Fürth (Odenwald)

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Wappen Deutschlandkarte
Fürth (Odenwald)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Fürth hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 39′ N, 8° 47′ OKoordinaten: 49° 39′ N, 8° 47′ O
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Kreis: Bergstraße
Höhe: 193 m ü. NHN
Fläche: 38,41 km2
Einwohner: 10.751 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 280 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 64658,
64385 (Gumpener Kreuz)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/PLZ enthält Text
Vorwahl: 06253
Kfz-Kennzeichen: HP
Gemeindeschlüssel: 06 4 31 007
Gemeindegliederung: 12 Ortsteile (inklusive Kerngemeinde)
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 19
64658 Fürth
Website: www.gemeinde-fuerth.de
Bürgermeister: Volker Oehlenschläger (CDU)
Lage der Gemeinde Fürth im Bergstraße
KarteGroß-RohrheimZwingenberg (Bergstraße)BiblisViernheimLampertheimBürstadtEinhausen (Hessen)LorschBensheimLautertal (Odenwald)LindenfelsHeppenheim (Bergstraße)Heppenheim (Bergstraße)Fürth (Odenwald)GrasellenbachRimbach (Odenwald)MörlenbachWald-MichelbachBirkenau (Odenwald)AbtsteinachGorxheimertalHirschhorn (Neckar)NeckarsteinachMichelbuch (gemeindefreies Gebiet)Rheinland-PfalzBaden-WürttembergLandkreis Groß-GerauLandkreis Darmstadt-DieburgOdenwaldkreis
Karte
Fürth im Odenwald fotografiert vom "Scheppel"
Fachwerkhäuser prägen das Bild des Ortes.

Fürth ist eine Gemeinde im Kreis Bergstraße in Hessen. Sie ist staatlich anerkannter Erholungsort[2] und Sitz eines Amtsgerichts.

Geographie

Geographische Lage

Das Gemeindegebiet von Fürth liegt im Vorderen Odenwald im Oberen Weschnitztal. Die Kerngemeinde und einige weitere Ortsteile liegen direkt an der Weschnitz, die südwestlich nach Weinheim fließt und bei Biblis in den Rhein mündet. Andere Ortsteile liegen oberhalb des Talgrundes und in Seitentälern. Die Landschaft ist Teil des Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald. Der Ortsname rührt wohl von einer einstigen Furt durch die Weschnitz her. Höchste Erhebung ist der 536 Meter hohe Wagenberg an der südöstlichen Gemeindegrenze, der nördliche Endpunkt des Höhenzuges, der sich nach Süden bis hinter die Tromm hinzieht und das Weschnitztal von der Region Überwald trennt.

Weschnitztal von einer Anhöhe bei Fürth Steinbach

Nachbargemeinden

Fürth grenzt im Norden an die Stadt Lindenfels und im Nordosten an die Gemeinde Reichelsheim. Im Osten gibt es eine kurze gemeinsame Grenze mit Mossautal-Hiltersklingen. Im Südosten grenzt die Gemeinde Grasellenbach und im Süden und Südwesten die Gemeinde Rimbach an. Im Nordwesten gibt es eine kurze gemeinsame Grenze mit dem Heppenheimer Stadtteil Mittershausen-Scheuerberg und mit der Waldgemarkung der Heppenheimer Kernstadt.

Gemeindegliederung

Neben der Kerngemeinde Fürth gibt es elf weitere Ortsteile: Brombach, Ellenbach, Erlenbach, Fahrenbach, Kröckelbach, Krumbach, Linnenbach, Lörzenbach, Seidenbach, Steinbach und Weschnitz mit dem Weiler Leberbach. Der Weiler Altlechtern gehört in die Gemarkung von Fürth.

Klima

In Fürth im Odenwald herrscht ein deutlich kühleres Klima als an der benachbarten Bergstraße. In den Wintermonaten macht sich dies oft durch eine im Vergleich zur Bergstraße höheren Schneemenge bemerkbar. Andererseits ist die Gemeinde durch ihre geschützte Lage auch wetterbegünstigt und bleibt oft von Unwettern verschont.

Geschichte

Von den Anfängen bis zum 18. Jahrhundert

Fürth entstand im Gebiet der ehemaligen „Mark Heppenheim“ die einen Verwaltungsbezirk des Frankenreichs bezeichnete. Am 20. Januar 773 schenkte Karl der Große die Stadt Heppenheim nebst dem zugehörigen Bezirk, der ausgedehnten „Mark Heppenheim“, dem Reichskloster Lorsch. Von hier wurde die Urbarmachung und Besiedlung des Gebietes betrieben. Der Blütezeit des Klosters Lorsch, in dessen Gebiet Fürth lag, folgte im 11. und 12. Jahrhundert sein Niedergang. 1232 wurde Lorsch dem Erzbistum Mainz unterstellt. 1461 verpfändet dann Kurmainz diese Besitzungen an die Kurpfalz. Diese wechselte 1556 zum protestantischen Glauben und hob 1564 das Kloster auf.

Die erste urkundliche Erwähnung von Fürth erfolgte 795 unter dem Namen Furteund steht im Zusammenhang mit der Schenkung der „Mark Heppenheim“ durch Karl den Großen an das Reichskloster Lorsch. Damit wurde das Kloster aufgewertete und so dem Zugriff der Diözesen Mainz und Worms entzog. Die „Mark Heppenheim“ umschloss den größten Teil des heutigen Kreises Bergstraße und große Teile des Odenwaldkreises. In der Grenzbeschreibung von 773 wird Fürth nicht erwähnt, wohl aber der Welinehouc (Wahlenhügel, der heutige Kahlberg (520,6 m ü. NN)) zwischen dem heutigen Ortsteil Weschnitz und der Wegscheide. Ferner ist von Arezgreften, also Erzgruben, am Erzberg bei Weschnitz die Rede (siehe auch: Liste von Bergwerken im Odenwald). Im Zusammenhang mit dieser Schenkung entwickelten sich Grenzstreitigkeiten zwischen dem Kloster Lorsch und der Diözese Worms, die 795 zur Einberufung eines Schiedsgerichtes auf dem Kahlberg bei Weschnitz führten, einer alten Versammlungs- und Gerichtsstätte unweit der heutigen Walburgiskapelle. Als Ergebnis dieses Schiedsgerichtes wurde eine neue Grenzbeschreibung festgelegt, die nun auch die wichtigsten Orte innerhalb der Grenzen der Mark Heppenheim benannte, nämlich Furte (Fürth), Rintbach (Rimbach), Morlenbach (Mörlenbach), Birkenowa (Birkenau), Winenheim (Weinheim), Heppenheim, Besinsheim (Bensheim), Urbach (Auerbach), Lauresham (Lorsch) und Bisestat (Bürstadt).[3]

