„Hans Martin Sutermeister“ – Versionsunterschied

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'''Hans Martin Sutermeister''' (* [[29. September]] [[1907]] in [[Schlossrued]]; † [[5. Mai]] [[1977]] in [[Basel]]; Pseudonym: ''Hans Moehrlen''<ref>''Der Schweizer Buchhandel'', Organ des [[Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband]]es, Band 1, 1943, S. 257 und 258.</ref>) war ein [[Schweiz]]er [[Arzt]], Schriftsteller und Politiker ([[Landesring der Unabhängigen|LdU]]), der sich für Opfer von [[Justizirrtum|Fehlurteilen in der Justiz]] einsetzte.
'''Hans Martin Sutermeister''' (* [[29. September]] [[1907]] in [[Schlossrued|Rued]]<ref name="sba123">''Sutermeister, Hans–Martin.'' In: Willy Keller (Herausgeber): ''[[Schweizer Biographisches Archiv]].'' Band 1. Zürich/Lugano/Vaduz: EPI Verlag Internationaler Publikationen 1952. S. 123.</ref>; † [[5. Mai]] [[1977]] in [[Basel]]; Pseudonym: ''Hans Moehrlen''<ref>''Der Schweizer Buchhandel'', Organ des [[Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband]]es, Band 1, 1943, S. 257 und 258.</ref>) war ein [[Schweiz]]er [[Arzt]], Schriftsteller und Politiker ([[Landesring der Unabhängigen|LdU]]), der sich für Opfer von [[Justizirrtum|Fehlurteilen in der Justiz]] einsetzte.<ref>Andere Bezeichnung: „Arzt, Lektor für Psychophysiologie, Fachschriftsteller.“ Quelle: Eintrag von Hans Martin Sutermeister im [[Deutscher Biographischer Index|Deutschen Biographischen Index]]. Bearbeitet von [[Victor Herrero Mediavilla]]. Band 7: Sch–Tat. München: [[K. G. Saur]], 2004. S. 5795.</ref>


Neben einer autobiografischen Novelle veröffentlichte Sutermeister hauptsächlich Schriften zu allgemeinmedizinischen, medizinhistorischen und psychologischen Themen. Von 1966 bis 1972 war Sutermeister [[Grosser Rat (Bern)|Berner Grossrat]] und von 1968 bis 1971 [[Gemeinderat (Bern)|Stadtberner Gemeinderat]], eine Zeit, in der er sich intensiv mit der [[Gesamtschule (Schweiz)|Gesamtschule]] befasste. Als Mitarbeiter des [[Büro gegen Amts- und Verbandswillkür|Büros gegen Amts– und Verbandswillkür des Migros-Genossenschaftsbundes]] setzte sich Sutermeister für Revisionen verschiedener Mordprozesse (besonders für [[Affäre Jaccoud|Pierre Jaccoud]], [[Maria Popescu]], [[Fall Gross|Walter Gross]] und [[Justizfall Robert Willi|Robert Willi]]) ein. Auf seinen Erfahrungen als Fehlurteilsjäger basiert das 1976 erschienene „[[Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer]]“, zugleich sein umfangreichstes und bedeutendstes Werk.
Neben einer autobiografischen Novelle veröffentlichte Sutermeister hauptsächlich Schriften zu allgemeinmedizinischen, medizinhistorischen und psychologischen Themen. Von 1966 bis 1972 war Sutermeister [[Grosser Rat (Bern)|Berner Grossrat]] und von 1968 bis 1971 [[Gemeinderat (Bern)|Stadtberner Gemeinderat]], eine Zeit, in der er sich intensiv mit der [[Gesamtschule (Schweiz)|Gesamtschule]] befasste. Als Mitarbeiter des [[Büro gegen Amts- und Verbandswillkür|Büros gegen Amts– und Verbandswillkür des Migros-Genossenschaftsbundes]] setzte sich Sutermeister für Revisionen verschiedener Mordprozesse (besonders für [[Affäre Jaccoud|Pierre Jaccoud]], [[Maria Popescu]], [[Fall Gross|Walter Gross]] und [[Justizfall Robert Willi|Robert Willi]]) ein. Auf seinen Erfahrungen als Fehlurteilsjäger basiert das 1976 erschienene „[[Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer]]“, zugleich sein umfangreichstes und bedeutendstes Werk.
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=== Jugend und Studium 1907–1942 ===
=== Jugend und Studium 1907–1942 ===


