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Johann Sebastian Bach

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Johann Sebastian Bach im Jahre 1746, mit Rätselkanon.
Ölgemälde von Elias Gottlob Haußmann aus dem Jahre 1748[1]
Bachs Unterschrift
Bachs Unterschrift
Bachs selbstentworfenes Siegel mit den spiegelbildlich ineinander verwobenen Anfangsbuchstaben seines Namens, JSB

Johann Sebastian Bach (* 21. Märzjul. / 31. März 1685greg. in Eisenach; † 28. Juli 1750 in Leipzig) war ein deutscher Komponist, Orgel- und Klaviervirtuose des Barock. Er ist heute einer der bekanntesten Tonschöpfer, dessen Musik spätere Komponisten wesentlich beeinflusst hat und dessen Werke im Original und in zahllosen Bearbeitungen in der Musikwelt präsent sind.

Zu Lebzeiten wurde Bach als Virtuose, Organist, Orgelinspektor und Komponist hochgeschätzt, allerdings waren seine Werke nur einem relativ kleinen Kreis von Musikkennern bekannt. Nach Bachs Tod gerieten seine Werke eine Zeitlang für die breite Öffentlichkeit in Vergessenheit und wurden kaum noch öffentlich aufgeführt. Gewissermaßen wiederentdeckt wurde Bach von den Romantikern im 19. Jahrhundert. Seitdem gehören seine Werke weltweit zum festen Repertoire der klassischen Musik.

Leben

Eisenach

Johann Sebastian Bach stammt aus einer weitverzweigten lutherischen mitteldeutschen Musikerfamilie und war das jüngste von acht Kindern Johann Ambrosius Bachs und dessen Frau Elisabeth, geborene Lämmerhirt. Sein Vater war Stadtpfeifer in Eisenach und Hoftrompeter in der kleinen Kapelle des Herzogs Johann Georg I. und danach Herzogs Johann Georg II. von Sachsen-Eisenach. Zur Geburt Bachs galt an seinem Geburtsort Eisenach noch der Julianische Kalender. So wird sein Geburtsdatum in der Regel mit dem örtlich gültigen Datum, dem 21. März 1685, angegeben, sein Todesdatum hingegen nach dem in Leipzig gültigen Gregorianischen Kalender. Gemäß Gregorianischem Kalender ist sein Geburtsdatum der 31. März. Das Geburtshaus, das in der damaligen Fleischgasse (heute Luthergasse 35) stand, existiert heute nicht mehr.[2] Seine beiden Vornamen erhielt Johann Sebastian von den beiden Taufpaten, Sebastian Nagel, Stadtpfeifer von Gotha, einem befreundeten Berufskollegen von Johann Ambrosius, und dem fürstlich-eisenachischen Forstbeamten Johann Georg Koch.[3] Obwohl Eisenach zu Bachs Geburtszeit nur etwa 6.000 Einwohner hatte, verfügte es über ein recht bedeutendes Musikleben. Seit 1672 war es Residenzstadt des kleinen Fürstentums Sachsen-Eisenach und die Hofkapelle zog bekannte Musiker an, so unter anderem Johann Pachelbel 1677–78, Daniel Eberlin 1672–92 und Georg Philipp Telemann 1708–12.[2] Die frühe Kindheit verbrachte Bach in Eisenach, wo er durch den Cousin seines Vaters, den Organisten der Eisenacher Georgenkirche, Johann Christoph Bach, auch erstmalig mit Kirchen- und Orgelmusik in Kontakt gelangte. Im Alter von acht Jahren kam Bach auf die Lateinschule des Eisenacher ehemaligen Dominikanerklosters nachdem er vermutlich die zwei vorangegangenen Jahre die deutsche Schule besucht hatte.[2] Seine Mutter starb am 3. Mai 1694. Am 27. November 1694 heiratete sein Vater die Witwe Barbara Margaretha Bartholomäi, geborene Keul, starb aber nur wenige Monate danach, am 20. Februar 1695. Im Alter von 9 Jahren war Johann Sebastian somit Vollwaise geworden und zog mit seinem Bruder Johann Jacob zu seinem älteren Bruder Johann Christoph Bach (1671–1721) nach Ohrdruf.

Schulmatrikel des Lyzeums Ohrdruf. J. S. Bach ist der 4. Schüler in der zweiten Liste

Ohrdruf

Der dreizehn Jahre ältere Bruder Johann Christoph, Organist an St. Michaelis in Ohrdruf, übernahm seine weitere Erziehung und musikalische Ausbildung und vermittelte das Spielen auf den Tasteninstrumenten. Außerdem war Bach als Chorsänger tätig. In Ohrdruf besuchte Johann Sebastian das Lyzeum bis zur Prima. In der Secunda waren sein Vetter Johann Ernst Bach und sein lebenslanger Freund Georg Erdmann seine Mitschüler. Die schulischen Leistungen Bachs in Ohrdruf sind als sehr gut überliefert. Durch ein Schulstipendium („Freitisch“ bzw. „Freiplatz“) konnte er zu seinem Unterhalt beitragen. Diese Schulstipendien wurden durch wohlhabende Bürger gestiftet. Damit verbunden war die Verpflichtung, den Söhnen dieser Familien Privatunterricht zu erteilen.[4]

Lüneburg

St. Michaelis in Lüneburg
Bachs Kopie von Reinckens An Wasserflüssen Babylon

Nach dem unerwarteten Verlust ihre „Freitische“ auf dem Lyzeum in Ohrdruf entschlossen sich der 14-jährige Bach und sein Klassenkamerad Erdmann ihre Schulausbildung in der Partikularschule des Lüneburger Michaelisklosters fortzusetzen. Erstmals werden beide am 3. April 1700 bei der Verbuchung der Mettengeldzahlungen aufgeführt. Beide mussten kein Schulgeld zahlen, waren dafür aber verpflichtet, als Mettenchorsänger ihren Dienst zu tun. Im Gegensatz zu allen seinen Geschwistern und seinen Vorfahren, die alle die höhere Schulausbildung zugunsten einer Musikerlehre aufgegeben hatten, entschied sich Bach damit für eine höhere Schulbildung, die zum Universitätsstudium qualifizierte. Im Frühjahr 1702 schloss er die Schule in Lüneburg erfolgreich ab.

Der Komponist Georg Böhm war zu dieser Zeit Organist an St. Johannis. Sein Einfluss auf Bachs frühe Orgelwerke und Klaviersuiten lässt sich bei stilkritischer Analyse vermuten, doch nicht belegen. Im Jahre 2005 im Altbestand der Weimarer Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek entdeckte Abschriften von Orgelwerken Dietrich Buxtehudes und Johann Adam Reinckens, des zu Bachs Zeit berühmten Organisten von St. Katharinen in Hamburg, legen allerdings nahe, dass der knapp 15-jährige Johann Sebastian Bach die Kopie der Choralfantasie Reinckens An Wasserflüssen Babylon für den Orgelunterricht bei Georg Böhm verfertigt hat. Sie ist von Bach mit einem Hinweis auf Böhm datiert: „â Dom. Georg: Böhme | descriptum aõ. 1700 | Lunaburgi:“. Belegt ist mindestens eine Fußwanderung Bachs nach Hamburg zu Reincken, bei dem er sich im Orgelspiel weiterbildete. Die Orgel der Katharinenkirche, die als berühmtestes und schönstes Instrument Norddeutschlands galt, hinterließ bei ihm einen bleibenden Eindruck.[5] Der Nekrolog[6] erwähnt, dass Bach in seiner Lüneburger Zeit die Gelegenheit hatte, „sich durch öftere Anhörung einer damals berühmten Capelle, welche der Hertzog von Zelle unterhielt, und die mehrenteils aus Frantzosen bestand, im Frantzösischen Geschmack […] fest zu setzen“. Diese „Capelle“ konnte Bach in der Lüneburger Residenz des Herzogs Georg Wilhelm hören. Unter den französischen Musikern befand sich auch der Ballettmeister der Ritterakademie Thomas de la Selle, ein Schüler Lullys.[7] Zwischen Ostern 1702, als Bach seine Schulzeit in Lüneburg beendet hatte, und 1703 lassen sich Bachs Spuren nicht mehr genau verfolgen. Wahrscheinlich zog er wieder von Lüneburg nach Thüringen, da er mit dem Ende der Schulzeit auch die freie Kost und Logis verloren hatte. Möglicherweise kam er zunächst bei seiner älteren Schwester Maria Salome in Erfurt oder wieder bei seinen Arnstadter Bruder Christoph unter, der sich inzwischen wirtschaftlich wesentlich verbessert hatte.[8] Aus einem späteren Brief ergibt sich, dass er sich im Juli um die vakante Organistenstelle in Sangerhausen bewarb und beim dortigen Rat bevorzugter Kandidat war, dass sich aber Herzog Johann Georg von Sachsen-Weißenfels über dessen Votum hinwegsetzte.

Arnstadt

Bachkirche in Arnstadt
Autograph der Choralbearbeitung Wie schön leuchtet der Morgenstern BWV 739 aus Bachs Arnstädter Zeit

Spätestens ab März 1703 war Bach als Lakai und Violinist in der Privatkapelle des Mitregenten Johann Ernst von Sachsen-Weimar angestellt. Bei einer Orgelprobe am 17. März 1703 knüpfte Bach Kontakte zum Rat in Arnstadt. Am 9. August 1703 erhielt Bach ohne weiteres Probespiel seine Bestallung als Organist der Neuen Kirche in Arnstadt. Für ein ungewöhnlich hohes Gehalt von 50 Gulden und 30 Gulden für Kost und Logis war Bach an der Neuen Kirche offiziell zunächst nur für das Orgelspiel zuständig, später aber auch für die Zusammenarbeit mit dem Chor des Lyzeums verpflichtet. Im Oktober 1705 wanderte er zu Studienzwecken nach Lübeck – offiziell, um Buxtehude zu hören. Sein privates Motiv war auch, sich als Nachfolger des 70jährigen Organisten zu St. Marien zu bewerben. Es war ihm Urlaub von vier Wochen gewährt worden. Diesen dehnte er bis in den Januar 1706 aus und liess sich währenddessen als Organist in Arnstadt durch seinen Vetter Johann Ernst vertreten.[9] Diese Reise zu Buxtehude bescherte Bach wertvolle musikalische Eindrücke. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat Bach auch auf der berühmten alten Totentanz-Orgel von St. Marien spielen können. Buxtehudes Abendmusiken, Orgel- und Klavierwerke sowie dessen unvergleichliches Orgelspiel bildeten einen Ansporn für den jungen Organisten und Komponisten. Die ersten erhaltenen Orgel- und Klavierwerke Bachs lassen den Einfluss Buxtehudes erkennen. Dazu gehören Choralvorspiele wie beispielsweise Wie schön leuchtet der Morgenstern (BWV 739) und Präludien, Toccaten, Partiten und Phantasien.

