Deutschland

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Bundesrepublik Deutschland. Zu weiteren Bedeutungen des Wortes "Deutschland", insbesondere im jeweiligen historischen Kontext, siehe Deutschland (Begriffsklärung).


Flagge von Deutschland

Wappen von Deutschland

(Details) (Wappen)

Wahlspruch: Einigkeit und Recht und Freiheit

Amtssprache Deutsch1
Hauptstadt Berlin
Bundespräsident Johannes Rau
(bis 30. Juni 2004)
ab 1. Juli 2004: Horst Köhler
stellv. Bundespräsident Dieter Althaus
Bundeskanzler Gerhard Schröder
Gliederung 16 Bundesländer
Staatsform demokratischer und sozialer Bundesstaat
Fläche 357.026,55 km²
Einwohnerzahl 82.398.000
Bevölkerungsdichte 231 Einwohner pro km²
Reichsgründung 18. Januar 1871
Gründung der Bundesrepublik 23. Mai 1949
Vereinigung mit der DDR 3. Oktober 1990
Währung Euro
Zeitzone MEZ (UTC+1)
Nationalhymne Das Lied der Deutschen
Kfz-Kennzeichen D
Internet-TLD .de
Vorwahl +49

(1) (Deutsch = Hochdeutsch), Dänisch, Sorbisch, Friesisch, Romanes und Niederdeutsch (Plattdeutsch) sind offiziell anerkannte Minderheiten- bzw. Regionalsprachen.

Land Hauptstadt
(1) Baden-Württemberg Stuttgart
(2) Bayern München
(3) Berlin -
(4) Brandenburg Potsdam
(5) Bremen -
(6) Hamburg -
(7) Hessen Wiesbaden
(8) Mecklenburg-Vorpommern Schwerin
(9) Niedersachsen Hannover
(10) Nordrhein-Westfalen Düsseldorf
(11) Rheinland-Pfalz Mainz
(12) Saarland Saarbrücken
(13) Sachsen Dresden
(14) Sachsen-Anhalt Magdeburg
(15) Schleswig-Holstein Kiel
(16) Thüringen Erfurt
Karte Deutschlands mit eingezeichneten Grenzen der Länder
Eine Landkarte Deutschlands mit den wichtigsten Städten aber ohne Grenzen der Bundesländer
Lage Deutschlands in Europa

Die Bundesrepublik Deutschland (Kurzform Deutschland, siehe auch BRD) ist ein demokratischer Bundesstaat und Mitglied der Europäischen Union. Hauptstadt und Regierungssitz ist Berlin, jedoch sind einige Ministerien immer noch in Bonn angesiedelt. Das Politische System der Bundesrepublik ist föderal und überwiegend als parlamentarische Demokratie organisiert. Deutschland ist in 16 teilsouveräne Bundesländer gegliedert.

Deutschland liegt in Mitteleuropa und hat gemeinsame Grenzen mit Dänemark, Polen, Tschechien, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Luxemburg, Belgien und den Niederlanden. Im Norden bilden die Nordsee und die Ostsee die natürlichen Landesgrenzen.

Bevölkerung und Sprache

Die Bundesrepublik Deutschland hat rund 83 Millionen Einwohner. Die überwiegende Mehrheit ihrer Bevölkerung (rd. 68 Mio. Menschen) ist deutschsprachig (Deutsche). Der Anteil von Menschen nichtdeutscher Muttersprache liegt zurzeit bei etwa 19% der (Wohnbevölkerung in Deutschland), das sind rund 15,3 Millionen Menschen. Fast die Hälfte der Zugewanderten bzw. ihrer Nachkommen sind inzwischen deutsche Staatsbürger; davon hat ein nicht unerheblicher Anteil zusätzlich auch die Staatsangehörigkeit ihres Heimatstaates.

