„Johann Wolfgang von Goethe“ – Versionsunterschied

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Version vom 11. Oktober 2008, 17:07 Uhr

Johann Wolfgang von Goethe, geadelt 1782 (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar; auch Göthe), ist als Dichter, Dramatiker, Theaterleiter, Naturwissenschaftler, Kunsttheoretiker und Staatsmann einer der bekanntesten Vertreter der Weimarer Klassik. Sein Werk umfasst Gedichte, Dramen und prosaische Literatur, aber auch naturwissenschaftliche Abhandlungen. Er gilt als der bedeutendste deutsche Dichter und herausragende Persönlichkeit der Weltliteratur.

Johann Wolfgang von Goethe 1828, gemalt von Joseph Karl Stieler
Johann Wolfgang Goethe
Der junge Goethe, gemalt von Angelika Kauffmann 1787


Herkunft und Jugend (1749–1765)

Goethes Familie lebte in Frankfurt, im Haus am Großen Hirschgraben, dem heutigen „Goethe-Haus“. Der Vater Johann Caspar Goethe (1710–1782) widmete sich der Zusammenstellung eines Naturalienkabinetts sowie der Sammlung von Gemälden. Er brauchte keinen Beruf auszuüben, da er sich den Titel eines Kaiserlichen Rates gekauft hatte und repräsentativen Aufgaben nachgehen konnte.

Goethes Mutter, Catharina Elisabeth Goethe, geb. Textor (1731–1808), stammte aus einer alteingesessenen Patrizierfamilie. Die Tochter des Frankfurter Schultheißen (hier: Vorsteher des Justizwesens) hatte mit 17 Jahren den damals 38-jährigen Rat Goethe geheiratet. Der Sohn schrieb später:

Vom Vater hab’ ich die Statur,
des Lebens ernstes Führen.
Vom Mütterchen die Frohnatur
und Lust zu fabulieren.[1]

Diese Selbststilisierung ist irreführend, Goethes Verhältnis zu den Eltern war nicht frei von Konflikten. Außer der am 7. Dezember 1750 geborenen Schwester Cornelia Friderike Christiana starben alle anderen Geschwister früh. 1758 erkrankte Goethe an den Blattern (Pocken).

Goethe wurde gemeinsam mit seiner Schwester und zeitweise seiner Mutter vom Vater und durch Privatlehrer in den damals üblichen Fächern und Sprachen (Lateinisch, Griechisch, Französisch, Englisch und Hebräisch) unterrichtet. Er erhielt Unterricht im Tanzen, Reiten und Fechten. Er war eher ein Musterknabe als ein Raufbold, lernte leicht, wenn man seinem Spieltrieb freien Lauf ließ.

Eine wesentliche Rolle im streng lutherischen Haushalt spielte die religiöse Erziehung der Kinder, wozu die tägliche Bibellektüre und der sonntägliche Gottesdienst gehörten. Erste Glaubenszweifel brachte 1755 das Erdbeben von Lissabon, wo sich Gott, indem er die Gerechten mit den Ungerechten gleichem Verderben preisgab, keineswegs väterlich bewiesen hatte.[2] Der Religionsunterricht, den Goethe zunächst bei dem Frankfurter Senior Johann Philipp Fresenius, einem Freund der Familie, später bei seinem Onkel, dem Pfarrer Johann Jakob Starck, erhielt, sagte ihm wenig zu, war doch der kirchliche Protestantismus, den man uns überlieferte, eigentlich nur eine Art von trockner Moral: an einen geistreichen Vortrag ward nicht gedacht, und die Lehre konnte weder der Seele noch dem Herzen zusagen. Einzig die Beschäftigung mit dem Alten Testament, vor allem den Geschichten um die Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob, regte seine Phantasie an. Seine Haltung zur Kirche und den christlichen Dogmen blieb auch später distanziert bis ablehnend. So charakterisierte er beispielsweise die Kirchengeschichte als „Mischmasch von Irrtum und Gewalt“[3] und besonders die christliche Lehre von der Erbsünde entfernte ihn schon früh von der lutherischen Orthodoxie seiner Zeit.

Früh begeisterte er sich für Literatur, die er in der umfangreichen Bibliothek seines Vaters fand. Auch eine Begeisterung für das Theater wurde in jungen Jahren geweckt: Im väterlichen Haus wurde alljährlich ein Puppentheater eingerichtet. Später schrieb er, er wünschte sich, „zugleich unter den Bezauberten und Zauberern“ zu sein.[4] Während der Besetzung Frankfurts durch französische Truppen 1759 besuchte er häufig das französische Theater im Junghof. 1763 erlebte er ein Konzert des damals sieben Jahre alten Mozart. Mit 14 Jahren bewarb er sich um die Mitgliedschaft in der tugendhaften Arkadischen Gesellschaft zu Phylandria, wurde jedoch wegen „Ausschweifung“ abgewiesen. 1764 wurde er Zeuge der Feierlichkeiten anlässlich der Krönung Josephs II. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Am 30. September 1765 verließ er Frankfurt, um in Leipzig das Studium der Rechte aufzunehmen.

Studium und Geniezeit (1765–1775)

Leipzig (1765–1768)

Von 1765 bis 1768 studierte Goethe in Leipzig Jura; dieses Studium repräsentierte das Gegenteil seiner bisherigen Ausbildung und stieß ihn ab. Er hörte lieber die Poetikvorlesung von Christian Fürchtegott Gellert und nahm an dessen Stilübungen im sanften Stil der Zeit teil. Er nahm Zeichenunterricht bei Adam Friedrich Oeser, dem Direktor der Leipziger Akademie. Dort lernte er antike Plastik in Gipsabgüssen und zierlichen Gemmen kennen und wurde von Winckelmanns Ideen beeinflusst. Anfangs aufgrund seiner Herkunft belächelt, entwickelte er sich in wenigen Wochen zum Stutzer. Er verliebte sich in Käthchen Schönkopf und besang diese Liebe in für das Rokoko traditionellen Versen. 1770 erschien eine erste, anonyme Sammlung von musikalisierten Liedern im Druck (Gedichtzyklus Annette).

Anna Katharina Schönkopf, Goethes „erstes Mädgen“
Johann Gottfried von Herder
Friederike Brion in Elsässer Tracht

Bei einem Kupferstecher im Hause des Verlegers Breitkopf lernte er Stechen, Holzschnitt und Radieren. Seine eher kritiklose Verehrung vieler zeitgenössischer Poeten wich einer bewussten Hinwendung zu Lessing und Wieland. Bereits in dieser Zeit schrieb er sehr viel, eine Oper, ein biblisches Drama über Belsazar; fast alles hat er später vernichtet. Erhalten blieb hingegen die Komödie „Die Mitschuldigen“.

Auerbachs Keller und die dort beheimatete Sage von Fausts Fassritt 1525 beeindruckten ihn so sehr, dass er Auerbachs Keller – neben der Erwähnung des Harzgebirges und den naheliegenden Gemeinden Schierke und Elend – als einzigen konkret existierenden Ort in sein Drama Faust I aufnahm. Ein Blutsturz zwang ihn, sein Studium abzubrechen und Ende August 1768 „gleichsam als ein Schiffbrüchiger“ („Dichtung und Wahrheit“) nach Frankfurt zurückzukehren.

Frankfurt/Straßburg (1768–1770)

Es folgte eine eineinhalbjährige, von manchen Rückfällen unterbrochene Genesungszeit, deren Dauer zu einer Verstimmung mit dem Vater führte. Während der Rekonvaleszenz wurde er von der Mutter und seiner Schwester gepflegt. Während er sich noch auf dem Krankenlager langweilte, schrieb er eine Kriminalkomödie. Eine Freundin der Mutter, Susanne von Klettenberg, brachte ihn mit pietistischen Vorstellungen der Herrnhuter in Berührung. So beschäftigte er sich eingehend mit Mystik, Alchemie und Seelenerforschung. Im April 1770 verlor der Vater die Geduld, Goethe verließ Frankfurt, um in Straßburg sein Studium zu beenden.

Wieder kümmerte er sich wenig um die trockenen Repetitorien. Im Elsass blühte er auf; kaum eine andere Landschaft hat er später ähnlich liebevoll beschrieben. In der Tischgesellschaft seiner Pension lernte er mit Johann Heinrich Jung-Stilling eine Lebensgeschichte aus dem Volk kennen. Weitere Bekanntschaften waren Lerse und Lenz. Entscheidende Anregungen gab Herder, der sich wegen einer Augenoperation in Straßburg aufhielt. Herder war die erste überlegene Persönlichkeit, die Goethe kennenlernte. Seine Führung war unbarmherzig, er putzte die zierlichen Gemmen und die geliebte römische Dichtung als flache Kopien herunter und öffnete dem Jüngeren die Augen für die dramatische Gewalt Shakespeares. Er machte ihn mit den damals eben veröffentlichten Gesängen Ossians vertraut und erschloss ihm die Poesie der Völker. Nicht Stammbäume und Schlachten seien wichtig, sondern das Werden und Wesen der Völker, sichtbar in ihrer unverbildeten Dichtung: dem Alten Testament, Homer, Mythen und Sagen. Dieser ganzheitliche Ansatz kam Goethes Art zu denken nahe und beeinflusste ihn wesentlich.

In Straßburg erlebte er altdeutsche Baukunst. Der Eindruck der gewaltigen Massen, die sich – „einfach und groß“ – gen Himmel türmen, führt wenig später zu der begeisterten Schrift „Von deutscher Baukunst D. M. Erwini a Steinbach“.

Auf einem der Ausflüge kam er in Sesenheim in ein gastfreundliches Pfarrhaus und verliebte sich in die Pfarrerstochter Friederike Brion. Nach einem Jahr beendete er die Beziehung (Lenz schrieb in diesem Zusammenhang von einem Menschen „welcher kam und ihr als Kind das Herze nahm“). Aus der Straßburger Zeit stammen die als „Sesenheimer Lieder“ überlieferten Gedichte, darunter „Willkommen und Abschied“ und „Erwache Friederike“. Diese Gedichte, die nicht im Original, sondern als Kopien bei Friederikes Schwester Sophie aufbewahrt waren, wobei der Verdacht besteht, dass Sophie mit Kopien von Friederike, Goethe und Lenz regen Handel trieb, wurden von Heinrich Kruse bei Sophie in Niederbronn kopiert. Die Gedichte hatten keine Titelüberschriften, auch war der jeweilige Autor, also Goethe oder Lenz, den einzelnen Gedichten nicht zugeordnet. Goethes Autorenschaft ist nur für jene Gedichte aus der Straßburger Zeit gesichert, die er selbst veröffentlicht hat.