Auf 1706 wird Bachs Capriccio sopra la lontananza del fratello dilettissimo datiert, das er möglicherweise zum Abschied von seinem Bruder Johann Jacob komponierte, der sich als Musiker in die Hofkapelle König Karls XII. von Schweden verdingt hatte und diesen in den folgenden Jahren auf dessen Feldzügen im Nordischen Krieg begleitete.[10]

In allen Biographien wird darüber berichtet, dass Bach mehrmals Konflikte mit dem Arnstädter Konsistorium hatte. Dies betraf sein Verhalten den Chormitgliedern gegenüber, seine Urlaubsüberziehung und seine Art, Orgel zu spielen. So wurde er ermahnt, bei der Begleitung der Choräle im Gottesdienst die Gemeinde nicht durch befremdliche Zwischenspiele, Verzierungen und Modulationen zu verwirren. Der Enge dieser Verhältnisse hoffte Bach durch seinen Wechsel nach Mühlhausen zu entgehen.

Mühlhausen

Mühlhausen um 1650 (Kupferstich von Matthäus Merian).

Nachdem Bach am 24. April 1707 in der Freien Reichsstadt Mühlhausen vorgespielt hatte, trat er dort an der Kirche Divi Blasii am 1. Juli seinen Dienst als Organist an. Sein Gehalt betrug 85 Gulden, dazu kamen Naturalien und Einkünfte aus den Nebenkirchen. Wie schon in Arnstadt fällt auf, dass er eine wesentlich höhere Bezahlung als sein Vorgänger und sein Nachfolger erzielte. Diese Verhältnisse erlaubten es ihm nun, eine Familie zu gründen. Am 17. Oktober 1707 heiratete er in Dornheim bei Arnstadt Maria Barbara Bach.

Bachs eigenhändiger Namenszug auf dem Deckblatt der Kantate Gott ist mein König, 1708. Er schreibt sich italienisch als Gio. Bast. Bach (= Giovanni Bastiano Bach)

Auftragsgemäß komponierte Bach zum Ratswechsel am 4. Februar 1708 die festliche Kantate Gott ist mein König (BWV 71), die als einzige aus dieser Zeit als Druck erhalten ist.

Im Juni 1708 reiste Bach im Zusammenhang mit dem Abschluss der Renovierungsarbeiten an der dortigen Orgel nach Weimar und spielte vor dem Herzog Wilhelm Ernst. Dieser bot ihm die Stelle als Hoforganist und Kammermusiker mit einem Gehalt von 150 Gulden zuzüglich Naturalien an. Ein großer Stadtbrand in Mühlhausen hatte zu einer Verteuerung der Lebenshaltungskosten geführt. Die Aussicht auf eine wesentlich bessere finanzielle Situation war offenbar ausschlaggebend dafür, dass Bach schon am 25. Juni 1708 – kaum ein Jahr nach seinem Amtsantritt – in Mühlhausen um seine Entlassung bat.[11] Sein Nachfolger wurde Johann Friedrich Bach. Der Stadt Mühlhausen blieb Johann Sebastian Bach aber weiterhin verbunden. Jeweils für den Februar 1709 und 1710 bekam er Aufträge für Ratswechselkantaten, die ebenfalls auf Kosten des dortigen Rates gedruckt wurden, aber verschollen sind.

Weimar

Christian Richter (um 1660): Schlosskirche Weimar, Wirkungsstätte Bachs
Verbuchung der Gehaltszahlungen in Weimar: „Dem Laqueÿ Baachen“

Bach übersiedelte in der ersten Julihälfte 1708 mit seiner schwangeren Gattin nach Weimar. Am 29. Dezember desselben Jahres wurde das erste Kind, Catharina Dorothea, getauft. Während der Weimarer Zeit folgten noch fünf Kinder: Wilhelm Friedemann (* 22. November 1710), die Zwillinge Maria Sophia und Johann Christoph (* 23. Februar 1713, beide starben bald darauf), Carl Philipp Emanuel (* 8. März 1714) und Johann Gottfried Bernhard (* 11. Mai 1715). Auf die Ausbildung seiner Söhne, einschließlich der später geborenen Johann Christoph Friedrich und Johann Christoph legte Bach großen Wert. Alle erhielten eine umfassende Schulbildung und nahmen später ein Universitätsstudium auf. Ein Großteil von Bachs Orgelwerk entstand während der Weimarer Zeit, darunter seine Passacaglia und Fuge c-Moll und zahlreiche Toccaten, Präludien und Fugen. Hier begann er sein Orgelbüchlein, das als Sammlung von 164 Choralvorspielen angelegt war, von denen er aber nur 44 vollendete.

Am 21. und 22. Februar 1713 befand sich Bach in Weißenfels anlässlich der Feierlichkeiten zum Geburtstag des Herzogs Christian von Sachsen-Weißenfels. Möglicherweise wurde dort die Jagdkantate BWV 208 aufgeführt, Bachs früheste bekannte weltliche Kantate. Kirchenkantaten sind aus der früheren Weimarer Zeit nur wenige überliefert. Gegen Ende des Jahres 1713 wurde Bach nach der Aufführung einer Probekantate die Organistenstelle an der Marktkirche St. Marien und Liebfrauen (Taufkirche Händels) angeboten. Der Grund für Bachs Interesse an der Stelle ist nicht bekannt. Er erhielt am 14. Dezember seine Bestallung vom Kirchenkollegium, zögerte aber mit der Vertragsunterzeichnung und schickte erst am 19. März 1714 eine endgültige Absage mit der Begründung, dass die Besoldung nicht seiner Erwartung entspräche.

J. E. Rentsch der Ältere: Bach (?) als Konzertmeister in Weimar, 1715

Am 2. März 1714 wurde Bach in Weimar zum Konzertmeister ernannt. Obwohl er in der Hierarchie immer noch unter dem Kapell- und dem Vizekapellmeister stand, bekam er mit 250 Gulden ein erheblich höheres Gehalt als beide. Mit dem neuen Amt war die Pflicht verbunden, alle vier Wochen eine Kirchenkantate auf den jeweiligen Sonntag zu komponieren. Als erste erklang am 25. März (Palmsonntag und gleichzeitig Mariä Verkündigung) die Kantate Himmelskönig, sei willkommen (BWV 182). Ihr folgten in regelmäßigen Abständen noch mindestens 20 weitere Werke, die den Grundstock der späteren Leipziger Kantatenjahrgänge bildeten. Über das Instrumentalrepertoire, das Bach mit der Weimarer Hofkapelle pflegte, ist nahezu nichts bekannt; alle Unterlagen und Noten wurden 1774 beim Brand der Wilhelmsburg vernichtet.

Wichtig für Bach waren offenbar auch seine Beziehungen zum Dresdner Musikdirektor Johann Georg Pisendel (1687–1755). Stilkritische Vergleiche von Bachs und Pisendels Solowerken für Violine legen nahe, Pisendel habe Bach zur Komposition der 6 Sonaten und Partiten angeregt. Bereits 1709 hatten Bach und Pisendel einige Zeit miteinander in Weimar verbracht und seither Kompositionen ausgetauscht. Durch Pisendel, der kurzzeitig ein Schüler Antonio Vivaldis war, wurden Bach möglicherweise Vivaldis Kompositionen vermittelt. Außerdem hatte der junge musikalisch begabte Neffe des Fürsten, Prinz Johann Ernst in den Niederlanden die italienische Musik kennengelernt und brachte von dort viele Partituren mit. In den Weimarer Jahren transkribierte Bach mehrere Werke Vivaldis (insbesondere aus Vivaldis L'Estro Armonico), so die Cembalo-Konzerte in D-dur (BWV 972), C-dur (BWV 976) und F-dur (BWV 978). Anlässlich der Hochzeit seines Dienstherrn Ernst August in Nienburg am 24. Januar 1716 lernte er erstmals dessen Schwager, den dortigen jungen Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen, kennen. Als im folgenden Jahre der bisherige Hofkapellmeister Augustin Reinhard Stricker seinen Posten verließ, unterschrieb Bach bereits am 5. August 1717 den Vertrag als sein Amtsnachfolger in Köthen, ohne jedoch vorher um seine Entlassung in Weimar gebeten zu haben. Als er dies nachholen wollte, erhielt er seine Demission nicht, sondern wurde am 6. November wegen seiner „Halßstarrigen Bezeügung“ in der Landrichterstube in Haft genommen. Am 2. Dezember wurde er aus Haft und Dienstverhältnis in Ungnade entlassen. So konnte er erst im Dezember 1717 seine neue Stelle antreten.

Das Fürstliche Residenzschloss zu Köthen

Köthen

In Köthen trug Bach die Titel Kapellmeister und Director derer Cammer-Musiquen. Er schätzte den musikalischen jungen Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen, der oft als Violinist im Orchester mitwirkte, und stand ihm offenbar auch persönlich nahe, was man daran sieht, dass sowohl Leopold als auch seine Geschwister August Ludwig und Eleonore Wilhelmine Taufpaten von Bachs am 15. November 1718 geborenem Sohn Leopold August waren.

Bach konnte in Köthen für eine hervorragende Kapelle komponieren. Fürst Leopold hatte bis zu 17 Musiker angestellt, die zum Teil aus der 1713 aufgelösten Kapelle des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. stammten. Acht der Instrumentalisten, unter ihnen Christian Ferdinand Abel, hatten Solistenqualität und den Rang des Cammermusicus. Der Fürst stattete seine Kapelle mit guten Instrumenten aus und schickte Bach zum Kauf eines neuen Cembalos 1719 nach Berlin. Dort konnte Bach den kunstliebenden Markgrafen Christian Ludwig (1677–1734) kennen lernen. Für ihn stellte er 1721 ältere und neuere Instrumentalsätze als Six Concerts Avec plusieures Instruments zusammen, die deshalb später Brandenburgische Konzerte genannt wurden (BWV 1046–1051).

