Schleiz

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Wappen Deutschlandkarte
Schleiz
Deutschlandkarte, Position der Stadt Schleiz hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 35′ N, 11° 49′ OKoordinaten: 50° 35′ N, 11° 49′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Saale-Orla-Kreis
Höhe: 432 m ü. NHN
Fläche: 108,21 km2
Einwohner: 8866 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 82 Einwohner je km2
Postleitzahl: 07907
Vorwahlen: 03663, 036645 (Langenbuch), 036647 (Gräfenwarth)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: SOK, LBS, PN, SCZ
Gemeindeschlüssel: 16 0 75 098
Stadtgliederung: 11 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Bahnhofstraße 1
07907 Schleiz
Website: www.schleiz.de
Bürgermeister: Juergen K. Klimpke (SPD)
Lage der Kreisstadt Schleiz im Saale-Orla-Kreis
KarteBad LobensteinBodelwitzDittersdorfDittersdorfDittersdorfDöbritzDreitzschEßbachGefellGerodaKeilaGörkwitzGöschitzGössitzGrobengereuthHirschberg (Saale)GertewitzKirschkauKospodaKrölpaLangenorlaLausnitz bei Neustadt an der OrlaLemnitzLöhmaMiesitzMittelpöllnitzMoßbachMoxaNeundorf (bei Schleiz)Neustadt an der OrlaNeustadt an der OrlaNimritzOberoppurgOettersdorfOppurgPaskaPeuschenPlothenPörmitzPößneckQuaschwitzRanisRemptendorfRosendorfRosenthal am RennsteigSaalburg-EbersdorfSchleizSchmieritzSchmordaSchöndorfSeislaSolkwitzTannaTegauTömmelsdorfTriptisVolkmannsdorfWeiraWernburgWilhelmsdorf (Saale)WurzbachZiegenrückThüringen
Karte
Schleiz im Jahr 1908
Alte Münze
Rathaus der Stadt
Rutheneum
Turmruine des früheren Schlosses
Kriegsgräberstätte auf dem Bergkirchen-Friedhof
Blick von der Bergkirche auf Schleiz

Schleiz liegt im Südosten Thüringens und ist die Kreisstadt des Saale-Orla-Kreises. In der Landesplanung wird sie als Mittelzentrum eingestuft. Schleiz liegt an der Wisenta, einem Nebenfluss der Saale, auf den Hochebenen des Vogtlandes. Bekannt ist Schleiz heute vor allem als ehemalige Residenzstadt des Fürstentums Reuß-Schleiz (bis 1848), und für das Schleizer Dreieck, eine der ältesten Motorsport-Rennstrecken Deutschlands.

Geographie

Geographische Lage

Schleiz liegt im thüringischen Teil des Vogtlands unweit der Landesgrenzen zu Sachsen und Bayern. Die Stadt wird in Ost-West-Richtung von der Wisenta, einem Nebenfluss der Saale durchflossen. Schleiz liegt auf der Hochfläche des thüringischen Vogtlands, die im Westen steil zum Saaletal, wo sich auch die großen Saaletalsperren befinden, abfällt. Die Umgebung ist von einer Hügellandschaft geprägt, aus der keine größeren Spitzen herausragen und auf der Wald und Freiflächen einander abwechseln. Höchste Erhebung im Schleizer Raum ist die Hirschraufe südlich von Schleiz mit 596 m. Nördlich liegt ein Gebiet, welches als Seenplatte bezeichnet wird und mit den Plothener Teichen auch das größte natürliche Teichgebiet Thüringens umfasst. Vorherrschende Gesteinsarten sind Schiefer und tonige und sandige Gesteine aus dem Keuper.

Das Ostthüringische Schiefergebirge erstreckt sich über die Flächen um Bad Lobenstein, Schleiz und Zeulenroda. Die Böden sind vorwiegend aus quarzistisch gebändertem Tonschiefer und Quarzsandsteinen hervorgegangen.[2] Quellmulden sowie schmale Tallagen der Flüsse und Bäche sind typische Grünlandstandorte. Ackerbau wird auf plateauartigen Geländerücken, welligen Ebenen und Flachhängen begünstigt. Auf sonstigen Lagen überwiegt die forstliche Nutzung.

