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„Rio de Janeiro“ – Versionsunterschied

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Erst [[1960]] verlor Rio de Janeiro den Status als Hauptstadt an die unter [[Juscelino Kubitschek]] neu gebaute Stadt [[Brasilia]]. Gleichzeitig wurde die Stadt Rio de Janeiro zum eigenständigen Stadtstaat [[Guanabara]], der [[1975]] mit dem [[Rio de Janeiro (Bundesstaat)|Bundesstaat Rio de Janeiro]] zusammengeführt wurde. Die Stadt wurde dabei zur Hauptstadt des neuen Bundesstaates. Internationale politische Beachtung errang die Stadt nochmals [[1992]] als dort der [[UNCED|UN-Umweltgipfel]] abgehalten wurde.
Erst [[1960]] verlor Rio de Janeiro den Status als Hauptstadt an die unter [[Juscelino Kubitschek]] neu gebaute Stadt [[Brasilia]]. Gleichzeitig wurde die Stadt Rio de Janeiro zum eigenständigen Stadtstaat [[Guanabara]], der [[1975]] mit dem [[Rio de Janeiro (Bundesstaat)|Bundesstaat Rio de Janeiro]] zusammengeführt wurde. Die Stadt wurde dabei zur Hauptstadt des neuen Bundesstaates. Internationale politische Beachtung errang die Stadt nochmals [[1992]] als dort der [[UNCED|UN-Umweltgipfel]] abgehalten wurde.


== Bevölkerung ==
=== Einwohnerentwicklung ===
=== Einwohnerentwicklung ===
[[Bild:Corcovado1.jpg|thumb|Corcovado und Lagoa]]


Mit der Entwicklung von Industrie und Handel in der Zeit nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] erfolgte eine umfangreiche Zuwanderung von Menschen aus dem Landesinneren, und Rio de Janeiro dehnte sich stark aus. Die Einwohnerzahl der Stadt hat sich seit Mitte der 1950er Jahre auf heute sechs Millionen verdoppelt. Das Wachstum geht sowohl auf Zuwanderung als auch auf [[Geburtenüberschuss]] zurück.
Mit der Entwicklung von Industrie und Handel in der Zeit nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] erfolgte eine umfangreiche Zuwanderung von Menschen aus dem Landesinneren, und Rio de Janeiro dehnte sich stark aus. Die Einwohnerzahl der Stadt hat sich seit Mitte der 1950er Jahre auf heute sechs Millionen verdoppelt. Das Wachstum geht sowohl auf Zuwanderung als auch auf [[Geburtenüberschuss]] zurück.
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Die gesellschaftliche Situation Rio de Janeiros ist zum einen geprägt durch die für Brasilien typische große Toleranz zwischen den verschiedenen Ethnien sowie durch den ausgesprochen jungen Altersdurchschnitt (mehr als 25 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 18 Jahre, über 87 Prozent sind unter 60).
Die gesellschaftliche Situation Rio de Janeiros ist zum einen geprägt durch die für Brasilien typische große Toleranz zwischen den verschiedenen Ethnien sowie durch den ausgesprochen jungen Altersdurchschnitt (mehr als 25 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 18 Jahre, über 87 Prozent sind unter 60).


Auf der anderen Seite besteht das Hauptproblem der Stadt in den dramatischen Unterschieden der sozialen Situation der Einwohner. An den Hängen der Stadt befinden sich die aus ärmlichen Behausungen bestehenden Gebiete, die als Favelas bekannt sind, während die vornehmeren Wohngebiete im Süden, nahe den Stränden an der Atlantikküste, wie Copacabana (Rio de Janeiro)|Copacabana, Ipanema und Leblon liegen. In der größten Favela von Südamerika, am Südrand der Stadt, leben allein 200.000 Einwohner der Stadt unter teilweise katastrophalen Bedingungen, wie Armut oder extrem hoher Kriminalitätsrate.
Auf der anderen Seite besteht das Hauptproblem der Stadt in den dramatischen Unterschieden der sozialen Situation der Einwohner. An den Hängen der Stadt befinden sich die aus ärmlichen Behausungen bestehenden Gebiete, die als [[Favela]]s bekannt sind, während die vornehmeren Wohngebiete im Süden, nahe den Stränden an der Atlantikküste, wie [[Copacabana (Rio de Janeiro)|Copacabana]], [[Ipanema]] und [[Leblon]] liegen. In der größten Favela von Südamerika, am Südrand der Stadt, leben allein 200.000 Einwohner der Stadt unter teilweise katastrophalen Bedingungen, wie Armut oder extrem hoher Kriminalitätsrate.

Nach einer Schätzung des Brasilianischen Bundesamtes für Statistik und Geographie ([[IBGE]]) lebten 2005 in der Metropolregion Rio de Janeiro 11.580.041 Menschen. Davon waren 6.079.521 Personen mit weißer Hautfarbe (52,5 Prozent), 4.122.494 mit brauner Hautfarbe (35,6 Prozent), 1.320.124 mit schwarzer Hautfarbe (11,4 Prozent) und 46.000 Asiaten (0,4 Prozent)<ref>IBGE: [http://www.ibge.gov.br/home/estatistica/populacao/condicaodevida/indicadoresminimos/sinteseindicsociais2006/indic_sociais2006.pdf Síntese de Indicadores Sociais 2006]</ref>.


Nach einer Schätzung des Brasilianischen Bundesamtes für Statistik und Geographie lebten 2005 in der Metropolregion Rio de Janeiro 11.580.041 Menschen. Davon waren 6.079.521 Personen mit weißer Hautfarbe (52,5 Prozent), 4.122.494 mit brauner Hautfarbe (35,6 Prozent), 1.320.124 mit schwarzer Hautfarbe (11,4 Prozent) und 46.000 Asiaten (0,4 Prozent
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1929 handelt es sich meist um Schätzungen, von 1940 bis 2000 um Volkszählungsergebnisse und 2006 um eine Schätzung des Brasilianischen Bundesamtes für Statistik und Geographie (IBGE).
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1929 handelt es sich meist um Schätzungen, von 1940 bis 2000 um Volkszählungsergebnisse und 2006 um eine Schätzung des Brasilianischen Bundesamtes für Statistik und Geographie (IBGE).


[[Bild:Lua.png|thumb|thumb|Rio de Janeiro bei Nacht]]


{|
| valign="top" |
{| class="prettytable"
! style="background:#efefef;" | &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; Jahr &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp;
! style="background:#efefef;" | Einwohner
|-
| 1680 || align="right" | 4.000
|-
| 1750 || align="right" | 29.000
|-
| 1800 || align="right" | 43.000
|-
| 1807 || align="right" | 50.000
|-
| 1820 || align="right" | 113.000
|-
| 1830 || align="right" | 125.000
|-
| 1840 || align="right" | 141.000
|-
| 1851 || align="right" | 166.000
|-
| 1860 || align="right" | 198.000
|-
| 1872 || align="right" | 275.000
|-
| 1884 || align="right" | 357.300
|-
| 1890 || align="right" | 522.700
|-
| 1900 || align="right" | 811.400
|-
|}
| valign="top" |
{| class="prettytable"
! style="background:#efefef;" | Jahr
! style="background:#efefef;" | Einwohner
|-
| 1911 || align="right" | 870.000
|-
| 1920 || align="right" | 1.157.900
|-
| 1929 || align="right" | 1.469.000
|-
| 1. September 1940 || align="right" | 1.563.800
|-
| 5. September 1950 || align="right" | 2.375.280
|-
| 1. September 1960 || align="right" | 3.300.431
|-
| 1. September 1970 || align="right" | 4.251.918
|-
| 1. September 1980 || align="right" | 5.090.723
|-
| 1. September 1991 || align="right" | 5.480.768
|-
| 1. August 1996 || align="right" | 5.551.538
|-
| 1. August 2000 || align="right" | 5.857.904
|-
| 1. Juli 2006 || align="right" | 6.136.652
|}
|}


=== Entwicklung der Wohnsituation ===
=== Entwicklung der Wohnsituation ===
[[Bild:RiodeJaneiro-Favela.jpg|thumb|Favelas]]

Die [[Dynamik]] durch den immensen Bevölkerungsdruck seit Mitte des 20. Jahrhunderts bewirkte insgesamt eine explosive unkontrollierte [[Kolonisation|Expansion]] Rio de Janeiros. Die Planung konnte mit diesen Veränderungen nicht mithalten. Täglich entstanden an der [[Peripherie]] unzählige irreguläre Siedlungen („Loteamentos irregulares“) und illegale Siedlungen ([[Favela]]s). Ein Viertel der Menschen in der Stadt leben in diesen Elendsquartieren.