Clavier-Büchlein vor Anna Magdalena Bachin Anno 1722, Deckblatt
Sonata 1ma á Violino Solo senza Baßo di JSBach: Adagio; Autograph 1720

Als Bach 1720 nach einer zweimonatigen Reise des Hofs aus Karlsbad zurückkehrte, musste er erfahren, dass seine Gattin Maria Barbara nach kurzer Krankheit gestorben und schon am 7. Juli bestattet worden war. Am 3. Dezember 1721 heiratete er Anna Magdalena, die jüngste Tochter des fürstlichen Hof- und Feldtrompeters zu Sachsen-Weißenfels Johann Kaspar Wilcke, die 1720 als Sopranistin an den Köthener Hof gekommen war. Aus dieser zweiten Ehe entstammen insgesamt 13 Kinder, von denen die meisten aber schon im Kindesalter starben: Christiana Sophia Henrietta (* 1723; † 1726), Gottfried Heinrich (* 1724; † 1763), Christian Gottlieb (* 1725; † 1728), Elisabeth Juliana Friederica (* 1726; † 1781), Ernestus Andreas (* 1727; † 1727), Regina Johanna (* 1728; † 1733), Christiana Benedicta (* 1730; † 1730), Christiana Dorothea (* 1731; † 1732), Johann Christoph Friedrich (* 1732; † 1795), Johann August Abraham (* 1733; † 1733), Johann Christian (* 1735; † 1782), Johanna Carolina (* 1737; † 1781), Regina Susanna (* 1742; † 1809). In den Jahren 1726 bis 1733 starben somit in der Familie sieben kleine Kinder, ein Sohn (Gottfried Heinrich) wurde geistig behindert geboren. Im Jahr 1728 starb auch 51-jährig Bachs letzte noch lebende Schwester Maria Salome. Einige Bach-Biografen vermuten, dass Bach durch diese Schicksalschläge in den Jahren danach in eine „Schaffenskrise“ geraten sei.[12]

Als Beitrag zur musikalischen Erziehung seiner Kinder hatte Bach am 22. Januar 1720 das Clavierbüchlein für den ältesten Sohn Wilhelm Friedemann begonnen, das unter anderem die zweistimmigen Inventionen und dreistimmigen Sinfonien enthält. Das 1722 angelegte Clavierbüchlein vor Anna Magdalena Bachin enthält die Frühfassungen der Französischen Suiten. Neben dem Wohltemperierten Klavier und den sechs Violinpartiten und -sonaten sind dies die mit Sicherheit auf die Köthener Zeit datierbaren autografen Instrumentalkompositionen. Daneben sind noch einige Geburtstags- und Neujahrskantaten überliefert. Es gilt als sicher, dass Bach für den Hof eine beträchtliche Zahl an Konzerten und anderen Instrumentalkompositionen geschrieben haben muss, die aber weitgehend verschollen oder aber in späteren Bearbeitungen als Cembalokonzerte oder Kantatensätze erhalten sind.

Aus unbekannten Gründen schien sich Fürst Leopold in der Folgezeit von Bachs Ensemblemusik immer mehr abzuwenden, was diesen veranlasste, sich nach neuen Stellen umzusehen. Im September 1720 wurde die Organistenstelle zu St. Jacobi in Hamburg frei, um die sich Bach bewarb. Er wurde vom Hamburger Rat zum Probespiel zugelassen, sagte aber dann doch ab, wahrscheinlich weil die Übernahme der Stelle mit einer beträchtlichen Kaufsumme verknüpft war. Möglicherweise ist die Widmung der Brandenburgischen Konzerte vom 24. März 1721 für den Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg ebenfalls im Zusammenhang mit Bachs Suche nach einer neuen Stelle zu sehen. Durch den Tod Johann Kuhnaus am 5. Juni 1722 wurde in Leipzig die Stelle des Thomaskantors frei. Nach einem ersten Probespiel am 14. Juli wurde von den Bewerbern, zu denen Johann Friedrich Fasch (Kapellmeister am Hofe zu Anhalt-Zerbst) und Christian Friedrich Rolle (Musikdirektor in Magdeburg) zählten, Georg Philipp Telemann gewählt. Da Telemann aufgrund einer Gehaltserhöhung in Hamburg blieb, wurde eine zweite Kantoratsprobe anberaumt, bei der neben Bach Georg Friedrich Kauffmann aus Merseburg, der freiwillig zurücktrat, Johann Christoph Graupner (Kapellmeister in Darmstadt) und Balthasar Schott (Organist an der Neuen Kirche zu Leipzig) kandidierten. Bach führte am 7. Februar 1723 als Probestück die Kantaten Jesus nahm zu sich die Zwölfe, BWV 22, und Du wahrer Gott und Davids Sohn, BWV 23, auf. Gewählt wurde Graupner, der aber ablehnen musste, weil ihm vom hessischen Landgrafen die Entlassung verweigert wurde. Somit wurde Bach „als dritte Wahl“ Thomaskantor, ein Amt, das er bis zu seinem Tode behielt. Den Titel eines Fürstlich Köthenischen Kapellmeisters durfte Bach weiter führen, und er lieferte noch bis zum Tod Leopolds (1728) Musik zu den Festtagen des Fürstenhauses.

Leipzig

Fotografie der Thomasschule in Leipzig von 1896. Bachs Familie wohnte im linken Drittel des Hauses

Ende Mai 1723 nahm Bach seinen Dienst in Leipzig auf. Als Kantor und Musikdirektor war er für die Musik in den vier Hauptkirchen der Stadt verantwortlich. Dazu zählte die Vorbereitung einer Kantatenaufführung an jedem Sonntag und an den Feiertagen. Außerdem unterlag ihm der Musikunterricht in der Thomasschule. Die Internatsschüler waren verpflichtet, als Chorsänger die Gottesdienste mitzugestalten. Sein Deputat als Lateinlehrer, das mit seiner Stelle traditionell verbunden war, übertrug er gegen eine Geldzahlung an Siegmund Friedrich Dresig, den Konrektor der Schule.

Musik für die Kirche

Gleich nach seiner Ankunft fing Bach an, Kantaten für die jeweils anstehenden Aufführungen zu komponieren oder zu überarbeiten. Bei dieser systematischen Arbeit muss in den ersten beiden Jahren im Schnitt ungefähr ein Werk pro Woche entstanden sein, danach verlangsamte sich das Tempo. Insgesamt sind zwei vollständige Jahrgänge überliefert, der Nekrolog berichtet von drei weiteren[6] (siehe Bachkantate). Insgesamt sollen in dieser Zeit ca. 300 Kantaten entstanden sein.

Für Weihnachten 1723 schrieb Bach die zweite Fassung des Magnificat in Es-Dur mit den weihnachtlichen Einlagesätzen (die erste Fassung erklang ohne die später erstellten Einlagesätze schon am 2. Juli 1723 zu Mariä Heimsuchung), für den Karfreitag 1724 sein bis dahin umfassendstes Werk, die Johannespassion, für Weihnachten 1724 ein Sanctus. Wohl Anfang 1725 begegnete Bach dem Textdichter Christian Friedrich Henrici alias Picander, der schließlich den Text für die Matthäuspassion lieferte, die 1727 oder 1729 uraufgeführt wurde. Die Aufführungsbedingungen hatten sich in diesen ersten Leipziger Jahren insgesamt verschlechtert. Bach sah sich daher gezwungen, in einer Eingabe an den Rat der Stadt Leipzig vom 23. August 1730 seine Vorstellungen von der vokalen und instrumentalen Ausstattung einer „wohlbestallten Kirchen Music“ zu dokumentieren. Dieser „höchstnöthige Entwurff“ ist heute eine wichtige Quelle für die historische Aufführungspraxis seiner Werke. Bach bemühte sich in dieser Zeit, den Titel eines Hofkompositeurs in Dresden zugesprochen zu bekommen, da er unzufrieden war mit der Bezahlung, den hohen Lebenshaltungskosten und der Leipziger Obrigkeit, die Bachs Schaffen nicht in Bachs Sinn förderte, wie sich einem Brief von 1730 an seinen Jugendfreund Georg Erdmann entnehmen lässt.[13] Ab dem 19. November 1736 durfte er sich mit dem Titel eines „königlich polnischen und kurfürstlich sächsischen Hofkapellmeisters“ schmücken.[14] Der Titel, der mit keinen Privilegien oder gar Einkünften verbunden war, stärkte seine Position gegenüber den Leipziger Autoritäten.

Weltliche Musik

Zimmermannisches Caffee-Hauß (rechts), Ort der Musikalischen Concerten, oder Zusammenkünffte

1729 übernahm Bach die Leitung des 1701 von Telemann gegründeten Collegium musicum, die er bis 1741, vielleicht sogar bis 1746, behielt. Mit diesem studentischen Ensemble führte er deutsche und italienische Instrumental- und Vokalmusik auf, außerdem schrieb er dafür etliche seiner weltlichen Kantaten, wie z. B. Hercules am Scheidewege, die er „Dramma per la Musica“ oder „Dramma per Musica“ nannte und die strukturell der Oper nahestehen. In der Bauernkantate und der Kaffeekantate zeigt sich, dass er auch im humoristischen Genre schreiben konnte. Letztere wurde höchstwahrscheinlich im Zimmermannischen Caffee-Hauß in der Katharinenstraße 14 (1943 kriegszerstört) aufgeführt, in dem er mit dem Collegium musicum konzertierte. Wöchentlich einmal, während der Leipziger Messe sogar zweimal, wurden hier oder im dazugehörigen Kaffehausgarten abends solche „Musikalischen Concerten, oder Zusammenkünffte“ abgehalten. Sie gelten als Nachweis des erwachenden bürgerlichen Verlangens nach hochstehender musikalischer Unterhaltung in Leipzig.

Dem dienten auch die vielen Cembalokonzerte für bis zu vier Solisten, die zum größten Teil als neue Arrangements meist eigener Violin- oder Oboenkonzerte und Instrumentalsätze aus Kantaten, aber auch aus fremden Vorlagen (z. B. Vivaldi) entstanden. Als Solisten standen neben Bach selbst seine Söhne und Schüler zur Verfügung. In seiner gesamten Leipziger Zeit war Bach ein gesuchter Lehrer. Oft lebten die Schüler in seinem Haushalt. Ziel des Unterrichts war es, Musiker heranzubilden, die als Instrumentalisten und Komponisten den vielfältigen Aufgaben bei Hof, in der Kirche und im beginnenden bürgerlichen Musikleben gewachsen waren. Bachs Unterricht trug vor allem bei seinen Söhnen reiche Früchte. Für diesen Unterricht verwendete Bach ältere und neuere eigene Kompositionen. Viele davon fasste er zusammen und veröffentlichte sie als Clavierübung I, II, III und IV. Bereits in Weimar und in Köthen hatte Bach Huldigungskantaten für die Fürstenhäuser in Weimar, Weißenfels und Köthen sowie Festmusiken in Form von Kantaten zu verschiedenen Anlässen komponiert. In Leipzig entstanden weitere derartige Werke, wie 1725 für das Herzogtum Sachsen-Weißenfels seine Schäferkantate BWV 249a. Häufig verarbeitete Bach dabei ältere Vorlagen. Die Festmusiken und Huldigungskantaten galten dem Umkreis der Universität, den Kurfürsten von Sachsen, sonstigen Adligen und reichen Bürgern. Diese Kantaten wurden meist im Freien aufgeführt und mussten daher in Chor und Instrumentalkapelle stark besetzt sein. Das war vor allem gewährleistet, nachdem Bach das Collegium musicum übernommen hatte. Zur Verstärkung standen ihm die Musiker der musicalischen Stadt Compagnie zur Verfügung.