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind im Uhrzeigersinn von Norden Oettersdorf, Löhma, Zeulenroda-Triebes (Stadt; Landkreis Greiz), Kirschkau, Pausa-Mühltroff (Stadt; Vogtlandkreis), Tanna (Stadt), Saalburg-Ebersdorf (Stadt), Remptendorf, Burgk, Crispendorf und Görkwitz.

Crispendorf (6 km) Görkwitz (2 km) Oettersdorf (3 km) Löhma (5 km) Kirschkau (6 km) Zeulenroda-Triebes (14 km)
Burgk (7 km) Pausa (13 km)
Remptendorf (12 km) Saalburg-Ebersdorf (12 km) Tanna (10 km) Mühltroff (9 km)

Die Entfernungsangaben beziehen sich auf die Entfernung bis zum Ortszentrum.

Stadtgliederung

Schleiz umfasst neben der Kernstadt zehn weitere Ortsteile, die überwiegend eingemeindete Dörfer sind (in Klammern das Jahr resp. Datum der urkundlichen Ersterwähnung):[3]

Geschichte

Anfang bis 19. Jahrhundert

Aus dem Dorf slawischer Sorben „Slowicz“ (Zwetsche/Pflaume) entwickelte sich eine Burgsiedlung. Die mittelalterliche Burg wurde von den Herren von Lobdeburg errichtet. [4] So entstand die Stadt Schleiz aus dem Dorf Slowicz. Schleiz wurde 1232 erstmals urkundlich erwähnt. Schon 1297 wurde der Ort Oppidum (lat. Stadt) genannt. Einer der Hauptgründe dieser Entwicklung war die günstige Lage an der Verbindungsstraße von Nürnberg nach Naumburg und Leipzig.

Eine seit etwa 1200 bestehende Siedlung („Altstadt“) und eine unmittelbar neben dieser Siedlung gegründete „Neustadt“ sind weitere Wurzeln von Schleiz. Die Neustadt beherbergte eine Burg und war von einer Stadtmauer umgeben. Altstadt und Neustadt von Schleiz waren lange Zeit völlig selbständige Orte, deren Bürger mit unterschiedlichen Rechten und Pflichten versehen waren. Erst am 2. Dezember 1482 schlossen sich beide Kommunen zu einer Stadt zusammen. 1575 starben in Schleiz 720 Personen an der Pest.[5]:3

Nachdem im Jahre 1475 das Schloss vollständig einem Großfeuer zum Opfer gefallen war, erbauten die Herren von Gera eine neue Anlage auf den ehemaligen Grundmauern der Burg.[6] Von 1647 bis 1848 residierten im Schloss die Grafen und späteren Fürsten Reuß-Schleiz.[5]:8 Diese Anlage brannte 1689 ebenfalls vollständig ab.[6] Der alte Bergfried – Hausturm genannt – wurde ebenfalls mit den anderen Befestigungsanlagen 1689 abgetragen. Das Schloss erweiterte man im 18. Jahrhundert bis 1753 der Barockbau vollendet wurde. Im August 1721 gab Johann Sebastian Bach gemeinsam mit der hiesigen Hofkapelle Konzerte auf dem Schleizer Schloss. Nach einem neuerlichen Großfeuer im Jahre 1837 entstand auf den Gewölben des Erdgeschosses jenes Schloss, welches 1945 im Bombenhagel unterging. Die heute noch als Ruine stehenden Rundtürme stammen aus dieser Zeit.[6]

In den Jahren 1608–1628 war Schleiz von Hexenverfolgungen betroffen. Zwei Frauen und ein Mann wurden zu Opfern von Hexenprozessen.[7]

2,5 km südwestlich von Schleiz baute das Grafenhaus ab 1704 auf dem „Grauen Berg“ in Heinrichsruh ein Lustschlösschen in mehreren Etappen. Am 6. Juni 1750 fand das erste Vogelschießen statt. Seit 1777 erfolgte die Anlage eines Parkes. Diese Jahre werden die Glanzzeit von Heinrichsruh bezeichnet.[8]