Die nächste Erwähnung erfolgte 1023, als Kaiser Heinrich II. dem Michaeliskloster auf dem Abrahamsberg die Übertragung von Lorscher Höfen unter anderem in Fürth bestätigt.[4] Eine „Beschreibung der Huben und Erträge des Hofes Fürth“ (curiam Furde) aus dem Jahre 1023 zeigt die Entwicklung, die mit dieser Schenkung und der darauffolgenden Rodung und Urbarmachung durch Lorscher Mönche einherging: Von Fürth wird als „principalis curia“, also dem „ersten Hof“ oder Fürstenhof gesprochen. Demnach war Fürth das wichtigste Verwaltungs- und fiskalische Zentrum Lorschs im Odenwald. Es folgt eine genaue Aufstellung der Erträge der Ländereien in den verschiedenen Orten. Außer Fürth selbst sind in diesem Zusammenhang erwähnt: Kolmbach, Nieder-Brombach, Fahrenbach, Krumbach, Ober-Brombach, Weschnitz, Alt(en)lechtern und Kröckelbach (absteigend nach Anzahl der Huben sortiert) als zinspflichtige Güter, ferner Steinbach als heuzehntpfichtiges Gut und Erlenbach als weidelandzehntpflichtiges Gut. In Fürth selbst, Weschnitz und Fahrenbach wird eine Mühle erwähnt. Ferner ist aufgrund der anfallenden Erträge auf ein Vorhandensein der entsprechenden Handwerke zu schließen.

Um das Jahr 1100 wurden im Lorscher Codex, 64 Huben erwähnt, die zur vilication Fürth gehören, davon lagen 11 im Dorf Fürth. Aus dem Jahr 1308 ist dann ein Vergleich zwischen Erzbischof Peter von Mainz und die Pfalzgrafen Rudolf I. und Ludwig überliefert, in dem Güter und Leute in der oberen Abtei Fürth, die zum Kloster Lorsch gehören, den Pfalzgrafen als mainzisches Lehen zustehen sollen, was 1344 durch ein Schiedsgericht bestätigt wird.

1232 unterstellte Kaiser Friedrich II. die Reichsabtei Lorsch dem Erzbistum Mainz und seinem Bischof Siegfried III. von Eppstein zur Reform. Die Benediktiner widersetzten sich der angeordneten Reform und mussten deshalb die Abtei verlassen. Sie wurden durch Zisterzienser aus dem Kloster Eberbach und diese 1248 durch Prämonstratenser aus dem Kloster Allerheiligen ersetzt. Das Kloster wurde ab diesem Zeitpunkt als Propstei weitergeführt.

1267 wird erstmals ein Burggraf auf der Starkenburg (über Heppenheim) genannt, der auch das „Amt Starkenburg“, zu dem Fürth zählte, verwaltete. Als Gericht und untergeordnete Verwaltungseinheit entwickelte sich die Zent Fürth deren älteste erhalten gebliebene Beschreibung aus dem Jahr 1613 stammt. Fürth war vom Mittelalter bis zur Neuzeit kirchlicher und grundherrschaftliche Verwaltungsstelle sowie Gerichtsort. Der Ort war das Verwaltungszentrum der sogenannten „Oberen Abtei“ des Klosters Lorsch im Odenwald. Die Zeit als Gerichts- und Marktort begann 1356 mit der Erlaubnis Kaiser Karls IV. den Ort zu befestigen, einen Galgen zu errichten und einen Wochenmarkt abzuhalten. Danach hatte hier sowohl die Niedere- als auch die Blutgerichtsbarkeit der „Zent Fürth“ ihren Sitz.

Stadt und Gerichtsort wird Fürth 1356, als Kaiser Karl IV. dem Erzbischof von Mainz erlaubt, aus dem Dorf Fürth eine Stadt zu machen, sie zu befestigen sowie Stock und Galgen aufzurichten und an jedem Dienstag einen Markt nach den in Frankfurt üblichen Rechten abzuhalten. Damit hat das Zentgericht sowohl die Niedere- als auch die Hohe-Gerichtsbarkeit inne. Der Bezirk des Zentgerichts umfasste die Orte Fürth, Krumbach, Brombach, Weschnitz, Kröckelbach, Alt-Lechtern, Steinbach, Fahrenbach, Lörzenbach, Kolmbach und Hiltersklingen dessen Oberhof war bis 1782 das Zentgericht in Heppenheim.[4]

Im Verlauf der für Kurmainz verhängnisvollen Mainzer Stiftsfehde wurde das Amt Starkenburg an Kurpfalz wiedereinlöslich verpfändet und blieb anschließend für 160 Jahre pfälzisch. Pfalzgraf Friedrich ließ sich für seine Unterstützung von Erzbischof Dieter – im durch die Kurfürsten am 19. November 1461 geschlossenen „Weinheimer Bund“ – das „Amt Starkenburg“ verpfänden, wobei Kurmainz das Recht erhielt, das Pfand für 100.000 Pfund wieder einzulösen.