Etliche seiner Huldigungskantaten arbeitete Bach kurz nach ihrer Entstehung in geistliche Werke um. Diesem Parodieverfahren ist das Weihnachtsoratorium von 1734/1735 zu verdanken, das Himmelfahrtsoratorium von 1735 und das Osteroratorium. Durch Parodierung geistlicher Kantaten entstanden die sogenannten Lutherischen Messen, ebenso die Urfassung der h-Moll-Messe von 1733 (die sogenannte Missa), die nur das Kyrie und das Gloria umfasste. Nach Einreichung dieses Werks beim kurfürstlichen Hof in Dresden erhielt Bach am 19. November 1736 die ersehnte Nachricht, sich Compositeur bey Dero Hoff-Capelle nennen zu dürfen, allerdings nicht den erhofften Ruf, fortan in der Residenzstadt Dresden zu wohnen und zu wirken.

Die letzten Jahre

Autograph des Endes der unvollendeten letzten Fuge aus der Kunst der Fuge mit C. Ph. E. Bachs Zusatz: „NB ueber dieser Fuge, wo der Nahme BACH im Contrasubject angebracht worden, ist der Verfaßer gestorben.“

In den 1740er Jahren scheint sich Bach weitgehend von Neukompositionen für die Kirche und für das Collegium musicum zurückgezogen haben. Im Mai 1747 besuchte er auf Einladung Friedrichs des Großen, in dessen Hofkapelle Carl Philipp Emanuel Bach angestellt war, Potsdam und Berlin und improvisierte auf den dortigen Pianoforti und Orgeln. Er versprach, ein ihm vom König vorgegebenes Thema in einer Fuge auszuführen und in Kupfer zu stechen. Aus diesem Versprechen wurde das Musikalische Opfer, eine Sammlung von zwei Fugen (drei- und sechsstimmig), zehn Kanons und einer Triosonate, alle über das gleiche Thema.

Einige canonische Verænderungen über das Weynacht-Lied: Vom Himmel hoch da komme ich her vor die Orgel mit 2. Clavieren und dem Pedal lautet der Titel eines Variationenwerkes, das Bach zu seinem Eintritt 1747 in die von Lorenz Christoph Mizler gegründete Correspondierende Societæt der musikalischen Wissenschaften einreichte. Es gilt als bedeutendes kontrapunktisches Spätwerk Bachs. Ein weiterer kontrapunktischer Werkzyklus ist die Kunst der Fuge, deren erste Reinschrift Bach 1742 abschloss, die er aber danach bis 1749 umfassend ergänzte und überarbeitete. Die Sammlung von einfachen Fugen, Gegenfugen, Spiegelfugen, Fugen mit mehreren Themen und Kanons stellt ein Kompendium der Techniken der Fugenkomposition dar. Ebenfalls in Bachs letzte Jahre fällt die Vollendung der h-Moll-Messe unter Verwendung der Missa von 1733, des Sanctus von 1724 und anderer älterer Kompositionen.

Abkündigung vom 31. Juli 1750
Grab Johann Sebastian Bachs in der Thomaskirche

In seinen letzten Jahren litt Bach an einer Augenkrankheit. Auch über motorische Störungen im rechten Arm und damit in der Schreibhand wird berichtet. Ab 1749 sind keine eigenhändigen Schriftstücke von ihm mehr erhalten. Die letzte bekannte Unterschrift stammt vom 6. Mai 1749. Seine Frau Anna Magdalena oder sein Sohn Johann Christian unterschrieben für ihn seitdem alle Dokumente. Das von Natur aus schlechte Sehvermögen ließ so stark nach, dass sich Bach von dem schon damals umstrittenen Okulisten (Starstecher) John Taylor operieren ließ, der vom 4. bis zum 7. April 1750 in Leipzig weilte. Komplikationen erforderten eine Nachoperation. Kurzzeitig konnte Bach wieder sehen, ihn traf aber einige Tage vor seinem Tod ein Schlaganfall. Bach starb am 28. Juli 1750. Im hauptsächlich von Carl Philipp Emanuel Bach und Johann Friedrich Agricola verfassten, 1751 fertiggestellten und 1754 veröffentlichten Nekrolog heißt es zu Bachs Krankheit und Tod:[6]

„Sein von Natur etwas blödes Gesicht [d. h: „schwaches Sehvermögen“], welches durch seinen unerhörten Eifer in seinem Studieren […] noch mehr geschwächt worden, brachte ihm, in seinen letzten Jahren, eine Augenkrankheit zu Wege. Er wollte dieselbe […] durch eine Operation heben lassen. Doch diese […] lief sehr schlecht ab. Er konnte nicht nur sein Gesicht nicht wieder brauchen; sondern sein, im übrigen gesunder Cörper, wurde auch zugleich dadurch, und durch hinzugefügte Medicamente, und Nebendinge, gäntzlich über den Haufen geworfen: so daß er darauf ein völliges halbes Jahr lang, fast immer kränklich war. Zehn Tage vor seinem Tod schien es sich gähling mit seinen Augen zu bessern: so daß er einsmals des Morgens ganz gut wieder sehen, und auch das Licht wieder vertragen konnte. Allein wenige Stunden darauf, wurde er von einem Schlagflusse überfallen; auf diesen folgte ein hitziges Fieber, an welchem er […] am 28. Julius 1750, des Abends nach einem Viertel auf 9 Uhr, im sechs und sechzigsten Jahre seines Alters, auf das Verdienst seines Erlösers sanft und seelig verschied.“

Die neuere Bachforschung hält es allerdings auch für möglich, dass eine zunehmende Zuckererkrankung die Ursache für Bachs nachlassendes Sehvermögen und den Schlaganfall war.

Nach zweimaliger Umbettung befindet sich sein Grab heute in der Leipziger Thomaskirche.

Wohnorte von J. S. Bach

  
Die Wohnorte von Johann Sebastian Bach

Musikalisches Schaffen

Überblick

Der Tag der ist so freudenreich, BWV 605, aus dem Orgelbüchlein, nicht später als 1713, obligate Pedalstimme im zweiten System, am unteren Rand Fortsetzung als Orgeltabulatur
Nun komm der Heyden Heyland, BWV 660a, abgeheftet in der Leipziger Handschrift, aber aus der Weimarer Zeit, kaum vor 1714, obligate Pedalstimme in eigenem, drittem System

Bach – ein Autodidakt im Komponieren

Glaubt man Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel Bach, dann betrachtete sich Bach im Komponieren als Autodidakt. Es gab keinen verbürgten Kompositionsunterricht. Die Unterweisung bei seinem Bruder in Ohrdruf „mag wohl einen Organisten zum Vorwurf gehabt haben u. weiter nichts“ (C. Ph. E. Bach 1775). Später wäre Bachs Aufenthalt bei Buxtehude eine mehrmonatige Gelegenheit gewesen, unterrichtet zu werden, doch gibt es dazu keinerlei Belege. Dass Bach als Autodidakt zum bedeutenden Komponisten reifte, war möglich, weil er von Jugend auf die Werke der unterschiedlichsten Komponisten durchstudierte und aus ihnen lernte. Das geschah durch Hören, Lesen, Abschreiben, Transkribieren, Bearbeiten und Nachahmen der Musik sowie durch die Übernahme von kompositorischen Mitteln, Formen und Gattungen.

„Der seelige hat durch eigene Zusätze seinen Geschmack gebildet. […] Blos eigenes Nachsinnen hat ihn schon in seiner Jugend zum reinen u. starcken Fughisten gemacht. […] Durch die Aufführung sehr vieler starcken Musiken, […] ohne systematisches Studium der Phonurgie hat er das arrangement des Orchesters gelernt.“

C. Ph. E. Bach: Nekrolog, 1754[6]

In Bachs vielfältigem Werk treffen sich Einflüsse aus der Musik Mittel-, Nord- und Süddeutschlands bzw. Österreichs sowie Frankreichs und Italiens. Zu beachten ist dabei, dass sich die regionalen Traditionen gegenseitig beeinflusst haben. So enthalten die deutschen Traditionen auch italienische und französische Überlieferungen und Stilmittel. Daher sind manche Kompositionen nicht eindeutig zuzuordnen. Kenntnisse über die musikalischen Einflüsse vermitteln Bachs Abschriften und Erwerbungen von Werken anderer Komponisten, Bachs Transkriptionen und Bearbeitungen (z. B. von Vivaldi), schriftliche und mündliche Erwähnungen durch Bach und seinen Umkreis, Berichte und Rezensionen des 18. Jahrhunderts und stilkritische Untersuchungen der Musikwissenschaft der Werke Bachs und seiner Schüler

Im Einzelnen kann man die folgenden Einflüsse in Bachs Werken feststellen:[15]

Manche berühmte Musiker, die Bach teilweise persönlich kannte, sind nicht eindeutig zuzuordnen. Sie hatten selbst unterschiedlichste Musik verarbeitet und Bach mit ihren Werken beeinflusst, so etwa Jan Dismas Zelenka, Johann Mattheson, Georg Philipp Telemann, Reinhard Keiser und Georg Friedrich Händel. Ob Bach auch Anregungen seiner Söhne Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuel aufnahm, ist nicht gesichert, aber zu vermuten. Dass manche Kompositionen der beiden ältesten Bachsöhne als Werke des Vaters galten und umgekehrt, deutet darauf hin.

Die musikalischen Gattungen

Siehe auch: Bach-Werke-Verzeichnis

Bach eignete sich bei seiner Arbeit an den verschiedenen Wirkungsstätten unter dem Einfluss der oben genannten Komponisten nach und nach die unterschiedlichsten Gattungen, Kompositionsstile und Musizierweisen an. Diesem Ziel galten auch einige von Bachs Reisen. Mit Ausnahme der Oper komponierte Bach Werke in allen zu seiner Zeit verbreiteten musikalischen Gattungen.