Am 9. Oktober 1806 zogen französische Truppen unter Napoléon Bonaparte durch die Stadt. Um den Kaiser zu beeindrucken, griff sein Kavallerieführer Joachim Murat in der Nähe lagernde preußische und sächsische Truppen an, wurde aber zurückgeworfen. Erst das Eingreifen von Infanterie unter Marschall Bernadotte entschied den Kampf zu Gunsten der Franzosen. Sie verloren rund 200 Soldaten, während die Preußen 500 Mann durch Tod, Verwundung und Gefangennahme verloren. Das Gefecht bei Schleiz war das erste größere Zusammentreffen preußischer und französischer Truppen in diesem Krieg.

Zu Pfingsten des Jahres 1844 trafen sich Vertreter mehrerer christlicher Studentenverbindungen in Schleiz. Zum sogenannten Schleizer-Konzil trafen sich Mitglieder der Uttenruthia Erlangen (bzw. Erlanger Wingolf), des Berliner Wingolf und des Hallenser Wingolf und gründeten den Wingolfsbund, den ersten Dachverband studentischer Verbindungen.[9]

Bis 1848, als die Landesregierung und das Fürstenhaus Reuß nach Gera zogen, war Schleiz eine Residenzstadt.

Ab 20. Jahrhundert

Im Zweiten Weltkrieg wurden hunderte Frauen und Männer aus mehreren Nationen, vorwiegend aus der Sowjetunion, zur Zwangsarbeit nach Schleiz verschleppt, von denen mindestens 60 den Tod fanden.

Hauptartikel: Luftangriff auf Schleiz

Am 8. April 1945 wurde im Rahmen eines US-Bombenangriffs mit schweren Zerstörungen im Stadtzentrum (50 zerstörte und über 100 beschädigte Gebäude) und über 200 Toten [10] auch das Schleizer Schloss zerstört. Dabei wurden die Bestände des Fürstlichen Reußischen Hausarchivs, die Bibliothek, das Heimatmuseum und die Schlosskirche vernichtet. 1950 wurden die Ruinen des Schlosses abgetragen. Aufgrund des Engagements einiger Schleizer Bürger ließ man die beiden ausgebrannten Turmruinen stehen, die 1993 gesichert und mit Spitzhauben versehen wurden.[6]

Die Stadtkirche St. Georg wurde ebenfalls schwer getroffen: Schiffs- und Emporengewölbe, Kanzel und Altarwerk. Der Wiederaufbau erfolgte in den 1950er Jahren. Die Alte Münze erlitt an der Rückseite erhebliche Zerstörungen, die Wiederherstellung erfolgte bereits 1946.[11]

Schleiz wurde am 15. April 1945 von US-amerikanischen Truppen besetzt, die Anfang Juli durch die Rote Armee abgelöst wurden.

Im Herbst 1945 wurden in Schleiz unter „Wehrwolf“-Vorwurf 12 Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren und ein 22-Jähriger vom sowjetischen Geheimdienst NKWD verhaftet und im April 1946 durch ein Militärtribunal verurteilt. Zwei von ihnen wurden erschossen, sieben verstarben in Arbeitslagern. Vier Jugendliche wurden 1950/1951 aus den Zuchthäusern Bautzen und Torgau entlassen. Die gesamte Gruppe wurde 1995 durch ein russisches Gericht rehabilitiert.[12]