Heute erstrecken sich rund um ein hochverdichtetes Stadtzentrum weitläufige zersiedelte Peripherien mit geringer städtischer [[Infrastruktur]]. Die informelle Bautätigkeit ist für einen überwiegenden Teil der Einwohner Rio de Janeiros die einzige Möglichkeit, an Wohnraum zu kommen. Die inadäquate Wohnsituation der Bevölkerung und die zahlreichen ökologischen Probleme haben die Regierenden in die Verantwortung gezogen, über eine neue Stadtplanungspolitik nachzudenken.

=== Kriminalität ===

Ein großes Problem für die Stadt ist die wachsende Kriminalität. Laut dem brasilianischen Justizministerium liegt die Mordrate in Rio de Janeiro bei rund 60 Personen pro 100000 Einwohner, während der Durchschnitt in Brasilien 30/100000 Einwohner beträgt (Deutschland 1/100000 Einwohner). Am meisten sind die Männer (94 Prozent) und davon die Altersgruppe zwischen 15 und 24 Jahren (44 Prozent) betroffen. 80 Prozent der Tötungsdelikte werden durch Schusswaffen verursacht. Rund 90 Prozent der Schusswaffen befinden sich in Privatbesitz (davon etwa die Hälfte illegal), die restlichen zehn Prozent gehören dem Staat<ref>[http://www.brasilblog.de/2006/09/22/rio-de-janeiro-ist-meister-der-morde/ Rio de Janeiro ist Meister der Morde], Brasilblog.de vom 22. September 2006</ref>.

Die Polizei hat neben Tötungsdelikten auch mit Entführungen, Raubüberfällen und organisierten Drogen- und Kriminellensyndikaten (wie etwa das [[Comando Vermelho]]) zu kämpfen. Schätzungen der brasilianischen Polizei zufolge wird das Comando Vermelho (CV) in Rio von etwa 5000 teilweise mit Kriegswaffen ausgerüsteten Kriminellen gebildet. Es kontrolliert etwa 40 Prozent des lokalen Marktes für illegale Drogen.


Am 28. Dezember 2006 wurde in Rio de Janeiro eine Anschlagsserie gegen Polizeistationen und andere zivile Einrichtungen verübt, der über 18 Personen zum Opfer fielen. Der Anschlagsserie ging eine massive Polizeipräsenz kurz vor den Feiertagen des Jahreswechsels voraus, wobei zehn Favelas durch die Militärpolizei besetzt wurden. In der Favela Vila Cruzeiro und sogar in einem bekannten Einkaufszentrum kam es zu zahlreichen Schießereien. Gesteuert wurden diese Aktionen vermutlich vom Comando Vermelho, wobei inhaftierte Anführer verschärfte Haftregelungen im neuen Jahr befürchteten.
Die Dynamik durch den immensen Bevölkerungsdruck seit Mitte des 20. Jahrhunderts bewirkte insgesamt eine explosive unkontrollierte Kolonisation Expansion Rio de Janeiros. Die Planung konnte mit diesen Veränderungen nicht mithalten. Täglich entstanden an der Peripherie unzählige irreguläre Siedlungen („Loteamentos irregulares“) und illegale Siedlungen (Favelas). Ein Viertel der Menschen in der Stadt leben in diesen Elendsquartieren.


In den vom Drogenhandel kontrollierten Armenvierteln Rio de Janeiros kommt es zunehmend zu Angriffen von sogenannten „Milícias“, welche die Mitglieder der Drogenbanden angreifen und vertreiben. Mehrere Dutzend Favelas sollen bereits von diesen Milizen beherrscht werden. Es wird vermutet, dass die Milizen von Polizeibeamten in Zivil gesteuert oder sogar gebildet werden. Berichten zufolge verlangen sie von den Bewohnern der von ihnen kontrollierten Viertel eine Art Sicherheitsabgabe. Fälle von Übergriffen gegen nicht zahlungsbereite Bewohner sind bekannt geworden<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,456910,00.html Drogenmafia tötet 18 Menschen], Spiegel Online vom 28. Dezember 2006</ref>.
Heute erstrecken sich rund um ein hochverdichtetes Stadtzentrum weitläufige zersiedelte Peripherien mit geringer städtischer Infrastruktur. Die informelle Bautätigkeit ist für einen überwiegenden Teil der Einwohner Rio de Janeiros die einzige Möglichkeit, an Wohnraum zu kommen. Die inadäquate Wohnsituation der Bevölkerung und die zahlreichen ökologischen Probleme haben die Regierenden in die Verantwortung gezogen, über eine neue Stadtplanungspolitik nachzudenken.


== Politik ==
== Politik ==

Version vom 15. November 2007, 21:07 Uhr

Rio de Janeiro
Rio de Janeiro
Wappen Flagge
Wappen von Rio de Janeiro
Wappen von Rio de Janeiro
Flagge von Rio de Janeiro
Flagge von Rio de Janeiro
Basisdaten
Bundesstaat: Rio de Janeiro
Geographische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 31 m ü. NN
Fläche: 1.182,3 km² [1]
Einwohner: 6.136.652 [2]
(Stand 1. Juli 2006)
Bevölkerungsdichte: 5.190 Einwohner/km²
Telefonvorwahl: 05521
Stadtgliederung: 33 Verwaltungsregionen (Regiões Administrativas)
Offizielle Website: www.rio.rj.gov.br/
Politik
Bürgermeister César Maia (DEM)
Lage der Stadt im Bundesstaat Rio de Janeiro
Lage der Stadt im Bundesstaat Rio de Janeiro

Rio de Janeiro [ˌxiudʒiʒaˈnei̯ɾu] ist die zweitgrößte Stadt Brasiliens und Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates. Sie liegt an der Guanabara-Bucht im Südosten des Landes. Der Name (portugiesisch für „Fluss des Januars“) entstand, weil Gaspar de Lemos am 1. Januar 1502 die Bucht entdeckte und irrtümlich für die Mündung eines großen Flusses hielt. In der eigentlichen Stadt leben 6,1 Millionen Menschen (2006) und in der Metropolregion 11,6 Millionen (2005).

Von 1763 bis 1960 war Rio de Janeiro die Hauptstadt Brasiliens und trat danach diese Funktion an Brasília ab, bleibt aber nach São Paulo bedeutendstes Handels- und Finanzzentrum des Landes. Die Bewohner der Stadt nennt man Cariocas, nach einem Wort aus dem Tupí-Guaraní (der Sprache der Eingeborenen), welches „Hütte des weißen Mannes“ bedeutet.

Wahrzeichen von Rio de Janeiro sind der Zuckerhut, die 38 Meter hohe Christusfigur auf dem Gipfel des Corcovado und die Copacabana, die als einer der schönsten Strände der Welt gilt. Die Stadt ist auch bekannt wegen des jährlich stattfindenden Karnevals von Rio. Die vielfarbige Parade der Sambaschulen gehört zu den größten Paraden der Welt.

Geographie

Geographische Lage

Rio de Janeiro aus dem Weltall

Rio de Janeiro liegt unmittelbar nördlich des südlichen Wendekreises, eingebettet zwischen dem Atlantik im Süden, der Guanabara-Bucht im Osten und den Ausläufern der Serra do Mar, einem Teil des zentralbrasilianischen Hochlandes, im Norden und Westen. Die Stadt liegt durchschnittlich 31 Meter über dem Meeresspiegel. Das Stadtgebiet hat eine Fläche von 1.182,3 Quadratkilometern und ist geprägt durch die Buchten und Strände entlang der Ufer, sowie durch Morros genannte Granithügel, die zu den Ausläufern der Serra do Mar gehören.