In den Anfängen der Reformation sympathisierten die pfälzischen Herrscher offen mit dem lutherischen Glauben, aber erst unter Ottheinrich (Kurfürst von 1556 bis 1559) erfolgte der offizielle Übergang zur lutherischen Lehre. Danach wechselten seine Nachfolger und gezwungenermaßen auch die Bevölkerung mehrfach zwischen der lutherischen, reformierten und calvinistischen Religion. Als Folge der Reformation hob die Kurpfalz 1564 das Kloster Lorsch auf. Die bestehenden Rechte wie Zehnten, Grundzinsen, Gülten und Gefälle des Klosters Lorsch wurden fortan durch die „Oberschaffnerei Lorsch“ wahrgenommen und verwaltet.[5]

Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) eroberten spanische Truppen der „Katholischen Liga“ die Region und stellten damit 1623 die Kurmainzer Herrschaft wieder her. Dadurch wurde die durch die Pfalzgrafen eingeführte Reformation weitgehend wieder rückgängig gemacht und die Bevölkerung musste wieder zum katholischen Glauben zurückkehren. Zwar zogen sich die spanischen Truppen nach 10 Jahren vor den anrückenden Schweden zurück, aber nach der katastrophalen Niederlage der Evangelischen in der Nördlingen 1634 verließen auch die Schweden die Bergstraße und mit dem Schwedisch-Französischen Krieg begann ab 1635 das blutigste Kapitel des Dreißigjährigen Krieges. Aus der Region berichten die Chronisten aus jener Zeit: „Pest und Hunger wüten im Land und dezimieren die Bevölkerung, sodass die Dörfer öfters völlig leer stehen“. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde die Einlösung der Pfandschaft endgültig festgeschrieben. Der Ort wurde ein katholischer Pfarrort des Bensheimer Landkapitels, zu dessen Pfarrei 1682 neun Filialorte gehörten.[4]

Als es 1782 zu einer Umstrukturierung der Ämter im Bezirk der Kurmainzer Amtskellerei Heppenheim kam, wurde der Bereich des Oberamts Starkenburg in die vier untergeordnete Amtsvogteien Heppenheim, Bensheim, Lorsch und Fürth aufgeteilt. Die Zent Fürth, Abtsteinach und Mörlenbach wurden der Amtsvogtei Fürth unterstellt und musste ihre Befugnisse weitgehend abgeben. Zwar blieb die Zentordnung mit dem Zentschultheiß formal bestehen, dieser konnte jedoch nur noch die Anordnungen der übergeordneten Behörden (Oberamt Starkenburg, Unteramt Fürth) ausführen. Das „Oberamt Starkenburg“ gehörte verwaltungsmäßig zum „Unteren Erzstifts“ des Kurfürstentums Mainz.[6]

Die Historisch-topographisch-statistische Beschreibung des Fürstenthums Lorsch, oder Kirchengeschichte des Oberrheingaues beschreibt 1812 über Fürth als Verwaltungsort der „Zent Fürth“:

»Fürth (Furde, Furthe) ein uralter bemauerter Flecken im Odenwalde und an der Weschnitz, 3 Stunde von Heppenheim gelegen und ein altes Eigenthum des Klosters Lorsch, kömmt auch allschon in der Heppenheim Markbeschreibung vom Jahr 774 namentlich vor. Weiters finden wir solches in einer Urkunde vom Jahr 1023, wo die Hubengüther des Klosters Michaelsberg beschrieben werden. (Loc. Dipl. Laur. Nr 137) Unter dem Lorscher Abte Anselm, der zur Aufnahme deS KlosterS auf dem Abrahamsberge sehr vieles gethan hatte, werden sämmtliche Hubengüther aufgenommen und verzeichnet, welche zu dem Hofe (ad. curiam) oder der Kellerei Fürth (in Furde) gehörten und was und wie viel solche jährlich in besagte Kellerei zu liefern hatten. (C. D. L. N. 140). In Fürth selbst waren damals 11 Huben, wovon jede am Feste des heil. Michaels, 30 nummos (Silberdinaren), auf Ostern aber 10 Eyer, ein junges Huhn, und überdas 2 Stücker Tuch (Camisilia) liefert, wovon eins dem Schaffner angewiesen wird. Die übrigen Ort und Hubengüther die in diesem Verzeichniß beschrieben werden, sind gerade die nämlichen welche noch heut zu Tage zur Cent Fürth gehören; woraus wir deutlich ersehen, daß von diesem Oberhofe zu Fürth (princispali curia in Furden) die Cent und das Centgericht seinen Ursprung genommen hat. Eben dieser Hof erhielt in der Folge den Namen der oberen Abtei wovon ich anderwärts schon geredet habe. [...] Was den Zehenden zu Fürth betrifft; so waren im Jahre 1566 Kurpfalz und die Stiftsherren zum heil. Geist die Zehendinhaber und zwar jede zum halben Theil. Vom kleinen Zehenden hatte Kurpfalz die Hälfte und die andere Hälft der Pfarrer. Dermalen hat Baaden oder vielmehr die geistliche Administration zu Heidelberg den dritten Theil und Hessen die andern 2 Theile vom großen Zehenden. Am kleinen Zehenden jedoch nur in Fürth allein hat der Pfarrer die Hälfte. Auch hat dit Oberschaffnerei Lorsch einen kleinen Zehenden zu Fürth, welcher der Selenzehenden genennt wird. [...] Fürth hat die Privilegien dreier Jahrmärkte welche jährlich: a) auf Mariä Lichtmäß, b) auf den Johannistag und c) auf den Sonntag nach Michaelis gehalten werden. Sie sind ziemlich beträchtlich. Von Lohngüthern in Furth und den übrigen Centortschaften ist zu bemerken daß die Grafen von Erbach 106 Malter Hubhaber und 6½ Pfund Heller von der Beth, auch etliches Hühnergeld zu beziehen haben, wovon aber einige ungiebig. Endlich haben sie auch einen Hof und Erbbestandsguth zu Fürth. Die Herrn von Wambold besitzen die Untermühle und einen Hof –- die Herrn von Gemmingen einen Erbbestandsguth und einen Hof, –- und gnädigste Herrschaft ein Hofguth sammt Hof in Fürth, welche zu dem Boesenhof in Heppenheim gehören. Von sämmtlichen Huben in der Cent Fürth geben die Besitzer jährlich an die Kellerei 197 Malter Hubhaber, woran aber etwas ungiebig ist. [...] Mühlen sind zu Fürth a) die Untermühle, b) die Daunische Mühle an der Thalbach, c) die Obermuhle; beide letztere sind Wamboldisch und zu Erbpfacht verliehen. Gnädigste Herrschaft hat in der Cent Furth keine Waldung, sondern solch ist theils der Cent theils den Hubengüthern oder Gemeinden zugehörlg. Der Centwald ist allein abgesteint und mit dem alten Lorsch Wappen dem Kreutze bezeichnet.«[7]