Der am 8. April 1945 durchgeführte US-Bombenangriff zerstörte auch das Hotel "Goldene Sonne" im Zentrum der Stadt. In diesem Hotel waren zu dieser Zeit das Kinderlandverschickungs-Lager der Stadt Düsseldorf untergebracht mit Schülern des Lessing- und Prinz-Georg-Gymnasiums. 21 Schüler starben im Keller des Hauses an den Folgen des Angriffs. Ein neu gestaltetes Grabmal wurde im Herbst 1994 zum Gedenken an die im Krieg gefallenen Soldaten, die Opfer des Bombenangriffs in der Zivilbevölkerung und die 21 getöteten Jungen aus Düsseldorf errichtet. Zum 50. Jahrestag 1995 wurde in einer Gedenkfeier unter Anteilnahme vieler noch lebender Mitschüler der Toten gedacht. Es wurde eine Gedenktafel an dieses tragische Ereignis "Zur Erinnerung und Mahnung" am Standort des ehemaligen Hotels "Goldene Sonne" im Beisein des Bürgermeisters Frieder Ott durch Mitschüler enthüllt.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs mit dem Sturz der Monarchie und der Ausrufung der Republik in der Novemberrevolution erklärte Fürst Heinrich XXVII. seinen Thronverzicht und die beiden reußischen Fürstentümer – nämlich Reuß ältere Linie und Reuß jüngere Linie – wurden am 11. November 1918 zu Freistaaten, die sich am 4. April 1919 wiederum zum Volksstaat Reuß mit der Hauptstadt Gera zusammenschlossen. Am 1. Mai 1920 ging der Volksstaat Reuß schließlich im neugegründeten Land Thüringen auf. 1922 wurde der Landkreis Schleiz gebildet, der 1952 in den Kreis Schleiz im Osten und den Kreis Lobenstein im Westen geteilt wurde. Beide Kreise gehörten dem Bezirk Gera an. Nach der Deutschen Wiedervereinigung von 1990 wurden die Kreise Schleiz und Lobenstein mit dem Kreis Pößneck zum Saale-Orla-Kreis zusammengeschlossen. Schleiz blieb Kreisstadt, obwohl Pößneck größer ist. Ausschlaggebend dafür war der Status als Mittelzentrum, den die Stadt aufgrund ihrer guten Infrastruktur besitzt.

Eingemeindungen

Am 8. März 1994 wurden Langenbuch, Lössau und Oberböhmsdorf eingemeindet.[13] Am 29. Dezember 1995 folgte Möschlitz.[14] Am 4. Juni 1996 kam Gräfenwarth hinzu.[15]

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahl lag 1834 bei 4.619 und stieg im Laufe des 19. Jahrhunderts nur langsam; 1890 lag sie erst bei 4.928 und 1925 bei 6.072. Die höchste Einwohnerzahl wurde nach der Eingemeindungswelle in den 1990er Jahren erreicht.

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 zum 31. Dezember):

1933 bis 1997

  • 1933: 6.505
  • 1939: 6.828
  • 1960: 7.933
  • 1994: 8.567
  • 1995: 9.163
  • 1996: 9.528
  • 1997: 9.375

1998 bis 2004

  • 1998: 9.389
  • 1999: 9.336
  • 2000: 9.309
  • 2001: 9.268
  • 2002: 9.223
  • 2003: 9.100
  • 2004: 9.069

2005 bis 2011

  • 2005: 8.941
  • 2006: 8.932
  • 2007: 8.868
  • 2008: 8.824
  • 2009: 8.717
  • 2010: 8.698
  • 2011: 8.579

2012 bis 2018

  • 2012: 8.466
  • 2013: 8.500
  • 2014: 8.477
Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik

Politik

Stadtrat

Der Stadtrat der Stadt Schleiz hat 20 Mitglieder. Nach den Kommunalwahlen 2009 und 2014 verteilen sie sich auf die einzelnen Parteien und Listen wie folgt:

Partei SPD CDU LINKE FW Schleiz FDP/
Pro Schleiz
Gesamt
Sitze 2009 5 5 4 4 2 20
Sitze 2014 7 6 3 2 2 20

Bürgermeister

Zur Bürgermeisterwahl 2006 trat der letzte SED-Bürgermeister der Stadt, Heinrich Rimpel, für die Linkspartei/PDS gegen Heidemarie Walther für die FDP/BI Pro Schleiz an und verlor nach einem aufsehenerregenden Wahlkampf gegen die Amtsinhaberin. Als deutschlandweit einmalig kann der Umstand gelten, dass Rimpel nicht nur von der Linkspartei/PDS und der SPD, sondern auch von der städtischen CDU unterstützt wurde. Bei der Bürgermeisterwahl 2012 setzte sich Juergen K. Klimpke (SPD) knapp in einer Stichwahl gegen Marko Bias (CDU) durch.