Die vom Vater ersehnte juristische Dissertation, er „verlangte ein ordentliches Werk“ [5], gestaltete er so eigenwillig, dass sie nicht zur amtlichen Zensur angenommen wurde. Die Arbeit mit dem Titel De legislatoribus ist nicht erhalten. Der Theologieprofessor Elias Stöber bezeichnete Goethe als überwitzigen Halbgelehrten und … wahnsinnigen Religionsverächter.[6] Dennoch konnte Goethe durch eine Disputation am 6. August 1771 in Straßburg zwar das Lizentiat erhalten, wurde aber nicht zum Doktor promoviert, worüber der Vater unzufrieden und enttäuscht war, musste doch sein Sohn mit einem zweiten Preis vorlieb nehmen.[7] Grundlage waren 56 Thesen in lateinischer Sprache unter dem Titel Positiones Juris. In der vorletzten These spricht er die Streitfrage an, ob eine Kindsmörderin der Todesstrafe zu unterwerfen sei. Das Thema griff er in künstlerischer Form wieder in der Gretchentragödie auf.

Seine Ausbildung war damit abgeschlossen; man bot ihm eine Karriere im französischen Staatsdienst an. Dies lehnte er ab. Er wollte ein ungebundenes freies „Original-Genie“ sein.

Frankfurt und Darmstadt (1771)

Ende August 1771 wurde Goethe in Frankfurt als Lizenziat zugelassen. Er wollte im Sinne fortschrittlicher, humaner Rechtsprechung und eines humanen Vollzugs tätig werden. Bereits bei seinen ersten Prozessen ging er zu forsch vor, erhielt eine Rüge und verlor die Lust. Damit war nach wenigen Monaten seine Laufbahn beendet, auch wenn die Kanzlei noch einige Jahre existierte. Damals stand er in Verbindung mit dem Darmstädter Hof, wo man der Mode der Empfindsamkeit huldigte; aus diesem „Darmstädter Kreis“ sind Johann Georg Schlosser (sein späterer Schwager) und Johann Heinrich Merck hervorzuheben. Oft ritt oder wanderte er – auch im Schneesturm – von Frankfurt nach Darmstadt; sein Drang in die Natur war eine Trotzreaktion: Sturm und Drang.

Auch literarische Pläne verfolgte er wieder; dieses Mal hatte der Vater nichts dagegen, half sogar. Einem alten Buch entnahm Goethe die Lebensbeschreibung eines adeligen Wegelagerers aus der Zeit der Bauernkriege. Die Geschichte – kräftig umgewandelt – fügte er in wenigen Wochen zu einem bunten Bilderbogen (er selbst nannte sie in einem Brief „ein Skizzo“). Wie bereits in der Kindheit schuf er sich seine eigene Bühne, traf jedoch damit in das Herz seiner Zeitgenossen; das Stück wurde abgeschrieben, an Freunde gegeben. Die waren begeistert von der Geschichte des „Gottfried von Berlichingen mit der Eisernen Hand“. Wie mit der Würdigung altdeutscher Baukunst traf er auch hiermit einen Nerv seiner Zeit. Als Herder das Stück (das noch gar nicht für die Bühne gedacht war) kritisierte, wurde er von seinem Zögling abserviert. Merck trat als kritischer Förderer an seine Stelle.

Praktikant in Wetzlar (1772)

Von unbezahlter Mitarbeit an einer literarischen Zeitschrift (herausgegeben von Schlosser und Merck) konnte er nicht existieren. Im Mai 1772 ging Goethe zur Vervollständigung der juristischen Ausbildung als Praktikant an das Reichskammergericht in Wetzlar. Das altehrwürdige, aber verwahrloste Institut (einzelne Verfahren waren bereits seit über drei Generationen anhängig) wurde damals einer von Kaiser Joseph II. angeregten „Visitation“ (kritische Beurteilung) unterworfen. Gebildete junge Juristen, mit denen er sich im Gasthof „Zum Kronprinzen“ traf, waren dort tätig, darunter ein Hofrat Johann Christian Kestner. Dieser beschrieb ihn mit folgenden Worten: „…kam hier ein gewisser Goethe aus Frankfurt an, seiner Hantierung nach Dr. juris, 23 Jahre alt, einziger Sohn eines sehr reichen Vaters, um sich hier – dies war seines Vaters Absicht – in praxi umzusehen, die seinige aber war, den Homer, Pindar und andere zu studieren und was sein Genie, seine Denkungsart und sein Herz ihm weiter für Beschäftigungen eingeben würden… Er hat sehr viele Talente, ist … ein Mensch von Charakter, besitzt eine außerordentlich lebhafte Einbildungskraft… Von Vorurteilen frei, handelt er, wie es ihm einfällt, ohne sich darum zu bekümmern, ob es andern gefällt… Aller Zwang ist ihm verhasst… Er ist bizarr und hat in seinem Betragen… verschiedenes, das ihn unangenehm machen könnte. Aber bei Kindern, bei Frauenzimmern und vielen anderen ist er doch wohl angeschrieben…“. Die Wetzlarer Zeit gilt vielen Biographen Goethes als Beleg einer Horizonterweiterung in Relation zu den dysfunktionalen Strukturen des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation.

Erste Begegnung mit Charlotte Buff (1772)

Im Haus der mit Kestner verlobten Charlotte Buff, genannt „Lotte“, erlebte Goethe, wie schon in Sesenheim, häusliches Familienleben in Wetzlar. Nachdem er sich in Charlotte Buff verliebt hatte – die beiden schienen unzertrennlich – führte Kestner diesbezüglich ein ernstes Gespräch mit ihm. Bereits am folgenden Morgen war Goethe nach Frankfurt geflüchtet. Dort ließ er sich nun dauerhaft nieder, war allerdings ständig unterwegs. Berühmt wurden sein Besuch in Koblenz bei Sophie von La Roche, der Gattin eines Ministers des Erzbischofs von Trier, und seine Bekanntschaft mit deren Tochter Maximiliane (der späteren Frau Brentano, Mutter von Clemens und Bettina Brentano), der er, wie Charlotte in Wetzlar, zärtlich zugeneigt war, die ihn aber ebenfalls nicht erhörte. Merck drängte („Bei Zeit auf die Zäun, so trocknen die Windeln“), den Götz von Berlichingen in eine Bühnenfassung umzuarbeiten und zu veröffentlichen. Sie brachten ihn schließlich im Selbstverlag heraus. Er wurde ein Sensationserfolg (mit der Folge von Raubdrucken und einer Flut von Ritterromanen und -schauspielen) und machte Goethe mit einem Schlag berühmt. Allerdings zahlte er jahrelang Schulden ab.

Werther-Roman (1774)

In dem Briefwechsel mit Kestner erfuhr er von dem Suizid des Gesandtschaftssekretärs Karl Wilhelm Jerusalem in Wetzlar. Dies war für Goethe der Auslöser, seinen Roman Die Leiden des jungen Werthers zu schreiben. Darin verband er die eigenen Erlebnisse mit seiner Angebeteten Charlotte Buff mit dem Schicksal Jerusalems. In wenigen Wochen befreite er sich schreibend „von seiner Trunkenheit, seinem Rausch”, wie sein Kammerdiener und langjähriger Sekretär Philipp Seidel (1775-1788) sich erinnerte. Der Roman traf den Zeitgeist und wurde ein großer Erfolg. Die Folge war eine europaweite Werther-Hysterie, Selbstmorde nach dem Vorbild Jerusalems wurden gemeldet. Der Götz und der Werther – so verschieden sie auch sind – markierten den Beginn einer neuen deutschen Literatur. Der ruppige Stil des Götz wurde Mode bei den Dichtern des Sturm und Drang. Goethe galt nun als Genie, seine beiden ersten bedeutenderen Werke hatten ihm zu Weltruhm verholfen.

Fragmente und Abgeschlossenes

Das Elternhaus wurde zu einer Herberge für alle möglichen Interessenten, Schmeichler, auch ernstzunehmende Freunde, darunter Klopstock. Eine Fülle weiterer Arbeiten entstand: Fastnachtspossen im Stil von Hans Sachs, die Farce „Götter, Helden und Wieland“, das „Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“, er machte sich über das Treibhaus der Sentimentalität, die Darmstädter Naturschwärmer, lustig. Daneben finden sich Pläne zu Dramen über bedeutende Gestalten der Geschichte: Mohammed („Mahomet“), Sokrates, Cäsar, Prometheus, Christus, den ewigen Juden Ahasver… All diese genialen Fetzen blieben Fragmente. Einen damals aufgegriffenen Stoff allerdings behandelte er später weiter: den „Faust“. Vollendet wurde das Drama „Clavigo“, in dem er mit Gefühl den Konflikt von Begabung und Charakter behandelte (die Anregung zu diesem Stoff stammte von Beaumarchais). Die Zeit schwankte unentschlossen zwischen Sentimentalität und Sturm und Drang, Klassizismus und beginnender Romantik. In ähnlicher Weise schwankt der Hauptdarsteller 1775 in Goethes Bühnenstück „Stella, ein Schauspiel für Liebende“ unentschieden zwischen zwei Frauen; die Handlung mündet in eine Doppelehe.

Begegnung mit Carl August und Elisabeth Schönemann

Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach
Lili Schönemann

1774 unternahm Goethe mit seinen Freunden Basedow und Lavater eine Lahnreise nach Ehrenbreitstein. Im Dezember 1774 vermittelte ein Major von Knebel die Bekanntschaft mit dem Erbprinzen Carl-August von Sachsen-Weimar, dem späteren Großherzog (acht Jahre jünger als Goethe), der auf dem Weg zu seiner Kavaliersreise nach Paris war. Im selben Winter lernte er Elisabeth Schönemann (Lili), Tochter aus einem Frankfurter Bankiershaus, kennen. Sie wird geschildert als reizende, lebenslustige Blondine, dabei selbstbewusst, fein und ernsthaft. Die junge Frau entzückte ihn leidenschaftlich. Lili war keine ungefährliche „Äbtissin“ wie seine ferne Brieffreundin Auguste von Stolberg oder bereits gebunden wie Lotte in Wetzlar. In seinen späten biographischen Notizen findet sich zwar nur die Wortreihe „Abenteuer mit Lili – Einleitung – Verführung – Offenbach”, in seinem Gedicht „Lilis Park“ erfährt man recht unverschlüsselt, was dies zu bedeuten hatte. Es kam zur förmlichen Verlobung, die jedoch nur ein halbes Jahr Bestand hatte.