Vom 19. Jahrhundert bis Heute

Fürth wird hessisch

Das ausgehende 18. und beginnende 19. Jahrhundert brachte Europa weitreichende Änderungen. Als Folge der Napoleonischen Kriege wurde bereits 1797 das „Linke Rheinufer“ und damit der linksrheinische Teil von Kurmainz durch Frankreich annektiert. In seiner letzten Sitzung verabschiedete im Februar 1803 der Immerwährende Reichstag in Regensburg den Reichsdeputationshauptschluss, der die Bestimmungen des Friedens von Luneville umsetzte und die territorialen Verhältnisse im Heiligen Römischen Reich (Deutscher Nation) neu regelte. Dabei erhielt die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, als Ausgleich für verlorene rechtsrheinische Gebiete, unter anderem Teile der aufgelösten Fürstentümer Kurmainz, Kurpfalz und des Bistums Worms zugesprochen. Auch das Oberamt Starkenburg und mit ihm Fürth kamen an Hessen-Darmstadt. Dort wurde die „Amtsvogtei Fürth“ vorerst als hessisches Amt weitergeführt, während das Oberamt Starkenburg 1805 aufgelöst wurde.

Die übergeordnete Verwaltungsbehörde war der „Regierungsbezirk Darmstadt“ der ab 1803 auch als „Fürstentum Starkenburg“ bezeichnet wurde.[8] In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfalle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Damit hatten die Zenten und die mit ihnen verbunden Zentgerichte endgültig ihre Funktion eingebüßt.

Unter Druck Napoléons gründete sich 1806 der Rheinbund, dies geschah mit dem gleichzeitigen Reichsaustritt der Mitgliedsterritorien. Dies führte am 6. August 1806 zur Niederlegung der Reichskrone, womit das alte Reich aufhörte zu bestehen. Am 14. August 1806 erhob Napoleon die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, gegen den Beitritt zum Rheinbund und Stellung hoher Militärkontingente an Frankreich, zum Großherzogtum, andernfalls drohte er mit Invasion.

Nach der endgültigen Niederlage Napoléons regelte der Wiener Kongress 1814/15 auch die territorialen Verhältnisse für Hessen, daraufhin wurden 1816 im Großherzogtum Provinzen gebildet. Dabei wurde das vorher als „Fürstentum Starkenburg“ bezeichnete Gebiet, das aus den südlich des Mains gelegenen alten hessischen und den ab 1803 hinzugekommenen rechtsrheinischen Territorien bestand, in „Provinz Starkenburg“ umbenannt. Im Jahr 1814 wurde die Leibeigenschaft im Großherzogtum aufgehoben und es erhielt mit der am 17. Dezember 1820 eingeführten Verfassung des Großherzogtums Hessen eine konstitutionelle Monarchie, in der der Großherzog aber noch große Machtbefugnisse hatte. Die noch bestehenden standesherrlichen Rechte wie Niedere Gerichtsbarkeit, Zehnten, Grundzinsen und andere Gefälle blieben aber noch bis 1848 bestehen.

1821 wurde das Amt Fürth im Rahmen einer umfassenden Verwaltungsreform des Großherzogtums zugleich mit den anderen Amtsvogteien in Starkenburg und Oberhessen zugunsten neu geschaffener Landratsbezirke aufgelöst. In der Folge kam Fürth zum Landratsbezirk Lindenfels. Im Rahmen dieser Reform wurden auch Landgerichte geschaffen, die jetzt unabhängig von der Verwaltung waren. Die Landgerichtsbezirke entsprachen in ihrem Umfang den Landratsbezirken und für den Landratsbezirk Lindenfels war das Landgericht Fürth als Gericht erster Instanz zuständig. Diese Reform ordnete auch die Administrative Verwaltung auf Gemeindeebene. So war die Bürgermeisterei in Fürth auch für Altlechtern, Fahrenbach, Lörzenbach und Steinbach zuständig. Entsprechend der Gemeindeverordnung vom 30. Juni 1821 gab es keine Einsetzungen von Schultheißen mehr, sondern einen gewählten Ortsvorstand, der sich aus Bürgermeister, Beigeordneten und Gemeinderat zusammensetzte.[9]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Fürth:

»Fürth (L. Bez. Lindenfels) Marktflecken; liegt in einem weiten fruchtbaren Thale an der Weschnitz und 1 1/4 St. von Lindenfels. Der Ort welcher ummauert ist hat 130 Häuser und 1101 Einw., die bis auf 63 Luth. und 16 Reform. alle katholisch sind. Unter denselben sind 20 Bauern, 122 bürgerliche Gewerbe Treibende, und 42 Tagelöhner. Fürth ist der Sitz des Landgerichts hat eine reparirte Kirche, 1 Posthalterei, 1 Apotheke, 5 Mahl-, 3 Oel-, 2 Schneidemühlen, 1 Bezirksgefängniß, und ein neues Rathhaus ist im Bau begriffen. Hier gehet die nicht chaussirte Straße von Weinheim nach Erbach durch; jährlich werden 3 nicht unbeträchtliche Märkte gehalten – Der Ort gehörte zur Heppenheimer Mark und würde unter dem Namen Furte, 773 von Carl dem Großen dem Kloster Lorsch geschenkt. Die Kirche kommt im 11. Jahrhundert vor und wahrscheinlich war damals der Probst vom Abramsberg bei Heidelberg der Pastor oder Kollator der Fürther Pfarrei. Von dieser Probst kam das Kollationsrecht an das heilige Geiststift in Heidelberg, das 1566 sich noch im Besitz desselben befand, später aber an Churpfalz gekommen ist. Fürth kam 1802 von Mainz an Hessen.«[10]

1832 wurden die Verwaltungseinheiten weiter vergrößert und es wurden Kreise geschaffen. Nach der am 20. August 1832 bekanntgegebenen Neugliederung sollte es in Süd-Starkenburg künftig nur noch die Kreise Bensheim und Lindenfels geben; der Landratsbezirk von Heppenheim sollte in den Kreis Bensheim fallen. Noch vor dem Inkrafttreten der Verordnung zum 15. Oktober 1832 wurde diese aber dahingehend revidiert, dass statt des Kreises Lindenfels neben dem Kreis Bensheim der Kreis Heppenheim als zweiter Kreis gebildet wurde, zu dem jetzt Fürth gehörte. 1842 wurde das Steuersystem im Großherzogtum reformiert und der Zehnte und die Grundrenten (Einnahmen aus Grundbesitz) wurden durch ein Steuersystem ersetzt, wie es in den Grundzügen heute noch existiert.

