Flughafen Paris-Orly

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Flughafen Paris-Orly
Kenndaten
ICAO-Code LFPO
IATA-Code ORY
Koordinaten

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Höhe über MSL 89 m  (292 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 9 km südlich von Paris
Straße Autoroute A6
Nahverkehr Orlyval
Basisdaten
Eröffnung 1932
Betreiber ADP
Fläche 1528 ha
Terminals 2
Passagiere 29.664.993 (2015) [1]
Luftfracht 94.700 t (2012) [2]
Flug-
bewegungen
233.981 (2012) [2]
Beschäftigte 26000
Start- und Landebahnen
02/20 2400 m × 60 m Beton
06/24 3650 m × 45 m Asphalt
08/26 3320 m × 45 m Beton

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Der Flughafen Paris-Orly ist nach Paris-Charles-de-Gaulle der zweite internationale Verkehrsflughafen der französischen Hauptstadt Paris. Er dient als Drehkreuz für Corsair International, Transavia France und easyJet sowie hauptsächlich Inlandsflüge der Air France und fertigte im Jahr 2015 knapp 29,7 Millionen Passagiere ab.

Der Flughafen löste in den 1950er Jahren Le Bourget als wichtigsten Pariser Flughafen ab und hieß damals schlicht Aéroport de Paris („Flughafen Paris“). Der Name Orly (nach dem Pariser Vorort Orly) war allerdings schon gebräuchlich und wird seit der Eröffnung des Großflughafens Paris-Charles-de-Gaulle grundsätzlich verwendet.

Geschichte

Bereits in den 1920er Jahren wurden Wartungshallen auf dem Flugfeld bei Orly errichtet, unter anderen zwei 300 m lange Luftschiffhallen.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Flughafen von 1940 bis 1944 durch die deutsche Luftwaffe besetzt.[3]

Orly wurde nach Kriegsende durch die amerikanischen Streitkräfte an die französischen Behörden übergeben, die ihn als zivilen Flughafen von Paris wieder in Betrieb nahmen. Im nördlichen Bereich behielten die Amerikaner jedoch ein Areal, das die United States Air Force als Orly Air Base bezeichnete und 1967 bis zum Austritt Frankreichs aus den militärischen Strukturen der NATO nutzte. Die Basis diente insbesondere als Logistikzentrum für den Lufttransport und dem NATO-Hauptquartier, das damals in Rocquencourt beheimatet war.

Bereits im Jahr 1948 fertigte der Flughafen 215.000 Passagiere ab. Im Jahr 1952 bezog Air France das Terminal Nord, das damals über Gates und 50 PKW-Parkplätze verfügte. Zwei Jahre später wurde der Tower Orly Nord in Betrieb genommen. 1956 begann der Bau des Terminals Süd, das 1961 schließlich eröffnet wurde. 1966 folgte ein neuer Kontrollturm sowie 1971 mit Orly West das zweite neue Terminal.

Im Jahr 1991 wurde die Orlyval zwischen den Terminals und der S-Bahnlinie RER B in Betrieb genommen.

Das 15,5 km² große Areal des Flughafens ist seit vielen Jahren optisch unverändert. Dies ist auf ein Wachstumsverbot von 1996 für den Flughafen und die Errichtung des Flughafens Roissy (CDG) zurückzuführen. Mehr als 30 Millionen Fluggäste, 250.000 Flugbewegungen pro Jahr oder Nachtflüge (23:30 – 6:00 Uhr) sind vom Gesetzgeber 1996 verboten worden. Alle Starts danach müssen bis zum nächsten Morgen warten, ankommende Flüge werden nach Roissy umgeleitet. Dies soll die Anwohner vor zu viel Fluglärm schützen, aber auch den Verkehr von und nach Orly begrenzen.

