Traenheim

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Traenheim
Traenheim (Frankreich)
Traenheim (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Bas-Rhin (67)
Arrondissement Molsheim
Kanton Saverne
Gemeindeverband Mossig et Vignoble
Koordinaten 48° 36′ N, 7° 28′ OKoordinaten: 48° 36′ N, 7° 28′ O
Höhe 174–265 m
Fläche 3,10 km²
Einwohner 653 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 211 Einw./km²
Postleitzahl 67310
INSEE-Code

Evangelische Kirche (12.–16. Jahrhundert)
Historische Hofreite (16.–18. Jh.), heute: Restaurant
Hofreite (19. Jahrhundert)
Die katholische Kirche St. Peter und Paul (1912)

Traenheim (deutsch Tränheim) ist eine französische Gemeinde mit 653 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Bas-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Sie gehört zum Kanton Saverne und zum Gemeindeverband Mossig et Vignoble.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Traenheim liegt 21 Kilometer westlich von Straßburg, 15 Kilometer nördlich von Obernai und fünf Kilometer südöstlich von Wasselonne zwischen den Nachbargemeinden Westhoffen im Westen und Odratzheim im Osten[1]. Die nördliche Gemeindegrenze bildet der Kohbach, ein linker Nebenfluss der Mossig.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tränheim war zur Hälfte ein Lehen des Reichs zu anderen Hälfte Allod[2] und zwar jeweils zur Hälfte der Herren von Lichtenberg zur anderen eines anderen Lehensnehmers. Zumindest im 18. Jahrhundert waren das die Herren von Flachslanden.[3] Die Erstbelehnung der Herren von Lichtenberg erfolgte 1431.[4] Der Lichtenberger Anteil war deren Amt Westhofen zugeordnet[5], zwischenzeitlich, im 15. Jahrhundert, auch deren Amt Wörth.[6] Als 1480 mit Jakob von Lichtenberg das letzte männliche Mitglied des Hauses verstarb, wurde das Erbe zwischen seinen beiden Nichten, Anna und Elisabeth, geteilt. Anna hatte Graf Philipp I. (d. Ä.) von Hanau (1417–1480) geheiratet, über die das Amt Westhofen an die aus dieser Ehe entstehende Grafschaft Hanau-Lichtenberg kam.

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Tränheim wurde 1556 die Reformation eingeführt. Mit der Reunionspolitik Frankreichs unter König Ludwig XIV. kamen das Amt Westhofen und Tränheim unter französische Oberhoheit. Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., fiel das Erbe – und damit auch der lichtenbergische Anteil an Traenheim – 1736 an den Sohn seiner einzigen Tochter, Charlotte, den Erbprinzen und späteren Landgrafen Ludwig (IX.) von Hessen-Darmstadt. Mit dem durch die Französische Revolution begonnenen Umbruch wurde das Amt Westhofen Bestandteil Frankreichs und in den folgenden Verwaltungsreformen aufgelöst.

Traenheim gehörte dem 1992 gegründeten Gemeindeverband Communauté de communes des Coteaux de la Mossig an, der 2017 in der Communauté de communes de la Mossig et du Vignoble aufging.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1798[7] 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2017
Einwohner 209 382 397 421 477 496 556 630 648

[8]

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Traenheim ist mit einer Blume im Conseil national des villes et villages fleuris (Nationalrat der beblümten Städte und Dörfer) vertreten.[9] Die „Blumen“ werden im Zuge eines regionalen Wettbewerbs verliehen, wobei maximal drei Blumen erreicht werden können.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Synagogen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebäude, in dem sich die alte Synagoge befand, trägt an der Tür zum Keller die Jahreszahl 1582. 1722 wurde das Gebäude in eine Synagoge umgewandelt, die 1723 eingeweiht wurde. Die Innenwände der alten Synagoge sind mit hebräischen Inschriften, Blumen und anderer Dekoration bemalt. Es ist die einzige Synagoge mit bemalten Innenwänden im Elsass. Die alte Synagoge wurde im 19. Jahrhundert für einen Neubau aufgegeben. Die bemalte Wände der alten Synagoge wurden übertüncht und das Gebäude als Kornspeicher genutzt. Im 20. Jahrhundert wurden die Wandmalereien von der Familie des Besitzers wiederentdeckt und restauriert.[10] 1998 wurde die alte Synagoge als Monument historique (Kulturdenkmal) klassifiziert.

1842 wurde eine neue Synagoge gebaut. 1923 verließ die letzte jüdische Familie Traenheim und das Consistoire Straßburg verkaufte die neue Synagoge, die nicht erhalten ist.

Evangelische Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelisch-lutherische Kirche wurde über einem Friedhof aus der Merowingerzeit errichtet. Von dem ursprünglichen romanischen Gebäude aus dem 12. und 13. Jahrhundert existiert heute nur noch der Glockenturm. Der gotische Chor wurde im 13. oder 14. Jahrhundert errichtet. Das Kirchenschiff wurde im 14. oder 15. Jahrhundert erneuert. Am Fenster nach Süden steht die Jahreszahl 1508.[11]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joseph (Joe) Woerlin (* 9. Oktober 1864 in Traenheim; † 22. Juni 1919 in St. Louis, Vereinigte Staaten) war ein professioneller Baseballspieler, der 1895 bei dem damaligen Team Washington Senators spielte.[12]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Traenheim liegt an der Elsässer Weinstraße. Wichtige Erwerbszweige der Traenheimois sind, neben dem Weinbau, Obstbau und die Zucht von Hausrindern und Hausschafen. Es gibt eine Weingenossenschaft und einen Weinlehrpfad vor Ort.[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. Untersuchungen über den Besitz, die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts. In: Schriften der Erwin-von-Steinbach-Stiftung. 2. Auflage. Band 10. Pfaehler, Bad Neustadt an der Saale 1985, ISBN 3-922923-31-3 (268 Seiten, Im Text unverändert, um eine Einführung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg, Rhenus-Verlag, 1938).
  • Friedrich Knöpp: Territorialbestand der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hessen-darmstädtischen Anteils. [maschinenschriftlich] Darmstadt 1962. [Vorhanden in Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Signatur: N 282/6].
  • Le Patrimoine des Communes du Bas-Rhin. Flohic Editions, Band 2, Charenton-le-Pont 1999, ISBN 2-84234-055-8, S. 1559.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Traenheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Le village de Traenheim. In: Info-Mairie.com. Abgerufen am 17. März 2024 (französisch).
  2. Eyer, S. 128.
  3. Knöpp, S. 17.
  4. Eyer, S. 139.
  5. Eyer, S. 239; Knöpp, S. 17; Matt, S. 9.
  6. Eyer, S. 98.
  7. Matt, S. 9.
  8. Traenheim auf der Seite des INSEE (Französisch) Abgerufen am 30. September 2014.
  9. Bas-Rhin, Palmarès des communes labellisées@1@2Vorlage:Toter Link/www.cnvvf.fr (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Französisch) Abgerufen am 31. Januar 2010.
  10. Die alte Synagoge auf Judaisme de l’Alsace et de la Lorraine (Französisch) Abgerufen am 31. Januar 2010.
  11. Traenheim in der Base Mérimée (Französisch) Abgerufen am 23. Juni 2016.
  12. Joe Woerlin auf Baseball-Reference.com (Englisch) Abgerufen am 31. Januar 2010.
  13. Vignoble auf traenheim.net (französisch).