Im Neuestes und gründlichstes alphabetisches Lexicon der sämmtlichen Ortschaften der deutschen Bundesstaaten von 1845 heißt es:

»Fürth b.Lindenfels. — Marktflecken mit kathol. Pfarrkirche, hinsichtlich der Evangel. zur Pfarrei Lindenfels gehörig. — 130 H. 1101 (meistens katholische) E. — Großherzogth. Hessen. — Prov. Starkenburg. — Kreis Heppenheim. – Landgericht Fürth. — Hofgericht Darmstadt. — Der Flecken Fürth, ummauert, liegt in einem weiten, fruchtbaren Thale an der Weschniz. Unter den Einw. sind 20 Bauern, 122, welche bürgerliche Gewerbe treiben, u. 42 Tagelöhner. Es ist hier l Rathhaus, 1 Apotheke, 5 Mahl-, 3 Oel-, 2 Schneidemühlcn und 1 Bezirksgefängniß. Der Ort ist Sitz einer Forstinspection über den Forst Waldmichelbach, eines Steuercommissärs für den Steuerbezirk Lindenfels, eines Steueraufsehers und einer Posterpedition, sowie des schon oben genannten Landgerichts. — Uebrigens hat der Ort 3 nicht unbeträchtliche Jahrmärkte.«[11]

Infolge der Märzrevolution 1848 wurden mit dem „Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren“ vom 15. April 1848 die standesherrlichen Sonderrechte endgültig aufgehoben.[12] Darüber hinaus wurden in den Provinzen, die Kreise und die Landratsbezirke des Großherzogtums am 31. Juli 1848 abgeschafft und durch „Regierungsbezirke“ ersetzt, wobei die bisherigen Kreise Bensheim und Heppenheim zum Regierungsbezirk Heppenheim vereinigt wurden. Bereits vier Jahre später, im Laufe der Reaktionsära, kehrte man aber zur Einteilung in Kreise zurück und Fürth wurde Teil des neu geschaffenen Kreises Lindenfels.[13]

Die im Dezember 1852 aufgenommenen Bevölkerungs- und Katasterlisten ergaben für Fürth:[14] Ein katholisches Pfarrdorf mit 1497 Einwohnern, vier Mühle, drei Ziegeleien, den Höfen Altlechtern, Kröckelbach und dem Weiler Loh. Die Gemarkung bestand aus 3438 Morgen, davon waren 2042 Morgen Ackerland, 407 Morgen Wiesen und 988 Morgen Wald. Daneben gab es noch den Fürther Centwald, der aus 38 Morgen Wiesen und 1065 Morgen Wald bestand. In Fürth war der Sitz eines Landgerichts, eines Steuercommissariats, einer Districtseinnehmerei und eines Forstamts.

In den Statistiken des Großherzogtums Hessen werden, bezogen auf Dezember 1867, für den Marktflecken Fürth mit eigener Bürgermeisterei, 175 Häuser, 1439 Einwohnern, der Kreis Lindenfels, das Landgericht Fürth, die lutherische Pfarrei Hammelbach bzw. die reformatorische Pfarrei Lindenfels des Dekanats Lindenfels und die katholische Pfarrei Fürth des Dekanats Heppenheim angegeben. Die Bürgermeisterei war außerdem für das Filialdorf Steinbach (15 Häuser, 142 Einwohner), die Fahrenbacher Ziegelhütte (zwei Häuser, 16 Einwohner), den Kröckelbacher Hof (ein Haus, 11 Einwohner) und das Loh (zwei Häuser, 17 Einwohner) zuständig. [15]

1870 provozierte der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck durch die sogenannte Emser Depesche den Deutsch-Französischen Krieg, an dem das Großherzogtum Hessen als Mitglied des Norddeutschen Bundes an der Seite Preußens teilnahm. Noch vor dessen offiziellem Ende am 10. Mai 1871 traten die süddeutschen Staaten dem Norddeutschen Bund bei und am 1. Januar 1871 trat dessen neue Verfassung in Kraft, mit der er sich nun Deutsches Reich nannte. Auf deutscher Seite forderte dieser Krieg ca. 41.000 Tote.[16] Mit dem Reichsmünzgesetz gab es in Deutschland nur noch eine Währung, die Mark mit 100 Pfennigen als Untereinheit. Nachdem das Großherzogtum Hessen ab 1871 Teil des Deutschen Reiches war, wurden 1874 eine Reihe von Verwaltungsreformen beschlossen. So wurden die landesständige Geschäftsordnung sowie die Verwaltung der Kreise und Provinzen durch Kreis- und Provinzialtage geregelt. Die Neuregelung trat am 12. Juli 1874 in Kraft und verfügte auch die Auflösung der Kreise Lindenfels und Wimpfen und die Wiedereingliederung Fürths in den Kreis Heppenheim.[17]

Im Jahre 1895 wurde die Weschnitztalbahn eröffnet, die Fürth mit Weinheim verband. Die Verkehrsanbindung nach Weinheim, Heidelberg, Darmstadt oder Frankfurt wurde durch die Inbetriebnahme dieser Bahnstrecke verbessert. So konnten sich vielfältige Handwerksberufe entwickeln, die das Gesicht der Gemeinde nachhaltig prägten.

Zeit der Weltkriege

Am 1. August 1914 brach der Erste Weltkrieg aus und setzte im ganzen Deutschen Reich der positiven wirtschaftlichen Entwicklung ein Ende. Als nach der deutschen Niederlage am 11. November 1918 der Waffenstillstand unterschrieben wurde, hatte auch Fürth viele Gefallene zu beklagen, während der Krieg insgesamt rund 17 Millionen Menschenopfer kostete. Das Ende des Deutschen Kaiserreiches war damit besiegelt, und die unruhigen Zeiten der Weimarer Republik folgten. In der Zeit von 1921 bis 1930 wurden in Deutschland 566.500 Auswanderer gezählt, die versuchten, den schwierigen Verhältnissen in Deutschland zu entfliehen.

Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler Reichskanzler, was das Ende der Weimarer Republik und den Beginn der nationalsozialistischen Diktatur bedeutete.

Im Frühjahr 1933 ordnete Adolf Hitler den 1. Mai als gesetzlichen Feiertag mit dem Namen „Tag der deutschen Arbeit“ an. Damit wurde eine Gewerkschaftsforderung ausgerechnet von der Regierung erfüllt, die von den Gewerkschaften strikt ablehnt wurde. Die Gewerkschaften riefen zur Teilnahme an den Maiveranstaltungen auf, da sie sich als Initiatoren des Maigedankens fühlten. Das offizielle Programm war schon stark durch die Nationalsozialisten geprägt: „6 Uhr Wecken durch die SA-Kapellen. 8 Uhr Flaggenhissung in den Betrieben, Abmarsch zum Exerzierplatz, 9 Uhr Übertragung der Kundgebung von dem Lustgarten in Berlin auf die öffentlichen Plätze der Städte. 10.45 Uhr Staatsakt der Hessischen Regierung (...), Empfang einer Arbeiterdelegation aus den drei Hessischen Provinzen. (...) Gemeinsamer Gesang des ,Liedes der Arbeiter'. (...) 7.30 Uhr Übertragung von dem Tempelhofer Feld, Berlin: Manifest des Reichskanzlers Adolf Hitler, 'Das erste Jahr des Vierjahresplanes'. Anschließend Unterhaltungsmusik und Deutscher Tanz. 12 Uhr: Übertragung der Rede des Ministerpräsidenten Hermann Göring. (...) Ehemals marxistische Gesang-, Turn- und Sportvereine können an den Zügen teilnehmen, jedoch ist die Mitführung marxistischer Fahnen oder Symbole zu unterlassen.“ Das böse Erwachen für die Gewerkschaften kam einen Tag später, als die „NSDAP die Führung der roten Gewerkschaften übernahm“: „Die seitherigen marxistischen Führer in Schutzhaft – Ein 3-Millionen-Konto des früheren Reichstagspräsidenten Löbe gesperrt – Die Rechte der Arbeiter gesichert – Die Gebäude der Freien Gewerkschaften besetzt“, titelten die bereits im ganzen Reich gleichgeschalteten Zeitungen.[18]

Am 1. September 1939 begann mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen der Zweite Weltkrieg, der in seinen Auswirkungen noch weit dramatischer war als der Erste Weltkrieg und dessen Opferzahl auf 60 bis 70 Millionen Menschen geschätzt werden. In der Endphase des Zweiten Weltkrieges in Europa erreichten die amerikanischen Verbände Mitte März 1945 den Rhein zwischen Mainz und Mannheim. Am 22. März überquerte die 3. US-Armee bei Oppenheim den Rhein und besetze am 25. März Darmstadt. In den ersten Stunden des 26. März 1945 überquerten amerikanische Einheiten bei Hamm und südlich von Worms den Rhein von wo sie auf breiter Front gegen die Bergstraße vorrücken. Am 27. März standen die amerikanischen Truppen in Lorsch, Bensheim und Heppenheim und einen Tag später waren Aschaffenburg am Main sowie der westliche und nördliche Teil des Odenwaldes besetzt. Der Krieg in Europa endete mit der bedingungslosen Kapitulation aller deutschen Truppen, die am 8. Mai 1945 um 23:01 Uhr mitteleuropäischer Zeit in Kraft trat.

Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 ein Mitgliedsstaat des Deutschen Bundes und danach ein Bundesstaat des Deutschen Reiches. Es bestand bis 1919, nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Großherzogtum zum republikanisch verfassten Volksstaat Hessen. 1945 nach Ende des Zweiten Weltkriegs befand sich das Gebiet des heutigen Hessen in der amerikanischen Besatzungszone und durch Weisung der Militärregierung entstand Groß-Hessen, aus dem das Bundesland Hessen in seinen heutigen Grenzen hervorging.

Nachkriegszeit

Wie Einwohnerzahlen von 1939 und 1946 zeigen, hatte auch Fürth nach dem Krieg viele Heimatvertriebene und Flüchtlinge zu verkraften.

Im Jahr 1961 wurde die Gemarkungsgröße mit 1212 ha angegeben, davon waren 506 ha Wald.[6]

Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen wurden die folgenden bis dahin selbständigen Gemeinden nach Fürth eingegliedert:

Für das Gebiet der ehemaligen Gemeinden, mit Ausnahme der Kerngemeinde Fürth, wurden per Hauptsatzung elf Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher errichtet. Die Grenzen von sechs Ortsbezirken folgen den seitherigen Gemarkungsgrenzen. Die Abweichungen von den Gemarkungsgrenzen bei den anderen fünf Ortsbezirken sind in der Hauptsatzung beschrieben.[22]

Gerichte in Hessen

Die Gerichtsbarkeit ging 1813 an das neue Justizamt in Fürth über. Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Fürth das Gericht erster Instanz. Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolgedessen die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in Amtsgericht Fürth und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Darmstadt.[23]

Historische Namensformen

Historische Namensformen waren (in Klammern Jahr der Urkunde):[6]

Furte (795) Furde (1023, 1094) Fürte, Furte, (1344)
Forte, Furte, (1349) Furten (1350) Furte in dem Odenwalde (1355)
Pfürt (1418) Forte (1426) Furette (1431)
Furette (1431) Führt (1611) Fürth (1612)

Einwohnerentwicklung

Die folgenden Einwohnerzahlen sind dokumentiert:[6]

  • 1829: 1101 Einwohner
  • 1939: 2011 Einwohner
  • 1961: 3626 Einwohner
  • 1970: 4755 Einwohner
Fürth: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1967
Jahr  Einwohner
1834
  
1.248
1840
  
1.435
1846
  
1.598
1852
  
1.537
1858
  
1.527
1864
  
1.519
1871
  
1.413
1875
  
1.409
1885
  
1.418
1895
  
1.496
1905
  
1.547
1910
  
1.614
1925
  
1.783
1939
  
2.011
1946
  
2.880
1950
  
3.036
1956
  
3.316
1961
  
3.626
1967
  
4.430
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.