Vokalmusik
Autograph der ersten Seite der Johannes-Passion (BWV 245)

Siehe auch: Kantaten (Bach)

Von Bach sind rund 200 Kirchenkantaten überliefert. In seinen Kantaten und Passionen griff Bach häufig auf populäre Choräle des evangelischen Kirchengesangbuches zurück. Eine größere Anzahl seiner Werke, vor allem aus der frühen Schaffenszeit, gilt als verschollen. Laut Nekrolog[6] komponierte Bach fünf Passionen, erhalten sind aber nur die Johannes- und Matthäuspassion. Verschollen ist eine Markuspassion (deren Libretto erhalten ist, so dass teilweise Rekonstruktionen versucht wurden). Es existiert eine um 1730 entstandene Lukaspassion, die zum Teil mit der Handschrift Bachs niedergeschrieben ist. Die heutige Musikwissenschaft geht aber davon aus, dass es sich dabei um Bachs Kopie des Werks eines anderen Komponisten handelt. Das fünfte Werk dürfte eine einchörige Variante der Matthäus-Passion sein. Daneben zählen zu seinen Vokalkompositionen einige weltliche Kantaten (die bekanntesten sind die Jagdkantate und die „Kaffee-Kantate“ (BWV 211)), zahlreiche Motetten, mehrere Messen, ein Magnificat, drei Oratorien, mehrere Dramma per Musica, sowie Choräle, Arien und geistliche Lieder.

Instrumentalmusik

An Instrumentalmusik sind von Bach zahlreiche Orgelwerke überliefert. Dazu zählen Präludien und Fugen, Fantasien, Toccaten, eine Passacaglia, eine Pastorella, Triosonaten, Orgelchoräle, Choralvorspiele, Choralbearbeitungen, Choralpartiten, Choralvariationen, Concerto. An Klavier und Cembalomusik komponierte er Inventionen, Duette, Sinfonien, Suiten, Partiten, Fantasien, Ouvertüren, Themata mit Variationen, Präludien oder Fantasien mit zugehörigen Fugen, Toccaten, Sonaten, sowie Klavierkonzerte für 1, 2, 3 und 4 Solisten, zum Teil als Bearbeitungen der Werke anderer Komponisten. An Musik für Laute solo sind Suiten, Präludien und Fugen überliefert, außerdem für Violoncello 6 Suiten, für Violine mehrere Sonaten und Partiten.

Im Bereich der Kammermusik komponierte Bach Triosonaten mit Basso Continuo, Solosonaten mit obligatem Cembalo und an Orchestermusik mehrere Concerto grosso (mit bis zu 4 Solostimmen), sowie 4 Ouvertüren (Orchestersuiten).

Besonders bekannte Werke

Bach-Werke-Verzeichnisse

Johann Sebastian Bachs musikalische Werke sind in Wolfgang SchmiedersBach-Werke-Verzeichnis“ (BWV) katalogisiert. Ein neueres, aber weniger gebräuchliches Verzeichnis ist das „Bach-Compendium“ der Musikwissenschaftler Hans-Joachim Schulze und Christoph Wolff.

Bach und der Begriff „musikalische Wissenschaft“

Bach sah sich selbst in erster Linie als Musikgelehrten, der Werke musikalischer Wissenschaft erstellte. Den Kernpunkt der musikalischen Wissenschaft bildet in Bachs Verständnis das alte Aristotelische Prinzip der Kunst als Nachahmerin der Natur: ars imitatur naturam. Für Bach lag die Kunst zwischen der realen Welt – der Natur – und Gott, der diese reale Welt ordnete. Folglich nimmt die musikalische Ordnung – harmonia in der Terminologie der Bach-Zeit – Bezug auf die Ordnung der Natur und ihren göttlichen Ursprung. Der „Traum von der Einheit der Wissenschaften“ reizte Bach nicht weniger als die führenden Köpfe und Denker seiner Zeit, und so folgte er seinem eigenen empirischen Weg, indem er die „verstecktesten Geheimnisse der Harmonie in die künstlichste Ausübung“ brachte, indem er die bis dahin bekannten Grenzen der Komposition und der musikalischen Darstellung im Ausmaß und im Detail aufhob und erweiterte.[16]

Im Jahre 1750 zog Johann Friedrich Agricola in einem Brief eine Parallele zwischen Bach und Newton, in welchem er betont, dass Bachs Musik am besten von Musikkennern geschätzt werden könne und äußerte: „Nicht alle Gelehrte sind vermögend einen Neuton zu verstehen; aber diejenigen, die es in den tiefsinnigen Wissenschaften so weit gebracht haben, daß sie ihn verstehen können, finden hingegen ein desto größeres Vergnügen und einen wahren Nutzen, wenn sie seine Schriften lesen.“

Einfluss auf Musiktheorie, Spieltechnik und Instrumentenbau

Die Orgel der Wenzelskirche in Naumburg wurde durch Bach und Gottfried Silbermann geprüft und abgenommen
Reisen von 1701 bis 1721
Reisen von 1723 bis 1747

Bach hat auf vielen Gebieten der Musik Bedeutendes geschaffen und zur Weiterentwicklung musikalischer Formen und der Musiksprache beigetragen. Einige seiner Werke überschreiten den tradierten Formenkanon weit. Er galt schon den Zeitgenossen als bedeutender „Harmonist“, der die Möglichkeiten der Dur/Moll-Tonalität durch den gesamten Quintenzirkel ausschöpfte wie vor ihm keiner. Vermutlich angeregt durch die verschiedenen Temperierungen von Andreas Werckmeister komponierte Bach sein Wohltemperiertes Klavier, dessen Popularität später der wohltemperierten Stimmung zum Durchbruch verhalf. Bach ging es darin – wie es Kirnberger beschrieben hat – unter anderem darum, die von der Temperierung abhängige Vielfalt tonartbezogener Affekte darzustellen und zu lehren. In Bachs Werken werden neue Wege der Harmonik beschritten (z. B. Chromatische Fantasie und Fuge). Die kontrapunktische Technik der Komposition und die Technik des Fugensatzes brachte er zu meisterhafter Beherrschung (z. B. in der Kunst der Fuge). Seine polyphone Kompositionstechnik fand ihren Niederschlag in zahlreichen Instrumental- und Vokalwerken.

Neben seiner Wirkung als Musiker und Komponist hatte Bach auch Einfluss auf die praxisbezogene Musiktheorie, die später vor allem in den Schriften Johann Philipp Kirnbergers erfasst wurde. Er selbst beherrschte mehrere Instrumente (Orgel, Klavier/Cembalo, Violine, Bratsche, und möglicherweise noch weitere) und kannte die technischen Möglichkeiten dieser Instrumente aus eigener Erfahrung. Bach war außerdem an den technischen Aspekten des Instrumentenbaus sehr interessiert und setzte sich für die Weiter- und Neuentwicklung von Musikinstrumenten ein. Dies war auf eine Erweiterung der kompositorischen Mittel ausgerichtet. Die Viola pomposa ist seine Erfindung. Bei den Tasteninstrumenten interessierten ihn besonders klangliche Neuentwicklungen. Er beschäftigte sich zum Beispiel mit deren Temperierung, bei den Orgeln mit deren Klangdisposition und mechanischen Qualitäten. Ein Beispiel ist Bachs Disposition der neüen reparatur des Orgelwercks ad D: Blasii (Mühlhausen 1708). Bach hatte einen ausgezeichneten Ruf als Orgelgutachter. Bei zahlreichen Orgelneu- und umbauten wurde er hinzugezogen, so beispielsweise 1716 in Halle (Cuntzius-Orgel der Liebfrauenkriche), 1717 in der Leipziger Paulinerkirche (Scheibe-Orgel), 1723 in Störmthal (Hildebrandt-Orgel), 1724 in Gera (Fincke-Orgel der Salvatorkirche),1739 Altenburg (Trost-Orgel der Schloßkirche), 1743 Johanniskirche Leipzig (Scheibe-Orgel), 1743–1746 Naumburg (Hildebrandt-Orgel in der Wenzelskirche) und weiteren.[17] Mit bedeutenden Orgelbauern wie Gottfried Silbermann war er persönlich bekannt und als Orgel-Fachmann, der sich mit technischen Details auskannte, respektiert. Er unterstützte Silbermann in der Entwicklung des Pianofortes, das in Bachs späten Jahren nach einem Bericht seines Schülers Johann Friedrich Agricola „von ihm völlige Gutheißung erlangte“.[18]

Daneben wird Bach häufig als Mitbegründer der Spieltechnik mit dem Daumen als vollwertigem Spielfinger bei den Tasteninstrumenten genannt. Diese Technik ermöglichte eine neue Virtuosität und einen eleganten vielstimmigen Vortrag. „Er hatte sich eine eigene Fingerordnung ausgesonnen, daß es ihm nicht schwer fiel, die größten Schwierigkeiten mit der fließensten Leichtigkeit herauszubringen … Man … weiß, daß es dabey hauptsächlich auf den Gebrauch des Daumens ankömmt…“.[19]

Bachs Persönlichkeit

Verhältnis zur Religion

Bachs Musik gilt heute als Höhepunkt der lutherischen Kirchenmusik und als „musikalischer Ausdruck der Reformation“. Der schwedische Bischof Nathan Söderblom ging so weit, ihn 1929 als „fünften Evangelisten“ zu bezeichnen. Von Bach selbst sind nur sehr wenige Selbstzeugnisse über seine religiösen Auffassungen überliefert.[20] Unter den 52 theologischen Büchern und Erbauungsschriften aus seinem Nachlass[21] befanden sich die Werke Martin Luthers, die Schriften orthodox-lutherischer Theologen wie Abraham Calov (mit handschriftlichen Vermerken Bachs), Johannes Olearius, Heinrich Müller, August Pfeiffer, Erdmann Neumeister aber auch Schriften der Pietisten Philipp Jacob Spener (Eyfer wider das Papstthum) und Johann Jakob Rambach (Betrachtung über die Thränen Jesu).[22] Nach Bachs Auffassung hatte Musik zwei wesentliche Zwecke:

„… und soll wie aller Music […] Finis und End Ursache anders nicht, als nur zu Gottes Ehre und Recreation des Gemüths seyn.“

J. S. Bach: Vorschriften und Grundsätze zum vierstimmigen spielen des General-Bass oder Accompagnement für seine Scholaren in der Music. 1738[23]

Die wenigen schriftlichen Äußerungen (meist Anmerkungen in seinen theologischen Büchern), die von Bach erhalten sind, weisen ihn als gläubigen Lutheraner aus. Allerdings spricht einiges dafür, dass sein Verhältnis zur Religion ein nicht zu engstirniges gewesen ist. Als junger Mann wurde er in Arnstadt einmal vom Konsitorium verwarnt, weil er während einer längeren Predigt den Gottesdienst verlassen hatte und in eine Weinstube eingekehrt war.[24] In Köthen hatte er ein enges persönliches Verhältnis zu seinen herzoglichen Dienstherrn, obwohl dieser Calvinist und nicht Lutheraner war. In seiner Leipziger Zeit komponierte er die h-Moll-Messe für den katholischen Dresdner Hof.