Abfertigungsgebäude

Orly Süd

Außenansicht des Terminals Orly Süd
Innenansicht des Terminals Orly Süd
Innenansicht des Terminals Orly West

Das Terminal Orly Süd wurde 1961 nach einem Entwurf von Henry Vicariot eröffnet. Er besteht aus einer 200 Meter langen und 70 Meter tiefen Stahlskelettkonstruktion mit Glasfassade nach dem Vorbild des Lever House. Der Begriff Vitrine de la France, das Schaufenster Frankreichs, bezog sich dabei sowohl auf die helle und luftige Atmosphäre der Halle als auch auf den Prestigefaktor des Vorzeigebauwerks. Von den acht Etagen werden die zwei Kellergeschosse hauptsächlich für Technik genutzt, darüber stehen die Abfertigungsbereiche, eine Einkaufspassage und diverse Restaurants zur Verfügung. Aussichtsterrassen führen bis auf das Dach. Durch den Anbau der beiden Satelliten 1966 wuchs das Gebäude auf der Vorfeldseite auf eine Länge von 700 Meter, die Kapazität stieg dadurch von sechs auf neun Millionen Passagiere.

1995 erfolgte die Erweiterung des Check-in-Bereiches von kleineren Gängen zu drei großen Bereichen in U-Form, 1999 die Zusammenfassung aller Check-in-Bereiche zu einer großen Halle und der Bau des südlichen Satelliten, der unterirdisch mit dem Terminal verbunden ist. Der Tower wurde erst 1966 neben dem Terminal errichtet und gehört nicht zur ursprünglichen Planung, wurde aber im gleichen Stil errichtet und ist dadurch optisch mit dem Empfangsgebäude zusammengewachsen.

Orly West

Wesentliches Kriterium für den Entwurf des zweiten Terminals Orly West war eine drastische Verkürzung der Fußwege von bis zu 400 m bei Orly Süd auf nur noch 100 m, getrennte Etagen für Check-In und Gepäckrückgabe, die direkte Verbindung zwischen den Parkplätzen und dem Ankunftsbereich ohne Kreuzung der Vorfahrt sowie eine Option auf spätere Erweiterungen. Den schlichten Bau entwarfen die Architekten Coutant, Vigouroux und Laroche, die für die Flughafengesellschaft arbeiteten. 1971 wurden die mittleren Hallen 2 und 3 für jeweils drei Millionen Passagiere eröffnet, die auf das Vorfeld ragen und in denen die Abfertigung dezentral direkt am Flugzeug stattfand, was die Gefahr der Fehlleitung von Gepäck und Passagieren reduzierte. Zunächst wurden Inlands- und Mittelstreckenflüge abgefertigt, doch sehr rasch wurde die Gesellschaft Air Inter, die damals für französische Inlandsflüge zuständig war, alleiniger Nutzer des Gebäudes, wodurch Passkontrollstellen entfallen konnten. Ein Zustand, der fast 25 Jahre anhalten sollte, bis Air Inter von Air France übernommen wurde. Auch heute noch werden die meisten Flüge von Paris in die Provinzen in Orly West abgefertigt. 1986 erfolgte der Ausbau der Halle 4, einem vorhandenen Seitenflügel, in dem Check-in-Schalter installiert wurden, die Abfertigung findet überwiegend an Busgates statt. Bis zu vier Millionen Reisende können dort abgefertigt werden. 1993 entstand nach einem Entwurf von Paul Andreu die Halle 1 mit 8 Fluggastbrücken und einer Kapazität von sechs Millionen Passagieren, große Teile der Fassade sind mit Glasbausteinen verkleidet. 2005 begannen umfangreiche Renovierungsarbeiten in der Halle 2, die ein zeitgemäßes Erscheinungsbild erhalten soll, Halle 3 soll später folgen.

Technischer Bereich

Auf dem 460.000 m² großen Frachtgelände im Osten des Flughafens können jährlich 500.000 Tonnen verladen werden. Zu den Wartungseinrichtungen im Norden gehören neben Lagern und Werkstätten neun Hangars mit einer Gesamtkapazität von bis zu 20 Flugzeugen. Das Business-Center Orly Tech umfasst 35.000 m² Büroflächen im Nordosten des Flughafens in moderner Architektur, ausgerichtet auf Firmen der Luftfahrt- und Transportbranchen.