Wappen

Blasonierung: „In Gold auf grünem Rasen ein natürlicher Wisent; im Vollwappen befindet sich über dem Schild ein blauer Spangenhelm mit rotem Futter, goldenen Spangen und goldenem Kleinod und schwarz-goldenen Helmdecken, die Heimzier besteht aus einem halben, nach rechts aufsteigenden, naturfarbenen Wisent, der einer schwarz-goldenen Helmwulst entspringt.“

Ein Stadtsiegel mit dem Wappen ist seit 1297 nachweisbar. Das Wappen der Stadt Schleiz ist ein redendes Wappen, das auf ihre Lage im ehemaligen Wisentagau und am Flüsschen Wisenta hinweist.[16]

Städtepartnerschaften

Die Schleizer Städtepartnerschaften
Verbandsgemeindewappen von Waldfischbach-Burgalben Verbandsgemeinde Waldfischbach-Burgalben Deutschland Deutschland

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Stadtkirche

Sehenswert sind die Bergkirche aus dem 15. Jahrhundert mit barocker Innenausstattung, das Rutheneum als Wirkungsstätte Konrad Dudens (heute Museum), die Alte Münze (heute Galerie und Stadtinformation), die Schlossruine mit den beiden Türmen, die Stadtkirche sowie das Rathaus mit Altmarkt.

Im Jahre 1936/1937 wurde das Wisenta-Haus als Landwirtschaftsschule errichtet. Kurz vor der Fertigstellung beschloss die NSDAP, in einem Flügel des Gebäudes ihre Kreisleitung unterzubringen, was erhebliche Veränderungen bezüglich des ursprünglichen Projektes nach sich zog. Die Glockengießerei Apolda Franz Schilling Söhne goss fünf Glocken für ein Glockenspiel im Turm über dem Portal.[17] Am 8. April 1945 wurde das Wisenta-Haus beim Bombenangriff auf Schleiz schwer beschädigt. Seit 1952 ist das Gebäude Sitz der Kreisverwaltung. 2005 wurde es umgebaut und erweitert.

Motorsport-Rennstrecke Schleizer Dreieck

Motorsport-Rennstrecke Schleizer Dreieck

In Schleiz befindet sich die älteste Naturrennstrecke Deutschlands, das Schleizer Dreieck. Seit 1923 finden hier alljährlich Motorrad- und Automobil-Rennen statt (wie z. B. die Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaften). Mit dem Umbau im Jahr 2004 wurde die ursprünglich 7,631 km lange Strecke auf eine Länge von 3,805 km verkürzt.

Denkmäler und Gedenkstätten

  • Drachenbrunnen auf dem Markt mit Erinnerung an alle Stadtbrände in Schleiz, bis zum 8. April 1945
  • Im früheren Schlosspark steht ein Denkmal, das im 19. Jahrhundert zum Andenken an den verdienten Landesherrn Fürst Heinrich XIV. errichtet wurde. 1945 oder danach wurde die Büste entfernt.[18]
  • Eine Gedenkanlage im ehemaligen Schlosspark erinnert an 43 namentlich genannte und 17 unbekannte Frauen und Männer, die im Zweiten Weltkrieg Opfer von Zwangsarbeit wurden oder danach verstarben.
  • Im Park Heinrichsruh Denkmal (Sandsteinobelisk) der Agnes von Württemberg
  • Seit 1948 erinnert ein Denkmal an der Hofer Straße an die Opfer des Faschismus.
  • Auf dem Kirchhof des Stadtteils 'Möschlitz gedenken die Bürger 14 italienischer Militärinternierter, die im Kriegsgefangenenlager Burgk ums Leben kamen.
  • An der Straße nach Burgk/Saalburg im gleichen Stadtteil erinnert seit 1946 ein Ehrenhain mit 63 Grabstätten von ermordeten Buchenwald-Häftlingen mit einem Gedenkstein an diese Opfer des Todesmarsches vom Frühjahr 1945.
  • Seit 1985 wird mit einer Stele in der Nähe des Ehrenhains an den Zug der KZ-Häftlinge erinnert.
  • Auf dem Schleizer Bergkirchen-Friedhof wurde 1994 am Ort eines Gemeinschaftsgrabs für hier bestattete Kriegsopfer ein Denkmal errichtet. Es erinnert an Soldaten, die an diesem Ort ruhen, und an die Opfer des Bombenangriffs vom 8. April 1945.
  • Unter den Bombenopfern vom 8. April 1945 waren auch 21 Schüler des Lessing- und des Prinz-Georg-Gymnasiums in Düsseldorf, die im Rahmen der Kinderlandverschickung in Schleiz waren. An dieses tragische Ereignis wird auch durch eine am Standort des bombardierten Hotels "Goldene Sonne" (heute "Atrium"-Gebäude) angebrachte bronzene Gedenktafel erinnert. Diese wurde zum 50. Jahrestag im April 1995 im Beisein von Bürgermeister Frieder Ott durch überlebende Mitschüler enthüllt.
  • Auf dem Neumarkt ist eine Erinnerungstafel an die Bombenopfer eingelassen: "II. Weltkrieg. 8. April 1945 Bombardierung der Stadt durch die Luftwaffe der USA, über 200 Menschen starben, das Schloss und 150 Gebäude wurden zerstört" (richtig: "oder beschädigt")

