzugestalten, aber ohne Erfolg.

Die Ferme générale auch Generalfinanzpachtamt des Königreiches war eine im absolutistischen Frankreich eine von Jean-Baptiste Colbert im Jahre 1681 gegründete Institution, deren Zweck in der Erhebung von Steuerpachten bestand. Colbert war 1668 von Louis XIV zum Staatssekretär des Königlichen Haushalts Secrétaire d’État à la Maison ernannt worden. Bis zu diesem Zeitpunkt bestanden verschiedene Pachten nebeneinander. Dann unter der Regentschaft von Louis XV wurden im Jahre 1728 die bisher einzelnen Pachtungen nach deren Vereinigung zur ferme générale auf sechs Jahre an 40 Mitglieder verteilt. Ab dem Jahre 1755 waren es 60 Mitglieder. Die cinq grosses fermes wurden einzelnen Fermier Général für eine bestimmte Zeit zur Pacht überlassen:

  • Gabelles oder Salzsteuer;
  • Steuererhebungen um die Stadt Paris herum, also Steuern auf einige Grundnahrungsmitteln wie z. B. Öl, Zucker, Wein, etc.
  • Vertragssteuern;
  • Tabaksteuern begründet zwischen Jahren 1674 bis 1675;
  • Steuern für die französischen Gebiete in Nordamerika, welche als domaine d'occident oder Ferme d'occident créée bezeichnet wurden; entstanden ebenfalls zwischen 1674 und 1675;
  • Ferner die Steuern für Stempelpapier Ferme du papier timbré ebenfalls zwischen 1674 und 1675 eingeführt, siehe hierzu auch Révolte du papier timbré.

Verbrechen, Strafen und Gerichtsbarkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die häufigsten kriminellen Handlungen waren der Diebstahl, Einbruch und Betrug. Die Strafen reichten von Verweisen, Geldstrafen, Gefängnis, Arbeits- oder Zuchthaus. Hingegen kamen Raub, Totschlag und Mord seltener vor. Schon unter Philipp IV. wurde die französische Strafverfolgung stärker professionalisiert; im Jahre 1303 sprach man formell von den procureurs du roi und procureurs fiscaux de seigneurs. Diese Institutionen ermöglichten eine zügige Verfolgung, insbesondere jener Straftaten die mit Geldstrafen und Konfiskationen zugunsten des Herrscherhauses einhergingen.[11] Das Parlement war eine Institution der Rechtsprechung, unter dem Ancien Régime war es das souveräne Gericht des Königreichs Frankreich.[12]

Die Folter wurde als ein legitimes Mittel zur Gewinnung von Geständnissen oder von Informationen aus Verdächtigen angesehen. Man sah in ihr geradezu einen Königsweg zur Erlangung von Beweisen probatio probatissima bei schwieriger Beweisfindung und als solches blieb sie bis zum Ende des Ancien Régime erhalten. Diese Informationen konnten während des Prozesses verwendet werden. Allerdings wurden die durch die Folter gewonnenen Informationen nur dann als Beweismittel verwendet wenn Beweise bei der Beweisfindung erschöpft waren oder schienen.[13]

Instrumentarium zur Folter

Das Magiedelikt der Hexerei wurde als Straftatbestand erst nach der französischen Revolution abgeschafft.[14]Dennoch hatte bereits Ludwig XIV., dessen Hof 1682 in einen Hexereiskandal verwickelt war, noch im selben Jahr seinen Einspruch gegen die Verfolgungen mit einem Erlass beschlossen. Hierdurch wurden den systematischen und organisierten Hexenverfolgung in Frankreich weitgehend ein Ende bereitet. Obgleich vereinzelte Verfolgungen im Rahmen des Magiedelikt stattfanden, in Bordeaux fand 1718 die letzte Hinrichtung eines Mannes wegen Hexerei statt. Im Jahre 1742 starb Pater Bertrand Guillaudot und fünf weitere Beschuldigte in Dijon auf dem Scheiterhaufen. Sie hatten mittels Magie, so der Vorwurf, das Versteck eines verborgenen Schatzes vorausgesagt. Pater Louis Debaraz wurde im Jahre 1745 in Lyon bei lebendigem Leibe verbrannt.[15]

Während des Ancien Régime gab es unterschiedliche Arten der Hinrichtung, so etwa die Enthauptung mit dem Schwert, siehe hierzu Charles Henri Sanson. Dabei war die Enthauptung, décollement ein Privileg der Adligen, die Todesstrafe für die Bürgerlichen war das Erhängen, pendaison und galt als nicht ehrenvoll. Bekannt wurde aber zum Beispiel auch die Vierteilung, als Verbrechen gegen den Staat oder ihre Repräsentanten, des Robert François Damiens am Montag den 28. März 1757 in Paris.

Die Maréchaussée war als militärisch organisierte Polizeitruppe direkter Vorläufer der französischen Gendarmerie Nationale. Sondereinheiten waren ferner die in Paris stationierte Maréchausee der Île de France (Compagnie du Prévôt Général de la Maréchaussée de l' Ile-de-France), die die Pariser Vorstädte samt Umland (banlieue) überwachte, sowie die mehrere Hundert Mann starke Kompanie des Generalmünzamtes (Compagnie du Prévôt Général des Monnaies de France), die insbesondere Falschmünzer verfolgte.[16]

An Effektivität waren die Pariser Polizeibehörden im Bereich der „Fremdenaufsicht“ europaweit führend. So war die Kontrolle in der Hauptstadt Paris im Zeitalter Ludwigs XV. und Ludwigs XVI. sehr effizient. Denis Diderot beschrieb in einem Brief, aus dem Jahre 1760, an die russische Zarin Katharina II., dass man im Hôtel du lieutenant général de police schon vierundzwanzig Stunden nach der Ankunft eines Ausländers wisse, wer derjenige sei, wie er hieße, woher er komme, warum er sich in Frankreich aufhielte, wo er wohne und mit wem er in Kontakt stünde.