Die offizielle Schrift- und Amtssprache ist Deutsch. Als Minderheitensprachen anerkannt sind Dänisch, Friesisch und Sorbisch. Anerkannt ist seit 1994 durch die EU auch (in eingeschränkter Weise) Niedersächsisch, eine niederdeutsche Sprache.

Es gibt in Deutschland verschiedene deutsche Mundartgebiete, die sich teilweise auch in die Nachbarstaaten hineinziehen. Umgangssprachlich werden verschiedene ober- und mitteldeutsche Dialekte des Hochdeutschen und niederdeutsche Mundarten des Niederdeutschen gesprochen. Die Sprecher der hochdeutschen Mundarten verstehen die Niederdeutsche Sprache nicht gut, da dazu bedeutende phonologische, morphologische und lexikal-semantische Unterschiede bestehen.

Von den in Deutschland lebenden Menschen nichtdeutscher Muttersprache und deren Nachkommen wird vor allem Russisch (etwa 5 Mio.), Türkisch (etwa 3 Mio.), Polnisch (etwa 2 Mio.) und Spanisch gesprochen.

Der Fremdsprachenunterricht an den Schulen beschränkt sich größtenteils auf Englisch und Französisch, neben Latein, Spanisch, Italienisch, Russisch und Altgriechisch. Nur in den unmittelbar grenznahen Regionen wird teilweise auch die jeweils auf der anderen Seite der Grenze gesprochene Sprache unterrichtet.

Religion

Deutschland ist seit fränkischer Zeit christianisiert und gilt - zusammen mit der Schweiz - als Mutterland der Reformation. Gesetzlich festgelegt ist die Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit. Gegenwärtig gehören 66,8% der Bundesdeutschen, über 55 Millionen, einer christlichen Kirche an, hälftig geteilt in Protestanten und Katholiken. Neben den Christen leben annähernd 3 Millionen Muslime und etwa 100.000 Juden in der Bundesrepublik Deutschland. Daneben gibt es kleinere bis kleinste Gemeinden praktisch aller Weltreligionen und ihrer Untergruppen. Etwa 25 % der Gesamtbevölkerung (besonders in den neuen Ländern) sind konfessionslos.

Siehe auch: Konfessionen in Deutschland

Feiertage

Die Feiertage in Deutschland werden durch die Landesgesetze geregelt. Neun Feiertage und alle Sonntage gelten im ganzen Bundesgebiet laut Grundgesetz als "Tag der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung."

Geschichte

Der folgende Abschnitt gibt einen kurzen Abriss über die geschichtlichen Entwicklungen Deutschlands und in der Region des heutigen Deutschlands. Eine detailliertere Schilderung erfolgt im Artikel Geschichte Deutschlands, speziell auf die Bundesrepublik bezogen in den Artikeln Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, sowie bezogen auf die DDR in Geschichte der DDR.

Die ältesten Nachweise von Menschen auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands sind etwa 700.000 Jahre alt. Seit rund 500.000 Jahren geht man von dauerhaften Besiedlungen aus.

Erste Erwähnung finden einige keltische und germanische Stämme bei den Griechen und Römern in der vorchristlichen Zeit. Der Rhein bildet dann 58 v. Chr. die Grenze zum römischen Reich. Eine erste Geschichte Gesamtgermaniens liefert im Jahr 98 der römische Schreiber Tacitus. Zwischen dem 1. und 6. Jahrhundert verteilen sich die germanischen Stämme über Europa (siehe Völkerwanderung) und vermischen sich mit den nicht ausgewanderten Kelten. Weite Teile des heutigen Ostdeutschlands waren bis ins hohe Mittelalter slawisch geprägt und wurden erst durch die Ostsiedlung germanisiert.

Politische Geschichte

Das Frankenreich entsteht und stellt mit Karl dem Großen als erstem westlichen Kaiser nach den Römern (800) den Anspruch auf die Führungsmacht in Europa. Doch sein Reich währt nicht lange. Streitigkeiten unter seinen Nachfolgern lassen es in das Westfrankenreich und das Ostfrankenreich zerfallen.