Grünflächen und Naherholung

Außerhalb der Stadt liegt der Heinrichsruher Park.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Schleiz liegt an der Bundesautobahn 9 (BerlinMünchen; Anschlussstelle 28: Schleiz) und an den Bundesstraßen 2 (GeraHof), 94 (Schleiz–Greiz) und 282 (Schleiz–Plauen; früher Jena–Plauen). Darüber hinaus existieren Landesstraßen nach Ziegenrück (L1103) und Bad Lobenstein (L1095).

Es bestehen kreisübergreifende Busverbindungen nach Gera (Linie 810), Jena (Linie 820), Zeulenroda (Linie 132), Plauen (Linie 143) und Hof (Linie 155).

Zwischen 1887 und 2006 bestand mit der Bahnstrecke Schönberg–Schleiz eine Bahnverbindung nach Plauen. Zusätzlich existierte zwischen 1930 und 1996 die Bahnstrecke Schleiz–Saalburg, die einst als Zulieferbahn zum Bau der Bleilochtalsperre errichtet wurde und später auch dem Personenverkehr von Schleiz nach Saalburg diente. Sie war elektrifiziert und hatte den Charakter einer Überlandstraßenbahn.

Ansässige Unternehmen

Schleiz wird als Mittelzentrum eingestuft. Es gehört zu den kleinsten Mittelzentren des Landes und ist eine klassische „Verwaltungsstadt“ ohne große industrielle Vergangenheit. Dennoch haben sich seit der deutschen Wiedervereinigung zahlreiche Unternehmen (beispielsweise aus der Logistikbranche) in den Gewerbegebieten am Stadtrand niedergelassen. Sie profitieren hierbei von der guten Infrastruktur (A 9).

Ein am östlichen Rand der Stadt noch vorhandener Gebäudekomplex gehörte zum ehemaligen Kammergut des Fürsten von Reuß. Dieser Hof stand ursprünglich 2,5 km südöstlich der Stadt Schleiz in der „Dürren Schäferei“. 1835 brannte er nieder und wurde am genannten Standort unmittelbar neben dem Schloss des Fürsten wieder aufgebaut. Nach der Fürstenabfindung ging das Gut in Staatseigentum über. 1939 besaß der Betrieb 179,07 ha Land, die der Pächter Otto Schulz bewirtschaftete. Mit der Bodenreform wurde die Wirtschaftsfläche auf 99,75 ha verringert. Die restlichen Flächen wurden Kleinbauern aus Schleiz und Oberböhmsdorf zugeteilt. Die landwirtschaftliche Produktion war auf Grund der günstigen Bodenstruktur (hoher Feinerde- und Humusgehalt) und der hier im Schleizer Oberland vorherrschenden Witterungsbedingungen erfolgreich.[19] Mit der Gründung der Kooperationen und später der Großgenossenschaft wurden die Flächen mit übernommen und die Gebäude dienten der Rinderzucht (Bullenverwahrstation).