Bachs Verhältnis zu anderen Komponisten

Mit anderen komponierenden Zeitgenossen pflegte Bach einen respektvollen Umgang. Abfällige oder geringschätzige Bemerkungen über andere Komponisten, wie sie beispielsweise von Mozart bekannt sind, sind von Bach nicht überliefert (allerdings gibt es auch insgesamt weit weniger überlieferte Zeugnisse von Bach als von Mozart). Er scheint die Werke anderer Komponisten mit unvoreingenommenem Interesse studiert und sie als Künstler-Kollegen respektiert zu haben. Dafür sprechen seine Offenheit für Anregungen aus den verschiedensten musikalischen Richtungen und seine zahlreichen Bearbeitungen fremder Werke. Auch in den Jahren, als er längst eine eigene Tonsprache entwickelt hatte schrieb er immer noch ganze Kantaten beispielsweise von Telemann ab, um sie zu studieren. Als Bach 1719 hörte, dass sich Georg Friedrich Händel in seiner Geburtsstadt Halle aufhielt machte er sich unverzüglich von Köthen aus auf den Weg in das nur wenige Meilen entfernte Halle um den gleichaltrigen, als Komponisten wesentlich berühmteren Musikerkollegen zu treffen. Er musste nach seine Ankunft aber feststellen, dass Händel schon wieder Richtung England abgereist war. Auch ein weiterer Versuch Händel bei einem Aufenthalt in Halle im Jahr 1729 zu treffen, bei dem Bach wegen Krankheit verhindert war und deswegen durch seinen Sohn Wilhelm Friedemann eine Einladung nach Leipzig überbringen ließ, scheiterte, letztlich wohl am Desinteresse Händels.

Nachwirkung und Rezeption

Rezeption zu Lebzeiten

Zu seinen Lebzeiten fand Bachs kompositorisches Schaffen nur eingeschränkt Beachtung, verglichen etwa mit dem seiner Zeitgenossen Georg Friedrich Händel oder Georg Philipp Telemann. Allerdings war er sicher auch kein „verkanntes Genie“, sondern Musikkennern europaweit ein Begriff.[25][26] Nach seinem Tod erschien im selben Band von Mitzlers Musikalischer Bibliothek, in dem 1754 auch der Nekrolog abgedruckt wurde, eine Aufzählung der „berühmtesten deutschen Musiker“. Die dort gewählte Reihenfolge ist die folgende: 1. Hasse, 2. Händel, 3. Telemann, 4. die beiden Graun, 5. Stölzel, 6. Bach, 7. Pisendel, 8. Quantz und 9. Bümler.[27] Europaweit bekannt war Bach zu Lebzeiten vor allem als Organist und Cembalovirtuose sowie als Meister der Improvisation. Der Musikkritiker Johann Adolf Scheibe schrieb 1737 über Bachs Fähigkeiten als Virtuose:

„Ich habe diesen großen Mann unterschiedliche Male spielen hören. Man erstaunet bei seiner Fertigkeit, und man kann kaum begreifen wie es möglich ist, daß er seine Finger und seine Füße so sonderbar und so behend ineinanderschrenken, ausdehnen und damit die weitesten Sprünge machen kann, ohne einen einzigen falschen Ton einzumischen oder durch eine so heftige Bewegung den Körper zu verstellen.“

J. A. Scheibe: Der Critische Musicus, Sechstes Stück, Hamburg, 14. Mai 1737[28]

An die überragende Improvisationskunst Bachs konnte sich Friedrich der Große noch 27 Jahre nach dessen Besuch in Potsdam gut erinnern:

« Entre autres choses, [Frédéric II] me parle de la musique et d’un grand organiste nommé [Carl Phillip Emanuel] Bach, resté pendant un certain temps à Berlin. Cet artiste est doté d’immenses talents, supérieurs à ce que Je n’ai jamais entendu ou imaginé, pour ce qui est de la profondeur de la connaissance de l’harmonie et de la puissance de l’interprétation. Néanmoins, ceux qui ont connu son père pensent que son fils ne l’égale pas ; le roi s’accorde avec ce jugement et, pour le prouver, une personne chante pour moi [le thème d’] une fugue chromatique qu’il avait donné au vieux Bach et sur laquelle devant lui il avait improvisé une fugue à 3, puis à 4 et enfin à 5 voix. »

„Unter anderem sprach [Friedrich II.] mit mir über Musik und einen großen Organisten namens [Carl Phillip Emanuel] Bach, der eine Zeit lang in Berlin gewesen war. Dieser Künstler war mit erstaunlichem Talent ausgestattet, so überragend, wie ich es nie gesehen oder mir hätte vorstellen können und zwar in Bezug auf die Tiefgründigkeit, das Harmonieverständnis und die Stärke der musikalischen Ausführung. Nichtsdestoweniger meinen diejenigen, die noch seinen Vater gekannt haben, dass sein Sohn es ihm nicht hätte gleichtun können; der König stimmte dem zu und um es zu beweisen spielte er mir [das Thema] einer chromatischen Fuge vor, das er dem alten Bach gegeben hatte, woraufhin er erlebte wie dieser eine Fuge zu 3, danach 4 und schließlich 5 Stimmen darüber improvisierte.“

Gottfried van Swieten (österreichischer Gesandter in Berlin): Brief an Graf Kaunitz vom 26. Juli 1774[29]

Tradierung durch Söhne und Schüler

Nach Bachs Tod bestand zunächst kaum ein Verlangen, seine Werke weiterhin aufzuführen. Der Musikgeschmack der Zeit sehnte sich nach einem „natürlichen“ und „empfindsamen“ Musikstil. Bachs Musik wurde vielfach als künstlich und unnatürlich empfunden. In den Worten des schon zitierten Scheibe:

„Dieser große Mann würde die Bewunderung ganzer Nationen sein, wenn er mehr Annehmlichkeit hätte und wenn er nicht seinen Stücken durch ein schwülstiges und verworrenes Wesen das Natürliche entzöge und ihre Schönheit durch allzugroße Kunst verdunkelte. Weil er nach seinen Fingern urteilt, so sind seine Stücke überaus schwer zu spielen; denn er verlangt die Sänger und Instrumentalisten sollen durch ihre Kehle und Instrumente eben das machen, was er auf dem Klavier spielen kann. Dieses aber ist unmöglich. […] man bewundert […] die beschwerliche Arbeit und eine ausnehmende Mühe, die doch vergebens angewandt ist, weil sie wider die Vernunft streitet.“

J. A. Scheibe: Der Critische Musicus, Sechstes Stück, Hamburg, 14. Mai 1737[28]

Auch die meisten Thomaskantoren des ausgehenden 18. Jahrhunderts kümmerten sich wenig um die Aufführung und Bewahrung der Kompositionen ihres Vorgängers. Das Andenken an Bach pflegten außer einigen Musikliebhabern[30] vor allem seine von ihm unterrichteten Söhne, die selbst Komponisten geworden waren. Allerdings beschritten sie durchaus eigene Wege.

Ein weiterer Sohn, Johann Gottfried Bernhard Bach, bereitete dem Vater überwiegend Sorgen. Er verschwand 23-jährig plötzlich unter Hinterlassung eines Schuldenberges von seiner Organistenstelle in Sangershausen und starb schon ein Jahr später 1739 in Jena an „hitzigem Fieber“.

Während seiner gesamten Schaffenszeit war Bach als Instrumental- und Kompositionslehrer tätig, insgesamt 81 Schüler sind nachweisbar. Die Schüler lebten, oft über lange Zeit, im Haushalt der Familie und nahmen später wichtige Kapellmeister- und Kantorenposten ein. Sie waren es, die neben seinen Söhnen Bachs Namen und musikalischen Nachlass auch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebendig erhielten. Bekannte Schüler Bachs waren Johann Ludwig Krebs und Johann Philipp Kirnberger,[31] der Bachs Kompositionslehre und Wohltemperierte Stimmung weitergab. Dadurch wurden zwar etliche Kompositionen Bachs zu Lehrwerken für spätere Komponisten wie den jugendlichen Ludwig van Beethoven, wurden aber dennoch in den ersten achtzig Jahren nach Bachs Tod kaum öffentlich aufgeführt.

Einwirkung auf die Wiener Klassiker

Haydn und Mozart meinten zunächst Carl Philipp Emanuel Bach, wenn sie von Bach sprachen. Ihnen, vor allem Joseph Haydn, war dieser entscheidender Anreger auf dem Weg zu einem eigenen Stil. Mozart wurde außerdem durch die Musik Johann Christian Bachs, den er 1764/65 auf eine Konzertreise als „Wunderkind“ in London kennengelernt hatte, beeinflusst. Johann Sebastian Bach trat erst spät in beider Bewusstsein.[32]

Ab April 1782 lernte Wolfgang Amadeus Mozart im Hause Gottfried van Swietens neben Werken von Händel auch Werke von Bach kennen. Mozart studierte vor allem Bachs Klavierfugen durch und eignete sich systematisch deren Kompositionstechniken an.

„Ich gehe alle Sonntag um 12 Uhr zum Baron van Swieten und da wird nichts gespielt als Händl und Bach – ich mach mir eben eine Collection von den bachischen Fugen – sowohl Sebastian als Emanuel und Friedemann Bach […] Dann auch von den Händlischen.“

W. A. Mozart: Brief aus Wien an den Vater Leopold Mozart in Salzburg vom 10. April 1782[33]

1789 hörte Mozart bei einem Besuch in der Thomaskirche Bachs Motette „Singet dem Herrn ein neues Lied“ (BWV 225). Außerordentlich beeindruckt, vertiefte er sich in diese und andere Partituren Bachs. Die Spuren dieser Begegnung sind eine spontan komponierte Gigue und vermehrt polyphone Setzweisen in Mozarts späterem Schaffen.