Sutermeister entstammte einem evangelischen Pfarrhaus und war heimatberechtigt in [[Zofingen]]. Sein Vater Friedrich, Sohn des Schriftstellers [[Otto Sutermeister]], war Pfarrer;<ref>[http://query.staatsarchiv.bs.ch/query/detail.aspx?ID=420407 Dossier von Friedrich Sutermeister-Hunziker] im Staatsarchiv des [[Kanton Basel-Stadt|Kantons Basel-Stadt]].</ref> seine Mutter Maria war Nichte von [[Hans Hunziker (Arzt)|Hans Hunziker]]. Zu seinen fünf Geschwistern zählten der Komponist [[Heinrich Sutermeister]] und der Schriftsteller [[Peter Sutermeister]]. Von Schlossrued zog die Familie nach [[Feuerthalen]], wo Sutermeister die Primarschule und danach die Realschule in Schaffhausen besuchte. Danach zog die Familie nach [[Binningen]], von wo aus Sutermeister das [[Gymnasium am Münsterplatz|Humanistische Gymnasium]] in Basel besuchte<ref>[http://www.gmbasel.ch/ehemalige Ehemalige] des [[Gymnasium am Münsterplatz|Humanistischen Gymnasiums Basel]].</ref>.<ref name="jucker">Angaben von Hans Martin Sutermeister in seinem ''Gesuch um Anerkennung als Arzt für Allgemeine Medizin'' beim [[Foederatio Medicorum Helveticorum|Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte]] (FMH) vom Oktober 1965 zusammengestellt (am 6. Dezember 1965 als Arzt für Allgemeine Medizin FMH anerkannt). Sein Cousin [[Paul Benedikt Jucker-Staehelin]] basierte sich, als er 1977 Sutermeisters Nachruf verfasste, unter anderem auf diesen im Generalsekretariat des FMH archivierten Angaben.</ref> Ende April 1922 wurde er dort in die 1.&nbsp;Klasse des „obern Gymnasiums“ aufgenommen. Im März 1926 erhielt er „mit der Gesamtnote&nbsp;II“ (mittel) das „Zeugnis der Reife für Hochschulstudien“, sein [[Maturitätszeugnis]]; seine einzige Bestnote („6“) erhielt er im Fach [[Hebräische Sprache|Hebräisch]]. In der Schulzeit lernte er [[Lucas Bernoulli]] kennen, mit dem er lebenslang befreundet war.
Sutermeister entstammte einem evangelischen Pfarrhaus und war heimatberechtigt in [[Zofingen]]. Sein Vater Friedrich, Sohn des Schriftstellers [[Otto Sutermeister]], war Pfarrer;<ref>[http://query.staatsarchiv.bs.ch/query/detail.aspx?ID=420407 Dossier von Friedrich Sutermeister-Hunziker] im Staatsarchiv des [[Kanton Basel-Stadt|Kantons Basel-Stadt]].</ref> seine Mutter Maria war Nichte von [[Hans Hunziker (Arzt)|Hans Hunziker]]. Zu seinen fünf Geschwistern zählten der Komponist [[Heinrich Sutermeister]] und der Schriftsteller [[Peter Sutermeister]]. Von Schlossrued zog die Familie nach [[Feuerthalen]], wo Sutermeister die Primarschule und danach die Realschule bzw. das Gymnasium<ref name="sba123"/> in Schaffhausen besuchte. Danach zog die Familie nach [[Binningen]], von wo aus Sutermeister das [[Gymnasium am Münsterplatz|Humanistische Gymnasium]] in Basel besuchte<ref>[http://www.gmbasel.ch/ehemalige Ehemalige] des [[Gymnasium am Münsterplatz|Humanistischen Gymnasiums Basel]].</ref>.<ref name="jucker">Angaben von Hans Martin Sutermeister in seinem ''Gesuch um Anerkennung als Arzt für Allgemeine Medizin'' beim [[Foederatio Medicorum Helveticorum|Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte]] (FMH) vom Oktober 1965 zusammengestellt (am 6. Dezember 1965 als Arzt für Allgemeine Medizin FMH anerkannt). Sein Cousin [[Paul Benedikt Jucker-Staehelin]] basierte sich, als er 1977 Sutermeisters Nachruf verfasste, unter anderem auf diesen im Generalsekretariat des FMH archivierten Angaben.</ref> Ende April 1922 wurde er dort in die 1.&nbsp;Klasse des „obern Gymnasiums“ aufgenommen. Im März 1926 erhielt er „mit der Gesamtnote&nbsp;II“ (mittel) das „Zeugnis der Reife für Hochschulstudien“, sein [[Maturitätszeugnis]]; seine einzige Bestnote („6“) erhielt er im Fach [[Hebräische Sprache|Hebräisch]]. In der Schulzeit lernte er [[Lucas Bernoulli]] kennen, mit dem er lebenslang befreundet war.


[[Datei:Maria Hunziker et Friedrich Sutermeister.jpg|miniatur|left|Maria Hunziker und Friedrich Sutermeister (1873-1934), Sutermeisters Eltern]]
[[Datei:Maria Hunziker et Friedrich Sutermeister.jpg|miniatur|left|Maria Hunziker und Friedrich Sutermeister (1873-1934), Sutermeisters Eltern]]


Dem Wunsch seines Vaters folgend begann er noch im gleichen Jahr, Theologie mit spezieller Betonung der Philosophiegeschichte und der Psychologie in [[Basel]] und [[Tübingen]] zu studieren. Nach fünf Semestern bestand er das Kandidatsexamen und sollte zur Erlangung eines Stipendiums der Stadt Zofingen eine „Preisarbeit“ über [[René Descartes]] verfassen.<ref name="jucker" /> Da er bei diesem Abschlussexamen in Gewissenskonflikte trat,<ref name="jucker" /> brach er das Studium in Deutschland ab.<ref name="spiegel">{{Der Spiegel|ID=46272426|Autor=[[Gerhard Mauz]]|Titel=Schuldig, weil wir keinen anderen haben: SPIEGEL-Reporter Gerhard Mauz über die Fehlurteilsjäger Hans Martin Sutermeister und Gustav Adolf Neumann|Jahr=1965|Nr=18|Seiten=116|Kommentar=}}</ref> (In seiner autobiografischen Novelle ''Zwischen zwei Welten'' von 1942 beschreibt er, wie er mit Descartes’ [[Dualismus (Ontologie)|dualistischer]] Unterscheidung zwischen ''[[res cogitans]]'' und ''[[res extensa]]'' nicht einig war und zur Überzeugung kam, dass einzig auf dem [[Monismus]] basierende [[Weltanschauung]]en vertretbar seien.)
Dem Wunsch seines Vaters folgend begann er noch im gleichen Jahr, Theologie mit spezieller Betonung der Philosophiegeschichte und der Psychologie<ref name="jucker" /> bzw./oder „Philosophie, Psychologie, Religionspsychologie“<ref name="sba123"/> in [[Basel]] und [[Tübingen]] zu studieren. Nach fünf Semestern bestand er das Kandidatsexamen und sollte zur Erlangung eines Stipendiums der Stadt Zofingen eine „Preisarbeit“ über [[René Descartes]] verfassen.<ref name="jucker" /> Da er bei diesem Abschlussexamen in Gewissenskonflikte trat,<ref name="jucker" /> brach er das Studium in Deutschland ab.<ref name="spiegel">{{Der Spiegel|ID=46272426|Autor=[[Gerhard Mauz]]|Titel=Schuldig, weil wir keinen anderen haben: SPIEGEL-Reporter Gerhard Mauz über die Fehlurteilsjäger Hans Martin Sutermeister und Gustav Adolf Neumann|Jahr=1965|Nr=18|Seiten=116|Kommentar=}}</ref> (In seiner autobiografischen Novelle ''Zwischen zwei Welten'' von 1942 beschreibt er, wie er mit Descartes’ [[Dualismus (Ontologie)|dualistischer]] Unterscheidung zwischen ''[[res cogitans]]'' und ''[[res extensa]]'' nicht einig war und zur Überzeugung kam, dass einzig auf dem [[Monismus]] basierende [[Weltanschauung]]en vertretbar seien.)