Persönlichkeiten

Böttger-Denkmal an der Alten Münze
Böttger-Gedenktafel am Rathaus

Söhne und Töchter der Stadt

Weitere Persönlichkeiten

  • Napoléon Bonaparte (1769–1821), französischer Staatsmann und Feldherr, übernachtete am 10. Oktober 1806 im Schleizer Schloss
  • Konrad Duden (1829–1911), Germanist, Begründer einer einheitlichen deutschen Rechtschreibung, war von 1869 bis 1876 Direktor am Schleizer Gymnasium (seit 1991 Dr.-Konrad-Duden-Gymnasium; gegründet 1656 als Rutheneum)
  • Berthold Schmidt (1856–1929), Archivar und Historiker, lebte und wirkte von 1884 bis zu seinem Tode in Schleiz
  • Manfred von Brauchitsch (1905–2003), Autorennfahrer, lebte mehrere Jahrzehnte bis zu seinem Tod im Schleizer Ortsteil Gräfenwarth
  • Wolfgang Nordwig (* 1943), erster nicht USA-Olympiasieger im Stabhochsprung 1972, lebt heute in Schleiz

Weblinks

Commons: Schleiz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Schleiz – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Weber: Einführung in die Geologie Thüringens. 1966, Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin VIII, 201, 42-
  3. Wolfgang Kahl : Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer Verlag Rockstuhl Bad-Langensalza 2010 ISBN 978-3-86777-202-0, S. 61, 97, 99, 116, 156, 170, 185, 204, 214 und 321.
  4. Thomas Bienert: Mittelalterliche Burgen in Thüringen. Wartberg Verlag, 2000, ISBN 3-86134-631-1, S. 222.
  5. a b Anne Wiesigel: Schleiz (= Kleine Thüringer Bibliothek. Band 29). Verlagshaus Thüringen, 1992, ISBN 3-86087-037-8.
  6. a b c d Burgsiedlung Schleiz. In: Saale-online. Abgerufen am 17. Oktober 2012.
  7. Ronald Füssel: Die Hexenverfolgungen im Thüringer Raum, Veröffentlichungen des Arbeitskreises für historische Hexen- und Kriminalitätsforschung in Norddeutschland, Band 2, Hamburg 2003, S. 253.
  8. H. Laß Jagd- und Lustschlösser des 17. und 18. Jahrhunderts in Thüringen Michael Imhof Verlag 2006 S 322 ISBN 3-86568-092-5
  9. Verband Alter Wingolfiten Hrsg.: Geschichte des Wingolfs 1830–1994, Manfred Wieltsch u. a., 5. Auflage, Detmold 1998
  10. Juergen K. Klimpke: Als der Tod vom Himmel fiel. Der 8. April 1945. Schleizer Heimat-Hefte Nr. 38. Verlag von Juergen K. Klimpke zu Schleiz, 2/2005. S. 26
  11. Rudolf Zießler: Schleiz in Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg. Hrsg. Götz Eckardt, Henschel-Verlag Berlin 1978. Band 2, S. 522-524
  12. Benno Prieß: Die Jugendlichen von Schleiz/Thüringen in Erschossen im Morgengrauen. Eigenverlag Calw, 2002, Mitherausgeber: Landesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR, ISBN 3-926802-36-7, S. 112
  13. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  14. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1995
  15. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1996
  16. Neues Thüringer Wappenbuch Band 2 Seite 43; Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Thüringen e. V. 1998 ISBN 3-9804487-2-X
  17. Apoldaer Tageblatt, 5. August 1936
  18. Juergen K. Klimpke: Schloss-Ansichten. Schleizer Heimat-Hefte Nr. 34. Schleizer Bilderheft Nr. 3. Verlag Juergen K- Klimpke zu Schleiz. 2/2004. S. 34
  19. GRAF, M. Diplomarbeit „ Die Spezialisierung in der Organisation der Produktion des VEG Schleiz“ Hochschule Bernburg 1959