Für die Saison 1911/12 schrieb der NÖFV (Niederösterreichischer Fußballverband) erstmals eine Meisterschaft mit Pflichtspielterminen für Wiener Vereine aus. Diese Meisterschaft wird offiziell als erste österreichische Fußballmeisterschaft angesehen. Eine zweite gleichberechtigte österreichische Meisterschaft gab es in Mähren-Schlesien. In Ungarn wurde eine Meisterschaft vom ungarischen Fußballverband zum siebten Mal ausgerichtet. Aus heutiger Sicht beschränkt man sich jedoch häufig auf die Erste Klasse des NFV, wenn man von der österreichischen Meisterschaft von 1913 spricht.
Gründungsmitglieder waren die 11 Wiener Vereine der inoffiziellen Meisterschaft aus der Vorsaison. Von der Teilnahme ausgeschlossen waren alle übrigen Vereine der Saison 1910/11, dazu gehörten DFC Prag, Grazer AK, Teplitzer FK und KS Cracovia.
Als 12. Verein wurde ASV Hertha Wien als Meister der Zweiten Klasse zugelassen. Hertha Wien wurde der Meistertitel erst nach Saisonende zugesprochen, nachdem mehrere Vereine der Zweiten Klasse Protest gegen den Meistertitel des Rennweger SV 1901 Wien einlegten. Grund dafür war das um einen Meter zu kurze Spielfeld des Vereins. Der Rennweger SV 1901 existiert noch heute (2005), schaffte es – als verhindertes Gründungsmitglied der ersten Meisterschaft – jedoch nie in die erste Liga aufzusteigen.
Österreichisches Kernland
Im heutigen österreichischen Kernland trug der Niederösterreichische Fußballverband (NÖV), der am 16. Mai 1911 gegründet wurde, ab September 1911 bis März 1912 eine Meisterschaft in Niederösterreich und Wien aus. Die Vereine wurden in eine Erste Klasse, Zweite Klasse A, Zweite Klasse B und Zweite Klasse C eingeteilt.[1] Der Deutsch-Alpenländische Fußballverband (DAFV), der am 2. Juli 1911 gegründet wurde, startet seine Meisterschaft eine Saison später.
Der Meister wurde in der Ersten Klasse ausgespielt. Sie wurde von 12 Mannschaften bestritten, die während des gesamten Spieljahres je zweimal aufeinander trafen. Rapid wurde erster österreichischer Fußballmeister. Die Auf- und Abstiegsfrage wurde mit Relegationsspielen zwischen dem neunten und zehnten der Ersten Klasse und dem Meister der Zweiten Klasse A gelöst.
Das Spiel ASV Hertha Wien und First Vienna FC 1894 wurde trotz Einsetzung von nicht spielberechtigter Spieler der Vienna, das schon vor dem Spiel bekannt war mit dem gleichen Ergebnis wie das Spiel ausgegangen war, 3:4 für die Vienna, strafverifiziert. Daher landete die Herthaner auf einen Relegationsplatz und man trat gegen den SC Rudolfshügel an.
Der Vienna Cricket and Football-Club zog sich nach mehreren Niederlagen am Saisonende zurück und stieg in die Zweite Klasse A ab. Die Ergebnisse des AC Viktoria Wien wurden annulliert, da der Verein mit dem Vienna Cricket and Football-Club fusionierte. Die Cricketer setzten während der Saison auch Spieler bei der Viktoria ein.