Prostitution[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemälde von Étienne Jeaurat: Transport der Freudenmädchen zur Polizeiwache, 1755

Die Prostituierte auf der Straße musste einen Widerspruch auflösen, sie musste sich vor den Organen der Obrigkeit verbergen aber gleichzeitig für mögliche Kunden erkennbar sein.[17] Offensichtlich kam dabei dem Blickkontakt eine wichtige Bedeutung zu.[18] In den Jahren 1781 bis 1784 wurden rund um den Palastgarten (1. Arrondissement) etwa 60 Häuser mit Arkadengängen gebaut, die Wohnungen, Läden, Gastronomiebetriebe und Vergnügungseinrichtungen beherbergten. Hier konzentrierte sich das Nachtleben der Hauptstadt. Die Promenade auf der "Allée des Soupirs" (Seufzerallee) war in ganz Europa berühmt, weil sich dort die schönsten Mädchen und Frauen aus allen Ständen prostituierten, auch Personen aus dem Hochadel wurden dort angetroffen.[19] Da die Anlage dem Herzog von Orléans, einem Verwandten des Königs, gehörte, hatte die Polizei keinen Zutritt. Dies ermöglichte eine gewisse Versammlungsfreiheit. Am 13. Juli 1789 (nach einigen Quellen am 11. Juli oder 12. Juli) rief dort Camille Desmoulins zum bewaffneten Aufstand auf.

Madame Marguerite Gourdan besaß eines der größten Bordells namens Chateau de Madame Gourdan in der rue des Deux Portes[20] an der Ecke der rue Saint-Sauveur[21][22]. Reiche und einflussreichste Politiker, Adelige und sogar Geistliche gingen in ihrem Etablissement ein und aus. Es war eines der größten Bordelle seiner Zeit, auf verschiedene Häuser und sogar Straßenzüge verteilt.[23]

Maße und Gewichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis zur Einführung des metrischen Systems im Jahre 1790, von der französischen Nationalversammlung beschlossen, galten in Frankreich die Alten Maße und Gewichte.

Handwerker und Manufakturbetriebe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Preise für die Waren, die Entlohnung und letztlich die Produktionsziffern wurden im 18. Jahrhundert eher von der Obrigkeit bestimmt, somit war die Aufgabe der Zünfte[24] die Kontrolle und Überwachung von Qualitätsnormen, prévôt des marchands bzw. prévôt de Paris. Eine Manufaktur war eine Produktionsstätte, in welcher Waren arbeitsteilig und dadurch in hoher Zahl hergestellt werden konnten. Obgleich Frankreich das führende Land der Gewerbetätigkeit war, waren Manufakturen um das Jahr 1750 noch selten.[25]

Blechproduktion im 18. Jahrhundert
Gerberei eine Darstellung aus der Encyclopédie von Denis Diderot

Materialien, Werkstoffe und Energiequellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch eine zunehmende Arbeitsteilung konnte zum einen die Produktivität der Gesellschaft des Ancien Régime gesteigert werden, zum anderen gelang es hierdurch neue Produktionsweisen für Waren zu entwickeln bzw. weiterzuentwickeln. Die zeitgebundenen Werkstoffe waren Holz und deren verarbeitete Zustände, Keramiken (Geschichte der Keramik), Lederwaren, Metalle und Legierungen, Glaswaren, Papier[26] und deren Derivate, Wolle und andere Textilien, Bruchsteine und Zemente. Energiequellen waren Fossile Energie und Holzkohle, Wasserkraft (Wassermühle) und Wind (Windmühle).

Feinmechanik, Geschichte der Automaten, Uhrmacherei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erst mit den Konstruktionen von Jacques de Vaucanson (1709–1782) wird ein Höhepunkt in der Geschichte des Baus von echten Automaten erreicht. 1735 kam er von Grenoble nach Paris um sich mit Automaten zu beschäftigen, die zu der Zeit groß in Mode waren.

Zunächst begann er aber mit einem Studium der Anatomie. Er beabsichtigte bewegte dreidimensionale Anatomiemodelle, anatomie mouvante bauen. Nach einigen vorbereitenden Arbeiten, Planungen und einigen Fehlschlägen baute de Vaucanson einen lebensgroßen, flötenspielenden Schäfer. Er hatte zwar Lippen, Mund und Zunge, war aber kein der Wirklichkeit entsprechendes anatomisches Modell, sondern ein Automat, der mit Uhrwerken und Blasebälgen betrieben wurde. Der Flötenspieler verursachte dennoch großes Aufsehen, als er 1738 vorgestellt wurde und spornte ihn an, einen weiteren Automaten zu bauen, einen Schäfer, der Flöte spielte und sich gleichzeitig auf einem Tambourin begleitete.

Die mechanische Ente (1738)

Als weiteres Beispiel sei hier Le dessinateur oder Der Schreiber von Pierre Jaquet-Droz aus dem Jahre 1774 anzuführen, diese mechanische System war durch eine Vielzahl von Kurvenscheiben gesteuert und mittels Federkraft angetrieben worden. Der Schreiber taucht eine Gänsefeder regelmäßig in ein Tintenfass und der Kopf sowie auch die Augen der Figur folgen der Schreibbewegung.

Pierre Jaquet-Droz Le dessinateur

Öffentliche Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kommunikations- und Transportmittel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Briefverkehr setzt zum einen das entsprechende Schreibmaterial und zum anderen den Transport der geschriebenen Texte etc. von einem Ort zum nächsten voraus. Die Portobriefe, also der Empfänger zahlte die Transportgebühr, stellten die Regel dar. Porto bedeutet im übrigen unbezahlte Gebühr. Schon ab dem 16. Jahrhundert vermerkte man in Frankreich auf den Postsendungen en diligence (übersetzt mit Eile auch im Sinne und mit Sorgfalt) von diesem Vermerk rührt es her, dass französische Postkutschen ihre Bezeichnung diligences erhielten.

Erst zum Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte man die Stahlfeder, welche in einem Halter, dem Federhalter, eingelassen wurde. Zuvor waren die Federkiele verbreitet und wurden allmählich verdrängt.