Zu diesen Granithügeln gehören auch die beiden Wahrzeichen Rios, der 394 Meter hohe Zuckerhut, unmittelbar auf einer Halbinsel in der Guanabara-Bucht gelegen, sowie der 704 Meter hohe Corcovado mit der Christusstatue auf dem Gipfel. Der höchste Punkt des Stadtgebietes ist der 1.022 Meter hohe Pico da Tijuca, der inmitten eines ausgedehnten Naturschutzgebietes liegt.

Durch eine Hügelkette wird das Stadtgebiet in zwei Teile getrennt, dem entlang der Atlantikküste liegenden Stadtteil Süd-Rio mit den berühmten Strandbezirken Ipanema und Copacabana und dem nördlichen Teil mit dem historischen Stadtzentrum, dem heutigen Geschäftszentrum sowie den neueren Stadtteilen im Norden.

Stadtgliederung

Rio de Janeiro gliedert sich in 33 Verwaltungsregionen (Regiões Administrativas). Diese sind statistisch fünf Planungsgebieten (Áreas de Planejamento) zugeordnet. Die Verwaltungsregionen sind:

Die Verwaltungsregionen unterteilen sich in 159 Stadtviertel (Bairros). Dazu gehören unter anderem: Bento Ribeiro, Cascadura, Catete, Estácio, Flamengo, Gávea, Humaitá, Ipanema, Lapa, Leblon und Urca.

Siehe auch: Verwaltungsregionen der Stadt Rio de Janeiro

Klima

Klimadiagramm von Rio de Janeiro

Auf Grund der Lage Rio de Janeiros in den niederen Breiten, am Atlantischen Ozean und an der Guanabara-Bucht ist das Klima der Stadt tropisch mit zwölf humiden Monaten.

Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 22,6 Grad Celsius bei nur geringen monatlichen Abweichungen (Höchsttemperatur im Januar/Februar: 25,5 Grad Celsius, Tiefsttemperatur im Juli: 20,2 Grad Celsius) und einem durchschnittlichen Jahresniederschlag von 1093 Millimetern.

Die höchsten Niederschläge fallen in den Monaten Dezember bis April, wenn auf der Südhalbkugel Sommer ist.

Geschichte

Kolonialzeit

Situationskärtchen von Rio de Janeiro um 1888

Entsprechend dem Vertrag von Tordesillas erhoben die Portugiesen Anspruch auf das 1500 entdeckte Gebiet des heutigen Brasiliens, der aber von den Franzosen nicht anerkannt wurde, die daraufhin 1555 auf der Ilha do Serigipe vor der Küste des heutigen Rio de Janeiro unter Admiral de Villegaignon das Fort Coligny gründeten; das von hier aus kontrollierte Gebiet nannten sie France Antarctique. An der gegenüberliegenden Küste gründete de Villegaignon dann die Siedlung "Henryville". Zu jener Zeit lebten in dieser Region Tupi-Indianer der Stämme der Tamoios und Tupinambás, mit denen die Franzosen sich verbündeten. Erst zehn Jahre später, 1565, wurden die Franzosen durch die Portugiesen von dort vertrieben, die daraufhin am heutigen Morro do Castelo die Stadt São Sebastião do Rio de Janeiro gründeten.

1680 wurde Rio de Janeiro Hauptstadt der südlichen Regionen Brasiliens; zu dieser Zeit war die Siedlung mit rund 4.000 Einwohnern eine der wichtigsten portugiesischen Stützpunkte auf brasilianischem Gebiet. Seit 1700 entwickelte sich Rio de Janeiro zur wichtigsten Hafenstadt in Brasilien, vor allem ausgelöst durch Goldfunde in der benachbarten Region Minas Gerais.

Obwohl die Stadt 1710/1711 von den Franzosen angegriffen und besetzt wurde und nur gegen ein hohes Lösegeld den Abzug der Franzosen erreichen konnte, erholte sie sich in den nachfolgenden Jahren rasch und wurde 1763 zur Hauptstadt des Vizekönigreiches Brasilien. Einen weiteren Bedeutungsgewinn erfuhr Rio de Janeiro 1808, als der portugiesische Hof nach dem Angriff Napoleons auf Portugal dorthin flüchtete.

Im Zuge dessen wurden viele koloniale Restriktionen aufgehoben, wodurch die wirtschaftliche Entwicklung stark gefördert und eine Bevölkerungsexplosion ausgelöst wurde, die bis in die 1980er Jahre anhielt. Innerhalb von knapp hundert Jahren stieg die Bevölkerungszahl der Stadt auf über 500.000 Einwohner (1891) an und erreichte bis 1980 circa fünf Millionen.

Unabhängigkeit

Als sich 1822, nach der Rückkehr des portugiesischen Hofes nach Portugal, Brasilien unter dem Prinzen Dom Pedro de Alcântara zu einem unabhängigen Kaiserreich erklärte, behielt Rio de Janeiro den Status als Hauptstadt, in welcher der Prinz nun als Kaiser Pedro I. residierte. Aufgrund von Thronfolgestreitigkeiten in Portugal und innenpolitischen Problemen in Brasilien dankte er 1831 ab und ließ seinen minderjährigen Sohn zurück. Dieser bestieg als Dom Pedro II. im Jahre 1840 den Thron. Er initiierte u. a. den Bau einer Eisenbahn, deren erster Abschnitt 1858 in Rio de Janeiro eröffnet wurde.

Auch als 1889 Brasilien nach einem Militärputsch zur Republik wurde, blieb Rio de Janeiro Hauptstadt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebte Rio de Janeiro eine gesellschaftliche Blüte, da die Stadt für Filmstars und die internationale High Society zum Anlaufpunkt wurde. In diese Zeit fällt auch die Entstehung des brasilianischen Jazz Bossa Nova, der durch Lieder wie zum Beispiel Garota de Ipanema/The Girl from Ipanema, gesungen von Antônio Carlos Jobim, weltberühmt wurde.

Durch das Aufkommen des Massentourismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich insbesondere das Bild der strandnahen Stadtteile stark verändert, das heute vor allem durch zahlreiche Hotels geprägt ist, während die vom Meer weiter entfernteren Stadtteile vor allem durch die zunehmende Verslumung geprägt wurden.

Erst 1960 verlor Rio de Janeiro den Status als Hauptstadt an die unter Juscelino Kubitschek neu gebaute Stadt Brasilia. Gleichzeitig wurde die Stadt Rio de Janeiro zum eigenständigen Stadtstaat Guanabara, der 1975 mit dem Bundesstaat Rio de Janeiro zusammengeführt wurde. Die Stadt wurde dabei zur Hauptstadt des neuen Bundesstaates. Internationale politische Beachtung errang die Stadt nochmals 1992 als dort der UN-Umweltgipfel abgehalten wurde.

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

Corcovado und Lagoa

Mit der Entwicklung von Industrie und Handel in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine umfangreiche Zuwanderung von Menschen aus dem Landesinneren, und Rio de Janeiro dehnte sich stark aus. Die Einwohnerzahl der Stadt hat sich seit Mitte der 1950er Jahre auf heute sechs Millionen verdoppelt. Das Wachstum geht sowohl auf Zuwanderung als auch auf Geburtenüberschuss zurück.

Die gesellschaftliche Situation Rio de Janeiros ist zum einen geprägt durch die für Brasilien typische große Toleranz zwischen den verschiedenen Ethnien sowie durch den ausgesprochen jungen Altersdurchschnitt (mehr als 25 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 18 Jahre, über 87 Prozent sind unter 60).