Als traditionelles (jedoch etwas willkürliches) Gründungsdatum Deutschlands als Staat gilt der 2. Februar 962, an dem Otto I. als erster Ostfränkischer König in Rom zum Kaiser gekrönt wird.

Das Westfränkische Reich entwickelt sich zu einem Nationalstaat (dem heutigen Frankreich), während im Ostfränkischen Reich die Territorialfürsten nach und nach ihre Partikularinteressen durchsetzen können. Obwohl die Kaiser des Ostfränkischen Reiches wiederholt versuchen, das Reich zu einen, zersplittert sich das entstehende Heilige römische Reich deutscher Nation immer weiter in unzählige weitgehend unabhängige Staaten und Reichsstädte. Nach Reformation und Dreißigjährigem Krieg ist die Macht der Kaiser nur noch eine formale.

Dieser Zustand währte bis 1806, als der deutsche Kaiser Franz II., der bereits zuvor 1804 auch Kaiser des österreichischen Vielvölkerstaates wurde, die Reichskrone auf Druck des franz. Kaisers Napoleon ablegte. Unter Napoleon Bonaparte wurden die Anzahl der deutschen Staaten durch Zusammenlegung erheblich verringert, und auch viele Reichsstädte verloren ihre Unabhängigkeit (deren Zahl betrug zur Blütezeit über 80). Der Wiener Kongress führte die Vereinigung fort und schließlich gründeten 38 deutsche Staaten einen losen deutschen Bund unter Federführung Österreichs. Schon bald nach der Revolution von 1848 kam es zur Kollision der erstarkenden Preußen mit der deutschen Großmacht Österreich um die Vormachtsstellung im Deutschen Bund wie in Europa, die zum Deutschen Krieg von 1866 führte. Nachdem Preußen diesen Krieg für sich entschieden hatte, kam es zur Teilung und damit zur Auflösung des Deutschen Bundes, zur Annexion seiner norddeutschen Kriegsgegner durch Preußen und dadurch zu einer weiteren Schrumpfung der Zahl deutscher Staaten.

Die anschließende Gründung des Norddeutschen Bundes unter preußischer Führung ging fast nahtlos über in das Deutsche Reich (so genanntes Kleindeutsches Reich), das nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 und der Proklamation des preußischen Königs Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser (er sah sich nicht als Kaiser von Deutschland, da das deutsche Österreich fehlte) seinen Anfang nahm. Mit der Reichsgründung kamen verschiedene Gebiete zu Deutschland, die gar nicht oder nicht mehr zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehört hatten, aber von Preußen zu verschiedenen Zeiten annektiert worden waren. Dazu gehören Preußen selbst (ausgenommen die Mark Brandenburg), Danzig, Teile Polens, Schleswig, Lothringen und das Elsass. In den 1880er Jahren erwarb Deutschland Kolonien in Afrika und Asien.

Reichsgründung, Versailles, 1871

Mit der Novemberrevolution 1918 endete auch die Monarchie im Deutschen Reich (und in Österreich-Ungarn). Der Kaiser dankte ab, und das Deutsche Reich wurde zu einer parlamentarisch-demokratischen Republik. Im Versailler Vertrag wurde es von den Siegermächten zu größeren Gebietsabtretungen (Elsass-Lothringen an Frankreich, Eupen-Malmedy an Belgien, Teile von Schleswig an Dänemark, die Provinzen Posen und Westpreußen sowie der Osten Oberschlesiens und der Süden des ostpreußischen Kreises Neidenburg an Polen, das Memelgebiet an Litauen und das Hultschiner Ländchen an die Tschechoslowakei, Verlust der Kolonien) gezwungen.