Federkiele zum Schreiben
Aus der Encyclopédie von Denis Diderot und Jean-Baptiste le Rond d’Alembert: Planche: Taille de la Plume

Bis zur Entwicklung der Chlorbleiche, Eau de Javel 1789 durch Claude-Louis Berthollet war der einzige Rohstoff zur Papierherstellung die hellen Hadern aus Leinen, Hanf oder sehr selten Baumwolle, in Verbund mit Spinnerei- und Seilereiabfällen, als die einzig verfügbaren Faserrohstoffe zur Herstellung von Papier, dem sogenannten Hadernpapier.

Als Reisemittel standen im 18. Jahrhundert im wesentlichen die Bewegung zu Fuß, das selbstständige Reiten, die Fahrt in einer Kutsche (Postkutsche) oder über Wasserwege zur Verfügung.[27]

Im Jahre 1671 gründeten die Familien Pajot und Rouille im Zentrum von Paris in der Rue des Bourdonnais №34 gegenüber der № 9 und 11 Rue des Déchargeurs die erste Poststelle, premier centre Postal de Paris. Sie waren Ferme générale unter Ludwig XIV., Ferme générale des Postes.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erschien die Briefpost, die durch Beiträge des surintendant général des postes finanziert wurde. Man erhob einen Preis für den Brief der vom Empfänger bezahlte wurde. Die Briefe reisten von einer Poststation zur nächsten, unterbrochen durch die Relaisstationen wo die Pferde gewechselt wurden. Die Posttransporte wurden von einem Postillon begleitet, er war für die Führung bis zur jeweiligen nächsten Station verantwortlich und brachte dann die Pferde allein zu der ursprünglichen Relaisstation zurück. Die Distanz der Relaisstationen betrug durchschnittlich 7 Meilen oder 28 km, daher die berühmten Siebenmeilenstiefel im Märchen von Charles Perrault Le Petit Poucet.

Post- und Reisewege durch Frankreich um 1703

Im 18. Jahrhundert betrug die durchschnittliche Entfernung zwischen zwei Relaisstationen 16 Kilometer. Ein Brief von Paris aus geschickt benötigte bis Lyon 2 Tage und 8 Stunden und etwas mehr als 4 Tage bis Marseille. Es gab damals etwa 1400 Poststationen. Im Jahre 1760 gründete Claude Humbert Piarron de Chamousset (1717–1773) eine Poststelle in Paris. Mit 200 Briefträgern (facteurs) – sie machten mit Klappern auf sich aufmerksam – sorgte er für die Postzustellung und versicherte eine Verteilung innerhalb von drei Tagen.

Durchschnittliche Reisegeschwindigkeiten unterschiedlicher Verkehrsmittel im Laufe der geschichtlichen Entwicklung [28][29]
Verkehrsmittel Geschwindigkeit Entfernung
Marsch zu Fuß 5–6 km/h 25-30 km pro Tag
Pferd 6–10 km/h 35–55 km pro Tag
Kutsche (um 1700) ca. 2 km/h 20–30 km pro Tag
Kutsche (um 1800) ca. 3 km/h 30–40 km pro Tag
Schiff (Segel) zur See ca. 18 km/h ca. 400 km pro Tag

Straßenbeleuchtung in Paris[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 2. September 1667 wurde in Paris die Beleuchtung der Gassen eingeführt.[30] Schon Ende des 17. Jahrhunderts benutzte man in Paris Öllampen zur Beleuchtung wichtiger Straßen. Die flächendeckende Errichtung der Straßenbeleuchtung in Paris wurde dabei maßgeblich von Ludwig XIV. vorangetrieben, um die Vorgänge auf den Straßen besser kontrollieren zu können.[31]

Klimatische Bedingungen, strenge Winter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Strenge Winter waren in den Jahren 1709, 1766, 1783/1784, 1789.[32]

Retrospektive Rekonstruktion der Winteranomalien in Europa, mit den Temperaturen im Winter 1708 bis 1709

Beim Ausbruch der Laki-Krater auf Island (Beginn: 8. Juni 1783; Dauer: etwa 8 Monate) produzierten insgesamt etwa 130 Krater ein Gesamtvolumen von ungefähr 12 bis 15 km³ Lava (Winter 1783/84[33]).[34] Dazu kamen Gas- und Aschewolken. Die ungeheuren Mengen ausgestoßenen Schwefeldioxids reagierten mit den Wassertröpfchen der Wolken zu schwefliger Säure und Schwefelsäure.[35]

In Westeuropa wirkte sich der Ausbruch aus. Es waren etwa 120 Millionen Tonnen Schwefeldioxid in die Atmosphäre geschleudert worden und hatten in Verbindung mit Wasserpartikeln eine große Menge an giftigen Aerosolen produziert Diese Aeorosole wurden mit dem Jetstream nach Osten verlagert und breiteten sich kreisförmig über Nordeuropa und besonders über Frankreich und die britischen Inseln aus.

Der schwefelhaltige Nebel wurde als Höhenrauch oder trockener Nebel gedeutet und war am 10. Juni 1783 über Bergen, am 16. Juni über Prag, am 17. Juni über Berlin, am 18. Juni über Paris, am 20. Juni über Le Havre und am 22. Juni über Großbritannien. Die Schwefelsäure belastete die Atemorgane und führte bei Landarbeitern zu einer höheren Sterberate (Region Chartres und Großbritannien). Überall in Europa wurde über ein ungewöhnlich nebliges Klima berichtet. Ab September 1783 kam es zu großen Regenfällen und Unwettern. Darauf folgte ein sehr kalter Winter 1783/84.[36] In Großbritannien starben ca. 8.000 mehr Personen als in einem normalen Winter. Im Osten der Vereinigten Staaten von Amerika sanken die durchschnittlichen Wintertemperaturen 4,8 Grad Celsius unter das 225-jährige Mittel. Die gesamte nördliche Hemisphäre kühlte sich im Durchschnitt um 1,5 Grad Celsius ab. Der Naturforscher Benjamin Franklin sprach 1784 davon, dass sich ein konstanter Nebel über ganz Europa und große Teile Nordamerikas gelegt habe. Im Frühjahr 1784 kam es zu heftigen Überschwemmungen durch Schmelzwasser.[37]

