GSK (Pharmaunternehmen)

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GlaxoSmithKline plc.

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Rechtsform Public limited company
ISIN GB0009252882
Gründung 2000
Sitz London, Vereinigtes Königreich
Leitung
  • Andrew Witty, CEO
Mitarbeiterzahl 97.921 (2014)[1]
Umsatz 24,0 Mrd. GBP (2015)[2]
Branche Pharma
Website www.gsk.com
Konzernzentrale in London
GlaxoSmithKline, ehemalige Administration in Hamburg, 2013 abgerissen
GSK Bio in Dresden
GlaxoSmithKline-Fabrik in Ulverston, Vereinigtes Königreich, 2008

Die GlaxoSmithKline plc. (GSK) ist ein britisches Pharmaunternehmen mit Hauptsitz in London und derzeit weltweit das sechstgrößte Pharmaunternehmen.[3] Das Unternehmen hat weitere Produktionsstätten in Europa sowie in Nordamerika und Asien. Außer Arzneimitteln und Impfstoffen werden auch Gesundheitsprodukte und Hygieneartikel hergestellt. Am 22. April 2014 verkündet der Konzern einen Großumbau per Tauschgeschäft: Für insgesamt 16 Milliarden US-Dollar übernimmt Novartis die Krebsmedikamente des Konzerns, der im Gegenzug 7,1 Milliarden Dollar plus Umsatzbeteiligung für die Novartis-Impfstoffe zahlt. [4] Sein OTC-Arzneimittel-Geschäft bringt Novartis in ein Joint Venture mit GSK ein.[5]

Unternehmensprofil

Die GlaxoSmithKline plc. ist mit 97.921 Mitarbeitern der sechstgrößte Pharmakonzern der Welt. Das Unternehmen gibt für 2011 27,4 Mrd. Britische Pfund als Umsatz (Vorjahr: 28,4 Mrd) an. Die Gewinne vor Steuern (operating profit) lagen 2011 bei 7,9 Milliarden Britische Pfund (Vorjahr: 8,6 Mrd). Die Ausgaben für R&D lagen bei 4,0 Milliarden Britische Pfund.[1]

Der Konzern investiert in eigene Forschung, um neue Medikamentenwirkstoffe zu entwickeln. Nach eigenen Angaben arbeitet jeder sechste Mitarbeiter im Bereich Forschung, und es werden täglich 13 Millionen Euro dafür investiert.[6] Die Forschungsanstrengungen richten sich auch auf Krankheiten, die vorwiegend in unterentwickelten Ländern verbreitet sind. GSK nimmt daher für sich in Anspruch, neben dem vorrangigen Unternehmenszweck der Gewinnerzielung auch humanitäre Ziele zu verfolgen. Der Unternehmenswahlspruch lautet „do more, feel better, live longer“.

GlaxoSmithKline ist unter anderem an der NYSE und der LSE gelistet. Der CEO ist Andrew Witty und Aufsichtsrats Vorsitzender ist Sir Christopher Gent.

In Deutschland hat das Unternehmen Standorte in Bad Oldesloe, Berlin, Bühl, Dresden (GlaxoSmithKline Biologicals Dresden), Hamburg, Heidelberg (Boxberg) und München.

Unternehmensbereiche

GlaxoSmithKline gliedert sich nach den hergestellten Produkten in drei Bereiche:

  • GSK Pharma stellt Medikamente zur Therapie von Krankheiten her
  • GSK Biologicals (GSK Bio) stellt Impfstoffe zur Prophylaxe vor Krankheiten her
  • GSK Consumer Healthcare stellt Gesundheitsprodukte und Hygieneartikel her

Geschichte/Kritik

Im Dezember 2000 entstand GlaxoSmithKline plc. aus der Fusion von Glaxo Wellcome und SmithKline Beecham. Wie auch andere forschende Pharmaunternehmen arbeitete GSK daran, seine Patente auf chemischen Formeln und die damit verbundenen Markenrechte zu schützen. So zog GSK 2002 vor Gericht, um ein Patent auf Amoxicillin und 2003 auf Paroxetin zu schützen; beide Verfahren gingen verloren.