Über die Schweiz nach Weimar (1775)

Zusammen mit den Brüdern Christian zu Stolberg-Stolberg und Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg sowie Christian Graf von Haugwitz unternahm er – in Werther-Tracht – eine Reise in die Schweiz (Mai bis Juli 1775), das von Jean-Jacques Rousseau in seiner Julie oder Die neue Heloise ausgemalte Land der unverfälschten Sitten, der ehrlichen Landleute. Lavaters patriarchalischer Haushalt in Zürich entsprach durchaus dieser Vorstellung. Dort besuchte er den alten Johann Jakob Bodmer, von dem er nicht wusste, dass der vor Jahrzehnten versucht hatte, das Nibelungenlied herauszugeben. Mit Jakob Ludwig Passavant reiste er weiter bis an den Gotthard-Pass. Das ersehnte Italien lag vor ihm – er aber kehrte um. Lili dagegen vergaß er zeitlebens nie und verewigte sie gleich in zweien seiner Werke: als Hauptfigur in Stella und als Dorothea.

Wieder in Frankfurt, wurde Goethe von Carl-August (nunmehr Herzog von Sachsen-Weimar) aufgesucht, der in ihm einen geeigneten Berater für seine Regierungstätigkeit sah. Er lud ihn ein, als sein „Favorit“ nach Weimar zu kommen. Der reichsstädtisch gesinnte Vater war dagegen und riet zu einer Reise nach Italien. Goethe war bereits auf dem Weg dorthin; in Heidelberg holte ihn die weimarische Kutsche ein, und Goethe gab seinem Leben eine völlig neue Wendung. Mit dieser Fahrt von Heidelberg nach Weimar brechen seine Lebenserinnerungen „Dichtung und Wahrheit“ ab.

Minister in Weimar (1775–1786)

Goethes Gartenhaus in Weimar
Goethes Wohnhaus in Weimar, das Haus am Frauenplan. Heutiger Museumszugang links am Bildrand; die beiden Tore links und rechts des früheren Haupteinganges gestatteten Goethe eine Durchfahrt mit seiner Kutsche in den hinteren Wirtschaftstrakt zu Stallungen und Kutschenremise.
Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach - Gemälde von J. E. Heinsius (1773)

Amtsübernahme und Wirken

Am 7. November 1775 traf er in Weimar (damals zusammen mit Eisenach, Jena, Neustadt und dem Amt Ilmenau als Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach) ein, einem der vielen verarmten Duodezfürstentümer im Reich. Die ersten Monate waren angefüllt mit Festen, Lustbarkeiten, Tollheiten aller Art und einem Besuch bei dem nunmehr verheirateten Käthchen Schönkopf (Frau Kanne) in Leipzig; im Frühjahr 1776 begann er, an einzelnen Sitzungen des Conseils (informell) teilzunehmen. Im Juni wurde er zum Geheimen Legationsrat mit Sitz und Stimme in diesem Ministerrat ernannt, gegen den Widerstand des Hofs, der Minister und Beamten. Doch früh hatte Goethe Verbündete gefunden in Wieland und der Herzoginmutter Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach; mit dem jungen Herzog war er ohnehin bald eng befreundet.

Er wohnte sechs Jahre in seinem Gartenhaus am Park an der Ilm, das der Herzog ihm faktisch zum Geschenk machte. Der vermietete ihm, auch zu Repräsentationszwecken, 1782 ein großzügiges Haus am Frauenplan. Vom Herbst 1789 bis Sommer 1792 durfte Goethe mit Christiane Vulpius das Haus nicht bewohnen. Erst vom Sommer 1792 an war die Familie wieder im Haus am Frauenplan, das der Herzog Goethe 1794 mündlich schenkte und 1807 übereignete. Hier lebte Goethe bis zu seinem Tod; hier entstanden gleichfalls zahlreiche Werke.

Carl August spannte ihn in die Regierungsarbeit ein; in den folgenden Jahren übernahm er verschiedene Ämter: Leitung der Kriegskommission, Direktor des Wegebaus, Leiter der Finanzverwaltung, zeitweise auch Kultusfragen. Faktisch war er Leiter des Kabinetts (Ministerpräsident).

In Goethes Amtszeit als Mitglied des Geheimen Consiliums, des obersten Beratergremiums des regierenden Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar, fallen drei Aufsehen erregende Fälle von Kindestötung. Während Dorothea Altwein 1781 zu lebenslangem Zuchthaus begnadigt wird (sie kam nach 27 Jahren frei) und Maria Rost ohne Gerichtsverfahren vom Herzog zu lebenslanger Haft bestimmt wird (sie kam nach 6 Jahren frei), wird Johanna Höhn hingerichtet. Johanna Catharina Höhn, geboren am 15. April 1759 in Tannroda in Sachsen-Weimar, hatte am 11. April 1783 ihr gerade geborenes Kind, einen Knaben, in einem Anfall von Panik getötet und wurde vom Jenaer Schöppenstuhl dafür zum Tod verurteilt, nur durch das Schwert, weil Gründe für Milderung vorlagen. Herzog Carl August wollte Johanna Höhn zu lebenslanger Zuchthausstrafe begnadigen. Er verlangte daher von seinen Regierungsräten und Beratern förmliche Voten zur Frage, ob im Staat Sachsen-Weimar die Todesstrafe für Kindesmord unmittelbar nach der Geburt durch die Mutter abgeschafft werden soll; er selbst war für die Abschaffung und Ersetzung durch eine lebenslängliche Zuchthausstrafe. Goethe hat als eines der drei Mitglieder des Geheimen Consiliums, nach den Voten der beiden anderen, Fritsch und Schnauss, am 4. November 1783 sein Votum für die Beibehaltung der Todesstrafe abgegeben. Dieses Votum gab den Ausschlag dafür, dass in Weimar die Todesstrafe für dieses Delikt nicht abgeschafft wurde und der Herzog unmittelbar danach die Hinrichtung Johanna Höhns verfügte, die am 28. November 1783 erfolgte. Goethe hat sein Votum in demselben Jahr abgegeben, in dem auch sein Gedicht "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut" entstand.

Goethe unternahm zahlreiche Wanderungen und Ausritte zu Pferd. Im Jahr 1777 hielt er sich das erste Mal im Harz auf. Im Mai 1778 unternahm er eine Reise mit Herzog Carl-August über Leipzig und Wörlitz nach Berlin und Potsdam. Im Amt Ilmenau stöberte er einen alten Bergbau auf und träumte von Silberschätzen, mit denen man die Finanznot beheben könnte. Am 24. Februar 1784 erfolgte die feierliche Eröffnung des Bergbaues, bei der Goethe eine Rede hielt. Die Bergbaupläne versackten jedoch bald in alten Rechtsansprüchen und Wassereinbrüchen (der letzte Schacht wurde 1812 stillgelegt), hinterließen aber ihre Spuren im Werk (vgl. Faust, zweiter Teil). Die Geologie wurde in Verbindung mit der Mineralogie zur heimlichen Liebe. 1779 unternahm er eine zweite Schweiz-Reise, um in Bern eine Anleihe für das verschuldete Fürstentum aufzunehmen. Auf dem Weg dorthin besuchte er seine noch in Frankfurt lebende Mutter und im Elsass die Verflossenen Lili und Friederike. 1783 folgte die zweite Reise in den Harz, ein Jahr später der dritte Harzaufenthalt. Oft werden die beiden Besuche in den Jahren 1789 in Aschersleben und 1805 in Halberstadt, Gernrode und Ballenstedt als weitere Harzreisen gezählt, jedoch kommt den ersten drei Besuchen die größere Bedeutung zu. [8][9] 1785 unternahm er eine Reise nach Karlsbad, der noch viele folgen sollten.

Goethe 1779 (Gemälde von G.O. May im Juli 1779), das Jahr seiner zweiten Reise in die Schweiz. Goethe war sieben Jahre jünger als Charlotte von Stein. Zeitweise übernahm er die Erziehung ihres dritten Sohnes Fritz.
Charlotte von Stein, Zeichnung, Selbstportrait um 1780

Charlotte von Stein

Kurz nach seiner Ankunft hatte Goethe die Bekanntschaft der Hofdame Charlotte von Stein gemacht. Mit Schillers Worten: „..eine wahrhaft eigene, interessante Person, von der ich begreife, dass Goethe sich so ganz an sie attachiert hat.. gesunder Verstand, Gefühl und Wahrheit liegen in ihrem Wesen. Man sagt, dass ihr Umgang ganz rein und untadelhaft sein soll.“ Herr von Stein war meist dienstlich unterwegs und störte nicht. Diese Frau brachte dem Geniekerl der Sturm-und-Drang-Zeit Manieren und gleichmäßiges Arbeiten bei; es wurde ein dramatischer Umbau seiner Persönlichkeit: vom uferlosen Ich zur disziplinierten Person. Bis dahin war Wühlen ohne Form seine Lust (und seine Stärke) gewesen; von nun an ging es ihm um Gestalt und Formung. Nicht mehr die stürmische sprachgewaltige Darstellung von Leidenschaften, Landschaften und Wolkenflug, sondern das ruhige Nachdenken über große Zusammenhänge der Schöpfung wurde bestimmend für sein Werk. Als Goethe Charlotte von Stein zehn Jahre später verließ, war sie verbittert und seitdem entfremdet.

Naturkundliche Studien

In diesen Jahren begann er sich mit der Biologie zu beschäftigen, mit Anatomie und dem Werden der Formen in Tier- und Pflanzenwelt.[10] Der Anatomieprofessor Justus Christian Loder vermittelte umfassende theoretische und praktische Fähigkeiten. Gemeinsam mit ihm entdeckte Goethe am 27. März 1784 bei zielgerichteten Forschungen in der Jenaer Anatomie den Zwischenkieferknochen am menschlichen Schädel (auch Sutura incisiva goethei oder Os goethei genannt). Nach herrschender Meinung sollte er nur bei Tieren vorkommen. Goethe, der eine „geheime“ Verwandtschaft zwischen Tier und Mensch „ahnend schaute“, sah genauer hin als alle anderen und hatte Erfolg. Noch in derselben Nacht schrieb er an Herder: „Ich habe gefunden – weder Gold noch Silber, aber was mir unsägliche Freude macht – das Os intermaxillare am Menschen“. Schon früh (Herbst 1776) hatte er dafür gesorgt, dass Herder als Generalsuperintendent nach Weimar berufen wurde. Dessen Gedanken über eine organische Entwicklung in der Naturgeschichte kamen seinen Vorstellungen sehr nahe. Die alte Freundschaft wurde wiederbelebt, diesmal in gleichrangiger Art und Weise.

