Temnitztal

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Wappen Deutschlandkarte
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Temnitztal
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Temnitztal hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 52′ N, 12° 39′ OKoordinaten: 52° 52′ N, 12° 39′ O
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Ostprignitz-Ruppin
Amt: Temnitz
Höhe: 42 m ü. NHN
Fläche: 52,48 km2
Einwohner: 1517 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 29 Einwohner je km2
Postleitzahl: 16845
Vorwahl: 033928
Kfz-Kennzeichen: OPR, KY, NP, WK
Gemeindeschlüssel: 12 0 68 426
Gemeindegliederung: 6 Ortsteile
Adresse der Amtsverwaltung: Bergstr. 2
16818 Walsleben
Website: www.amt-temnitz.de
Bürgermeister: Michael Mann
Lage der Gemeinde Temnitztal im Landkreis Ostprignitz-Ruppin
KarteWittstock/DosseHeiligengrabeRheinsbergNeuruppinLindow (Mark)VielitzseeHerzberg (Mark)RüthnickFehrbellinKyritzBreddinStüdenitz-SchönermarkZernitz-LohmNeustadt (Dosse)Sieversdorf-HohenofenDreetzWalslebenDabergotzStorbeck-FrankendorfTemnitzquellTemnitztalMärkisch LindenWusterhausen/DosseSachsen-AnhaltMecklenburg-VorpommernMecklenburg-VorpommernMecklenburg-VorpommernMecklenburg-Vorpommern
Karte

Temnitztal ist eine Gemeinde im Landkreis Ostprignitz-Ruppin (Brandenburg). Sie wird vom Amt Temnitz verwaltet.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ortsteile der Gemeinde Temnitztal liegen ca. 12 km westlich von Neuruppin und ca. 8 km östlich von Neustadt (Dosse) im Temnitztal. Namensgebend ist die das Gemeindegebiet durchfließende Temnitz, ein linker Nebenfluss des Rhin.

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Gemeinde Temnitztal gehören folgende Ortsteile und Wohnplätze:[2]

Ortsteile
Wohnplätze

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die heutigen Ortsteile der Gemeinde gehörten seit dem 14. Jahrhundert zur Herrschaft Ruppin, seit 1524 zum Kreis Ruppin in der Mark Brandenburg und ab 1952 zum Kreis Neuruppin im DDR-Bezirk Potsdam. Seit 1993 liegen sie im brandenburgischen Kreis Ostprignitz-Ruppin.

Die Gemeinde Temnitztal entstand am 30. Dezember 1997 aus dem freiwilligen Zusammenschluss der bis dahin selbstständigen Gemeinden Kerzlin, Küdow-Lüchfeld, Rohrlack, Vichel und Wildberg. Garz wurde am 26. Oktober 2003 nach Temnitztal eingemeindet.[3]

Garz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burg Garz

Garz wurde 1390 erstmals urkundlich erwähnt. Der Name stammt von dem slawischen Wort „gard“ bzw. „gord“ für Burg. Garz befand sich 1390 im Besitz des Neuruppiner Kalands. Seit Anfang des 15. Jahrhunderts war dort die Familie von Quast ansässig. Um 1490 gehörte Garz zur im Kern reichsunmittelbaren Herrschaft Ruppin der Grafen von Lindow-Ruppin. Im 18. Jahrhundert ließ die Familie von Quast die Parks von Garz und Vichel als Barockgärten anlegen. Hermann von Quast (1812–1888), Gutsherr auf Garz, ließ Mitte des 19. Jahrhunderts den Park des Herrenhauses in Garz als Landschaftsgarten gestalten, ebenso wie sein Bruder Albrecht (1813–1871), der Gutsherr auf Vichel, den Park des dortigen Herrenhauses. Von Adolf Friedrich von Quast (1893–1976) sind diverse Fotos des Gutsparks aus der Zeit von 1916 bis 1943 erhalten. 1945 wurde die Familie von Quast enteignet, das Herrenhaus wurde Kulturhaus und erhielt in der oberen Etage Wohnungen. Nachdem 1992 Teile des Garzer Gutshofes samt Gutspark in Privatbesitz übergingen, wurden dort Restaurierungsarbeiten nach historischem Vorbild durchgeführt.

Vichel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde Vichel 1638 durch kaiserliche Truppen unter der Führung des Generals Graf von Gallas abgebrannt. Der Ort befand sich zur damaligen Zeit im Besitz des schwedischen Generals Adam von Pfuel, aus dem alten in der Märkischen Schweiz ansässigen Adelsgeschlecht von Pfuel.[4] Das Rittergut kam durch die Heirat seines Vaters Adam I. von Pfuel (1562–1626), Erbherr auf Jahnsfelde und Wilkendorf, mit der Barbara von Burgsdorff (1569–1622) auf Vichel, in deren Besitz. Vichel ging um 1630 an die uradelige Familie von Quast, gehörte zeitweilig mit der Familienlinie Garz zusammen. Nachfolgend entwickelte sich die Linie von Quast-Vichel. Die Quast brachten mehrfach Ritterschaftsräte und Direktoren hervor und verfügten damit über Einfluss in der Kreditvergabe der Ritterschaftsbanken.[5] Bekanntester Vertreter[6] war der Ehren-Kommendator und Kanzler[7] des Johanniterordens Hans-Henning von Quast-Vichel. Als letzter Gutsbesitzer bis zur Bodenreform gilt der damalige Rittmeister und spätere Bundeswehroffizier Otto-Henning von Quast (1913–1986) auf Vichel und Rohrlack.

Wildberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wildberg an der Temnitz wurde 1335 erstmals urkundlich erwähnt. Zuvor gab es hier eine slawische Siedlung, von der die bewaldeten hügeligen Reste einer slawischen Burg aus dem 10./13. Jahrhundert stammen. Eroberer waren wahrscheinlich die Grafen von Arnstein, die die Burg um 1214 als Ausgangsbasis für ihre Raubzüge nutzten. 1319, mit der Übernahme der Herrschaft Wusterhausen durch die Grafen von Lindow-Ruppin, verlor die Burg ihre Bedeutung. Wildberg gehörte fortan zur Herrschaft Ruppin. 1491 scheinen die Herren von Zieten in den Besitz von Wildberg gekommen zu sein. Hans von Zieten auf Wildberg wird als Rat des letzten Grafen von Lindow-Ruppin genannt. Die Gräfin Anna Jakobine Stollberg-Wernigerode wohnte bis 1526 hier, die Burg war danach verfallen. Die Burg Wildberg ist nicht erhalten, und nur noch die Reste der Wallanlage und der trockenen Burggraben sind vorhanden.

Im Mittelalter war Wildberg ein kleines Städtchen an der Handelsstraße von Berlin nach Hamburg. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde 1638 Wildberg durch den kaiserlichen General Matthias Gallas völlig zerstört. Der städtebauliche Grundriss blieb jedoch bis heute erhalten das Stadtrecht nicht. Bis 1945 war mit einem Gut das Adelsgeschlecht von Zieten hier ansässig, deren Familiengruft sich in der evangelischen St.-Nikolai-Kirche befindet. Das Gut ist danach verfallen. Das Rittergut Wildberg mit Gut Lögow I war zuletzt im Eigentum des Hans Joachim von Zieten-Wildberg (1909–1943),[8] das Gut führte dann bis zur Bodenreform seine Witwe Renate, geborene Freiin von Fritsch (1912–2000).[9]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1997 2000 2005 2010 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
Einwohner 1 612 1 580 1 670 1 547 1 461 1 460 1 443 1 471 1 506 1 511 1 525
  • Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember[10][11][12], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeindevertretung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeindevertretung von Temnitztal besteht aus zehn Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[13]

Partei / Wählergruppe Stimmenanteil Sitze
Wählergruppe Brandenburgische Gemeinde Temnitztal 36,1 % 4
Aktive Bürgergemeinschaft Temnitztal 25,6 % 3
CDU 14,7 % 1
Wählergruppe Heimatverein Kerzlin 08,4 % 1
SPD 06,4 % 1
Die Linke 04,4 %
Bündnis 90/Die Grünen 04,4 %

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1998–2003: Manfred Lehmann[14]
  • 2003–2019: Thomas Voigt (Wählergruppe Brandenburgische Gemeinde Temnitztal)[15]
  • seit 2019: Michael Mann

Mann wurde in der Bürgermeisterstichwahl am 16. Juni 2019 mit 57,0 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von fünf Jahren[16] gewählt.[17]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Garz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herrenhaus Garz
  • Burg Garz, eine der ältesten Gutsanlagen im Land Brandenburg. Von der mittelalterlichen Befestigungsanlage ist ein Wohnturm erhalten. Der aus dem 13. oder 14. Jahrhundert stammende Feldsteinturm (11 m hoch, mit bis zu 1,40 m dicken Wänden) diente der Familie von Quast nach dem Dreißigjährigen Krieg als Wohnhaus. 1681 wurde der polygonale Fachwerktreppenturm angebaut.[18]
  • Herrenhaus, um 1700 entstanden, später frühklassizistisch erweitert
  • Gutspark südlich vom Herrenhaus, etwa sechs Hektar groß, im landschaftlichen Stil gestaltet (inklusive Teich mit Brücke und Insel sowie Schneise nach Vichel)[19]
  • Kirche, 1727 im barocken Stil erbaut
  • Vorlaubenhaus in der Dorfstraße 4, ehemaliger Dorfkrug. 2005 beteiligte sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz an der Sanierung.

Kerzlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vichel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Herrenhaus mit Rundbogen-Loggia, bis 1945 im Besitz der Familie von Quast, 2005 von der anthroposophisch ausgerichteten „Gesellschaft zur Förderung musischer Erziehung in der sozialen und therapeutischen Arbeit (GzF) e.V.“ ersteigert
  • Kirche von 1867, in italienisch-romanisierendem Stil erbaut

Wildberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Evangelische Kirche Sankt Nicolaus mit der Familiengruft des Adelsgeschlechts von Zieten
  • Reste der Wallanlage mit dem trockenen Graben der früheren Burg Wildberg (südlich der Hauptstraße (B167) bei der Bahnanlage)

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landkorb GmbH & Co. KG aus Rohrlack vermarktet seit 1997 Biokisten, welche bis nach Berlin ausgeliefert werden.[20] Das Unternehmen beschäftigt 40 Mitarbeiter und generiert einen Umsatz von fünf Millionen Euro.[21]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ortsteile von Temnitztal werden durch die Bundesstraße 167 zwischen Neustadt (Dosse) und Neuruppin sowie durch die Landesstraße L 166 Friesack–Wildberg erschlossen.

Der Personenverkehr auf der durch Temnitztal verlaufenden Bahnstrecke Neustadt (Dosse)–Neuruppin mit dem Bahnhof Wildberg b Neuruppin ist im Dezember 2006 eingestellt worden.

Durch die Ostprignitz-Ruppiner Personennahverkehrsgesellschaft ist Wildberg mit einer PlusBus- sowie die anderen Ortsteile mit weiteren Regionalbuslinien erreichbar.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundschule am Burgwall Wildberg

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gemeindeverwaltung Vichel (Hrsg.): Chronik der Gemeinde Vichel, 1992
  • Andrea Gosten (Bearb.): Dorf und Rittergut Vichel, Bd. I-III, TU-Berlin, 1994
  • Robert Rauh: Garz. In: Fontanes Ruppiner Land. Neue Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Berlin 2019, ISBN 978-3-86124-723-4

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Temnitztal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstandim Land Brandenburg Dezember 2022 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
  2. Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg. Gemeinde Temnitztal
  3. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
  4. Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg: Alle fünf Bände in einem Buch: Die Grafschaft Ruppin / Das Oderland / Havelland / Spreeland / Fünf Schlösser. BoD – Books on Demand, 2016, ISBN 978-3-8430-9163-3, S. 207 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  5. Hans Friedrich v. Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser A (Uradel) 1957. In: Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): Gesamtreihe GHdA von 1951 bis 2015. Band III, Nr. 15. C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1957, S. 349–351 (d-nb.info [abgerufen am 27. Juli 2021]).
  6. Walter v. Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser A (Uradel) 1985 XVIII. In: Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): Gesamtreihe GHdA. Band XVIII, Nr. 87. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1985, S. 295 (d-nb.info [abgerufen am 27. Juli 2021]).
  7. Johanniterorden (Hrsg.): Liste der Mitglieder der Brandenburgischen Genossenschaft des Johanniterordens nach dem Stande vom 1. Mai 1935. Eigenverlag, Potsdam, Berlin 1. Mai 1935, S. 58 (kit.edu [abgerufen am 27. Juli 2021]).
  8. Hans-Joachim v. Berkholz: Die Familie von Zieten. Stammfolgen und biographische Nachrichten. In: Familienchronik/Genealogie. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 2007, ISBN 978-3-7980-0580-8, S. 41 (d-nb.info [abgerufen am 27. Juli 2021]).
  9. Christoph Franke, Graf Moritz Strachwitz v. Groß-Zauche u. Camminetz: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser 2002. In: Stiftung Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): Gesamtreihe GHdA. Band XXII, Nr. 127. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 2002, S. 101 (google.de [abgerufen am 27. Juli 2021]).
  10. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Ostprignitz-Ruppin. S. 22–25
  11. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2017 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  12. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  13. Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
  14. Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Ostprignitz-Ruppin (Memento des Originals vom 13. April 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wahlen.brandenburg.de
  15. Kommunalwahlen 26.10.2003. Bürgermeisterwahlen, S. 30
  16. Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 73 (1)
  17. Ergebnis der Bürgermeisterstichwahl am 16. Juni 2019
  18. Anke Matthesius: Gutspark Garz. (PDF; 1,18 MB) Beitrag zur Anlageforschung - Bestandsanalyse und Beurteilung - Denkmalpflegerische Zielvorstellung. In: Materialien zur Geschichte der Gartenkunst Bd. 8. Johannes Küchler - Technische Universität Berlin, 2005, archiviert vom Original am 13. Januar 2007; abgerufen am 21. August 2013.
  19. Die Quast-Gärten im Temnitztal (Memento vom 11. Januar 2007 im Internet Archive), PDF-Datei (2,30 MB)
  20. https://www.landkorb.de/
  21. https://www.rbb24.de/wirtschaft/thema/2020/gruene-woche/beitraege/kirsten-sattler-regionale-lebensmittel-lieferdienst-rohrlack.html