Er entfernte sich von seinem protestantischen Herkunftsmilieu und begann, sich für naturwissenschaftliche Forschung zu interessieren. Im April 1929 immatrikulierte sich Sutermeister an der [[Universität Basel]] in [[Zahnmedizin]]. 1930 bestand er dort Eidgenössische Medizinalprüfungen und studierte an deutschen Universitäten weiter. Von Ende April bis August 1930 besuchte er Vorlesungen an der Medizinischen Fakultät der [[Christian-Albrechts-Universität zu Kiel]]; „bis 1933 [war er] im Kieler ‚[[Republikanischer Studentenbund|Republikanischen Studentenbund]]‘ tätig“ war.<ref>Hans Martin Sutermeister: ''Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer.'' Basel, 1976, S. 26.</ref> Im Oktober 1930 kehrte er zurück an die Universität Basel. Von Anfang Mai bis Ende Juli 1931 war Sutermeister an der Medizinischen Fakultät der [[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn|Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn]] immatrikuliert. Von November 1931 bis April 1932 war er als Student der Zahnmedizin an der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg]] im Breisgau angemeldet. Im April 1933 kehrte er an die Universität Basel zurück. Von April 1935 bis Ende des Wintersemesters 1938/39 studierte er Medizin an der [[Universität Bern]]. Im Juni 1939 erhielt er in Bern sein [[Staatsexamen#Medizin|Diplom für die bestandene „Prüfung zur Ausübung der ärztlichen Praxis“]]; die Prüfung bestand darin, herauszufinden, ob ein Wirt „der sich in der Hochzeitsnacht im Kohlenkeller an der Türklinke erhängt hatte“, sich selbst erhängt haben konnte oder nicht;<ref name="summainiuria480">Hans Martin Sutermeister: ''Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer.'' Basel, 1976, S. 480.</ref> (Sutermeister schreibt, dass wie beim [[Justizfall Robert Willi]], „die untere Furche [am Hals] ebenfalls die tiefere war, da das Opfer offenbar in reflektorischen Abwehrbewegungen den Strick nach unten zog“)<ref name="summainiuria480"/>. 1940 erwarb er den medizinischen Doktortitel. Er bildete sich dann an den dermatologischen Kliniken bei [[Charles Du Bois]] in Genf, bei Dr. Pagani, Dr. Winkler und Dr. Pulver in Luzern, bei [[Edwin Ramel]] in Lausanne, und in der [[Stadtspital Triemli|Städtischen Poliklinik Zürich]]<!-- Heute Dermatologisches Ambulatorium Triemli. -->, wo er zeitweise Professor [[Walter Burckhardt]] in den Vorlesungen vertrat, weiter aus. „In Luzern war er auf der Röntgen- und Tuberkulosen-, in Interlaken [bei Dr. Rieben] in der chirurgischen Abteilung tätig.“<ref name="jucker" />
Er entfernte sich von seinem protestantischen Herkunftsmilieu und begann, sich für naturwissenschaftliche Forschung zu interessieren. Im April 1929 immatrikulierte sich Sutermeister an der [[Universität Basel]] in [[Zahnmedizin]]. 1930 bestand er dort Eidgenössische Medizinalprüfungen und studierte an deutschen Universitäten weiter. Von Ende April bis August 1930 besuchte er Vorlesungen an der Medizinischen Fakultät der [[Christian-Albrechts-Universität zu Kiel]]; „bis 1933 [war er] im Kieler ‚[[Republikanischer Studentenbund|Republikanischen Studentenbund]]‘ tätig“ war.<ref>Hans Martin Sutermeister: ''Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer.'' Basel, 1976, S. 26.</ref> Im Oktober 1930 kehrte er zurück an die Universität Basel. Von Anfang Mai bis Ende Juli 1931 war Sutermeister an der Medizinischen Fakultät der [[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn|Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn]] immatrikuliert. Von November 1931 bis April 1932 war er als Student der Zahnmedizin an der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg]] im Breisgau angemeldet. Im April 1933 kehrte er an die Universität Basel zurück. Von April 1935 bis Ende des Wintersemesters 1938/39 studierte er Medizin an der [[Universität Bern]]. Im Juni 1939 erhielt er in Bern sein [[Staatsexamen#Medizin|Diplom für die bestandene „Prüfung zur Ausübung der ärztlichen Praxis“]]; die Prüfung bestand darin, herauszufinden, ob ein Wirt „der sich in der Hochzeitsnacht im Kohlenkeller an der Türklinke erhängt hatte“, sich selbst erhängt haben konnte oder nicht;<ref name="summainiuria480">Hans Martin Sutermeister: ''Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer.'' Basel, 1976, S. 480.</ref> (Sutermeister schreibt, dass wie beim [[Justizfall Robert Willi]], „die untere Furche [am Hals] ebenfalls die tiefere war, da das Opfer offenbar in reflektorischen Abwehrbewegungen den Strick nach unten zog“)<ref name="summainiuria480"/>. 1940 erwarb er den medizinischen Doktortitel. Er bildete sich dann an den dermatologischen Kliniken bei [[Charles Du Bois]] in Genf, bei Dr. Pagani, Dr. Winkler und Dr. Pulver in Luzern, bei [[Edwin Ramel]] in Lausanne, und in der [[Stadtspital Triemli|Städtischen Poliklinik Zürich]]<!-- Heute Dermatologisches Ambulatorium Triemli. -->, wo er zeitweise Professor [[Walter Burckhardt]] in den Vorlesungen vertrat, weiter aus. „In Luzern war er auf der Röntgen- und Tuberkulosen-, in Interlaken [bei Dr. Rieben] in der chirurgischen Abteilung tätig.“<ref name="jucker" />
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Für seine Dissertation wurde ihm von seinem Onkel [[Hans Hunziker (Arzt)|Hans Hunziker]], Professor, und von Privatdozent [[Stavros Zurukzoglu]] als Thema das ''Schweizerische [[Tuberkulose]]gesetz'' zugewiesen; der Präsident der ''Vereinigung gegen die Tuberkulose'' [[Ernst Bachmann (Arzt)|Ernst Bachmann]] gab ihm wertvolle Mitteilungen. Die Arbeit wurde 1941 an der Universität Basel von Hans Hunziker für die [[Promotion (Doktor)|Promotion]] genehmigt.<ref>''Das schweizerische Tuberkulosegesetz. Geschichte, Inhalt, Ausführung und Erfolg bis zur Gegenwart.'' Dissertation, Medizinische Fakultät der [[Universität Basel]]. [[Benno Schwabe]], Basel 1941, erste Seiten.</ref>
Für seine Dissertation wurde ihm von seinem Onkel [[Hans Hunziker (Arzt)|Hans Hunziker]], Professor, und von Privatdozent [[Stavros Zurukzoglu]] als Thema das ''Schweizerische [[Tuberkulose]]gesetz'' zugewiesen; der Präsident der ''Vereinigung gegen die Tuberkulose'' [[Ernst Bachmann (Arzt)|Ernst Bachmann]] gab ihm wertvolle Mitteilungen. Die Arbeit wurde 1941 an der Universität Basel von Hans Hunziker für die [[Promotion (Doktor)|Promotion]] genehmigt.<ref>''Das schweizerische Tuberkulosegesetz. Geschichte, Inhalt, Ausführung und Erfolg bis zur Gegenwart.'' Dissertation, Medizinische Fakultät der [[Universität Basel]]. [[Benno Schwabe]], Basel 1941, erste Seiten.</ref>