Die Weimarer Republik war von ständigen Auseinandersetzungen zwischen demokratischen und autoritären Kräften geprägt. Sie litt unter verbreiteter Ablehnung des Versailler Vertrags und wirtschaftlichen Schwierigkeiten. 1933 endete sie durch die Machtübernahme von Adolf Hitler und seiner Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).

Die NSDAP errichtete in Deutschland sehr schnell einen totalitären Einparteienstaat, dessen Unterdrückung der Bevölkerung in der Ermordung unliebsamer Bevölkerungsgruppen, vor allem der Juden, seinen Höhepunkt fand. Der damit einhergehende Exodus von Künstlern, Intellektuellen und Wissenschaftlern hat die Bedeutung Deutschlands auf diesen Gebieten dauerhaft geschädigt.

Unter Hitler annektierte Deutschland benachbarte Gebiete, zunächst mit der Begründung, deutschsprachige Gebiete vereinigen zu wollen (Österreich, Sudetenland) und geduldet von den größeren europäischen Mächten. Sein Versuch, Deutschland mit militärischer Macht weiter auszudehnen, führte 1939 zum zweiten Weltkrieg, der mit der absoluten Niederlage Deutschlands endete. Die NSDAP-Herrschaft wurde von den Besatzungsmächten völlig zerschlagen.

Zwischen 1945 und 1949 verlor das Deutsche Reich wieder große Flächen an seine Nachbarstaaten (Sudetenland an die Tschechoslowakei, Ost-Brandenburg, Pommern und Schlesien an Polen, Ostpreußen an Polen und die Sowjetunion) und wurde in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Österreich wurde wieder als eigenständiger Staat hergestellt (Republik Österreich). Im übrigen Land wurden wieder Länder (in der Bundesrepublik später Bundesländer genannt) gebildet. Dabei wurde deren Grenzziehung teilweise durch die Grenzen der Besatzungszonen bestimmt, z. B. zwischen Niedersachsen und Mecklenburg bzw. Sachsen-Anhalt sowie zwischen Thüringen und Hessen. In den Besatzungszonen wurden von den jeweiligen Besatzungsmächten neue politische Strukturen etabliert, die schließlich in die Gründung zweier neuer Staaten mündete.

Die Bundesrepublik Deutschland wurde am 23. Mai 1949 in den drei westlichen Besatzungszonen gegründet; die DDR am 7. Oktober 1949 in der sowjetischen Besatzungszone. Damit war das Deutsche Reich in zwei neue Staaten aufgeteilt und große Gebiete den Nachbarstaaten zugeschlagen. Das Bundesverfassungsgericht hat aber festgestellt, dass »Die BRD ist nicht 'Rechtsnachfolger' des Deutschen Reiches, sondern als Staat identisch mit dem Staat 'Deutsches Reich'«. Der anschließende Kalte Krieg zwischen West und Ost trennte Mitteleuropa, die Bundesrepublik und die DDR durch einen Eisernen Vorhang. Erst ein Machtwechsel in der Sowjetunion führte zu einer Öffnungspolitik, zu (friedlichen) Revolutionen und letztendlich zum Zusammenbruch der kommunistischen Staaten in der DDR und den anderen Staaten des Warschauer Vertrages. Mit dem Fall des "Eisernen Vorhangs" in Mitteleuropa öffnete sich auch die Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Am 3. Oktober 1990 erfolgt der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik (Wiedervereinigung). Die "vergrößerte" Bundesrepublik Deutschland erlangte damit wieder auch ihre volle Souveränität.

siehe auch: Deutsche Kolonien, Deutsches Reich, Preußen, Liste der Burgen in Deutschland

Politik

Hauptstadt und Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland ist Berlin. Nach Artikel 20 GG ist die Bundesrepublik Deutschland eine demokratische, soziale und rechtsstaatliche Bundesrepublik. Es gibt 16 teilsouveräne Bundesstaaten. Seine staatliche Ordnung regelt das Grundgesetz, die Verfassung Deutschlands. Staatsoberhaupt ist der Bundespräsident mit eher repräsentativen Aufgaben. Der Regierungschef Deutschlands ist der Bundeskanzler. Er besitzt die Richtlinienkompetenz für die Politik der Bundesregierung (Kanzlerdemokratie).