Religionen

47 % der Bevölkerung sind katholisch, 30 % evangelisch.[24]

Die Katholiken sind in der Pfarrei St. Johannes der Täufer in Fürth sowie in der Pfarrkuratie Maria Himmelfahrt in Krumbach organisiert, die beide zur Pfarrgruppe Fürth-Lindenfels im Dekanat Bergstraße Ost des Bistums Mainz gehören.

Die Protestanten gehören größtenteils zur Evangelischen Kirchengemeinde Fürth. Die Evangelischen in Ellenbach, Erlenbach, Linnenbach und Seidenbach gehören jedoch zur reformierten Kirchengemeinde Schlierbach und die in Weschnitz zur reformierten Kirchengemeinde Hammelbach. Alle drei Gemeinden gehörten zum Dekanat Bergstraße in der Propstei Starkenburg der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

Politik

Gemeindevertretung

Die Kommunalwahl am 6. März 2016 lieferte folgendes Ergebnis,[25] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[26][27]

Sitzverteilung in der Gemeindevertretung 2016
    
Insgesamt 31 Sitze
Parteien und Wählergemeinschaften %
2016
Sitze
2016
%
2011
Sitze
2011
%
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 47,4 15 46,0 14 50,4 16 53,9 20
FWG Freie Wähler Gemeinschaft 25,6 8 21,0 7 23,9 7
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 19,0 6 19,6 6 21,0 7 27,1 10
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 8,0 2 13,4 4 4,6 1
FW-UPW Freie Wähler – Unabhängige parteilose Wählergemeinschaft 19,0 7
gesamt 100,0 31 100,0 31 100,0 31 100,0 37
Wahlbeteiligung in % 48,7 51,8 49,1 57,1

Bürgermeister

Rathaus

Der Bürgermeister wird in direkter Wahl für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt. Gregor Dörsam (CDU) war von 1972 bis 1996 Bürgermeister von Fürth, gefolgt von Gottfried Schneider (CDU) von 1996 bis 2008. Bei der Wahl zu seinem Nachfolger am 7. September 2008 setzte sich Volker Oehlenschläger (CDU) mit 54,8 % der Stimmen durch.[28]

Wappen

Das Wappen wurde 1926 genehmigt.

Blasonierung: „In Silber ein schwebendes, breites rotes Fußspitzkreuz, in der Mitte belegt mit dem silbernen Großbuchstaben F.“

Nach älteren Angaben soll das Dorf schon im 16. Jahrhundert ein Siegel geführt haben. Im Gerichtssiegel von 1626 steht im Schild der Antiquagroßbuchstabe „F“ als Initiale des Ortsnamens, daneben ein Kleeblattstengel als ein auf Feld und Flur hinweisendes und deshalb im dörflichen Siegelwesen häufig auftretendes Symbol. Der 1926 genehmigte amtliche Entwurf behielt zwar den Buchstaben bei, fügte aber das Fußspitzkreuz als Erinnerung an die ehemalige Grundherrschaft des Klosters Lorsch hinzu. Bereits in der Zeit von 1232, als das Erzstift Mainz die Reichsabtei Lorsch erwerben konnte, war Fürth neben Bensheim und Heppenheim Sitz einer Vogtei mit großer Markung im westlichen Odenwald.

Flagge

Die Flagge wurde der Gemeinde Fürth am 14. Januar 1980 verliehen.

Auf rot-weißer Flaggenbahn in der oberen Hälfte aufgelegt das Gemeindewappen.

Städtepartnerschaften

Fürth pflegt seit 1969 partnerschaftliche Beziehungen zu Thizy in Frankreich. Bereits ein Jahr zuvor begann die Partnerschaft zwischen Ellenbach und dem französischen Buzancy. 2003 schloss die Gemeinde eine Partnerschaft mit Zăbrani (Guttenbrunn) in Rumänien.[29]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die katholische Pfarrkirche im Zentrum von Fürth
  • Die Pfarrkirche St. Johannes d. T. wurde 1752 als Saalkirche mit außen dreiseitigem Chor in schlichten Barockformen neu errichtet. Vor der Westfassade bestimmt eine barocke Freitreppe das Bild (die Statuen sind jedoch neu). Der Glockenturm wurde 1866–1868 im neuromanischen Stil aufgesetzt. Die Erweiterung an der Südseite wurde 1960–1961 hinzugefügt.
  • Fachwerkhäuser des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts bereichern das Ortsbild.
  • Am Rand der Kerngemeinde wurde in den Steinbachwiesen rund um einen Teich eine Erholungsanlage angelegt. Hier wurden Kunstwerke aufgestellt, die an den Fürther Kunsttagen geschaffen wurden. Eine erweiterte Nutzung als Generationenpark wurde 2012 fertig gestellt. Hierzu gehören ein Spielplatz, eine Aktivstrecke mit mehreren Übungsstationen sowie ein Platz für Veranstaltungen.
  • Sehenswert ist auch der seit 1960 bestehende Bergtierpark,[30] der sich im Ortsteil Erlenbach befindet. Er zeigt Gebirgstiere aus fünf Erdteilen und ist ganzjährig geöffnet.
  • Eine ausgedehnte Kunstgalerie stellt der Kunstwanderweg[31] von Fürth nach Lindenfels dar, der 2007 eingerichtet wurde und am Rathaus beginnt.
  • Durch den Führther Ortsteil Weschnitz führt der Nibelungensteig, ein 124 Kilometer langer, zertifizierter Fernwanderweg, der den Odenwald von Westen nach Osten komplett durchzieht.

Sport

Fürth besitzt zwei Fußballvereine, den FC Fürth (Vereinsfarbe rot) und den 1925 gegründeten SV Fürth (Vereinsfarbe grün). Beide Fußballvereine spielen auf demselben Sportplatz.

