Saint-Louis-lès-Bitche

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Saint-Louis-lès-Bitche
Münzthal
Saint-Louis-lès-Bitche (Frankreich)
Saint-Louis-lès-Bitche (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Moselle (57)
Arrondissement Sarreguemines
Kanton Bitche
Gemeindeverband Pays de Bitche
Koordinaten 48° 59′ N, 7° 21′ OKoordinaten: 48° 59′ N, 7° 21′ O
Höhe 256–403 m
Fläche 4,53 km²
Einwohner 464 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 102 Einw./km²
Postleitzahl 57620
INSEE-Code

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Saint-Louis-lès-Bitche (deutsch Münztal, bis 1915 Münzthal-Sankt Louis, lothringisch Minzdal) ist eine französische Gemeinde mit 464 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Moselle in der Region Grand Est (bis 2015 Lothringen). Sie gehört zum Arrondissement Sarreguemines und zum Kanton Bitche und ist Teil des Naturparks Nordvogesen.

Im Ort hat die Kristallmanufaktur St. Louis, eine der bedeutendsten und ältesten Kristallmanufakturen Europas, ihren Sitz.[1]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saint-Louis-lès-Bitche liegt im Nordosten Lothringens, im Département Moselle, wenige Kilometer südlich von Bitsch (frz. Bitche), eingezwängt in das enge Tal des Münzthaler Baches (frz. ruisseau de Saint-Louis) und von Wald umgeben. Fährt man von Lemberg in den kleinen Ort hinunter und blickt über die in jeden Winkel hineindrängenden Häuser und die inmitten der Wohnbebauung liegenden großen, historischen Manufakturgebäude, so erscheint einem der Ort wie die Miniaturausgabe einer Manufakturstadt des 19. Jahrhunderts.[1]

Nachbargemeinden von Saint-Louis-lès-Bitche sind Montbronn im Westen, Enchenberg im Nordwesten, Lemberg im Nord und Nordosten, Götzenbrück im Südosten und Meisenthal im Südwesten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Glashütte Saint-Louis 1836

1586 wurde die Glashütte von Holbach in das Münzthal verlegt. Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges ging der Betrieb jedoch ein. 1767 erteilte König Louis XV. René-Francois Jolly und Pierre-Étienne Ollivier die Erlaubnis, an dieser Stelle eine neue Manufaktur zu errichten, die den Titel "Königliche Glaserei" führen durfte. In Erinnerung an Louis IX. erhielt die Manufaktur den Namenszusatz "Saint-Louis". Nach und nach siedelten sich um die Manufaktur Handwerker und Gewerbe an, zudem wurden Arbeiterwohnungen gebaut. 1781 war die Kristallmanufaktur das erste Unternehmen auf dem europäischen Festland, dem die Herstellung von Bleikristall gelang, das zuvor nur in England produziert wurde.[1]

1845 wurde Münzthal-Saint-Louis eine selbständige Gemeinde. Vorher gehörte es zu Lemberg. Vom Jahr 1915 bis zur deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg durfte der Ort seinen Namenszusatz St. Louis aufgrund einer kaiserlichen Verordnung nicht führen.

Münzthal-Sankt Louis war ab 1897 Endstation einer Stichbahn von Wingen (Moder), die vor allem für die Infrastruktur der zahlreichen Glasmanufakturen in der Gegend diente. Mit dem Niedergang der Glasmanufakturen in den meisten Ortschaften wurde 1969 der Eisenbahnverkehr eingestellt. Außer in Saint-Louis-lès-Bitche gibt es heute im Bitscher Land Glasmanufakturen nur noch in Götzenbrück und Montbronn.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2019
Einwohner 708 682 677 641 633 547 472

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Glashütte Münzthal-St.Louis
Kirche Saint-Louis

Heute wie ehedem bestimmt die historische Kristallglasmanufaktur das Leben in Münzthal-Saint-Louis. Seit dem Jahr 1989 ist die Hermès-Gruppe Mehrheitseigentümer und seit 1995 alleiniger Besitzer der Manufaktur. Die Übernahme von Hèrmes rettete die Produktion, umfangreiche Investitionen wurden vorgenommen und alte handwerkliche Techniken der Kristallglasherstellung wiederbelebt. Zudem wurden einige historische Kristallglasserien wieder ins Programm aufgenommen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 1897 aus dem Sandstein der Vogesen erbaute Kirche St. Louis wurde zu einem großen Teil durch Spenden der Familie Coëtlosquet errichtet, die über Generationen hinweg die Kristallmanufaktur betrieben hatte. Der Altar und die Lüster im Inneren der Kirche wurden aus Saint-Louis-Kristallglas kunstvoll gefertigt.

Der gesamte Ort mit seinen Manufaktur- und Verwaltungsgebäuden, überwiegend aus dem 19. Jahrhundert, ist architektonisch und baugeschichtlich von Interesse.

Im Mai 2007 wurde das Kristall-Museum „La Grand Place“ als postmoderne Architektur in das historische Manufakturgebäude integriert. Die Dauerausstellung zeigt Kristall von Saint-Louis aus drei Jahrhunderten.[2]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Alexander Jürgs: Kristall der Könige, in: Süddeutsche Zeitung, 30. Juni 2007, (Wochenendbeilage) S. IV
  2. Till Ehrlich: Hüter des Grals, in: Wein-Gourmet, Heft 2/2008, S. 125.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Saint-Louis-lès-Bitche – Sammlung von Bildern