Als Bundesstaat ist Deutschland föderal organisiert, d. h. es gibt zwei Ebenen im Politischen System: die Bundesebene, die den Gesamtstaat Deutschland nach außen vertritt, und die Länderebene die in jedem Bundesland einzeln existiert. Jede Ebene besitzt eigene Staatsorgane der Exekutive, Legislative und Judikative.

Bundestag und Bundesrat entscheiden gemeinsam über die Gesetze des Bundes und haben die Befugnis mit 2/3-Mehrheit in beiden Organen die Verfassung zu ändern. In den Bundesländern entscheiden die Länderparlamente (Landtag bzw. Bürgerschaft oder Senat) über die Gesetze ihres Landes. Obwohl die Abgeordneten der Parlamente nach der Verfassung nicht weisungsgebunden sind, dominieren Vorentscheidungen in den Parteien die Gesetzgebung.

Die Exekutive wird auf Bundesebene durch den Bundeskanzler geleitet. Auf der Ebene der Bundesländer leitet der Ministerpräsident (bzw. der Bürgermeister der Stadtstaaten) die Exekutive. Die Verwaltungen des Bundes und der Länder werden jeweils durch die Fachminister geleitet, sie stehen an der Spitze der Behörden.

Das Bundesverfassungsgericht wacht über die Einhaltung des Grundgesetzes. Die Obersten Gerichtshöfe des Bundes sind Bundesgerichtshof in Karlsruhe, das Bundesverwaltungsgericht in Berlin, das Bundesarbeitsgericht, das Bundessozialgericht und der Bundesfinanzhof in München. Der Großteil der Rechtsprechung liegt in der Verantwortung der Bundesländer. Die Bundesgerichte sind fast immer nur Revisionsinstanz und prüfen die Entscheidungen der Landesgerichte auf die formale Rechtmäßigkeit.

Siehe auch: Politisches System Deutschlands, Politische Parteien in Deutschland, Grundgesetz

Außenpolitik

Ein wichtiger Grundsatz bundesdeutscher Außenpolitik ist die Westbindung. Die deutsche Regierung und große Teile der Medien sehen Deutschland als einen der Motoren der europäischen Einigung. Deutschland wird häufig zusammen mit Frankreich als Hauptinitiator eines "Kerneuropas" gesehen; in letzter Zeit (2004) ist "Kerneuropa" jedoch kein großes Thema mehr. Während des Kalten Kriegs war die deutsche Außenpolitik sehr beschränkt. Als eines der wichtigsten Ziele galt die Wiedervereinigung mit der ehemaligen DDR. Militäreinsätze im Ausland kamen nicht in Frage, gleichwohl wurde die Stationierung von amerikanischen Raketen in Betracht gezogen.

Wirtschaft

Da Deutschland relativ rohstoffarm ist, ist seine Wirtschaft vorwiegend auf den sekundären und tertiären Sektor konzentriert. Große Flächen des Landes werden allerdings landwirtschaftlich genutzt (jedoch sind nur 2%-3% der Beschäftigten in der LW tätig). Deutschland ist mit einem Bruttoinlandsprodukt von über 2,1 Billionen Euro die drittgrößte Volkswirtschaft und Industrienation der Welt. Außerdem exportiert Deutschland mehr als jedes andere Land der Welt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Land am Boden, wirtschaftlich und sozial. In den fünfziger Jahren gelang unter der Doktrin der sozialen Marktwirtschaft der wirtschaftliche Wiederaufbau im so genannten Wirtschaftswunder, gleichzeitig wurden die Bürger durch den Sozialstaat abgesichert. Dieser wurde insbesondere in den siebziger Jahren zu einem komfortablen Sozialsystem ausgebaut. Deutschland wurde zum Exportmeister; Produktivität und Qualität deutscher Produkte insbesondere des Maschinenbaus genossen und genießen noch heute weltweit einen guten Ruf.