1942 veröffentlichte Sutermeister unter dem Pseudonym Hans Moehrlen (nach dem Namen seines Urgrossvaters [[Christoph Möhrlen]], der selbst eine Autobiographie unter einem Pseudonym verfasst hatte)<ref>[[Christophe Moehrlen]]. [http://books.google.com/books?id=ORZGAAAAcAAJ ''Christoph Irenius: Eine wahrhafte Geschichte.''] Selbstbiographie. Basel, 1839. ISBN 978-3226002584</ref> die autobiografische Novelle ''Zwischen zwei Welten'', in welcher er seine Kindheit, Jugend und Studienjahre beschreibt. In ihr kommen seine Eltern sowie seine beiden älteren Geschwister Gertrud und Adrian (1904–1931), der in den Bergen Selbstmord begangen haben soll, vor. Die in der Novelle beschriebene “Rückkehr ‚zur Gesellschaft‘” rundet seine aufgewühlten Jugendjahre ab.<ref>Hans Martin Sutermeister: ''Zwischen zwei Welten. Novelle.'' Bern, 1942, S. 76.</ref> Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Einfuhr von ''Zwischen zwei Welten'' „ins Grossdeutsche Reich gesperrt“.<ref>[http://d-nb.info/575152796 ''Zwischen zwei Welten: Novelle''] im Katalog der [[Deutsche Nationalbibliothek|Deutschen Nationalbibliothek]].</ref> Unter dem gleichen Pseudonym veröffentlichte er zwei kleine [[Walzer (Musik)|Walzer]]: einen für Klavier und einen für Klavier und Violine.<ref>[http://libraries.admin.ch/cgi-bin/gw/chameleon?sessionid=2011112702553612824&skin=helveticat&lng=de&inst=consortium&host=biblio.admin.ch%2b3601%2bDEFAULT&patronhost=biblio.admin.ch%203601%20DEFAULT&search=KEYWORD&function=INITREQ&sourcescreen=INITREQ&pos=1&elementcount=1&u1=2008&t1=002243182&beginsrch=1&rootsearch=KEYWORD „Hans Möhrlen“] im Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek.</ref>
1941 verfasste<ref>''Sutermeister, Hans–Martin.'' In: Willy Keller (Herausgeber): ''[[Schweizer Biographisches Archiv]].'' Band 1. Zürich/Lugano/Vaduz: EPI Verlag Internationaler Publikationen 1952. S. 124.</ref> und 1942 veröffentlichte Sutermeister unter dem Pseudonym Hans Moehrlen (nach dem Namen seines Urgrossvaters [[Christoph Möhrlen]], der selbst eine Autobiographie unter einem Pseudonym verfasst hatte)<ref>[[Christophe Moehrlen]]. [http://books.google.com/books?id=ORZGAAAAcAAJ ''Christoph Irenius: Eine wahrhafte Geschichte.''] Selbstbiographie. Basel, 1839. ISBN 978-3226002584</ref> die autobiografische Novelle ''Zwischen zwei Welten'', in welcher er seine Kindheit, Jugend und Studienjahre beschreibt. In ihr kommen seine Eltern sowie seine beiden älteren Geschwister Gertrud und Adrian (1904–1931), der in den Bergen Selbstmord begangen haben soll, vor. Die in der Novelle beschriebene “Rückkehr ‚zur Gesellschaft‘” rundet seine aufgewühlten Jugendjahre ab.<ref>Hans Martin Sutermeister: ''Zwischen zwei Welten. Novelle.'' Bern, 1942, S. 76.</ref> Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Einfuhr von ''Zwischen zwei Welten'' „ins Grossdeutsche Reich gesperrt“.<ref>[http://d-nb.info/575152796 ''Zwischen zwei Welten: Novelle''] im Katalog der [[Deutsche Nationalbibliothek|Deutschen Nationalbibliothek]].</ref> Unter dem gleichen Pseudonym veröffentlichte er zwei kleine [[Walzer (Musik)|Walzer]]: einen für Klavier und einen für Klavier und Violine.<ref>[http://libraries.admin.ch/cgi-bin/gw/chameleon?sessionid=2011112702553612824&skin=helveticat&lng=de&inst=consortium&host=biblio.admin.ch%2b3601%2bDEFAULT&patronhost=biblio.admin.ch%203601%20DEFAULT&search=KEYWORD&function=INITREQ&sourcescreen=INITREQ&pos=1&elementcount=1&u1=2008&t1=002243182&beginsrch=1&rootsearch=KEYWORD „Hans Möhrlen“] im Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek.</ref>


=== Kriegszeit 1942–1945 ===
=== Kriegszeit 1942–1945 ===


Sutermeister absolvierte seinen [[Militärdienst#Schweiz|Militärdienst]] „als [[Truppenarzt]] im Abschnitt [[Fricktal]] und als Leiter der dermatologischen Abteilungen der [Militärsanitätsanstalten (MSA)] [[Grindelwald]], [[Lenk im Simmental|Lenk]] und [[Flüelen]], wo sein Interesse für die Wirkungen des [[Föhn]]s geweckt wurde“.<ref name="jucker" /> Im Frühjahr 1945 studierte er in der MSA Flüelen mit [[Étienne Grandjean]] und [[Walter Mörikofer]] an Versuchspersonen die [[Föhnkrankheit|physiologischen Föhnwirkungen]], wobei ihn die Psychosomatik der [[Wetterfühligkeit]] interessierte.<ref>Davon zeugen unter anderem seine Publikationen ''Über den gegenwärtigen Stand der Föhnforschung'' (1944), ''Hundert Jahre Föhnforschung'' (1944), ''Föhn und Föhnkrankheit'' (1945), ''Krankheit, Wetter und Klima'' (1945) und ''Das Föhnproblem im Rahmen der modernen [[Meteoropathologie]]'' (1960). Zum Thema Föhn trat Sutermeister Mitte der 1960er Jahre kurz im [[Schweizer Fernsehen]] auf.</ref>
Sutermeister absolvierte seinen [[Militärdienst#Schweiz|Militärdienst]] als „[[Hilfsdienst (Schweizer Armee)|HD]]–Arzt“<ref name="sba123"/> bzw. „als [[Truppenarzt]] im Abschnitt [[Fricktal]] und als Leiter der dermatologischen Abteilungen der [Militärsanitätsanstalten (MSA)] [[Grindelwald]], [[Lenk im Simmental|Lenk]] und [[Flüelen]], wo sein Interesse für die Wirkungen des [[Föhn]]s geweckt wurde“.<ref name="jucker" /> Im Frühjahr 1945 studierte er in der MSA Flüelen mit [[Étienne Grandjean]] und [[Walter Mörikofer]] an Versuchspersonen die [[Föhnkrankheit|physiologischen Föhnwirkungen]], wobei ihn die Psychosomatik der [[Wetterfühligkeit]] interessierte.<ref>Davon zeugen unter anderem seine Publikationen ''Über den gegenwärtigen Stand der Föhnforschung'' (1944), ''Hundert Jahre Föhnforschung'' (1944), ''Föhn und Föhnkrankheit'' (1945), ''Krankheit, Wetter und Klima'' (1945) und ''Das Föhnproblem im Rahmen der modernen [[Meteoropathologie]]'' (1960). Zum Thema Föhn trat Sutermeister Mitte der 1960er Jahre kurz im [[Schweizer Fernsehen]] auf.</ref>