Lage und Verkehrsanbindung

Der Flughafen liegt neun Kilometer südlich von Paris auf einem Gelände, das zu den Gemeinden Orly, Villeneuve-le-Roi, Athis-Mons, Paray-Vieille-Poste, Chilly-Mazarin und Wissous gehört.

Die automatischen Züge des Orlyval verkehren in wenigen Minuten zwischen den beiden Terminals Süd und West sowie weiter zur RER-Haltestelle Antony. Die Fahrt zwischen den Terminals ist kostenlos. Busse der Flughafengesellschaft Aéroports de Paris verkehren zwischen den Terminals und den weiter entfernten Urlauberparkplätzen.

Verbindungen nach Paris

Straßen

Die Nationalstraße N7 verläuft, von Paris kommend, unter dem Terminal Süd und den Startbahnen nach Süden, die nächste Autobahn ist die A6.

Orlyval

Der Orlyval hält an beiden Terminals (Süd und West) und fährt dann etwa sieben Kilometer weiter bis zum Bahnhof Antony, wo man in die Linie RER B nach Paris umsteigen kann – Weiterfahrt zum Flughafen Paris-Charles de Gaulle siehe unten.

RER

Der Flughafen ist an zwei Linien der S-Bahn RER angeschlossen, die Linie RER C hält an der Haltestelle Pont-de-Rungis/Aéroport d’Orly, von dort verkehrt ein Pendelbus zu den Terminals. Die Linie RER B hält an der Haltestelle Antony, wo man in die automatische Bahn OrlyVAL umsteigen kann, die in beiden Terminals hält.

Tram

Die Tramlinie 7 bindet den Flughafen mit einer Fahrzeit von etwa 30 Minuten an die Metroendstation der Linie 7 in Villejuif an.

Busse

Die Pariser Verkehrsbetriebe RATP unterhalten reguläre Buslinien nach Orly; Linie 183 zur Métrostation Porte de Choisy, Linie 285 zur Métro Villejuif-Louis Aragon und zwei Routen der Noctilien genannten Nachtbuslinien zur Porte d'Italie und nach Athis Mons-Pyramide de Juvisy. Schnellbusse verkehren als Jetbus nach Villejuif-Louis Aragon und als Orlybus nach Denfert-Rochereau.

Cars Air France

Die Reisebusse (Cars) der Air France verkehren auf der Linie 1 vom Terminal des Invalides über Montparnasse zum Flughafen Roissy.

Linie 12 der Pariser Metro

Im Zuge des Projektes Grand Paris Express wird die Linie 14 der Pariser Mêtro zukünftig zum Flughafen Orly verlängert werden und dann umsteigefrei die schnellste und höchstgetaktete Verbindung in die Innenstadt von Paris darstellen.

Verbindungen zum Flughafen Paris-Charles de Gaulle

Für viele Reisen ist eine Verbindung zwischen den Flughäfen notwendig, da die Air France ihr internationales Drehkreuz auf dem Flughafen Paris-Charles de Gaulle unterhält, wo auch die meisten Flüge aus Deutschland landen, viele innerfranzösische Routen jedoch nach wie vor am Flughafen Orly starten, wo früher Air Inter, eine eigene Gesellschaft für Inlandsverkehr, ihre Basis hatte.

Cars Air France

Die Linie 3 der Air-France-Reisebusse verbindet die beiden Flughäfen Charles de Gaulle und Orly direkt und hält an allen Terminals. Die Tickets können an der Haltestelle bzw. im Bus erworben werden. Die Fahrt über den Pariser Autobahnring Boulevard Peripherique dauert in der Regel weniger als eine Stunde, kann durch die Überlastung der Straßen aber auch erheblich länger dauern.

