Bockenheim an der Weinstraße
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 36′ N, 8° 11′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Bad Dürkheim | |
Verbandsgemeinde: | Grünstadt-Land | |
Höhe: | 160 m ü. NHN | |
Fläche: | 11,24 km2 | |
Einwohner: | 2331 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 207 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 67278 | |
Vorwahl: | 06359 | |
Kfz-Kennzeichen: | DÜW | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 32 006 | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Industriestraße 11 67269 Grünstadt | |
Website: | ||
Ortsbürgermeister: | Kurt Janson | |
Lage der Ortsgemeinde Bockenheim an der Weinstraße im Landkreis Bad Dürkheim | ||
Bockenheim an der Weinstraße (pfälz. Bockrem/Bockrum [ ]) ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land an.
Geographie
Das pfälzische Bockenheim ist Teil der europäischen Metropolregion Rhein-Neckar und liegt am Nordende des Landkreises Bad Dürkheim und zugleich der 85 km langen Deutschen Weinstraße, die hier mit der Bundesstraße 271 identisch ist.
Durch den Norden der Gemarkung fließt von Südwest nach Nordost der Kinderbach, ein rechter Zufluss der Pfrimm.
Geschichte
Bockenheim besteht aus den Ortsteilen Groß- und Kleinbockenheim, die 1956 zusammengelegt wurden. Die beiden Orte waren nach der fränkischen Landnahme (um 500) aus kleinen Ansiedlungen entstanden, die sich um fränkische Gutshöfe entwickelt hatten. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Bockenheim 770 im Lorscher Codex unter der Bezeichnung Buckenheim.[2]
Im April 1525 bildete sich im Pfälzischen Bauernkrieg der Bockenheimer Haufen, eine Zusammenrottung von Bauern, die sich den Aufständischen anschlossen.
Bis 1969 gehörte Bockenheim zum (damals aufgelösten) Landkreis Frankenthal (Pfalz), seither ist es Teil des zeitgleich neu geschaffenen Landkreises Bad Dürkheim. 1972 erfolgte die Zuordnung zur ebenfalls neuen Verbandsgemeinde Grünstadt-Land.
Politik
Gemeinderat
Der Ortsgemeinderat in Bockenheim besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzenden.
Die Sitzverteilung im Gemeinderat:[3]
Wahl | SPD | CDU | FWG | Gesamt |
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2014 | 7 | 4 | 5 | 16 Sitze |
2009 | 8 | 4 | 4 | 16 Sitze |
2004 | 8 | 4 | 4 | 16 Sitze |
- FWG = Freie Wählergruppe Bockenheim e.V.
Bürgermeister
Wahl | Name | Partei / Wählergruppe |
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2014 | Kurt Janson | parteilos |
2009 | Kurt Janson | parteilos |
2004 | Kurt Janson | parteilos |
1999 | Emil Wagner | FWG |
1996 | Horst Kern | SPD |
1994 | Eugen Ackermann | SPD |
1989 | Eugen Ackermann | SPD |
1984 | Erich Mattern | SPD |
1979 | Erich Mattern | SPD |
1974 | Erich Mattern | SPD |
1969 | Karl Keidel | SPD |
1964 | Karl Keidel | SPD |
1960 | Karl Ludwig Böll | WG Bühler |
1956 | Karl Ludwig Böll | WG Bühler |
Wappen
Das Gemeindewappen ist geteilt von Blau und Silber; oben auf einem schreitenden silbernen Pferd der golden nimbierte heilige Martin, mit dem Schwert seinen roten Mantel teilend; unten auf grünem Boden ein aufspringender schwarzer Ziegenbock mit goldenen Hörnern. St. Martin ist der Schutzpatron der örtlichen Martinskirche.
Die am 1. Oktober 1956 durch den Zusammenschluss Groß- und Kleinbockenheims entstandene Gemeinde wünschte sofort nach Bildung ein Wappen, das aus den Wappen der beiden zuvor selbstständigen Gemeinden unter Vereinfachung der Details durch Fortlassen des Bettlers im Wappen von Kleinbockenheim geschaffen wurde.
Mit der Genehmigung des Ministeriums des Innern, Mainz, vom 19. Februar 1959 war Bockenheim dann auch heraldisch vereinigt.
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Wappen Bockenheims seit der Fusion
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Großbockenheim
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Kleinbockenheim
Großbockenheim
Das Wappen der vormals eigenständigen Gemeinde Großbockenheim zeigt in Silber auf grünem Grund einen springenden, schwarzen Ziegenbock.