Derzeit krankt Deutschlands Wirtschaft jedoch an für das Land ungewohnt hoher Arbeitslosigkeit und relativ niedrigen wirtschaftlichen Zuwachsraten, unter denen neue Arbeitsplätze nur schwer entstehen. Die Ursachen dafür sind vielfältig, einige sind allerdings deutlich erkennbar:

Zunächst musste durch die Wiedervereinigung die marode Wirtschaft in den damals neuen Bundesländern geschultert werden. Dies wurde vorwiegend über Neuverschuldung in den Haushalten und Übertragung einiger Kostenfaktoren in die sozialen Sicherungssysteme finanziert. Weiterhin ist seit über zwei Jahrzehnten die Geburtenrate in Deutschland sehr niedrig; die daraus resultierenden Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur (weniger junge Menschen haben mehr alte Menschen zu versorgen) belasten - zumindest perspektivisch - ebenfalls die sozialen Sicherungssysteme. Da diese in Deutschland hälftig von Arbeitnehmern und Arbeitgebern finanziert werden, führt das zu hohen Kosten pro Arbeitsstunde. Diese werden zwar großteils durch eine hohe Produktivität ausgeglichen, sind aber für Arbeitgeber durchaus spürbar:

Wachsende Globalisierung seit den achtziger Jahren sowie erstarkte Wirtschaftssysteme in Asien und seit den 90ern auch in Osteuropa führten dazu, dass insbesondere niedrig qualifizierte, aber lohnintensive Industriearbeitsplätze im sekundären Sektor in Deutschland abgebaut wurden. Ein zunehmender Kostendruck insbesondere durch günstige osteuropäische Arbeiter führte zudem im Bereich des Handwerks zu einer gegenwärtig extrem hohen Schwarzarbeit. Die dadurch entstehende hohe Belastung der sozialen Sicherungssysteme wurde lange Zeit weiter auch über Erhöhung der Lohnnebenkosten auf den verbleibenden Arbeitsplätzen des regulären Arbeitsmarktes abgefangen, was das Problem wiederum weiter verschärfte.


Dies führte zur allgemeinen Einschätzung einer "Krisensituation" der deutschen Wirtschaft, die etwa Anfang der neunziger Jahre aufkam und seitdem im Wesentlichen nicht mehr abflaute. Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Erholung um die Jahrtausendwende wurden durch das Platzen der New-Economy-Blase und die weltwirtschaftlich schlechte Situation seit dem 11. September 2001 zunichte gemacht.

Allgemein ist das Wirtschaftsleben derzeit in allen Bereich von "Abwarten" geprägt. Insbesondere zeigt sich das in einer Zurückhaltung bei den Ausgaben - beim Kaufverhalten der privaten Haushalte ebenso wie bei Neuinvestitionen der Wirtschaft. Gleichzeitig entwickelt sich eine allgemeine Mentalität des selbstverständlichen "Mitnehmens" von Vergünstigungen: Die meisten am Wirtschaftsleben beteiligten Deutschen leben unter dem Eindruck, dass ihnen immer nur genommen werde, so dass es ihr gutes Recht sei, ihrerseits durch Ausnutzen von Subventionen, Steuerschlupflöchern, Schwarzarbeit und ähnlichem sich "ein bisschen was zurückzuholen". Schlingernde und halbherzige Reformanstrengungen der Politik, bei denen größere Reformansätze stets durch gut organisierte Lobbyarbeit der betroffenen Gesellschaftsgruppen zermahlen werden, fördern den Eindruck eines sozialstaatlichen Stillstandes und bestätigen für viele ihre persönliche Ellenbogenstrategie.