[[Datei:Hans Martin Sutermeister.jpg|miniatur|Hans Martin Sutermeister 1945]]
[[Datei:Hans Martin Sutermeister.jpg|miniatur|Hans Martin Sutermeister 1945]]


In denselben Jahren veröffentlichte Sutermeister in der Berner Buchdruckerei W.&nbsp;Friedli eine Aufsatzreihe zu [[Biopsychologie|physiologischer Psychologie]], wobei er stark vom [[Neopositivismus]] beeinflusst war und sich für eine naturwissenschaftliche, „erklärende“ Psychologie, als Gegensatz sur [[Verstehende Psychologie|Verstehenden Psychologie]] von [[Wilhelm Dilthey]], einsetzte.<ref>Zur Aufsatzreihe gehören folgende Schriften: ''Nomen atque omen'' von 1942, eine Zusammenfassung ebendieses Buches mit dem Titel ''Alte und neue Logik'' (in Anlehnung an [[Rudolf Carnap]]s ''Die alte und die neue Logik''), und ''Verstehende oder erklärende Psychologie?'' (1942), sowie ''Neue Gesichtspunkte in der Psychologie in gemeinverständlicher Darstellung'' von 1943.</ref><ref>Zur selben Zeit stand er (unter anderem) mit dem Schweizer Philosophen [[Paul Häberlin]] in Kontakt.</ref> 1944 fasste er seine Ideen in ''Psychologie und Weltanschauung'' und in ''Von Tanz, Musik und andern schönen Dingen'' neu zusammen, wobei er den Ideen [[Regression (Psychoanalyse)|„Angst-“ und „Erholungsregression“]] besonderes Gewicht beimass. Er definierte Angstregression als durch „Angst ausgelöste Rückstufung des Verhaltens auf biologisch ältere Entwicklungsstufen; Beispiele sind Totstellreflex (Schreckstarre) oder Bewegungssturm. Im weiteren Sinne‚ jede primitive‘ Verhaltensweise in Angstsituationen.“<ref>Definition in: [[Uwe Henrik Peters]]: ''Lexikon Psychiatrie, Psychotherapie, Medizinische Psychologie''. [[Urban & Fischer]] bei [[Elsevier]], 2007. S. 36. ISBN 978-3-437-15061-6</ref> Erholende Regressionen andererseits fänden „durch Entlastung des Hirnstammes beim Erleben“ grossrhythmischer Impulse wie zum Beispiel beim [[Jazz]] statt.<ref>Franz Josef Friederich: ''Soziale Implikationen der Musiktherapie: eine soziologische Untersuchung der Situation des psychisch Kranken.'' 1980, S. 162.</ref> Während dieser Zeit verfasste er auch eine Stellungnahme zu einer „Kontroverse“ um den Begriff des ''Konkreten'' von [[Leo Leuppi]].<ref>Hans Martin Sutermeister: ''Zur Kontroverse ‘Abstrakt-Konkret’.'' In: ''[[Abstrakt, konkret|Bulletin des galeries des Eaux Vives]].'' Heft 11, 1945.</ref> 1945 widmete er in der Zeitschrift der [[Freidenker-Vereinigung der Schweiz|Freigeistigen Vereinigung der Schweiz]] ''Der Freidenker'' einen Artikel dem Neopositivismus als „kommende Einheitsweltanschauung“.<ref>in Anlehnung an den Begriff der ''[[Einheitswissenschaft]]''</ref>
In denselben Jahren veröffentlichte Sutermeister in der Berner Buchdruckerei W.&nbsp;Friedli eine Aufsatzreihe zu [[Biopsychologie|physiologischer Psychologie]], wobei er stark vom [[Neopositivismus]] beeinflusst war und sich für eine naturwissenschaftliche, „erklärende“ Psychologie, als Gegensatz zur [[Verstehende Psychologie|Verstehenden Psychologie]] von [[Wilhelm Dilthey]], einsetzte.<ref>Zur Aufsatzreihe gehören folgende Schriften: ''Nomen atque omen'' von 1942, eine Zusammenfassung ebendieses Buches mit dem Titel ''Alte und neue Logik'' (in Anlehnung an [[Rudolf Carnap]]s ''Die alte und die neue Logik''), und ''Verstehende oder erklärende Psychologie?'' (1942), sowie ''Neue Gesichtspunkte in der Psychologie in gemeinverständlicher Darstellung'' von 1943.</ref><ref>Zur selben Zeit stand er (unter anderem) mit dem Schweizer Philosophen [[Paul Häberlin]] in Kontakt.</ref> 1944 fasste er seine Ideen in ''Psychologie und Weltanschauung'' und in ''Von Tanz, Musik und andern schönen Dingen'' neu zusammen, wobei er den Ideen [[Regression (Psychoanalyse)|„Angst-“ und „Erholungsregression“]] besonderes Gewicht beimass. Er definierte Angstregression als durch „Angst ausgelöste Rückstufung des Verhaltens auf biologisch ältere Entwicklungsstufen; Beispiele sind Totstellreflex (Schreckstarre) oder Bewegungssturm. Im weiteren Sinne‚ jede primitive‘ Verhaltensweise in Angstsituationen.“<ref>Definition in: [[Uwe Henrik Peters]]: ''Lexikon Psychiatrie, Psychotherapie, Medizinische Psychologie''. [[Urban & Fischer]] bei [[Elsevier]], 2007. S. 36. ISBN 978-3-437-15061-6</ref> Erholende Regressionen andererseits fänden „durch Entlastung des Hirnstammes beim Erleben“ grossrhythmischer Impulse wie zum Beispiel beim [[Jazz]] statt.<ref>Franz Josef Friederich: ''Soziale Implikationen der Musiktherapie: eine soziologische Untersuchung der Situation des psychisch Kranken.'' 1980, S. 162.</ref> Während dieser Zeit verfasste er auch eine Stellungnahme zu einer „Kontroverse“ um den Begriff des ''Konkreten'' von [[Leo Leuppi]].<ref>Hans Martin Sutermeister: ''Zur Kontroverse ‘Abstrakt-Konkret’.'' In: ''[[Abstrakt, konkret|Bulletin des galeries des Eaux Vives]].'' Heft 11, 1945.</ref> 1945 widmete er in der Zeitschrift der [[Freidenker-Vereinigung der Schweiz|Freigeistigen Vereinigung der Schweiz]] ''Der Freidenker'' einen Artikel dem Neopositivismus als „kommende Einheitsweltanschauung“.<ref>in Anlehnung an den Begriff der ''[[Einheitswissenschaft]]''</ref>