Auf der anderen Seite besteht das Hauptproblem der Stadt in den dramatischen Unterschieden der sozialen Situation der Einwohner. An den Hängen der Stadt befinden sich die aus ärmlichen Behausungen bestehenden Gebiete, die als Favelas bekannt sind, während die vornehmeren Wohngebiete im Süden, nahe den Stränden an der Atlantikküste, wie Copacabana, Ipanema und Leblon liegen. In der größten Favela von Südamerika, am Südrand der Stadt, leben allein 200.000 Einwohner der Stadt unter teilweise katastrophalen Bedingungen, wie Armut oder extrem hoher Kriminalitätsrate.

Nach einer Schätzung des Brasilianischen Bundesamtes für Statistik und Geographie (IBGE) lebten 2005 in der Metropolregion Rio de Janeiro 11.580.041 Menschen. Davon waren 6.079.521 Personen mit weißer Hautfarbe (52,5 Prozent), 4.122.494 mit brauner Hautfarbe (35,6 Prozent), 1.320.124 mit schwarzer Hautfarbe (11,4 Prozent) und 46.000 Asiaten (0,4 Prozent)[3].

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1929 handelt es sich meist um Schätzungen, von 1940 bis 2000 um Volkszählungsergebnisse und 2006 um eine Schätzung des Brasilianischen Bundesamtes für Statistik und Geographie (IBGE).

Rio de Janeiro bei Nacht
        Jahr         Einwohner
1680 4.000
1750 29.000
1800 43.000
1807 50.000
1820 113.000
1830 125.000
1840 141.000
1851 166.000
1860 198.000
1872 275.000
1884 357.300
1890 522.700
1900 811.400
Jahr Einwohner
1911 870.000
1920 1.157.900
1929 1.469.000
1. September 1940 1.563.800
5. September 1950 2.375.280
1. September 1960 3.300.431
1. September 1970 4.251.918
1. September 1980 5.090.723
1. September 1991 5.480.768
1. August 1996 5.551.538
1. August 2000 5.857.904
1. Juli 2006 6.136.652

Entwicklung der Wohnsituation

Favelas

Die Dynamik durch den immensen Bevölkerungsdruck seit Mitte des 20. Jahrhunderts bewirkte insgesamt eine explosive unkontrollierte Expansion Rio de Janeiros. Die Planung konnte mit diesen Veränderungen nicht mithalten. Täglich entstanden an der Peripherie unzählige irreguläre Siedlungen („Loteamentos irregulares“) und illegale Siedlungen (Favelas). Ein Viertel der Menschen in der Stadt leben in diesen Elendsquartieren.

Heute erstrecken sich rund um ein hochverdichtetes Stadtzentrum weitläufige zersiedelte Peripherien mit geringer städtischer Infrastruktur. Die informelle Bautätigkeit ist für einen überwiegenden Teil der Einwohner Rio de Janeiros die einzige Möglichkeit, an Wohnraum zu kommen. Die inadäquate Wohnsituation der Bevölkerung und die zahlreichen ökologischen Probleme haben die Regierenden in die Verantwortung gezogen, über eine neue Stadtplanungspolitik nachzudenken.

Kriminalität

Ein großes Problem für die Stadt ist die wachsende Kriminalität. Laut dem brasilianischen Justizministerium liegt die Mordrate in Rio de Janeiro bei rund 60 Personen pro 100000 Einwohner, während der Durchschnitt in Brasilien 30/100000 Einwohner beträgt (Deutschland 1/100000 Einwohner). Am meisten sind die Männer (94 Prozent) und davon die Altersgruppe zwischen 15 und 24 Jahren (44 Prozent) betroffen. 80 Prozent der Tötungsdelikte werden durch Schusswaffen verursacht. Rund 90 Prozent der Schusswaffen befinden sich in Privatbesitz (davon etwa die Hälfte illegal), die restlichen zehn Prozent gehören dem Staat[4].

Die Polizei hat neben Tötungsdelikten auch mit Entführungen, Raubüberfällen und organisierten Drogen- und Kriminellensyndikaten (wie etwa das Comando Vermelho) zu kämpfen. Schätzungen der brasilianischen Polizei zufolge wird das Comando Vermelho (CV) in Rio von etwa 5000 teilweise mit Kriegswaffen ausgerüsteten Kriminellen gebildet. Es kontrolliert etwa 40 Prozent des lokalen Marktes für illegale Drogen.

Am 28. Dezember 2006 wurde in Rio de Janeiro eine Anschlagsserie gegen Polizeistationen und andere zivile Einrichtungen verübt, der über 18 Personen zum Opfer fielen. Der Anschlagsserie ging eine massive Polizeipräsenz kurz vor den Feiertagen des Jahreswechsels voraus, wobei zehn Favelas durch die Militärpolizei besetzt wurden. In der Favela Vila Cruzeiro und sogar in einem bekannten Einkaufszentrum kam es zu zahlreichen Schießereien. Gesteuert wurden diese Aktionen vermutlich vom Comando Vermelho, wobei inhaftierte Anführer verschärfte Haftregelungen im neuen Jahr befürchteten.

In den vom Drogenhandel kontrollierten Armenvierteln Rio de Janeiros kommt es zunehmend zu Angriffen von sogenannten „Milícias“, welche die Mitglieder der Drogenbanden angreifen und vertreiben. Mehrere Dutzend Favelas sollen bereits von diesen Milizen beherrscht werden. Es wird vermutet, dass die Milizen von Polizeibeamten in Zivil gesteuert oder sogar gebildet werden. Berichten zufolge verlangen sie von den Bewohnern der von ihnen kontrollierten Viertel eine Art Sicherheitsabgabe. Fälle von Übergriffen gegen nicht zahlungsbereite Bewohner sind bekannt geworden[5].

Politik

Stadtregierung

Häuser an der Copacabana

Seit 2001 ist César Maia (PFL) Bürgermeister von Rio de Janeiro, er wurde bei den Kommunalwahlen im Oktober 2004 mit 50,1 Prozent der Stimmen wieder gewählt. Maia konnte nach 1992 und 2000 bereits zum dritten Mal eine Wahl gewinnen. Dabei hatte die Parteizugehörigkeit von Maia keine Bedeutung, nachdem er bei früheren Wahlen für andere Parteien angetreten war.

Cesar Maia selbst war bereits dreimal Kandidat, hat aber 1996, als es gesetzlich noch keine Möglichkeit der Wiederwahl gab, den späteren Wahlsieger gekürt und den Wahlkampf praktisch mit seinem eigenen Namen geführt.

Die Kommunalpolitik hat neben der Bundes- und Landesebene einen zunehmenden Einfluss auf das Leben der Bürger Rio de Janeiros. Die Bürgermeister werden in allgemeinen, direkten Wahlen für vier Jahre im Amt gewählt. Der Wahlkampf auf kommunaler Ebene wird weitgehend von Personen und lokalen Themen beeinflusst.

Die Wahlbeteiligung im Jahre 2004 war wegen der allgemeinen Wahlpflicht im Land sehr hoch, aber Nichtwähler konnten ihre Abwesenheit ohne Probleme und unbürokratisch rechtfertigen. Insgesamt gingen nur 14 Prozent der Wahlberechtigten nicht zur Wahl, weitere sechs Prozent gaben entweder ungültige oder bewusst weiße Stimmzettel ab.

Städtepartnerschaften

Rio de Janeiro unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater

Teatro Municipal

Das „Teatro Municipal“ (Stadttheater) ist das eindrucksvollste Gebäude am „Praça Floriano“, im Stadtteil „Cinelândia“ - dort sind die Oper und das Orchester der Stadt Rio de Janeiro beheimatet. Es wurde zwischen 1905 und 1909 von Francisco de Oliveira Passos errichtet, der sich teilweise von der Pariser Oper inspirieren ließ.

Verschiedene Marmor-Arkaden, aber auch Details in Bronze und aus Europa importierte Vitreaus schmücken das stilvolle Gebäude - der Bühnenvorhang wurde von Eliseu Visconti (1866-1944) bemalt und portraitiert insgesamt 75 berühmte Persönlichkeiten aus dem künstlerischen Bereich, wie beispielsweise Carlos Gomes, Rembrandt van Rijn und Richard Wagner. Im Untergeschoss befindet sich das mit Mosaiken ausgestattete Café do Teatro im Assírio-Saal.