Wirtschaft und Infrastruktur

Bahnhof Fürth

Verkehr

Der Bahnhof Fürth ist Endpunkt der Weschnitztalbahn, auf der halbstündlich eine Regionalbahn nach Weinheim verkehrt. Durch Fürth führen in West-Ost-Richtung die als Siegfriedstraße bekannte Bundesstraße 460 und in Nord-Süd-Richtung die Bundesstraße 38. Beide Bundesstraßen vereinigen sich unterhalb der Kerngemeinde zu einer gemeinsamen Ortsdurchfahrt und trennen sich oberhalb wieder in verschiedene Richtungen.

Bildung

Heinrich Böll als Vectogramm an der Heinrich-Böll-Schule

Fürth besitzt zwei Grundschulen, die „Müller-Guttenbrunn-Schule“ und die „Schule am Katzenberg“ im Ortsteil Erlenbach (Die frühere Volksschule „Paul-Joseph-Schule“ im Ortsteil Erlenbach verlor 1973 durch den Zusammenschluss mit der Schule in Mitlechtern (Gemeinde Rimbach) diesen Namen. Sie war nach dem ehemaligen Lehrer Paul Joseph benannt, ungeachtet der Tatsache, dass dieser in der Zeit des Nationalsozialismus als glühender Adolf-Hitler-Anhänger und Parteigenosse bekannt war und das Klima gegen Andersdenkende zu dieser Zeit in Erlenbach entscheidend mitgeprägt hatte (vgl. auch den Aktenvorgang betr. Heimtückische Angriffe gegen Partei und Staat 1938/39, Notiz Tgb.Nr. 1216, Gend. Station, Fürth Odw.)) sowie eine integrierte Gesamtschule, die Heinrich-Böll-Schule mit etwa 900 Schülern.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Georg W. Weber: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg, Band 1 Oktober 1829 (online bei google books)
  • Philipp Alexander Ferdinand Walther: Das Großherzogthum Hessen nach Geschichte, Land, Volk, Staat und Oertlichkeit. Jonghans, Darmstadt 1854. (online bei google books)
  • Theodor Loehrke: Principalis curia in Furden. Chronik von Fürth im Odenwald., Verlag Alois Singer, Lorsch 1970.
  • Otto Wagner (Hrsg.): Heimatbuch Fürth i. ODW., Selbstverlag der Gemeinde 64658 Fürth i. Odw., 2. verbesserte und erweiterte Auflage, ISBN 3-7657-1110-1

Weblinks

Commons: Fürth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2022 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung: 81. Sitzung des Fachausschusses für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen in Hessen vom 13. Oktober 2015. Staatsanzeiger für das Land Hessen 7/2016 Seite 218
  3. „Regesten der Stadt Heppenheim und Burg Starkenburg bis zum Ende Kurmainzer Oberherrschaft (755 bis 1461) Im Auftrag des Stadtarchivs Heppenheim zusammengestellt und kommentiert von Torsten Wondrejz“, Nr. 5a (Digitale Ansicht) (PDF; 2,0 MB)
  4. a b c Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamensbuch - Starkenburg, Darmstadt 1937, Seite 207-209
  5. Konrad Dahl: Historisch-topographisch-statistische Beschreibung des Fürstenthums Lorsch, oder Kirchengeschichte des Oberrheingaues, Darmstadt 1812. S. 178ff (online bei google books)
  6. a b c d „Fürth, Landkreis Bergstraße“. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 14. Januar 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 18. März 2014.
  7. Konrad Dahl: Historisch-topographisch-statistische Beschreibung des Fürstenthums Lorsch, oder Kirchengeschichte des Oberrheingaues, Darmstadt 1812. S. 240ff (online bei google books)
  8. Heinrich Karl Wilhelm Berghaus: Deütschland seit hundert jahren: abth. Deütschland vor fünfzig jahren., Voigt & Günther, 1862. S. 358ff (online online bei google books)
  9. M. Borchmann, D. Breithaupt, G. Kaiser: Kommunalrecht in Hessen. W. Kohlhammer Verlag, 2006, ISBN 3-555-01352-1, S. 20 (Online bei google books)
  10. Georg W. Weber, 1829: Band 1, S. 79
  11. Johann Friedrich Kratzsch: Neuestes und gründlichstes alphabetisches Lexicon der sämmtlichen Ortschaften der deutschen Bundesstaaten, Nauenburg 1845, Band 2, S. 771 (online bei Hathi Trust, digital library)
  12. Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt 1848, S. 237-241
  13. Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt 1852 (No. 30) (online bei der Bayrischen Staatsbibliothek)
  14. Philipp Alexander Ferdinand Walther: Das Großherzogthum Hessen nach Geschichte, Land, Volk, Staat und Oertlichkeit. Jonghans, Darmstadt 1854, S. 341 (online bei google books)
  15. Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. 1869, S. 94 (online bei google books)
  16. Denkmalprojekt: Verlustlisten 1870–17, abgerufen im Januar 2015
  17. Martin Kukowski: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt: Überlieferung aus dem ehemaligen Grossherzogtum und dem Volksstaat Hessen. Band 3, K.G. Saur, 1998, ISBN 3598232527
  18. Schlagzeilen aus Bensheim zum 175-jährigen Bestehen des „Bergsträßer Anzeigers“ 2007: „Frisches Birkengrün, wehende Fahnen“, S. 66
  19. a b c d Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 348 und 349.
  20. Erlass des Hessischen Ministers des Innern vom 5. Januar 1971 — IV A 11 — 3 k 08/05 (91/111) — 12/70 — Betrifft: Eingliederung der Gemeinden Ellenbach und Weschnitz in die Gemeinde Fürth im Landkreis Bergstraße (StAnz. 3/1971 S. 110)
  21. Gerstenmeier, K.-H. (1977): Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Melsungen. S. 204
  22. Abgrenzung der Ortsbezirke in der Hauptsatzung der Gemeinde Fürth/Odenwald PDF-Datei 20 KB
  23. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879 (Hess. Reg.Bl. S. 197-211)
  24. Zensusdatenbank
  25. Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. Hessisches Statistisches Landesamt, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2016.@1@2Vorlage:Toter Link/www.statistik-hessen.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  26. Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011
  27. Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006
  28. Fürth im Odenwald, Ergebnis zur Bürgermeisterwahl vom 7. September 2008
  29. Gemeinde Fürth
  30. Bergtierpark Erlenbach
  31. Der Blog Kunstwanderweg Fürth im Odenwald zeigt Bilder und gibt Kurzkommentare.