Geographie

Deutschland reicht von den Alpen (höchster Punkt: Zugspitze auf 2.962 Metern) im Süden bis an die Nord- und Ostsee im Norden. Dazwischen liegen bewaldete Hochländer in der Mitte Deutschlands und tiefer gelegene Gegenden in Norddeutschland (niedrigster Punkt: Neuendorfer/Wilstermarsch bei -3.54 Metern). Deutschland wird von einigen der größten Flüsse Europas durchflossen, zum Beispiel vom Rhein, der Donau und der Elbe. Die Bundesrepublik wird im Norden durch Dänemark, zum Osten hin durch Polen und der tschechischen Republik, im Süden durch Österreich und die Schweiz und in Deutschlands Westen durch Frankreich, Luxemburg, Belgien und den Niederlanden begrenzt. Das Wetter ist manchmal unvorhersehbar. Mitten im Sommer kann es am einen Tag noch warm und sonnig und am nächsten Tag schon kalt und regnerisch sein. Wirklich extreme Wetterbedingungen wie strenge Dürren, Tornados, Stürme, strenger Frost oder Hitze usw. sind relativ selten. Dies liegt auch daran, dass Deutschland zur gemäßigten Zone gehört. Es gab in den letzten Jahren zwei Fluten, angesichts der langen Geschichte Deutschland kann man diese aber auch noch zu den eher selten auftretenden Katastrophen zählen. Von vielen werden diese aber auch als erstes Indiz der Klimaerwärmung gesehen. Nach ihnen könnte es in den folgenden Jahren vermehrt zu solchen und anderen Naturkatastrophen kommen. Als weiteres Indiz kann der "Jahrhundertsommer" 2003 gesehen werden. Dieser Sommer war einer der heißesten in Deutschland seit vielen Jahrzehnten. Die Folgen waren unter anderem durch die Dürre erhebliche Ernteausfälle für die Bauern. Erdbeben mit schweren Folgen gab es in Deutschland bisher nicht. Dies ist wissenschaftlich damit zu erklären, dass Deutschland auf der Eurasischen Platte liegt. Da sich keine Grenzen zweier Platten innerhalb Deutschlands befinden, gibt es relativ wenige und wenn, dann auch nur relativ schwache Erdbeben.

Siehe auch: Deutsche Inseln, Liste der Berge in Sachsen

Städte

Die größten deutschen Städte sind Berlin, Hamburg, München und Köln. Das größte Ballungsgebiet ist das Ruhrgebiet. Weiterhin bedeutend ist die fünftgrößte Stadt Deutschlands und Finanzmetropole Frankfurt am Main, zu der auch Deutschlands größter Flughafen gehört. Dieser ist europaweit der zweitgrößte Flughafen, beim Luftfrachtaufkommen sogar die Nummer 1.

Siehe auch: Liste der Städte in Deutschland; Liste der Großstädte in Deutschland

Verkehr

Siehe auch: Liste deutscher Eisenbahngesellschaften, Liste der Autobahnen in Deutschland, Liste von Eisenbahnstrecken in Deutschland

Kultur und Sport

Auf Grund der föderativen, also dezentralen Struktur Deutschlands gibt es eine Vielzahl von kulturellen Institutionen und Ereignissen vor allem in den großen Städten des Landes.