Corona Elisabeth Wilhelmine Schröter, Ölgemälde von Georg Melchior Kraus (1785)

Gesellschaftliches Leben

1780 wurde er als Lehrling in die Weimarer Freimaurerloge Anna Amalia zu den drei Rosen aufgenommen (die jedoch bald schließen musste). Im April 1782 besorgte der Herzog ihm vom Kaiser das Adelsdiplom, damit er bei offiziellen Gelegenheiten nicht länger im Abseits sitzen musste. 1783 folgte die Aufnahme in den Illuminatenorden unter dem Namen „Abaris“. Neben unzähligen Gelegenheitsarbeiten (Maskeraden, Aufzügen, Redouten, Singspielen und Gelegenheitsgedichten, meist für Aufführungen in den Lustschlössern des herzoglichen Hofs bestimmt) schrieb er im Wesentlichen nur eine erste Prosafassung des Theaterstückes „Iphigenie auf Tauris“, ein Gegenbild zu seinem Leben. Regierungsgeschäfte, die eigenartige Beziehung zu Charlotte, gleichzeitig eine halbe Affäre mit der attraktiven Corona Schröter und möglicherweise die Vaterschaft von Auguste Böhmer, erstem Kind der frisch verheirateten Caroline Böhmer – dieses Leben war weder edel noch still. Die Figuren in der Iphigenie dagegen (sogar der Barbarenfürst) sind menschlich und unaufgeregt. An die von Frankfurt mitgebrachten großen Anfänge („Egmont“, „Faust“, „Der ewige Jude“) wagte er sich nicht. Doch begann er 1778 den Bildungsroman „Wilhelm Meister“, ebenso ein Kammerspiel für fünf Personen: „Torquato Tasso“. Nach den Erfolgen in der Jugend konnte Goethe mit seinen Werken keine Furore mehr machen. Es gab zwar zwei unautorisierte „Gesamtausgaben“ (vulgo Raubdrucke), doch hatten ihn Publikum und Verleger abgeschrieben.

1786 zeichnete sich ab, dass er von seinen Lebensumständen enttäuscht war: die Beziehung zu Frau von Stein wurde unbehaglich, seine Regierungsarbeit besserte die Verhältnisse nicht und raubte Zeit und Kraft. Auch erotische Abenteuer, wie mit Elisabeth von Lingen, besserten die Lebensfreude nicht. Als endlich dem Herzogspaar der langersehnte Thronfolger geboren ward, war seine Vermittlerrolle abgeschlossen, er ließ sich von den aktuellen Regierungsgeschäften beurlauben und räumte unter Bergen von Manuskripten und Briefen auf und bereitete einen neuen Lebensabschnitt vor.

Goethe in Italien (1786–1788)

Anfang September 1786 stahl sich Goethe ohne Abschied und ohne Wissen von Frau von Stein nach Italien davon. In Weimar war (außer dem Herzog) nur seinem Diener und Sekretär Philipp Seidel das Reiseziel bekannt, auf schnellstem Weg über Regensburg, München, Mittenwald, Innsbruck und den Brenner, den Gardasee und Verona nach Venedig zu gelangen.

Eigentliches Ziel aber war Rom. Dort existierte eine Künstlerkolonie, in der er sich einrichtete. Der Kunstagent Johann Friedrich Reiffenstein bot sich als Cicerone an. Einer der Maler – Johann Heinrich Wilhelm Tischbein – verhalf ihm bei einem Lohnkutscher zu einem einfachen Quartier, das den Beginn einer vom Weimarer Leben abgekoppelten Lebensweise markierte. Heute befindet sich in dem Haus an der Via del Corso 18, die 1997 eröffnete Casa di Goethe, Deutschlands einziges Museum im Ausland, das mit wechselnden Ausstellungen und Veranstaltungen an den berühmten Mitbewohner Tischbeins und Friedrich Burys erinnert. Später bezeichnete man die folgenden zwei Jahre sehr einfach als die Italienische Reise, für Goethe hingegen war dieses neue Leben in Italien ein Aufblühen und Verwirklichen tiefster menschlicher und kultureller Sehnsüchte – ungebunden, frei und finanziell beweglich, da ihm sein Gehalt in dieser Zeit weiter zugestellt wurde. Hier fühlte er sich zu Hause, er lebte, liebte, zeichnete, modellierte und malte. Geschrieben hat er wenig in dieser Phase (die „Iphigenie“ wurde in Versform gebracht und fiel durch, als er sie seinen Freunden vorlas). Johann Heinrich Meyer, ein Schweizer Maler, der sich in Kunstgeschichte auskannte, wurde sein Vertrauter und Berater – bis an beider Lebensende.

Er ließ sich als Künstler von der Monumentalität der antiken Bauten inspirieren (Pantheon, Kolosseum, Kaiserthermen in Rom u. a.) und studierte antike Skulpturen (Apoll von Belvedere, Herkules Farnese, Juno Ludovisi u. a.). Darüber hinaus beschäftigte er sich intensiv mit der italienischen Renaissance-Malerei und bewunderte neben Michelangelo vor allem Raffael als den Gipfel der abendländischen Kunst und wahren Erneuerer der Antike. Nach einem halben Jahr reiste er nach Neapel, wo er die Bekanntschaft von Sir William Hamilton (der altgriechische Vasen sammelte) und dessen Kreis machte, und fuhr weiter nach Sizilien. In Paestum sah er einen altgriechischen Tempel und war betroffen von dessen Wucht; in Palermo fasste er erstmals die Idee der „Urpflanze“ als das allen Pflanzenarten gemeinsame Bildungsgesetz. [11] Mitte 1787 kehrte er nach Rom zurück. Nun nahm er die Arbeit am „Torquato Tasso“ wieder auf und vollendete den „Egmont“. In dieser Zeit verkehrte er häufig im Haus der Malerin Angelika Kauffmann. Im selben Jahr (1787) entstand auch das berühmte Gemälde Tischbeins, das Goethe als Reisenden in der römischen Campagna zeigt.

Nach diesen zwei italienischen Bildungsjahren bereitete er seine Rückkehr nach Weimar vor. Die Freundschaft Carl Augusts ebnete auch hier den Weg; in Weimar wollte er nur noch ein Gast sein; „…was ich sonst bin, werden Sie beurteilen und nutzen”, schrieb er seinem Herzog. In seinen Briefen und Tagebucheintragungen, auch in seinem Reisebericht findet sich kaum ein Wort über die Liebe in Rom. Wir haben keine zuverlässige Nachricht von seiner wahren Geliebten, die er in Gedichten „Faustina“ nannte. Es ist heute nicht zu klären, ob es eine Mailänderin oder eine Kutschers- oder Gastwirtstochter aus Rom war. Sicher ist nur, dass er in Italien sinnlicher wurde – auch in den Gedichten, die er nach Hause sandte. Nachdem er noch einmal den römischen Karneval mitgefeiert und die Feierlichkeiten der Osterwoche in sich aufgenommen hatte, machte er sich Ende April 1788 auf den Heimweg.

Dichterfürst in Weimar (1788–1832)

August von Goethe, der einzige überlebende Sohn, der das Erwachsenenalter erreichte
Christiane und August von Goethe; Aquarell von Johann Heinrich Meyer (1793)
Römisches Haus in Weimar, in dessen Lage und Gestaltung viele Eindrücke Goethes aus Italien eingeflossen sind

Christiane Vulpius

Der Heimgekehrte fühlte sich nicht heimisch in Weimar; die Zustände wollten nicht zu den italienischen Erinnerungen passen („Aus Italien dem formreichen, war ich in das gestaltlose Deutschland zurückgewiesen, … die Freunde, statt mich zu trösten, … brachten mich zur Verzweiflung“ 1817). In dieser Zeit traf er die 23 Jahre alte Christiane Vulpius. Sie stammte aus einer verarmten Akademikerfamilie, hatte selbst aber nur eine geringe Schulbildung. Bald war sie seine Geliebte – vielleicht weil sie der römischen Geliebten ähnlich war. In dieser Zeit schrieb er die „Römischen Elegien“, seine leichtesten und fröhlichsten Verse. Das Verhältnis führte schon im Juli 1788 zu einer Gewissensehe (bald kam die halbe Familie in seinen Haushalt). Im Dezember 1789 wurde ihnen der Sohn August geboren, der als einziges von fünf Kindern das Kindesalter überlebte.

Umbruch

Der Bruch mit Frau von Stein war endgültig. Die kleinstädtische Weimarer Gesellschaft – schockiert durch die Sinnlichkeit der Römischen Elegien – missbilligte alles, nur bei dem sonst so strengen Herder fand er Verständnis. Goethe, der unter gesundheitlichen Problemen litt, zog sich zurück. Auf konkrete Weise schlugen sich Goethes Eindrücke aus Italien noch einmal im Bau des Römischen Hauses am hochgelegenen Westrand des Parkes an der Ilm nieder, mit dessen künstlerischer Oberleitung Goethe durch Herzog Carl August während dessen Abwesenheit betraut war.

Die Anzeichen für eine Umwälzung hatten sich gemehrt; nicht nur in Nordamerika, auch in der Schweiz (Sicherheitsausschuss 1782 in Genf) und anderswo hatten Bürger gegen die Obrigkeit rebelliert. Ein großer Teil des Publikums konnte nicht nachvollziehen, dass Goethe sich vom Autor des Götz von Berlichingen und des Werther zu jenem Autor der Iphigenie und des Tasso gewandelt hatte. Daran konnten auch die Lustspiele „Der Groß-Cophta“, „Der Bürgergeneral“ und der neu bearbeitete „Reineke Fuchs“, eine bittere Satire, an deren Ende der gewissenlose Intrigant triumphiert, nichts ändern. Goethe „fand sich zwischen Wilhelm Heinses Ardinghello und Schillers Räuber eingeklemmt“. Eine erste von ihm autorisierte Gesamtausgabe („Goethes Schriften“ bei Göschen) blieb liegen. Eine zweite Reise nach Italien im Jahr 1790 – dieses Mal jedoch nur bis Venedig – endete mit einer Enttäuschung. Das dichterische Resultat waren die „Venezianischen Epigramme“, das naturkundliche die Überzeugung, dass sich der Schädel aus den Wirbeln entwickelt habe.