=== Arzt 1945–1960 ===
=== Arzt 1945–1960 ===


In Bern eröffnete Sutermeister 1945 an der Kasernenstrasse 39 eine [[allgemeinmedizin]]ische Praxis, wo er bald als „Pestalozzi vom [[Breitenrain]]“ benannt wurde.
In Bern eröffnete Sutermeister 1945 an der Kasernenstrasse 39 eine [[allgemeinmedizin]]ische Praxis, wo er bald als „Pestalozzi vom [[Breitenrain]]“ benannt wurde. Er war zudem „Lektor für [[Psychophysiologie]] an der [[Universität Bern]]“.<ref name="sba123"/>


Von 1946 bis 1947 arbeitete er während 15 Monaten als Lagerarzt der [[United Nations Relief and Rehabilitation Administration]] (UNRRA) und der [[International Refugee Organization]] „in Deutschland, Polen und der Tschechoslovakei“;<ref name="jucker" /> Als „Medical Officer“ der UNRRA hatte er 1946/47 im Raume München-Pasing-Murnau und Mittenwald den Schwarzhandel mit Penizillin und Insulin zu bekämpfen.<ref>Hans Martin Sutermeister: Summa iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer. Basel, 1976, S. 161 und 170.</ref> Über den [[Penizillin]]schmuggel berichtet er: {{Zitat|So sollten wir z.B. in [[Mittenwald]] einen armenischen Flüchtlingsarzt Dr. Valentino J. ablösen. Wir fanden aber bald heraus, dass er in Wirklichkeit Berliner war und bei Kriegsende als Luftwaffengefreiter in Innsbruck stand. Er rückte dann als „Flüchtling“ mit Briefköpfen des
Von 1946 bis 1947 arbeitete er während 15 Monaten als Lagerarzt der [[United Nations Relief and Rehabilitation Administration]] (UNRRA) und der [[International Refugee Organization]] „in Deutschland, Polen und der Tschechoslovakei“;<ref name="jucker" /> Als „Medical Officer“ der UNRRA hatte er 1946/47 im Raume München-Pasing-Murnau und Mittenwald den Schwarzhandel mit Penizillin und Insulin zu bekämpfen.<ref>Hans Martin Sutermeister: Summa iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer. Basel, 1976, S. 161 und 170.</ref> Über den [[Penizillin]]schmuggel berichtet er: {{Zitat|So sollten wir z.B. in [[Mittenwald]] einen armenischen Flüchtlingsarzt Dr. Valentino J. ablösen. Wir fanden aber bald heraus, dass er in Wirklichkeit Berliner war und bei Kriegsende als Luftwaffengefreiter in Innsbruck stand. Er rückte dann als „Flüchtling“ mit Briefköpfen des
„[[Italienisches Rotes Kreuz|Croce Rossa Italiana]]“ und der „[[Päpstliche Flüchtlingskommission|päpstlichen Flüchtlingskommission]]“ bei uns ein und hatte bald als Penizillinverteiler das ganze amerikanische Offizierscorps in der Hand, das angesichts der damals häufigen „[[Sexuell übertragbare Erkrankung|Veneral Diseases]]“ auf ihn angewiesen war. Zudem betrieb er mit falschen Priestern einen schwunghaften [[Nylonstrumpf]]handel über den [[Brennerpass|Brenner]]. Zu seinem Abschiedsfest kam halb [[Neubabelsberg|Neu-Babelsberg]], worunter auch der gute [[Harry Piel]]. Am nächsten Abend hatte ich mit ihm noch eine Promotion ukrainischer Krankenschwestern vorzunehmen, wobei er fliessend urkrainisch sprach; aber nach dem 6. Glas Wodka wiederholte er immer denselben Satz. Man sagte mir, es bedeute: „Mich erwischen sie nicht“, und wirklich war er am folgenden Tag mit einem reich beladenen Mercedes nach Italien verschwunden. Ich sah ihn später wieder als „Barkeeper“ in einem italienischen Film. Gerade Aerzte waren also damals im heimlichen Penicillinhandel, den auch der Film „[[Der dritte Mann]]“ Orson Wells’ schildert, sehr erfolgreich und konnten so aus einer „Armenpraxis“ eine „Praxis aurea“ entwickeln.|Hans Martin Sutermeister: ''Summa iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer.'' Basel, 1976, S.762.}}
„[[Italienisches Rotes Kreuz|Croce Rossa Italiana]]“ und der „[[Päpstliche Flüchtlingskommission|päpstlichen Flüchtlingskommission]]“ bei uns ein und hatte bald als Penizillinverteiler das ganze amerikanische Offizierscorps in der Hand, das angesichts der damals häufigen „[[Sexuell übertragbare Erkrankung|Veneral Diseases]]“ auf ihn angewiesen war. Zudem betrieb er mit falschen Priestern einen schwunghaften [[Nylonstrumpf]]handel über den [[Brennerpass|Brenner]]. Zu seinem Abschiedsfest kam halb [[Neubabelsberg|Neu-Babelsberg]], worunter auch der gute [[Harry Piel]]. Am nächsten Abend hatte ich mit ihm noch eine Promotion ukrainischer Krankenschwestern vorzunehmen, wobei er fliessend ukrainisch sprach; aber nach dem 6. Glas Wodka wiederholte er immer denselben Satz. Man sagte mir, es bedeute: „Mich erwischen sie nicht“, und wirklich war er am folgenden Tag mit einem reich beladenen Mercedes nach Italien verschwunden. Ich sah ihn später wieder als „Barkeeper“ in einem italienischen Film. Gerade Aerzte waren also damals im heimlichen Penicillinhandel, den auch der Film „[[Der dritte Mann]]“ Orson Wells’ schildert, sehr erfolgreich und konnten so aus einer „Armenpraxis“ eine „Praxis aurea“ entwickeln.|Hans Martin Sutermeister: ''Summa iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer.'' Basel, 1976, S.762.}}
1948 berichtete er aus seinen ''Erfahrungen aus der Lagermedizin'' in der Zeitschrift ''[[Praxis (Zeitschrift)|Praxis]]''.<ref>Darin bezeichnete er [[Hungerödem|alimentäre Ödeme]], ''[[Hepatitis]] epidemica'' und „[[Ulkus]]krankheit“ als „typische Lagerkrankheiten“.</ref>
1948 berichtete er aus seinen ''Erfahrungen aus der Lagermedizin'' in der Zeitschrift ''[[Praxis (Zeitschrift)|Praxis]]''.<ref>Darin bezeichnete er [[Hungerödem|alimentäre Ödeme]], ''[[Hepatitis]] epidemica'' und „[[Ulkus]]krankheit“ als „typische Lagerkrankheiten“.</ref>