Demographische Entwicklung von 1700 bis 1795[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entwicklung der Bevölkerungspopulation im französischen Mutterland (geschätzte Daten)[38][39][40]
Datum Einwohnerzahl
1700 21.000 000
1715 19.600 000
1730 23.800 000
1740 24.600 000
1750 24.500 000
1760 25.700 000
1770 26.600 000
1780 26.600 000
1789 28.600 000
1790 28.100 000
1795 28.103 000
Bevölkerungszahlen französischer Städte im frühen 18. Jahrhundert und im Jahre 1789 [41]
Frühes 18. Jhrdt. Einwohner im Jahre 1789 Einwohner
Paris 500 000 600 000
Lyon 97 000 150 000
Bordeaux 45 000 110 000
Marseille 75 000 110 000
Nantes 40 000 80 000
Rouen 57 500 72 500
Strassburg 30 000 50 000

Frankreich litt, wie das übrige Europa, an einer sehr hohen Säuglings- und Kindersterblichkeit. So starben im 18. Jahrhundert etwa ein Drittel aller Kinder bis zum 9. Lebensjahr. Somit überlebten von etwa sieben bis acht geborenen Kindern einer französischen Familie selten mehr als vier. Die Geburtenziffer, oder Anzahl der Lebendgeborenen pro Jahr bezogen auf 1000 Einwohner, veränderte sich während des 18. Jahrhunderts nur gering, so schwankte sie um 37,7 auf 1000 Einwohner. Zu einem ersten Ausgleich zwischen Sterbe- und Geburtenrate kam es um das Jahr 1750.[42]

Wichtige Epidemien (qualitative Betrachtung)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den häufigen Epidemien mit einer entsprechend hohen Sterblichkeit zählen folgende Erkrankungen, wobei die nosologische Zuordnung dem Kenntnisstand der Zeit entsprach:

Analphabetismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nichtprivilegierten in ihrer Gesamtheit umfassten mehr als neunzig Prozent der Bevölkerung und werden in aller Unterschiedlichkeit unter dem Oberbegriff des dritten Standes subsumiert. Dieser dritte Stand stellt sich bei genauerer Betrachtung schon als eine breit ausdifferenzierte Gesellschaft dar. Begünstigt durch die kirchlichen Schulinstitutionen, aber auch anderen Maßnahmen der Volksbildung war die Lesefähigkeit des französischen Bevölkerung im Laufe des 18. Jahrhunderts gestiegen, insbesondere in der Mitte des Jahrhunderts kam es zu eine starken Entwicklung nach vorn. Durch indirekte Methoden lassen sich aber nur Näherungswerte ermitteln, so stieg die Lesefähigkeit der Stadtbevölkerung im Verlauf des Jahrhunderts von 25 % auf 50 % und auf dem Lande immerhin von 20 % auf 37 %, wobei es starke Unterschiede zwischen den einzelnen Berufsgruppen und auch den Geschlechtern gab.[43]

Alltagsleben in den einzelnen Ständen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste Stand (Klerus)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Gruppe Klerus (französisch Clergé) fasst man alle Geistlichen, genauer die katholische Geistlichkeit, das heißt Angehörige der hohen Geistlichkeit wie auch den niederen Klerus, zusammen.

Die feudale Herrschaftsordnung war in letzter Instanz sakral legitimiert. Grundlage der sakralen Ordnung bildete der katholische Glauben mit seinen religiösen Traditionen und moralisch-ethischen Vorgaben, die die sozialen, politischen und geistigen Verhältnisse prägten, zumindest aber beeinflussten. Die Institution Kirche und die Frömmigkeit des Regenten und Untertans formten das alltägliche Leben und die Mentalitäten der Menschen. Insbesondere die Landbevölkerung orientierte sich in ihrem Lebens- und Arbeitsrhythmus an dem kirchlichen Kalender und sah in der Geistlichkeit wichtige Autoritäten vor Ort.

Der zweite Stand (Adel)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der französische Adel (französisch Noblesse) entstand ursprünglich aus dem Lehnswesen des Mittelalters entstanden. Der ältere Adel wurde in der Zeit der Bourbonenkönige durch zahlreiche Standeserhöhungen und Einführung des Dienstadels, den noblesse de robe erheblich erweitert.

Name Regierungszeit Verwandtschaft
Ludwig XIV. 1643–1715 Sohn des Vorgängers Ludwig XIII.
Philippe II. de Bourbon, duc d’Orléans 1715–1723 Neffe des Vorgängers
Ludwig XV. 1715–1774 Urenkel des Vorgängers
Ludwig XVI. 1774–1793 Enkel des Vorgängers

Im 18. Jahrhundert war der Adel in Frankreich weitaus mehr als in anderen europäischen Staaten die vorherrschende Klasse so hinsichtlich seines gesellschaftlichen Ansehens, Reichtums aber auch seinen Funktionen in der Politik und der Verwaltung. Nur in Ausnahmefällen konnten bürgerliche auch diese Funktionen übernehmen bzw. wurden nachträglich geadelt. Nach Schätzungen lag die Anzahl der Adligen unmittelbar vor der französischen Revolution zwischen 110.000 bis 400.000, somit 0,5 bis 1,4 % der französischen Gesamtbevölkerung. Ein weiteres Charakteristikum des Adels war die weitgehende Steuerfreiheit, so waren sie befreit von der Gabelle von der Corvée und von der Taille. Für letztere waren aber auch die Bürger von Paris ebenso befreit. Im Verlauf der Zeit kamen aber geringe Steuerlasten hinzu bis 1695 wurden keine Steuern erhoben, dann während des Ancien Régime die Kopfsteuer (französisch Capitation), ab 1710 der Zehnte und ab dem Jahre 1749 der Zwanzigste.[44]

Neben dem sogenannten Schwertadel, noblesse d'épée, er lebte vorwiegend im Umfeld des Hofes oder grundherrlich in der Provinz und trat dort mit der sich zunehmend entwickelnden Bourgeoisie in Konkurrenz, kommt der sogenannte Amtsadel, noblesse de robe mit häufig grossem politischen Einfluß hinzu, erfolgte die Nobilitierung doch durch königliche Anerkennung der Leistungen. Zu erwähnen ist noch der Kaufadel noblesse commerçante.[45]

Die Inhaber der Großämter des Haushalts des Königs von Frankreich, grands officiers de la maison du roi de France waren die für den königlichen Haushalt verantwortlichen Personen und gehörten im allgemeinen den Adelsstand an. Der Großmeister von Frankreich, Grand Maître de France war im Frankreich des Ancien Régime der Großhofmeister des königlichen Hauses (siehe auch Großämter der Krone Frankreichs).[46]

Der dritte Stand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem dritten Stand (französisch tiers état), so seit dem 15. Jahrhundert bezeichnet, gehörten etwa 98 Prozent der Untertanen des französischen Königs an. Zum Ende des 18. Jahrhunderts waren es etwa 25 Millionen Einwohner.

Der dritte Stand war eine sehr heterogene Gruppe[47], so die Bevölkerung auf dem Lande, in den Städten und die kleine und mittlere Bourgeoisie. Dieses Bürgertum bestand aus Handwerkern und Kaufleuten. Aber auch die freien Berufe wie die der Rechtsanwälte, Notare, Lehrer und Ärzte können hier mit eingeordnet werden. Zur Großbourgeoisie zählten Angehörige wie etwa Finanziers und Bankiers, fermiers généraux. Mit ihrem Kapital waren sie dem Adel überlegen, allerdings kauften sich viele der Großbourgeoisie in den Adel ein. Somit gab es viele soziale Unterschiede innerhalb des Dritten Standes, man war ein Stand (politisch-rechtlich), aber nicht eine Klasse (sozial-ökonomisch).

Die städtischen Klassen des dritten Standes waren durch ihre Skepsis gegenüber der Aristokratie, des Ancien Régime und ihren Vertretern verbunden, aber sie waren in verschiedene Gruppen geteilt.

Neben den Manufakturarbeitern, eine zahlenmäßig kleine Gruppe, gab es noch die Lohnempfänger ohne feste Anstellung. Sie bildete wohl die wichtigste Gruppe der städtischen Volksklassen. Sie bestand zum Beispiel aus Tagelöhnern, Laufburschen, Hauspersonal der Aristokratie oder der Großbourgeoisie sowie Landarbeitern und Bauern, die in den schlechten Ertragszeiten eine Arbeit suchten.

Die Lebensbedingungen des dritten Standes verschlechterten sich im 18. Jahrhundert zunehmend.[42] Das Bevölkerungswachstum in den Städten führte zu Preissteigerungen und zu Ungleichgewichten von Löhnen und Lebenshaltungskosten. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bestand eine Tendenz zur Verarmung der in Lohn stehenden Bevölkerung. Das Wirtschaftsleben Frankreichs des 18. Jahrhunderts wurde durch eine landwirtschaftliche Produktion beherrscht und diese Landbevölkerung betrug etwa 75 Prozent aller Einwohner. Hingegen aber lag der bäuerliche Grundbesitz bei nur 35 Prozent, doch durch die große Anzahl der Landbevölkerung war der Anteil eines jeden Bauern sehr gering oder gleich null. Die Bauern waren Eigentümer einer Parzelle, es gab aber auch viele landlose Bauern.

Die Lebensbedingungen dieser Landbevölkerung waren unterschiedlich. Man unterschied zwischen Leibeigenen (französisch servage) und freien Bauern (französisch paysan).[48]

Die Bauern bewirtschafteten Land, das meist im Besitz eines Herrn (französisch Seigneur) war. In der Funktion des Seigneur traten häufig der Erste und Zweite Stand auf, Klerus und Adel, aber mit zunehmendem Maße auch die städtische Bourgeoisie. Die freien Bauern traten dem Seigneur als Pächter bzw. Halbpächter gegenüber und waren für die Nutzung des Bodens zu regelmäßigen Geldzahlungen oder Naturalleistungen aufgefordert, dabei war der Umfang jener feudalen Belastungen regional unterschiedlich.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es nur noch wenige Leibeigene im strengen Sinne, so waren die meisten Landwirte freie Bauern. Dennoch gab es Klassenunterschiede in der ländlichen Bevölkerung, neben Großpächtern, Pächtern, Halbpächter und Kleinbauern mit Grundbesitz. Die Masse von Tagelöhnern verfügten nur über ihre Arbeitskraft.

Die Belastungen für die Bauern waren oft sehr schwer. Zum einen die königlichen Lasten. Die Bauern beziehungsweise der Dritte Stand zahlte eigentlich alleine die Steuern und diese waren im Verlauf des 18. Jahrhunderts immer weiter angestiegen. Zum anderen die kirchlichen Lasten, da man den Zehnt an den Klerus abtragen musste. Außerdem hatten sie noch die grundherrlichen Lasten zu tragen.[49]

Alltägliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kleidung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe Kleidermode des Rokoko[50]

Nahrung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Ratatouille wurde in Frankreich seit dem 18. Jahrhundert für einfache Eintopfgerichte verwendet, abgeleitet von dem französischen Verb touiller für umrühren. Ratatouille ist ein provençalisches Wort und heißt nach einer Interpretation angeblich Reste-Fraß (rata „Fraß“, touiller „rühren, umrühren“), ursprünglich ein Arme-Leute-Essen aus Abfall vom Gemüse – Tomaten, Auberginen, Zucchini, Zwiebeln, Knoblauch – über Stunden geköchelt. Die Morgen- und Mittagsmahlzeit der ländlichen Bevölkerung bestand aus einem ständig über dem Herd köchelnden Getreidebrei, der aus dem warmen Kessel gelöffelt wurde. Abends gab es Suppe sowie Brot. Honig bildete einen begehrten Speisezusatz zum Süßen (siehe auch Esskultur der frühen Neuzeit). Der sogenannte Mehlkrieg, guerre des farines) war ein Aufstand in Frankreich im April und Mai 1775 gegen als zu hoch empfundene Mehl- und Brotpreise und zeigt wie bedeutsam diese Produkte für die tägliche Ernährung waren. Auch Buchweizengerichte waren verbreitet. Aber seit im 18. Jahrhundert der Anbau der Kartoffel stark zunahm, die ebenfalls auf relativ schlechten Böden noch gut gedeiht, ging die Bedeutung des Buchweizens als Nahrungslieferant deutlich zurück.[51]

Das erste bedeutende Kochbuch des 18. Jahrhunderts in Frankreich war Le Cuisinier moderne von Vincent de La Chapelle (1742), es umfasste fünf Bände und enthielt mehrere ausklappbare Bildtafeln. Eine davon, die zeigt, wie eine Tafel für 100 Personen eingedeckt werden sollte, ist insgesamt über einen Meter lang. In diesem Zeitraum begann die Epoche der Nouvelle Cuisine in Frankreich. Das erfolgreichste Kochbuch des 18. Jahrhunderts war jedoch La Cuisinière bourgeoise (1746), das sich als erstes Werk ausdrücklich an Frauen richtete. Wie der Titel schon zeigt, wendet es sich an die Bourgeoisie des dritten Standes. Die erste Frau, die ein kleines Kochbuch veröffentlichte, war Mme. Mérigot, die nach der Französischen Revolution 1795 eine 42-seitige Broschüre mit Kartoffelrezepten für La Cuisinière républicaine verfasste.[52]

In den Quartier des Halles oder Markthallen von Paris gab es Garküchen oder Imbiße, hier wurde neben anderen Gerichten auch die französische oder Pariser Zwiebelsuppe, Soupe à l’oignon oder Soupe d’oignons aux Halles angeboten.

Körperpflege und Hygiene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Thema Unterwäsche und Perücken siehe Kleidermode des Rokoko.

Zur Zahn- und Mundpflege empfahl der französische Arzt Pierre Fauchard, einer der Begründer der neuzeitlichen Zahnheilkunde, die regelmäßige Oralpflege. In seinem Lehrbuch aus dem Jahre 1728 äußerte er sich aber kritisch über die wirkungslosen, weil viel zu weichen, Zahnbürsten aus Rosshaar. Zu seiner Zeit wurden die Zähne überwiegend mit Schwämmen oder Läppchen gereinigt. Auch Zungenschaber fanden ihre Anwendung.

An die Stelle des Badens trat, je nach dem sozialen Stand und den unterschiedlichen Lebensweisen zwischen ländlichen und städtischen Regionen, im 18. Jahrhundert vermehrt die „Toilette“, d. h. Lappenwäsche, pudern, parfümieren und schminken, bei Frauen wie Männern der privilegierten Stände. Bei der Körperpflege spielten Badezimmer nur eine Nebenrolle, während die Poudreuse oder der Toilettentisch zum zentralen Accessoire der täglichen Hygiene wurde. Dennoch richtete der zweite Stand (Adel) in den Schlössern weiterhin Bäder ein, einige dienten nur zur Repräsentation des Reichtums, andere waren voll funktionsfähig und wurden nur zu besonderen Anlässen genutzt. Hauptsächlich bediente man sich jedoch auch in den Palästen des 18. Jahrhunderts, aber auch im aufstrebenden Bourgeoisie mobiler Badewannen, so dass fest installierte Bäder häufig unnötig waren. Im Schloss von Versailles soll es unter Ludwig XIV. mehr als 100 mobile Wannen gegeben haben. Das änderte sich unter Ludwig XV., der mobile Wannen als unkomfortabel empfand und verstärkt damit begann, Badezimmer in den Schlösser einbauen zu lassen.

Der Tod des Jean Paul Marat in der Badewanne von Jacques-Louis David (1793)

Wasserversorgung und Abwasser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Paris war die Versorgung durch öffentliche Brunnen unzulänglich, deshalb wurde häufig auf Flusswasser aus der Seine zurückgegriffen.[53][54] Égouts waren die Kanalisationsanlagen zur Ableitung von Abwässern genannt. Die ersten Égouts von Paris wurden schon um das Jahr 1350 gebaut, es waren Kanäle, um Oberflächenwasser u. ä. aufzunehmen und es in die Flüsse zu leiten. Auf dem rechten Seineufer gab es einen Kanal, der in zwei Richtung abfloss, den Ruisseau de Ménilmontant , der später die Bezeichnung Grand Égout de Ceinture , großer Abflussgürtel erhielt. Der Wasserverbrauch in Paris Mitte des 17. Jahrhunderts soll täglich etwa 1700 Kubikmeter Wasser betragen haben. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts betrug die Länge der überdachten Égouts 26.051 Meter.

Haushaltsgeräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Leuchtmittel (Geschichte der Beleuchtung) des Adels und der Geistlichkeit bestanden u. a.  aus Bienenwachskerzen während die Menschen des dritten Standes auf eine Beleuchtung durch Verbrennen etwa von Talg und Tran zurückgriffen. Der Preis für Kerzenwachs unter Ludwig XIV. entsprach dem Tageslohn eines Manufakturarbeiters oder Handwerkers, etwa 2,5 Livre. Talgkerzen wurden mit Arsenik geweißt. Erst ab dem Jahre 1725 gab es mit dem Walrat einen von sich aus weißen Kerzengrundstoff, der vornehmlich für Luxuskerzen benutzt wurde. Brennende Kerzen mussten ferner ständig „geputzt“ („geschneuzt“) werden, man kürzte den abgebrannten Docht ein, damit ein stärkeres Rußen oder Tropfen der Kerzen eingedämmt wurde. Geflochtene Dochte entstanden erst zum Ende des Jahrhunderts. Aber auch Öllampen waren weit verbreitet. So die Cardanlampe und ab dem Jahre 1783 die Argand-Lampe.[55]

Tranlampe oder Walratlampe des 18. Jahrhunderts. Eisenblech mit Baumwolldocht. aus Deutschland

Gesellschaftsspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Karten- und auch das Würfelspiel hatten im 18. Jahrhundert einen hohen kollektiven Unterhaltungswert quer durch alle Schichten bzw. Ständen der Gesellschaft. Die Kartenspiele mit entsprechend gestalteten Spielkarten waren zu unterschiedlichen Zeiten, in den einzelnen gesellschaftlichen Schichten und Orten verschieden beliebt. So etwa das Tontine, das Vingt et Un.