Die starken Natur-Eindrücke seiner Italienreise und die Beschäftigung mit der „Ur-Pflanze“ bewirkten bei Goethe eine Hinwendung zur Naturwissenschaft. Im August 1791 kündigte er seine neuen Arbeiten an:

Es ist meinen Freunden und einem Teil des Publici nicht unbekannt, daß ich seit mehreren Jahren verschiedene Teile der Naturwissenschaft mit anhaltender Liebhaberei studiere, und ich habe deswegen manchen freundlichen Vorwurf erdulden müssen, daß ich aus dem Felde der Dichtkunst, wohin uns so gern jedermann folgt, in ein anderes hinüber geht, in das uns nur wenige begleiten mögen.

Seine Forschungen mündeten in die „Metamorphose der Pflanzen“; mit diesem Aufsatz begründete er 1790 die Vergleichende Morphologie im Bereich der Botanik. Jedoch hatte das Publikum keinerlei Verständnis dafür. Goethe igelte sich ein, der Versuch einer „Vergleichenden Knochenlehre“ sollte erst 30 Jahre später folgen.

Im Jahre 1789 richtete Goethe an der Universität Jena ein Labor ein, berief den Weimarer Apotheker Friedrich August Göttling an die Universität und gründete damit den ersten Lehrstuhl für Chemie in Europa. Er forschte gemeinsam mit Göttling an Verfahren zur Zuckergewinnung aus Rüben und zum Papierrecycling mit „dephlogistrierter“ Salzsäure. Nach dem Tode Göttlings berief Goethe im Jahre 1810 den jungen Apotheker Johann Wolfgang Döbereiner nach Jena, der sich alsbald als Vordenker der Wasserstoff-Chemie einen Namen machte und das weltweit erste Feuerzeug erfand.

Um die Forschungen von Göttling begleiten zu können, zog Goethe im Oktober 1793 nach Jena in eine kleine Junggesellenwohnung, denn bei der Universität sollte jetzt auch ein botanischer Garten eingerichtet werden. Während er sich um die Universität in Jena kümmerte, ließ er seine Partnerin und das Kind manchmal monatelang allein (die alljährlichen Badereisen nach Karlsbad kamen noch hinzu).

Hoftheater Weimar

1791 übernahm er die Leitung des Hoftheaters, Christiane wurde seine Personalberaterin; sie konnte mit ihrer gefälligen Art vermitteln und die Schauspieler betreuen. 1792 nahm Goethe an der Kampagne in Frankreich teil und erlebte den Misserfolg der konservativen Koalition und der Emigranten. 1793 erlebte er, dass in Mainz die erste Republik auf deutschem Boden belagert wurde, und schrieb unberührt an seiner Farbenlehre. Ein Tag in Valmy und einer im zerstörten Mainz waren ihm Symbole für die Wirren der Weltgeschichte.

Wilhelm von Humboldt, der anlässlich eines Besuches 1789 in Weimar erstmalig Goethe und Schiller begegnete.
Schillerbüste von Theodor Wagner (nach Johann Heinrich Dannecker)
Goethe-(li.) und Schiller-(re.)Denkmal vor dem Deutschen Nationaltheater in Weimar, dessen Intendant Goethe eine Zeit lang war
v. l. n. r.: Schiller, Wilhelm und Alexander von Humboldt und Goethe in Jena

Freundschaft mit Friedrich Schiller

Im Juli 1787 (also während Goethes Aufenthalt in Italien) war Friedrich Schiller nach Weimar gekommen, zwei Jahre später erhielt er – infolge einer Empfehlung Goethes – eine außerordentliche Professur an der Universität Jena. Dennoch blieb das Verhältnis distanziert. Am 13. Juni 1794 lud Schiller Goethe zur Mitarbeit an seiner neuen Zeitschrift, den „Horen“, ein. Goethe nahm die Einladung an, und zwischen den beiden entwickelte sich schnell eine Arbeitsbeziehung und Freundschaft, die bis zum Tod Schillers (1805) währte und von welcher der 1828/29 veröffentlichte Briefwechsel eindrucksvoll zeugt. Dagegen entfremdete sich Goethe zunehmend von seinen früheren Weggefährten Herder und Wieland.

Während das Heilige Römische Reich Deutscher Nation infolge der napoleonischen Feldzüge zerfiel (Fürstenkongress zu Rastatt 1797), widmeten sich Goethe und Schiller einem kulturreformatorischen Projekt, dessen emanzipativen und zugleich gegenrevolutionären Anspruch Schiller in seinen Briefen Über die ästhetische Erziehung des Menschen 1795 formulierte. Er schrieb zwischen 1796 und 1805 seine bedeutendsten Dramen. Goethe vollendete 1794-96 Wilhelm Meisters Lehrjahre, die als Musterbeispiel der Gattung des Bildungsromans gelten. Daneben schrieb er kleinere Werke wie die „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“, in deren Rahmen auch das scherzhaft-verrätselte Das Märchen erschien (1794/95). 1796 produzierte er gemeinsam mit Schiller die Xenien, eine raffinierte Publikums- und Kollegenbeschimpfung in kurzen Versen, die großes Aufsehen erregten und überwiegend auf Ablehnung stießen. Auch die gemeinsam betreuten Horen scheiterten an Manuskript- und Lesermangel. Schillers Beziehungen mit Johann Gottlieb Fichte und den Brüdern Schlegel zerbrachen. Intensiven Umgang pflegten Goethe und Schiller aber weiterhin mit Wilhelm von Humboldt, Christian Gottfried Körner und Johann Heinrich Meyer. 1799 siedelte Schiller nach Weimar über. Dennoch blieb die im Nachhinein mit dem pompösen Namen Weimarer Klassik ausgestattete literarische und intellektuelle Strömung eine kleine, durchaus nicht herrschende Minderheit innerhalb des kulturellen Zentrums, welches das kleine Herzogtum Sachsen-Weimar beherbergte. Die publizistische Goethe-Verehrung der Jenaer Frühromantiker vermochte den künstlerisch-philosophischen Abstand nicht zu verringern.

Mit seiner bürgerlichen Idylle Hermann und Dorothea errang Goethe 1797 erstmals seit dem „Werther“ wieder einen größeren Erfolg beim Publikum. Im freundschaftlichen Wettstreit mit Schiller entstanden einige seiner schönsten Balladen. Von Schiller nachdrücklich ermuntert und angetrieben, wagte sich Goethe auch wieder an den lange liegengebliebenen „Faust“, vollendete den ersten Teil sowie einige Abschnitte des zweiten Teils. Um die Jahrhundertwende begann jedoch Goethes literarische Tätigkeit zu stagnieren. Er befasste sich geraume Zeit mit der Übersetzung der Autobiographie von Benvenuto Cellini und dramatisierte eine adlige Autobiographie (Die natürliche Tochter), von der jedoch nur der erste Teil fertig wurde. Das geplante Epos „Achilleis“ gedieh nicht über den ersten Gesang hinaus.

Goethe (Gemälde von Gerhard von Kügelgen 1808/1809)

Physik und Farbenlehre

Kants Erkenntnistheorie faszinierte ihn. Dessen These, wir könnten die Gegenstände der Philosophie nicht objektiv erkennen, sondern lediglich über unsere Wahrnehmung nachdenken, kam seiner Weltanschauung entgegen („Nun aber schien zum erstenmal eine Theorie mich anzulächlen“). Er widmete sich in einer Vielzahl von physikalischen Versuchen den Phänomenen der Farben des Lichtes, den optischen Farben bzw. Spektralfarben. Im Sinne der Kantschen Erkenntnistheorie ist Goethes „Farbenlehre“ keine naturwissenschaftliche Arbeit, sondern eine Lehre von der Wahrnehmung – nicht Physik, sondern Metaphysik. In Goethes Augen sperrt sich der stete Wandel der Dinge gegen jede Festlegung in starren Begriffen (insofern war er kein Kantianer). Zergliedern und analysieren verabscheute er; er machte sich auf, als ein „Ritter“ die „Farbenprinzessin“ zu befreien aus den Experimentierkammern der Wissenschaftler im Gefolge Isaac Newtons. Daran konnte auch die von Georg Christoph Lichtenberg angebotene Hilfe nichts ändern. Bereits in Leipzig hatte er über eine farbig spielende Libelle geschrieben:

Da hab ich sie, da hab ich sie!
Und nun betracht ich sie genau
Und seh’ – ein traurig dunkles Blau.
So geht es Dir, Zergliedrer Deiner Freuden!

Er schloss die Farbenlehre erst 1808 ab, beschäftigte sich aber weiter mit Teilproblemen. Den Tod Schillers im Jahr 1805 empfand er als Verlust. Gleichzeitig setzten ihm verschiedene Krankheiten (Gesichtsrose, Nierenkoliken) ernstlich zu. 1808 wurde er als auswärtiges Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

Trauung mit Christiane Vulpius (1806)

Nicht nur der Verlust des Weggefährten, auch der sich nähernde Krieg bedeutete einen tiefen Eingriff in sein Leben. Im Geiste sah er sich mit seinem Herzog bettelnd und asylsuchend durch Deutschland ziehen (seine Neigung zu Pessimismus nannte er seine „schwarze Seite“). Es kam nicht so weit. Nach der Schlacht bei Jena plünderten napoleonische Soldaten auch Weimar (die Wohnung von Frau von Stein etwa wurde völlig ausgeraubt). Am 14. Oktober 1806 war es nur dem beherzten Eingreifen seiner Partnerin zu verdanken, dass im Haus am Frauenplan kein Schaden an Leben und Gut entstand. Kurze Zeit darauf legalisierte er endlich das Verhältnis mit Christiane Vulpius (Trauzeugen waren der 17-jährige Sohn August und dessen Hauslehrer und Goethes späterer Sekretär F.W. Riemer).