Ludwig van Beethoven studierte bereits als Kind Klavierwerke J. S. Bachs. Sein Bonner Lehrer Christian Gottlob Neefe schrieb 1783 in Cramers Magazin der Musik über ihn: „Er spielt sehr fertig und mit Kraft das Clavier, ließt sehr gut vom Blatt, und um alles in einem zu sagen: Er spielt größtentheils das wohltemperirte Clavier von Sebastian Bach“. Beethoven setzte sich besonders in seinen späten Werken mit auf Bach fußenden polyphonen Techniken, vor allem mit der Fuge, auseinander, so z. B. in der Klaviersonate op. 110 und in den Diabelli-Variationen sowie in seinen Streichquartetten op. 127, op. 130, op. 131, op. 132 und op. 133 (Große Fuge).

Wiederbelebung im 19. Jahrhundert

Der erste markante Wendepunkt in der Wahrnehmung und Wertschätzung des Bachschen Werks ist die Bach-Biografie Johann Nikolaus Forkels (1749–1818). Forkel war Universitätsmusikdirektor in Göttingen und zugleich Musikhistoriker. Er hatte noch die beiden Bach-Söhne C. P. Emanuel und Wilhelm Friedemann persönlich gekannt und einen wesentlichen Teil seiner Informationen über sie bezogen. In der Vorrede zur 1802 erschienenen Biografie appellierte er an den nationalen Sinn:

„Die Erhaltung des Angedenkens an diesen großen Mann ist nicht bloß Kunstangelegenheit, sie ist Nationalangelegenheit.“

J. N. Forkel: Ueber Johann Sebastian Bachs Leben, Kunst und Kunstwerke[34]

Im Schlußsatz der Biografie wird Bach enthusiastisch als der „größte musikalische Dichter und der größte musikalische Deklamator, den es je gegeben hat und den es wahrscheinlich je geben wird“ bezeichnet.

Dem damals erst 20-jährigen Schüler Carl Friedrich Zelters, Felix Mendelssohn Bartholdy, gebührt das Verdienst, mit der Wiederaufführung der Matthäus-Passion in einer verkürzten Fassung am 11. März 1829 mit der 1791 gegründeten Sing-Akademie zu Berlin J. S. Bach fast achtzig Jahre nach seinem Tod wieder einer breiten Öffentlichkeit ins Bewusstsein gerückt zu haben. Er gab damit einen enormen Anstoß für die Publizität der Bachschen Musik. Die um 1810 geborene Generation romantischer Komponisten erlebte Bachsche Kompositionen als poetische Musik und nahm sie sich vielfältig zum Vorbild. Für Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847), Robert Schumann (1810–1856) und Frédéric Chopin (1810–1849), ja selbst für Franz Liszt (1811–1886) waren Bachs Werke eine wichtige Voraussetzung für das eigene Schaffen. Mendelssohn Bartholdy, Chopin und Liszt waren es neben Adolf Henselt, Ferdinand Hiller, Ignaz Moscheles, Clara Schumann, Sigismund Thalberg und vielen Lisztschülern, die Klavierwerke Bachs in ihre Konzertprogramme aufnahmen. Besonders das Konzert für drei Klaviere d-Moll (BWV 1063) und das Solokonzert d-Moll (BWV 1052) wurden häufig aufgeführt und machten das bürgerliche Konzertpublikum mit dem Instrumentalwerk Bachs bekannt. All das war freilich weit entfernt von einer historischen Aufführungspraxis. Die Musical Times schrieb im Januar 1848 in einem Nachruf auf Mendelssohn:

„Never shall we forget the triumphant cadence with which he concluded Bach’s concerto for three harpsichord’s, following Moscheles and Thalberg. He alone knew the style: it was the pedal solo of an organ fugue in double octaves. What gigantic power he put into these things! The beauty of the exhibition, and, indeed, of the numerous demonstrations made by Mendelssohn in honour of Bach, was that he announced himself the disciple of a master contemned by ignorance and prejudice.“

„Niemals werden wir die triumphale Kadenz vergessen, mit der er Bachs Konzert für drei Cembali im Anschluss an Moscheles und Thalberg beendete. Er allein beherrschte diesen Stil: es war das Pedalsolo aus einer Orgelfuge in Doppeloktaven. Welche gigantische Kraft er da hinein steckte! Die Schönheit der Einleitung und so auch der vielfachen Ausführungen durch Mendelssohn zur Ehre Bachs, zeigte, dass er sich selbst als den Schüler eines Meisters ansah, der lange durch Unwissenheit und Vorurteil geringgeschätzt wurde.“

The Musical Times: Felix Mendelssohn 1809–1847, Januar 1848[35]

Schumann schrieb über die Aufführung der Matthäuspassion in Düsseldorf:

„Der Bedeutung des Werkes halber, das wir gestern aufgeführt, eines über hundert Jahre wohl vergrabenen Schatzes, wäre es wünschenswerth, das auch in weiteren Kreisen davon bekannt würde. […] Dass die Aufmerksamkeit der deutschen Kunstwelt auf dieses, eins der tiefsinnigsten und vollendetsten Werke Bach’s hingelenkt würde, dazu möchte auch ich beitragen …

Robert Schumann: Brief an Wolfgang Müller von Königswinter, Düsseldorf, 14. April 1851[36]

Schließlich war das Publikum ab der Mitte des 19. Jahrhunderts mit Bachs Instrumentalmusik besser vertraut als mit den geistlichen Werken, einschließlich der Passionen. Im Jahr 1850 wurde unter Beteiligung von Schumann, Liszt, Ignaz Moscheles, Louis Spohr, Otto Jahn, Carl von Winterfeld, Siegfried Wilhelm Dehn, Karl Ferdinand Becker und dem Thomaskantor Moritz Hauptmann in Leipzig die Bach-Gesellschaft gegründet, die das Ziel hatte, die Werke Bachs in einer Gesamtausgabe herauszugeben. Auch Johannes Brahms (1833–1897), dessen musikalischer Historismus sich auf J. S. Bach gründete, war maßgeblich an dieser ersten Gesamtausgabe von Bachs Werken beteiligt. Mit Beendigung dieser Aufgabe im Jahr 1900 löste sich die Bach-Gesellschaft satzungsgemäß wieder auf, zugleich konstituierte sich auf Initiative von Hermann Kretzschmar und unter Mitwirkung von Oskar von Hase, Martin Blumner, Siegfried Ochs, Joseph Joachim, Franz Wüllner und dem Thomaskantor Gustav Schreck die Neue Bachgesellschaft.

Im 20. und 21. Jahrhundert

Dennoch erlebten Bachs Kompositionen erst im 20. Jahrhundert eine systematische Pflege im öffentlichen Musikleben und in der Musikwissenschaft.

Die Werke Bachs wurden in den letzten 30 Jahren zunehmend Gegenstand der Historischen Aufführungspraxis. Sie hat vielen Interpreten und Hörern einen neuen Zugang zu seiner Musik ermöglicht. Einen Anfang dazu hatte bereits 1903 Wanda Landowska mit ihrem ersten öffentlichen Cembalo-Recital gemacht und mit ersten Schallplattenaufnahmen 1923 und der Gründung der École de Musique Ancienne im Jahre 1925 den Weg zum „Originalklang“ geebnet. Im 20. Jahrhundert erfuhr das Werk Bachs auch eine Reihe populärer Adaptionen. Viele davon sind trivial und ohne größeren Wert, aber es gab auch ernsthaftere Annäherungen – so von Jacques Loussier mit seinem Projekt Play Bach und von Walter Carlos, der mit seinem Moog-Synthesizer eine neue klangliche Perspektive auf Bachs Werk eröffnete.

Ehrungen

Denkmäler und Gedenktafeln

Das Bachhaus in Eisenach dient heute als Museum, es ist aber nicht Bachs Geburtshaus.
Das alte Bachdenkmal in Leipzig aus dem Jahr 1843

Bach zu Ehren wurden, vor allem im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, zahlreiche Denkmäler errichtet. Dazu gehören unter anderem:

Filme

  • Johann Sebastian Bachs vergebliche Reise in den Ruhm – Spielfilm, 107 Min., DDR, BR Deutschland 1979/1980, Regie: Victor Vicas, Produktion: DEFA, ZDF, Übersicht von Filmportal.de
  • Johann Sebastian Bach – TV-Film in vier Teilen, DDR, Ungarn 1983/1984, 1. Die Herausforderung, 85 Min. – 2. Bist Du bei mir …, 90 Min. – 3. Stürme und Jahre, 80 Min. – 4. Die Ordnung der Sterne, 90 Min., Regie: Lothar Bellag, Ulrich Thein als Johann Sebastian Bach, Angelika Waller als Maria Barbara Bach, Übersicht von Filmportal.de
  • Ein Denkmal für Johann Sebastian – Dokumentation 19 Min., DDR, 1984, Regie: Peter Milinski, Produktion: DEFA-Studio f. Dokumentarfilme, Bereich Kinofilm Kleinmachnow, AG Effekt, Matthias Eisenberg, Gewandhausorganist, u. Hans Wintoch, Rockmusiker, äußern sich über ihre Haltung zu Johann Sebastian Bach
  • Johann Sebastian Bach – Stationen seines Lebens (2 Folgen), – Dokumentation, DDR, 1984, Regie: Peter Milinski, Produktion: DEFA-Studio f. Dokumentarfilme, Bereich Kinofilm Kleinmachnow, AG Effekt, 1. Folge: Ich habe fleißig sein müssen, 2. Folge: Ich habe hier meine Behausung erkoren, J.S.Bach – Stationen seines Lebens in Eisenach, Arnstadt, Mühlhausen, Dornheim u. Weimar und sein Wirken in Köthen, Halle, Dresden und Leipzig
  • Mein Name ist Bach – Spielfilm, 99 Min., Deutschland, Schweiz, 2002/2003, Regie: Dominique de Rivaz, schildert das Treffen von Bach (Vadim Glowna) und Friedrich II. (Jürgen Vogel) 1747, Übersicht von Filmportal.de
  • Chronik der Anna Magdalena Bach. – Spielfilm, 90 Min., D 1967. Regie: Jean Marie Straub und Danièle Huillet; Gustav Leonhardt als Johann Sebastian Bach, Christiane Lang-Drewanz als Anna Magdalena Bach, mit Concentus Musicus Wien, Nikolaus Harnoncourt, Schola Cantorum Basiliensis, August Wenzinger, Knabenchor Hannover.
  • Great Composers (BBC TV series) – Leben und Werk von J.S. Bach (englisch), 8 Teile: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5, Teil 6, Teil 7, Teil 8