Museen

Museu Nacional

Die Stadt beherbergt verschiedene Museen (zum Beispiel das „Museu Paço Imperial“ und das „Museu do Indio“). Das „Museu Chácara do Céu“ zeigt Werke Pablo Picassos und anderer moderner Meister wie Henri Matisse, Amedeo Modigliani und Claude Monet. Das „Museu Histórico Nacional“ ist eines der wenigen noch erhaltenen Bauwerke des 16. Jahrhunderts. Es widmet sich der brasilianischen Geschichte und zeigt Möbel und andere Gegenstände aus der Kolonialzeit Brasiliens.

Im Stadtviertel Catete südlich vom Stadtzentrum befindet sich nahe der U-Bahnstation „Catete“ das „Museu da República“. Nicht zu vergessen ist noch das „Museu Nacional do Brasil“ im nördlichen Teil der Stadt. Das 1938 eröffnete „Museu Nacional de Belas Artes“ (Nationalmuseum der Schönen Künste) im Zentrum der Stadt beherbergt eine bedeutende Sammlung brasilianischer Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts sowie italienischer und französischer Meister des 17. bis 19. Jahrhunderts.

Sehenswert ist auch das „Museu de Arte Moderna“, kurz MAM, das der bekannte brasilianische Architekt Affonso Eduardo Reidy geplant hat. Das MAM besitzt Ausstellungsstücke moderner brasilianischer Kunst und zur Geschichte des Kinos. Nach der Brandkatastrophe im Jahre 1978 konnte die Sammlung durch verschiedene Schenkungen und Ankäufe wieder aufgebaut werden. Seit 1993 befindet sich im Museum auch die Sammlung des Kunstförderers Gilberto Chateaubriand.

Im Museum der Kunstschule „Dom João VI.“ befinden sich Werke und Dokumente der brasilianischen Kunstproduktion des 19. und 20. Jahrhunderts, vor allem aus Rio de Janeiro, aber auch europäische Kunst. Das „Museu Castro Maya“ beherbergt Sammlungen von Raymundo Ottoni de Castro Maya (1894-1968) in zwei Einrichtungen: im „Museu do Açude“ (dekorative Künste) und im „Chácara do Céu“, Museum für brasilianische Kunst und Ikonografie.

Bauwerke

Christusstatue auf dem Corcovado

Ein berühmtes Wahrzeichen von Rio de Janeiro ist die Christusstatue, die sich auf dem Corcovado-Berg befindet - zu erreichen mit der Corcovado Bergbahn. Die Statue ist 30 Meter hoch, steht auf einem 8 Meter hohen Sockel und wiegt 1.145 Tonnen.

Am Südende der „Avenida Rio Branco“ im Stadtzentrum liegt die „Praça Floriano“, einer der eindrucksvollsten Plätze Rio de Janeiros. „Cinelândia“ auf der einen Seite ist ein lebhaftes Viertel mit Cafés, Bars und Kinos. Im nördlichen Teil der Praça befindet sich das prachtvolle „Teatro Municipal“.

Ebenfalls an der Avenida Rio Branco stehen zwei große neuklassizistische Gebäude: die „Biblioteca Nacional“ (eröffnet 1910) und das „Museu Nacional de Belas Artes“. Sehenswert ist auch das im Jugendstil errichtete „Confeitaria Colombo“, an der „Rua Gonçalves Dias“.

An der „Avenida República do Chile“ findet man die moderne wie ein Vulkan aus Beton aussehende „Catedral Metropolitana“ mit einem Fassungsvermögen für 20.000 Gläubige. Nahe der neuen Kathedrale bei der „Station des Bonde“, fährt eine kleine Straßenbahn über den Aquädukt „Arcos da Lapa“ aus dem 18. Jahrhundert durch steile Kopfsteinpflasterstraßen zum Künstlerviertel „Santa Teresa“.

Zahlreiche alte Kirchen und Klöster wie die „Candelária-Kirche“ (Igreja da Candelária) sowie das Kloster „São Bento“ (Mosteiro de São Bento) und andere Bauten aus der Kolonialzeit wie der Residenzpalast „Quinta da Boa Vista“ stehen in starkem Kontrast zur modernen Architektur.

Im Stadtzentrum gegenüber dem würfelförmigen Petrobrás-Gebäude (Brasiliens staatlicher Erdölgesellschaft) liegt der kleine Park Largo da Carioca. Dahinter erhebt sich auf einem Hügel die einfache, weiße „Igreja e Convento de Santo Antônio“, die älteste und wohl schönste Kirche Rio de Janeiros. Neben dem Kloster „Santo Antônio“ steht die mit prachtvollem Barockdekor ausgeschmückte Kirche „São Francisco da Penitência“.

Die „Praça XV de Novembro“ in Ufernähe der Guanabara-Bucht war der Hauptplatz des kolonialen Rio de Janeiro; das elegante dreistöckige Bauwerk an der Südostseite ist der „Paço Imperial“, die erste Residenz von Johann VI. (1767-1826), König von Portugal, nachdem dieser seinen Hofstaat im Jahre 1807 nach Brasilien verlegt hatte.

Nicht so weit entfernt, an der „Praça Pio X“ befindet sich die Kirche „Nossa Senhora da Candelária“. Ihr prachtvolles Innere ist gänzlich mit verschiedenfarbigem Marmor dekoriert, und Marmorengel stützen die beiden riesigen Bronzekanzeln.

Parks

Blick vom Corcovado in Richtung Zuckerhut

Die bekanntesten Parks in Rio de Janeiro sind der Botanische Garten (Jardim Botânico) und die „Quinta da Boa Vista“, der größte Park der Stadt. Im Stadtbezirk São Cristóvão gelegen, bietet der Park grüne Gärten, Seen sowie Sportanlagen und Spielplätze. Zu seinen Hauptattraktionen gehört insbesondere ein Zoo, der über 2.500 verschiedene Tierarten aufzuweisen hat, sowie das Nationalmuseum, das in der Kaiserzeit gegründet wurde.

Der Botanische Garten, Anfang des 19. Jahrhunderts auf Veranlassung des Prinzregenten Johann VI. angelegt, ist eine der bedeutendsten Grünflächen der Stadt. Darin gibt es mehrere Sehenswürdigkeiten, darunter das „Kuhlmann-Museum“, den Sitz der Gartenverwaltung, das Portal der früheren „Academia Imperial de Belas Artes“ (Kaiserliche Akademie der Schönen Künste), die nach Zerstörung des Gebäudes von Grandjean de Montigny (1772-1850) in den 1930er Jahren hierher verlegt wurde, sowie die frühere Schießpulverfabrik. In der Nähe befinden sich der „Horto Florestal“, die Baumschule, sowie der „Solar da Imperatriz“, das ehemalige Palais der Kaiserin (an der Estrada Dona Castorina).

Naturdenkmäler

Zuckerhut mit Seilbahn

Der „Zuckerhut“, ein Wahrzeichen Rio de Janeiros, ist ein 394 Meter hoher Granitfelsen, der der Stadt auf einer Halbinsel im Atlantik, in der Guanabara-Bucht gelegen, vorgelagert ist. Er wird in Brasilien „Pão de Açúcar“ (wörtlich Zuckerbrot, der portugiesische Begriff für Zuckerhut) genannt, weil er die Form desselben hat.

Auf den Gipfel des Berges führt eine Drahtseilbahn („O Bondinho“), ihre Kabine ist rundherum aus Glas, so dass man schon während der Auffahrt den Felsen sehen kann. Der erste Streckenabschnitt der Seilbahn wurde am 27. Oktober 1912 fertiggestellt, doch erst der zweite Abschnitt, der 1913 fertig wurde, führte bis auf den Gipfel des Berges.