Beispiele: Bayreuther Festspiele, Berliner Festwochen, Berliner Philharmoniker, Internationale Filmfestspiele Berlin (Berlinale), Lange Nacht der Museen in Berlin, Frankfurter Buchmesse, Leipziger Buchmesse, Kurzfilmtage in Oberhausen

Die Deutschen werden bzw. wurden im Rückblick auf besonders viele Erfinder und bedeutende Wissenschaftler (Carl Benz, Otto Hahn, Max Planck, Wilhelm Conrad Röntgen, Albert Einstein, Wernher von Braun, Werner von Siemens usw.), ihrer klassischen Literatur (Goethe, Schiller etc.), ihrer berühmten Komponisten (Beethoven, Wagner, Bach, etc. ) und Philosophie (Kant, Marx, Nietzsche, etc.) auch als "Volk der Dichter und Denker" bezeichnet.

siehe auch: Liste bedeutender Deutscher

Deutsche Küche

Hauptartikel: Deutsche Küche

Die Deutsche Küche ist äußerst vielfältig und variiert stark von Region zu Region. Bekannt ist Deutschland vor allem für seinen deftigen und schweren Gerichte wie Eisbein mit Sauerkraut oder verschiedenen Eintöpfen. Dies ist mit Deutschlands relativ weit nördlicher Lage zu begründen, weshalb man, vor allem im Winter, auf ausreichende Kalorienversorgung achten musste. Aber auch sehr alte und einfache Speisen wie z.B. Armer Ritter sind Tradition. Die regionale Küche variiert jedoch stark und ist außerdem von den umliegenden Ländern beeinflusst, fast immer gehören jedoch Kartoffeln zur Mahlzeit. Heute machen sich in Deutschland starke ausländische Einflüsse bemerkbar. Beliebte Mahlzeiten sind so auch Pizza und Spaghetti. Döner könnten mittlerweile, wenn auch ihre Ursprünge in der Türkei liegen, als deutsches Nationalgericht bezeichnet werden. Insgesamt wird in Deutschland mit Dönern mehr Umsatz gemacht als die führenden, vorwiegend amerikanischen Fast Food-Ketten zusammen. Ansonsten gibt es auch viele griechische, indische und chinesische Restaurants. Getrunken wird in Deutschland sehr viel Kaffee, im Norden auch Tee. Die Deutschen lieben außerdem ihr (regional ebenfalls verschiedenartiges) Bier.

Sport

Hauptartikel zum Fußball: Deutscher Fußball

Die beliebteste Sportart in Deutschland ist Fußball mit der Fußball-Bundesliga, deren bekanntester und insgesamt erfolgreichster Verein Bayern München ist. Desweiteren wird von vielen die Formel 1 mit den bekannten Rennen in Hockenheim und auf dem Nürburgring verfolgt, darauf folgen Sportarten wie Handball oder Eishockey. Tennis hat nach dem Ende des Becker/Graf-Booms wieder an Popularität verloren.

Militär

Die Bundeswehr sind die Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland. Die Bundesrepublik ist Teil der NATO und befürwortet darüber hinaus, einen militärischen Arm der EU zu schaffen. Jedoch darf sich die Bundeswehr nicht an Angriffskriegen beteiligen und dient lediglich der Landesverteidigung. Für den Einsatz der Bundeswehr muss es eine Zustimmung des Deutschen Bundestages geben. Die Bundeswehr hat an verschiedenen friedenserhaltenden Einsätzen sowie den folgenden bewaffneten Konflikten teilgenommen:

  • 1992-1996 Operation SHARP GUARD mit Schiffen und Aufklärungsflugzeugen in der Adria gegen Rest-Jugoslawien
  • 1993 Beteiligung an der UN-Mission UNOSOM II in Somalia
  • 1999 Beteiligung am Krieg der NATO gegen die Bundesrepublik Jugoslawien
  • 2002 Beteiligung an der Friedensmission ISAF in Afghanistan
  • seit 2002 Beteiligung an der Operation Enduring Freedom u.a. mit einem Marinekontingent vor Ostafrika und im Mittelmeer
  • 2003 mit AWACS-Aufklärern und Überflugrechten im Irak (jedoch ohne Besatzung)

Siehe auch: Deutschland (Begriffsklärung), Deutschland-Statistik (1925), Deutsche Demokratische Republik, seltene und endemische Tiere Deutschlands, Deutsche Marine, Standort Deutschland

Weblinks