Auf der Aktionärsversammlung am 19. Mai 2003 verweigerten die Aktionäre die Auszahlung von 22 Millionen Pfund als Bonus an Jean-Pierre Garnier. Das war das erste Mal, dass Aktionäre sich so gegen einen großen britischen Konzern wehrten. Es gilt als Wendepunkt beim Kampf der Aktionäre gegen die überhöhten Boni für Vorstände.

Im Juni 2004 stand GSK vor Gericht und musste sich gegen den Vorwurf verteidigen, klinische Studien zu verhindern. Diese Studien sollten zeigen, ob der gegen Depressionen eingesetzte Wirkstoff Paroxetin tatsächlich effektiver ist als Placebos, oder im Gegenteil das Suizidrisiko junger Menschen, die an Depressionen leiden, erhöht. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.

Ebenfalls sendete BBC am 30. November 2004 einen Bericht, dem zufolge GlaxoSmithKline plc. in New Yorker Kinderheimen an HIV-positiv getesteten Kindern unerprobte Medikamente anwendete.[7][8]

In dem Bemühen, die Transparenz von klinischen Studien zu erhöhen, hat GSK als erstes Pharmaunternehmen 2004 damit begonnen, die Ergebnisse von klinischen Studien mit detaillierten Daten im Internet zu veröffentlichen. Im sogenannten Clinical Trials Register[9] werden sukzessive Daten von allen Studien zu GSK-Produkten veröffentlicht, die der Konzern selbst durchgeführt oder finanziell unterstützt hat. Dies ist unabhängig davon, ob die Studienergebnisse ‚opportun‘ waren.

2009 gründete GlaxoSmithKline mit Pfizer ein Joint-Venture für HIV-Medizin. Somit bündelten die beiden Unternehmen Forschung, Entwicklung und Vermarktung von Medikamenten gegen das Immunschwächevirus. Durch die Kooperation der Pharmakonzerne werden die hohen Kosten, die auf dem Gebiet der HIV- und AIDS-Forschung anfallen, geteilt.[10] Noch im Frühjahr des gleichen Jahres übernahm GlaxoSmithKline den US-Hautpflegehersteller Stiefel Laboratories für bis zu 3,6 Mrd. Dollar. GSK zahlte 2,9 Mrd. Dollar bar und übernahm zusätzlich Stiefels Schulden.[11]

Im Februar 2010 versuchte der GlaxoSmithKline-Forschungsleiter Slaoui die Veröffentlichung eines kritischen Artikels[12] über Rosiglitazon im European Heart Journal zu verhindern.[13] Im Juli wurde GSK in einem Brief des US-amerikanischen Senate Finance Committee beschuldigt, Informationen über Probleme mit diesem Medikament nicht zeitgerecht veröffentlicht zu haben.[14] Im Sommer 2012 wird der Sitz in London zu einem akkreditierten Laboratorium für Dopingtests während der Olympischen Sommerspiele umfunktioniert.

Im Juli 2012 wurde das Unternehmen zu einer Strafe von 3 Milliarden Dollar aufgrund straf- und zivilrechtlicher Anklagen wegen illegaler Arzneimittelbewerbung und Zurückhalten von Informationen zur Sicherheit von Medikamenten verurteilt. Nach Aussage des US-Justizministeriums war dies bis zu diesem Zeitpunkt der größte Betrugsfall im Gesundheitsbereich und auch die höchste jemals gezahlte Ausgleichssumme eines Arzneimittelherstellers in den USA.[15] Das US-amerikanische Unternehmen Human Genome Sciences wird im Juli von GlaxoSmithKline übernommen.[16]

Im Juli 2013 erhob die chinesische Polizei einen schwerwiegenden Bestechungsvorwurf gegen Glaxo-Smith-Kline: Der Pharmakonzern soll Millionen an chinesische Ärzte gezahlt haben.[17][18] Im Mai 2014 formulierten chinesische Behörden das erste Mal Vorwürfe in dieser Angelegenheit nicht nur gegen chinesische, sondern jetzt auch gegen einen britischen Verantwortlichen der Firma.[19]

Produkte

Medikamente

Auswahl von Medikamenten (Wirkstoff in Klammern) mit Anwendungsgebiet:

Impfstoffe

Der Bereich von GSK, der sich mit der Impfstoffproduktion beschäftigt, nennt sich GSK Biologicals (GSK Bio) mit Hauptsitz in Rixensart, Belgien. In Dresden betreibt das Unternehmen das ehemalige Sächsische Serumwerk. Dort produzierte GSK Bio im Jahre 2007 70 Millionen Dosen Grippeimpfstoff und erreichte damit einen Weltmarktanteil von 14 Prozent.[20]

Insgesamt werden 30 zugelassene Impfstoffe hergestellt, und weitere 20 befinden sich in der Entwicklung[21].