Die Meisterschaft in der Ersten Klasse wurde von elf Mannschaften bestritten, die während des gesamten Spieljahres je zweimal aufeinander trafen. Es waren ursprünglich zwölf Vereine, wobei AC Viktoria Wien nur vier Spiele bestritt und nach dem 24. September 1911 (vermutlich erst im Dezember 1911) mit Vienna Cricket and Football-Club fusionierte. Alle Ergebnisse des AC Viktoria wurden darauf hin annulliert. Der erste offizielle österreichische Fußballmeister wurde SK Rapid Wien. Er absolvierte am 28. April 1912 sein erstes Bewerbsspiel auf der legendären Pfarrwiese und besiegte dabei den Wiener AC mit 2:1. Die letzten drei Vereine der Saison mussten in die Relegation um den Verbleib in der Liga, der Tabellenletzte Vienna Cricket and Football-Club schied zu Saisonende freiwillig aus der Liga aus.
Von der Zweiten Klasse A, die zweite Leistungsstufe, sind ausführliche Ergebnisse oder Tabellenstände nicht bekannt: Meister der zweiten Leistungsstufe wurde SC Wacker Wien. Der Aufstieg in die oberste Spielklasse wurde jedoch in der Relegation gegen den SC Rudolfshügel verpasst. Den Aufstieg in die Zweite Klasse A schaffte der FC Sturm 07 als Meister der Zweiten Klasse B.[1]
Zu Zweiten Klasse B, die dritte Leistungsstufe, sind nur wenige Daten nebst den Teilnehmern bekannt: Dritter der Zweiten Klasse B, der dritten Leistungsstufe, wurde SC Hakoah Wien. Den Aufstieg in diese Klasse schaffte der 1. Groß-Floridsdorfer FK Admira Wien als Meister der Zweiter Klasse C, der vierten Leistungsstufe.[1]
Meister und Aufstieg in die Zweite Klasse A der Saison 1912/13
Zweite Klasse C (NÖV)
Zu Zweiten Klasse C, die vierte Leistungsstufe, sind nur wenige Daten nebst den Teilnehmern bekannt: Den Aufstieg in die Zweite Klasse B schaffte der 1. Groß-Floridsdorfer FK Admira Wien als Meister der Zweiter Klasse C.[1]
Meister und Aufstieg in die Zweite Klasse B der Saison 1912/13
Relegation zur Ersten Klasse (NFV)
1. Runde
Die in der Meisterschaft punktegleichen Vereine ASV Hertha Wien und SC Rudolfshügel ermittelten in Hin- und Rückspiel den fixen Klassenerhalt. Das Hinspiel fand am 28. Juli, das Rückspiel am 11. August 1912 statt.
Der Verlierer der 1. Runde, SC Rudolfshügel, musste gegen den Meister der 2. Klasse A, SC Wacker Wien, ein Entscheidungsspiel bestreiten und sicherte sich durch einen ungefährdeten und hohen Sieg ebenfalls den Klassenerhalt und verblieb in der obersten Liga. Das Spiel fand am 25. August 1912 statt.
In allen übrigen Landesteilen des heutigen Österreichs wurden zu dieser Zeit noch keine Meisterschaften organisiert. Die bekanntesten und stärksten Klubs spielten Freundschaftsspiele gegen nationale und internationale Vereine.
Die erste offizielle Gründungssitzung des DeutschenFußball-Verbandes für Mähren und Schlesien war zwar erst am 13. Juli 1913, die mährische und schlesische Vereine organisierten ihre ersten Fußballbewerbe schon 1912.
Die Meisterschaft wurde über 18 Runden ausgetragen und fand zum siebten Mal ihren Sieger im Ferencvárosi TC. Für das Pokalfinale qualifizierten sich MTK Budapest und Ferencvárosi TC. Das Endspiel wurde nicht ausgetragen, MTK Budapest bekam vom Verband den Pokalgewinn zugesprochen.
↑ abcdThomas Hofman: Es gab keine Fußballblasen. Am 3. September 1911 wurde der Startschuß zur ersten Fußballmeisterschaft in Österreich gegeben. Beitrag in: Jubiläumsausgabe: 80 Jahre offizielle österreichische Fußballmeisterschaften; Beilage zum Bundesliga Journal - Das offizielle Magazin der Fußball-Bundesliga. Ausgabe Herbst 1994