Für das Jahr 1550 ist ein Gerichtssiegel mit dem Siegel der Abtei Otterberg belegt. Seit 1719 ist ein Gemeinde-, seit 1724 ein Gerichtssiegel Großbockenheims bekannt, welche übereinstimmend den Ziegenbock zeigen, wie er auch 1817 nachgewiesen ist. Im 19. Jahrhundert war dieses Wappen in Großbockenheim gebräuchlich, wenn auch in unterschiedlicher Farbgebung. So war man sich im Jahre 1841 nicht über die Farbe einig. Während der Reichsherold einen blauen Bock vorschlug, genehmigte König Ludwig II. gemäß der ihm vorgelegten Zeichnung das Wappen am 27. Juni 1841 mit schwarzem Bock.[4]
Kleinbockenheim
Die Blasonierung des Kleinbockenheimer Wappens lautet: In Blau auf einem silbernen Pferd (Schimmel) mit goldenem Schweif und Zaumzeug der heilige Martin in silbernem Unter- und rotem Obergewand und rotem Hut mit silberner Krempe und mit einem goldenen Nimbus, mit seinem silbernen Schwert mit goldenem Knauf seinen roten Mantel mit dem am Boden hockenden Bettler in goldenem Lendenschurz teilend.
Das Wappen geht auf ein 1510 bezeugtes Gerichtssiegel zurück, welches in veränderten Formen, so 1814, noch 1818 mit einem napoleonischen Hut, die bekannte Martinsszene darstellt. Die Martinsdarstellung im Siegel wiederum geht zurück auf die alte Pfarrkirche Kleinbockenheims, die dem heiligen Martin geweiht war. Hiervon unterscheidet sich nicht ein aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts überlieferter Siegelstempel.
Die Genehmigung erfolgte am 15. Mai 1855 durch König Maximilian II.[4]
Gemeindepartnerschaft
Eine Gemeindepartnerschaft besteht zwischen Bockenheim und der französischen Gemeinde Grandvilliers im Département Oise.
Sehenswürdigkeiten und Kultur
Bauwerke
Das Ortsbild wird von zahlreichen alten Gehöften geprägt, die nach und nach restauriert werden.
Der Turm der romanischen Martinskirche stammt aus dem 11. Jahrhundert. Sie stand neben der früheren Emichsburg der Leininger Grafen, nach der das heutige Bürgerhaus benannt ist. Die Burg wurde nach mehrfachen Verwüstungen beim Wiederaufbau in ein Schloss umgewandelt, das auch wieder zerstört wurde. Seine Reste sind in ein Weingut integriert, das sich deshalb Schlossgut nennt.
1995 wurde als Gegenstück zum Deutschen Weintor in Schweigen, welches seit 1936 den südlichen Beginn der Deutschen Weinstraße kennzeichnet, zwischen Groß- und Kleinbockenheim das Haus der Deutschen Weinstraße errichtet. Stilistisch an ein römisches Kastell angelehnt, überspannt es brückenartig die Weinstraße und bietet neben einem Restaurant (120 Plätze) mit Seeterrasse auch verschiedenen Veranstaltungsräumen Platz. Im Turmzimmer mit Ausblick auf die umgebenden Rebenhügel sowie die Rheinebene bis hin zum Odenwald findet für Trauwillige die Weinstraßenhochzeit statt.
Die westlich der Wohnbebauung von Großbockenheim in zwei Terrassen ansteigenden Hügel heißen St. Petersberg, Sonnenberg und Fahnenberg. Auf dem St. Petersberg steht die Heiligenkirche, die Simon Petrus zum Patron hat. Es handelt sich um eine barocke Kapelle, unter deren Altar eine Quelle entspringt. Sie steht auf den Fundamenten einer größeren romanischen Kirche. Der sogenannte Katzenstein in ihrer Nähe, ein Kalksteinblock, wird als vorchristlicher Opferaltar angesehen.[5] Er soll zu einem heidnischen Kultplatz auf dem Hügel gehört haben, den laut Volkssage der lokale Heilige Philipp von Zell in einen christlichen Ort umgewandelt hat.[6]
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Mundartgemeinde Bockenheim
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Weinstraße 53: ehemaliges Schul- und Rathaus
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Schlossweg 8: Tor zur Emichsburg
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Katholische Kirche St. Lambertus von 1936
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Lambertskirche, jetzt protestantisch
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Turm der Martinskirche
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Kriegerdenkmal
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Weinstraße 50–52: das Bockremer Fass
Mundart
Seit 1953 wird in Bockenheim in jedem Oktober der Pfälzische Mundartdichterwettstreit ausgetragen, zu dem sich Pfälzer Mundart schreibende und sprechende Teilnehmer treffen. Die Jury zeichnet die zehn besten Gedichte aus.
Die alljährlich an einem Maiwochenende stattfindenden Bockenheimer Mundarttage wurden dadurch bekannt, dass Dialektologen vor Publikum über Mundarten referierten und darüber – traditionell im Dialekt – auf dem Podium diskutierten.