Handelsnamen (Auswahl):

Gesundheitsprodukte und Hygieneartikel (Auswahl)

  • Besser AtmenNasenpflaster gegen Schnarchen
  • Cetebe – Produktlinie von Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln zur Vorbeugung vor und Behandlung von Erkältungskrankheiten
  • Corega – Gebissreiniger und Haftcreme
  • Dr. Best – Zahnbürsten
  • Lactacyd Femina – Intimpflegeprodukte
  • LucozadeEnergy-Drink
  • Naaprep – Nasentropfen und Nasenspray
  • Odol – Mundpflegeserie
  • Parodontax – Zahnpasta
  • Sensodyne – Zahnpasta, Zahnbürsten, Mundspülung, Zahnseide
  • Settima – Zahnpasta

Weblinks

Commons: GlaxoSmithKline – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b GSK Annual Report 2014 (PDF; 8,3 MB)
  2. Results announcement for the fourth quarter 2015 PM GSK vom 3. Februar 2016, abgerufen am 10. Februar 2016
  3. Pharm Exec’s Pharma Top 50 in Brief, www.pharmexec.com, abgerufen am 10. Februar 2016
  4. APOTHEKE ADHOC: Tauschgeschäft der Pharma-Giganten
  5. APOTHEKE ADHOC: Der neue OTC-Riese
  6. glaxosmithkline.de: Forschung
  7. BBC-Bericht vom 30. November 2004 zur Anwendung von nichterprobten Medikamenten and Kindern
  8. Freace.de deutsche Zusammenfassung des BBC-Berichtes
  9. Clinical Trials Register
  10. GlaxoSmithKline und Pfizer gründen Joint-Venture für HIV-Medizin
  11. GlaxoSmithKline übernimmt US-Hautspezialist Stiefel
  12. Nissen SE: The rise and fall of rosiglitazone. In: Eur. Heart J. 31. Jahrgang, Nr. 7, April 2010, S. 773–6, doi:10.1093/eurheartj/ehq016, PMID 20154334.
  13. Lüscher TF, Landmesser U, Ruschitzka F: Standing firm--the European Heart Journal, scientific controversies and the industry. In: Eur. Heart J. 31. Jahrgang, Nr. 10, Mai 2010, S. 1157–8, doi:10.1093/eurheartj/ehq127, PMID 20418345 (freepdfhosting.com [PDF]).
  14. Max Baucus, Chuck Grassley: Finance Committee Letter to the FDA Regarding Avandia. United States Senate Committee on Finance, 12. Juli 2010, abgerufen am 24. August 2010.
  15. Bloomberg: GlaxoSmithKline Agrees to Pay $3 Billion in U.S. Drug Settlement
  16. Financial Times Deutschland: Arzneimittelhersteller Human Genome stimmt Übernahme durch GlaxoSmithKline zu (Memento vom 18. Juli 2012 im Internet Archive)
  17. Bestechungsvorwurf gegen Glaxo-Smith-Kline, SPON vom 15. Juli 2013
  18. GSK response to China investigation, Stellungnahme seitens GSK vom 15. Juli 2013
  19. China accuses British GlaxoSmithKline executive in bribery case. In: Guardian. 14. Mai 2014, abgerufen am 14. Mai 2014 (englisch): „Chinese police have accused a British executive in drugs maker GlaxoSmithKline's China unit of ordering his salespeople to bribe doctors and hospital officials to use the company's products. Wednesday's announcement marks the first time a foreign employee in China of British-based GSK has been accused in connection with the bribery allegations against the company.“
  20. Dresdner Neueste Nachrichten: www.archive-de.com » DE » G » GLAXOSMITHKLINE.DE
  21. innovations-report.de: Unternehmensmeldung 16. Oktober 2006