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Das abgebildete Gemäle ist die Kopie eines Gemäldes von Haußmann aus dem Jahr 1746. Dieses Original hing viele Jahrzehnte in der Thomasschule. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde es mehrfach „aufgefrischt“ und übermalt, wobei ein Teil des ursprünglichen Ausdrucks wohl verlorenging bzw. verwischt wurde. 1913 kam das Original ins Stadtgeschichtliche Museum Leipzig, wo versucht wurde, die Übermalungen so gut es ging wieder zu entfernen. Die 1748 von Haußmann selbst angefertigte Kopie des Bildes von 1746 befand sich zunächst wohl im Besitz von C. P. Bach, galt dann lange Zeit als verschollen und befindet sich heute in Privatbesitz von William H. Scheide, Princeton, New Jersey.
    Bei den beiden Haußmann-Bildern handelt es sich um die einzigen Bilder bei denen Bachs Identität eindeutig feststeht, bei allen anderen Portraits, die Bach zugeschrieben werden ist die Zuordnung unsicher. Siehe dazu: http://www.npj.com/thefaceofbach/
  2. a b c C. Wolff, Kapitel Elternhaus, Stadt, Hof und Schule: die musikalische Umgebung
  3. C. Wolff, Kapitel Ambrosius Bach und seine Familie
  4. C. Wolff, Kapitel In der Obhut des älteren Bruders
  5. C. Wolff, Kapitel Böhm, Reincken und die Celler Hofkapelle
  6. a b c d e Der Nekrolog auf Johann Sebastian Bach wurde 1754 in der von Lorenz Christoph Mizler Neu eröffneten musikalischen Bibliothek oder gründliche Nachricht nebst unparteiischen Urteil von musikalischen Schriften und Büchern Band IV, Teil 1, S. 158–173 veröffentlicht. Als Verfasser waren Carl Philipp Emanuel Bach, Johann Friedrich Agricola und Lorenz Christoph Mizler angegeben. Er findet sich auch in den Bach-Dokumenten Bd. 3.
  7. Gustav Fock: Der junge Bach in Lüneburg, 1700–1702. Hamburg 1950
  8. C. Wolff, Erste Erkundungen in Thüringen
  9. Hans Franck: Johann Sebastian Bachs Pilgerfahrt nach Lübeck; Gütersloher Verlagshaus, 2007 Gütersloh (8. Auflage), ISBN 978-3-579-06461-1
  10. vielleicht entstand das Capriccio auch anlässlich des Abschiedes von Bachs Schulfreund Georg Erdmann in Lüneburg, siehe C. Wolff: Johann Sebastian Bach, Fischer Verlag
  11. Frühere Vermutungen, wie sie von Philipp Spitta geäußert wurden, dass es zu einem Konflikt mit der vorwiegend lutherisch-pietistisch eingestellten Geistlichkeit in Mühlhausen gekommen sei, werden von der heutigen Bach-Forschung nicht mehr vertreten; siehe dazu C. Wolff, Kapitel An Divi Blasii zu Mühlhausen
  12. siehe z. B. Maarten t'Hart: Bach und ich. Kapitel: »Schlummert ein, ihr matten Augen« – Bach und der Tod.
  13. Wolfgang Hildesheimer: Der ferne Bach. Insel-Bücherei 1025/2, S. 47 ff.
  14. A. Schweitzer, Kapitel VIII Bach in Leipzig
  15. C. Wolff, Kapitel: Materialien und Metaphysik
  16. C. Wolff: Johann Sebastian Bach; S.6
  17. C. Wolff: Johann Sebastian Bach. Tabelle 5.3: Bachs Orgelprojekte und Gutachten
  18. nach dem Bericht Agricolas: „Herr Gottfr. Silbermann hatte dieser Instrumente im Anfang zwey verfertiget. Eins davon hatte der sel. Kapellm. Hr. Joh. Sebastian Bach gesehen und bespielet. Er hatte den Klang desselben gerühmet, ja bewundert: Aber dabey getadelt, dass es in der Höhe zu schwach lautete, und gar zu schwer zu spielen sey. Dieses hatte Hr. Silbermann, der gar keinen Tadel an seinen Ausarbeitungen leiden konnte, höchst übel aufgenommen. Er zürnte deswegen lange mit dem Hrn. Bach. Und dennoch sagte ihm sein Gewissen, daß Hr. Bach nicht unrecht hätte. Er hielt also, und das sey zu seinem großen Ruhme gesagt, für das beste nichts weiter von diesen Instrumenten auszugeben; dagegen aber desto fleißiger auf Verbesserung der vom Hrn. J. S. Bach bemerkten Fehler zu denken. […] Hr. Silbermann hatte auch den löblichen ehrgeiz gehabt, eines dieser Instrumente, seiner neuern Arbeit, dem sel. Hrn. Kapellmeister Bach zu zeigen und von ihm untersuchen zu lassen; und dagegen von ihm völlige Gutheißung erlanget.“
    Bach-Dokumente Bd. III, Nr. 743
  19. Aus: Johann Adam Hiller: Mein Leben; Carl Philipp Emanuel Bach: „Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen.“
  20. Hans Besch: Johann Sebastian Bach: Frömmigkeit und Glaube. 1938
  21. Der gesamte Nachlass und seine Verteilung auf die Erben ist im Anhang von Philipp Spittas Bach-Biografie aufgeführt. Die nicht-theologischen Bücher, z. B. über Musiktheorie, sowie die Werke klassicher Autoren waren offensichtlich schon vor Bachs Tod auf die Söhne verteilt worden, so dass sie im Nachlass nicht auftauchen, ebensowenig wie die gesamten Kompositionen.
  22. Thomas Wilhelmi: Bachs Bibliothek. Eine Weiterführung der Arbeit von Hans Preuß. In: Bach-Jahrbuch 65 (1979), S. 107–129
  23. Zitiert bei Philipp Spitta: Johann Sebastian Bach
  24. Zitiert bei Maarten t’Hart: Bach und ich. Kapitel: Erst „Buß’ und Reu’“, dann „Weh’ und Ach“ – Bach und die Theologie
  25. Johann Mattheson: Das beschützte Orchestre, 1717: „Ich habe von dem berühmten Organisten zu Weimar Hrn. Joh. Sebastian Bach Sachen gesehen so wohl vor die Kirche (Kantaten) als vor die Faust (Orgelkompositionen) die gewiß so beschaffen sind daß man den Mann hoch æstimiren muß.“ Zitiert nach: Über Bach. Anthologie; Stuttgart: Philipp Reclam jun., 1992; S. 17.
  26. Brief von Giovanni Battista Martini, datiert 14. April 1750, 3 Monate vor Bachs Tod: „Ich halte es für überflüssig, das besondere Verdienst des Herrn Bach beschreiben zu wollen, weil er nicht allein in Deutschland, sondern auch in ganz Italien zu sehr bekannt und bewundert ist, nur sage ich, daß ich es für schwierig halte, einen Lehrer zu finden, der ihn übertrifft, weil er sich heutzutage mit Recht rühmen kann, einer der ersten zu sein, die es in Europa gibt.“ Aus: Über Bach. Anthologie; Stuttgart: Philipp Reclam jun., 1992; S. 23.
  27. Musikalische Bibliothek, Band 4, Tel 1, 1754; zitiert bei Albert Schweitzer: Johann Sebastian Bach, Kapitel 12: Tod und Auferstehung.
  28. a b Zitiert bei A. Schweitzer, Kapitel 10
  29. Zitiert nach Alfred Einstein: Mozart. Sein Charakter, sein Werk, Kapitel „Mozart und der Kontrapunkt“, auch abgedruckt in den Bach-Dokumenten
  30. Johann Friedrich Reichardt: Musikalisches Kunstmagazin, 1782: „Es hat nie ein Komponist, selbst der besten, tiefsten Italiener, keiner, alle Möglichkeiten unserer Harmonie so erschöpft wie Johann Sebastian Bach. Es ist fast kein Vorhalt möglich, den er nicht angewandt, alle echte harmonische Kunst und alle unechten harmonischen Künsteleien hat er in Ernst und Scherz tausendmal angewandt mit solcher Kühnheit und Eigenheit, daß der größte Harmoniker, der einen fehlenden Thematakt in einem seiner größten Werke ergänzen sollte, nicht ganz dafür stehen könnte, ihn wirklich so ganz, wie ihn Bach hatte, ergänzt zu haben“. Aus: Über Bach. Anthologie; Stuttgart: Philipp Reclam jun., 1992; S. 41
  31. So Ernst Ludwig Gerber und Friedrich Wilhelm Marpurg, die Schülerschaft gilt aber als zweifelhaft.
  32. Joseph Haydn (1799): „Noch viel weniger es unrecht gefunden habe, daß Joh. Seb. Bach der Mittelpunkt der Sonne, folglich der Mann sey, von welchem alle wahre musikalische Weisheit ausgehe.“ Aus: Christoph Wolff: Johann Sebastian Bach; Fischer-Verlag, 2007; S.10.
  33. Joseph Müller-Blattau: Mozart: Leben – Briefe - Werke. Langewiesche Bücherei 234
  34. Nikolaus Forkel: Johann Über Johann Sebastian Bachs Leben, Kunst und Kunstwerke. Für patriotische Verehrer echter musikalischer Kunst; Leipzig 1802
  35. The Muscial Times
  36. Matthias Wendt, Düsseldorf: Bach und Händel in der Rezeption Robert Schumanns, Referat, gehalten am „Tag der mitteldeutschen Barockmusik 2001 in Zwickau“, Schumann-Forschungsstelle; zitiert nach: Paul Luchtenberg: Wolfgang Müller von Königswinter, Band 1; Köln 1959; S. 269.

Literatur

Für eine um Vollständigkeit bemühte Bibliographie siehe Yo Tomitas „Bach Bibliography“

Neuere Literatur

Ältere Literatur

Einzeldarstellungen

  • Ludwig Prautzsch: Die verborgene Symbolsprache Johann Sebastian Bachs, Band 1:Zeichen- und Zahlenalphabet der kirchenmusikalischen Werke; Kassel: Merseburger, 2004; ISBN 3-87537-298-0
  • Gottfried Scholz: Bachs Passionen. Ein musikalischer Werkführer; München: Beck, 2000; ISBN 3-406-43305-7
  • Gustav Adolf Theill: Beiträge zur Symbolsprache Johann Sebastian Bachs
    Band 1: Die Symbolik der Singstimmen; Bonn 1983; ISBN 3-922173-01-2
    Band 2: Die Symbolik der Musikinstrumente; Bonn 1983; ISBN 3-922173-02-0
  • Helmut Zeraschi: Bach und der Okulist Taylor; in: Bach-Jahrbuch 43 (1956); S. 52–64

Editierte Originalquellen

Weblinks

Literatur, Biographisches, Institutionen

Aufnahmen

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