Die steilen Drahtseile der Bahn wurden auch schon für artistische Künste benutzt. 1967 fuhr beispielsweise ein Deutscher mit einem Motorrad die Seile hinauf und im Jahre 1977 balancierte der US-amerikanische Drahtseiltänzer Steven McPeak bis zum Gipfel. 1979 war der Berg Kulisse eines Kampfes zwischen James Bond (Roger Moore) und Beißer (engl. Jaws), gespielt von Richard Kiel, im Film „Moonraker – Streng geheim“.

Auf der südlichen Seite des „Zuckerhuts“ befinden sich die Strände von Copacabana, Ipanema und Leblon bis hin zum Felsen von Gávea. Auf der nördlichen Seite liegt die Bucht von Guanabara mit den angrenzenden Stadtvierteln Botafogo, Flamengo, Ilha de Governador bis hin zum Hügel „Dedo-de-Deus“ bei Teresópolis. Im Westen steht die Christusstatue auf dem Corcovado.

Freizeit und Erholung

Leblon und Ipanema

Zu den nahe der Stadt gelegenen Erholungsgebieten gehören die Strände, insbesondere Ipanema und Copacabana, die Bergschluchten des Barra da Tijuca sowie die Inseln der Guanabara-Bucht, die allerdings im Januar 2000 durch nach einem Unfall ausfließendes Öl stark verschmutzt wurde.

Copacabana ist einer der bekanntesten Stadtteile Rio de Janeiros, der direkt am Atlantik liegt und über den berühmten vier Kilometer langen Sandstrand verfügt. Der halbmondförmige Strand mit der Promenade wird auch „Princesinha do Mar“ (Kleine Meerprinzessin) genannt und sah in den 1930er, 1940er und 1950er Jahren sein goldenes Zeitalter. Als Stadtteil der Bohème, des Reichtums und des Glanzes ist Copacabana zum Thema vieler Musikstücke, Bücher und Bilder geworden.

Ipanema ist der Name eines Stadtteils und eines berühmten Strandes von Rio de Janeiro. Neben der Copacabana ist Ipanema der wichtigste Strand Rio de Janeiros. Das direkt an ihn anschließende Stadtviertel gehört zu den gehobeneren und angenehmeren von Rio. Die Kombination von Strand und angenehmem Großstadtviertel ist in dieser Form einzigartig. Bekannt wurde das Viertel auch durch das Lied „Garota de Ipanema“ (The Girl from Ipanema) von Antônio Carlos Jobim. Zwischen dem ruhigen Strand von Copacabana (klares Wasser) und dem Strand von Ipanema (wildes Wasser) liegen der Felsvorsprung Arpoador („Harpunator“) und ein militärisch genutztes Fort.

Sport

Strand von Ipanema

Fußball ist in Brasilien Nationalsport. Jeder der 26 Bundesstaaten und der Distrito Federal do Brasil führt im ersten Halbjahr seine eigene Fußballmeisterschaft (Torneio estaduai) durch. Einige Turniere wie das „Campeonato Carioca“ in Rio de Janeiro werden schon seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts ausgetragen und locken hunderttausende Fans in die Stadien.

Das „Campeonato Carioca“ ist Schauplatz eines der wichtigsten und weltbekannten klassischen Duelle, das zwischen Flamengo Rio de Janeiro und Fluminense Rio de Janeiro. Fluminense ist der Verein von Rio de Janeiro, der am häufigsten das „Campeonato Carioca“ gewann. Fluminense wurde 30 mal Meister, Flamengo 28 mal, Vasco 23 mal und Botafogo 18 mal. América, ein ehemaliger großer Verein Rio de Janeiros wurde siebenmal Sieger und Bangu beendet die Siegerliste mit zwei Titeln.

Erfolgreichster Verein der Stadt in der brasilianischen Fußballliga ist Flamengo. Der Klub wurde fünf mal Brasilianischer Fußball-Meister (1980, 1982, 1983, 1987 und 1992), gefolgt von CR Vasco da Gama mit vier Titeln (1974, 1989, 1997 und 2000), Fluminense mit zwei nationalen Titeln (1970 und 1984) und Botafogo mit einem nationalen Titel (1995).

In der ersten brasilianischen Liga spielen Vasco da Gama (mit einer Anhängerschaft mehr aus der portugiesischstämmigen Bevölkerung), Botafogo (aus dem gleichnamigen Stadtteil, mit sehr gemischter Anhängerschaft), Flamengo (der beliebteste Verein Brasiliens mit der größten Anhängerschaft überwiegend aus den armen Stadtvierteln und Favelas von Rio de Janeiro) und Fluminense (Anhängerschaft kommt aus der Mittelschicht und der reichen, weißen Bevölkerung Rio de Janeiros).

Spiele dieser vier Vereine gegeneinander werden in der Regel im Maracanã-Stadion (eigentlich Estádio Jornalista Mário Filho), das für die Fußball-Weltmeisterschaft 1950 erbaute wurde, ausgetragen. Es sollte während der Spiele von 1950 rund 200.000 Zuschauern Platz bieten. Im Zuge mehrerer Umbauten 1998 und 2006 wurde die Zuschauerkapazität deutlich gesenkt. Mit einem Fassungsvermögen von rund 92.000 Zuschauern ist es das größte Fußballstadion in Südamerika[6].

Rio de Janeiro war vom 13. bis 29. Juli 2007 Austragungsort der XV. Panamerikanischen Spiele. Das Zentrum der Spiele war der Stadtteil Barra da Tijuca. An den zweiwöchigen Wettkämpfen nahmen 5662 Athleten aus 42 Ländern teil. Es wurden Medaillen in 332 Disziplinen und 35 Sportarten vergeben. Panamerikanische Spiele werden traditionell alle vier Jahre in Nord- oder Lateinamerika ein Jahr vor den Olympischen Sommerspielen in den olympischen Sportarten ausgetragen.

Regelmäßige Veranstaltungen

Karneval in Rio de Janeiro

Karneval in Rio

Zahlreiche Menschen nehmen an dem jährlich stattfindenden farbenprächtigen Karneval in Rio teil, der am Vorabend der Fastenzeit stattfindet. Der Karneval beginnt offiziell am Freitag vor Aschermittwoch und ist eine der Hauptattraktionen der Stadt. Die vielfarbige Parade der Sambaschulen gehört zu den größten Paraden der Welt.

Die meisten der prächtig kostümierten „Könige“, „Königinnen“, „Prinzessinnen“ und „Baianas“ haben das ganze Jahr über hart gearbeitet, um sich die Kostüme leisten zu können, die sie hier für nur wenige Stunden tragen. Organisiert wird der Karneval von so genannten Samba-Schulen - den „Escolas de Samba“.

Auf den Tribünen haben 60.000 Zuschauer Platz. Die Paraden beginnen jeden Abend in der 700 Meter langen Arena des Sambódromo und dauern pro Festtag etwa zwölf Stunden. Das bedeutet, dass die letzten zwei Paraden bereits am folgenden Morgen durchgeführt werden.

Weitere Veranstaltungen

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Catedral Metropolitana

Jährlich am 20. Januar finden die Feiern zu Ehren Sankt Sebastians statt. Dabei wird die Statue des Schutzheiligen Rio de Janeiros in einer Prozession durch die Stadt getragen. Die Prozession beginnt in der Sankt-Sebastian-Kirche in Barra da Tijuca und führt zur Catedral Metropolitana, wo ein feierlicher Gottesdienst stattfindet.

Im Juni werden das Lagerfeuerfest (mit Spielen, Tänzen, Lagerfeuern und Feuerwerken), die Schwulen- und Lesbenparade „Rio de Janeiro Pride“ und der „Rio de Janeiro Marathon“ veranstaltet. Im Juli findet das „Anima Mundi Animationsfestival“, das größte lateinamerikanische Animationsfestival, an verschiedenen Orten Rio de Janeiros statt.

Im September wird im Centro de Convenções die „Internationale Bücher Biennale“ veranstaltet. Im Oktober finden das „Festival do Rio BR“ (eines der bedeutendsten audiovisuellen Medienfestivals in Lateinamerika) und das „Festival do Rio“ (eines der größten internationalen Filmfestivals) statt.