Burschenschaft 1813
Wie für die Region typisch, gibt es in Bockenheim eine Burschenschaft. Die Tradition der Burschenschaft 1813 Bockenheim reicht über 200 Jahre zurück. Wer in die Vereinigung aufgenommen werden will, kann sich bei einer der Versammlungen in einer Bockenheimer Wirtschaft bewerben, sofern er Einwohner der Gemeinde Bockenheim ist. Punkt 2 der Tagesordnung ist dann die „Burschung“. Dabei muss der „Neiborsch“ einen Schoppen Wein in einem Zug leeren. Danach bekommt der Neuling die Statuten der Burschenschaft vorgelesen und wird vereidigt. Damit ist er in die Gemeinschaft der Burschen aufgenommen.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Größte Weinbaugemeinden im Anbaugebiet |
Rang unter allen rheinland-pfälzischen Weinbaugemeinden nach Rebfläche |
Bestockte Rebfläche 2017 (in ha) |
Rebsorten | |
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weiße | rote | |||
(in %) | ||||
Pfalz | 23.652 | 65 | 35 | |
Landau (Pfalz) | 1 | 2.067 | 66 | 34 |
Neustadt (Weinstr.) | 2 | 2.031 | 67 | 33 |
Billigheim-Ingenheim | 4 | 843 | 62 | 38 |
Bad Dürkheim | 6 | 819 | 68 | 32 |
Kirrweiler | 14 | 589 | 67 | 33 |
Edesheim | 17 | 505 | 61 | 39 |
Deidesheim | 18 | 498 | 85 | 15 |
Wachenheim (Weinstr.) | 20 | 473 | 75 | 25 |
Göcklingen | 22 | 464 | 65 | 34 |
Freinsheim | 25 | 437 | 61 | 39 |
Quelle: Faltblatt Weinbau 2018. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, Bad Ems, Mai 2018 |
Bockenheim ist ein altes Winzerdorf, in dem seit mehr als 1200 Jahren Weinbau betrieben wird. Er ist auch heute noch der wichtigste Wirtschaftszweig des Ortes. Bockenheims Weinberge erstrecken sich auf über 400 ha. Daneben gewinnt der Tourismus immer mehr an Bedeutung.
Verkehr
Über die B 271, die in Nord-Süd-Richtung noch schmal und kurvenreich mitten durch den Ort führt, besteht eine Anbindung an die sechs Kilometer südlich gelegene Anschlussstelle Grünstadt der Autobahn 6 (Mannheim–Saarbrücken). Seit Jahren wird eine Ortsumgehung im Osten angestrebt.
Die Bahnstrecke der Pfälzischen Nordbahn Monsheim–Grünstadt verläuft am östlichen Ortsrand, der Haltepunkt Bockenheim-Kindenheim wird im Rheinland-Pfalz-Takt von Regionalbahnen bedient. Der öffentliche Nahverkehr ist in den Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) integriert, es gelten dessen Gemeinschaftstarife.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Jakob Kautz (~1500–1532), Theologe und Reformator
- Anton Straub (1852–1931), katholischer Priester, Jesuit, Theologe und Buchautor
- Heinrich Janson (1869–1940), Politiker (DVP)
- Arthur Kullmer (1896–1953), General der Infanterie und Ritterkreuzträger
- Karl-Heinz Spieß (* 1948), Historiker
- Eugen Ackermann (* 1949), Politiker (SPD)
- Bodo Mattern (* 1958), Fußballspieler
Sonstige
- Joseph Max von Vallade (1825–1882), Adeliger und katholischer Pfarrer von Bockenheim. Ist hier begraben und machte sich um den Eisenbahnanschluss der Gemeinde verdient.
Literatur
- Die Martinskirche in Bockenheim, Speyer 1982, Nachdruck 1996, Sonderdruck aus "Der Turmhahn", Blätter vom künstlerischen Schaffen und Bauen in der Pfälzischen Landeskirche, Heft 5/6, 1982
Weblinks
- Kultur- und Verkehrsverein Bockenheim
- Bockenheimer Geschichte
- Ortsgemeinde Bockenheim auf den Seiten der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land
- Fahr mal hin-SWR-Von Bockenheim durch den Gemüsegarten bis zur Grenze
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- ↑ Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 3), Urkunde 1115 26. Mai 770 – Reg. 496. In: Heidelberger historische Bestände - digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 121, abgerufen am 25. Januar 2016.
- ↑ Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2014, Stadt- und Gemeinderatswahlen
- ↑ a b Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz, Seite 53. Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3.
- ↑ Website zum Katzenstein
- ↑ Website zur Heiligenkirche Bockenheim