Orlyval & RER

Der Orlyval hält an beiden Terminals (Süd und West) und fährt dann etwa sieben Kilometer weiter bis zur Haltestelle Antony, wo man in die S-Bahnlinie RER B umsteigt, die am Flughafen Charles-de-Gaulle an den Bahnhöfen neben den Terminals 2 und 3 hält – zum Terminal 1 muss man allerdings noch zusätzlich den Pendelbus oder die CDG-Val vom RER-Bahnhof nehmen.

Zwischenfälle

  • Am 24. November 1956 kamen bei einem missglückten Start einer Douglas DC-6 der Linee Aeree Italiane 34 Insassen ums Leben, darunter der italienische Dirigent Guido Cantelli. Ein Passagier überlebte den Absturz.[4]
  • Am 3. Juni 1962 verunglückte die Boeing 707-328 „Chateau de Sully“ (Registrierung F-BHSM) der Air France mit Ziel New York International (Idlewild) Airport während des Startabbruchs. Nur zwei Stewardessen, die sich im hinteren Teil der Maschine befanden, überlebten mit leichten Verletzungen – alle anderen 130 Personen an Bord kamen ums Leben. Zu dem Zeitpunkt war es die höchste Anzahl von Unfallopfern mit einem Flugzeug.[5]
  • Am 3. März 1974 stürzte zehn Minuten nach dem Start die McDonnell Douglas DC-10 TC-JAV „Ankara“ der Turkish Airlines von Flug 981 ab, wobei alle 346 Insassen starben.[6] Die Flugkatastrophe von Ermenonville war bis zum Absturz der Boeing 747-146SR des Japan-Airlines-Fluges 123 im August 1985 das Flugzeugunglück mit den meisten Opfern.
  • Am 13. Januar 1975 versuchten mehrere Attentäter (darunter Carlos) erfolglos, eine Maschine der israelischen Fluggesellschaft El Al in die Luft zu sprengen. Auch der erneute Versuch am 17. Januar scheiterte.
  • Am 15. Juli 1983 verübte die armenische Untergrundorganisation Asala einen Bombenanschlag auf einen Abfertigungsschalter einer türkischen Fluglinie. Dabei wurden acht Menschen getötet und über 50 verletzt.
  • Im November 2015 mussten diverse Flüge gestrichen werden, als das DECOR-Computersystem ausfiel, das zur Bereitstellung von Wetterdaten für die Abwicklung von Starts und Landungen dient und immer noch unter Windows 3.1 läuft. Eine Modernisierung der Systeme ist für das Jahr 2017 geplant, wird aber nach anderen Schätzungen möglicherweise erst 2019 oder 2021 realisiert werden.[7]
  • In Folge der Terroranschläge vom 13. November 2015 in Paris wurde der Flughafen geschlossen und alle Flüge wurden storniert.[8]

Trivia

  • Südlich vom Flughafen befindet sich das Musée Delta (Athis-Mons), wo eine Concorde ausgestellt ist, die mittwochs und samstags auch von innen besichtigt werden kann.
  • 2010 drehte die deutsche Filmregisseurin Angela Schanelec einen Film mit dem Titel Orly, der fast komplett in der Passagierabfertigungshalle des Flughafens spielt.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Flughafen Paris-Orly – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Aéroports de Paris: Aéroports de Paris Année record avec 95,4 millions de passagers accueillis en 2015 (PDF, französisch)
  2. a b ACI
  3. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935-45 France (with Corsica and Channel Islands), abgerufen am 5. September 2014
  4. Flugunfalldaten und -bericht des Unglückes vom 24. November 1956 im Aviation Safety Network (englisch)
  5. Flugunfalldaten und -bericht des Unglückes vom 3. Juni 1962 im Aviation Safety Network (englisch)
  6. Flugunfalldaten und -bericht des Unglückes vom 3. März 1974 im Aviation Safety Network (englisch)
  7. Uralt-PCs mit Windows 3.1 ausgefallen: Pariser Flughafen lahmgelegt. 13. November 2015, abgerufen am 13. November 2015.
  8. http://lci.tf1.fr/france/faits-divers/fusillade-dans-le-10eme-arrondissement-a-paris-des-blesses-8683393.html