Am 31. Dezember wird das religiöses Fest der Meeresgöttin „Iemanjá“ an den Stränden von Copacabana, Ipanema und Leblon gefeiert. Dabei werden Blumen ins Wasser geworfen und dem Meer auf kleinen, handgemachten Booten Opfer in Form von Kämmen, Spiegeln, Seifen und Parfüm dargebracht. Ebenfalls an Silvester wird „Revellion“ (mit Openair-Konzert, Partys und Feuerwerk) am Strand von Copacabana veranstaltet.

Gastronomie

Copacabana Palace Hotel

Rio de Janeiros Küche spiegelt die Einflüsse der Völker wieder, die diese Stadt geprägt haben. Am Anfang waren das die Afrikaner, Indianer und Portugiesen, später auch Franzosen, Italiener und zahlreiche andere. Aus den anderen Regionen Brasiliens kommen die exotischen Fische Amazoniens, die scharfen Speisen des Nordostens und die rustikalen aus Minas Gerais, das „Churrasco“ (Spießbraten vom Holzkohlengrill) aus dem Süden des Landes und zahlreiche andere. Ursprünglich aus Rio de Janeiro stammend ist nur die am Mittwoch und Sonnabend servierte „Feijoada“ (ein Bohnengericht mit Fleisch und Beilagen).

Das Nachtleben ist sehr angeregt und hat mit zahlreichen Cafés, Scotch-Bars, Discotheken, Pubs und Bierhallen eine große Auswahl an Alternativen anzubieten. Das ganze Jahr über gibt es gute Kulturprogramme. Die Einwohner Rio de Janeiros sind sehr große Rindfleischliebhaber. Es gibt zwei Grundarten der Bedienung: in Einzelportionen oder als Rodízio, bei dem der Gast kontinuierlich unterschiedliche Rindfleischsorten, Hähnchen und Würstchen serviert bekommt. Schmackhaft sind auch die „Chopes“ (eiskaltes Bier vom Fass) und leckeren Aipim-Klößchen (Aipim ist eine Form des Maniok, die wie Kartoffeln zubereitet wird und auch ähnlich wie diese schmeckt).

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Straße in Rio de Janeiro
Straße in Rio de Janeiro

Seit der Gründung der Stadt als Festung und portugiesischer Handelsposten breitete sich Rio de Janeiro aus und füllte allmählich das gesamte Gebiet zwischen der Küste und den Bergen des Hinterlandes aus. Der wirtschaftliche Kern der Stadt konzentriert sich um die die Avenida Presidente Vargas und die Avenida Rio Branco. Dazu gehören einige hohe Bürogebäude. Im Norden stehen ausgedehnte Industriebezirke und Wohngebiete.

Da Rio de Janeiro das beliebteste Reiseziel für Touristen im Land ist, sind auch die bedeutendsten Wirtschaftszweige der Stadt mit dem Fremdenverkehr, dem Dienstleistungs- und dem Finanzsektor verbunden. In Südamerika steht die Stadt in wirtschaftlicher Hinsicht hinter São Paulo an zweiter Stelle. Rio de Janeiro ist auch einer der Hauptstandorte der herstellenden Industrie in Brasilien, überwiegend Bekleidung, chemische und pharmazeutische Produkte, Möbel, Metallwaren, Nahrungsmittel, Schiffe und Textilien werden hier hergestellt.

Das Bankwesen ist dominierend, und die zweitgrößte Börse des Landes, die „Bolsa da Valores do Brasil“, hat ihren Sitz in der Stadt. Eine ebenfalls bedeutende Rolle in der Wirtschaft Rio de Janeiros spielt die Landwirtschaft in der Umgebung der Stadt. Hauptexportgüter sind vor allem Kaffee und Sojabohnen. Probleme bereiten die Inflation und die hohe Arbeitslosigkeit, auch die Unterschiede zwischen der armen und reichen Bevölkerung sind gravierend, was mit ein Grund dafür ist, dass sich die Kriminalität zu einem inoffiziellen Wirtschaftssektor entwickelt hat. Insbesondere Touristen sind häufig Opfer von Kleindiebstahl.

Seit die neue Landeswährung, der Real, im Jahre 1994 eingeführt wurde, hat sich die Wirtschaft Rio de Janeiros stabilisiert. Noch 1990 sank das Wirtschaftswachstum und die Inflation war extrem hoch. Die Stadt war hoch verschuldet und die Politik richtungslos. Seit 1996 dürfen Ausländer an den Börsen im Land investieren. Um zahlreichere Investitionen aus dem Ausland anzuziehen, hat die brasilianische Regierung außerdem die Handelsbeschränkungen abgeschafft, Industriebereiche privatisiert und die Tarife gesenkt. Diese Maßnahmen haben den Marktzugang für ausländische Unternehmen nach Rio de Janeiro erleichtert, die dadurch ihre Gewinnspanne erhöhen konnten.

Mehrere der größten Unternehmen des Landes, darunter Embratel und Petrobras, haben ihren Hauptsitz in der Stadt. Zu den bedeutendsten, teilweise internationalen, Konzernen mit Niederlassungen in Rio de Janeiro gehören unter anderem ExxonMobil, Petróleo Ipiranga, Shell und Texaco. Die im Vergleich zu anderen Städten hohe Konzentration an Konsulaten hat zahlreiche Firmen dazu veranlasst, ihren südamerikanischen Hauptsitz nach Rio de Janeiro zu verlegen. Die bedeutendsten Investoren sind US-amerikanische Konzerne, aber auch deutsche und japanische. Der größte Teil der Handelsorte und Unternehmen sind in der Innenstadt und in Barra de Tijuca ansässig.

Verkehr

Corcovado Bergbahn

Rio de Janeiro ist eine bedeutende Hafenstadt an den Schifffahrtsrouten, die die Küstenstädte im Nordosten des Landes mit den wirtschaftlich stärker entwickelten Gebieten im Südosten Brasiliens verbinden. Mit den anderen Teilen des Landes ist die Stadt durch ein ausgedehntes Netz an Eisenbahn- und Fluglinien verbunden. Im Februar 2000 wurde am Galeão - Antônio Carlos Jobim International Airport von Rio de Janeiro ein neues Terminal mit einer Kapazität von bis zu acht Millionen Passagieren pro Jahr fertiggestellt. Neben den Internationalen Flughafen gibt es noch den lokalen Aeroporto Santos Dumont für den Inlandsverkehr.

Neugebaute Straßentunnel und die Rio-Niterói-Brücke, die sich 14 Kilometer über die Guanabara-Bucht nach Niterói erstreckt, haben den Pendlerverkehr, der regelmäßig zu Staus führte, etwas entlastet.

Die Metrô Rio de Janeiro wurde am 15. März 1979 eingeweiht und befährt heute zwei Linien mit einer Länge von 36,9 Kilometern und 32 Bahnhöfen. Beide Linien stehen beim Bahnhof Estacio miteinander in Verbindung. Weitere vier Linien sind in Planung. Darunter eine privat finanzierte Strecke vom Bahnhof Carioca an der Linie 1 durch einen Unterwassertunnel unter der Guanabarabucht nach Niteroi und São Gonçalo. Betreibergesellschaft der U-Bahn ist Opportrans–Concessão Metroviária S.A.

U-Bahnnetz mit tarifintegrierten Buslinien

Gleisplan der Bonde und der Corcovado-Bahn

Am 30. Januar 1859 nahm die erste Pferdestraßenbahn der Stadt ihren Betrieb auf. Die sieben Kilometer lange Strecke zwischen Rio de Janeiro und dem Vorort Tijuca war nach New York (1832), Paris (1855), Santiago de Chile (1857) und Mexiko-Stadt (1858) die fünfte der Welt[7].