Die Metropole Paris[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde Paris nach London mit circa 500.000 Einwohnern zu der zweitgrößten Stadt in Europa.

Stadtplan von Paris aus dem Jahre 1740 von Jean Delagrive (1689-1757)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Louis-Sébastien Mercier: Pariser Nahaufnahmen. Tableau de Paris. Übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Wolfgang Tschöke. Manesse Verlag, Zürich (1990) ISBN 3-7175-1776-7.
  • Pierre-Yves Beaurepaire: La France des Lumières 1715–1789. Histoire de France. Belin, Paris 2011, ISBN 978-2-7011-3365-2, S. 112.
  • Arlette Farge: Das brüchige Leben. Verführung und Aufruhr im Paris des 18. Jahrhunderts. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1989, ISBN 3-8031-3544-3.
  • Esther-Beate Körber: Die Zeit der Aufklärung. Eine Geschichte des 18. Jahrhunderts. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 3-8062-2047-6.
  • Robert Muchembled: Die Erfindung des modernen Menschen. Gefühlsdifferenzierung und kollektive Verhaltensweisen im Zeitalter des Absolutismus. Rowohlt, Hamburg 1990, ISBN 3-499-55510-7.
  • Jean Tulard: Frankreich im Zeitalter der Revolutionen 1789-1851. (=Geschichte Frankreichs: Band 4). Aus dem Französischen übertragen von Arnulf Moser. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1989

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ernst Schulin: Die Französische Revolution. C.H.Beck, München 1990, ISBN 3-406-33307-9, S. 123–183.
  2. Daniel Roche: A History of everday things. The Birth of Consumtion in France, 1600-1800. Cambridge University Press, Cambridge 2000, ISBN 0-521-63359-1.
  3. Otto Dann: Aufklärungsgesellschaft und absolutistischer Staat. In: Peter-Eckhard Knabe (Hrsg.): Frankreich im Zeitalter der Aufklärung. dme-Verlag, Köln 1985, ISBN 3-922977-15-4, S. 11–33.
  4. Noël Riley (Hrsg.): Kunsthandwerk & Design. Stile, Techniken, Dekors von der Renaissance bis zur Gegenwart. 2004, S. 114.
  5. also die zusammengesetzten Seiten eines Möbels oder Bauteils (Boden, Seitenteile, Deckel, Rückwand und Front)
  6. Barbara Stollberg-Rilinger: Die Aufklärung. Europa im !8. Jahrhundert. Reclam , Stuttgart (2011) ISBN 978-3-15-018882-8, S. 50-53
  7. Der oft angenommene Kurs von einer gemünzten Silber-Livre 1 Livre = 5 – 15 Euro dürfte wohl nur für die 1760er und bis späten 1780er Jahre annähernd verwendbar sein und ist auch dann mit Vorsicht zu gebrauchen.
  8. Philip Nicholas Furbank: Diderot. A critical biography. Secker & Warburg, London (1992)ISBN 0-436-16853-7, S. 474.
  9. Darnton, Robert: Glänzende Geschäfte. Die Verbreitung von Diderots Encyclopedie oder: Wie verkauft man Wissen mit Gewinn. Klaus Wagenbach, Auflage: Ingenieurwissenschaft Berlin (1993) ISBN 3-8031-3568-0. S. 9
  10. Jean Yves Celle: L'Assemblée Constituante Les réformes (Automne 1789-Automne 1790), online
  11. Lorenz Schulz: Normiertes Misstrauen. Der Verdacht im Strafverfahren. Klostermann (2001) ISBN 3-465-02973-9, S. 203
  12. Gerhard Sälter: Polizei und soziale Ordnung in Paris: Zur Entstehung und Durchsetzung von Normen im städtischen Alltag des Ancien Régime (1697-1715). Klostermann (2004) ISBN 3-4650-3298-5
  13. Eric Wenzel: La torture judiciaire dans la France de l’Ancien Régime: Lumières sur la Question. Editions Universitaires de Dijon, 2011 ISBN 978-2-915611-89-2
  14. Johannes Dillinger: Hexen und Magie: eine historische Einführung. Campus Verlag, 2007 ISBN 3-593-38302-0
  15. Henry Charles Lea: Materials Toward a History of Witchcraft 1890. Band 3 Kessinger Publishing, 2004 S. 1305
  16. Cie de Maréchaussée de l'Ile-de-France, in französischer Sprache, online
  17. Weckel, Ulrike; Opitz, Claudia; Hochstrasser Olivia: Das achtzehnte Jahrhundert. Supplementa: Ordnung, Politik und Geselligkeit der Geschlechter im 18. Jahrhundert Wallstein (1998) ISBN 3-892-44304-1
  18. Filzmoser, Romana: Ikonographie des Liederlichen. Visualisierungsstrategien von Prostitution im Uebergang vom 18. zum 19. Jahrhundert. Forschungsprojekt des IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften, Wien (2005-2006)
  19. Wesemann, Eberhard (Hrsg.); Vorwort zu Robert Andrea de Nerciat: Den Teufel im Leibe, Leipzig 1986, S. 21
  20. Heute N° 23, rue Dussoubs (2 Arrondissement).
  21. Heute um N° 12 rue Saint-Sauveur
  22. La maison close de la Gourdan
  23. LA SECTE DES ANANDRYNES Stephanie Bee (16. März 2009)
  24. Heinz-Gerhard Haupt: Das Ende der Zünfte. Vandenhoeck & Ruprecht, 2002, ISBN 3-525-35167-4, S. 181 ff.
  25. Esther-Beate Körber: Die Zeit der Aufklärung. Eine Geschichte des 18. Jahrhunderts. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 3-8062-2047-6, S. 129, 108, 113.
  26. Timothy Barrett: Paper through Time: Nondestructive Analysis of 14th- through 19th-Century Papers. European Papermaking Techniques 1300-1800. In: paper.lib.uiowa.edu. The University of Iowa, abgerufen am 27. Juli 2012 (englisch).
  27. Voltaire: Reisen im 18. Jahrhundert. (PDF; 716 kB) In: correspondance-voltaire.de. Voltaire Stiftung, abgerufen am 27. Juli 2012.
  28. Last und Lust des Reisens. Oder von der Unbequemlichkeit der Fortbewegung zu Lande 1750–1815 Teil 1: Die Reisenden und ihre Equipage (2010) (PDF; 3,4 MB)
  29. Last und Lust des Reisens. Oder von der Unbequemlichkeit der Fortbewegung zu Lande 1750–1815 Teil 2: Von dem Reisen selbst, der Fortbewegung und den Hindernissen (2010) (PDF; 2,6 MB)
  30. N. H. Schilling: Handbuch für Steinkohlengas-Beleuchtung, München 1866 S. 7, abgefragt am 1. September 2010
  31. futurezone.orf.at: Überwachung im Kopf
  32. http://www.giub.unibe.ch/klimet/docs/luterbacheretal_science.pdf
  33. Walter Lenke: Berichte des Deutschen Wetterdienstes, Nr. 92 (1964) "Untersuchung der ältesten Temperaturmessungen mit Hilfe des strengen Winters 1708 - 1709" (mit 13 Abbildungen im Text und 7 Tabellen im Anhang)
  34. R. Williams, J. Moore: Man Against Volcano - The Eruption on Heimaey, Vestmannaeyjar, Iceland. U.S. Dept. of the Interior, Geological Survey, Washington 1976.
  35. * A Sulphurous Stench: Illness and Death in Europe Following the Eruption of the Laki Fissure (PDF; 149 kB)
  36. http://www.bernd-nebel.de/bruecken/index.html?/bruecken/4_desaster/1784/1784.html Bernd Nebel: Die Brückeneinstürze im Jahre 1784. 30.12.2012, online]
  37. Manfred Vasold: Die Eruptionen des Laki von 1783/84. Ein Beitrag zur deutschen Klimageschichte. In: Naturwissenschaftliche Rundschau. 57(11), S. 602–608 (2004), ISSN 0028-1050
  38. Zusammenstellung der Daten Institut national de la statistique et des études économiques, Institut national d'études démographiques sowie Jacques Dupaquier: Histoire de la population française Paris, PUF, (1988)
  39. Schrefler, Harald; Günther, Peter: Bevölkerungsgeschichte Europas I VO 754 292., Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Universität Wien (2003), online (PDF; 202 kB)
  40. Les caractéristiques démographiques de l'Europe au 18ème siècle
  41. Moreau,B.: Recherches et considérations sur la population, 1778.
  42. a b Christine Hummel: Die Demographische Entwicklung im Frankreich des 18. Jahrhunderts. (PDF; 5 kB) Abgerufen am 28. Juli 2012.
  43. Dann, Otto: Aufklärungsgesellschaft und absolutistischer Staat. S. 24 In Knabe, Peter-Eckhard (Hrsg.): Frankreich im Zeitalter der Aufklärung. dme-Verlag Köln (1985) ISBN 3-922977-15-4
  44. Ernst Schulin: Die Französische Revolution. C.H. Beck, München 1990, ISBN 3-406-33307-9, S. 141.
  45. Jacqueline Hecht: Un problème de population active au XVIIIe siècle en France. La querelle de la noblesse commerçante. Population Année (1964) Volume 19 Numéro 2 S. 267-290
  46. Beatrice Hemanns: Die höfische Mode im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Madame de Pompadour und ihre Zeit, online
  47. Jean Tulard: Frankreich im Zeitalter der Revolutionen. S. 31 ff.
  48. Annie Antoine: Die Grundherrschaft in Frankreich am Ende des Ancien Régime: Gegenwärtiger Stand und neue Perspektiven der Forschung. In Reiner Prass; Jürgen Schlumbohm; Gerard Beaur: Ländliche Gesellschaften in Deutschland und Frankreich, 18.-19. Jahrhundert. Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituits für Geschichte. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen (2003) ISBN 3-5253-5185-2 S. 53 f
  49. Die gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Situation im Frankreich des 18. Jahrhunderts, 2.3 Der Dritte Stand. In: Patrick Süskinds Roman "Das Parfum". Projekt des Grundkurses Deutsch der Staatlichen Handelsschule mit Wirtschaftsgymnasium Harburg. 13. Dezember 2000, abgerufen am 28. Juli 2012.
  50. The Creation of Color in Eighteenth-Century Europe by Sarah Lowengard, online
  51. Harald Schrefler: Sozialgeschichte der Ernährung. (PDF; 134 kB) Univ.-Prof. Dr. Bolognese-Leuchtenmüller, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Wien, 28. April 2003, abgerufen am 28. Juli 2012.
  52. French cookbooks. In: Alan Davidson: The Oxford Companion to Food. 2nd. ed. Oxford 2006, S. 319 f.
  53. Dorothee Rippmann: Klares Wasser – Durstlöscher oder Getränk? Wasser in der französischen Aufklärung. (PDF) In: Begleitband der Ausstellung «L’eau à la bouche». D. Rippmann und Alimentarium, Musée de l’alimentation, Vevey, 2005, abgerufen am 28. Juli 2012.
  54. Louis-Sébastien Mercier: Pariser Nahaufnahmen. Tableau de Paris. Bilder aus dem vorrevolutionären Paris. Ausgewählt, übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Wolfgang Tschöke. Mannesse, Zürich 1990, ISBN 3-7175-1776-7, S. 172–173.
  55. Wolfgang Schivelbusch: Argand oder die Rationalisierung des Dochtes. Lichtblicke (1983) (PDF; 394 kB)