Christiane Friederike Wilhelmine Herzlieb

Die Wahlverwandtschaften und Faust (1806–1809)

Dies hinderte ihn nicht, bereits 1807 eine tiefe Neigung für Minna Herzlieb, die 18-jährige Pflegetochter des Buchhändlers Carl Friedrich Ernst Frommann in Jena, zu entwickeln. Als Nachklang der inneren Erlebnisse dieser Zeit wird der Roman „Die Wahlverwandtschaften“ angesehen, eine leise Tragödie, in der die Liebe als lebenszerstörende Naturmacht gesehen wird. Es war sein letzter Roman (1809). Charakteristisch für Goethe ist, wie er in diesem Werk Poesie und Naturerforschung verknüpfte: in der zeitgenössischen Chemie gebrauchte man den Begriff der „Wahlverwandtschaft“ der Elemente. Goethe verarbeitete hier – auf seine Weise – gleichzeitig seine frühen alchimistischen Erfahrungen und die rasend schnelle Entwicklung der modernen Chemieforschung. Er wäre gerne das allumfassende Universalgenie gewesen, musste aber vor der „millionenfachen Hydra der Empirie“ die Segel streichen. Die Fülle des Stoffes war nicht mehr zu erfassen. Immerhin bereitete er ab 1806 eine neue Gesamtausgabe seiner Werke (bei Cotta in Stuttgart) vor; hierfür schloss er auch endlich den ersten Teil des „Faust“ ab. In dieser Dichtung stellte er sich selbst dar, nicht nur in der Figur des Faust, der – ein Universalgenie – nach den Sternen greifen will und doch immer an die Erdenschwere gebannt bleibt; ebenso stellte er sich im Mephisto dar, der Goethes dämonisch-schwarze Seite zeigt (und der doch stellenweise recht sympathisch wirkt, witzig und frech wie der junge Goethe).

Napoléon Bonaparte (1769-1821)

Begegnung mit Napoléon (1808)

Am Rande des Erfurter Fürstenkongresses 1808 wurde Goethe von Napoléon I. in der Kurmainzischen Statthalterei in Erfurt empfangen, der ihm das Kreuz der Ehrenlegion verlieh und die Begegnung mit dem legendären Ausspruch kommentierte: „Voilà un homme!“ (sinngemäß Das ist ein Mann!). Er schlug Goethe vor, nach Paris zu kommen und dort große Heldenstücke zu schreiben. Ob der Dichter „von der dämonischen Größe Napoleons ergriffen und befangen“ war (wie ihm später vorgeworfen wurde), muss offen bleiben. Jedenfalls „erklärte“ er Napoléon Voltaires „Mahomet“, ging dann aber weder nach Paris noch wurde er ein Freund der entstehenden patriotischen Bewegung.

Autobiographische Aufzeichnungen

1809 begann er mit einer Autobiographie; ein Jahr später veröffentlichte er, sehr aufwendig ausgestattet, die Farbenlehre. Er forschte in den Literaturen des Auslands und aller Zeitalter. Als die Menschen sich gegen die französische Fremdherrschaft erhoben, flüchtete er geistig in den Nahen Orient: er begann das Studium des Arabischen und Persischen, las im Koran und Verse des persischen Dichters Hafis. Bettina Brentano tauchte in Weimar auf, ihre Aufdringlichkeit löste einen im wörtlichen Sinne handfesten Skandal aus. Immerhin halfen Bettinas Erinnerungen an seine Jugend, die sie von seiner Mutter wusste, beim Fortgang der Lebensbeschreibung „Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit“. Diese fand später zahlreiche Nachträge, unter anderem in den „Annalen“ und in der „Italienischen Reise von 1786 bis 1788“.

Marianne von Willemer Pastell von Johann Jacob de Lose, 1809
Carl Friedrich Zelter, mit dem Goethe eine tiefe Freundschaft verband

Als Sekretär wurde ihm Friedrich Riemer (seit 1805 Erzieher seines Sohnes) bald unentbehrlich; mit Carl Friedrich Zelter, dessen Musik seinen Ohren angenehmer klang als das „Getöse“ Beethovens, begann er einen über 30 Jahre anhaltenden und ausgedehnten Briefwechsel (1799-1832), da er sich von ihm nicht nur in Fragen der Musik aufs freundschaftlichste verstanden fühlte.

1814 reiste Goethe in die Rhein- und Maingegenden. In Frankfurt lernte er im Haus des Bankiers von Willemer dessen Partnerin Marianne Jung kennen, die wenige Wochen später, noch während Goethes Anwesenheit und auf seinen Rat hin heiratete. Goethe war zwar 65 Jahre, fühlte sich jedoch keineswegs zu alt und verliebte sich in Marianne. Sie wurde zur Muse und Partnerin in der Dichtung. Goethe besuchte die Willemers im folgenden Jahr wieder – ein letztes Mal sah er die Heimat. Auf die späteren Einladungen der Willemers nach Christianes Tod 1816 antwortete Goethe nicht mehr. Aber es entstanden weiter Verse von Nachtigall und Rose, Wein und Liebe, bis er den „West-östlichen Divan“ abschloss. Später enthüllte Marianne, dass ein großer Teil der Liebesgedichte in dieser Sammlung von ihr selbst stammte.

Johann Peter Eckermann, Zeichnung von Johann Schmeller
Ulrike von Levetzow, Pastell, 1821

Alter in Weimar (1815–1832)

1816 starb seine Frau Christiane nach langer Krankheit. 1817 wurde er endlich die Leitung des Hoftheaters los, die Schwiegertochter kümmerte sich fortan um sein Wohl. Das kleine Herzogtum war – entgegen seinen Befürchtungen – unbeschadet aus den Wirren der napoleonischen Kriege hervorgegangen, Carl August durfte sich sogar „Königliche Hoheit“ nennen. Während es in den Köpfen der Studenten in Jena und anderswo brannte, machte Goethe Ordnung in seinen Papieren. Nun begann er die „Geschichte seines botanischen Studiums“ „Zeitschrift Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie“ (bis 1824). (Hier findet sich auch die Darstellung der Morphologie der Pflanzen in Form einer Elegie, die er bereits um 1790 für seine Geliebte verfasst hatte.) In dieser Zeit stand er auch in Kontakt zu dem Forstwissenschaftler Heinrich Cotta, den er bereits 1813 erstmals in Tharandt aufgesucht hatte. Er schloss Freundschaft mit Karl Friedrich Reinhard, Kaspar Maria von Sternberg; Johann Peter Eckermann kam als Nachfolger Riemers nach Weimar. Zeitweise wurde er unlustig und mystisch und schrieb die „Orphischen Urworte“, die „Italienische Reise“ arbeitete er auf. 1821 folgte „Wilhelm Meisters Wanderjahre“, im Grunde eine Ansammlung kleiner Novellen. Goethe wählte nun Marienbad als Kurort, wo er eine Frau von Levetzow mit ihren Töchtern traf.

Die letzten Werke und Reisen

1823 erkrankte Goethe an einer Herzbeutelentzündung. Nachdem er sich erholt hatte, wurde er geistig lebendiger als zuvor. Der Greis hielt allen Ernstes um die Hand der 19-jährigen Ulrike von Levetzow an. Die jedoch wies ihn ab; auf der Heimreise schrieb er sich die Enttäuschung mit der „Marienbader Elegie“ von der Seele. Dann wurde es immer stiller und abendfriedlicher in ihm wie um ihn. Immer einsiedlerischer lebte er seine Tage, „allzeit beschäftigt, die Kräfte zu nutzen, die … noch geblieben waren“. Er nahm die Arbeit am Zweiten Teil des „Faust“ wieder auf. Er schrieb kaum mehr selbst, meist wurde diktiert. So konnte er nicht nur einen umfangreichen Briefwechsel bewältigen, sondern auch seine letztgültigen Worte in weit ausholenden Gesprächen dem Adlatus Eckermann anvertrauen.

Goethe im letzten Lebensjahr, Denkmal (Ilmenau)
„Goethehäuschen“

1828 verschied sein Gönner Karl August, 1830 musste er den Tod des Sohnes in Rom hinnehmen. In demselben Jahr schloss er die Arbeit am zweiten Teil des Faust ab. Es war ein Werk, an dem ihm das (jahrelange) Werden das Wichtigste war, formal ein Bühnenstück, tatsächlich kaum auf der Bühne spielbar, eher ein phantastischer Bilderbogen, vieldeutig wie viele seiner Dichtungen. Schließlich schaltete er sich noch in die Kontroverse der beiden Paläontologen Georges Cuvier und Etienne Geoffroy Saint-Hilaire ein – Geologie und Entwicklungslehre beschäftigten ihn ebenso wie der Regenbogen, den er mittels seiner Farbenlehre nie hatte erklären können. Auch die Frage, wie Pflanzen wachsen, ließ ihn nicht los. Noch wenige Wochen vor seinem Tod diktierte er an Ferdinand Wackenroder:[12]

Es interessiert mich höchlich, inwiefern es möglich sei, der organisch-chemischen Operation des Lebens beizukommen, durch welche die Metamorphose der Pflanzen nach einem und demselben Gesetz auf die mannigfaltigste Weise bewirkt wird – allein mir scheint offenbar, daß die durch die Wurzel aufgesogene Feuchtigkeit schon durch sie verändert wird und, wie die Pflanze sich gegen das Licht erhebt. Daher kam der Wunsch, dem Sie so freundlich entgegenarbeiteten, die Luftart, wodurch die Schoten sich aufblähen, näher bestimmt zu sehen.
Gedenktafel
Goethe-Grab in der Fürstengruft Weimar

Im August 1831 zog es ihn nochmals in den Thüringer Wald, dahin, wo er einst seine ersten naturwissenschaftlichen Anregungen bekommen hatte, und er begab sich nach Ilmenau. 51 Jahre, nachdem er 1780 an eine Bretterwand in der Jagdhütte „Goethehäuschen“ auf dem Kickelhahn bei Ilmenau sein bekanntes Gedicht „Wandrers Nachtlied“ („Über allen Gipfeln ist Ruh’…“) geschrieben hatte, besuchte Goethe diese Wirkstätte 1831 kurz vor seinem letzten Geburtstag erneut. Tief bewegt las er, laut für sich wiederholend, die letzten Zeilen seiner Gedichtinschrift: „Warte nur, balde ruhest du auch!“. An der Gastwirtschaft „Zum Löwen“ in Ilmenau, wo Goethe seinen letzten Geburtstag verbrachte, wurde eine Gedenktafel angebracht. Auf dem Marktplatz von Ilmenau steht heute ein Denkmal.