Am 8. Oktober 1892 eröffnete der Vizepräsident Brasiliens, Floriano Peixoto, zwischen Largo da Carioca und Largo do Machado in Rio de Janeiro die erste elektrische Straßenbahn des Landes. Durch den zunehmenden Autoverkehr wurde das früher umfangreiche Netz fast vollständig stillgelegt. Die Straßenbahn befährt heute nur noch einen acht Kilometer langen Streckenabschnitt nach Silvestre (Anschluss an die Corcovado Bergbahn) und Paula Mattos, beide Stationen im Stadtteil Santa Teresa gelegen. Die Lage der Straßenbahn außerhalb des Stadtzentrums und die spektakuläre Strecke von der stadtseitigen Endstation über ein früheres Aquädukt bewahrte sie vor der Stilllegung. Neben der Straßenbahn in Braunschweig ist diese Bahn die letzte auf der Welt, die mit der Spurweite 1.100 Millimeter betrieben wird.

Auf den 704 Meter hohen Corcovado führt eine Bergbahn. Die meterspurige Zahnradbahn wurde 1884 eröffnet. Den Gipfel konnte man allerdings erst ab dem 1. Juli 1885 erreichen. Der Auftrag für die Bahn wurde bereits am 7. Januar 1882 durch Kaiser Dom Pedro II. erteilt. Die beiden Ingenieure Teixeira Soãres und Francesco Passos erhielten eine Konzession für den Bau der Bahn. Im Jahre 1910 wurde die eingleisige Strecke durch die Sulzer AG aus der Schweiz elektrifiziert. Sie war damit die erste elektrisch betriebene Bahn in Brasilien.

Trolleybusse fuhren zwischen dem 3. September 1962 und April 1971 in der Stadt.

Medien

Blick vom Zuckerhut (Pão de Açucar) auf den (Strand) Praia Vermelha

Eine große Bedeutung in Rio de Janeiro haben die Printmedien. Deren Niveau ist verhältnismäßig hoch, da sich die Presse vorwiegend an die oberen und mittleren Einkommensschichten richtet. Zeitungen wie das „Jornal do Brasil“ und die politischen Magazine „Istoé“ und „Veja“ brauchen den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. Brasilien hat auch ein großes Boulevardblatt, die Zeitung „O Povo na Rua“ (Das Volk auf der Straße), die vorwiegend von den Menschen der unteren Einkommensschichten Rio de Janeiros gelesen wird.

90 Prozent der Einwohner in der Stadt verfügen über einen Fernseher. Die Fernsehsender orientieren sich am nordamerikanischen Vorbild und bevorzugen überwiegend Unterhaltungssendungen und Spielfilme, die hohe Einschaltquoten und Werbeeinnahmen versprechen. Fernsehgebühren werden nicht erhoben. Zusätzlich existieren in vielen Favelas Lokalradios (teils illegal), die hauptsächlich Musik und Künstler aus den Favelas zu Wort kommen lassen.

Das Kabelfernsehen setzt sich in Rio de Janeiro immer weiter durch und enthält alle großen nationalen Fernsehsender (TV Globo, Record, Bandeirantes, Rede TV, TV Cultura) aber auch die Programme von ESPN (Sportkanal), CNN (Nachrichtensender), RAI (Radiotelevisione Italiana) und MTV sowie alle wichtigen Rundfunkstationen. Dazu gehören unter anderem Rádio CBN (Central Brasileira de Noticias), Jovem Pan, Radiobrás, Rádio Eldorado, Nove de Julho und Rádio Católica.

Bildung

Rio de Janeiro beherbergt zahlreiche Universitäten, Hoch- und Fachschulen, Forschungsinstitute und Bibliotheken. Zu den führenden Bildungsstätten gehören die Bundesuniversität (eröffnet 1920), die Universität des Bundesstaates Rio de Janeiro (1950) und die Bischöfliche Katholische Universität (1941). Des Weiteren befinden sich in der Stadt das Nationalarchiv und die Nationalbibliothek.

Das Schuljahr in Rio de Janeiro und ganz Brasilien beginnt Anfang Februar und endet Mitte Dezember. Im ganzen Monat Juli sind Winterferien. Die Grundschulausbildung ist kostenfrei und obligatorisch. Schulpflicht besteht zwischen dem siebenten und fünfzehnten Lebensjahr. Viele der Schüler beenden ihre Ausbildung nicht, da sie schon vorher arbeiten müssen, um sich mit dem erworbenen Geld ihren Lebensunterhalt zu verdienen. So können über zehn Prozent der Erwachsenen in Rio de Janeiro weder lesen noch schreiben. Durch Abendschulen für die arbeitenden Kinder und Fernkurse über Rundfunk und Fernsehen konnten einige Erfolge in der Alphabetisierung erzielt werden.

Die Bildung wird über öffentliche wie auch über private Institutionen vermittelt. Sie gliedern sich in die Bereiche der Vor- und Grundschule, Sekundarschule (Mittel- und höhere Schule) sowie die Universität (mit der Möglichkeit von Studiengängen für Postgraduierte). Auf Grund der hohen Zahl an Studienplatzbewerbern verlangen öffentliche wie auch private Hochschulen eine Aufnahmeprüfung (Vestibular). Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums wird dem Absolventen der akademische Grad eines Bachelor verliehen.

Blick vom Corcovado in Richtung Ipanema im August 2004

Persönlichkeiten

Rio de Janeiro war Geburtsort zahlreicher prominenter Persönlichkeiten. Dazu gehören unter anderem die portugiesische Königin Maria II., der brasilianische Kaiser Peter II., die Politiker Fernando Henrique Cardoso und Fernando Collor de Mello, der Fußballfunktionär João Havelange, die Fußballer Jairzinho, Adriano, Ronaldo, Kevin Kuranyi, Antonio da Silva und Benny Feilhaber, der Tennisspieler Marc-Kevin Goellner, die Formel 1-Rennfahrer Nelson Piquet und Roberto Moreno, der Architekt Oscar Niemeyer, der Schriftsteller Paulo Lins, der Physiker Arthur Wehnelt, die Pianistin Eliane Rodrigues sowie die Moderatorin und das Model Jana Ina.

Siehe auch: Liste der Persönlichkeiten der Stadt Rio de Janeiro

Filme in und mit Rio de Janeiro

Literatur

  • Gisela W. Achilles: Strukturwandel und Bewertung sozial hochrangiger Wohnviertel in Rio de Janeiro. Die Entwicklung einer brasilianischen Metropole unter besonderer Berücksichtigung der Stadtteile Ipanema und Leblon, Eberhard-Karls-Universität Tübingen 1989, ISBN 3881210083
  • Elisabeth Blum / Peter Neitzke: FavelaMetropolis. Berichte und Projekte aus Rio de Janeiro und Sao Paulo, Birkhäuser Basel, Boston, Berlin 2004, ISBN 3-7643-7063-7
  • Jürgen Dietz: Stadtentwicklung, Wohnungsnot und Selbsthilfe in Rio de Janeiro. Bewertung und Evaluierung von Favela-Programmen und -Projekten, Brasilienkunde Verlag GmbH, Mettingen 2000, ISBN 388559076X
  • Marcelo J. Lopes de Souza: Armut, sozialräumliche Segregation und sozialer Konflikt in der Metropolitanregion von Rio de Janeiro. Ein Beitrag zur Analyse "Stadtfrage" in Brasilien, Eberhard-Karls-Universität Tübingen 1993, ISBN 3881210164
  • Heike Werner: Rio de Janeiro für Architekten., Verlag Werner, München 2003 (mit einem stadtgeschichtlichen Teil und einer Darstellung der wichtigsten Bauwerke), ISBN 3-00012-540-X

Einzelnachweise

  1. IBGE: Área Territorial Oficial
  2. IBGE: Estimativas de População 2006
  3. IBGE: Síntese de Indicadores Sociais 2006
  4. Rio de Janeiro ist Meister der Morde, Brasilblog.de vom 22. September 2006
  5. Drogenmafia tötet 18 Menschen, Spiegel Online vom 28. Dezember 2006
  6. Worldstadiums.com: Stadium List
  7. Bahnen.de: Bahnen in Rio de Janeiro
  8. IMDb: Titles with locations including Rio de Janeiro, Rio de Janeiro, Brazil

Weblinks

Commons: Rio de Janeiro – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Rio de Janeiro – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen