„Geschichte des Geldes“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
InternetArchiveBot hat 1 Archivlink(s) ergänzt und 0 Link(s) als defekt/tot markiert.) #IABot (v2.0.9.2
DOI formatiert
Zeile 16: Zeile 16:
[[Datei:Sweden-Credityf-Zedels.jpg|mini|Banknote des Stockholms Banco aus dem Jahr 1666]]
[[Datei:Sweden-Credityf-Zedels.jpg|mini|Banknote des Stockholms Banco aus dem Jahr 1666]]


Um die Geschichte des Geldes darzustellen, benötigt man eine Definition des Geldbegriffs. Dieser hat sich im Laufe der Zeit gewandelt.<ref>Michael North: '' Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute.'' C.H. Beck Verlag, München 2009, S. 7.</ref> In China verfasste der Philosoph [[Guan Zhong]] eine erste Abhandlung zum Thema, in Griechenland [[Platon]].<ref>William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S.&nbsp;156–157.</ref><ref>Burkhard Nonnenmacher: '' Platon.'' In: Christoph Asmuth, Burkhard Nonnenmacher, Nele Schneidereit (Hrsg.): '' Texte zur Theorie des Geldes.'' Reclam, Stuttgart 2016, S.&nbsp;17–20, hier S.&nbsp;17.</ref>
Um die Geschichte des Geldes darzustellen, benötigt man eine Definition des Geldbegriffs. Dieser hat sich im Laufe der Zeit gewandelt.<ref>Michael North: '' Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute.'' C.H. Beck Verlag, München 2009, S.&nbsp;7.</ref> In China verfasste der Philosoph [[Guan Zhong]] eine erste Abhandlung zum Thema, in Griechenland [[Platon]].<ref>William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S.&nbsp;156–157.</ref><ref>Burkhard Nonnenmacher: '' Platon.'' In: Christoph Asmuth, Burkhard Nonnenmacher, Nele Schneidereit (Hrsg.): '' Texte zur Theorie des Geldes.'' Reclam, Stuttgart 2016, S.&nbsp;17–20, hier S.&nbsp;17.</ref>


In wenig entwickelten Gesellschaften diente "Hortegeld" und "Protzgeld" in erster Linie zu repräsentativen Zwecken und wurde zur dauerhaften Vermögensanlage verwendet. In weiter entwickelten Gesellschaften erfüllt es die drei [[Geldfunktion]]en, es dient als Tausch- und Zahlungsmittel, als Recheneinheit sowie zur Wertaufbewahrung.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 7</ref><ref>Egon Görgens, Karlheinz Ruckriegel, Frank Seitz: '' Europäische Geldpolitik''. 5.&nbsp;Auflage, Lucius & Lucius, Stuttgart 2008, S.&nbsp;60–61.</ref> Die Geschichte des Geldes umfasst Mittel, die mindestens eine jener Geldfunktionen erfüllen.<ref>Diese Definition findet sich unter anderem in Günter Kuhn, Bernhard Rabus: '' Geld ist, was gilt. Primärgeld: Vormünzliche Zahlungsmittel aus aller Welt.'' Staatliche Münzsammlung München, 2009, S.&nbsp;1.</ref> Historisch waren verschiedene Geldformen im Einsatz, wie Warengeld, Münzgeld, Papiergeld und Buchgeld.<ref name="Moritz2012">Karl-Heinz Moritz: '' Geldtheorie und Geldpolitik.'' 3.&nbsp;Auflage, Vahlen, München 2012, S.&nbsp;8–11.</ref> Welche Funktionen das Geld übernahm und welche Stoffe verwendet wurden bestimmt den Entwicklungsstand der Geldwirtschaft, also den Monetarisierungsgrad der Gesellschaft.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 8</ref> Der Entwicklungsstand der Geldwirtschaft steht in enger Verbindung mit der Entwicklung der [[Bank]]en, der [[Finanzinstrument]]e und der [[Finanzkrise]]n. Die Geldgeschichte ist damit ein Teil der [[Wirtschaftsgeschichte]].<ref name="Anderegg" />
In wenig entwickelten Gesellschaften diente "Hortegeld" und "Protzgeld" in erster Linie zu repräsentativen Zwecken und wurde zur dauerhaften Vermögensanlage verwendet. In weiter entwickelten Gesellschaften erfüllt es die drei [[Geldfunktion]]en, es dient als Tausch- und Zahlungsmittel, als Recheneinheit sowie zur Wertaufbewahrung.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;7</ref><ref>Egon Görgens, Karlheinz Ruckriegel, Frank Seitz: '' Europäische Geldpolitik''. 5.&nbsp;Auflage, Lucius & Lucius, Stuttgart 2008, S.&nbsp;60–61.</ref> Die Geschichte des Geldes umfasst Mittel, die mindestens eine jener Geldfunktionen erfüllen.<ref>Diese Definition findet sich unter anderem in Günter Kuhn, Bernhard Rabus: '' Geld ist, was gilt. Primärgeld: Vormünzliche Zahlungsmittel aus aller Welt.'' Staatliche Münzsammlung München, 2009, S.&nbsp;1.</ref> Historisch waren verschiedene Geldformen im Einsatz, wie Warengeld, Münzgeld, Papiergeld und Buchgeld.<ref name="Moritz2012">Karl-Heinz Moritz: '' Geldtheorie und Geldpolitik.'' 3.&nbsp;Auflage, Vahlen, München 2012, S.&nbsp;8–11.</ref> Welche Funktionen das Geld übernahm und welche Stoffe verwendet wurden bestimmt den Entwicklungsstand der Geldwirtschaft, also den Monetarisierungsgrad der Gesellschaft.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;8</ref> Der Entwicklungsstand der Geldwirtschaft steht in enger Verbindung mit der Entwicklung der [[Bank]]en, der [[Finanzinstrument]]e und der [[Finanzkrise]]n. Die Geldgeschichte ist damit ein Teil der [[Wirtschaftsgeschichte]].<ref name="Anderegg" />
Eine funktionierende Geldwirtschaft ist eine wesentliche Voraussetzung für Handel und Wirtschaft. So brachen mit dem Niedergang des römischen Reiches Geldwirtschaft und Handel weitgehend zusammen. Mit dem Beginn der Goldmünzprägung im fränkischen [[Merowinger]]reich nahm im 8. Jahrhundert der friesische Handel seinen Aufschwung. Beides erlebte im Zuge der Wikingerüberfälle auf die Handelspartner der Friesen einen Niedergang.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 8, 13</ref>
Eine funktionierende Geldwirtschaft ist eine wesentliche Voraussetzung für Handel und Wirtschaft. So brachen mit dem Niedergang des römischen Reiches Geldwirtschaft und Handel weitgehend zusammen. Mit dem Beginn der Goldmünzprägung im fränkischen [[Merowinger]]reich nahm im 8. Jahrhundert der friesische Handel seinen Aufschwung. Beides erlebte im Zuge der Wikingerüberfälle auf die Handelspartner der Friesen einen Niedergang.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;8, 13</ref>


Die Summe des in einer [[Volkswirtschaft]] umlaufenden Geldes nennt sich [[Geldmenge]].<ref>Genaugenommen handelt es sich um den Geldbestand der Nichtbanken. Siehe hierzu Egon Görgens, Karlheinz Ruckriegel, Frank Seitz: '' Europäische Geldpolitik''. 5.&nbsp;Auflage, Lucius & Lucius, Stuttgart 2008, S.&nbsp;62</ref> Die [[Europäische Zentralbank]] misst die Geldmenge in drei Aggregaten.<ref>Ralph Anderegg: '' Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik (Managementwissen für Studium und Praxis).'' Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, S.&nbsp;25.</ref> Geld im engsten Sinne (M1) bilden demnach Münz- und Papiergeld sowie Buchgeld mit einer Fälligkeit von bis zu einem Tag. Im weitesten Sinne sind Forderungen mit einer [[Laufzeit (Wirtschaft)|Laufzeit]] von bis zu zwei Jahren in der Geldmenge M3 enthalten.<ref>Europäische Zentralbank: [https://www.ecb.europa.eu/stats/money_credit_banking/monetary_aggregates/html/hist_content.en.html ''The ECB's definition of euro area monetary aggregates'']. Abgerufen am 19. Juni 2021.</ref> Dazu zählen [[Termingeld]] und kurzlaufende [[Anleihe]]n. Bei welchen Finanzinstrumenten es sich um Geld handelt, wurde in der Vergangenheit kontrovers diskutiert. So zweifelten einige englische Wissenschaftler im 19.&nbsp;Jahrhundert daran, ob Banknoten Geld sind.<ref>Michael North: '' Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute.'' C.H. Beck Verlag, München 2009, S.&nbsp;156.</ref> Im 21.&nbsp;Jahrhundert werden Banknoten eindeutig als Geld gesehen. Gleiches gilt für Buchgeld; hier hängt die Definition von der Laufzeit der Forderungen ab.<ref name="Anderegg2" /><ref name="North4" />
Die Summe des in einer [[Volkswirtschaft]] umlaufenden Geldes nennt sich [[Geldmenge]].<ref>Genaugenommen handelt es sich um den Geldbestand der Nichtbanken. Siehe hierzu Egon Görgens, Karlheinz Ruckriegel, Frank Seitz: '' Europäische Geldpolitik''. 5.&nbsp;Auflage, Lucius & Lucius, Stuttgart 2008, S.&nbsp;62</ref> Die [[Europäische Zentralbank]] misst die Geldmenge in drei Aggregaten.<ref>Ralph Anderegg: '' Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik (Managementwissen für Studium und Praxis).'' Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, S.&nbsp;25.</ref> Geld im engsten Sinne (M1) bilden demnach Münz- und Papiergeld sowie Buchgeld mit einer Fälligkeit von bis zu einem Tag. Im weitesten Sinne sind Forderungen mit einer [[Laufzeit (Wirtschaft)|Laufzeit]] von bis zu zwei Jahren in der Geldmenge M3 enthalten.<ref>Europäische Zentralbank: [https://www.ecb.europa.eu/stats/money_credit_banking/monetary_aggregates/html/hist_content.en.html ''The ECB's definition of euro area monetary aggregates'']. Abgerufen am 19. Juni 2021.</ref> Dazu zählen [[Termingeld]] und kurzlaufende [[Anleihe]]n. Bei welchen Finanzinstrumenten es sich um Geld handelt, wurde in der Vergangenheit kontrovers diskutiert. So zweifelten einige englische Wissenschaftler im 19.&nbsp;Jahrhundert daran, ob Banknoten Geld sind.<ref>Michael North: '' Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute.'' C.H. Beck Verlag, München 2009, S.&nbsp;156.</ref> Im 21.&nbsp;Jahrhundert werden Banknoten eindeutig als Geld gesehen. Gleiches gilt für Buchgeld; hier hängt die Definition von der Laufzeit der Forderungen ab.<ref name="Anderegg2" /><ref name="North4" />


Die gesamte Geldgeschichte ist durchzogen von dem unaufhörlichen Konflikt zwischen den Interessen von Geldschuldnern und Geldgläubigern denn jede signifikante Änderung der Geldpolitik hat stets einen Einkommens- und Vermögenseffekt. Während Schuldner ein Interesse daran haben, dass Geld abwertet ([[Inflation]]), haben Gläubiger ein Interesse daran dass sich die Geldmenge verkleinert und Geld aufwertet ([[Deflation]]). Beides hat sich in der Wirtschaftsgeschichte als schädlich für das Wirtschaftswachstum erwiesen, die Prosperität einer Volkswirtschaft als ganzes ist bei verlässlich kalkulierbarer Geldwertentwicklung ohne größere Schwankungen am größten. Gleichwohl können gesellschaftlich sehr einflussreiche Gruppen das Pendel in die ein oder andere Richtung schwingen lassen. Insbesondere wenn ein Herrscher oder ein Staat hoch verschuldet ist, führt das oft zu einer über das Wirtschaftswachstum hinausgehenden Ausweitung der Geldmenge und damit zu einer Abwertung des Geldes.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S. 35 ff</ref> In der Folge erhöhen Gläubiger die Zinsraten so stark, dass es kaum noch möglich ist Geld zu leihen oder umzuschulden. Die Geldgeschichte zeigt, dass die jeweilige Geldform ein gewisses Maß an Limitierung braucht um begehrt zu sein. Wenn sich die Geldmenge zu schnell vergrößert und das Geld dadurch schnell abwertet verliert die Geldform ihre Glaubwürdigkeit und damit ihre Verkehrsfähigkeit. Sie wird dann durch eine andere Geldform ersetzt bzw. in neuerer Zeit erfolgt dann eine mehr oder weniger erfolgreiche [[Währungsreform]].<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S. 39 ff</ref>
Die gesamte Geldgeschichte ist durchzogen von dem unaufhörlichen Konflikt zwischen den Interessen von Geldschuldnern und Geldgläubigern denn jede signifikante Änderung der Geldpolitik hat stets einen Einkommens- und Vermögenseffekt. Während Schuldner ein Interesse daran haben, dass Geld abwertet ([[Inflation]]), haben Gläubiger ein Interesse daran dass sich die Geldmenge verkleinert und Geld aufwertet ([[Deflation]]). Beides hat sich in der Wirtschaftsgeschichte als schädlich für das Wirtschaftswachstum erwiesen, die Prosperität einer Volkswirtschaft als ganzes ist bei verlässlich kalkulierbarer Geldwertentwicklung ohne größere Schwankungen am größten. Gleichwohl können gesellschaftlich sehr einflussreiche Gruppen das Pendel in die ein oder andere Richtung schwingen lassen. Insbesondere wenn ein Herrscher oder ein Staat hoch verschuldet ist, führt das oft zu einer über das Wirtschaftswachstum hinausgehenden Ausweitung der Geldmenge und damit zu einer Abwertung des Geldes.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S.&nbsp;35 ff</ref> In der Folge erhöhen Gläubiger die Zinsraten so stark, dass es kaum noch möglich ist Geld zu leihen oder umzuschulden. Die Geldgeschichte zeigt, dass die jeweilige Geldform ein gewisses Maß an Limitierung braucht um begehrt zu sein. Wenn sich die Geldmenge zu schnell vergrößert und das Geld dadurch schnell abwertet verliert die Geldform ihre Glaubwürdigkeit und damit ihre Verkehrsfähigkeit. Sie wird dann durch eine andere Geldform ersetzt bzw. in neuerer Zeit erfolgt dann eine mehr oder weniger erfolgreiche [[Währungsreform]].<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S.&nbsp;39 ff</ref>


Der Ursprung des Geldes liegt vor Beginn der Geschichtsschreibung.<ref name="Bundesbank2019" /> Zur Entstehung gibt es mehrere Theorien.<ref name="Friebe" /> Die Klassik nach [[Adam Smith]] sieht den Tauschhandel als Vorgänger der Zahlungsmittel.<ref>Adam Smith: '' An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations.'' W. Strahan and T. Cadell, London 1776, S.&nbsp;22–24.</ref> Der [[Chartalismus]] betrachtet den Staat als treibende Kraft und die [[Kredittheorie]] führt den Ursprung des Geldes auf Schulden zurück.<ref name="Graeber" /> Daneben existieren weitere [[Geldtheorie]]n, etwa von [[Karl Marx|Marx]] – siehe [[Marx’ Geldtheorie]] – und [[John Maynard Keynes|Keynes]].<ref name="Friebe" /> Geldtheorie ist ein eigenes Forschungsfeld und geht über die historische Betrachtung hinaus. Sie untersucht die Eigenschaften des Geldes und zählt zur [[Volkswirtschaftslehre]].<ref name="Anderegg" /> Einige Arbeiten zur Geldtheorie befassen sich auch mit der Geldgeschichte.<ref>Siehe beispielsweise L. Randall Wray: '' Understanding Modern Money''. Edward Elgar, Northampton 2003, S.&nbsp;39–73.</ref> Die beiden Disziplinen sind daher nicht strikt voneinander trennbar.
Der Ursprung des Geldes liegt vor Beginn der Geschichtsschreibung.<ref name="Bundesbank2019" /> Zur Entstehung gibt es mehrere Theorien.<ref name="Friebe" /> Die Klassik nach [[Adam Smith]] sieht den Tauschhandel als Vorgänger der Zahlungsmittel.<ref>Adam Smith: '' An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations.'' W. Strahan and T. Cadell, London 1776, S.&nbsp;22–24.</ref> Der [[Chartalismus]] betrachtet den Staat als treibende Kraft und die [[Kredittheorie]] führt den Ursprung des Geldes auf Schulden zurück.<ref name="Graeber" /> Daneben existieren weitere [[Geldtheorie]]n, etwa von [[Karl Marx|Marx]] – siehe [[Marx’ Geldtheorie]] – und [[John Maynard Keynes|Keynes]].<ref name="Friebe" /> Geldtheorie ist ein eigenes Forschungsfeld und geht über die historische Betrachtung hinaus. Sie untersucht die Eigenschaften des Geldes und zählt zur [[Volkswirtschaftslehre]].<ref name="Anderegg" /> Einige Arbeiten zur Geldtheorie befassen sich auch mit der Geldgeschichte.<ref>Siehe beispielsweise L. Randall Wray: '' Understanding Modern Money''. Edward Elgar, Northampton 2003, S.&nbsp;39–73.</ref> Die beiden Disziplinen sind daher nicht strikt voneinander trennbar.
Zeile 36: Zeile 36:
=== Warengeld ===
=== Warengeld ===
Mit der [[Neolithische Revolution|neolithischen Revolution]] ab ca. 10.000&nbsp;v.&nbsp;Chr. wandelte sich die Lebensweise der Menschen von nomadischen Jägern und Sammlern zu sesshaften Bauern. Es entwickelte sich eine [[Arbeitsteilung|arbeitsteilige]] Produktionsweise. Frauen [[Weben|woben]] Kleidung, Männer bestellten das Feld. Einige Menschen spezialisierten sich als Viehzüchter, Fischer, Bergarbeiter, Bildhauer, Töpfer, Schumacher, Steinmetz oder Metallarbeiter. Durch die [[Arbeit (Philosophie)#Agrargesellschaft|Arbeit]] in unterschiedlichen Produktionszweigen bzw. Berufen waren die Menschen auf den Austausch ihrer Dienste und Produkte angewiesen. Es entstand [[Tauschhandel]].<ref>Kabir Sehgal: '' Coined: The Rich Life of Money and How Its History Has Shaped Us.'' John Murray (Publishers), London 2015, S.&nbsp;17–19.</ref>
Mit der [[Neolithische Revolution|neolithischen Revolution]] ab ca. 10.000&nbsp;v.&nbsp;Chr. wandelte sich die Lebensweise der Menschen von nomadischen Jägern und Sammlern zu sesshaften Bauern. Es entwickelte sich eine [[Arbeitsteilung|arbeitsteilige]] Produktionsweise. Frauen [[Weben|woben]] Kleidung, Männer bestellten das Feld. Einige Menschen spezialisierten sich als Viehzüchter, Fischer, Bergarbeiter, Bildhauer, Töpfer, Schumacher, Steinmetz oder Metallarbeiter. Durch die [[Arbeit (Philosophie)#Agrargesellschaft|Arbeit]] in unterschiedlichen Produktionszweigen bzw. Berufen waren die Menschen auf den Austausch ihrer Dienste und Produkte angewiesen. Es entstand [[Tauschhandel]].<ref>Kabir Sehgal: '' Coined: The Rich Life of Money and How Its History Has Shaped Us.'' John Murray (Publishers), London 2015, S.&nbsp;17–19.</ref>
Der Nachteil des Tauschhandels ohne Geld ist, dass es keinen allgemeinen Wertstandard gibt. In einer komplexeren Ökonomie mit vielen verschiedenen Waren gestaltet sich die Preisfindung schwierig. Beispiel: In einer Ökonomie, die nur drei Waren kennt, genügen drei Wechselkurse, damit alle Waren untereinander getauscht werden können. Eine Ökonomie mit vier Waren benötigt bereits sechs Wechselkurse. Eine Ökonomie, die 10 verschiedene Waren kennt, benötigt 45 Wechselkurse. Eine Ökonomie mit 100 verschiedene Waren benötigt bereits 4.950 Wechselkurse<ref>Anzahl n*(n-1)/2</ref>. Ein Problem ist es auch, wenn zwar beide Handelspartner einen Überschuss an ihrer jeweiligen Ware haben, die konkrete Ware für den Handelspartner aber nicht von unmittelbarem Nutzen ist. Eine zunehmend komplexere Ökonomie erforderte also die Entwicklung eines ersten Primitivgeldes.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S. 16</ref> Für diese komplexeren Geschäfte wurde eine Ware als reines Tauschmittel eingesetzt. Dieses Warengeld (auch Natural- oder Nutzgeld genannt) war eine Frühform des Geldes.<ref>François R. Velde, Warren E. Weber: [https://doi.org/10.1057/9780230280854_4 '' Commodity Money''] In: '' Monetary Economics. The New Palgrave Economics Collection.'' Palgrave Macmillan, London 2010, S.&nbsp;27–33, hier S.&nbsp;27.</ref><ref>Einen guten Überblick bieten Günter Kuhn und Bernhard Rabus: ''Geld ist, was gilt. Primärgeld: Vormünzliche Zahlungsmittel aus aller Welt.'' Staatliche Münzsammlung München, 2009.</ref> Hierfür eigneten sich Waren, die leicht eintauschbar waren, weil viele Menschen sie brauchen konnten, die also problemlos gegen etwas anderes wieder eingetauscht werden konnten. Als Warengeld eigneten sich besonders Waren, die gut gelagert und leicht transportiert werden konnten sowie haltbar waren.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S. 10</ref> Wahrscheinlich noch älter waren nichtökonomische Gründe, die zur Entwicklung des Primitivgeldes führten, nämlich die Entwicklung der Tradition des [[Brautpreis|Brautgeldes]], des [[Blutgeld]]es, des [[Lösegeld]]es und des [[Tribut]]s.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S. 25, 26</ref>
Der Nachteil des Tauschhandels ohne Geld ist, dass es keinen allgemeinen Wertstandard gibt. In einer komplexeren Ökonomie mit vielen verschiedenen Waren gestaltet sich die Preisfindung schwierig. Beispiel: In einer Ökonomie, die nur drei Waren kennt, genügen drei Wechselkurse, damit alle Waren untereinander getauscht werden können. Eine Ökonomie mit vier Waren benötigt bereits sechs Wechselkurse. Eine Ökonomie, die 10 verschiedene Waren kennt, benötigt 45 Wechselkurse. Eine Ökonomie mit 100 verschiedene Waren benötigt bereits 4.950 Wechselkurse<ref>Anzahl n*(n-1)/2</ref>. Ein Problem ist es auch, wenn zwar beide Handelspartner einen Überschuss an ihrer jeweiligen Ware haben, die konkrete Ware für den Handelspartner aber nicht von unmittelbarem Nutzen ist. Eine zunehmend komplexere Ökonomie erforderte also die Entwicklung eines ersten Primitivgeldes.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S.&nbsp;16</ref> Für diese komplexeren Geschäfte wurde eine Ware als reines Tauschmittel eingesetzt. Dieses Warengeld (auch Natural- oder Nutzgeld genannt) war eine Frühform des Geldes.<ref>François R. Velde, Warren E. Weber: '' Commodity Money.'' In: '' Monetary Economics. The New Palgrave Economics Collection.'' Palgrave Macmillan, London 2010, S.&nbsp;27–33, hier S.&nbsp;27, {{DOI|10.1057/9780230280854_4}}.</ref><ref>Einen guten Überblick bieten Günter Kuhn und Bernhard Rabus: ''Geld ist, was gilt. Primärgeld: Vormünzliche Zahlungsmittel aus aller Welt.'' Staatliche Münzsammlung München, 2009.</ref> Hierfür eigneten sich Waren, die leicht eintauschbar waren, weil viele Menschen sie brauchen konnten, die also problemlos gegen etwas anderes wieder eingetauscht werden konnten. Als Warengeld eigneten sich besonders Waren, die gut gelagert und leicht transportiert werden konnten sowie haltbar waren.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S.&nbsp;10</ref> Wahrscheinlich noch älter waren nichtökonomische Gründe, die zur Entwicklung des Primitivgeldes führten, nämlich die Entwicklung der Tradition des [[Brautpreis|Brautgeldes]], des [[Blutgeld]]es, des [[Lösegeld]]es und des [[Tribut]]s.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S.&nbsp;25, 26</ref>


Primitivgeld konnte aber auch als Recheneinheit benutzt werden um Tauschhandel zu vereinfachen. Beispielsweise nutzen die [[Azteken]] Kakaobohnen als Primitivgeld. Es gab aber nicht genug Kakaobohnen um alle möglichen Geschäfte damit abzuwickeln. Deshalb wurde ein Handel beispielsweise so abgewickelt, dass ein Bündel Feuerholz im Wert von 6 Kakaobohnen gegen Chilischoten im Wert von 5 Kakaobohnen getauscht wurden und zum Ausgleich zusätzlich eine Kakaobohne dazu gegeben wurde.<ref>Jack Weatherford, ''The History of Money'', Crown, 2009, ISBN 978-0-307-55674-5, S. 19</ref>
Primitivgeld konnte aber auch als Recheneinheit benutzt werden um Tauschhandel zu vereinfachen. Beispielsweise nutzen die [[Azteken]] Kakaobohnen als Primitivgeld. Es gab aber nicht genug Kakaobohnen um alle möglichen Geschäfte damit abzuwickeln. Deshalb wurde ein Handel beispielsweise so abgewickelt, dass ein Bündel Feuerholz im Wert von 6 Kakaobohnen gegen Chilischoten im Wert von 5 Kakaobohnen getauscht wurden und zum Ausgleich zusätzlich eine Kakaobohne dazu gegeben wurde.<ref>Jack Weatherford, ''The History of Money'', Crown, 2009, ISBN 978-0-307-55674-5, S.&nbsp;19</ref>


Das Warengeld schlechthin war in allen Kulturen Vieh, also Kühe, Büffel, Schafe Ziegen, Kamele und Pferde. Bei Vieh als Geld war die Quantität wichtiger als die Qualität. [[Negley Farson]] berichtete 1940 davon, dass ein britischer Landwirtschaftsexperte Mitgliedern eines kenianischen Stammes überzeugen wollte, ihr altes und krankes Vieh aufzugeben. Zur Erwiderung zeigten ihm die Stammesmitglieder zwei Pfundnoten und erklärten ihm, dass die eine Pfundnote neu ist, die andere aber alt, zerknittert und rissig. Trotzdem sind beide ein Pfund wert. Genauso sei es mit Vieh. In der langen Zeit, in der Vieh als Geld genutzt wurde, war es vermutlich immer so, dass der Wertmaßstab des Geldes je ein Stück Vieh war, unabhängig von der individuellen Qualität. Zusätzlich zu Vieh war oft auch diverses anderes Warengeld üblich.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Cattle: man's first working-capital asset</ref>
Das Warengeld schlechthin war in allen Kulturen Vieh, also Kühe, Büffel, Schafe Ziegen, Kamele und Pferde. Bei Vieh als Geld war die Quantität wichtiger als die Qualität. [[Negley Farson]] berichtete 1940 davon, dass ein britischer Landwirtschaftsexperte Mitgliedern eines kenianischen Stammes überzeugen wollte, ihr altes und krankes Vieh aufzugeben. Zur Erwiderung zeigten ihm die Stammesmitglieder zwei Pfundnoten und erklärten ihm, dass die eine Pfundnote neu ist, die andere aber alt, zerknittert und rissig. Trotzdem sind beide ein Pfund wert. Genauso sei es mit Vieh. In der langen Zeit, in der Vieh als Geld genutzt wurde, war es vermutlich immer so, dass der Wertmaßstab des Geldes je ein Stück Vieh war, unabhängig von der individuellen Qualität. Zusätzlich zu Vieh war oft auch diverses anderes Warengeld üblich.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Cattle: man's first working-capital asset</ref>
Zeile 44: Zeile 44:
Ein weiteres sehr weit verbreitetes Primitivgeld, das zum Teil auch Jahrhundertelang genutzt wurde, war [[Muschelgeld]], insbesondere Kaurischnecken. In China dienten [[Kaurigeld|Kaurischnecken]] als Warengeld. In Afrika, Asien und Ozeanien war teilweise bis ins 20. Jahrhundert hinein Muschel- und Schneckengeld verbreitet.<ref name="Goetzmann4" /> In Nordamerika nutzten die Indianer neben Pelzgeld auch [[Wampum]] (Muschelketten) als Zahlungsmittel, auch die ersten europäischen Siedler nutzten Wampum für Geschäfte mit den Indianern.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Wampum: the favourite American-Indian Money.</ref>
Ein weiteres sehr weit verbreitetes Primitivgeld, das zum Teil auch Jahrhundertelang genutzt wurde, war [[Muschelgeld]], insbesondere Kaurischnecken. In China dienten [[Kaurigeld|Kaurischnecken]] als Warengeld. In Afrika, Asien und Ozeanien war teilweise bis ins 20. Jahrhundert hinein Muschel- und Schneckengeld verbreitet.<ref name="Goetzmann4" /> In Nordamerika nutzten die Indianer neben Pelzgeld auch [[Wampum]] (Muschelketten) als Zahlungsmittel, auch die ersten europäischen Siedler nutzten Wampum für Geschäfte mit den Indianern.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Wampum: the favourite American-Indian Money.</ref>


In China, Nordafrika und im Mittelmeerraum war auch Salz als Warengeld üblich.<ref>Jack Weatherford, ''The History of Money'', Crown, 2009, ISBN 978-0-307-55674-5, S. 21</ref> Im Japan des 8. Jahrhunderts wurde Reis als Warengeld benutzt.<ref>Günter Kuhn, Bernhard Rabus: ''Geld ist, was gilt. Primärgeld: Vormünzliche Zahlungsmittel aus aller Welt.'' Staatliche Münzsammlung München, 2009, S.&nbsp;22.</ref> In Amerika und Europa war [[Pelzgeld]] verbreitet. Die Bewohner Mikronesiens nutzten bis ins 20.&nbsp;Jahrhundert [[Rai (Währung)|Steingeld]].<ref>Michael F. Bryan: [https://www.clevelandfed.org/newsroom-and-events/publications/economic-commentary/economic-commentary-archives/2004-economic-commentaries/ec-20040201-island-money.aspx '' Island Money'']. Federal Reserve Bank of Cleveland, Economic Commentary, 1. Februar 2004. Abgerufen am 30. Januar 2021.</ref> Auf [[Fidschi]] wurden Walzähne als Primitivgeld verwendet. Als Fidschi 1874 Britische Kolonie wurde, hatten die Engländer Schwierigkeiten, ihre Gold- und Silbermünzen als offizielles Zahlungsmittel zu etablieren. Für die Bewohner hatten Walzähne nicht nur Geldwert, sondern auch zeremoniellen Wert. Walzähne verkörperten Prestige und Macht für die Bewohner besser als Edelmetallmünzen.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Fijian whales theeth and Yap stones</ref>
In China, Nordafrika und im Mittelmeerraum war auch Salz als Warengeld üblich.<ref>Jack Weatherford, ''The History of Money'', Crown, 2009, ISBN 978-0-307-55674-5, S.&nbsp;21</ref> Im Japan des 8. Jahrhunderts wurde Reis als Warengeld benutzt.<ref>Günter Kuhn, Bernhard Rabus: ''Geld ist, was gilt. Primärgeld: Vormünzliche Zahlungsmittel aus aller Welt.'' Staatliche Münzsammlung München, 2009, S.&nbsp;22.</ref> In Amerika und Europa war [[Pelzgeld]] verbreitet. Die Bewohner Mikronesiens nutzten bis ins 20.&nbsp;Jahrhundert [[Rai (Währung)|Steingeld]].<ref>Michael F. Bryan: [https://www.clevelandfed.org/newsroom-and-events/publications/economic-commentary/economic-commentary-archives/2004-economic-commentaries/ec-20040201-island-money.aspx '' Island Money'']. Federal Reserve Bank of Cleveland, Economic Commentary, 1. Februar 2004. Abgerufen am 30. Januar 2021.</ref> Auf [[Fidschi]] wurden Walzähne als Primitivgeld verwendet. Als Fidschi 1874 Britische Kolonie wurde, hatten die Engländer Schwierigkeiten, ihre Gold- und Silbermünzen als offizielles Zahlungsmittel zu etablieren. Für die Bewohner hatten Walzähne nicht nur Geldwert, sondern auch zeremoniellen Wert. Walzähne verkörperten Prestige und Macht für die Bewohner besser als Edelmetallmünzen.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Fijian whales theeth and Yap stones</ref>


Der Name einiger [[Währung]]en und Finanzgeschäfte lässt auf ihre ursprüngliche Warenbindung rückschließen. Der sumerische Begriff für [[Zins]], ''maš'', kann etwa mit „Kalb“ oder „Ziegenjunges“ übersetzt werden. Zinsen und [[Zinseszins]]en stehen historisch in Zusammenhang mit der Viehleihe und Viehzucht.<ref>Oliver Brand: ''Das internationale Zinsrecht Englands.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2002, S.&nbsp;10–11 ({{Google Buch |BuchID=ygDdnDcoQwEC |Seite=10 |Linktext=}}).</ref><ref>William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S.&nbsp;37–39.</ref> Auch das lateinische Wort für Geld, ''pecunia'', leitet sich von ''pecus'' für Vieh ab.<ref name="Bundesbank2019" /> Die Währungen [[Pfund Sterling|Pfund]], [[Schekel]] und [[Mark (Währung)|Mark]] sind nach Gewichtsmaßen benannt.<ref>L. Randall Wray: '' Understanding Modern Money''. Edward Elgar, Northampton 2003, S. 13.</ref> Das Wort „Salär“ hat seinen Ursprung in der Bezahlung römischer Legionäre mit Salz.<ref>M.R. Bloch: ''Zur Entwicklung der vom Salz abhängigen Technologien.'' In: ''[[Saeculum (Zeitschrift)|Saeculum]].'' Band 21, 1970, S.&nbsp;1–33, hier S&nbsp;1.</ref><ref>Rudolf Muschalla: '' Zur Vorgeschichte der Technischen Normung.'' Beuth Verlag 1992, S.&nbsp;65.</ref>
Der Name einiger [[Währung]]en und Finanzgeschäfte lässt auf ihre ursprüngliche Warenbindung rückschließen. Der sumerische Begriff für [[Zins]], ''maš'', kann etwa mit „Kalb“ oder „Ziegenjunges“ übersetzt werden. Zinsen und [[Zinseszins]]en stehen historisch in Zusammenhang mit der Viehleihe und Viehzucht.<ref>Oliver Brand: ''Das internationale Zinsrecht Englands.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2002, S.&nbsp;10–11 ({{Google Buch |BuchID=ygDdnDcoQwEC |Seite=10 |Linktext=}}).</ref><ref>William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S.&nbsp;37–39.</ref> Auch das lateinische Wort für Geld, ''pecunia'', leitet sich von ''pecus'' für Vieh ab.<ref name="Bundesbank2019" /> Die Währungen [[Pfund Sterling|Pfund]], [[Schekel]] und [[Mark (Währung)|Mark]] sind nach Gewichtsmaßen benannt.<ref>L. Randall Wray: '' Understanding Modern Money''. Edward Elgar, Northampton 2003, S.&nbsp;13.</ref> Das Wort „Salär“ hat seinen Ursprung in der Bezahlung römischer Legionäre mit Salz.<ref>M.R. Bloch: ''Zur Entwicklung der vom Salz abhängigen Technologien.'' In: ''[[Saeculum (Zeitschrift)|Saeculum]].'' Band 21, 1970, S.&nbsp;1–33, hier S&nbsp;1.</ref><ref>Rudolf Muschalla: '' Zur Vorgeschichte der Technischen Normung.'' Beuth Verlag 1992, S.&nbsp;65.</ref>


Von allen Hochkulturen kamen nur die [[Inka]] ohne Geld aus. Zum einen weil die Wirtschaft auf [[Subsistenzwirtschaft]] beschränkt war, zum anderen, weil das Staatswesen streng hierarchisch organisiert war. Steuern und Tribut wurden ausschließlich in Form von [[Fron]]diensten erbracht.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Money and banking in Mesopotamia</ref>
Von allen Hochkulturen kamen nur die [[Inka]] ohne Geld aus. Zum einen weil die Wirtschaft auf [[Subsistenzwirtschaft]] beschränkt war, zum anderen, weil das Staatswesen streng hierarchisch organisiert war. Steuern und Tribut wurden ausschließlich in Form von [[Fron]]diensten erbracht.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Money and banking in Mesopotamia</ref>
Zeile 53: Zeile 53:
Ein Bindeglied zwischen Warengeld und Münzgeld waren Metalle, die als Geld genutzt wurden. Metalle haben den großen Vorteil, dass sie leicht transportierbar, teilbar, robust, aufgrund der aufwendigen Gewinnung relativ wertstabil, homogen, nützlich und in der richtigen Verarbeitung auch repräsentativ sind. Die lange Nutzung von Metallen als Geld zeigt sich auch in der Sprache, beispielsweise bezeichnen das französische Wort "argent" und das walisische Wort "arian" sowohl Silber als auch Geld.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Pre-coinage metallic money</ref>
Ein Bindeglied zwischen Warengeld und Münzgeld waren Metalle, die als Geld genutzt wurden. Metalle haben den großen Vorteil, dass sie leicht transportierbar, teilbar, robust, aufgrund der aufwendigen Gewinnung relativ wertstabil, homogen, nützlich und in der richtigen Verarbeitung auch repräsentativ sind. Die lange Nutzung von Metallen als Geld zeigt sich auch in der Sprache, beispielsweise bezeichnen das französische Wort "argent" und das walisische Wort "arian" sowohl Silber als auch Geld.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Pre-coinage metallic money</ref>


Bronzezeitliche Kulturen in Vorderasien nutzten [[Hacksilber]] als Geldform.<ref>Nicola Ialongo, Agnese Vacca, Luca Peyronel: [https://doi.org/10.1016/j.jas.2018.01.002 '' Breaking down the bullion. The compliance of bullion-currencies with official weight-systems in a case-study from the ancient Near East.''] In: '' Journal of Archaeological Science.'' Volume 91, März 2018, S.&nbsp;20–32, hier S.&nbsp;20.</ref> Hierbei wurden kleinere Gegenstände aus Silber gewogen und als Zahlungsmittel verwendet. Auch in Europa dienten Silber und Bronze als Hackgeld.<ref>Brigitta Hårdh: '' Der Silberstrom. Ein Metall zwischen Kunst und Währung''. In: Jörn Staecker, Matthias Toplak (Hrsg.): '' Die Wikinger. Entdecker und Eroberer''. Ullstein, Berlin 2019, S.&nbsp;207–220 hier S.&nbsp;212.</ref><ref>Karin Schlott: [https://www.spektrum.de/news/auf-kriegszug-gen-norden/1680250 '' Mecklenburg-Vorpommern: Auf Kriegszug gen Norden.''] Spektrum.de, 19. Oktober 2019. Abgerufen am 19. März 2021.</ref> Im Aztekenland kam auch Goldstaub als Zahlungsmittel zum Einsatz.<ref>Kenneth G. Hirth: '' The Aztec Economic World: Merchants and Markets in Ancient Mesoamerica.'' Cambridge University Press, 2016, S.&nbsp;250</ref>
Bronzezeitliche Kulturen in Vorderasien nutzten [[Hacksilber]] als Geldform.<ref>Nicola Ialongo, Agnese Vacca, Luca Peyronel: ''Breaking down the bullion. The compliance of bullion-currencies with official weight-systems in a case-study from the ancient Near East.'' In: ''Journal of Archaeological Science.'' Volume 91, März 2018, S.&nbsp;20–32, hier S.&nbsp;20, {{DOI|10.1016/j.jas.2018.01.002}}.</ref> Hierbei wurden kleinere Gegenstände aus Silber gewogen und als Zahlungsmittel verwendet. Auch in Europa dienten Silber und Bronze als Hackgeld.<ref>Brigitta Hårdh: '' Der Silberstrom. Ein Metall zwischen Kunst und Währung''. In: Jörn Staecker, Matthias Toplak (Hrsg.): '' Die Wikinger. Entdecker und Eroberer''. Ullstein, Berlin 2019, S.&nbsp;207–220 hier S.&nbsp;212.</ref><ref>Karin Schlott: [https://www.spektrum.de/news/auf-kriegszug-gen-norden/1680250 '' Mecklenburg-Vorpommern: Auf Kriegszug gen Norden.''] Spektrum.de, 19. Oktober 2019. Abgerufen am 19. März 2021.</ref> Im Aztekenland kam auch Goldstaub als Zahlungsmittel zum Einsatz.<ref>Kenneth G. Hirth: '' The Aztec Economic World: Merchants and Markets in Ancient Mesoamerica.'' Cambridge University Press, 2016, S.&nbsp;250</ref>


Metalle wurden in abgewogenen Klumpen als Geld verwendet, aber auch zu Waffen oder Werkzeugen verarbeitetes Metall, z.&nbsp;B. Schwerter, Speere, Äxte, Messer, Hacken und Spaten aus Kupfer, Bronze und später aus Eisen. Beispielsweise mokierte sich [[Julius Cäsar]] darüber, dass die Briten noch Eisenschwerter als Währung benutzten, während die zivilisierten Teile Europas längst Münzen verwendeten. Auch zu Schmuck verarbeitetes Metall war als Geld üblich. In China wurden gegen Ende der Steinzeit Kaurischneckennachbildungen aus Bronze oder Kupfer hergestellt, die als Geld fungierten. Besonders praktisch waren Ringe, Armringe, Ketten etc., da diese am Körper getragen werden konnten und so Macht und Einfluss verkörperten. Beispielsweise wurden [[Manille (Währung)|Manillen]] viele Jahrhunderte lang von der Zeit der [[Phönizier]] bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Westafrika als Geld benutzt.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Pre-coinage metallic money</ref>
Metalle wurden in abgewogenen Klumpen als Geld verwendet, aber auch zu Waffen oder Werkzeugen verarbeitetes Metall, z.&nbsp;B. Schwerter, Speere, Äxte, Messer, Hacken und Spaten aus Kupfer, Bronze und später aus Eisen. Beispielsweise mokierte sich [[Julius Cäsar]] darüber, dass die Briten noch Eisenschwerter als Währung benutzten, während die zivilisierten Teile Europas längst Münzen verwendeten. Auch zu Schmuck verarbeitetes Metall war als Geld üblich. In China wurden gegen Ende der Steinzeit Kaurischneckennachbildungen aus Bronze oder Kupfer hergestellt, die als Geld fungierten. Besonders praktisch waren Ringe, Armringe, Ketten etc., da diese am Körper getragen werden konnten und so Macht und Einfluss verkörperten. Beispielsweise wurden [[Manille (Währung)|Manillen]] viele Jahrhunderte lang von der Zeit der [[Phönizier]] bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Westafrika als Geld benutzt.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Pre-coinage metallic money</ref>
Zeile 62: Zeile 62:


=== Etablierung von Schrift, Mathematik und Bankgeschäften ===
=== Etablierung von Schrift, Mathematik und Bankgeschäften ===
Eine wesentliche Geldfunktion ist die eines Wertmaßstabs. Warengeld in Form von Kaurischnecken oder Vieh wurde gezählt. Warengeld in Form von Weizen, Reis oder Edelmetallen wurde gewogen.<ref>[[Glyn Davies]], History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S. 28</ref> Damit notwendig verbunden war die Entwicklung von Mathematik. Eine logische Weiterentwicklung war die Entwicklung von Schrift. Agrargesellschaften in Mesopotamien nutzten bereits Figuren und Symbole zur Darstellung von Waren.<ref name="Schmandt-Besserat" /> Diese dienten als Recheneinheit sowie zur Buchhaltung und erfüllten damit Geldfunktionen. In frühen Phasen kamen aus Ton gefertigte [[Calculus|Zählsteine]] zum Einsatz, später [[Tontafel]]n mit Schriftzeichen.<ref name="Goetzmann1" /> Die ersten Zeugnisse von [[Geschichte der Schrift|Schrift]] und [[Geschichte der Mathematik|Mathematik]] gehen zurück auf [[Buchhaltung]]en der [[Uruk-Zeit]], ca. 3100&nbsp;v.&nbsp;Chr.
Eine wesentliche Geldfunktion ist die eines Wertmaßstabs. Warengeld in Form von Kaurischnecken oder Vieh wurde gezählt. Warengeld in Form von Weizen, Reis oder Edelmetallen wurde gewogen.<ref>[[Glyn Davies]], History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S.&nbsp;28</ref> Damit notwendig verbunden war die Entwicklung von Mathematik. Eine logische Weiterentwicklung war die Entwicklung von Schrift. Agrargesellschaften in Mesopotamien nutzten bereits Figuren und Symbole zur Darstellung von Waren.<ref name="Schmandt-Besserat" /> Diese dienten als Recheneinheit sowie zur Buchhaltung und erfüllten damit Geldfunktionen. In frühen Phasen kamen aus Ton gefertigte [[Calculus|Zählsteine]] zum Einsatz, später [[Tontafel]]n mit Schriftzeichen.<ref name="Goetzmann1" /> Die ersten Zeugnisse von [[Geschichte der Schrift|Schrift]] und [[Geschichte der Mathematik|Mathematik]] gehen zurück auf [[Buchhaltung]]en der [[Uruk-Zeit]], ca. 3100&nbsp;v.&nbsp;Chr.


Die ersten überlieferten Bankgeschäfte fanden in [[Babylon]] statt, ungefähr 1.000 Jahre bevor das erste Münzgeld erfunden wurde. Zunächst wurden in königlichen Palästen und insbesondere Tempeln Verwahrungsleistungen erbracht, indem die Bevölkerung dort Weizen, Vieh und sonstige landwirtschaftliche Erzeugnisse und Metalle hinterlegen konnte. Dies war sicherer, als die Erzeugnisse im eigenen Haus zu verwahren. Mit der Zeit wurde es möglich, die Abholzertifikate nicht nur persönlich einzulösen, sondern diese auch auf einen Dritten zu übertragen. Auf dieser Basis entstand ein Kreditwesen, in dem Getreide oder Vieh verliehen wurde, das später mit Zinsen zurückgezahlt werden musste. Mit der Zeit entstanden private "Bankhäuser", die den Tempeln bei Bankgeschäften den Rang abliefen.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Money and banking in Mesopotamia</ref> Der babylonische [[Codex Hammurapi|Codex Hammurabi]] regelte unter anderem Zinszahlungen in Form von Getreide und Silber.<ref>Hugo Winckler: '' Der Codex Hammurabi in deutscher Übersetzung.'' DOGMA, Bremen 2013, S.&nbsp;23.</ref>
Die ersten überlieferten Bankgeschäfte fanden in [[Babylon]] statt, ungefähr 1.000 Jahre bevor das erste Münzgeld erfunden wurde. Zunächst wurden in königlichen Palästen und insbesondere Tempeln Verwahrungsleistungen erbracht, indem die Bevölkerung dort Weizen, Vieh und sonstige landwirtschaftliche Erzeugnisse und Metalle hinterlegen konnte. Dies war sicherer, als die Erzeugnisse im eigenen Haus zu verwahren. Mit der Zeit wurde es möglich, die Abholzertifikate nicht nur persönlich einzulösen, sondern diese auch auf einen Dritten zu übertragen. Auf dieser Basis entstand ein Kreditwesen, in dem Getreide oder Vieh verliehen wurde, das später mit Zinsen zurückgezahlt werden musste. Mit der Zeit entstanden private "Bankhäuser", die den Tempeln bei Bankgeschäften den Rang abliefen.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Money and banking in Mesopotamia</ref> Der babylonische [[Codex Hammurapi|Codex Hammurabi]] regelte unter anderem Zinszahlungen in Form von Getreide und Silber.<ref>Hugo Winckler: '' Der Codex Hammurabi in deutscher Übersetzung.'' DOGMA, Bremen 2013, S.&nbsp;23.</ref>
Zeile 69: Zeile 69:


=== Warengeld als Notwährung ===
=== Warengeld als Notwährung ===
Höhere Geldformen haben sich gegenüber Warengeld allgemein durchgesetzt, weil sie als Tauschmittel praktischer sind. Gleichwohl kam es in der Geldgeschichte immer wieder vor, dass ein Geldsystem zeitweise oder völlig zusammenbrach und Warengeld wieder eine wichtige Rolle spielte.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S. 10, 11</ref> Beispielsweise wurden in Deutschland nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] auf den Schwarzmärkten [[Zigarettenwährung|Zigaretten]] anstelle der wertlos gewordenen [[Reichsmark]] als Zahlungsmittel verwendet.<ref name="Bundesbank2019" /> In US-amerikanischen Gefängnissen kam diese Geldform ebenfalls zum Einsatz.<ref>Stephen E. Landenau: [https://doi.org/10.1177/0032885501081002002 '' Smoke 'Em if You Got 'Em: Cigarette Black Markets in U.S. Prisons and Jails.''] In: '' The Prison Journal Vol 81, Issue 2.'' SAGE Journals, 1. Juni 2001, S.&nbsp;142–161.</ref>
Höhere Geldformen haben sich gegenüber Warengeld allgemein durchgesetzt, weil sie als Tauschmittel praktischer sind. Gleichwohl kam es in der Geldgeschichte immer wieder vor, dass ein Geldsystem zeitweise oder völlig zusammenbrach und Warengeld wieder eine wichtige Rolle spielte.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S.&nbsp;10, 11</ref> Beispielsweise wurden in Deutschland nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] auf den Schwarzmärkten [[Zigarettenwährung|Zigaretten]] anstelle der wertlos gewordenen [[Reichsmark]] als Zahlungsmittel verwendet.<ref name="Bundesbank2019" /> In US-amerikanischen Gefängnissen kam diese Geldform ebenfalls zum Einsatz.<ref>Stephen E. Landenau: ''Smoke 'Em if You Got 'Em: Cigarette Black Markets in U.S. Prisons and Jails.'' In: ''The Prison Journal''. Vol 81, Issue 2, SAGE Journals, 1. Juni 2001, S.&nbsp;142–161, {{DOI|10.1177/0032885501081002002}}.</ref>


In Rumänien wurde unter dem neostalinistischen Diktator [[Nicolae Ceaușescu]] Papiergeld und Aluminiummünzen ausgegeben. Die Währung hatte aber praktisch keinen Wert weil der Staat so viele Produkte wie möglich ins Ausland exportieren ließ. Deshalb wurden Lebensmittel so rationiert, dass jedem Bürger weniger als 2.000 Kilokalorien zur Verfügung standen und Gebäude durften auf maximal 12,7 Grad Celsius hoch geheizt werden. Unter diesen Umständen wurden Zigaretten als werthaltige Notwährung benutzt.<ref>Jack Weatherford, ''The History of Money'', Crown, 2009, ISBN 978-0-307-55674-5, S. 22</ref>
In Rumänien wurde unter dem neostalinistischen Diktator [[Nicolae Ceaușescu]] Papiergeld und Aluminiummünzen ausgegeben. Die Währung hatte aber praktisch keinen Wert weil der Staat so viele Produkte wie möglich ins Ausland exportieren ließ. Deshalb wurden Lebensmittel so rationiert, dass jedem Bürger weniger als 2.000 Kilokalorien zur Verfügung standen und Gebäude durften auf maximal 12,7 Grad Celsius hoch geheizt werden. Unter diesen Umständen wurden Zigaretten als werthaltige Notwährung benutzt.<ref>Jack Weatherford, ''The History of Money'', Crown, 2009, ISBN 978-0-307-55674-5, S.&nbsp;22</ref>


In der langen chinesischen Geldgeschichte kam es immer wieder vor, dass Münz- oder Papiergeldsysteme zusammenbrachen und Kaurischnecken wieder zum allgemein akzeptierten Zahlungsmittel wurden.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt The ubiquitous cowrie</ref>
In der langen chinesischen Geldgeschichte kam es immer wieder vor, dass Münz- oder Papiergeldsysteme zusammenbrachen und Kaurischnecken wieder zum allgemein akzeptierten Zahlungsmittel wurden.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt The ubiquitous cowrie</ref>
Zeile 84: Zeile 84:
Die Entwicklung hin zum Münzgeld kann als längerer Prozess verstanden werden. Am Anfang stand die Herstellung von annähernd ähnlichen Metallgegenständen. Ein weiterer großer Schritt war die Herstellung von Silberbarren im antiken [[Kappadokien]] ca. 2250&nbsp;v.&nbsp;Chr. Diese Silberbarren hatten ein garantiertes Gewicht und garantierten Silbergehalt. Die weitere Entwicklung ging dahin, statt schwerer klobiger Barren kleinere Objekte in verschiedenen Formen zu prägen. Es ist kein Zufall, dass die Münzprägung im 7. Jahrhundert begann. Denn für die Prägung größerer Mengen an Münzen mussten die Menschen erst lernen, wie das Silber aus silberhaltigen Bleivorkommen herausgelöst werden kann, denn reine Silbervorkommen gab es in Europa nur wenige.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt The invention of Coinage in Lydia and Ionian Greece</ref> Die [[Lyder]] führten erste Münzen in Kleinasien Mitte des 7.&nbsp;Jahrhunderts v.&nbsp;Chr. ein.<ref>Ari Ben-Menahem: '' Origins – Splendor of the Simple'' In: '' Historical Encyclopedia of Natural and Mathematical Sciences''. Springer, Berlin Heidelberg 2009, S.&nbsp;122.</ref><ref name="Metcalf" /> Diese bestanden aus einer Gold-Silber-Legierung namens [[Elektron (Legierung)|Elektron]]. Im griechischen Raum basierten alle Basismünzen auf dem Gewichtsstandard der [[Griechische Drachme|Drachme]], also dem Gewicht einer Handvoll Getreide; das variierte von 3 Gramm in Korinth bis 6 Gramm in Ägina.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 3: The Development of Greek and Roman Money, Abschnitt The Attic Money Standard</ref>
Die Entwicklung hin zum Münzgeld kann als längerer Prozess verstanden werden. Am Anfang stand die Herstellung von annähernd ähnlichen Metallgegenständen. Ein weiterer großer Schritt war die Herstellung von Silberbarren im antiken [[Kappadokien]] ca. 2250&nbsp;v.&nbsp;Chr. Diese Silberbarren hatten ein garantiertes Gewicht und garantierten Silbergehalt. Die weitere Entwicklung ging dahin, statt schwerer klobiger Barren kleinere Objekte in verschiedenen Formen zu prägen. Es ist kein Zufall, dass die Münzprägung im 7. Jahrhundert begann. Denn für die Prägung größerer Mengen an Münzen mussten die Menschen erst lernen, wie das Silber aus silberhaltigen Bleivorkommen herausgelöst werden kann, denn reine Silbervorkommen gab es in Europa nur wenige.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt The invention of Coinage in Lydia and Ionian Greece</ref> Die [[Lyder]] führten erste Münzen in Kleinasien Mitte des 7.&nbsp;Jahrhunderts v.&nbsp;Chr. ein.<ref>Ari Ben-Menahem: '' Origins – Splendor of the Simple'' In: '' Historical Encyclopedia of Natural and Mathematical Sciences''. Springer, Berlin Heidelberg 2009, S.&nbsp;122.</ref><ref name="Metcalf" /> Diese bestanden aus einer Gold-Silber-Legierung namens [[Elektron (Legierung)|Elektron]]. Im griechischen Raum basierten alle Basismünzen auf dem Gewichtsstandard der [[Griechische Drachme|Drachme]], also dem Gewicht einer Handvoll Getreide; das variierte von 3 Gramm in Korinth bis 6 Gramm in Ägina.<ref>Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 3: The Development of Greek and Roman Money, Abschnitt The Attic Money Standard</ref>


Münzgeld verbreitete sich anscheinend unabhängig voneinander in [[Indische Rupie|Indien]], [[Chinesische Währung|China]] sowie in Regionen rund um das [[Ägäisches Meer|Ägäische Meer]].<ref>David Graeber: '' Schulden: Die ersten 5000 Jahre.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2012, S. 224–225.</ref> Während Münzen aus der Ägäis gestempelt wurden (beheizt und gehämmert mit Insignien), stellten die Bewohner des indischen Ganges-Tales sie aus gestanzten Metallplatten her. Chinesische Münzen wurden mit Löchern in der Mitte aus Bronze gegossen und zusammen aufgereiht. Die verschiedenen Formen und metallurgischen Prozesse implizieren eine getrennte Entwicklung innerhalb desselben Zeitraums. Der Handel Chinas mit Indien, Mesopotamien, Ägypten und dem Ägäis-Raum über die [[Seidenstraße]] hatte damals erst einen unterentwickelten Anfang genommen.<ref>David M. Schaps: '' The Invention of Coinage in Lydia, in India, and in China'', XIV. International Economic History Congress, Helsinki 2006.</ref>
Münzgeld verbreitete sich anscheinend unabhängig voneinander in [[Indische Rupie|Indien]], [[Chinesische Währung|China]] sowie in Regionen rund um das [[Ägäisches Meer|Ägäische Meer]].<ref>David Graeber: '' Schulden: Die ersten 5000 Jahre.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2012, S.&nbsp;224–225.</ref> Während Münzen aus der Ägäis gestempelt wurden (beheizt und gehämmert mit Insignien), stellten die Bewohner des indischen Ganges-Tales sie aus gestanzten Metallplatten her. Chinesische Münzen wurden mit Löchern in der Mitte aus Bronze gegossen und zusammen aufgereiht. Die verschiedenen Formen und metallurgischen Prozesse implizieren eine getrennte Entwicklung innerhalb desselben Zeitraums. Der Handel Chinas mit Indien, Mesopotamien, Ägypten und dem Ägäis-Raum über die [[Seidenstraße]] hatte damals erst einen unterentwickelten Anfang genommen.<ref>David M. Schaps: '' The Invention of Coinage in Lydia, in India, and in China'', XIV. International Economic History Congress, Helsinki 2006.</ref>


=== China ===
=== China ===
Zeile 96: Zeile 96:
=== Römische Münzen ===
=== Römische Münzen ===
[[Datei:Denarius-Domitilla-RIC 0137.jpg|mini|Denarius mit Abbild der [[Domitilla die Jüngere|Flavia Domitilla]] (etwa 82–85 n.&nbsp;Chr.)]]
[[Datei:Denarius-Domitilla-RIC 0137.jpg|mini|Denarius mit Abbild der [[Domitilla die Jüngere|Flavia Domitilla]] (etwa 82–85 n.&nbsp;Chr.)]]
Die [[Römische Republik]] gab Münzen erstmals im 4.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. aus.<ref>David Graeber: '' Schulden: Die ersten 5000 Jahre.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2012, S. 243.</ref> Sie waren durch hellenistische Vorbilder inspiriert und wurden teilweise in griechischen Stätten geprägt. Eine Massenfertigung von Münzen begann in Rom um das Jahr 269&nbsp;v.&nbsp;Chr. Zuvor hatte das republikanische Heer einen Sieg gegen [[Pyrrhos I.|Pyrrhos]] errungen und griechische Stadtstaaten in Unteritalien erobert. Die größte Münzstätte Roms lag zu dieser Zeit auf dem [[Kapitol (Rom)|Kapitol]] nahe dem Tempel der Göttin [[Moneta|Juno Moneta]]. Auf ihren Beinamen „moneta“ lässt sich das englische Wort „money“ zurückführen. Die Bezeichnung „Münze“ soll darin ebenfalls ihren Ursprung haben. Geprägt wurde die aus Silber bestehende Didrachme. Besitzer konnten sie gegen zehn aus Kupfer gefertigte [[Aes grave|Asse]] eintauschen.<ref>Kabir Sehgal: '' Coined: The Rich Life of Money and How Its History Has Shaped Us.'' John Murray (Publishers), London 2015, S.&nbsp;117–118.</ref>
Die [[Römische Republik]] gab Münzen erstmals im 4.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. aus.<ref>David Graeber: '' Schulden: Die ersten 5000 Jahre.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2012, S.&nbsp;243.</ref> Sie waren durch hellenistische Vorbilder inspiriert und wurden teilweise in griechischen Stätten geprägt. Eine Massenfertigung von Münzen begann in Rom um das Jahr 269&nbsp;v.&nbsp;Chr. Zuvor hatte das republikanische Heer einen Sieg gegen [[Pyrrhos I.|Pyrrhos]] errungen und griechische Stadtstaaten in Unteritalien erobert. Die größte Münzstätte Roms lag zu dieser Zeit auf dem [[Kapitol (Rom)|Kapitol]] nahe dem Tempel der Göttin [[Moneta|Juno Moneta]]. Auf ihren Beinamen „moneta“ lässt sich das englische Wort „money“ zurückführen. Die Bezeichnung „Münze“ soll darin ebenfalls ihren Ursprung haben. Geprägt wurde die aus Silber bestehende Didrachme. Besitzer konnten sie gegen zehn aus Kupfer gefertigte [[Aes grave|Asse]] eintauschen.<ref>Kabir Sehgal: '' Coined: The Rich Life of Money and How Its History Has Shaped Us.'' John Murray (Publishers), London 2015, S.&nbsp;117–118.</ref>


Die Kosten des [[Zweiter Punischer Krieg|Zweiten Punischen Krieges]] führten Ende des 3.&nbsp;Jahrhunderts v.&nbsp;Chr. zu einer Finanzkrise. Diese gipfelte in der Zahlungsunfähigkeit der Republik. Münzgeld diente im alten Rom zur Entlohnung der Armee sowie zur Abwicklung von Geschäften. Ein Handelsplatz war das [[Forum Romanum]]. Neben Bargeld wurden auch Buchgeld und weitere Finanzinstrumente eingesetzt.<ref name="Goetzmann2" /> Als Reaktion auf die kriegsbedingte Geldknappheit reduzierte die Republik den Anteil an Edelmetallen in ihren Münzen. Der Geldentwertung wirkte sie schließlich im Jahr 211&nbsp;v.&nbsp;Chr. durch eine Währungsreform entgegen. Fortan bildete der aus Silber geprägte [[Denarius]] den römischen Münzstandard.<ref>Kabir Sehgal: '' Coined: The Rich Life of Money and How Its History Has Shaped Us.'' John Murray (Publishers), London 2015, S.&nbsp;118.</ref> Das Geldsystem umfasste neben dem Denar weitere Münzsorten und verbreitete sich über die Staatsgrenzen hinaus. Finanzkrisen traten auch in späterer Zeit sowohl in der Republik als auch im Kaiserreich auf. Im Jahr 235&nbsp;n.&nbsp;Chr. überrannten germanische Stämme die Grenzen des Reiches und schnitten Rom von seinen spanischen Silberminen ab. Die Folge war eine tiefe Staats- und Wirtschaftskrise.<ref>William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S. 131.</ref>
Die Kosten des [[Zweiter Punischer Krieg|Zweiten Punischen Krieges]] führten Ende des 3.&nbsp;Jahrhunderts v.&nbsp;Chr. zu einer Finanzkrise. Diese gipfelte in der Zahlungsunfähigkeit der Republik. Münzgeld diente im alten Rom zur Entlohnung der Armee sowie zur Abwicklung von Geschäften. Ein Handelsplatz war das [[Forum Romanum]]. Neben Bargeld wurden auch Buchgeld und weitere Finanzinstrumente eingesetzt.<ref name="Goetzmann2" /> Als Reaktion auf die kriegsbedingte Geldknappheit reduzierte die Republik den Anteil an Edelmetallen in ihren Münzen. Der Geldentwertung wirkte sie schließlich im Jahr 211&nbsp;v.&nbsp;Chr. durch eine Währungsreform entgegen. Fortan bildete der aus Silber geprägte [[Denarius]] den römischen Münzstandard.<ref>Kabir Sehgal: '' Coined: The Rich Life of Money and How Its History Has Shaped Us.'' John Murray (Publishers), London 2015, S.&nbsp;118.</ref> Das Geldsystem umfasste neben dem Denar weitere Münzsorten und verbreitete sich über die Staatsgrenzen hinaus. Finanzkrisen traten auch in späterer Zeit sowohl in der Republik als auch im Kaiserreich auf. Im Jahr 235&nbsp;n.&nbsp;Chr. überrannten germanische Stämme die Grenzen des Reiches und schnitten Rom von seinen spanischen Silberminen ab. Die Folge war eine tiefe Staats- und Wirtschaftskrise.<ref>William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S.&nbsp;131.</ref>


=== Islamische Währungen ===
=== Islamische Währungen ===
Zeile 109: Zeile 109:
=== Europäisches Mittelalter ===
=== Europäisches Mittelalter ===
[[Datei:Sachsenpfennig etwa 1070 bis 1100, mit hoher Randwölbung, Dannenberg 1341, CNG.jpg|mini|[[Sachsenpfennig]] (etwa 1070–1100)]]
[[Datei:Sachsenpfennig etwa 1070 bis 1100, mit hoher Randwölbung, Dannenberg 1341, CNG.jpg|mini|[[Sachsenpfennig]] (etwa 1070–1100)]]
Beim Niedergang des Römischen Reiches übernahmen die Menschen im frühen Mittelalter zwar dessen Münzen, begannen jedoch erst schrittweise, sie zu kopieren und weiterzuentwickeln.<ref name="North1" /> Dies führte zu einer vorübergehenden Abnahme der Münzprägungen in Europa, die an ihr altes Niveau erst im 13.&nbsp;Jahrhundert wieder anknüpften.<ref name="Goetzmann2" /> Zentren der Münzprägung waren Rhein, Maas und Mosel, insbesondere die für den Handel sehr günstig an der Mündung des Rheins gelegene Stadt [[Dorestad]].<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute'', C.H.Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 8</ref> Bis 750 wurden Münzen von privatunternehmerischen Münzmeistern geprägt und verkauft. 750 n. Chr. beseitigte [[Pippin der Jüngere]] in dem Teile Europas umfassenden Frankenreich die privaten Münzrechte zugunsten der Krone. Die Münzprägung wurde in den königlichen Pfalzen zentralisierte und konnte so auch besser überwacht werden.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute'', C.H.Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 8</ref> Der fränkische König [[Karl der Große]] etablierte in seinem Reich im 8.&nbsp;Jahrhundert eine [[Karolingisches Münzsystem|Münzordnung]] nach römischem Vorbild. Sie basierte auf einem [[Silberwährung|Silberstandard]].<ref name="LeGoff" /> Im karolingischen Münzsystem wurden 240 Denare, auch [[Pfennig]]e genannt, aus einem [[Karlspfund|Pfund]] Silber geprägt. Zwölf Pfennige entsprachen dem Wert von einem [[Schilling]]. Das System aus Pfund, Schilling und Pfennig (englisch: Penny) hatte in Europa lange Zeit Bestand, in Großbritannien sogar bis 1971.<ref name="North1" /> Die mit Silber aus dem [[Rammelsberg]] geprägten [[Otto-Adelheid-Pfennig]]e wurden hauptsächlich für den Fernhandel genutzt und erfüllten auch in Osteuropa und Skandinavien Geldfunktionen. Während es zeitweise gelang, die Münzprägung in den königlichen Pfalzen zu zentralisieren, wurden nach und nach auch Herzögen, Bischöfen, Äbten, Grafen und Reichsstädten Münzrechte verliehen, wodurch die Münzprägung im Deutschen Reich zersplitterte. Die Münzherren setzten mit dem [[Münzfuß]] fest, wie viele Münzen aus einer Gewichtseinheit Edelmetall geprägt wurden. Je höher der Münzfuß war, desto höher war der Gewinn des Münzherren. Wertbeständige Denare wie die Kölner Pfennige behielten überregionale Bedeutung, viele andere Pfennige wurden jedoch mit weniger Silber geprägt und daher international nicht mehr akzeptiert, sie konnten nur lokal als Geld benutzt werden.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 9, 10</ref> Nach 1040 ging die Silberförderung im Harz und damit auch die Münzprägung zurück. Denare wurden fast ausschließlich im Fernhandel benutzt, der regionale Handel und Geschäfte des täglichen Lebens wurden münzlos im Tauschhandel abgewickelt. Erst Ende des 11.&nbsp;Jahrhunderts wurden mit neuen Bergwerken Silbervorkommen in Mitteleuropa erschlossen und in größerem Umfang Münzen geprägt. Zu nennen ist hier vor allem der Silberbergbau ab 1168 in [[Freiberg]], die [[Friesach]]er Gruben, [[Iglau]], [[Iglesias (Sardinien)]] und [[Kuttenberg]].<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 9, 15–16</ref> Erst von da an setzte eine tiefergehende Monetarisierung der Wirtschaft ein, der geldlose Tauschhandel ging zurück. Dies war der Beginn der europäischen Geldgeschichte im engeren Sinne.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 13</ref> Die Verteilung des Edelmetalls und damit auch die monetäre Versorgung wurde stark durch den Handel bestimmt. Im Hochmittelalter floss viel Edelmetall in Regionen des europäischen Südens – wo die wertvollsten Waren herkamen – und weniger in den Norden. Entsprechend war die monetäre Durchdringung (Bargeldversorgung) im Süden zunächst stärker als im Norden Europas. Gleichwohl waren erstmals breite Bevölkerungsschichten am Geldverkehr beteiligt.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 37</ref>
Beim Niedergang des Römischen Reiches übernahmen die Menschen im frühen Mittelalter zwar dessen Münzen, begannen jedoch erst schrittweise, sie zu kopieren und weiterzuentwickeln.<ref name="North1" /> Dies führte zu einer vorübergehenden Abnahme der Münzprägungen in Europa, die an ihr altes Niveau erst im 13.&nbsp;Jahrhundert wieder anknüpften.<ref name="Goetzmann2" /> Zentren der Münzprägung waren Rhein, Maas und Mosel, insbesondere die für den Handel sehr günstig an der Mündung des Rheins gelegene Stadt [[Dorestad]].<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute'', C.H.Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;8</ref> Bis 750 wurden Münzen von privatunternehmerischen Münzmeistern geprägt und verkauft. 750 n. Chr. beseitigte [[Pippin der Jüngere]] in dem Teile Europas umfassenden Frankenreich die privaten Münzrechte zugunsten der Krone. Die Münzprägung wurde in den königlichen Pfalzen zentralisierte und konnte so auch besser überwacht werden.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute'', C.H.Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;8</ref> Der fränkische König [[Karl der Große]] etablierte in seinem Reich im 8.&nbsp;Jahrhundert eine [[Karolingisches Münzsystem|Münzordnung]] nach römischem Vorbild. Sie basierte auf einem [[Silberwährung|Silberstandard]].<ref name="LeGoff" /> Im karolingischen Münzsystem wurden 240 Denare, auch [[Pfennig]]e genannt, aus einem [[Karlspfund|Pfund]] Silber geprägt. Zwölf Pfennige entsprachen dem Wert von einem [[Schilling]]. Das System aus Pfund, Schilling und Pfennig (englisch: Penny) hatte in Europa lange Zeit Bestand, in Großbritannien sogar bis 1971.<ref name="North1" /> Die mit Silber aus dem [[Rammelsberg]] geprägten [[Otto-Adelheid-Pfennig]]e wurden hauptsächlich für den Fernhandel genutzt und erfüllten auch in Osteuropa und Skandinavien Geldfunktionen. Während es zeitweise gelang, die Münzprägung in den königlichen Pfalzen zu zentralisieren, wurden nach und nach auch Herzögen, Bischöfen, Äbten, Grafen und Reichsstädten Münzrechte verliehen, wodurch die Münzprägung im Deutschen Reich zersplitterte. Die Münzherren setzten mit dem [[Münzfuß]] fest, wie viele Münzen aus einer Gewichtseinheit Edelmetall geprägt wurden. Je höher der Münzfuß war, desto höher war der Gewinn des Münzherren. Wertbeständige Denare wie die Kölner Pfennige behielten überregionale Bedeutung, viele andere Pfennige wurden jedoch mit weniger Silber geprägt und daher international nicht mehr akzeptiert, sie konnten nur lokal als Geld benutzt werden.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;9, 10</ref> Nach 1040 ging die Silberförderung im Harz und damit auch die Münzprägung zurück. Denare wurden fast ausschließlich im Fernhandel benutzt, der regionale Handel und Geschäfte des täglichen Lebens wurden münzlos im Tauschhandel abgewickelt. Erst Ende des 11.&nbsp;Jahrhunderts wurden mit neuen Bergwerken Silbervorkommen in Mitteleuropa erschlossen und in größerem Umfang Münzen geprägt. Zu nennen ist hier vor allem der Silberbergbau ab 1168 in [[Freiberg]], die [[Friesach]]er Gruben, [[Iglau]], [[Iglesias (Sardinien)]] und [[Kuttenberg]].<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;9, 15–16</ref> Erst von da an setzte eine tiefergehende Monetarisierung der Wirtschaft ein, der geldlose Tauschhandel ging zurück. Dies war der Beginn der europäischen Geldgeschichte im engeren Sinne.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;13</ref> Die Verteilung des Edelmetalls und damit auch die monetäre Versorgung wurde stark durch den Handel bestimmt. Im Hochmittelalter floss viel Edelmetall in Regionen des europäischen Südens – wo die wertvollsten Waren herkamen – und weniger in den Norden. Entsprechend war die monetäre Durchdringung (Bargeldversorgung) im Süden zunächst stärker als im Norden Europas. Gleichwohl waren erstmals breite Bevölkerungsschichten am Geldverkehr beteiligt.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;37</ref>


Im Hoch- und Spätmittelalter waren im Heiligen Römischen Reich neben dem Pfennig weitere Silbermünzen und Goldmünzen wie der [[Florentiner (Goldmünze)|Florentiner]] in Umlauf.<ref name="North2" /> Preise wurden in den jeweiligen, durch Silbermengen definierten Währungseinheiten angegeben. Im täglichen Zahlungsverkehr fanden sowohl Kurantmünzen als auch Scheidemünzen Verwendung. [[Kurantmünze]]n werden vollständig vom Materialwert gedeckt, [[Scheidemünze]]n nur anteilig.<ref>Jan-Otmar Hesse, Sebastian Teupe: '' Wirtschaftsgeschichte: Entstehung und Wandel der modernen Wirtschaft.'' 2. Auflage, Campus Verlag, Frankfurt 2019, S.&nbsp;150.</ref> Umlaufende Goldmünzen hatten im Mittelalter und in der frühen Neuzeit einen Kurs zum Silberkurantgeld, der auf den Kurszetteln der Handelsplätze ablesbar war. Goldmünzen kam im Binnenland die Funktion als „Sondergeld“ beim Kauf „höchstwertiger“ Güter zu. Sie dienten zudem als [[Handelsmünze]]n zur Bezahlung von Geschäftspartnern aus dem Ausland.<ref>Peter-Heinz Seraphim: '' Deutsche Wirtschafts- und Sozialgeschichte: Von Der Frühzeit bis zum Ausbruch des II. Weltkrieges.'' Gabler, Wiesbaden 1966, S.&nbsp;66.</ref>
Im Hoch- und Spätmittelalter waren im Heiligen Römischen Reich neben dem Pfennig weitere Silbermünzen und Goldmünzen wie der [[Florentiner (Goldmünze)|Florentiner]] in Umlauf.<ref name="North2" /> Preise wurden in den jeweiligen, durch Silbermengen definierten Währungseinheiten angegeben. Im täglichen Zahlungsverkehr fanden sowohl Kurantmünzen als auch Scheidemünzen Verwendung. [[Kurantmünze]]n werden vollständig vom Materialwert gedeckt, [[Scheidemünze]]n nur anteilig.<ref>Jan-Otmar Hesse, Sebastian Teupe: '' Wirtschaftsgeschichte: Entstehung und Wandel der modernen Wirtschaft.'' 2. Auflage, Campus Verlag, Frankfurt 2019, S.&nbsp;150.</ref> Umlaufende Goldmünzen hatten im Mittelalter und in der frühen Neuzeit einen Kurs zum Silberkurantgeld, der auf den Kurszetteln der Handelsplätze ablesbar war. Goldmünzen kam im Binnenland die Funktion als „Sondergeld“ beim Kauf „höchstwertiger“ Güter zu. Sie dienten zudem als [[Handelsmünze]]n zur Bezahlung von Geschäftspartnern aus dem Ausland.<ref>Peter-Heinz Seraphim: '' Deutsche Wirtschafts- und Sozialgeschichte: Von Der Frühzeit bis zum Ausbruch des II. Weltkrieges.'' Gabler, Wiesbaden 1966, S.&nbsp;66.</ref>


Von 1350 bis Ende des 15.&nbsp;Jahrhunderts kam es zu Geldknappheit infolge rückläufiger Silberproduktion. Die Münzproduktion ging Ende des 14.&nbsp;Jahrhunderts zurück und das Münzangebot verknappte sich. Da auch der Geldverleih (Kreditgewährung) von Edelmetallvorräten abhängig war kam es zu [[Liquiditätsfalle|Liquiditätskrisen]].<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 38</ref> Die Geldknappheit ging mit rückläufigem Handel und [[Konjunktur#Depression (Konjunkturtief)|wirtschaftlicher Depression]] einher. Zu dieser Zeit hatte Westeuropa eine negative Handelsbilanz nicht nur mit der Levante, sondern auch mit Ost- und Nordeuropa, was zu einer weiteren Verringerung der Geldmenge führte. Venedig hatte den leichteren Zugang zur ungarischen Goldproduktion und der Silberproduktion in Mitteleuropa und dem Balkan. Dadurch konnte Venedig den Gewürzhandel mit der [[Levante]] auf Kosten von Genua, Florenz, Marseille und Barcelona an sich reißen. Genua blieb der Handel mit weniger wertvollen Waren wie Alaun, Damast und Baumwolle. Durch die Eroberung weiter Gebiete des Balkans durch das Osmanische Reich ging auch die Geldversorgung Venedigs und der außereuropäische Fernhandel insgesamt zurück.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 38–40</ref> Mit dem Rückgang der Silber- und Goldproduktion ging eine Verteuerung der Edelmetalle einher. Europäische Münzen wurden zunehmend mit einem geringeren Edelmetallgehalt geprägt. Zudem kam es zu fiskalisch motivierten Münzverschlechterungen, um die Kosten des Hundertjährigen Krieges zu finanzieren. 1420 hatte die französische Groschenmünze nur noch einen Silbergehalt von 20 %, der Münzgewinn machte 80 % der königlichen Einnahmen aus. Dies behinderte die Wirtschaft zusätzlich.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 45</ref>
Von 1350 bis Ende des 15.&nbsp;Jahrhunderts kam es zu Geldknappheit infolge rückläufiger Silberproduktion. Die Münzproduktion ging Ende des 14.&nbsp;Jahrhunderts zurück und das Münzangebot verknappte sich. Da auch der Geldverleih (Kreditgewährung) von Edelmetallvorräten abhängig war kam es zu [[Liquiditätsfalle|Liquiditätskrisen]].<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;38</ref> Die Geldknappheit ging mit rückläufigem Handel und [[Konjunktur#Depression (Konjunkturtief)|wirtschaftlicher Depression]] einher. Zu dieser Zeit hatte Westeuropa eine negative Handelsbilanz nicht nur mit der Levante, sondern auch mit Ost- und Nordeuropa, was zu einer weiteren Verringerung der Geldmenge führte. Venedig hatte den leichteren Zugang zur ungarischen Goldproduktion und der Silberproduktion in Mitteleuropa und dem Balkan. Dadurch konnte Venedig den Gewürzhandel mit der [[Levante]] auf Kosten von Genua, Florenz, Marseille und Barcelona an sich reißen. Genua blieb der Handel mit weniger wertvollen Waren wie Alaun, Damast und Baumwolle. Durch die Eroberung weiter Gebiete des Balkans durch das Osmanische Reich ging auch die Geldversorgung Venedigs und der außereuropäische Fernhandel insgesamt zurück.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;38–40</ref> Mit dem Rückgang der Silber- und Goldproduktion ging eine Verteuerung der Edelmetalle einher. Europäische Münzen wurden zunehmend mit einem geringeren Edelmetallgehalt geprägt. Zudem kam es zu fiskalisch motivierten Münzverschlechterungen, um die Kosten des Hundertjährigen Krieges zu finanzieren. 1420 hatte die französische Groschenmünze nur noch einen Silbergehalt von 20 %, der Münzgewinn machte 80 % der königlichen Einnahmen aus. Dies behinderte die Wirtschaft zusätzlich.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;45</ref>
{{Zitat
{{Zitat
|Text=Aufgrund dieser Münzverschlechterungen wird gute Ware oder natürlicher Reichtum nicht länger in das Königreich gebracht, indem man die Münze so verändert, denn die Kaufleute gehen lieber an die Orte, wo sie eine gute und feste Münze erhalten. Außerdem stören und verhindern diese Münzverschlechterungen den Binnenhandel in dem Königreich, da dadurch Geldrenten, jährliche Zahlungen, Pachten, Zinsen und ähnliches nicht gut und gerecht festgesetzt oder abgeschätzt werden können. Auch kann Geld nicht sicher verliehen oder als Kredit vergeben werden.
|Text=Aufgrund dieser Münzverschlechterungen wird gute Ware oder natürlicher Reichtum nicht länger in das Königreich gebracht, indem man die Münze so verändert, denn die Kaufleute gehen lieber an die Orte, wo sie eine gute und feste Münze erhalten. Außerdem stören und verhindern diese Münzverschlechterungen den Binnenhandel in dem Königreich, da dadurch Geldrenten, jährliche Zahlungen, Pachten, Zinsen und ähnliches nicht gut und gerecht festgesetzt oder abgeschätzt werden können. Auch kann Geld nicht sicher verliehen oder als Kredit vergeben werden.
|Autor=[[Nikolaus von Oresme]]}}
|Autor=[[Nikolaus von Oresme]]}}
Gut war die Situation für Bauern, die mit immer weniger Silber ihre Pacht zahlen konnten, was zu einer Verarmung der Ritter und des Adels führte. 1422 drängte die Ständeversammlung auf die Einführung einer direkten Steuer ([[Taille (Steuer)]]) zu Kriegsfinanzierung, damit monetäre Stabilität wieder hergestellt werden konnte.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 46</ref>
Gut war die Situation für Bauern, die mit immer weniger Silber ihre Pacht zahlen konnten, was zu einer Verarmung der Ritter und des Adels führte. 1422 drängte die Ständeversammlung auf die Einführung einer direkten Steuer ([[Taille (Steuer)]]) zu Kriegsfinanzierung, damit monetäre Stabilität wieder hergestellt werden konnte.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;46</ref>


Herzog Philipp der Kühne von Burgund war ein Anhänger des Nikolaus von Oresme. Er sorgte dafür, dass burgundische Münzen 5 % mehr Edelmetallgehalt hatten als die Münzen der Nachbarn. Das führte gemäß dem 200 Jahre später formulierten [[Greshamsches Gesetz|Grahamschen Gesetz]] dazu, dass die weniger wertvollen flandrischen Münzen die burgundischen im Geldumlauf verdrängten, da die Menschen die wertvolleren Münzen horteten. In der Folge führte er mit der Herzogin Jeanne von Brabant einen fünfjährigen [[Währungskrieg]], indem er die burgundischen Münzen mit niedrigerem Edelmetallgehalt prägen ließ und so Flandern mit burgundischem Geld überschwemmte. 1389 gelang es, eine Währungsvereinbarung mit Brabant zu schließen. Daraufhin wurde der Silbergehalt der burgundischen Münzen um 30 % und der Goldgehalt um 40 % erhöht. Diese [[Deflation|deflationäre Politik]] steigerte den Reichtum der Adligen und des Klerus, während Pächter, Lohnarbeiter und Steuerzahler verarmten. Es kam zu Aufständen, bis der Thronnachfolger Herzog Philipp der Gute die Edelmetallgehalte mehrfach herabsetze. Die Geschichte wiederholte sich 1477 mit einer Politik der Münzaufwertung, die zu Aufständen führte. Daraufhin wurde der Edelmetallgehalt der Münzen verschlechtert und mit den Gewinnen aus der Geldprägung deutsche und Schweizer Söldner gekauft, welche die Aufstände niederschlugen. 1489 kehrte Burgund zu einer Politik des stabilen Geldes zurück.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 46–48</ref>
Herzog Philipp der Kühne von Burgund war ein Anhänger des Nikolaus von Oresme. Er sorgte dafür, dass burgundische Münzen 5 % mehr Edelmetallgehalt hatten als die Münzen der Nachbarn. Das führte gemäß dem 200 Jahre später formulierten [[Greshamsches Gesetz|Grahamschen Gesetz]] dazu, dass die weniger wertvollen flandrischen Münzen die burgundischen im Geldumlauf verdrängten, da die Menschen die wertvolleren Münzen horteten. In der Folge führte er mit der Herzogin Jeanne von Brabant einen fünfjährigen [[Währungskrieg]], indem er die burgundischen Münzen mit niedrigerem Edelmetallgehalt prägen ließ und so Flandern mit burgundischem Geld überschwemmte. 1389 gelang es, eine Währungsvereinbarung mit Brabant zu schließen. Daraufhin wurde der Silbergehalt der burgundischen Münzen um 30 % und der Goldgehalt um 40 % erhöht. Diese [[Deflation|deflationäre Politik]] steigerte den Reichtum der Adligen und des Klerus, während Pächter, Lohnarbeiter und Steuerzahler verarmten. Es kam zu Aufständen, bis der Thronnachfolger Herzog Philipp der Gute die Edelmetallgehalte mehrfach herabsetze. Die Geschichte wiederholte sich 1477 mit einer Politik der Münzaufwertung, die zu Aufständen führte. Daraufhin wurde der Edelmetallgehalt der Münzen verschlechtert und mit den Gewinnen aus der Geldprägung deutsche und Schweizer Söldner gekauft, welche die Aufstände niederschlugen. 1489 kehrte Burgund zu einer Politik des stabilen Geldes zurück.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;46–48</ref>


Die Edelmetallknappheit führte dazu, dass Landesherren ohne eigene Silber- oder Goldbergwerke teilweise zu einer Art Devisenbewirtschaftung ([[Bullionismus]]) übergingen. Dies schränkte den Handel stark ein. Beispielsweise erlebte die Lyoner Messe einen beispiellosen Aufschwung, als ihr 1463 das Privileg freien Kapitalverkehrs und freier Wechselkurse eingeräumt wurde. Zudem wurde die Messe von plötzlichen Änderungen der Münzpolitik unabhängig und konnte sich so als Zentrum des internationalen Kapitalverkehrs etablieren.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 58</ref>
Die Edelmetallknappheit führte dazu, dass Landesherren ohne eigene Silber- oder Goldbergwerke teilweise zu einer Art Devisenbewirtschaftung ([[Bullionismus]]) übergingen. Dies schränkte den Handel stark ein. Beispielsweise erlebte die Lyoner Messe einen beispiellosen Aufschwung, als ihr 1463 das Privileg freien Kapitalverkehrs und freier Wechselkurse eingeräumt wurde. Zudem wurde die Messe von plötzlichen Änderungen der Münzpolitik unabhängig und konnte sich so als Zentrum des internationalen Kapitalverkehrs etablieren.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;58</ref>


=== Europa in der Neuzeit ===
=== Europa in der Neuzeit ===
Zeile 135: Zeile 135:
|Quelle=1720
|Quelle=1720
|Übersetzung=Spanien ist der lebende Beweis für diese Wahrheit, die Minen von Peru und Mexiko ließen die Menschen glauben, dass sie keine Industrie brauchen, eine Flut von Gold und Silber schwemmte alle nützlichen Kunstfertigkeiten hinweg, eine totale Vernachlässigung von Arbeit und Handel machte es für die ganze Welt zu Empfängern.
|Übersetzung=Spanien ist der lebende Beweis für diese Wahrheit, die Minen von Peru und Mexiko ließen die Menschen glauben, dass sie keine Industrie brauchen, eine Flut von Gold und Silber schwemmte alle nützlichen Kunstfertigkeiten hinweg, eine totale Vernachlässigung von Arbeit und Handel machte es für die ganze Welt zu Empfängern.
|ref=<ref name="Magnusson Spain" />}}
|ref= <ref name="Magnusson Spain" />}}


[[Datei:60 Kippergroschen 1622, Dresden, CNG.jpg|mini|hochkant=1.4|[[Münzstätte Dresden|Dresdner]] [[Kippertaler]] zu 60 Groschen von 1622, [[Münzmeisterzeichen|Mmz.]] auffliegender Schwan]]
[[Datei:60 Kippergroschen 1622, Dresden, CNG.jpg|mini|hochkant=1.4|[[Münzstätte Dresden|Dresdner]] [[Kippertaler]] zu 60 Groschen von 1622, [[Münzmeisterzeichen|Mmz.]] auffliegender Schwan]]


Auch kam es zu [[Münzentwertung|Münzverschlechterungen]] infolge von Zahlungsschwierigkeiten von Regierungen. Herrscher senkten in Zeiten erhöhten Finanzbedarfs bewusst den Gold- und Silberanteil in ihren Münzen.<ref>Michael North: '' Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute.'' C. H. Beck Verlag, München 2009, S. 44.</ref> Für den deutschsprachigen Raum sind die Periode der [[Schinderling]]e und die [[Kipper- und Wipperzeit]] von Bedeutung – letztere war die größte Inflation des Heiligen Römischen Reiches. Sie begann mit Ausbruch des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] im Jahr 1618 und hielt bis 1623 an. Der alte [[Reichstaler]] wurde eingeschmolzen und als [[Kippertaler]] und [[Landmünze]] ausgebracht. Silbergehalt und Kaufkraft der geprägten Scheidemünzen nahmen damals stark ab. Um die [[Inflation]] einzudämmen, kehrte die Obrigkeit 1623–1624 zur alten Münzordnung zurück; die Kippermünzen wurden für ungültig erklärt und eingezogen.<ref name="BundesbankKipper" /> Die Wertschwankungen im 17.&nbsp;Jahrhundert führten zur Gründung von [[Girobank]]en in Handelsstädten wie [[Geschichte Hamburgs|Hamburg]], [[Geschichte der Stadt Nürnberg|Nürnberg]] und [[Republik Venedig|Venedig]], die einen bargeldlosen Zahlungsverkehr ermöglichten.<ref name="Denzel" /> Etwa zeitgleich verbreiteten sich in Europa die ersten [[Banknote]]n.<ref>Ulrich Bindseil: '' Central Banking Before 1800: A Rehabilitation.'' Oxford University Press, Oxford 2019, S.&nbsp;4.</ref>
Auch kam es zu [[Münzentwertung|Münzverschlechterungen]] infolge von Zahlungsschwierigkeiten von Regierungen. Herrscher senkten in Zeiten erhöhten Finanzbedarfs bewusst den Gold- und Silberanteil in ihren Münzen.<ref>Michael North: '' Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute.'' C. H. Beck Verlag, München 2009, S.&nbsp;44.</ref> Für den deutschsprachigen Raum sind die Periode der [[Schinderling]]e und die [[Kipper- und Wipperzeit]] von Bedeutung – letztere war die größte Inflation des Heiligen Römischen Reiches. Sie begann mit Ausbruch des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] im Jahr 1618 und hielt bis 1623 an. Der alte [[Reichstaler]] wurde eingeschmolzen und als [[Kippertaler]] und [[Landmünze]] ausgebracht. Silbergehalt und Kaufkraft der geprägten Scheidemünzen nahmen damals stark ab. Um die [[Inflation]] einzudämmen, kehrte die Obrigkeit 1623–1624 zur alten Münzordnung zurück; die Kippermünzen wurden für ungültig erklärt und eingezogen.<ref name="BundesbankKipper" /> Die Wertschwankungen im 17.&nbsp;Jahrhundert führten zur Gründung von [[Girobank]]en in Handelsstädten wie [[Geschichte Hamburgs|Hamburg]], [[Geschichte der Stadt Nürnberg|Nürnberg]] und [[Republik Venedig|Venedig]], die einen bargeldlosen Zahlungsverkehr ermöglichten.<ref name="Denzel" /> Etwa zeitgleich verbreiteten sich in Europa die ersten [[Banknote]]n.<ref>Ulrich Bindseil: '' Central Banking Before 1800: A Rehabilitation.'' Oxford University Press, Oxford 2019, S.&nbsp;4.</ref>


Bis ins 19.&nbsp;Jahrhundert kursierten auf deutschem Boden verschiedenste Münzsorten. Beispiele sind [[Taler]], [[Groschen]] und [[Heller (Münze)|Heller]].<ref>Johannes Saltzwedel: '' Der Heller-Wahn.'' In: '' Spiegel Geschichte Nr.&nbsp;4 Geld''. Der Spiegel 2009, S.&nbsp;60–63.</ref> In den 25 Staaten, die sich 1871 zum [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] zusammenschlossen, waren 119 verschiedene Kurantmünzen in Umlauf. Dazu kamen Scheidemünzen und Papiergeld. Bemühungen zur Vereinheitlichung des Münzwesens gipfelten im Jahr 1876 in der Etablierung der [[Mark (1871)|Mark]] als einheitlicher Währung. Spätere Nachfolger waren die Reichsmark, die [[Deutsche Mark]] und der [[Euro]]. All diese Währungen umfassten sowohl Münzen als auch Banknoten.<ref>Deutsche Bundesbank: [https://www.bundesbank.de/de/publikationen/bundesbank/die-deutsche-bundesbank-597802 '' Die Deutsche Bundesbank. Notenbank für Deutschland.''] Frankfurt am Main 2017, S.&nbsp;15–42.</ref>
Bis ins 19.&nbsp;Jahrhundert kursierten auf deutschem Boden verschiedenste Münzsorten. Beispiele sind [[Taler]], [[Groschen]] und [[Heller (Münze)|Heller]].<ref>Johannes Saltzwedel: '' Der Heller-Wahn.'' In: '' Spiegel Geschichte Nr.&nbsp;4 Geld''. Der Spiegel 2009, S.&nbsp;60–63.</ref> In den 25 Staaten, die sich 1871 zum [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] zusammenschlossen, waren 119 verschiedene Kurantmünzen in Umlauf. Dazu kamen Scheidemünzen und Papiergeld. Bemühungen zur Vereinheitlichung des Münzwesens gipfelten im Jahr 1876 in der Etablierung der [[Mark (1871)|Mark]] als einheitlicher Währung. Spätere Nachfolger waren die Reichsmark, die [[Deutsche Mark]] und der [[Euro]]. All diese Währungen umfassten sowohl Münzen als auch Banknoten.<ref>Deutsche Bundesbank: [https://www.bundesbank.de/de/publikationen/bundesbank/die-deutsche-bundesbank-597802 '' Die Deutsche Bundesbank. Notenbank für Deutschland.''] Frankfurt am Main 2017, S.&nbsp;15–42.</ref>
Zeile 151: Zeile 151:


=== Anfänge ===
=== Anfänge ===
Unter Buchgeld (auch Giralgeld genannt) versteht man Geld, das lediglich in der Buchhaltung verzeichnet ist.<ref name="Bundesbank2019" /> Ein historisches Instrument zum Zwecke der Buchführung ist das [[Kerbholz]]. Es handelt sich um ein Stück Holz oder vergleichbares Material in das Kerben eingearbeitet werden. Die Markierungen dokumentieren Forderungen und Verbindlichkeiten. Durch Teilung des Kerbholzes erhält sowohl der [[Gläubiger]] als auch der [[Schuldner]] ein Dokument.<ref>L. Randall Wray: '' Understanding Modern Money''. Edward Elgar, Northampton 2003, S.&nbsp;40–41.</ref> Der Ursprung des Kerbholzes liegt, genauso wie der des Geldes selbst im Dunkeln. Mancher vermutet in dem in Afrika gefundenen [[Ishango-Knochen]] ein steinzeitliches Exemplar. Einige Theorien führen die Entstehung des Geldes auf [[Schulden]] zurück.<ref name="Graeber" /> In Mesopotamien dienten Zählsteine und Tontafeln, sogenannte ''shubati'', als Instrumente der Buchführung.<ref>L. Randall Wray: '' Understanding Modern Money''. Edward Elgar, Northampton 2003, S.&nbsp;41.</ref> Im antiken Griechenland sowie im römischen Reich waren ebenfalls Formen des Buchgelds im Einsatz.<ref>William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S.&nbsp;101.</ref> Gleiches gilt für das Chinesische Altertum.<ref>William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S.&nbsp;162.</ref> In Südamerika dokumentierten die [[Inka]] Lagerbestände mit Hilfe verknoteter Schnüre namens [[Quipu]].<ref>Gary Urton: '' Quipus and Yupanas as Imperial Registers: reckoning and recording in Tahuantinsuyu.'' In: R. Alan Covey, Sonia Alconini: '' The Oxford Handbook of the Incas.'' Oxford University Press, Oxford 2018, S.&nbsp;601–623, hier S.&nbsp;615.</ref> Diese Form der Buchführung war weit über die Zeit der [[Konquistador|Conquista]] hinaus in Peru in Verwendung.<ref>Sabine Hyland: [https://doi.org/10.1177/1359183516662677 '' How khipus indicated labour contributions in an Andean village: An explanation of colour banding, seriation and ethnocategories.''] In: '' Journal of Material Culture Volume 21 Issue 4.'' SAGE Journals, 10. August 2016, S.&nbsp;490–509.</ref>
Unter Buchgeld (auch Giralgeld genannt) versteht man Geld, das lediglich in der Buchhaltung verzeichnet ist.<ref name="Bundesbank2019" /> Ein historisches Instrument zum Zwecke der Buchführung ist das [[Kerbholz]]. Es handelt sich um ein Stück Holz oder vergleichbares Material in das Kerben eingearbeitet werden. Die Markierungen dokumentieren Forderungen und Verbindlichkeiten. Durch Teilung des Kerbholzes erhält sowohl der [[Gläubiger]] als auch der [[Schuldner]] ein Dokument.<ref>L. Randall Wray: '' Understanding Modern Money''. Edward Elgar, Northampton 2003, S.&nbsp;40–41.</ref> Der Ursprung des Kerbholzes liegt, genauso wie der des Geldes selbst im Dunkeln. Mancher vermutet in dem in Afrika gefundenen [[Ishango-Knochen]] ein steinzeitliches Exemplar. Einige Theorien führen die Entstehung des Geldes auf [[Schulden]] zurück.<ref name="Graeber" /> In Mesopotamien dienten Zählsteine und Tontafeln, sogenannte ''shubati'', als Instrumente der Buchführung.<ref>L. Randall Wray: '' Understanding Modern Money''. Edward Elgar, Northampton 2003, S.&nbsp;41.</ref> Im antiken Griechenland sowie im römischen Reich waren ebenfalls Formen des Buchgelds im Einsatz.<ref>William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S.&nbsp;101.</ref> Gleiches gilt für das Chinesische Altertum.<ref>William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S.&nbsp;162.</ref> In Südamerika dokumentierten die [[Inka]] Lagerbestände mit Hilfe verknoteter Schnüre namens [[Quipu]].<ref>Gary Urton: '' Quipus and Yupanas as Imperial Registers: reckoning and recording in Tahuantinsuyu.'' In: R. Alan Covey, Sonia Alconini: '' The Oxford Handbook of the Incas.'' Oxford University Press, Oxford 2018, S.&nbsp;601–623, hier S.&nbsp;615.</ref> Diese Form der Buchführung war weit über die Zeit der [[Konquistador|Conquista]] hinaus in Peru in Verwendung.<ref>Sabine Hyland: ''How khipus indicated labour contributions in an Andean village: An explanation of colour banding, seriation and ethnocategories.'' In: ''Journal of Material Culture'' Volume 21, Issue 4, SAGE Journals, 10. August 2016, S.&nbsp;490–509, {{DOI|10.1177/1359183516662677}}.</ref>


=== Kontore und Geldwechsler ===
=== Kontore und Geldwechsler ===
Im Frühmittelalter war der Handel noch durch reisende Kaufleute geprägt die von [[Messe (Wirtschaft)|Messe]] zu Messe zogen. Im 13. Jahrhundert wurde der Handel professioneller, damit begann die [[kommerzielle Revolution]]. Große Handelshäuser und Zusammenschlüsse wie die [[Bardi (Adelsgeschlecht)]], [[Medici]], [[Spinola]], [[Peruzzi (Handelsgesellschaft)]], [[Welser]], [[Fugger]], [[Hanse]] etc. gründeten [[Faktorei]]en in Produktionsgebieten und Absatzmärkten und koordinierten die Handelsaktivitäten von ihrem [[Kontor]] aus. Für den Warentraport wurden Fuhrleute und Schiffer beauftragt. Für diese Art des Handels war viel mehr Kapital notwendig, so dass oft [[Handelsgesellschaft]]en mit vielen Teilhabern gegründet wurden. Weiterhin war eine zuverlässige Buchführung erforderlich, die es dem Handelshaus auch ermöglichte ihren Kredit bis zur Liquiditätsreserve auszuschöpfen. Zu diesem Zweck wurde die doppelte Buchführung erfunden.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 28–30</ref> Mit dem [[Wechsel (Wertpapier)]] wurde erstmals ein Bargeldloser Zahlungsverkehr populär, da der beschwerliche und riskante Transport von Münzen mit seinen hohen Transaktionskosten entfiel. Der Wechsel ermöglichte auch das [[Kirchenrecht|kirchenrechtliche]] Verbot des Geldverleihs gegen Zins mit Strafen bis hin zum ewigen Höllenfeuer zu umgehen. Da der Wechsel in der Regel verschiedene Münzgebiete überbrückte ließ sich ein "Genuss" im Wechselkurs verstecken.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 30</ref> Beispielsweise herrschte in der Messestadt [[Brügge]] im August und September ''larghezza'' (Geldüberschuss) wenn die Kaufleute ihren Handel tätigten, während im Juni und Dezember typischerweise ''strettezza'' (Knappheit an Geld und Kredit) herrschte. Folglich konnten die Handelshäuser Wechselkurs- und Zinsgewinne machen, indem sie im Juni und Dezember Geld nach Brügge sandten während sie es im August und September abzogen und anderswo arbeiten ließen. Neben den Handelshäusern entstanden auch auf Geldgeschäfte spezialisierte [[Geldwechsler]] die zunehmend auch als Geldleiher tätig wurden und so eine Frühform moderner Kreditinstitute darstellten.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 31, 32</ref>
Im Frühmittelalter war der Handel noch durch reisende Kaufleute geprägt die von [[Messe (Wirtschaft)|Messe]] zu Messe zogen. Im 13. Jahrhundert wurde der Handel professioneller, damit begann die [[kommerzielle Revolution]]. Große Handelshäuser und Zusammenschlüsse wie die [[Bardi (Adelsgeschlecht)]], [[Medici]], [[Spinola]], [[Peruzzi (Handelsgesellschaft)]], [[Welser]], [[Fugger]], [[Hanse]] etc. gründeten [[Faktorei]]en in Produktionsgebieten und Absatzmärkten und koordinierten die Handelsaktivitäten von ihrem [[Kontor]] aus. Für den Warentraport wurden Fuhrleute und Schiffer beauftragt. Für diese Art des Handels war viel mehr Kapital notwendig, so dass oft [[Handelsgesellschaft]]en mit vielen Teilhabern gegründet wurden. Weiterhin war eine zuverlässige Buchführung erforderlich, die es dem Handelshaus auch ermöglichte ihren Kredit bis zur Liquiditätsreserve auszuschöpfen. Zu diesem Zweck wurde die doppelte Buchführung erfunden.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;28–30</ref> Mit dem [[Wechsel (Wertpapier)]] wurde erstmals ein Bargeldloser Zahlungsverkehr populär, da der beschwerliche und riskante Transport von Münzen mit seinen hohen Transaktionskosten entfiel. Der Wechsel ermöglichte auch das [[Kirchenrecht|kirchenrechtliche]] Verbot des Geldverleihs gegen Zins mit Strafen bis hin zum ewigen Höllenfeuer zu umgehen. Da der Wechsel in der Regel verschiedene Münzgebiete überbrückte ließ sich ein "Genuss" im Wechselkurs verstecken.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;30</ref> Beispielsweise herrschte in der Messestadt [[Brügge]] im August und September ''larghezza'' (Geldüberschuss) wenn die Kaufleute ihren Handel tätigten, während im Juni und Dezember typischerweise ''strettezza'' (Knappheit an Geld und Kredit) herrschte. Folglich konnten die Handelshäuser Wechselkurs- und Zinsgewinne machen, indem sie im Juni und Dezember Geld nach Brügge sandten während sie es im August und September abzogen und anderswo arbeiten ließen. Neben den Handelshäusern entstanden auch auf Geldgeschäfte spezialisierte [[Geldwechsler]] die zunehmend auch als Geldleiher tätig wurden und so eine Frühform moderner Kreditinstitute darstellten.<ref>Michael North, ''Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute.'', Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S.&nbsp;31, 32</ref>


=== Bankwesen ===
=== Bankwesen ===
Zeile 164: Zeile 164:
Die [[Amsterdamer Börse]] avancierte im 17.&nbsp;Jahrhundert zu einem wichtigen Handelsplatz in Europa. Neben Waren wurden dort [[Wertpapier]]e gehandelt.<ref>William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S.&nbsp;317.</ref> Wie der Name nahelegt, geht bei einem Wertpapier der Wert vereinbarter Geldzahlungen auf eine Urkunde über.<ref>Wolfgang Grill, Hans Perczynski: '' Wirtschaftslehre des Kreditwesens.'' Bildungsverlag EINS, Köln 2011, S.&nbsp;216.</ref> Besitzer können ihre Geldforderungen somit leicht an Dritte übertragen. Diese Innovation machte Wertpapiere wie [[Aktie]]n und [[Anleihe]]n zu beliebten Handels- und Spekulationsobjekten an den [[Finanzmarkt|Finanzmärkten]], auch außerhalb der Niederlande.<ref>Eine zeitgenössische Beschreibung des Aktienhandels verfasste Josef de la Vega: '' Confusion de Confusiones.'' Amsterdam 1688.</ref> Ob und welche Wertpapiere man als Geld betrachtet, hängt vom Geldbegriff ab.<ref name="Anderegg2" /><ref name="North4" />
Die [[Amsterdamer Börse]] avancierte im 17.&nbsp;Jahrhundert zu einem wichtigen Handelsplatz in Europa. Neben Waren wurden dort [[Wertpapier]]e gehandelt.<ref>William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S.&nbsp;317.</ref> Wie der Name nahelegt, geht bei einem Wertpapier der Wert vereinbarter Geldzahlungen auf eine Urkunde über.<ref>Wolfgang Grill, Hans Perczynski: '' Wirtschaftslehre des Kreditwesens.'' Bildungsverlag EINS, Köln 2011, S.&nbsp;216.</ref> Besitzer können ihre Geldforderungen somit leicht an Dritte übertragen. Diese Innovation machte Wertpapiere wie [[Aktie]]n und [[Anleihe]]n zu beliebten Handels- und Spekulationsobjekten an den [[Finanzmarkt|Finanzmärkten]], auch außerhalb der Niederlande.<ref>Eine zeitgenössische Beschreibung des Aktienhandels verfasste Josef de la Vega: '' Confusion de Confusiones.'' Amsterdam 1688.</ref> Ob und welche Wertpapiere man als Geld betrachtet, hängt vom Geldbegriff ab.<ref name="Anderegg2" /><ref name="North4" />


Zwei Jahre vor Gründung der Börse hatte 1609 in der Stadt die [[Amsterdamer Wechselbank]] eröffnet. Sie war das erste Institut eines Netzwerks aus öffentlichen Girobanken in Mittel- und Südeuropa. Zu diesem System zählten die [[Hamburger Bank]], der Nürnberger [[Nürnberger Börse #Banco Publico|Banco Publico]] und der Banco Giro in Venedig. Die Girobanken stellten eine öffentliche Infrastruktur für internationale bargeldlose Zahlungen zur Verfügung.<ref>Michael North: ''BANKING: Middle Ages and Early Modern Period.'' In: Joel Mokyr (Hrsg.): ''The Oxford Encyclopedia of Economic History.'' Volume 1, Oxford University Press, Oxford 2003, S.&nbsp;221–225, hier S.&nbsp;223.</ref> Hierdurch sollten sie die Effizienz des Handels steigern und die Geldwertstabilität gewährleisten. Die Girobanken erfüllten somit bereits wesentliche Funktionen moderner Zentralbanken.<ref>Michael North: '' The great German banking houses and international merchants, sixteenth to the nineteenth century.'' In: Alice Teichova, Ginette Kurgan-van Hentenryk, Dieter Ziegler (Hrsg.): ''Banking, Trade and Industry: Europe, America and Asia from the Thirteenth to the Twentieth Century''. Cambridge University Press, Cambridge 1997, S.&nbsp;35–49, hier S.&nbsp;39.</ref> Sie transferierten Buchgeld in eigenen Rechenwährungen wie der [[Mark Banco]].<ref>Markus A. Denzel: '' Der Nürnberger Banco Publico, seine Kaufleute und ihr Zahlungsverkehr (1621–1827).'' Stuttgart 2012, S.&nbsp;54–55.</ref> Für Nürnberger Kaufleute bestand ein Zwang, Geschäfte mit dem Banco Publico zu tätigen.<ref>Markus A. Denzel: '' Der Nürnberger Banco Publico, seine Kaufleute und ihr Zahlungsverkehr (1621–1827).'' Stuttgart 2012, S.&nbsp;97.</ref>
Zwei Jahre vor Gründung der Börse hatte 1609 in der Stadt die [[Amsterdamer Wechselbank]] eröffnet. Sie war das erste Institut eines Netzwerks aus öffentlichen Girobanken in Mittel- und Südeuropa. Zu diesem System zählten die [[Hamburger Bank]], der Nürnberger [[Nürnberger Börse #Banco Publico|Banco Publico]] und der Banco Giro in Venedig. Die Girobanken stellten eine öffentliche Infrastruktur für internationale bargeldlose Zahlungen zur Verfügung.<ref>Michael North: ''BANKING: Middle Ages and Early Modern Period.'' In: Joel Mokyr (Hrsg.): ''The Oxford Encyclopedia of Economic History.'' Volume 1, Oxford University Press, Oxford 2003, S.&nbsp;221–225, hier S.&nbsp;223.</ref> Hierdurch sollten sie die Effizienz des Handels steigern und die Geldwertstabilität gewährleisten. Die Girobanken erfüllten somit bereits wesentliche Funktionen moderner Zentralbanken.<ref>Michael North: '' The great German banking houses and international merchants, sixteenth to the nineteenth century.'' In: Alice Teichova, Ginette Kurgan-van Hentenryk, Dieter Ziegler (Hrsg.): ''Banking, Trade and Industry: Europe, America and Asia from the Thirteenth to the Twentieth Century''. Cambridge University Press, Cambridge 1997, S.&nbsp;35–49, hier S.&nbsp;39.</ref> Sie transferierten Buchgeld in eigenen Rechenwährungen wie der [[Mark Banco]].<ref>Markus A. Denzel: '' Der Nürnberger Banco Publico, seine Kaufleute und ihr Zahlungsverkehr (1621–1827).'' Stuttgart 2012, S.&nbsp;54–55.</ref> Für Nürnberger Kaufleute bestand ein Zwang, Geschäfte mit dem Banco Publico zu tätigen.<ref>Markus A. Denzel: '' Der Nürnberger Banco Publico, seine Kaufleute und ihr Zahlungsverkehr (1621–1827).'' Stuttgart 2012, S.&nbsp;97.</ref>


=== Globalisierung der Finanzmärkte ===
=== Globalisierung der Finanzmärkte ===
Zeile 172: Zeile 172:
=== Digitalisierung ===
=== Digitalisierung ===
{{Hauptartikel|Elektronisches Geld}}
{{Hauptartikel|Elektronisches Geld}}
Die Digitalisierung des 20.&nbsp;Jahrhunderts führte dazu, dass Geldgeschäfte zunehmend elektronisch abgewickelt wurden. In den 1960er Jahren setzten sich [[Geldautomat]]en durch, in den 1970er Jahren elektronischer Zahlungsverkehr und Anfang der 2000er das [[Electronic Banking|Online-Banking]].<ref>Bernado Batiz-Lazo, Douglas Wood: '' An Historical Appraisal of Information Technology in Commercial Banking.'' Electronic Markets 12(3), S.&nbsp;192–205.</ref> Seit 2017 ist in der Eurozone die Überweisung von Buchgeld in [[Echtzeitüberweisung|Echtzeit]] möglich.<ref>{{Internetquelle |autor=European Banking Authority |url=https://www.ebaclearing.eu/services/instant-payments/overview/ |titel=Instant Payments RT1 |werk=EBA Clearing |abruf=2021-01-26 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20210121224744/https://www.ebaclearing.eu/services/instant-payments/overview/ |archiv-datum=2021-01-21 |offline=ja |archiv-bot=2022-11-07 22:50:06 InternetArchiveBot }}</ref> Als Alternative zu staatlichen Währungen verbreiteten sich Anfang des 21.&nbsp;Jahrhunderts rein digital verfügbare Kryptowährungen. Ein Beispiel ist der in einem Whitepaper im Jahr 2008 vorgestellte [[Bitcoin]].<ref name="whitepaper" /> Der Bitcoin basiert auf einem verteilten Computersystem, das über ein Netzwerk verbunden ist. Geldeinheiten sind lokal auf den Rechnern ihrer Besitzer in Form von Bits gespeichert. Die Menge der Bitcoins ist begrenzt. Geldschöpfung findet durch sogenanntes „Mining“ statt.<ref>Das Whitepaper vergleicht den Vorgang mit Goldschürfen. Satoshi Nakamoto: [http://bitcoin.org/bitcoin.pdf '' Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System.''] bitcoin.org, 31.&nbsp;Oktober 2008, S.&nbsp;4. Abgerufen am 6.&nbsp;März 2021.</ref> Hierbei werten Nutzer einen Algorithmus aus, der mit steigender Geldmenge eine zunehmend hohe Rechenleistung erfordert. Der Bitcoin untersteht keiner zentralen Autorität, die Echtheit der Transaktionen wird durch ein Verfahren namens [[Blockchain]] mit Hilfe kryptographischer Methoden sichergestellt.<ref>Fran Casino, Thomas K. Dasaklis, Constantinos Patsakisa: [https://doi.org/10.1016/j.tele.2018.11.006 '' A systematic literature review of blockchain-based applications: Current status, classification and open issues.'']. In: '' Telematics and Informatics.'' Volume 36, Elsevier, März 2019, Seiten 55–81, hier S.&nbsp;55.</ref> Der Internetkonzern [[Facebook]] kündigte 2019 an, eine eigene Digitalwährung namens ''Libra'' ausgeben zu wollen. Diese wurde 2020 in [[Diem (Internetwährung)|Diem]] umbenannt.<ref>Astrid Dörner, Felix Holtermann, Mareike Müller: [https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/devisen-rohstoffe/aus-libra-wird-diem-zweiter-anlauf-fuer-facebooks-kryptowaehrung/26696068.html '' Aus Libra wird Diem - Zweiter Anlauf für Facebooks Kryptowährung.''] Handelsblatt, 2020. Abgerufen am 27. Januar 2021.</ref> Daneben entwickelten sich weitere digitale Geldformen. Entgegen dem Wortlaut handelt es sich bei Kryptowährungen nicht um offiziell anerkannte staatliche Zahlungsmittel.<ref name="BaFin" /> Mehrere Zentralbanken planten im Jahr 2021 die Einführung eines [[Digitales Zentralbankgeld|digitalen Zentralbankgeldes]] als Alternative zu Kryptowährungen wie dem Bitcoin.<ref>Birgit Eger: [https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/china-kryptowaehrung-bitcoin-101.html ''Chinas Antwort auf den Bitcoin.''] tagesschau.de, 23. Februar 2021. Abgerufen am 11. April 2021.</ref><ref>Markus Zydra: [https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/digitaler-euro-ezb-kritik-1.5283078 '' Angst vor dem digitalen Euro?''] Süddeutsche Zeitung, SZ.de, 3. Mai 2021. Abgerufen am 16. Mai 2021.</ref>
Die Digitalisierung des 20.&nbsp;Jahrhunderts führte dazu, dass Geldgeschäfte zunehmend elektronisch abgewickelt wurden. In den 1960er Jahren setzten sich [[Geldautomat]]en durch, in den 1970er Jahren elektronischer Zahlungsverkehr und Anfang der 2000er das [[Electronic Banking|Online-Banking]].<ref>Bernado Batiz-Lazo, Douglas Wood: '' An Historical Appraisal of Information Technology in Commercial Banking.'' Electronic Markets 12(3), S.&nbsp;192–205.</ref> Seit 2017 ist in der Eurozone die Überweisung von Buchgeld in [[Echtzeitüberweisung|Echtzeit]] möglich.<ref>{{Internetquelle |autor=European Banking Authority |url=https://www.ebaclearing.eu/services/instant-payments/overview/ |titel=Instant Payments RT1 |werk=EBA Clearing |abruf=2021-01-26 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20210121224744/https://www.ebaclearing.eu/services/instant-payments/overview/ |archiv-datum=2021-01-21 |offline=ja |archiv-bot=2022-11-07 22:50:06 InternetArchiveBot }}</ref> Als Alternative zu staatlichen Währungen verbreiteten sich Anfang des 21.&nbsp;Jahrhunderts rein digital verfügbare Kryptowährungen. Ein Beispiel ist der in einem Whitepaper im Jahr 2008 vorgestellte [[Bitcoin]].<ref name="whitepaper" /> Der Bitcoin basiert auf einem verteilten Computersystem, das über ein Netzwerk verbunden ist. Geldeinheiten sind lokal auf den Rechnern ihrer Besitzer in Form von Bits gespeichert. Die Menge der Bitcoins ist begrenzt. Geldschöpfung findet durch sogenanntes „Mining“ statt.<ref>Das Whitepaper vergleicht den Vorgang mit Goldschürfen. Satoshi Nakamoto: [http://bitcoin.org/bitcoin.pdf '' Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System.''] bitcoin.org, 31.&nbsp;Oktober 2008, S.&nbsp;4. Abgerufen am 6.&nbsp;März 2021.</ref> Hierbei werten Nutzer einen Algorithmus aus, der mit steigender Geldmenge eine zunehmend hohe Rechenleistung erfordert. Der Bitcoin untersteht keiner zentralen Autorität, die Echtheit der Transaktionen wird durch ein Verfahren namens [[Blockchain]] mit Hilfe kryptographischer Methoden sichergestellt.<ref>Fran Casino, Thomas K. Dasaklis, Constantinos Patsakisa: ''A systematic literature review of blockchain-based applications: Current status, classification and open issues.''. In: ''Telematics and Informatics.'' Volume 36, Elsevier, März 2019, Seiten 55–81, hier S.&nbsp;55, {{DOI|10.1016/j.tele.2018.11.006}}.</ref> Der Internetkonzern [[Facebook]] kündigte 2019 an, eine eigene Digitalwährung namens ''Libra'' ausgeben zu wollen. Diese wurde 2020 in [[Diem (Internetwährung)|Diem]] umbenannt.<ref>Astrid Dörner, Felix Holtermann, Mareike Müller: [https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/devisen-rohstoffe/aus-libra-wird-diem-zweiter-anlauf-fuer-facebooks-kryptowaehrung/26696068.html '' Aus Libra wird Diem - Zweiter Anlauf für Facebooks Kryptowährung.''] Handelsblatt, 2020. Abgerufen am 27. Januar 2021.</ref> Daneben entwickelten sich weitere digitale Geldformen. Entgegen dem Wortlaut handelt es sich bei Kryptowährungen nicht um offiziell anerkannte staatliche Zahlungsmittel.<ref name="BaFin" /> Mehrere Zentralbanken planten im Jahr 2021 die Einführung eines [[Digitales Zentralbankgeld|digitalen Zentralbankgeldes]] als Alternative zu Kryptowährungen wie dem Bitcoin.<ref>Birgit Eger: [https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/china-kryptowaehrung-bitcoin-101.html ''Chinas Antwort auf den Bitcoin.''] tagesschau.de, 23. Februar 2021. Abgerufen am 11. April 2021.</ref><ref>Markus Zydra: [https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/digitaler-euro-ezb-kritik-1.5283078 '' Angst vor dem digitalen Euro?''] Süddeutsche Zeitung, SZ.de, 3. Mai 2021. Abgerufen am 16. Mai 2021.</ref>


== Entwicklung des Papiergeldes ==
== Entwicklung des Papiergeldes ==
Zeile 180: Zeile 180:
[[Datei:Hui zi.jpg|mini|hochkant|Chinesische Huizi-Banknote, 12.&nbsp;Jahrhundert]]
[[Datei:Hui zi.jpg|mini|hochkant|Chinesische Huizi-Banknote, 12.&nbsp;Jahrhundert]]


Staatlich anerkanntes Papiergeld wurde während der Song-Dynastie in der chinesischen Provinz [[Sichuan]] erstmals im 10./11.&nbsp;Jahrhundert ausgegeben.<ref name="Headrick" /> In dieser Zeit wurden Münzen in der Provinz nicht wie in anderen Regionen des Reiches aus Kupfer, sondern aus [[Eisen]] hergestellt. Hierdurch wollte die Regierung verhindern, dass aus der damaligen Grenzregion wertvolle Kupfermünzen ins Ausland abfließen. Aufgrund ihres relativ geringen Materialwertes und ihres hohen Gewichts, ist davon auszugehen, dass die [[Geldwert|Kaufkraft]] der Eisenmünzen über ihren Herstellungskosten lag. Es handelte sich demnach um eine Art [[Fiatgeld]], dessen Nennwert nicht dem Materialwert entsprach. Als im Jahr 993 Rebellen die Provinzhauptstadt [[Chengdu]] belagerten, kam es in der Stadt zu einer Münzknappheit. In der Folge gaben ansässige Händler Papiergeld aus. Nach Niederschlagung der Rebellion im Jahr 1005 wurde der Druck von Papiergeld in der Stadt reguliert. Der Präfekt begrenzte die Anzahl der zur Ausgabe berechtigten Händler und nahm gleichzeitig die Münzprägung wieder auf. Papiergeld diente fortan als Ergänzung zu Münzgeld und breitete sich in Nachbarregionen aus. Nach einer Finanzkrise im Jahr&nbsp;1016 wurde die Ausgabe von Banknoten in China verstaatlicht.<ref>William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S. 185–189.</ref>
Staatlich anerkanntes Papiergeld wurde während der Song-Dynastie in der chinesischen Provinz [[Sichuan]] erstmals im 10./11.&nbsp;Jahrhundert ausgegeben.<ref name="Headrick" /> In dieser Zeit wurden Münzen in der Provinz nicht wie in anderen Regionen des Reiches aus Kupfer, sondern aus [[Eisen]] hergestellt. Hierdurch wollte die Regierung verhindern, dass aus der damaligen Grenzregion wertvolle Kupfermünzen ins Ausland abfließen. Aufgrund ihres relativ geringen Materialwertes und ihres hohen Gewichts, ist davon auszugehen, dass die [[Geldwert|Kaufkraft]] der Eisenmünzen über ihren Herstellungskosten lag. Es handelte sich demnach um eine Art [[Fiatgeld]], dessen Nennwert nicht dem Materialwert entsprach. Als im Jahr 993 Rebellen die Provinzhauptstadt [[Chengdu]] belagerten, kam es in der Stadt zu einer Münzknappheit. In der Folge gaben ansässige Händler Papiergeld aus. Nach Niederschlagung der Rebellion im Jahr 1005 wurde der Druck von Papiergeld in der Stadt reguliert. Der Präfekt begrenzte die Anzahl der zur Ausgabe berechtigten Händler und nahm gleichzeitig die Münzprägung wieder auf. Papiergeld diente fortan als Ergänzung zu Münzgeld und breitete sich in Nachbarregionen aus. Nach einer Finanzkrise im Jahr&nbsp;1016 wurde die Ausgabe von Banknoten in China verstaatlicht.<ref>William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S.&nbsp;185–189.</ref>


=== Verbreitung in Europa ===
=== Verbreitung in Europa ===
Zeile 190: Zeile 190:
[[Datei:100-Billionen-Geldschein-2.jpg|mini|Höchste jemals gedruckte deutsche Banknote, 100 Billionen [[Papiermark|Mark]], 15. Februar 1924]]
[[Datei:100-Billionen-Geldschein-2.jpg|mini|Höchste jemals gedruckte deutsche Banknote, 100 Billionen [[Papiermark|Mark]], 15. Februar 1924]]


Der Erfolg des Papiergeldes war nur möglich durch die Entwicklung weg vom [[Free Banking]] hin zu [[Zentralbank]]systemen, deren Glaubwürdigkeit durch die Entwicklung des Wechselkurses bestätigt oder in Frage gestellt werden kann.<ref>Larry Allen, ''Global Financial System 1750–2000'', Reaktion Books, 2004, ISBN 978-1-86189-570-7, S. 9</ref> Im 19.&nbsp;Jahrhundert entstand in Europa ein System nationaler Notenbanken (auch Zentralbanken genannt). Eine wichtige Rolle spielte dabei die [[Bank of England]], der die englische Krone im 18.&nbsp;Jahrhundert Privilegien zur Notenemission gewährte. Die [[Banque de France]] erhielt das [[Banknotenmonopol]] im Jahr 1800. In Deutschland ging die [[Reichsbank]] 1875 aus der [[Preußische Bank|Preußischen Bank]] hervor; ihre Banknoten wurden ab 1909 zum gesetzlichen Zahlungsmittel.<ref name="Tolkmitt" /><ref>Michael North: '' Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute.'' C.H. Beck Verlag, München 2009, S.&nbsp;165.</ref> Die Vereinigten Staaten konsolidierten ihr zunächst dezentral organisiertes Währungssystem im Jahr 1913 im [[Federal Reserve System]] (kurz: FED).<ref>Roger Lowenstein: '' FED - Die Bank Amerikas: Der wahnwitzige Kampf um die Gründung der Federal Reserve.'' FinanzBuch Verlag, München 2016, S. 13–22.</ref>
Der Erfolg des Papiergeldes war nur möglich durch die Entwicklung weg vom [[Free Banking]] hin zu [[Zentralbank]]systemen, deren Glaubwürdigkeit durch die Entwicklung des Wechselkurses bestätigt oder in Frage gestellt werden kann.<ref>Larry Allen, ''Global Financial System 1750–2000'', Reaktion Books, 2004, ISBN 978-1-86189-570-7, S.&nbsp;9</ref> Im 19.&nbsp;Jahrhundert entstand in Europa ein System nationaler Notenbanken (auch Zentralbanken genannt). Eine wichtige Rolle spielte dabei die [[Bank of England]], der die englische Krone im 18.&nbsp;Jahrhundert Privilegien zur Notenemission gewährte. Die [[Banque de France]] erhielt das [[Banknotenmonopol]] im Jahr 1800. In Deutschland ging die [[Reichsbank]] 1875 aus der [[Preußische Bank|Preußischen Bank]] hervor; ihre Banknoten wurden ab 1909 zum gesetzlichen Zahlungsmittel.<ref name="Tolkmitt" /><ref>Michael North: '' Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute.'' C.H. Beck Verlag, München 2009, S.&nbsp;165.</ref> Die Vereinigten Staaten konsolidierten ihr zunächst dezentral organisiertes Währungssystem im Jahr 1913 im [[Federal Reserve System]] (kurz: FED).<ref>Roger Lowenstein: '' FED - Die Bank Amerikas: Der wahnwitzige Kampf um die Gründung der Federal Reserve.'' FinanzBuch Verlag, München 2016, S. 13–22.</ref>


=== Globales Finanzsystem ===
=== Globales Finanzsystem ===
Zeile 196: Zeile 196:
Nach dem Vorbild der Bank of England schlossen sich im 19./20.&nbsp;Jahrhundert Notenbanken, wie die Banque de France, die Reichsbank und die Banken des FED dem sogenannten [[Goldstandard]] an. Sie banden ihre Währungen damit an das Edelmetall. Die Reichsbank war beispielsweise gesetzlich verpflichtet die von ihr ausgegebenen Banknoten gegen Gold zu einem festen Kurs einzutauschen. Zudem musste sie das im Umlauf befindliche Geld zu einem Drittel mit Gold oder [[Reichskassenschein]]en decken. Auf internationaler Ebene waren die Währungen durch verschiedene Mechanismen aneinander gebunden.<ref>Egon Görgens, Karlheinz Ruckriegel, Frank Seitz: '' Europäische Geldpolitik''. 5.&nbsp;Auflage, Lucius & Lucius, Stuttgart 2008, S.&nbsp;48–50.</ref>
Nach dem Vorbild der Bank of England schlossen sich im 19./20.&nbsp;Jahrhundert Notenbanken, wie die Banque de France, die Reichsbank und die Banken des FED dem sogenannten [[Goldstandard]] an. Sie banden ihre Währungen damit an das Edelmetall. Die Reichsbank war beispielsweise gesetzlich verpflichtet die von ihr ausgegebenen Banknoten gegen Gold zu einem festen Kurs einzutauschen. Zudem musste sie das im Umlauf befindliche Geld zu einem Drittel mit Gold oder [[Reichskassenschein]]en decken. Auf internationaler Ebene waren die Währungen durch verschiedene Mechanismen aneinander gebunden.<ref>Egon Görgens, Karlheinz Ruckriegel, Frank Seitz: '' Europäische Geldpolitik''. 5.&nbsp;Auflage, Lucius & Lucius, Stuttgart 2008, S.&nbsp;48–50.</ref>


Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde in den kriegführenden Staaten die Noteneinlösungspflicht in Gold aufgehoben. Dies hatte verschiedene Gründe. Um die Kriegskosten ohne Steuererhöhungen und durch ausschließliche Nutzung von Kriegsanleihen finanzieren zu können, brachte beispielsweise die deutsche Reichsregierung viel durch Gold nicht gedecktes Papiergeld aus. Es hätte das Vertrauen der deutschen Bevölkerung in die [[Preisniveaustabilität|Stabilität]] der Mark untergraben, wenn bekannt geworden wäre, dass in den ersten Tagen des Krieges viele Banknoten in Gold umgetauscht worden wären. Die während des Krieges durch Zwangseingriffe „rückgestaute“ Inflation brach sich nach Ende des Krieges bahn (siehe [[Deutsche Inflation 1914 bis 1923]]).<ref>Die Reichsbank hob die Goldeinlösepflicht rückwirkend zum 31. Juli 1914 auf (Quelle: Manfred Borchert: [http://books.google.de/books?id=xRUVxK6HAGAC&pg=PA11&lpg=PA11&dq=Goldeinl%C3%B6sepflicht+1914&source=bl&ots=GsxsXFh48k&sig=ef_cKYwc5G3IgSqgLt_y1ckk6OM&hl=de&sa=X&ei=WndOVMHUMIezabLvgeAO&ved=0CCMQ6AEwAA#v=onepage&q=Goldeinl%C3%B6sepflicht%201914&f=false Geld und Kredit: Einführung in die Geldtheorie und Geldpolitik], S. 11 (Oldenbourg Wissenschaftsverlag; überarb. u. erw. Aufl. 2003, ISBN 978-3-486-27420-2)).</ref> Kommunen und Betriebe emittierten damals ihr eigenes [[Notgeld]].<ref>Deutsche Bundesbank: [https://www.bundesbank.de/de/publikationen/bundesbank/die-deutsche-bundesbank-597802 '' Die Deutsche Bundesbank. Notenbank für Deutschland.''] Frankfurt am Main 2017, S.&nbsp;21.</ref>
Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde in den kriegführenden Staaten die Noteneinlösungspflicht in Gold aufgehoben. Dies hatte verschiedene Gründe. Um die Kriegskosten ohne Steuererhöhungen und durch ausschließliche Nutzung von Kriegsanleihen finanzieren zu können, brachte beispielsweise die deutsche Reichsregierung viel durch Gold nicht gedecktes Papiergeld aus. Es hätte das Vertrauen der deutschen Bevölkerung in die [[Preisniveaustabilität|Stabilität]] der Mark untergraben, wenn bekannt geworden wäre, dass in den ersten Tagen des Krieges viele Banknoten in Gold umgetauscht worden wären. Die während des Krieges durch Zwangseingriffe „rückgestaute“ Inflation brach sich nach Ende des Krieges bahn (siehe [[Deutsche Inflation 1914 bis 1923]]).<ref>Die Reichsbank hob die Goldeinlösepflicht rückwirkend zum 31. Juli 1914 auf (Quelle: Manfred Borchert: [http://books.google.de/books?id=xRUVxK6HAGAC&pg=PA11&lpg=PA11&dq=Goldeinl%C3%B6sepflicht+1914&source=bl&ots=GsxsXFh48k&sig=ef_cKYwc5G3IgSqgLt_y1ckk6OM&hl=de&sa=X&ei=WndOVMHUMIezabLvgeAO&ved=0CCMQ6AEwAA#v=onepage&q=Goldeinl%C3%B6sepflicht%201914&f=false Geld und Kredit: Einführung in die Geldtheorie und Geldpolitik], S.&nbsp;11 (Oldenbourg Wissenschaftsverlag; überarb. u. erw. Aufl. 2003, ISBN 978-3-486-27420-2)).</ref> Kommunen und Betriebe emittierten damals ihr eigenes [[Notgeld]].<ref>Deutsche Bundesbank: [https://www.bundesbank.de/de/publikationen/bundesbank/die-deutsche-bundesbank-597802 '' Die Deutsche Bundesbank. Notenbank für Deutschland.''] Frankfurt am Main 2017, S.&nbsp;21.</ref>


Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Goldstandard in den meisten Ländern insofern wiederhergestellt, als die Einlösungsverpflichtung der Notenbanken wieder eingeführt wurde. Bei der Ausgabe neuer Zahlungsmittel wurde die Menge der ausgegebenen, neuen Zahlungsmittel an die Regeln des Goldstandards gebunden. Die Reserven der Zentralbanken wurden mittels ausländischer Kredite gedeckt und mit der Bedingung verknüpft, dass die Zentralbanken unabhängige Institutionen zu werden hatten. In den Ländern, in denen eine mäßige Inflation herrschte, gelang die Stabilisierung der eigenen Währung ohne [[Währungsreform]]. Dazu gehörten Belgien, Frankreich und Italien.<ref name="Makrooekonomie_627">[[Olivier Blanchard]], Gerhard Illing: ''Makroökonomie'', Pearson Studium, 5.&nbsp;aktualisierte und erweiterte Auflage, München u.&nbsp;a. 2009, ISBN 978-3-8273-7363-2, S. 627.</ref><ref name="ClassicalGoldStandard">[[Michael D. Bordo]], [[Anna J. Schwartz]] (Hrsg.): ''A Retrospective on the Classical Gold Standard, 1821–1931'', University of Chicago Press, 1984, ISBN 0-226-06590-1.</ref> Es konnte dabei jedoch nicht gleichzeitig zur Vorkriegsparität in Gold zurückgekehrt werden. Faktisch bedeutete dies auch hier einen Währungsschnitt, da die Staaten ihre Vorkriegsversprechen zur Einlösung in Gold nicht einhielten. Die Bank of England kehrte nach dem Ersten Weltkrieg zum Goldstandard zurück. Das Vereinigte Königreich hatte in dieser Zeit mit einer hohen [[Arbeitslosigkeit]] zu kämpfen, die einige Wissenschaftler auf die Wiedereinführung des Goldstandards zurückführen.<ref>Barry Eichengreen: ''Elusive Stability. Essays in the History of International Finance, 1919–1939'', Cambridge University Press, 1990, ISBN 0-521-36538-4, S.&nbsp;145–147.</ref><ref>Liaquat Ahamed: '' Lords of Finance: 1929, The Great Depression, and the Bankers who Broke the World.'' Random House, New York 2020, S.&nbsp;155–176.</ref>
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Goldstandard in den meisten Ländern insofern wiederhergestellt, als die Einlösungsverpflichtung der Notenbanken wieder eingeführt wurde. Bei der Ausgabe neuer Zahlungsmittel wurde die Menge der ausgegebenen, neuen Zahlungsmittel an die Regeln des Goldstandards gebunden. Die Reserven der Zentralbanken wurden mittels ausländischer Kredite gedeckt und mit der Bedingung verknüpft, dass die Zentralbanken unabhängige Institutionen zu werden hatten. In den Ländern, in denen eine mäßige Inflation herrschte, gelang die Stabilisierung der eigenen Währung ohne [[Währungsreform]]. Dazu gehörten Belgien, Frankreich und Italien.<ref name="Makrooekonomie_627">[[Olivier Blanchard]], Gerhard Illing: ''Makroökonomie'', Pearson Studium, 5.&nbsp;aktualisierte und erweiterte Auflage, München u.&nbsp;a. 2009, ISBN 978-3-8273-7363-2, S.&nbsp;627.</ref><ref name="ClassicalGoldStandard">[[Michael D. Bordo]], [[Anna J. Schwartz]] (Hrsg.): ''A Retrospective on the Classical Gold Standard, 1821–1931'', University of Chicago Press, 1984, ISBN 0-226-06590-1.</ref> Es konnte dabei jedoch nicht gleichzeitig zur Vorkriegsparität in Gold zurückgekehrt werden. Faktisch bedeutete dies auch hier einen Währungsschnitt, da die Staaten ihre Vorkriegsversprechen zur Einlösung in Gold nicht einhielten. Die Bank of England kehrte nach dem Ersten Weltkrieg zum Goldstandard zurück. Das Vereinigte Königreich hatte in dieser Zeit mit einer hohen [[Arbeitslosigkeit]] zu kämpfen, die einige Wissenschaftler auf die Wiedereinführung des Goldstandards zurückführen.<ref>Barry Eichengreen: ''Elusive Stability. Essays in the History of International Finance, 1919–1939'', Cambridge University Press, 1990, ISBN 0-521-36538-4, S.&nbsp;145–147.</ref><ref>Liaquat Ahamed: '' Lords of Finance: 1929, The Great Depression, and the Bankers who Broke the World.'' Random House, New York 2020, S.&nbsp;155–176.</ref>


In der [[Weltwirtschaftskrise]] erwiesen sich unilaterale wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise, insbesondere der [[Schuldendeflation]], unter dem Goldstandard als unmöglich. Die Initiativen zur Ausweitung der Geldmenge und/oder zu antizyklischer Fiskalpolitik ([[Reflation]]) in Großbritannien (1930), den Vereinigten Staaten (1932), Belgien (1934) und Frankreich (1934–35) scheiterten daran, dass die Maßnahmen eine defizitäre Leistungsbilanz verursachten und damit den Goldstandard gefährdeten.<ref name="GoldenFetters_4ff">Barry Eichengreen: ''Golden Fetters: The Gold Standard and the Great Depression, 1919–1939'', Oxford University Press, 1992, ISBN 0-19-510113-8, S. 4 ff.</ref><ref>{{Literatur |Autor=Wolfgang Waldner |Titel=Warum die Geldpolitik 1929–33 die Weltwirtschaftskrise verursacht hat |Verlag=Books on Demand |Ort=Norderstedt |Datum=2009 |ISBN=978-3-8370-9391-9 |Seiten=88 ff.}}</ref> Wirtschaftshistoriker sind sich einig, dass der Goldstandard ein [[Transmissionsmechanismus]] zur Verbreitung der Weltwirtschaftskrise war und zu Entstehung und Länge der Großen Depression maßgeblich beitrug.<ref>Peter J. Montiel, ''International Macroeconomics'', John Wiley & Sons Ltd., 2009, ISBN 978-1-4051-8386-4, S. 154.</ref> Mit der Zeit wurde der Fehler der Geldpolitik offenbar. Nach und nach suspendierten alle Staaten den Goldstandard und gingen zu einer Reflationspolitik über. Nach fast einhelliger Ansicht besteht ein klarer zeitlicher und inhaltlicher Zusammenhang zwischen der weltweiten Abkehr vom Goldstandard und dem Beginn der wirtschaftlichen Erholung.<ref>Randall E. Parker: Reflections on the Great Depression, Elgar Publishing, Cheltenham/Northampton 2003, ISBN 1-84376-335-4, S. 22.</ref> Die USA lösten sich 1933 mit Maßnahmen im Rahmen des [[New Deal]] teilweise vom [[Goldstandard]], indem den US-Bürgern der private [[Goldverbot#USA 1933 bis 1974|Goldbesitz verboten]] und der [[Wechselkursparität|Wechselkurs]] willkürlich auf 35&nbsp;Dollar je [[Feinunze]] Gold festgesetzt wurde.<ref>[[Anna Schwartz]]: ''The Operation of the Specie Standard.'' In: Michael D. Bordo: ''The Gold Standard and Related Regimes: Collected Essays.'' Cambridge University Press, 1999, ISBN 0-521-55006-8, S. 218.</ref>
In der [[Weltwirtschaftskrise]] erwiesen sich unilaterale wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise, insbesondere der [[Schuldendeflation]], unter dem Goldstandard als unmöglich. Die Initiativen zur Ausweitung der Geldmenge und/oder zu antizyklischer Fiskalpolitik ([[Reflation]]) in Großbritannien (1930), den Vereinigten Staaten (1932), Belgien (1934) und Frankreich (1934–35) scheiterten daran, dass die Maßnahmen eine defizitäre Leistungsbilanz verursachten und damit den Goldstandard gefährdeten.<ref name="GoldenFetters_4ff">Barry Eichengreen: ''Golden Fetters: The Gold Standard and the Great Depression, 1919–1939'', Oxford University Press, 1992, ISBN 0-19-510113-8, S.&nbsp;4 ff.</ref><ref>{{Literatur |Autor=Wolfgang Waldner |Titel=Warum die Geldpolitik 1929–33 die Weltwirtschaftskrise verursacht hat |Verlag=Books on Demand |Ort=Norderstedt |Datum=2009 |ISBN=978-3-8370-9391-9 |Seiten=88 ff.}}</ref> Wirtschaftshistoriker sind sich einig, dass der Goldstandard ein [[Transmissionsmechanismus]] zur Verbreitung der Weltwirtschaftskrise war und zu Entstehung und Länge der Großen Depression maßgeblich beitrug.<ref>Peter J. Montiel, ''International Macroeconomics'', John Wiley & Sons Ltd., 2009, ISBN 978-1-4051-8386-4, S.&nbsp;154.</ref> Mit der Zeit wurde der Fehler der Geldpolitik offenbar. Nach und nach suspendierten alle Staaten den Goldstandard und gingen zu einer Reflationspolitik über. Nach fast einhelliger Ansicht besteht ein klarer zeitlicher und inhaltlicher Zusammenhang zwischen der weltweiten Abkehr vom Goldstandard und dem Beginn der wirtschaftlichen Erholung.<ref>Randall E. Parker: Reflections on the Great Depression, Elgar Publishing, Cheltenham/Northampton 2003, ISBN 1-84376-335-4, S.&nbsp;22.</ref> Die USA lösten sich 1933 mit Maßnahmen im Rahmen des [[New Deal]] teilweise vom [[Goldstandard]], indem den US-Bürgern der private [[Goldverbot#USA 1933 bis 1974|Goldbesitz verboten]] und der [[Wechselkursparität|Wechselkurs]] willkürlich auf 35&nbsp;Dollar je [[Feinunze]] Gold festgesetzt wurde.<ref>[[Anna Schwartz]]: ''The Operation of the Specie Standard.'' In: Michael D. Bordo: ''The Gold Standard and Related Regimes: Collected Essays.'' Cambridge University Press, 1999, ISBN 0-521-55006-8, S.&nbsp;218.</ref>


Nach dem Zweiten Weltkrieg bildete das im Jahr 1944 verhandelte Abkommen von [[Bretton-Woods-System|Bretton-Woods]] eine neue internationale [[Währungsordnung]]. Mit Ratifizierung des Bretton-Woods-Abkommen verpflichtete sich die US-Notenbank gegenüber den Währungsbehörden der andern Teilnehmerländer, den Dollar jederzeit zu einem fixen Kurs von 35 $ pro Feinunze Gold umzutauschen. Dieses Versprechen sollte dem System die notwendige Stabilität und Disziplin verschaffen. Die Notenbanken der übrigen Teilnehmerstaaten versprachen ihre Währungen mittels Interventionen am Devisenmarkt an den Dollar zu binden ([[Fester Wechselkurs]]). Weil der Dollar nach außen hin als Goldwährung auftrat, blieben die Währungen der anderen Teilnehmerländer indirekt goldgededeckt.<ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Fuster |url=https://www.nzz.ch/wirtschaft/der-nixon-schock-praegt-das-geldwesen-bis-heute-ld.1639813 |titel=Vor 50 Jahren überrumpelte Richard Nixon die Welt. Ob der «Nixon-Schock» die Welt stabiler machte, ist bis heute umstritten |werk=NZZ.ch (Neue Zürcher Zeitung) |datum=2021-08-14 |abruf=2021-09-22}}</ref><ref>Deutsche Bundesbank: [https://www.bundesbank.de/de/publikationen/bundesbank/die-deutsche-bundesbank-597802 '' Die Deutsche Bundesbank. Notenbank für Deutschland.''] Frankfurt am Main 2017, S.&nbsp;33.</ref> Die tatsächliche Eintauschmöglichkeit hing allerdings von der Goldreservenmenge der FED ab. Aufgrund ständiger [[Handelsbilanzdefizit]]e der Vereinigten Staaten stieg die Auslandsverschuldung immer weiter an. 1961 verfügte die FED noch über 44 % der Weltgoldreserven, aber die kurzfristig fälligen Auslandsschulden lagen bereits um eine Mrd. $ höher als der Wert der Goldreserven. Bis 1971 sanken die US-Goldreserven auf 12 Mrd. $.<ref>Larry Allen: ''The Global Economic System Since 1945.'' Reaktion Books, 2005, ISBN 1-86189-242-X, S. 82, 83.</ref> Der amerikanische Präsident [[Richard Nixon]] beendete 1971 die Bindung des US-Dollar an Gold ([[Nixon-Schock]]) Das Bretton-Woods-System brach zusammen und wurde 1973 formal aufgelöst.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bildete das im Jahr 1944 verhandelte Abkommen von [[Bretton-Woods-System|Bretton-Woods]] eine neue internationale [[Währungsordnung]]. Mit Ratifizierung des Bretton-Woods-Abkommen verpflichtete sich die US-Notenbank gegenüber den Währungsbehörden der andern Teilnehmerländer, den Dollar jederzeit zu einem fixen Kurs von 35 $ pro Feinunze Gold umzutauschen. Dieses Versprechen sollte dem System die notwendige Stabilität und Disziplin verschaffen. Die Notenbanken der übrigen Teilnehmerstaaten versprachen ihre Währungen mittels Interventionen am Devisenmarkt an den Dollar zu binden ([[Fester Wechselkurs]]). Weil der Dollar nach außen hin als Goldwährung auftrat, blieben die Währungen der anderen Teilnehmerländer indirekt goldgededeckt.<ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Fuster |url=https://www.nzz.ch/wirtschaft/der-nixon-schock-praegt-das-geldwesen-bis-heute-ld.1639813 |titel=Vor 50 Jahren überrumpelte Richard Nixon die Welt. Ob der «Nixon-Schock» die Welt stabiler machte, ist bis heute umstritten |werk=NZZ.ch (Neue Zürcher Zeitung) |datum=2021-08-14 |abruf=2021-09-22}}</ref><ref>Deutsche Bundesbank: [https://www.bundesbank.de/de/publikationen/bundesbank/die-deutsche-bundesbank-597802 '' Die Deutsche Bundesbank. Notenbank für Deutschland.''] Frankfurt am Main 2017, S.&nbsp;33.</ref> Die tatsächliche Eintauschmöglichkeit hing allerdings von der Goldreservenmenge der FED ab. Aufgrund ständiger [[Handelsbilanzdefizit]]e der Vereinigten Staaten stieg die Auslandsverschuldung immer weiter an. 1961 verfügte die FED noch über 44 % der Weltgoldreserven, aber die kurzfristig fälligen Auslandsschulden lagen bereits um eine Mrd. $ höher als der Wert der Goldreserven. Bis 1971 sanken die US-Goldreserven auf 12 Mrd. $.<ref>Larry Allen: ''The Global Economic System Since 1945.'' Reaktion Books, 2005, ISBN 1-86189-242-X, S.&nbsp;82, 83.</ref> Der amerikanische Präsident [[Richard Nixon]] beendete 1971 die Bindung des US-Dollar an Gold ([[Nixon-Schock]]) Das Bretton-Woods-System brach zusammen und wurde 1973 formal aufgelöst.


In der Bundesrepublik wurde 1948 die Deutsche Mark ausgegeben. Ab 1957 übernahm die [[Deutsche Bundesbank|Bundesbank]] die Geldpolitik in Deutschland.<ref>Deutsche Bundesbank: [https://www.bundesbank.de/de/publikationen/bundesbank/die-deutsche-bundesbank-597802 '' Die Deutsche Bundesbank. Notenbank für Deutschland.''] Frankfurt am Main 2017, S.&nbsp;29–31.</ref>
In der Bundesrepublik wurde 1948 die Deutsche Mark ausgegeben. Ab 1957 übernahm die [[Deutsche Bundesbank|Bundesbank]] die Geldpolitik in Deutschland.<ref>Deutsche Bundesbank: [https://www.bundesbank.de/de/publikationen/bundesbank/die-deutsche-bundesbank-597802 '' Die Deutsche Bundesbank. Notenbank für Deutschland.''] Frankfurt am Main 2017, S.&nbsp;29–31.</ref>
Zeile 246: Zeile 246:
== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references>
<references>
<ref name="Anderegg">Ralph Anderegg: '' Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik (Managementwissen für Studium und Praxis).'' Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, S.&nbsp;2.
<ref name="Anderegg">
Ralph Anderegg: '' Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik (Managementwissen für Studium und Praxis).'' Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, S.&nbsp;2.
</ref>
</ref>
<ref name="Anderegg2">Ralph Anderegg: '' Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik (Managementwissen für Studium und Praxis).'' Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, S.&nbsp;23–24.
<ref name="Anderegg2">
Ralph Anderegg: '' Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik (Managementwissen für Studium und Praxis).'' Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, S.&nbsp;23–24.
</ref>
</ref>
<ref name="BaFin">Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht: [https://www.bafin.de/DE/Aufsicht/FinTech/VirtualCurrency/virtual_currency_artikel.html '' Virtuelle Währungen/Virtual Currency (VC).''] BaFin 2020. Abgerufen am 17. Februar 2021.
<ref name="BaFin">
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht: [https://www.bafin.de/DE/Aufsicht/FinTech/VirtualCurrency/virtual_currency_artikel.html '' Virtuelle Währungen/Virtual Currency (VC).''] BaFin 2020. Abgerufen am 17. Februar 2021.
</ref>
</ref>
<ref name="Bundesbank2019">Deutsche Bundesbank: [https://www.bundesbank.de/de/publikationen/schule-und-bildung/geld-und-geldpolitik-606038 '' Geld und Geldpolitik (Schülerbuch für die Sekundarstufe II)'']. Frankfurt am Main 2019, S.&nbsp;10–19.
<ref name="Bundesbank2019">
Deutsche Bundesbank: [https://www.bundesbank.de/de/publikationen/schule-und-bildung/geld-und-geldpolitik-606038 '' Geld und Geldpolitik (Schülerbuch für die Sekundarstufe II)'']. Frankfurt am Main 2019, S. 10–19.
</ref>
</ref>
<ref name="BundesbankKipper">Deutsche Bundesbank: [https://www.bundesbank.de/resource/blob/607586/8ffcb9d317695cec43df4bfdc92c4277/mL/die-kipper-und-wipperzeit-von-1618-bis-1623-data.pdf '' Das besondere Objekt. Die Kipper- und Wipperzeit von 1618 bis 1623.''] Abgerufen am 8. Februar 2021.
<ref name="BundesbankKipper">
Deutsche Bundesbank: [https://www.bundesbank.de/resource/blob/607586/8ffcb9d317695cec43df4bfdc92c4277/mL/die-kipper-und-wipperzeit-von-1618-bis-1623-data.pdf '' Das besondere Objekt. Die Kipper- und Wipperzeit von 1618 bis 1623.''] Abgerufen am 8. Februar 2021.
</ref>
</ref>
<ref name="Denzel">Markus A. Denzel: '' Der Nürnberger Banco Publico, seine Kaufleute und ihr Zahlungsverkehr (1621–1827).'' Stuttgart 2012, S.&nbsp;81–84.
<ref name="Denzel">
Markus A. Denzel: '' Der Nürnberger Banco Publico, seine Kaufleute und ihr Zahlungsverkehr (1621–1827).'' Stuttgart 2012, S. 81–84.
</ref>
</ref>
<ref name="Friebe">Cord Friebe: '' Geld: Eine philosophische Orientierung.'' Reclam, Stuttgart 2015, S.&nbsp;7–16.
<ref name="Friebe">
Cord Friebe: '' Geld: Eine philosophische Orientierung.'' Reclam, Stuttgart 2015, S.&nbsp;7–16.
</ref>
</ref>
<ref name="Goergens">Egon Görgens, Karlheinz Ruckriegel, Frank Seitz: '' Europäische Geldpolitik''. 5.&nbsp;Auflage, Lucius & Lucius, Stuttgart 2008, S.&nbsp;57–67.
<ref name="Goergens">
Egon Görgens, Karlheinz Ruckriegel, Frank Seitz: '' Europäische Geldpolitik''. 5.&nbsp;Auflage, Lucius & Lucius, Stuttgart 2008, S.&nbsp;57–67.
</ref>
</ref>
<ref name="Goetzmann1">William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S.&nbsp;21–27.
<ref name="Goetzmann1">
William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S. 21–27.
</ref>
</ref>
<ref name="Goetzmann2">William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S.&nbsp;127–134.
<ref name="Goetzmann2">
William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S. 127–134.
</ref>
</ref>
<ref name="Goetzmann3">William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S.&nbsp;320–362.
<ref name="Goetzmann3">
William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S. 320–362.
</ref>
</ref>
<ref name="Goetzmann4">William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S.&nbsp;147–148.
<ref name="Goetzmann4">
William N. Goetzmann: '' Money Changes Everything.'' Princeton University Press, Princeton 2017, S.&nbsp;147–148.
</ref>
</ref>
<ref name="Graeber">David Graeber: '' Schulden: Die ersten 5000 Jahre.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2012, S.&nbsp;52–54.
<ref name="Graeber">
David Graeber: '' Schulden: Die ersten 5000 Jahre.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2012, S.&nbsp;52–54.
</ref>
</ref>
<ref name="Headrick">Daniel R. Headrick: '' Technology: A World History.'' Oxford University Press, Oxford 2009, ISBN 978-0-19-988759-0, S.&nbsp;85.
<ref name="Headrick">
Daniel R. Headrick: '' Technology: A World History.'' Oxford University Press, Oxford 2009, ISBN 978-0-19-988759-0, S.&nbsp;85.
</ref>
</ref>
<ref name="LeGoff">Jacques LeGoff: '' Geld im Mittelalter''. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, S.&nbsp;17–24.
<ref name="LeGoff">
Jacques LeGoff: '' Geld im Mittelalter''. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, S. 17–24.
</ref>
</ref>
<ref name="Metcalf">Koray Konuk: ''Asia Minor to the Ionian Revolt.'' In: William E. Metcalf (Hrsg.): ''The Oxford Handbook of Greek and Roman Coinage.'' Oxford University Press, Oxford 2016, S.&nbsp;43–60, hier S.&nbsp;43–44.
<ref name="Metcalf">
Koray Konuk: ''Asia Minor to the Ionian Revolt.'' In: William E. Metcalf (Hrsg.): ''The Oxford Handbook of Greek and Roman Coinage.'' Oxford University Press, Oxford 2016, S. 43–60, hier S. 43–44.
</ref>
</ref>
<ref name="North1">Michael North: '' Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute.'' C.H. Beck Verlag, München 2009, S.&nbsp;8–9.
<ref name="North1">
Michael North: '' Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute.'' C.H. Beck Verlag, München 2009, S.&nbsp;8–9.
</ref>
</ref>
<ref name="North2">Michael North: '' Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute.'' C.H. Beck Verlag, München 2009, S.&nbsp;19–21.
<ref name="North2">
Michael North: '' Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute.'' C.H. Beck Verlag, München 2009, S.&nbsp;19–21.
</ref>
</ref>
<ref name="North3">Michael North: '' Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute.'' C.H. Beck Verlag, München 2009, S.&nbsp;22–24.
<ref name="North3">
Michael North: '' Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute.'' C.H. Beck Verlag, München 2009, S.&nbsp;22–24.
</ref>
</ref>
<ref name="North4">Michael North: '' Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute.'' C.H. Beck Verlag, München 2009, S.&nbsp;174–175.
<ref name="North4">
Michael North: '' Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute.'' C.H. Beck Verlag, München 2009, S.&nbsp;174–175.
</ref>
</ref>
<ref name="Schmandt-Besserat">[https://sites.utexas.edu/dsb/ Denise Schmandt-Besserat]: [https://sites.utexas.edu/dsb/tokens/tokens/ '' Tokens: their Significance for the Origin of Counting and Writing'']. Abgerufen am 19. Januar 2021.
<ref name="Schmandt-Besserat">
[https://sites.utexas.edu/dsb/ Denise Schmandt-Besserat]: [https://sites.utexas.edu/dsb/tokens/tokens/ '' Tokens: their Significance for the Origin of Counting and Writing'']. Abgerufen am 19. Januar 2021.
</ref>
</ref>
<ref name="Tolkmitt">Volker Tolkmitt: '' Neue Bankbetriebslehre: Basiswissen zu Finanzprodukten und Finanzdienstleistungen''. Gabler, Wiesbaden 2007, S.&nbsp;13–15.
<ref name="Tolkmitt">
Volker Tolkmitt: '' Neue Bankbetriebslehre: Basiswissen zu Finanzprodukten und Finanzdienstleistungen''. Gabler, Wiesbaden 2007, S.&nbsp;13–15.
</ref>
</ref>
<ref name="VerSteeg">Russ VerSteeg: '' Law in ancient Egypt.'' Carolina Academic Press, Durham 2002, S.&nbsp;205–206.
<ref name="VerSteeg">
Russ VerSteeg: '' Law in ancient Egypt.'' Carolina Academic Press, Durham 2002, S.&nbsp;205–206.
</ref>
</ref>
<ref name="whitepaper">{{cite web |last= Nakamoto |first= Satoshi |title= Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System |url= http://bitcoin.org/bitcoin.pdf |access-date = 18. Januar 2021 |date= 2008-10-31}}
<ref name="whitepaper">
{{cite web |last= Nakamoto |first= Satoshi |title= Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System |url= http://bitcoin.org/bitcoin.pdf |access-date = 18. Januar 2021 |date= 2008-10-31}}
</ref>
</ref>
</references>
</references>

Version vom 22. November 2022, 18:52 Uhr

Silbertaler Erzherzog Leopold V. von Österreich-Tirol, geprägt 1632. Aus der Bezeichnung „Taler“ ging das Wort „Dollar“ hervor.
Uruk-zeitliche Zählsteine aus Susa in Mesopotamien. Geld diente bereits in frühen Agrargesellschaften als Recheneinheit.
In Westafrika waren bis ins 20. Jahrhundert Armreife aus Metall, sogenannte Manillen, als Zahlungsmittel in Umlauf.

Die Geschichte des Geldes beginnt in urgeschichtlicher Zeit und reicht bis in die Gegenwart. Geld wurde als Recheneinheit bereits in den frühen Agrargesellschaften in Mesopotamien und Ägypten verwendet. Eine Frühform des Geldes ist Warengeld. Beispiele hierfür sind Muscheln, Getreide, Vieh oder Edelmetalle. Letztere haben den Vorteil, dass sie relativ knapp, haltbar und leicht teilbar sind. Edelmetalle kamen daher schon in prähistorischer Zeit als Zahlungsmittel zum Einsatz.

Die Lyder prägten in Kleinasien im 7. Jahrhundert v. Chr. erste Münzen. Über das heutige Griechenland verbreiteten sich Münzen in Europa. Im Zeitalter des Hellenismus setzten sie sich im Gebiet des ehemaligen Perserreiches und in Nordafrika durch. Parallel entwickelten sich in Indien und China unabhängige Finanzsysteme. Die Römische Republik etablierte in ihrem Herrschaftsgebiet zentrale Münzstandards. Durch den Niedergang Roms dezentralisierte sich die europäische Geldwirtschaft im Frühmittelalter. Münzprägungen knüpften dort an ihr vorheriges Niveau erst im 13. Jahrhundert wieder an. Die Kalifen führten in ihrem Reich islamische Münzen ein. Sie fungierten bis zum osmanischen Münzwesen im 14. Jahrhundert als offizielle Währung.

Phasen mit stabilen Preisen wechselten sich in der frühen Neuzeit mit Perioden der Inflation ab, etwa die europaweite Preisrevolution. Für das Heilige Römische Reich bedeutsam war auch die Kipper- und Wipperzeit im 17. Jahrhundert, als Reaktion auf die damaligen Wertschwankungen bei Münzen gründeten Handelsstädte wie Hamburg, Nürnberg und Venedig ein Netzwerk aus öffentlichen Girobanken. Durch den Transfer von Buchgeld ermöglichten diese einen bargeldlosen Zahlungsverkehr, der sich im Fernhandel bereits etabliert hatte.

Papiergeld wurde in China während der Song-Dynastie im 11. Jahrhundert eingeführt. In Europa verbreiteten sich Banknoten im 17. Jahrhundert. Als erste Notenbank gilt der Stockholms Banco, der ab 1661 Papiergeld ausgab. Den Wert der umlaufenden Credityf-Zedel sollte eine Einlage in der Bank garantieren. Aus diesem Prinzip entwickelte sich im 19. Jahrhundert das Notenbankwesen und setzte sich in gesamt Europa durch. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Währungen im Rahmen des sogenannten Goldstandards durch Gold gedeckt.

Die nationalen Währungen lösten sich in den 1930er Jahren vom Goldstandard als Reaktion auf die Deflation der Weltwirtschaftskrise. Vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis Anfang der 1970er Jahre bildete das Abkommen von Bretton Woods mit dem US-Dollar als Ankerwährung eine internationale Währungsordnung. Die anschließende Digitalisierung führte dazu, dass Geldgeschäfte zunehmend elektronisch abgewickelt wurden. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts etablierten sich rein digital verfügbare Kryptowährungen, wie der Bitcoin.

Geld und Geldgeschichte

Banknote des Stockholms Banco aus dem Jahr 1666

Um die Geschichte des Geldes darzustellen, benötigt man eine Definition des Geldbegriffs. Dieser hat sich im Laufe der Zeit gewandelt.[1] In China verfasste der Philosoph Guan Zhong eine erste Abhandlung zum Thema, in Griechenland Platon.[2][3]

In wenig entwickelten Gesellschaften diente "Hortegeld" und "Protzgeld" in erster Linie zu repräsentativen Zwecken und wurde zur dauerhaften Vermögensanlage verwendet. In weiter entwickelten Gesellschaften erfüllt es die drei Geldfunktionen, es dient als Tausch- und Zahlungsmittel, als Recheneinheit sowie zur Wertaufbewahrung.[4][5] Die Geschichte des Geldes umfasst Mittel, die mindestens eine jener Geldfunktionen erfüllen.[6] Historisch waren verschiedene Geldformen im Einsatz, wie Warengeld, Münzgeld, Papiergeld und Buchgeld.[7] Welche Funktionen das Geld übernahm und welche Stoffe verwendet wurden bestimmt den Entwicklungsstand der Geldwirtschaft, also den Monetarisierungsgrad der Gesellschaft.[8] Der Entwicklungsstand der Geldwirtschaft steht in enger Verbindung mit der Entwicklung der Banken, der Finanzinstrumente und der Finanzkrisen. Die Geldgeschichte ist damit ein Teil der Wirtschaftsgeschichte.[9] Eine funktionierende Geldwirtschaft ist eine wesentliche Voraussetzung für Handel und Wirtschaft. So brachen mit dem Niedergang des römischen Reiches Geldwirtschaft und Handel weitgehend zusammen. Mit dem Beginn der Goldmünzprägung im fränkischen Merowingerreich nahm im 8. Jahrhundert der friesische Handel seinen Aufschwung. Beides erlebte im Zuge der Wikingerüberfälle auf die Handelspartner der Friesen einen Niedergang.[10]

Die Summe des in einer Volkswirtschaft umlaufenden Geldes nennt sich Geldmenge.[11] Die Europäische Zentralbank misst die Geldmenge in drei Aggregaten.[12] Geld im engsten Sinne (M1) bilden demnach Münz- und Papiergeld sowie Buchgeld mit einer Fälligkeit von bis zu einem Tag. Im weitesten Sinne sind Forderungen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren in der Geldmenge M3 enthalten.[13] Dazu zählen Termingeld und kurzlaufende Anleihen. Bei welchen Finanzinstrumenten es sich um Geld handelt, wurde in der Vergangenheit kontrovers diskutiert. So zweifelten einige englische Wissenschaftler im 19. Jahrhundert daran, ob Banknoten Geld sind.[14] Im 21. Jahrhundert werden Banknoten eindeutig als Geld gesehen. Gleiches gilt für Buchgeld; hier hängt die Definition von der Laufzeit der Forderungen ab.[15][16]

Die gesamte Geldgeschichte ist durchzogen von dem unaufhörlichen Konflikt zwischen den Interessen von Geldschuldnern und Geldgläubigern denn jede signifikante Änderung der Geldpolitik hat stets einen Einkommens- und Vermögenseffekt. Während Schuldner ein Interesse daran haben, dass Geld abwertet (Inflation), haben Gläubiger ein Interesse daran dass sich die Geldmenge verkleinert und Geld aufwertet (Deflation). Beides hat sich in der Wirtschaftsgeschichte als schädlich für das Wirtschaftswachstum erwiesen, die Prosperität einer Volkswirtschaft als ganzes ist bei verlässlich kalkulierbarer Geldwertentwicklung ohne größere Schwankungen am größten. Gleichwohl können gesellschaftlich sehr einflussreiche Gruppen das Pendel in die ein oder andere Richtung schwingen lassen. Insbesondere wenn ein Herrscher oder ein Staat hoch verschuldet ist, führt das oft zu einer über das Wirtschaftswachstum hinausgehenden Ausweitung der Geldmenge und damit zu einer Abwertung des Geldes.[17] In der Folge erhöhen Gläubiger die Zinsraten so stark, dass es kaum noch möglich ist Geld zu leihen oder umzuschulden. Die Geldgeschichte zeigt, dass die jeweilige Geldform ein gewisses Maß an Limitierung braucht um begehrt zu sein. Wenn sich die Geldmenge zu schnell vergrößert und das Geld dadurch schnell abwertet verliert die Geldform ihre Glaubwürdigkeit und damit ihre Verkehrsfähigkeit. Sie wird dann durch eine andere Geldform ersetzt bzw. in neuerer Zeit erfolgt dann eine mehr oder weniger erfolgreiche Währungsreform.[18]

Der Ursprung des Geldes liegt vor Beginn der Geschichtsschreibung.[19] Zur Entstehung gibt es mehrere Theorien.[20] Die Klassik nach Adam Smith sieht den Tauschhandel als Vorgänger der Zahlungsmittel.[21] Der Chartalismus betrachtet den Staat als treibende Kraft und die Kredittheorie führt den Ursprung des Geldes auf Schulden zurück.[22] Daneben existieren weitere Geldtheorien, etwa von Marx – siehe Marx’ Geldtheorie – und Keynes.[20] Geldtheorie ist ein eigenes Forschungsfeld und geht über die historische Betrachtung hinaus. Sie untersucht die Eigenschaften des Geldes und zählt zur Volkswirtschaftslehre.[9] Einige Arbeiten zur Geldtheorie befassen sich auch mit der Geldgeschichte.[23] Die beiden Disziplinen sind daher nicht strikt voneinander trennbar.

Natural-, Waren- oder Nutzgeld

Die Azteken nutzten in Mittelamerika Kakaobohnen als Geldform.
Im 8. Jahrhundert wurden in Japan Pfeilspitzen, Reis und Goldpuder als Tauschmittel benutzt.
Chinesisches Kaurigeld ist eine Art des Muschel- und Schneckengeldes.
Verleihung von Ehrengold an Eje II. Im Alten Ägypten wurde der Wert von Waren in einer Einheit namens shat gemessen.

Warengeld

Mit der neolithischen Revolution ab ca. 10.000 v. Chr. wandelte sich die Lebensweise der Menschen von nomadischen Jägern und Sammlern zu sesshaften Bauern. Es entwickelte sich eine arbeitsteilige Produktionsweise. Frauen woben Kleidung, Männer bestellten das Feld. Einige Menschen spezialisierten sich als Viehzüchter, Fischer, Bergarbeiter, Bildhauer, Töpfer, Schumacher, Steinmetz oder Metallarbeiter. Durch die Arbeit in unterschiedlichen Produktionszweigen bzw. Berufen waren die Menschen auf den Austausch ihrer Dienste und Produkte angewiesen. Es entstand Tauschhandel.[24] Der Nachteil des Tauschhandels ohne Geld ist, dass es keinen allgemeinen Wertstandard gibt. In einer komplexeren Ökonomie mit vielen verschiedenen Waren gestaltet sich die Preisfindung schwierig. Beispiel: In einer Ökonomie, die nur drei Waren kennt, genügen drei Wechselkurse, damit alle Waren untereinander getauscht werden können. Eine Ökonomie mit vier Waren benötigt bereits sechs Wechselkurse. Eine Ökonomie, die 10 verschiedene Waren kennt, benötigt 45 Wechselkurse. Eine Ökonomie mit 100 verschiedene Waren benötigt bereits 4.950 Wechselkurse[25]. Ein Problem ist es auch, wenn zwar beide Handelspartner einen Überschuss an ihrer jeweiligen Ware haben, die konkrete Ware für den Handelspartner aber nicht von unmittelbarem Nutzen ist. Eine zunehmend komplexere Ökonomie erforderte also die Entwicklung eines ersten Primitivgeldes.[26] Für diese komplexeren Geschäfte wurde eine Ware als reines Tauschmittel eingesetzt. Dieses Warengeld (auch Natural- oder Nutzgeld genannt) war eine Frühform des Geldes.[27][28] Hierfür eigneten sich Waren, die leicht eintauschbar waren, weil viele Menschen sie brauchen konnten, die also problemlos gegen etwas anderes wieder eingetauscht werden konnten. Als Warengeld eigneten sich besonders Waren, die gut gelagert und leicht transportiert werden konnten sowie haltbar waren.[29] Wahrscheinlich noch älter waren nichtökonomische Gründe, die zur Entwicklung des Primitivgeldes führten, nämlich die Entwicklung der Tradition des Brautgeldes, des Blutgeldes, des Lösegeldes und des Tributs.[30]

Primitivgeld konnte aber auch als Recheneinheit benutzt werden um Tauschhandel zu vereinfachen. Beispielsweise nutzen die Azteken Kakaobohnen als Primitivgeld. Es gab aber nicht genug Kakaobohnen um alle möglichen Geschäfte damit abzuwickeln. Deshalb wurde ein Handel beispielsweise so abgewickelt, dass ein Bündel Feuerholz im Wert von 6 Kakaobohnen gegen Chilischoten im Wert von 5 Kakaobohnen getauscht wurden und zum Ausgleich zusätzlich eine Kakaobohne dazu gegeben wurde.[31]

Das Warengeld schlechthin war in allen Kulturen Vieh, also Kühe, Büffel, Schafe Ziegen, Kamele und Pferde. Bei Vieh als Geld war die Quantität wichtiger als die Qualität. Negley Farson berichtete 1940 davon, dass ein britischer Landwirtschaftsexperte Mitgliedern eines kenianischen Stammes überzeugen wollte, ihr altes und krankes Vieh aufzugeben. Zur Erwiderung zeigten ihm die Stammesmitglieder zwei Pfundnoten und erklärten ihm, dass die eine Pfundnote neu ist, die andere aber alt, zerknittert und rissig. Trotzdem sind beide ein Pfund wert. Genauso sei es mit Vieh. In der langen Zeit, in der Vieh als Geld genutzt wurde, war es vermutlich immer so, dass der Wertmaßstab des Geldes je ein Stück Vieh war, unabhängig von der individuellen Qualität. Zusätzlich zu Vieh war oft auch diverses anderes Warengeld üblich.[32]

Ein weiteres sehr weit verbreitetes Primitivgeld, das zum Teil auch Jahrhundertelang genutzt wurde, war Muschelgeld, insbesondere Kaurischnecken. In China dienten Kaurischnecken als Warengeld. In Afrika, Asien und Ozeanien war teilweise bis ins 20. Jahrhundert hinein Muschel- und Schneckengeld verbreitet.[33] In Nordamerika nutzten die Indianer neben Pelzgeld auch Wampum (Muschelketten) als Zahlungsmittel, auch die ersten europäischen Siedler nutzten Wampum für Geschäfte mit den Indianern.[34]

In China, Nordafrika und im Mittelmeerraum war auch Salz als Warengeld üblich.[35] Im Japan des 8. Jahrhunderts wurde Reis als Warengeld benutzt.[36] In Amerika und Europa war Pelzgeld verbreitet. Die Bewohner Mikronesiens nutzten bis ins 20. Jahrhundert Steingeld.[37] Auf Fidschi wurden Walzähne als Primitivgeld verwendet. Als Fidschi 1874 Britische Kolonie wurde, hatten die Engländer Schwierigkeiten, ihre Gold- und Silbermünzen als offizielles Zahlungsmittel zu etablieren. Für die Bewohner hatten Walzähne nicht nur Geldwert, sondern auch zeremoniellen Wert. Walzähne verkörperten Prestige und Macht für die Bewohner besser als Edelmetallmünzen.[38]

Der Name einiger Währungen und Finanzgeschäfte lässt auf ihre ursprüngliche Warenbindung rückschließen. Der sumerische Begriff für Zins, maš, kann etwa mit „Kalb“ oder „Ziegenjunges“ übersetzt werden. Zinsen und Zinseszinsen stehen historisch in Zusammenhang mit der Viehleihe und Viehzucht.[39][40] Auch das lateinische Wort für Geld, pecunia, leitet sich von pecus für Vieh ab.[19] Die Währungen Pfund, Schekel und Mark sind nach Gewichtsmaßen benannt.[41] Das Wort „Salär“ hat seinen Ursprung in der Bezahlung römischer Legionäre mit Salz.[42][43]

Von allen Hochkulturen kamen nur die Inka ohne Geld aus. Zum einen weil die Wirtschaft auf Subsistenzwirtschaft beschränkt war, zum anderen, weil das Staatswesen streng hierarchisch organisiert war. Steuern und Tribut wurden ausschließlich in Form von Frondiensten erbracht.[44]

Metalle

Ein Bindeglied zwischen Warengeld und Münzgeld waren Metalle, die als Geld genutzt wurden. Metalle haben den großen Vorteil, dass sie leicht transportierbar, teilbar, robust, aufgrund der aufwendigen Gewinnung relativ wertstabil, homogen, nützlich und in der richtigen Verarbeitung auch repräsentativ sind. Die lange Nutzung von Metallen als Geld zeigt sich auch in der Sprache, beispielsweise bezeichnen das französische Wort "argent" und das walisische Wort "arian" sowohl Silber als auch Geld.[45]

Bronzezeitliche Kulturen in Vorderasien nutzten Hacksilber als Geldform.[46] Hierbei wurden kleinere Gegenstände aus Silber gewogen und als Zahlungsmittel verwendet. Auch in Europa dienten Silber und Bronze als Hackgeld.[47][48] Im Aztekenland kam auch Goldstaub als Zahlungsmittel zum Einsatz.[49]

Metalle wurden in abgewogenen Klumpen als Geld verwendet, aber auch zu Waffen oder Werkzeugen verarbeitetes Metall, z. B. Schwerter, Speere, Äxte, Messer, Hacken und Spaten aus Kupfer, Bronze und später aus Eisen. Beispielsweise mokierte sich Julius Cäsar darüber, dass die Briten noch Eisenschwerter als Währung benutzten, während die zivilisierten Teile Europas längst Münzen verwendeten. Auch zu Schmuck verarbeitetes Metall war als Geld üblich. In China wurden gegen Ende der Steinzeit Kaurischneckennachbildungen aus Bronze oder Kupfer hergestellt, die als Geld fungierten. Besonders praktisch waren Ringe, Armringe, Ketten etc., da diese am Körper getragen werden konnten und so Macht und Einfluss verkörperten. Beispielsweise wurden Manillen viele Jahrhunderte lang von der Zeit der Phönizier bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Westafrika als Geld benutzt.[50]

In Mesopotamien fungierte Silber als Wertmaßstab.[51]

Der Nachteil gegenüber Münzen war, dass Metalle mit Geldfunktion gewogen und ggf. geteilt werden mussten, während Münzen mit einem bestimmten Edelmetallgehalt geprägt werden und daher einen immer gleichen Nennwert haben.[52]

Etablierung von Schrift, Mathematik und Bankgeschäften

Eine wesentliche Geldfunktion ist die eines Wertmaßstabs. Warengeld in Form von Kaurischnecken oder Vieh wurde gezählt. Warengeld in Form von Weizen, Reis oder Edelmetallen wurde gewogen.[53] Damit notwendig verbunden war die Entwicklung von Mathematik. Eine logische Weiterentwicklung war die Entwicklung von Schrift. Agrargesellschaften in Mesopotamien nutzten bereits Figuren und Symbole zur Darstellung von Waren.[54] Diese dienten als Recheneinheit sowie zur Buchhaltung und erfüllten damit Geldfunktionen. In frühen Phasen kamen aus Ton gefertigte Zählsteine zum Einsatz, später Tontafeln mit Schriftzeichen.[55] Die ersten Zeugnisse von Schrift und Mathematik gehen zurück auf Buchhaltungen der Uruk-Zeit, ca. 3100 v. Chr.

Die ersten überlieferten Bankgeschäfte fanden in Babylon statt, ungefähr 1.000 Jahre bevor das erste Münzgeld erfunden wurde. Zunächst wurden in königlichen Palästen und insbesondere Tempeln Verwahrungsleistungen erbracht, indem die Bevölkerung dort Weizen, Vieh und sonstige landwirtschaftliche Erzeugnisse und Metalle hinterlegen konnte. Dies war sicherer, als die Erzeugnisse im eigenen Haus zu verwahren. Mit der Zeit wurde es möglich, die Abholzertifikate nicht nur persönlich einzulösen, sondern diese auch auf einen Dritten zu übertragen. Auf dieser Basis entstand ein Kreditwesen, in dem Getreide oder Vieh verliehen wurde, das später mit Zinsen zurückgezahlt werden musste. Mit der Zeit entstanden private "Bankhäuser", die den Tempeln bei Bankgeschäften den Rang abliefen.[56] Der babylonische Codex Hammurabi regelte unter anderem Zinszahlungen in Form von Getreide und Silber.[57]

Die Bewohner des Alten Reiches in Ägypten (2750 bis 2150 v. Chr.) maßen den Wert von Waren mit einer Recheneinheit,[58] dem sogenanntem shat. Dieser fungierte in Ägypten als Medium im Handel und wurde von Schreibern zur Dokumentation von Geschäften genutzt.[59][60] Getreide war das weit verbreitete Warengeld. Wie die Babylonier nutzen auch die Ägypter Lagerhäuser zur Aufbewahrung und für Kreditgeschäfte. Unter den Ptolmäern wurde in kleinen Mengen Münzgeld geprägt. Mit diesem wurde der Fernhandel abgewickelt. Lokale Geschäfte wurden weiterhin mit Getreide getätigt. Durch die Integration der beiden Geldformen, die in den Lagerhäusern/Banken gewechselt werden konnten, wurde es möglich, überregionale und internationale Kreditgeschäfte zu tätigen. Die Lagerhäuser/Banken arbeiteten so effizient, dass es üblich wurde, seine Schulden über die Bank abwickeln zu lassen. Schuldentilgungen über eine Bank abzuwickeln hatte für die Menschen auch den Vorteil, dass die Zahlung offiziell wurde und im Streitfall leicht nachgewiesen werden konnte. Es entstand ein frühes Giro-System. Aus den über das Land verteilten einzelnen königlichen Kornspeichern wurde ein Netzwerk von Getreidebanken mit einer Zentralbank in der Hauptstadt Alexandria, in der die Buchhaltung der einzelnen Kornspeicher überwacht wurde. Für den Staat hatte das System den Vorteil, dass er mit dem Getreide den Dreh- und Angelpunkt der Landwirtschaft und des Bankwesens unter strikter Kontrolle hatte, was nicht zuletzt eine effiziente Besteuerung ermöglichte. Außerdem ermöglichte es eine Ausweitung des Handels und damit der wirtschaftlichen Prosperität Ägyptens, was die Steuereinnahmen erhöhte.[61]

Warengeld als Notwährung

Höhere Geldformen haben sich gegenüber Warengeld allgemein durchgesetzt, weil sie als Tauschmittel praktischer sind. Gleichwohl kam es in der Geldgeschichte immer wieder vor, dass ein Geldsystem zeitweise oder völlig zusammenbrach und Warengeld wieder eine wichtige Rolle spielte.[62] Beispielsweise wurden in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Schwarzmärkten Zigaretten anstelle der wertlos gewordenen Reichsmark als Zahlungsmittel verwendet.[19] In US-amerikanischen Gefängnissen kam diese Geldform ebenfalls zum Einsatz.[63]

In Rumänien wurde unter dem neostalinistischen Diktator Nicolae Ceaușescu Papiergeld und Aluminiummünzen ausgegeben. Die Währung hatte aber praktisch keinen Wert weil der Staat so viele Produkte wie möglich ins Ausland exportieren ließ. Deshalb wurden Lebensmittel so rationiert, dass jedem Bürger weniger als 2.000 Kilokalorien zur Verfügung standen und Gebäude durften auf maximal 12,7 Grad Celsius hoch geheizt werden. Unter diesen Umständen wurden Zigaretten als werthaltige Notwährung benutzt.[64]

In der langen chinesischen Geldgeschichte kam es immer wieder vor, dass Münz- oder Papiergeldsysteme zusammenbrachen und Kaurischnecken wieder zum allgemein akzeptierten Zahlungsmittel wurden.[65]

Entwicklung des Münzgeldes

Erste Münzen

Lydische Elektron-Münze, frühes 6. Jahrhundert v. Chr.
Indische Silbermünze des Maurya-Reiches, 3. Jahrhundert v. Chr.

Die Entwicklung hin zum Münzgeld kann als längerer Prozess verstanden werden. Am Anfang stand die Herstellung von annähernd ähnlichen Metallgegenständen. Ein weiterer großer Schritt war die Herstellung von Silberbarren im antiken Kappadokien ca. 2250 v. Chr. Diese Silberbarren hatten ein garantiertes Gewicht und garantierten Silbergehalt. Die weitere Entwicklung ging dahin, statt schwerer klobiger Barren kleinere Objekte in verschiedenen Formen zu prägen. Es ist kein Zufall, dass die Münzprägung im 7. Jahrhundert begann. Denn für die Prägung größerer Mengen an Münzen mussten die Menschen erst lernen, wie das Silber aus silberhaltigen Bleivorkommen herausgelöst werden kann, denn reine Silbervorkommen gab es in Europa nur wenige.[66] Die Lyder führten erste Münzen in Kleinasien Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. ein.[67][68] Diese bestanden aus einer Gold-Silber-Legierung namens Elektron. Im griechischen Raum basierten alle Basismünzen auf dem Gewichtsstandard der Drachme, also dem Gewicht einer Handvoll Getreide; das variierte von 3 Gramm in Korinth bis 6 Gramm in Ägina.[69]

Münzgeld verbreitete sich anscheinend unabhängig voneinander in Indien, China sowie in Regionen rund um das Ägäische Meer.[70] Während Münzen aus der Ägäis gestempelt wurden (beheizt und gehämmert mit Insignien), stellten die Bewohner des indischen Ganges-Tales sie aus gestanzten Metallplatten her. Chinesische Münzen wurden mit Löchern in der Mitte aus Bronze gegossen und zusammen aufgereiht. Die verschiedenen Formen und metallurgischen Prozesse implizieren eine getrennte Entwicklung innerhalb desselben Zeitraums. Der Handel Chinas mit Indien, Mesopotamien, Ägypten und dem Ägäis-Raum über die Seidenstraße hatte damals erst einen unterentwickelten Anfang genommen.[71]

China

Ab welchem Zeitpunkt man in den verschiedenen Regionen von Münzen sprechen kann, hängt von der Definition des Begriffs ab. So stellt chinesisches Messergeld je nach Standpunkt entweder einen Vorläufer oder eine frühe Ausprägung des Münzgeldes dar.[33] In China wurden bis 1890 keine Edelmetallmünzen geprägt. Während in Europa im Mittelalter für größere Werte Goldmünzen geprägt wurden, wurde in China sehr früh Papiergeld ausgegeben. Es wurden lediglich einfache Münzen aus unedlen Metallen geprägt, die als Wechselgeld benutzt wurden. Die Münzen hatten in der Mitte ein Loch, so dass sie in Hundertermengen als Kette aufgefädelt und am Körper herumgetragen werden konnten.[72]

Antikes Griechenland

Der Herrscher Pheidon soll im griechischen Argos im 8. Jahrhundert v. Chr. Standards für Gewichte und Maße eingeführt haben.[73] Die Verbreitung standardisierter Münzen begann ab etwa 650 v. Chr. in Städten Kleinasiens. Sie setzte sich in der ägäischen Inselwelt und spätestens um 500 v. Chr. in Süditalien fort. Im europäischen Teil des antiken Griechenland wurden frühe Münzen auf der Insel Ägina geprägt. Es handelte sich um Stater mit Schildkrötensymbol. Da ihr Wert zwei Drachmen entsprach, hieß die Münzsorte auch Didrachme.[74] Die Drachme war in der Antike eine Gewichts- und Münzeinheit, die in der Regel aus Silber bestand. Der Stadtstaat Athen gab sie ab etwa 546 v. Chr. unter Peisistratos aus. Eine attische Drachme besaß einen Wert von sechs Oboloi. Das Wort „Obolus“ bedeutet so viel wie „Spieß“ und geht vermutlich auf eine vormünzliche Geldform zurück.[75]

Münzen erleichterten den Handel wesentlich. Sie hatten den Vorteil, in etwa gleiche Größe, gleiches Gewicht und gleiches Aussehen zu besitzen. Anstatt sie zu wiegen, konnten Kaufleute sie abzählen. Im Zeitalter des Hellenismus ersetzte das Münzwesen ursprüngliche Handelsformen im Gebiet des ehemaligen Perserreichs und setzte sich bis Nordindien, aber auch in Italien und Karthago durch. Alexander der Große eröffnete in seinem Herrschaftsgebiet neue Prägestätten und schuf damit einen einheitlichen Münzstandard.[76] Nach seinem Tod waren in den hellenistischen Staaten verschiedene Währungen in Umlauf. In einigen Gebieten dominierte der attische Münzfuß, in anderen Regionen waren abweichende Münzsorten gebräuchlich. Die Ptolemäer führten in Ägypten ein eigenes Geldsystem ein.[77] Schließlich etablierten sich römische Münzen und verdrängten die Währungen der hellenistischen Welt. Grund hierfür war der Mangel an Silbermünzen in Griechenland einerseits und der Silberreichtum der Bergwerke der römischen Provinzen in Spanien andererseits.[78][79]

Römische Münzen

Denarius mit Abbild der Flavia Domitilla (etwa 82–85 n. Chr.)

Die Römische Republik gab Münzen erstmals im 4. Jahrhundert v. Chr. aus.[80] Sie waren durch hellenistische Vorbilder inspiriert und wurden teilweise in griechischen Stätten geprägt. Eine Massenfertigung von Münzen begann in Rom um das Jahr 269 v. Chr. Zuvor hatte das republikanische Heer einen Sieg gegen Pyrrhos errungen und griechische Stadtstaaten in Unteritalien erobert. Die größte Münzstätte Roms lag zu dieser Zeit auf dem Kapitol nahe dem Tempel der Göttin Juno Moneta. Auf ihren Beinamen „moneta“ lässt sich das englische Wort „money“ zurückführen. Die Bezeichnung „Münze“ soll darin ebenfalls ihren Ursprung haben. Geprägt wurde die aus Silber bestehende Didrachme. Besitzer konnten sie gegen zehn aus Kupfer gefertigte Asse eintauschen.[81]

Die Kosten des Zweiten Punischen Krieges führten Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. zu einer Finanzkrise. Diese gipfelte in der Zahlungsunfähigkeit der Republik. Münzgeld diente im alten Rom zur Entlohnung der Armee sowie zur Abwicklung von Geschäften. Ein Handelsplatz war das Forum Romanum. Neben Bargeld wurden auch Buchgeld und weitere Finanzinstrumente eingesetzt.[82] Als Reaktion auf die kriegsbedingte Geldknappheit reduzierte die Republik den Anteil an Edelmetallen in ihren Münzen. Der Geldentwertung wirkte sie schließlich im Jahr 211 v. Chr. durch eine Währungsreform entgegen. Fortan bildete der aus Silber geprägte Denarius den römischen Münzstandard.[83] Das Geldsystem umfasste neben dem Denar weitere Münzsorten und verbreitete sich über die Staatsgrenzen hinaus. Finanzkrisen traten auch in späterer Zeit sowohl in der Republik als auch im Kaiserreich auf. Im Jahr 235 n. Chr. überrannten germanische Stämme die Grenzen des Reiches und schnitten Rom von seinen spanischen Silberminen ab. Die Folge war eine tiefe Staats- und Wirtschaftskrise.[84]

Islamische Währungen

Dinar des Kalifen al-Amin (811)

Im Gegensatz zum mittelalterlichen Europa dominierten im islamischen Kalifat Goldmünzen.[85] Der Herrscher Abd al-Malik hatte dort im 7. Jahrhundert eine Münzreform durchgesetzt. Das islamische Währungssystem orientierte sich an den Münzen der eroberten Gebiete: Zu den Vorbildern zählten Byzanz und das Sassanidenreich.[86] Die Münzordnung umfasste den aus Gold geprägten Dinar und den aus Silber bestehenden Dirham.[87] Ab dem 10. Jahrhundert kam es im Nahen und Mittleren Osten zu einer Silberknappheit. Daraufhin wurde der Dinar zum vorrangigen Zahlungsmittel im Kalifat.[85] Möglich wurde die Herstellung der Goldmünzen in den muslimischen Ländern durch einen regen Handel mit westafrikanischen Kulturen. Das Gold wurde in Afrika im Bereich Senegal (Fluss) und Niger (Fluss) geschürft und gegen Textilien, Glas und Salz eingetauscht. Das Gold wurde anschließend aus Westafrika durch die Sahara auf den Karawanenwegen Richtung Norden und Osten transportiert.[88]

Auch mit Ländern in Europa betrieb die islamische Welt im Mittelalter einen intensiven Handel. Unter dem Zustrom von europäischem Silber nahm Damaskus unter Sultan Saladin im 12. Jahrhundert wieder die Prägung des silbernen Dirham auf. Die Südeuropäer stellten unterdessen ab dem 13. Jahrhundert vermehrt Goldmünzen her.[88] Nach Zerschlagung des Kalifats Mitte des 13. Jahrhunderts durch die Mongolen war der Dinar weiterhin im Sultanat der ägyptischen Mamluken im Einsatz. Diese nutzen ihn als Rechenwährung und zur Entlohnung des Heeres.[87] Die Osmanen gaben schließlich eigene Münzsorten aus. Die offizielle Währungseinheit im Osmanischen Reich war ab dem 14. Jahrhundert der aus Silber geprägte Akçe.[89][90]

Europäisches Mittelalter

Sachsenpfennig (etwa 1070–1100)

Beim Niedergang des Römischen Reiches übernahmen die Menschen im frühen Mittelalter zwar dessen Münzen, begannen jedoch erst schrittweise, sie zu kopieren und weiterzuentwickeln.[91] Dies führte zu einer vorübergehenden Abnahme der Münzprägungen in Europa, die an ihr altes Niveau erst im 13. Jahrhundert wieder anknüpften.[82] Zentren der Münzprägung waren Rhein, Maas und Mosel, insbesondere die für den Handel sehr günstig an der Mündung des Rheins gelegene Stadt Dorestad.[92] Bis 750 wurden Münzen von privatunternehmerischen Münzmeistern geprägt und verkauft. 750 n. Chr. beseitigte Pippin der Jüngere in dem Teile Europas umfassenden Frankenreich die privaten Münzrechte zugunsten der Krone. Die Münzprägung wurde in den königlichen Pfalzen zentralisierte und konnte so auch besser überwacht werden.[93] Der fränkische König Karl der Große etablierte in seinem Reich im 8. Jahrhundert eine Münzordnung nach römischem Vorbild. Sie basierte auf einem Silberstandard.[94] Im karolingischen Münzsystem wurden 240 Denare, auch Pfennige genannt, aus einem Pfund Silber geprägt. Zwölf Pfennige entsprachen dem Wert von einem Schilling. Das System aus Pfund, Schilling und Pfennig (englisch: Penny) hatte in Europa lange Zeit Bestand, in Großbritannien sogar bis 1971.[91] Die mit Silber aus dem Rammelsberg geprägten Otto-Adelheid-Pfennige wurden hauptsächlich für den Fernhandel genutzt und erfüllten auch in Osteuropa und Skandinavien Geldfunktionen. Während es zeitweise gelang, die Münzprägung in den königlichen Pfalzen zu zentralisieren, wurden nach und nach auch Herzögen, Bischöfen, Äbten, Grafen und Reichsstädten Münzrechte verliehen, wodurch die Münzprägung im Deutschen Reich zersplitterte. Die Münzherren setzten mit dem Münzfuß fest, wie viele Münzen aus einer Gewichtseinheit Edelmetall geprägt wurden. Je höher der Münzfuß war, desto höher war der Gewinn des Münzherren. Wertbeständige Denare wie die Kölner Pfennige behielten überregionale Bedeutung, viele andere Pfennige wurden jedoch mit weniger Silber geprägt und daher international nicht mehr akzeptiert, sie konnten nur lokal als Geld benutzt werden.[95] Nach 1040 ging die Silberförderung im Harz und damit auch die Münzprägung zurück. Denare wurden fast ausschließlich im Fernhandel benutzt, der regionale Handel und Geschäfte des täglichen Lebens wurden münzlos im Tauschhandel abgewickelt. Erst Ende des 11. Jahrhunderts wurden mit neuen Bergwerken Silbervorkommen in Mitteleuropa erschlossen und in größerem Umfang Münzen geprägt. Zu nennen ist hier vor allem der Silberbergbau ab 1168 in Freiberg, die Friesacher Gruben, Iglau, Iglesias (Sardinien) und Kuttenberg.[96] Erst von da an setzte eine tiefergehende Monetarisierung der Wirtschaft ein, der geldlose Tauschhandel ging zurück. Dies war der Beginn der europäischen Geldgeschichte im engeren Sinne.[97] Die Verteilung des Edelmetalls und damit auch die monetäre Versorgung wurde stark durch den Handel bestimmt. Im Hochmittelalter floss viel Edelmetall in Regionen des europäischen Südens – wo die wertvollsten Waren herkamen – und weniger in den Norden. Entsprechend war die monetäre Durchdringung (Bargeldversorgung) im Süden zunächst stärker als im Norden Europas. Gleichwohl waren erstmals breite Bevölkerungsschichten am Geldverkehr beteiligt.[98]

Im Hoch- und Spätmittelalter waren im Heiligen Römischen Reich neben dem Pfennig weitere Silbermünzen und Goldmünzen wie der Florentiner in Umlauf.[85] Preise wurden in den jeweiligen, durch Silbermengen definierten Währungseinheiten angegeben. Im täglichen Zahlungsverkehr fanden sowohl Kurantmünzen als auch Scheidemünzen Verwendung. Kurantmünzen werden vollständig vom Materialwert gedeckt, Scheidemünzen nur anteilig.[99] Umlaufende Goldmünzen hatten im Mittelalter und in der frühen Neuzeit einen Kurs zum Silberkurantgeld, der auf den Kurszetteln der Handelsplätze ablesbar war. Goldmünzen kam im Binnenland die Funktion als „Sondergeld“ beim Kauf „höchstwertiger“ Güter zu. Sie dienten zudem als Handelsmünzen zur Bezahlung von Geschäftspartnern aus dem Ausland.[100]

Von 1350 bis Ende des 15. Jahrhunderts kam es zu Geldknappheit infolge rückläufiger Silberproduktion. Die Münzproduktion ging Ende des 14. Jahrhunderts zurück und das Münzangebot verknappte sich. Da auch der Geldverleih (Kreditgewährung) von Edelmetallvorräten abhängig war kam es zu Liquiditätskrisen.[101] Die Geldknappheit ging mit rückläufigem Handel und wirtschaftlicher Depression einher. Zu dieser Zeit hatte Westeuropa eine negative Handelsbilanz nicht nur mit der Levante, sondern auch mit Ost- und Nordeuropa, was zu einer weiteren Verringerung der Geldmenge führte. Venedig hatte den leichteren Zugang zur ungarischen Goldproduktion und der Silberproduktion in Mitteleuropa und dem Balkan. Dadurch konnte Venedig den Gewürzhandel mit der Levante auf Kosten von Genua, Florenz, Marseille und Barcelona an sich reißen. Genua blieb der Handel mit weniger wertvollen Waren wie Alaun, Damast und Baumwolle. Durch die Eroberung weiter Gebiete des Balkans durch das Osmanische Reich ging auch die Geldversorgung Venedigs und der außereuropäische Fernhandel insgesamt zurück.[102] Mit dem Rückgang der Silber- und Goldproduktion ging eine Verteuerung der Edelmetalle einher. Europäische Münzen wurden zunehmend mit einem geringeren Edelmetallgehalt geprägt. Zudem kam es zu fiskalisch motivierten Münzverschlechterungen, um die Kosten des Hundertjährigen Krieges zu finanzieren. 1420 hatte die französische Groschenmünze nur noch einen Silbergehalt von 20 %, der Münzgewinn machte 80 % der königlichen Einnahmen aus. Dies behinderte die Wirtschaft zusätzlich.[103]

„Aufgrund dieser Münzverschlechterungen wird gute Ware oder natürlicher Reichtum nicht länger in das Königreich gebracht, indem man die Münze so verändert, denn die Kaufleute gehen lieber an die Orte, wo sie eine gute und feste Münze erhalten. Außerdem stören und verhindern diese Münzverschlechterungen den Binnenhandel in dem Königreich, da dadurch Geldrenten, jährliche Zahlungen, Pachten, Zinsen und ähnliches nicht gut und gerecht festgesetzt oder abgeschätzt werden können. Auch kann Geld nicht sicher verliehen oder als Kredit vergeben werden.“

Nikolaus von Oresme

Gut war die Situation für Bauern, die mit immer weniger Silber ihre Pacht zahlen konnten, was zu einer Verarmung der Ritter und des Adels führte. 1422 drängte die Ständeversammlung auf die Einführung einer direkten Steuer (Taille (Steuer)) zu Kriegsfinanzierung, damit monetäre Stabilität wieder hergestellt werden konnte.[104]

Herzog Philipp der Kühne von Burgund war ein Anhänger des Nikolaus von Oresme. Er sorgte dafür, dass burgundische Münzen 5 % mehr Edelmetallgehalt hatten als die Münzen der Nachbarn. Das führte gemäß dem 200 Jahre später formulierten Grahamschen Gesetz dazu, dass die weniger wertvollen flandrischen Münzen die burgundischen im Geldumlauf verdrängten, da die Menschen die wertvolleren Münzen horteten. In der Folge führte er mit der Herzogin Jeanne von Brabant einen fünfjährigen Währungskrieg, indem er die burgundischen Münzen mit niedrigerem Edelmetallgehalt prägen ließ und so Flandern mit burgundischem Geld überschwemmte. 1389 gelang es, eine Währungsvereinbarung mit Brabant zu schließen. Daraufhin wurde der Silbergehalt der burgundischen Münzen um 30 % und der Goldgehalt um 40 % erhöht. Diese deflationäre Politik steigerte den Reichtum der Adligen und des Klerus, während Pächter, Lohnarbeiter und Steuerzahler verarmten. Es kam zu Aufständen, bis der Thronnachfolger Herzog Philipp der Gute die Edelmetallgehalte mehrfach herabsetze. Die Geschichte wiederholte sich 1477 mit einer Politik der Münzaufwertung, die zu Aufständen führte. Daraufhin wurde der Edelmetallgehalt der Münzen verschlechtert und mit den Gewinnen aus der Geldprägung deutsche und Schweizer Söldner gekauft, welche die Aufstände niederschlugen. 1489 kehrte Burgund zu einer Politik des stabilen Geldes zurück.[105]

Die Edelmetallknappheit führte dazu, dass Landesherren ohne eigene Silber- oder Goldbergwerke teilweise zu einer Art Devisenbewirtschaftung (Bullionismus) übergingen. Dies schränkte den Handel stark ein. Beispielsweise erlebte die Lyoner Messe einen beispiellosen Aufschwung, als ihr 1463 das Privileg freien Kapitalverkehrs und freier Wechselkurse eingeräumt wurde. Zudem wurde die Messe von plötzlichen Änderungen der Münzpolitik unabhängig und konnte sich so als Zentrum des internationalen Kapitalverkehrs etablieren.[106]

Europa in der Neuzeit

Das 16. und 17. Jahrhundert war von der Preisrevolution geprägt, einem europaweiten Verfall der Kaufkraft. Auslöser waren der Zustrom von Gold und Silber aus den spanischen Kolonien, neue Techniken effizienterer Metallgewinnung, Münzverschlechterungen und eine starke Nachfrage durch das Bevölkerungswachstum nach der Endemisierung der Pestpandemie. Die damaligen Gold- und Silberumlaufwährungen wurden stark durch die südamerikanischen Metalle vermehrt. Da sich Güter wie Weizen und Rinder nicht im selben Umfang vermehrten, sank die Kaufkraft der Gold- und Silbermünzen.[107]

In der Hafenstadt Sevilla wurde die Silberflotte zusammengestellt. Gemälde von Alonso Sánchez Coello (vor 1588).

Spanien verfügte im 16. Jahrhundert über zahlreiche Kolonien, aus denen jedes Jahr große Mengen an Gold und Silber in das Mutterland flossen. Dies führte in Spanien zu einer starken Inflation, da damals das Währungsregime der Goldumlaufwährung dominierte, der Geldwert also mehr oder weniger dem Materialwert der Münze entsprach und folglich vom Goldpreis abhing. Da das Gold zunächst in Spanien in Umlauf kam, war dort die Inflation am höchsten. Dadurch waren die spanischen Waren teurer als andere europäische Waren, was den Export lähmte, während ein großer Anreiz zum Import von Waren nach Spanien bestand (der Effekt wird in der Volkswirtschaftslehre als Holländische Krankheit bezeichnet). Dies schwächte das spanische Gewerbe und die Landwirtschaft über zwei Jahrhunderte lang.[108][109]

“Spain is the living Instance of this Truth, the Mines of Peru and Mexico made the People think themselves above Industry, an Inundation of Gold and Silver swept away all useful Arts, and a total Neglect of Labour and Commerce has made them as it were the Receivers only for the rest of the World.”

„Spanien ist der lebende Beweis für diese Wahrheit, die Minen von Peru und Mexiko ließen die Menschen glauben, dass sie keine Industrie brauchen, eine Flut von Gold und Silber schwemmte alle nützlichen Kunstfertigkeiten hinweg, eine totale Vernachlässigung von Arbeit und Handel machte es für die ganze Welt zu Empfängern.“

Erasmus Philips: 1720[108]
Dresdner Kippertaler zu 60 Groschen von 1622, Mmz. auffliegender Schwan

Auch kam es zu Münzverschlechterungen infolge von Zahlungsschwierigkeiten von Regierungen. Herrscher senkten in Zeiten erhöhten Finanzbedarfs bewusst den Gold- und Silberanteil in ihren Münzen.[110] Für den deutschsprachigen Raum sind die Periode der Schinderlinge und die Kipper- und Wipperzeit von Bedeutung – letztere war die größte Inflation des Heiligen Römischen Reiches. Sie begann mit Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1618 und hielt bis 1623 an. Der alte Reichstaler wurde eingeschmolzen und als Kippertaler und Landmünze ausgebracht. Silbergehalt und Kaufkraft der geprägten Scheidemünzen nahmen damals stark ab. Um die Inflation einzudämmen, kehrte die Obrigkeit 1623–1624 zur alten Münzordnung zurück; die Kippermünzen wurden für ungültig erklärt und eingezogen.[111] Die Wertschwankungen im 17. Jahrhundert führten zur Gründung von Girobanken in Handelsstädten wie Hamburg, Nürnberg und Venedig, die einen bargeldlosen Zahlungsverkehr ermöglichten.[112] Etwa zeitgleich verbreiteten sich in Europa die ersten Banknoten.[113]

Bis ins 19. Jahrhundert kursierten auf deutschem Boden verschiedenste Münzsorten. Beispiele sind Taler, Groschen und Heller.[114] In den 25 Staaten, die sich 1871 zum Deutschen Reich zusammenschlossen, waren 119 verschiedene Kurantmünzen in Umlauf. Dazu kamen Scheidemünzen und Papiergeld. Bemühungen zur Vereinheitlichung des Münzwesens gipfelten im Jahr 1876 in der Etablierung der Mark als einheitlicher Währung. Spätere Nachfolger waren die Reichsmark, die Deutsche Mark und der Euro. All diese Währungen umfassten sowohl Münzen als auch Banknoten.[115]

Entwicklung des Buchgeldes

Mittelalterliches Kerbholz
Quipu aus Peru
Kreditkarten
Fenster des Bitcoin Wallets Electrum

Anfänge

Unter Buchgeld (auch Giralgeld genannt) versteht man Geld, das lediglich in der Buchhaltung verzeichnet ist.[19] Ein historisches Instrument zum Zwecke der Buchführung ist das Kerbholz. Es handelt sich um ein Stück Holz oder vergleichbares Material in das Kerben eingearbeitet werden. Die Markierungen dokumentieren Forderungen und Verbindlichkeiten. Durch Teilung des Kerbholzes erhält sowohl der Gläubiger als auch der Schuldner ein Dokument.[116] Der Ursprung des Kerbholzes liegt, genauso wie der des Geldes selbst im Dunkeln. Mancher vermutet in dem in Afrika gefundenen Ishango-Knochen ein steinzeitliches Exemplar. Einige Theorien führen die Entstehung des Geldes auf Schulden zurück.[22] In Mesopotamien dienten Zählsteine und Tontafeln, sogenannte shubati, als Instrumente der Buchführung.[117] Im antiken Griechenland sowie im römischen Reich waren ebenfalls Formen des Buchgelds im Einsatz.[118] Gleiches gilt für das Chinesische Altertum.[119] In Südamerika dokumentierten die Inka Lagerbestände mit Hilfe verknoteter Schnüre namens Quipu.[120] Diese Form der Buchführung war weit über die Zeit der Conquista hinaus in Peru in Verwendung.[121]

Kontore und Geldwechsler

Im Frühmittelalter war der Handel noch durch reisende Kaufleute geprägt die von Messe zu Messe zogen. Im 13. Jahrhundert wurde der Handel professioneller, damit begann die kommerzielle Revolution. Große Handelshäuser und Zusammenschlüsse wie die Bardi (Adelsgeschlecht), Medici, Spinola, Peruzzi (Handelsgesellschaft), Welser, Fugger, Hanse etc. gründeten Faktoreien in Produktionsgebieten und Absatzmärkten und koordinierten die Handelsaktivitäten von ihrem Kontor aus. Für den Warentraport wurden Fuhrleute und Schiffer beauftragt. Für diese Art des Handels war viel mehr Kapital notwendig, so dass oft Handelsgesellschaften mit vielen Teilhabern gegründet wurden. Weiterhin war eine zuverlässige Buchführung erforderlich, die es dem Handelshaus auch ermöglichte ihren Kredit bis zur Liquiditätsreserve auszuschöpfen. Zu diesem Zweck wurde die doppelte Buchführung erfunden.[122] Mit dem Wechsel (Wertpapier) wurde erstmals ein Bargeldloser Zahlungsverkehr populär, da der beschwerliche und riskante Transport von Münzen mit seinen hohen Transaktionskosten entfiel. Der Wechsel ermöglichte auch das kirchenrechtliche Verbot des Geldverleihs gegen Zins mit Strafen bis hin zum ewigen Höllenfeuer zu umgehen. Da der Wechsel in der Regel verschiedene Münzgebiete überbrückte ließ sich ein "Genuss" im Wechselkurs verstecken.[123] Beispielsweise herrschte in der Messestadt Brügge im August und September larghezza (Geldüberschuss) wenn die Kaufleute ihren Handel tätigten, während im Juni und Dezember typischerweise strettezza (Knappheit an Geld und Kredit) herrschte. Folglich konnten die Handelshäuser Wechselkurs- und Zinsgewinne machen, indem sie im Juni und Dezember Geld nach Brügge sandten während sie es im August und September abzogen und anderswo arbeiten ließen. Neben den Handelshäusern entstanden auch auf Geldgeschäfte spezialisierte Geldwechsler die zunehmend auch als Geldleiher tätig wurden und so eine Frühform moderner Kreditinstitute darstellten.[124]

Bankwesen

Ab dem 13. Jahrhundert entwickelte sich Buchgeld in Europa zu seiner heutigen Form. Italienische Stadtstaaten wie Venedig, Pisa und Genua waren im Mittelalter ein Bindeglied im Handel zwischen Byzanz und der Levante auf der einen und Wirtschaftszentren an der Nord- und Ostsee auf der anderen Seite. Hierzu zählten Amsterdam, Hamburg und Danzig.[125] Als Zwischenstationen fungierten oberdeutsche Städte wie Augsburg und Nürnberg. Entlang der damaligen Handelsrouten etablierte sich ein System aus Bankhäusern. Diese wechselten ursprünglich Geld auf Tischen im Freien, den sogenannten banchi. In Venedig standen die Geldwechsler auf der Rialtobrücke, in Florenz auf dem Mercato Vecchio und in Brügge auf dem Grote Markt.[126] Neben dem reinen Austausch von Münzen vergaben die Banken Kredite. Begünstigt wurde ihr Geschäft durch eine zunehmende Lockerung des damals vorherrschenden kirchlichen Zinsverbots.[127]

Im 14. und 15. Jahrhundert erlangten italienische Bankiersfamilien wie die Bardi, Peruzzi und Medici aus Florenz durch Geldgeschäfte großen Wohlstand und politischen Einfluss.[128] Im Handel hatten sich zu dieser Zeit bargeldlose Zahlungen etwa in Form von Wechseln durchgesetzt. Geld konnte in einer Bankfiliale auf ein Konto eingezahlt und bei Vorlage eines Dokuments an einem anderen Ort in der lokalen Währung wieder ausbezahlt werden. Dieser Transfer von Buchgeld reduzierte das Risiko von Wertschwankungen wie bei Münzen, Transportkosten und die Gefahr eines Überfalls.[129] Der Mathematiker Luca Pacioli beschrieb in seinem 1494 gedruckten Buch das Prinzip der doppelten Buchführung. Das Werk erschien 1537 in deutscher Sprache.[130] Die doppelte Buchführung bildete fortan den im Bankwesen gängigen Standard.

Börsen und Girobanken

Die Amsterdamer Börse avancierte im 17. Jahrhundert zu einem wichtigen Handelsplatz in Europa. Neben Waren wurden dort Wertpapiere gehandelt.[131] Wie der Name nahelegt, geht bei einem Wertpapier der Wert vereinbarter Geldzahlungen auf eine Urkunde über.[132] Besitzer können ihre Geldforderungen somit leicht an Dritte übertragen. Diese Innovation machte Wertpapiere wie Aktien und Anleihen zu beliebten Handels- und Spekulationsobjekten an den Finanzmärkten, auch außerhalb der Niederlande.[133] Ob und welche Wertpapiere man als Geld betrachtet, hängt vom Geldbegriff ab.[15][16]

Zwei Jahre vor Gründung der Börse hatte 1609 in der Stadt die Amsterdamer Wechselbank eröffnet. Sie war das erste Institut eines Netzwerks aus öffentlichen Girobanken in Mittel- und Südeuropa. Zu diesem System zählten die Hamburger Bank, der Nürnberger Banco Publico und der Banco Giro in Venedig. Die Girobanken stellten eine öffentliche Infrastruktur für internationale bargeldlose Zahlungen zur Verfügung.[134] Hierdurch sollten sie die Effizienz des Handels steigern und die Geldwertstabilität gewährleisten. Die Girobanken erfüllten somit bereits wesentliche Funktionen moderner Zentralbanken.[135] Sie transferierten Buchgeld in eigenen Rechenwährungen wie der Mark Banco.[136] Für Nürnberger Kaufleute bestand ein Zwang, Geschäfte mit dem Banco Publico zu tätigen.[137]

Globalisierung der Finanzmärkte

Die Kolonisierung Amerikas veränderte die Handelswege in Europa nachhaltig. In der frühen Neuzeit globalisierten sich Handel und Zahlungsverkehr. Im 17. Jahrhundert entstanden internationale Aktiengesellschaften wie die Ostindien-Kompanien. Die Zunahme an Gründungen und die steigende wirtschaftliche Aktivität zogen einen erhöhten Finanzbedarf in Europa nach sich.[138] Die Geldnachfrage wurde durch den Abbau von Gold- und Silbervorkommen in Amerika, die Ausgabe von Banknoten und die Giralgeldschöpfung (Schöpfung von Buchgeld durch Banken) erfüllt.[139] Im 17. und 18. Jahrhundert kam es in Europa zu mehreren Spekulationsblasen und Finanzkrisen. Beispiele sind die Tulpenmanie, die Südseeblase und die Mississippi-Blase.[138] Als Reaktion auf die sich wandelnde Geldwirtschaft entstanden Notenbanken, die sich später zu nationalen Zentralbanken entwickelten. Die Bank of England erhielt im 18. Jahrhundert Privilegien zur Notenemission, ihr folgten im 19. Jahrhundert weitere Institute.[140] Moderne Zentralbanken besitzen nicht nur ein Banknotenmonopol, sondern nahmen auch Einfluss auf die Schöpfung von Buchgeld. Die Europäische Zentralbank beispielsweise etablierte zu diesem Zweck die Mindestreserve.[141] Im Globalen Finanzsystem übernahmen der IWF, die Weltbank und der Basler Ausschuss gewisse Interventions- und Koordinierungsfunktionen.

Digitalisierung

Die Digitalisierung des 20. Jahrhunderts führte dazu, dass Geldgeschäfte zunehmend elektronisch abgewickelt wurden. In den 1960er Jahren setzten sich Geldautomaten durch, in den 1970er Jahren elektronischer Zahlungsverkehr und Anfang der 2000er das Online-Banking.[142] Seit 2017 ist in der Eurozone die Überweisung von Buchgeld in Echtzeit möglich.[143] Als Alternative zu staatlichen Währungen verbreiteten sich Anfang des 21. Jahrhunderts rein digital verfügbare Kryptowährungen. Ein Beispiel ist der in einem Whitepaper im Jahr 2008 vorgestellte Bitcoin.[144] Der Bitcoin basiert auf einem verteilten Computersystem, das über ein Netzwerk verbunden ist. Geldeinheiten sind lokal auf den Rechnern ihrer Besitzer in Form von Bits gespeichert. Die Menge der Bitcoins ist begrenzt. Geldschöpfung findet durch sogenanntes „Mining“ statt.[145] Hierbei werten Nutzer einen Algorithmus aus, der mit steigender Geldmenge eine zunehmend hohe Rechenleistung erfordert. Der Bitcoin untersteht keiner zentralen Autorität, die Echtheit der Transaktionen wird durch ein Verfahren namens Blockchain mit Hilfe kryptographischer Methoden sichergestellt.[146] Der Internetkonzern Facebook kündigte 2019 an, eine eigene Digitalwährung namens Libra ausgeben zu wollen. Diese wurde 2020 in Diem umbenannt.[147] Daneben entwickelten sich weitere digitale Geldformen. Entgegen dem Wortlaut handelt es sich bei Kryptowährungen nicht um offiziell anerkannte staatliche Zahlungsmittel.[148] Mehrere Zentralbanken planten im Jahr 2021 die Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes als Alternative zu Kryptowährungen wie dem Bitcoin.[149][150]

Entwicklung des Papiergeldes

Einführung in China

Chinesische Huizi-Banknote, 12. Jahrhundert

Staatlich anerkanntes Papiergeld wurde während der Song-Dynastie in der chinesischen Provinz Sichuan erstmals im 10./11. Jahrhundert ausgegeben.[151] In dieser Zeit wurden Münzen in der Provinz nicht wie in anderen Regionen des Reiches aus Kupfer, sondern aus Eisen hergestellt. Hierdurch wollte die Regierung verhindern, dass aus der damaligen Grenzregion wertvolle Kupfermünzen ins Ausland abfließen. Aufgrund ihres relativ geringen Materialwertes und ihres hohen Gewichts, ist davon auszugehen, dass die Kaufkraft der Eisenmünzen über ihren Herstellungskosten lag. Es handelte sich demnach um eine Art Fiatgeld, dessen Nennwert nicht dem Materialwert entsprach. Als im Jahr 993 Rebellen die Provinzhauptstadt Chengdu belagerten, kam es in der Stadt zu einer Münzknappheit. In der Folge gaben ansässige Händler Papiergeld aus. Nach Niederschlagung der Rebellion im Jahr 1005 wurde der Druck von Papiergeld in der Stadt reguliert. Der Präfekt begrenzte die Anzahl der zur Ausgabe berechtigten Händler und nahm gleichzeitig die Münzprägung wieder auf. Papiergeld diente fortan als Ergänzung zu Münzgeld und breitete sich in Nachbarregionen aus. Nach einer Finanzkrise im Jahr 1016 wurde die Ausgabe von Banknoten in China verstaatlicht.[152]

Verbreitung in Europa

In Europa verbreiteten sich Banknoten ab dem 17. Jahrhundert. Als erste Notenbank gilt der Stockholms Banco, der im Jahr 1661 Papiergeld emittierte. Vorausgegangen war eine Silberknappheit in Schweden. Den Wert der ausgegebenen Credityf-Zedel sollte eine Einlage in der Bank garantieren.[19] Formen verbriefter Finanzinstrumente existierten in der Region bereits vorher. Im Fernhandel zwischen Italien und den Handelsmetropolen im Norden hatten sich Wechsel und andere Wertpapiere entwickelt. Diese wurden im 16./17. Jahrhundert an den neu gegründeten Börsen gehandelt.[153] In Frankreich gab der professionelle Glücksspieler John Law im 18. Jahrhundert Papiergeld im großen Stil aus. Er war von König Ludwig XV. zum obersten Finanzkontrolleur ernannt worden. Law gründete die Banque Générale, die später in die Banque Royale umfirmierte, sowie weitere Gesellschaften. Deren Geschäfte waren zwar durch Immobilienbesitz im heutigen Louisiana besichert, die Finanzinstitute gingen durch Spekulation dennoch bankrott. Laws Banknoten wurden wertlos und er musste 1720 aus Frankreich fliehen.[154]

Modernes Währungssystem

US-Dollar-Banknote (1917). Der Dollar diente im 20. Jahrhundert als internationale Leitwährung.
Höchste jemals gedruckte deutsche Banknote, 100 Billionen Mark, 15. Februar 1924

Der Erfolg des Papiergeldes war nur möglich durch die Entwicklung weg vom Free Banking hin zu Zentralbanksystemen, deren Glaubwürdigkeit durch die Entwicklung des Wechselkurses bestätigt oder in Frage gestellt werden kann.[155] Im 19. Jahrhundert entstand in Europa ein System nationaler Notenbanken (auch Zentralbanken genannt). Eine wichtige Rolle spielte dabei die Bank of England, der die englische Krone im 18. Jahrhundert Privilegien zur Notenemission gewährte. Die Banque de France erhielt das Banknotenmonopol im Jahr 1800. In Deutschland ging die Reichsbank 1875 aus der Preußischen Bank hervor; ihre Banknoten wurden ab 1909 zum gesetzlichen Zahlungsmittel.[140][156] Die Vereinigten Staaten konsolidierten ihr zunächst dezentral organisiertes Währungssystem im Jahr 1913 im Federal Reserve System (kurz: FED).[157]

Globales Finanzsystem

Nach dem Vorbild der Bank of England schlossen sich im 19./20. Jahrhundert Notenbanken, wie die Banque de France, die Reichsbank und die Banken des FED dem sogenannten Goldstandard an. Sie banden ihre Währungen damit an das Edelmetall. Die Reichsbank war beispielsweise gesetzlich verpflichtet die von ihr ausgegebenen Banknoten gegen Gold zu einem festen Kurs einzutauschen. Zudem musste sie das im Umlauf befindliche Geld zu einem Drittel mit Gold oder Reichskassenscheinen decken. Auf internationaler Ebene waren die Währungen durch verschiedene Mechanismen aneinander gebunden.[158]

Im Ersten Weltkrieg wurde in den kriegführenden Staaten die Noteneinlösungspflicht in Gold aufgehoben. Dies hatte verschiedene Gründe. Um die Kriegskosten ohne Steuererhöhungen und durch ausschließliche Nutzung von Kriegsanleihen finanzieren zu können, brachte beispielsweise die deutsche Reichsregierung viel durch Gold nicht gedecktes Papiergeld aus. Es hätte das Vertrauen der deutschen Bevölkerung in die Stabilität der Mark untergraben, wenn bekannt geworden wäre, dass in den ersten Tagen des Krieges viele Banknoten in Gold umgetauscht worden wären. Die während des Krieges durch Zwangseingriffe „rückgestaute“ Inflation brach sich nach Ende des Krieges bahn (siehe Deutsche Inflation 1914 bis 1923).[159] Kommunen und Betriebe emittierten damals ihr eigenes Notgeld.[160]

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Goldstandard in den meisten Ländern insofern wiederhergestellt, als die Einlösungsverpflichtung der Notenbanken wieder eingeführt wurde. Bei der Ausgabe neuer Zahlungsmittel wurde die Menge der ausgegebenen, neuen Zahlungsmittel an die Regeln des Goldstandards gebunden. Die Reserven der Zentralbanken wurden mittels ausländischer Kredite gedeckt und mit der Bedingung verknüpft, dass die Zentralbanken unabhängige Institutionen zu werden hatten. In den Ländern, in denen eine mäßige Inflation herrschte, gelang die Stabilisierung der eigenen Währung ohne Währungsreform. Dazu gehörten Belgien, Frankreich und Italien.[161][162] Es konnte dabei jedoch nicht gleichzeitig zur Vorkriegsparität in Gold zurückgekehrt werden. Faktisch bedeutete dies auch hier einen Währungsschnitt, da die Staaten ihre Vorkriegsversprechen zur Einlösung in Gold nicht einhielten. Die Bank of England kehrte nach dem Ersten Weltkrieg zum Goldstandard zurück. Das Vereinigte Königreich hatte in dieser Zeit mit einer hohen Arbeitslosigkeit zu kämpfen, die einige Wissenschaftler auf die Wiedereinführung des Goldstandards zurückführen.[163][164]

In der Weltwirtschaftskrise erwiesen sich unilaterale wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise, insbesondere der Schuldendeflation, unter dem Goldstandard als unmöglich. Die Initiativen zur Ausweitung der Geldmenge und/oder zu antizyklischer Fiskalpolitik (Reflation) in Großbritannien (1930), den Vereinigten Staaten (1932), Belgien (1934) und Frankreich (1934–35) scheiterten daran, dass die Maßnahmen eine defizitäre Leistungsbilanz verursachten und damit den Goldstandard gefährdeten.[165][166] Wirtschaftshistoriker sind sich einig, dass der Goldstandard ein Transmissionsmechanismus zur Verbreitung der Weltwirtschaftskrise war und zu Entstehung und Länge der Großen Depression maßgeblich beitrug.[167] Mit der Zeit wurde der Fehler der Geldpolitik offenbar. Nach und nach suspendierten alle Staaten den Goldstandard und gingen zu einer Reflationspolitik über. Nach fast einhelliger Ansicht besteht ein klarer zeitlicher und inhaltlicher Zusammenhang zwischen der weltweiten Abkehr vom Goldstandard und dem Beginn der wirtschaftlichen Erholung.[168] Die USA lösten sich 1933 mit Maßnahmen im Rahmen des New Deal teilweise vom Goldstandard, indem den US-Bürgern der private Goldbesitz verboten und der Wechselkurs willkürlich auf 35 Dollar je Feinunze Gold festgesetzt wurde.[169]

Nach dem Zweiten Weltkrieg bildete das im Jahr 1944 verhandelte Abkommen von Bretton-Woods eine neue internationale Währungsordnung. Mit Ratifizierung des Bretton-Woods-Abkommen verpflichtete sich die US-Notenbank gegenüber den Währungsbehörden der andern Teilnehmerländer, den Dollar jederzeit zu einem fixen Kurs von 35 $ pro Feinunze Gold umzutauschen. Dieses Versprechen sollte dem System die notwendige Stabilität und Disziplin verschaffen. Die Notenbanken der übrigen Teilnehmerstaaten versprachen ihre Währungen mittels Interventionen am Devisenmarkt an den Dollar zu binden (Fester Wechselkurs). Weil der Dollar nach außen hin als Goldwährung auftrat, blieben die Währungen der anderen Teilnehmerländer indirekt goldgededeckt.[170][171] Die tatsächliche Eintauschmöglichkeit hing allerdings von der Goldreservenmenge der FED ab. Aufgrund ständiger Handelsbilanzdefizite der Vereinigten Staaten stieg die Auslandsverschuldung immer weiter an. 1961 verfügte die FED noch über 44 % der Weltgoldreserven, aber die kurzfristig fälligen Auslandsschulden lagen bereits um eine Mrd. $ höher als der Wert der Goldreserven. Bis 1971 sanken die US-Goldreserven auf 12 Mrd. $.[172] Der amerikanische Präsident Richard Nixon beendete 1971 die Bindung des US-Dollar an Gold (Nixon-Schock) Das Bretton-Woods-System brach zusammen und wurde 1973 formal aufgelöst.

In der Bundesrepublik wurde 1948 die Deutsche Mark ausgegeben. Ab 1957 übernahm die Bundesbank die Geldpolitik in Deutschland.[173]

Seit der Einführung des Euro im Jahr 1999 zunächst als Buchgeld und 2002 als Bargeld liegt das Banknotenmonopol in der Eurozone bei der Europäischen Zentralbank. Genauso wie das Federal Reserve System bindet sie die Währung nicht an Gold, sondern stabilisiert den Geldwert durch andere geldpolitische Instrumente.[141]

Literatur

Weblinks

Commons: Geld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Geldgeschichte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. C.H. Beck Verlag, München 2009, S. 7.
  2. William N. Goetzmann: Money Changes Everything. Princeton University Press, Princeton 2017, S. 156–157.
  3. Burkhard Nonnenmacher: Platon. In: Christoph Asmuth, Burkhard Nonnenmacher, Nele Schneidereit (Hrsg.): Texte zur Theorie des Geldes. Reclam, Stuttgart 2016, S. 17–20, hier S. 17.
  4. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute., Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 7
  5. Egon Görgens, Karlheinz Ruckriegel, Frank Seitz: Europäische Geldpolitik. 5. Auflage, Lucius & Lucius, Stuttgart 2008, S. 60–61.
  6. Diese Definition findet sich unter anderem in Günter Kuhn, Bernhard Rabus: Geld ist, was gilt. Primärgeld: Vormünzliche Zahlungsmittel aus aller Welt. Staatliche Münzsammlung München, 2009, S. 1.
  7. Karl-Heinz Moritz: Geldtheorie und Geldpolitik. 3. Auflage, Vahlen, München 2012, S. 8–11.
  8. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute., Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 8
  9. a b Ralph Anderegg: Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik (Managementwissen für Studium und Praxis). Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, S. 2.
  10. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute., Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 8, 13
  11. Genaugenommen handelt es sich um den Geldbestand der Nichtbanken. Siehe hierzu Egon Görgens, Karlheinz Ruckriegel, Frank Seitz: Europäische Geldpolitik. 5. Auflage, Lucius & Lucius, Stuttgart 2008, S. 62
  12. Ralph Anderegg: Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik (Managementwissen für Studium und Praxis). Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, S. 25.
  13. Europäische Zentralbank: The ECB's definition of euro area monetary aggregates. Abgerufen am 19. Juni 2021.
  14. Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. C.H. Beck Verlag, München 2009, S. 156.
  15. a b Ralph Anderegg: Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik (Managementwissen für Studium und Praxis). Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, S. 23–24.
  16. a b Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. C.H. Beck Verlag, München 2009, S. 174–175.
  17. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S. 35 ff
  18. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S. 39 ff
  19. a b c d e Deutsche Bundesbank: Geld und Geldpolitik (Schülerbuch für die Sekundarstufe II). Frankfurt am Main 2019, S. 10–19.
  20. a b Cord Friebe: Geld: Eine philosophische Orientierung. Reclam, Stuttgart 2015, S. 7–16.
  21. Adam Smith: An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations. W. Strahan and T. Cadell, London 1776, S. 22–24.
  22. a b David Graeber: Schulden: Die ersten 5000 Jahre. Klett-Cotta, Stuttgart 2012, S. 52–54.
  23. Siehe beispielsweise L. Randall Wray: Understanding Modern Money. Edward Elgar, Northampton 2003, S. 39–73.
  24. Kabir Sehgal: Coined: The Rich Life of Money and How Its History Has Shaped Us. John Murray (Publishers), London 2015, S. 17–19.
  25. Anzahl n*(n-1)/2
  26. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S. 16
  27. François R. Velde, Warren E. Weber: Commodity Money. In: Monetary Economics. The New Palgrave Economics Collection. Palgrave Macmillan, London 2010, S. 27–33, hier S. 27, doi:10.1057/9780230280854_4.
  28. Einen guten Überblick bieten Günter Kuhn und Bernhard Rabus: Geld ist, was gilt. Primärgeld: Vormünzliche Zahlungsmittel aus aller Welt. Staatliche Münzsammlung München, 2009.
  29. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S. 10
  30. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S. 25, 26
  31. Jack Weatherford, The History of Money, Crown, 2009, ISBN 978-0-307-55674-5, S. 19
  32. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Cattle: man's first working-capital asset
  33. a b William N. Goetzmann: Money Changes Everything. Princeton University Press, Princeton 2017, S. 147–148.
  34. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Wampum: the favourite American-Indian Money.
  35. Jack Weatherford, The History of Money, Crown, 2009, ISBN 978-0-307-55674-5, S. 21
  36. Günter Kuhn, Bernhard Rabus: Geld ist, was gilt. Primärgeld: Vormünzliche Zahlungsmittel aus aller Welt. Staatliche Münzsammlung München, 2009, S. 22.
  37. Michael F. Bryan: Island Money. Federal Reserve Bank of Cleveland, Economic Commentary, 1. Februar 2004. Abgerufen am 30. Januar 2021.
  38. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Fijian whales theeth and Yap stones
  39. Oliver Brand: Das internationale Zinsrecht Englands. Mohr Siebeck, Tübingen 2002, S. 10–11 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  40. William N. Goetzmann: Money Changes Everything. Princeton University Press, Princeton 2017, S. 37–39.
  41. L. Randall Wray: Understanding Modern Money. Edward Elgar, Northampton 2003, S. 13.
  42. M.R. Bloch: Zur Entwicklung der vom Salz abhängigen Technologien. In: Saeculum. Band 21, 1970, S. 1–33, hier S 1.
  43. Rudolf Muschalla: Zur Vorgeschichte der Technischen Normung. Beuth Verlag 1992, S. 65.
  44. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Money and banking in Mesopotamia
  45. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Pre-coinage metallic money
  46. Nicola Ialongo, Agnese Vacca, Luca Peyronel: Breaking down the bullion. The compliance of bullion-currencies with official weight-systems in a case-study from the ancient Near East. In: Journal of Archaeological Science. Volume 91, März 2018, S. 20–32, hier S. 20, doi:10.1016/j.jas.2018.01.002.
  47. Brigitta Hårdh: Der Silberstrom. Ein Metall zwischen Kunst und Währung. In: Jörn Staecker, Matthias Toplak (Hrsg.): Die Wikinger. Entdecker und Eroberer. Ullstein, Berlin 2019, S. 207–220 hier S. 212.
  48. Karin Schlott: Mecklenburg-Vorpommern: Auf Kriegszug gen Norden. Spektrum.de, 19. Oktober 2019. Abgerufen am 19. März 2021.
  49. Kenneth G. Hirth: The Aztec Economic World: Merchants and Markets in Ancient Mesoamerica. Cambridge University Press, 2016, S. 250
  50. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Pre-coinage metallic money
  51. William N. Goetzmann: Money Changes Everything. Princeton University Press, Princeton 2017, S. 59.
  52. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Pre-coinage metallic money
  53. Glyn Davies, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S. 28
  54. Denise Schmandt-Besserat: Tokens: their Significance for the Origin of Counting and Writing. Abgerufen am 19. Januar 2021.
  55. William N. Goetzmann: Money Changes Everything. Princeton University Press, Princeton 2017, S. 21–27.
  56. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Money and banking in Mesopotamia
  57. Hugo Winckler: Der Codex Hammurabi in deutscher Übersetzung. DOGMA, Bremen 2013, S. 23.
  58. Russ VerSteeg: Law in ancient Egypt. Carolina Academic Press, Durham 2002, S. 205–206.
  59. Annette Imhausen: Mathematics in Ancient Egypt: A Contextual History. Princeton University Press, Princeton 2020, S. 45.
  60. Barry J. Kemp: Ancient Egypt: Anatomy of a Civilization. Routledge 2018, S. 314.
  61. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Girobanking in early Egypt
  62. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, S. 10, 11
  63. Stephen E. Landenau: Smoke 'Em if You Got 'Em: Cigarette Black Markets in U.S. Prisons and Jails. In: The Prison Journal. Vol 81, Issue 2, SAGE Journals, 1. Juni 2001, S. 142–161, doi:10.1177/0032885501081002002.
  64. Jack Weatherford, The History of Money, Crown, 2009, ISBN 978-0-307-55674-5, S. 22
  65. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt The ubiquitous cowrie
  66. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt The invention of Coinage in Lydia and Ionian Greece
  67. Ari Ben-Menahem: Origins – Splendor of the Simple In: Historical Encyclopedia of Natural and Mathematical Sciences. Springer, Berlin Heidelberg 2009, S. 122.
  68. Koray Konuk: Asia Minor to the Ionian Revolt. In: William E. Metcalf (Hrsg.): The Oxford Handbook of Greek and Roman Coinage. Oxford University Press, Oxford 2016, S. 43–60, hier S. 43–44.
  69. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 3: The Development of Greek and Roman Money, Abschnitt The Attic Money Standard
  70. David Graeber: Schulden: Die ersten 5000 Jahre. Klett-Cotta, Stuttgart 2012, S. 224–225.
  71. David M. Schaps: The Invention of Coinage in Lydia, in India, and in China, XIV. International Economic History Congress, Helsinki 2006.
  72. Glyn Davies, Duncan Connors, History of Money, University of Wales Press, ISBN 978-0-7083-2379-3, Kapitel 2: From Primitive and Ancient Money to the Invention of Coinage, 3000-600 BC, Abschnitt Coin and Cash in early China
  73. Percy Gardener: The Earliest Coins of Greece Proper. Proceedings of the British Academy Volume V, H. Frowde, Oxford University Press, London 1910, S. 5–7.
  74. Samuel R. Milbank: The coinage of Aegina. American Numismatic Society, New York 1924, S. 1–7.
  75. Kabir Sehgal: Coined: The Rich Life of Money and How Its History Has Shaped Us. John Murray (Publishers), London 2015, S. 112.
  76. Andrew Meadows: The Spread of Coins in the Hellenistic World. In: Peter Bernholz, Roland Vaubel (Hrsg.): Explaining Monetary and Financial Innovation: A Historical Analysis. Springer, Basel 2014, S. 169–195, hier S. 173.
  77. Colin P. Elliott: The Role of Money in the Economies of Ancient Greece and Rome. In: Stefano Battilossi, Youssef Cassis, Kazuhiko Yago (Hrsg.): Handbook of the History of Money and Currency. Springer, Singapore 2020, S. 68–85, hier S. 72.
  78. William N. Goetzmann: Money Changes Everything. Princeton University Press, Princeton 2017, S. 128.
  79. Colin P. Elliott: The Role of Money in the Economies of Ancient Greece and Rome. In: Stefano Battilossi, Youssef Cassis, Kazuhiko Yago: Handbook of the History of Money and Currency. Springer, Singapore 2020, S. 68–85, hier S. 74.
  80. David Graeber: Schulden: Die ersten 5000 Jahre. Klett-Cotta, Stuttgart 2012, S. 243.
  81. Kabir Sehgal: Coined: The Rich Life of Money and How Its History Has Shaped Us. John Murray (Publishers), London 2015, S. 117–118.
  82. a b William N. Goetzmann: Money Changes Everything. Princeton University Press, Princeton 2017, S. 127–134.
  83. Kabir Sehgal: Coined: The Rich Life of Money and How Its History Has Shaped Us. John Murray (Publishers), London 2015, S. 118.
  84. William N. Goetzmann: Money Changes Everything. Princeton University Press, Princeton 2017, S. 131.
  85. a b c Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. C.H. Beck Verlag, München 2009, S. 19–21.
  86. Philip Grierson: The Monetary Reform of 'Abd al-Malik. In: Journal of the Economic and Social History of the Orient. Vol. 3, No. 3, 1960, S. 241–264, hier 241–248.
  87. a b Adam Abdullah: The Islamic Monetary Standard: The Dinar and Dirham. In: International Journal of Islamic Economics and Finance Studies. Volume 6, Issue 1, DergiPark 2020, S. 1–29, hier S. 2.
  88. a b Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. C.H. Beck Verlag, München 2009, S. 22–24.
  89. Adam Abdullah: Examining the Value of Money in Turkey over the Long Term (1469-2009). In: Asian Social Science. Vol. 9, No. 1, Canadian Center of Science and Education 2013, S. 187–208, hier S. 188.
  90. Şevket Pamuk: A Monetary History of the Ottoman Empire. Cambridge University Press, Cambridge 2000, S. 20.
  91. a b Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. C.H. Beck Verlag, München 2009, S. 8–9.
  92. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute, C.H.Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 8
  93. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute, C.H.Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 8
  94. Jacques LeGoff: Geld im Mittelalter. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, S. 17–24.
  95. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute., Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 9, 10
  96. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute., Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 9, 15–16
  97. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute., Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 13
  98. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute., Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 37
  99. Jan-Otmar Hesse, Sebastian Teupe: Wirtschaftsgeschichte: Entstehung und Wandel der modernen Wirtschaft. 2. Auflage, Campus Verlag, Frankfurt 2019, S. 150.
  100. Peter-Heinz Seraphim: Deutsche Wirtschafts- und Sozialgeschichte: Von Der Frühzeit bis zum Ausbruch des II. Weltkrieges. Gabler, Wiesbaden 1966, S. 66.
  101. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute., Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 38
  102. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute., Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 38–40
  103. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute., Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 45
  104. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute., Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 46
  105. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute., Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 46–48
  106. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute., Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 58
  107. Wolfgang Uchatius: Zeitalter der Entdecker: Gold, Silber, Armut. In: Zeit online. 15. Februar 2011, abgerufen am 22. September 2021.
  108. a b Lars Magnusson, The Political Economy of Mercantilism, Routledge, 2015, E-book, ISBN 978-1-317-43980-6, Kapitel 3: Plenty and Power, Abschnitt: Spain.
  109. W. M. Corden: Booming Sector and Dutch Disease Economics: Survey and Consolidation. In: Oxford Economic Papers. Band 36, Nr. 3. Oxford University Press, November 1984, S. 359–380, JSTOR:2662669.
  110. Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. C. H. Beck Verlag, München 2009, S. 44.
  111. Deutsche Bundesbank: Das besondere Objekt. Die Kipper- und Wipperzeit von 1618 bis 1623. Abgerufen am 8. Februar 2021.
  112. Markus A. Denzel: Der Nürnberger Banco Publico, seine Kaufleute und ihr Zahlungsverkehr (1621–1827). Stuttgart 2012, S. 81–84.
  113. Ulrich Bindseil: Central Banking Before 1800: A Rehabilitation. Oxford University Press, Oxford 2019, S. 4.
  114. Johannes Saltzwedel: Der Heller-Wahn. In: Spiegel Geschichte Nr. 4 Geld. Der Spiegel 2009, S. 60–63.
  115. Deutsche Bundesbank: Die Deutsche Bundesbank. Notenbank für Deutschland. Frankfurt am Main 2017, S. 15–42.
  116. L. Randall Wray: Understanding Modern Money. Edward Elgar, Northampton 2003, S. 40–41.
  117. L. Randall Wray: Understanding Modern Money. Edward Elgar, Northampton 2003, S. 41.
  118. William N. Goetzmann: Money Changes Everything. Princeton University Press, Princeton 2017, S. 101.
  119. William N. Goetzmann: Money Changes Everything. Princeton University Press, Princeton 2017, S. 162.
  120. Gary Urton: Quipus and Yupanas as Imperial Registers: reckoning and recording in Tahuantinsuyu. In: R. Alan Covey, Sonia Alconini: The Oxford Handbook of the Incas. Oxford University Press, Oxford 2018, S. 601–623, hier S. 615.
  121. Sabine Hyland: How khipus indicated labour contributions in an Andean village: An explanation of colour banding, seriation and ethnocategories. In: Journal of Material Culture Volume 21, Issue 4, SAGE Journals, 10. August 2016, S. 490–509, doi:10.1177/1359183516662677.
  122. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute., Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 28–30
  123. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute., Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 30
  124. Michael North, Kleine Geschichte des Geldes: vom Mittelalter bis heute., Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58451-0, S. 31, 32
  125. Rainer Traub: Die kommerzielle Revoultion. In: Spiegel Geschichte Nr. 4 Geld. Der Spiegel 2009, S. 20–25.
  126. Jacques LeGoff: Geld im Mittelalter. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, S. 141.
  127. Johannes Fried: Zins als Wucher. In: Jacques Le Goff: Wucherzins und Höllenqualen: Ökonomie und Religion im Mittelalter. Klett-Cotta, Stuttgart 2008, S. 143.
  128. Raymond De Roover: The Rise and Decline of the Medici Bank, 1397-1494. BeardBooks, Washington, D.C., 1999, S. 2–4.
  129. Jacques LeGoff: Geld im Mittelalter. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, S. 157–158.
  130. Jane Gleeson-White: Soll und Haben: Die doppelte Buchführung und die Entstehung des modernen Kapitalismus. Klett-Cotta, Stuttgart 2012, S. 140.
  131. William N. Goetzmann: Money Changes Everything. Princeton University Press, Princeton 2017, S. 317.
  132. Wolfgang Grill, Hans Perczynski: Wirtschaftslehre des Kreditwesens. Bildungsverlag EINS, Köln 2011, S. 216.
  133. Eine zeitgenössische Beschreibung des Aktienhandels verfasste Josef de la Vega: Confusion de Confusiones. Amsterdam 1688.
  134. Michael North: BANKING: Middle Ages and Early Modern Period. In: Joel Mokyr (Hrsg.): The Oxford Encyclopedia of Economic History. Volume 1, Oxford University Press, Oxford 2003, S. 221–225, hier S. 223.
  135. Michael North: The great German banking houses and international merchants, sixteenth to the nineteenth century. In: Alice Teichova, Ginette Kurgan-van Hentenryk, Dieter Ziegler (Hrsg.): Banking, Trade and Industry: Europe, America and Asia from the Thirteenth to the Twentieth Century. Cambridge University Press, Cambridge 1997, S. 35–49, hier S. 39.
  136. Markus A. Denzel: Der Nürnberger Banco Publico, seine Kaufleute und ihr Zahlungsverkehr (1621–1827). Stuttgart 2012, S. 54–55.
  137. Markus A. Denzel: Der Nürnberger Banco Publico, seine Kaufleute und ihr Zahlungsverkehr (1621–1827). Stuttgart 2012, S. 97.
  138. a b William N. Goetzmann: Money Changes Everything. Princeton University Press, Princeton 2017, S. 320–362.
  139. Jens Glüsing: Der Fluch des Silbers. In: Spiegel Geschichte Nr. 4 Geld. Der Spiegel 2009, S. 41–46.
  140. a b Volker Tolkmitt: Neue Bankbetriebslehre: Basiswissen zu Finanzprodukten und Finanzdienstleistungen. Gabler, Wiesbaden 2007, S. 13–15.
  141. a b Egon Görgens, Karlheinz Ruckriegel, Frank Seitz: Europäische Geldpolitik. 5. Auflage, Lucius & Lucius, Stuttgart 2008, S. 57–67.
  142. Bernado Batiz-Lazo, Douglas Wood: An Historical Appraisal of Information Technology in Commercial Banking. Electronic Markets 12(3), S. 192–205.
  143. European Banking Authority: Instant Payments RT1. In: EBA Clearing. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Januar 2021; abgerufen am 26. Januar 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ebaclearing.eu
  144. Satoshi Nakamoto: Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System. 31. Oktober 2008, abgerufen am 18. Januar 2021.
  145. Das Whitepaper vergleicht den Vorgang mit Goldschürfen. Satoshi Nakamoto: Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System. bitcoin.org, 31. Oktober 2008, S. 4. Abgerufen am 6. März 2021.
  146. Fran Casino, Thomas K. Dasaklis, Constantinos Patsakisa: A systematic literature review of blockchain-based applications: Current status, classification and open issues.. In: Telematics and Informatics. Volume 36, Elsevier, März 2019, Seiten 55–81, hier S. 55, doi:10.1016/j.tele.2018.11.006.
  147. Astrid Dörner, Felix Holtermann, Mareike Müller: Aus Libra wird Diem - Zweiter Anlauf für Facebooks Kryptowährung. Handelsblatt, 2020. Abgerufen am 27. Januar 2021.
  148. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht: Virtuelle Währungen/Virtual Currency (VC). BaFin 2020. Abgerufen am 17. Februar 2021.
  149. Birgit Eger: Chinas Antwort auf den Bitcoin. tagesschau.de, 23. Februar 2021. Abgerufen am 11. April 2021.
  150. Markus Zydra: Angst vor dem digitalen Euro? Süddeutsche Zeitung, SZ.de, 3. Mai 2021. Abgerufen am 16. Mai 2021.
  151. Daniel R. Headrick: Technology: A World History. Oxford University Press, Oxford 2009, ISBN 978-0-19-988759-0, S. 85.
  152. William N. Goetzmann: Money Changes Everything. Princeton University Press, Princeton 2017, S. 185–189.
  153. Markus A. Denzel: Die Integration Deutschlands in das internationale Zahlungsverkehrssystem im 17. und 18. Jahrhundert. In: Eckart Schremmer (Hrsg.): Wirtschaftliche und soziale Integration in historischer Sicht. Marburg 1995, S. 58–109, hier S. 58–66.
  154. Lutz Spenneberg: Der Zocker an der Notenpresse In: Spiegel Geschichte Nr. 4 Geld. Der Spiegel 2009, S. 52–55.
  155. Larry Allen, Global Financial System 1750–2000, Reaktion Books, 2004, ISBN 978-1-86189-570-7, S. 9
  156. Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. C.H. Beck Verlag, München 2009, S. 165.
  157. Roger Lowenstein: FED - Die Bank Amerikas: Der wahnwitzige Kampf um die Gründung der Federal Reserve. FinanzBuch Verlag, München 2016, S. 13–22.
  158. Egon Görgens, Karlheinz Ruckriegel, Frank Seitz: Europäische Geldpolitik. 5. Auflage, Lucius & Lucius, Stuttgart 2008, S. 48–50.
  159. Die Reichsbank hob die Goldeinlösepflicht rückwirkend zum 31. Juli 1914 auf (Quelle: Manfred Borchert: Geld und Kredit: Einführung in die Geldtheorie und Geldpolitik, S. 11 (Oldenbourg Wissenschaftsverlag; überarb. u. erw. Aufl. 2003, ISBN 978-3-486-27420-2)).
  160. Deutsche Bundesbank: Die Deutsche Bundesbank. Notenbank für Deutschland. Frankfurt am Main 2017, S. 21.
  161. Olivier Blanchard, Gerhard Illing: Makroökonomie, Pearson Studium, 5. aktualisierte und erweiterte Auflage, München u. a. 2009, ISBN 978-3-8273-7363-2, S. 627.
  162. Michael D. Bordo, Anna J. Schwartz (Hrsg.): A Retrospective on the Classical Gold Standard, 1821–1931, University of Chicago Press, 1984, ISBN 0-226-06590-1.
  163. Barry Eichengreen: Elusive Stability. Essays in the History of International Finance, 1919–1939, Cambridge University Press, 1990, ISBN 0-521-36538-4, S. 145–147.
  164. Liaquat Ahamed: Lords of Finance: 1929, The Great Depression, and the Bankers who Broke the World. Random House, New York 2020, S. 155–176.
  165. Barry Eichengreen: Golden Fetters: The Gold Standard and the Great Depression, 1919–1939, Oxford University Press, 1992, ISBN 0-19-510113-8, S. 4 ff.
  166. Wolfgang Waldner: Warum die Geldpolitik 1929–33 die Weltwirtschaftskrise verursacht hat. Books on Demand, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-9391-9, S. 88 ff.
  167. Peter J. Montiel, International Macroeconomics, John Wiley & Sons Ltd., 2009, ISBN 978-1-4051-8386-4, S. 154.
  168. Randall E. Parker: Reflections on the Great Depression, Elgar Publishing, Cheltenham/Northampton 2003, ISBN 1-84376-335-4, S. 22.
  169. Anna Schwartz: The Operation of the Specie Standard. In: Michael D. Bordo: The Gold Standard and Related Regimes: Collected Essays. Cambridge University Press, 1999, ISBN 0-521-55006-8, S. 218.
  170. Thomas Fuster: Vor 50 Jahren überrumpelte Richard Nixon die Welt. Ob der «Nixon-Schock» die Welt stabiler machte, ist bis heute umstritten. In: NZZ.ch (Neue Zürcher Zeitung). 14. August 2021, abgerufen am 22. September 2021.
  171. Deutsche Bundesbank: Die Deutsche Bundesbank. Notenbank für Deutschland. Frankfurt am Main 2017, S. 33.
  172. Larry Allen: The Global Economic System Since 1945. Reaktion Books, 2005, ISBN 1-86189-242-X, S. 82, 83.
  173. Deutsche Bundesbank: Die Deutsche Bundesbank. Notenbank für Deutschland. Frankfurt am Main 2017, S. 29–31.