Tod

Am 22. März 1832 starb Goethe an den Folgen einer Lungenentzündung. Seine letzten Worte sollen gelautet haben „Mehr Licht!“. Laut Friedrich von Müller war der vollständige Wortlaut jedoch: „Macht doch den zweiten Fensterladen auf, damit mehr Licht hereinkomme!“. Es gibt zahlreiche weitere Theorien, wie Goethes letzte Worte gelautet haben könnten. Werner Fuld behauptet z.B., die folgenden letzten Worte: „Frauenzimmerchen, gib mir dein Pfötchen!“ seien an die Schwiegertochter gerichtet gewesen. Thomas Bernhard meint in dem Essay Goethe schtirbt [ sic ], sie hätten „Mehr nicht!“ und nicht „Mehr Licht!“ gelautet. Die Formulierung „Mehr Licht!“ wird oft philosophisch gedeutet. Goethe wurde am 26. März in der Fürstengruft bestattet. Die Grabrede hielt Johann Friedrich Röhr, Generalsuperintendent.

Naturwissenschaftliche Arbeiten

Goethe versuchte Naturwissenschaft, Philosophie, Politik und Dichtung miteinander zu verbinden. Nach der Italienreise widmete er sich mit großem Engagement der Botanik, der Geologie, der Chemie und der Optik. Er sammelte rund 23.000 Präparate aus der Natur zusammen.

Botanik

Seine vergleichenden Studien über Pflanzengestalten (vor allem Die Metamorphose der Pflanzen, 1790) wurden auch in der Fachwelt als wegweisend anerkannt. Im Bereich der Botanik gilt er als Begründer der Vergleichenden Morphologie. Während diese Disziplin später stark formalisiert wurde, stand für Goethe das erlebende Mitvollziehen der „Metamorphose“, des Wandels der aufeinander folgenden Blattgestalten an der Pflanze, im Vordergrund. Seine Entdeckung war dabei, dass nicht nur die grünen Laubblätter, sondern auch die Teile der Blüte einander im Prinzip gleichen und dass Früchte aus blattartigen Organen (Fruchtblätter) aufgebaut sind. Diese Entdeckung formulierte er 1787 mit den Worten: „Vorwärts und rückwärts ist die Pflanze immer nur Blatt.“ Heute spricht man von homologen Organen. Das allgemeine „Gesetz“ der Aufeinanderfolge der Blattgestalten nannte Goethe „Urpflanze“.

Zoologie

In der Zoologie gelang Goethe die Entdeckung des Zwischenkieferknochens beim Menschenembryo, dessen scheinbares Fehlen bis dahin eines der wichtigsten Argumente gegen die Verwandtschaft des Menschen mit den Affen war. Goethes zoologische Arbeiten, die ebenso wie die botanischen stark von der Anschauung und von dem Verhältnis zwischen konkreter Erscheinung und allgemeinem Typus ausgingen, wurden in der Folge von verschiedenen Zoologen aufgegriffen, so noch im 19. Jahrhundert von Hermann von Nathusius und im 20. Jahrhundert von Louis Bolk und Adolf Portmann.

Optik/Farbenlehre

Als naturwissenschaftliches Hauptwerk betrachtete Goethe jedoch seine Farbenlehre, die nach heutigem Verständnis nur eine von vielen Farbenlehren darstellt. Mit dieser Arbeit setzte er sich bei der physikalischen Interpretation über die Ursache der Spektralfarben in deutlichen Widerspruch zu dem englischen Physiker Isaac Newton. Goethes Farbenlehre erfüllt die heute gültigen Kriterien nach exakter Wissenschaftlichkeit und Nachprüfbarkeit nicht, weshalb das Werk in der naturwissenschaftlichen Forschung weitestgehend ignoriert wurde.

Gerade zu diesem Werk haben sich aber Physiker des 20. Jahrhunderts geäußert. So formulierte Niels Bohr, dass nicht das klassische Objekt der Physik, sondern das Phänomen das letzte unteilbare Element der physischen Wirklichkeit sei[13] und dass Goethes Einblicke in die Natur „zumindest in bestimmten Punkten außerordentlich fortschrittlich waren im Vergleich zu seiner Zeit“[14]. Carl Friedrich von Weizsäcker äußerte sich zu Goethes Wissenschaftsverständnis und Erkenntnismethode in: Einige Begriffe aus Goethes Naturwissenschaft [15]. Und der Wissenschaftstheoretiker Paul Feyerabend schrieb: „Goethes wundervolles Buch verdient weit mehr Beachtung, als es bisher bei Wissenschaftshistorikern und Wissenschaftstheoretikern gefunden hat.“[16]

Aus psychologischer Sicht kann man Goethes Lehre als erste Farbenpsychologie sehen.

Chemie

In „seinem“ chemischen Institut in Jena führte er eigene Laborversuche durch und notierte in seinem Tagebuch detailliert Versuchsanordnungen, beispielsweise „Versuche zum mineralischen Chamäleon“ (29. April 1811) oder „Versuche mit der Berliner Lauge und den Metallkalken“ (4. Oktober 1793). Führende Chemiker der Zeit, wie Jöns Jakob Berzelius (schwedischer Chemiker), der Graf Kaspar Maria von Sternberg (Mineraloge und Botaniker), wie Eilhard Mitscherlich (Mineraloge und Chemiker) oder die gelehrten Gebrüdern Gmelin aus Tübingen (Chemiker und Verfasser des bis heute aktualisierten Handbuches für anorganische Chemie) waren regelmäßige Diskussionspartner Goethes. Er gab nicht nur Anstöße für ein neues Eisengießverfahren mit „gepülfertem Glas“ oder für die alkoholische Gärung, sondern auch für die erste Zusammenstellung aller Elemente, einem Vorläufer des Periodensystems, das sein „Famulus“ Döbereiner entwickelte. Im hohen Alter lernte er noch den jungen Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge kennen, der wenig später aus Steinkohlenteer den blauen Farbstoff Anilin herstellte und den Grundstein für die organische Chemie legte. Goethe sah vorausschauend: „Die Chemie ist eine Wissenschaft, welche der ausgebreitesten Anwendung und von dem gränzenlosesten Einflusse aufs Leben sich erweist.

Wissenschaftsverständnis und Methodik

Einen Ansatz einer wissenschaftstheoretischen Betrachtung seiner Methodik lieferte Goethe bereits selbst in seinem Aufsatz Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt [17]. Darin kennzeichnet er sein Vorgehen – im Unterschied zur zeitgleichen Naturphilosophie der Romantik – als empirisch und nicht spekulativ[18]. Vom positivistischen Empirismus unterscheidet sich Goethes Ansatz dadurch, dass er den Menschen nicht als externen Beobachter behandelt, sondern als innerhalb des Beobachtbaren und als systematisch zu diesem gehörend.

Ein besonderes Kapitel der Wirkungsgeschichte von Goethes Naturstudien ist die Bedeutung, die sie durch Rudolf Steiner im Bereich der Anthroposophie und der Waldorfpädagogik unter der Bezeichnung „Goetheanismus“ erlangt haben.

Übersetzungen

Von Goethe stammt eine nennenswerte Anzahl von Übersetzungen, über die die Liste der Übersetzungen von Goethe informiert.

Nachkommen

Johann Wolfgang von Goethe und seine Frau Christiane hatten fünf Kinder. Außer August, dem ältesten, wurde eines tot geboren, die anderen starben nach Tagen oder Wochen. August hatte drei Kinder: Walther Wolfgang (* 9. April 1818 † 15. April 1885), Wolfgang Maximilian (* 18. September 1820; † 20. Januar 1883) und Alma Sedina (* 29. Oktober 1827; † 29. September 1844). August starb zwei Jahre früher als Goethe selbst in Rom. Seine Frau Ottilie von Goethe gebar nach seinem Tod ein weiteres (nicht von August stammendes) Kind namens Anna Sibylle, das nach einem Jahr starb. Alle Kinder blieben unverheiratet, so dass die direkte Nachkommenslinie von Johann Wolfgang von Goethe 1885 ausstarb. Wolfgang und Walther, der 1859 Freiherr wurde, vermachten den Nachlass der Großherzogin Sophie und dem Staat Sachsen-Weimar-Eisenach.

        Friedrich Georg (* 1657) (weitere 8 jüngere Geschwister)
                          |
                    Johann Kaspar G.
              + Katharina Elisabeth Textor
            ______________|_______________________
           |                    |                 |
   Johann Wolfgang          Cornelia*    weitere früh Gestorbene
   + Christiane Vulpius         |
           |_______________ 
           |               |
        August        vier früh Gestorbene
   + Ottilie von Pogwisch
           |_______________________________
           |                |              |
        Walther         Wolfgang         Alma

(*) Cornelia hatte zwei Töchter: Luise Maria Anna (1774–1811) und Julie (1777–1793). Luise hatte mit Ludwig Nicolovius neun Kinder. Vier davon waren früh gestorben oder kinderlos. Die anderen fünf Kinder hatten zahlreiche Nachkommen, wovon heute noch einige leben.

Bilder

Rezeption

Briefmarke von 1961

Hauptartikel: Johann Wolfgang von Goethe: Rezeption

Wie kein anderer wurde Goethe schon zu Lebzeiten als unerreichter und unerreichbarer Gipfel deutscher Dichtung stilisiert, wozu sein eigenes Auftreten im Alter zweifellos beitrug.

Goethe ist einer der berühmtesten Autoren der Weltliteratur. Seine Werke gehören in vielen Ländern zum festen Bestandteil des Literaturunterrichts und wurden vielfach vertont und verfilmt.

Die wechselnden Bilder, die im Laufe der Zeit von Goethe entstanden, illustrieren die kulturelle, soziologische und mentale Entwicklung der Gesellschaft. Zur Geschichte der Rezeption gehören deshalb auch die Goethe-Feiern und Goethe-Jubiläen, die wissenschaftlich untersucht wurden.

Siehe auch

Erstes Goethe-Denkmal, nach seiner Restaurierung und Wiederaufstellung an ursprünglichem Standort, auf dem Goetheplatz in Frankfurt
Goethe-Denkmal, Leipzig

In sprachlicher Verbindung mit dem Namen Goethe genannt bzw. nach ihm benannt:

  • Weitere Gebäude

Literarische Werke

Einzelausgaben zu Lebzeiten (Erstausgaben)

Es war eine der besonderen Eigenarten Goethes, begonnene Dichtungen oft Jahre, manchmal Jahrzehnte liegen zu lassen, bereits gedruckte Werke erheblichen Umarbeitungen zu unterwerfen und manches Fertiggestellte erst nach langer Zeit in den Druck zu geben. Eine chronologische Liste der Werke ist daher insofern schwierig zu erstellen, da der Zeitraum der Bearbeitung häufig unklar, das Jahr des Erstdrucks aber oft nicht mit der dichterischen Entwicklung Goethes korrespondiert. Die folgende Liste orientiert sich im Zweifelsfall am (vermutlichen) Zeitpunkt der Entstehung.

Gedichte, Lieder und Balladen

Johann Wolfgang von Goethe im 62. Lebensjahr (nach dem Gemälde von Luise Seidler, Weimar 1811)

Versepen

Dramen

Romane und Novellen

Übertragungen

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Titelblatt der ersten Zusammenstellung

Aufzeichnungen und Aphorismen

  • Maximen und Reflexionen, 1833 (posthum veröffentlicht)

Ästhetische Schriften

Naturwissenschaftliche Schriften

Reden

  • Einleitung zu den Trauerreden (freimaurerische Trauerrede zum Ableben des Meisters vom Stuhl Ridel), 1821
  • Rede zum brüderlichen Andenken Wielands (freimaurerische Trauerrede), von Goethe vorgetragen am 18. Februar 1830
  • Dem würdigen Bruderfeste: „Fünfzig Jahre sind vorüber“ (poetischer Dank für eine Ehrenurkunde seines fünfzigjährigen Maurerjubiläums), 1830

Autobiographische Prosa

Sonstiges

Ausgaben

  • Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche, Frankfurter Ausgabe – das Flaggschiff des Deutschen Klassiker Verlages in 40 Bänden und damit aktuell die vollständigste Gesamtausgabe Goethes, ISBN 3-618-60213-8
  • Sämtliche Werke, Münchner Ausgabe in 20 Bänden, neueste Auflage 1986 im Carl Hanser Verlag erschienen, München, ISBN 3-446-13285-6
  • Goethes Werke, Hamburger Ausgabe in 14 Bänden, textkritisch durchgesehen und kommentiert von Erich Trunz, 13. Aufl. 1982 bei C. H. Beck, München, ISBN 3-406-08495-8
  • Karl Eibl, Fotis Jannidis und Marianne Willems (Hrsg.): Der junge Goethe in seiner Zeit. 2 Bde. mit einer (Windows-)CD-ROM, 1998.

Literatur

Übersichten/Bibliographien

  • Vorlage:PND
  • Jörg Drews: Sichtung und Klarheit – Kritische Streifzüge durch die Goethe-Ausgaben und die Goethe-Literatur der letzten fünfzehn Jahre, P.Kirchheim Verlag, München 1999, ISBN 3-87410-082-0
  • Helmut G. Hermann (Zusammenstellung): Goethe-Bibliographie – Literatur zum dichterischen Werk, Verlag Philipp Reclam jun., Stuttgart 1991, ISBN 3-15-008692-2

Lexika

  • Biedrzynski, Effi: Goethes Weimar – Das Lexikon der Personen und Schauplätze, Verlag Artemis&Winkler, Zürich 1992, ISBN 3-7608-1064-0
  • Müller, Martin: Goethes merkwürdige Wörter. Ein Lexikon von Martin Müller. Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 2., unveränderte Auflage 2006. VII, 216 S.
  • Unterberger, Rose: Die Goethe-Chronik, Insel-Verlag, Frankfurt/M. 2002, ISBN 3-458-17100-2
  • Wilpert, Gero von ~: Goethe-Lexikon. Stuttgart 1998, Kröner, ISBN 3-520-40701-9

Weiteres

  • Albert Bielschowsky: Goethe, sein Leben und seine Werke. (Zwei Bände, Bd. 1: 522 S., Bd. 2: 757 S.), Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München.
  • Nicholas Boyle: Goethe. Der Dichter in seiner Zeit. Aus dem Engl. übers. von Holger Fliessbach. Frankfurt am Main: Insel 2004.
  • Theo Buck: Der Poet, der sich vollendet. Goethes Lehr- und Wanderjahre. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 2008, ISBN 978-3-412-20091-6
  • Karl Otto Conrady: Goethe – Leben und Werk, Artemis Verlag Zürich 1994, 1040 Seiten.
  • Richard Friedenthal: Goethe – sein Leben und seine Zeit, Piper-Verlag München
  • Ettore Ghibellino: Goethe und Anna Amalia – eine verbotene Liebe, A.J. Denkena-Verlag, Weimar 2003, ISBN 3-936177-02-3
  • Goethe, Johann Wolfgang von, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Leipzig, München 1875–1912, Bd. 9, S. 413ff.
  • George Henry Lewes: Goethes Leben und Schriften. übers. von Julius Frese. Berlin: Duncker 1857.
  • Peter Matussek: Goethe zur Einführung. 2. Aufl. Junius, Hamburg 2002, ISBN 3885069725
  • Christoph Michel (Hrsg.): Goethe – Sein Leben in Bildern und Texten, Insel Verlag, Frankfurt/M. (2.Aufl.) 1982, ISBN 3-458-04768-9
  • Wolfram Voigt/Ulrich Sucker: Johann Wolfgang von Goethe BSB B. G. Teubner Verlagsgesellschaft, Reihe: Biographien hervorragender Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner Band 38, Leipzig 1987
  • Renate Wieland: Schein Kritik Utopie. Zu Goethe und Hegel. München (edition text + kritik) 1992, ISBN 3-88377-419-7
  • Hans-Heinrich Reuter: Johann Wolfgang von Goethe. Bildbiographie, VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1990, ISBN 3-323-00328-4
  • Dieter Borchmeyer: Goethe. Der Zeitbürger, München / Wien 1999.
  • Ernst Schulte-Strathaus: Die Bildnisse Goethes, Georg Müller Verlag, München 1913
  • Emil Schaeffer: Goethes Äussere Erscheinung, Insel Verlag, Leipzig 1914
  • Rudolf Payer-Thurn: Goethe. Ein Bilderbuch, Günther Schulz Verlag, Leipzig o.J.
  • Gert Ueding: Goethes Reden und Ansprachen, insel taschenbuch 1650, Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 1994

Umfeld

  • Irene Hardach-Pinke: Ottilies Geheimnis. Als Schwiegertochter im Hause Goethes. Helmer, Königstein/Taunus 2008, ISBN 978-3-89741-255-2

Diskografie

  • Rosebud – Songs of Goethe and Nietzsche, mit Joachim Witt, Grooveminister, Puhdys, Konstantin Wecker, Ben Becker, Die Prinzen, Blixa Bargeld, Fast Food Cannibals u.v.a., 2 CDs, Mastermind Music/SPV, Hannover 1999

Filmische Dokumentationen

  • Goethe in Weimar. Dokumentation, 60 Min., Buch und Regie: Gabriele Dinsenbacher, Produktion: SWR, Erstsendung: 10. Juli 1999, Inhaltsangabe von Die Presse
Commons: Goethe – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Goethe – Zitate

Texte

Wikisource: Goethe – Quellen und Volltexte
Wikisource: Johann Wolfgang von Goethe – Quellen und Volltexte (Latein)

Allgemeines

Hilfsmittel

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. J.W.v.Goethe, Zahme Xenien IX.
  2. J.W.v.Goethe, Dichtung und Wahrheit, Erstes Buch
  3. J.W.v.Goethe, Zahme Xenien IX.
  4. J.W.v.Goethe – Wilhelm Meisters Lehrjahre – 4. Kapitel
  5. J.W.v.Goethe, Dichtung und Wahrheit, Buch 11
  6. Kommentar zur Münchner Ausgabe der Sämtlichen Werke, Band 1,2, S. 902
  7. Cf. Felicie Ewart, Goethes Vater, Schutterwald/Baden 1999, S. 112
  8. Christian Juranek: Abenteuer, Natur, Spekulation. Goethe und der Harz. Stekovics, Halle an der Saale 1999, ISBN 3-932863-19-4
  9. Christine Meissner, Markus Meissner:»In der Freiheit der Berge«. auf Goethes Spuren im Harz. Nationale Forschungs- und Gedenksätten der klassischen deutschen Literatur, Weimar 1989, ISBN 3-7443-0072-2
  10. Rolf Siemon: Soemmerring, Forster und Goethe - „naturkundliche Begegnungen“ in Göttingen und Kassel Göttingen 1999: Volkskundliches Seminar der Universität. (PDF)
  11. Vgl. Goethes Schrift: Geschichte meines botanischen Studiums dort schreibt er: „Wie sie sich nun unter einen Begriff sammeln lassen, so wurde mir nach und nach klar und klärer, daß die Anschauung noch auf eine höhere Weise belebt werden könnte: eine Forderung, die mir damals unter der sinnlichen Form einer übersinnlichen Urpflanze vorschwebte. Ich ging allen Gestalten, wie sie mir vorkamen, in ihren Veränderungen nach, und so leuchtete mir am letzten Ziel meiner Reise, in Sizilien, die ursprüngliche Identität aller Pflanzenteile vollkommen ein, und ich suchte diese nunmehr überall zu verfolgen und wieder gewahr zu werden.“
  12. Georg Schwedt: Goethe als Chemiker. Springer Verlag 1998
  13. s. Niels Bohr, Quantum mechanics and physical reality. Nature, 136/1935, S. 65.
  14. Siehe N. Blaedel: Harmony and Unity. The life of Niels Bohr.
  15. Goethes Werke „Hamburger Ausgabe“ in 14 Bänden, 8. Auflage München 1981, Band 13 (Kommentarteil), S. 539–555.
  16. Paul Feyerabend: Wider den Methodenzwang, revidierte Fassung (1983), S. 201.
  17. J. W. v. Goethe: Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt [1], Goethes Werke „Hamburger Ausgabe“ in 14 Bänden, 8. Auflage München 1981, Band 13, S. 10-20
  18. Siehe auch J. W. v. Goethe: Erfahrung und Wissenschaft, Goethes Werke „Hamburger Ausgabe“ in 14 Bänden, 8. Auflage München 1981, Band 13, S. 23-25