In den folgenden Jahren wirkte Sutermeister als Lektor für [[Psychophysiologie]] an der [[Volkshochschule Bern]]. Er war Mitglied der [[Psychologische Gesellschaft Bern|Psychologischen Gesellschaft Bern]], wo er mit [[Adam Zweig]] in Verbindung stand.
In den folgenden Jahren wirkte Sutermeister als Lektor für [[Psychophysiologie]] an der [[Volkshochschule Bern]]. Er war Mitglied der [[Psychologische Gesellschaft Bern|Psychologischen Gesellschaft Bern]], wo er mit [[Adam Zweig]] in Verbindung stand. Bis 1952 hatte er „Ca. 50 Arbeiten über Psychophysiologie u[nd] medizin[ische] Psychologie“ geschrieben; zu seinen bis anhin wichtigsten Werken zählte er: „Nomen atque omen (1940); Psychologie und Weltanschauung (1941); Von Tanz, Musik u. schönen Dingen (1942); Zwischen zwei Welten (Novelle 1941)“.<ref>''Sutermeister, Hans–Martin.'' In: Willy Keller (Herausgeber): ''[[Schweizer Biographisches Archiv]].'' Band 1. Zürich/Lugano/Vaduz: EPI Verlag Internationaler Publikationen 1952. S. 123–124.</ref>


Um eine [[Venia legendi]] in “[[Medizingeschichte|Geschichte der Medizin]]” und “[[Medizinische Psychologie]] (Psychosomatik)” zu erhalten, reichte Sutermeister Anfang der 1950er Jahre bei der Medizinischen Fakultät der Universität Bern nacheinander drei Habilitationsschriften ein:<ref name="klaesi">[http://www.archive.org/details/JakobKlaesiToBernhardWalthard6.9.1954 ''Betrifft Habilitationsgesuch des Dr. med. H. M. Sutermeister'']. Brief von [[Jakob Klaesi]] an [[Bernhard Walthard]], 6. September 1954.</ref>
Um eine [[Venia legendi]] in “[[Medizingeschichte|Geschichte der Medizin]]” und “[[Medizinische Psychologie]] (Psychosomatik)” zu erhalten, reichte Sutermeister Anfang der 1950er Jahre bei der Medizinischen Fakultät der Universität Bern nacheinander drei Habilitationsschriften ein:<ref name="klaesi">[http://www.archive.org/details/JakobKlaesiToBernhardWalthard6.9.1954 ''Betrifft Habilitationsgesuch des Dr. med. H. M. Sutermeister'']. Brief von [[Jakob Klaesi]] an [[Bernhard Walthard]], 6. September 1954.</ref>
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Sutermeister begründete die Idee eines Schweizer Bundeskriminalamtes:
Sutermeister begründete die Idee eines Schweizer Bundeskriminalamtes:


{{Zitat|[I]nfolge des modernen ‚Gewissenschwundes‘ gibt es in Strafprozessen heute praktisch kaum mehr Geständnisse. Diese waren einst für die Verurteilung aus ‚magischen‘ Gründen unerlässlich, was die grausamen Foltermethoden bis ins 19. Jahrhundert hinein einigermassen verständlich macht. Heute gilt der Täter solange als unschuldig, als man ihm nicht sein Verbrechen einwandfrei nachweist. Das Urteil fusst also auf sogenannten Indizien, die, von Experten begutachtet, den Geschworenen zur Gewiehtung vorgelegt werden. Sind diese Indizien schon für die Experten (Kriminologen, Gerichtsmediziner) oft schwer diagnostizierbar, wieviel mehr dann für die Laienrichter der gemischten oder reinen Schwurgerichte. Besonders biologische Tests (Blut- und Sekrettests usw.) können vom exakten Naturwissenschafter immer-nur ‚mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit‘ abgegeben werden, während die Juristen absolute Gewissheit verlangen. Der Staatsanwalt füllt dann meist dank seiner bei uns gerne anerkannten Autorität diese Sicherheitslücke mit passender Eloquenz aus. Ich denke hier an die Prozesse gegen Maria Fopescu und Pierre Jaccoud, die ohne das Rednertalent des Generalstaatsanwalts Cornu kaum hinter Gitter gekommen wären, denn die biologischen und kriminologischen Indizien waren in beiden Fällen mehr als dürftig.
{{Zitat|[I]nfolge des modernen ‚Gewissenschwundes‘ [sic] gibt es in Strafprozessen heute praktisch kaum mehr Geständnisse. Diese waren einst für die Verurteilung aus ‚magischen‘ Gründen unerlässlich, was die grausamen Foltermethoden bis ins 19. Jahrhundert hinein einigermassen verständlich macht. Heute gilt der Täter solange als unschuldig, als man ihm nicht sein Verbrechen einwandfrei nachweist. Das Urteil fusst also auf sogenannten Indizien, die, von Experten begutachtet, den Geschworenen zur Gewichtung vorgelegt werden. Sind diese Indizien schon für die Experten (Kriminologen, Gerichtsmediziner) oft schwer diagnostizierbar, wieviel mehr dann für die Laienrichter der gemischten oder reinen Schwurgerichte. Besonders biologische Tests (Blut- und Sekrettests usw.) können vom exakten Naturwissenschafter immer nur ‚mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit‘ abgegeben werden, während die Juristen absolute Gewissheit verlangen. Der Staatsanwalt füllt dann meist dank seiner bei uns gerne anerkannten Autorität diese Sicherheitslücke mit passender Eloquenz aus. Ich denke hier an die Prozesse gegen Maria Fopescu und Pierre Jaccoud, die ohne das Rednertalent des Generalstaatsanwalts Cornu kaum hinter Gitter gekommen wären, denn die biologischen und kriminologischen Indizien waren in beiden Fällen mehr als dürftig.
|Autor=Hans Martin Sutermeister
|Autor=Hans Martin Sutermeister
|Quelle=''Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer.'' Basel, 1976, S. 255–256.}}
|Quelle=''Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer.'' Basel, 1976, S. 255–256.}}
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Im Mai 1966 wurde er als Mitglied des Landesrings der Unabhängigen in den [[Grosser Rat (Bern)|Grossen Rat des Kantons Bern]] (Wahlkreis Bern-Stadt) gewählt, wo er bis zu seinem Austritt 1972 in keiner Kommission war.<ref>''Grossräte des Kantons Bern.'' Datenbank im Staatsarchiv Bern.</ref> Als Grossrat machte Sutermeister „eine Interpellation im Fall [[Marcel Schwander]] im Zusammenhang mit dem „Burgdorfer Literaturskandal“ um [[Guido Bachmann]]s polemisches Werk ''Gilgamesch''.<ref name="lerch">[[Lukas Dettwiler]] (Ersteller des Inventars). [http://ead.nb.admin.ch/images/lerch/Personen.xml Kurzbiografie] im „Nonkonformismus Archiv [[Fredi Lerch]].“ [[Schweizerisches Literaturarchiv]], 2011.</ref> 1970 wurde Sutermeister „mit den Stimmen der wachsenden bernischen Links-Gruppen“ im Grossen Rat wiedergewählt.<ref name="lerch"/>
Im Mai 1966 wurde er als Mitglied des Landesrings der Unabhängigen in den [[Grosser Rat (Bern)|Grossen Rat des Kantons Bern]] (Wahlkreis Bern-Stadt) gewählt, wo er bis zu seinem Austritt 1972 in keiner Kommission war.<ref>''Grossräte des Kantons Bern.'' Datenbank im Staatsarchiv Bern.</ref> Als Grossrat machte Sutermeister „eine Interpellation im Fall [[Marcel Schwander]] im Zusammenhang mit dem „Burgdorfer Literaturskandal“ um [[Guido Bachmann]]s polemisches Werk ''Gilgamesch''.<ref name="lerch">[[Lukas Dettwiler]] (Ersteller des Inventars). [http://ead.nb.admin.ch/images/lerch/Personen.xml Kurzbiografie] im „Nonkonformismus Archiv [[Fredi Lerch]].“ [[Schweizerisches Literaturarchiv]], 2011.</ref> 1970 wurde Sutermeister „mit den Stimmen der wachsenden bernischen Links-Gruppen“ im Grossen Rat wiedergewählt.<ref name="lerch"/>


Im Dezember 1967 wurde Sutermeister als „politischer Außenseiter“ für den [[Landesring der Unabhängigen]] in die [[Gemeinderat (Bern)|Stadtberner Exekutive]] gewählt<ref name="eberhard">Urs Marc Eberhard: ''In Basel gestorben: alt Schuldirektor Dr. med. H. M. Sutermeister.'' In: ''Berner Jugend – Berner Schule. Zeitschrift für die Eltern, herausgegeben von Lehrerschaft und Schuldirektion der Stadt Bern.'' Nr. 2, Juni 1977. S. 11.</ref><ref>[http://www.bern.ch/stadtverwaltung/stadtkanzlei/stadtarchiv/verwgeschichte/verwgeschsch/schuldirektion_allgemein.pdf ''Die Direktoren der Schulverwaltung seit 1888.''] Stadtverwaltung Bern. (Siehe auch: [http://www.bern.ch/stadtverwaltung/stadtkanzlei/stadtarchiv/verwgeschichte/verwaregister/register_web.pdf ''Register.'']. Eintrag S. 64: „Sutermeister, Hans M. (1907–1977): Schuldirektion/ allg. Teil“)</ref> und löste [[Paul Dübi]] als Schuldirektor der Stadt Bern ab.<ref>[http://bme10a.arrocho.ch/downloads/bernim19und20jhpolitikimwandel2.pdf ''Ausflug auf dem Wohlensee.''] Abbildung Nr. 114 in: [[Anna Bähler]], [[Robert Barth (Historiker)|Robert Barth]], [[Susanna Bühler]], [[Emil Erne]], [[Christian Lüthi]]: ''Bern – die Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert.'' [[Stämpfli AG|Stämpfli]], Bern 2003, ISBN 978-3-7272-1271-0, S. 153. (mit den Stadtberner Gemeinderäten [[Heinz Bratschi]], [[Reynold Tschäppät]], [[Ruth Im Obersteg Geiser]], [[Klaus Schädelin]], [[Gerhart Schürch]] und [[Kurt Schweizer]] in einem Boot).</ref> Sein Büro hatte er an der [[Kramgasse]] 61 in der Berner Altstadt.
Im Dezember 1967 wurde Sutermeister als „politischer Außenseiter“ für den [[Landesring der Unabhängigen]] in die [[Gemeinderat (Bern)|Stadtberner Exekutive]] gewählt<ref name="eberhard">Urs Marc Eberhard: ''In Basel gestorben: alt Schuldirektor Dr. med. H. M. Sutermeister.'' In: ''Berner Jugend – Berner Schule. Zeitschrift für die Eltern, herausgegeben von Lehrerschaft und Schuldirektion der Stadt Bern.'' Nr. 2, Juni 1977. S. 11.</ref><ref>[http://www.bern.ch/stadtverwaltung/stadtkanzlei/stadtarchiv/verwgeschichte/verwgeschsch/schuldirektion_allgemein.pdf ''Die Direktoren der Schulverwaltung seit 1888.''] Stadtverwaltung Bern. (Siehe auch: [http://www.bern.ch/stadtverwaltung/stadtkanzlei/stadtarchiv/verwgeschichte/verwaregister/register_web.pdf ''Register.'']. Eintrag S. 64: „Sutermeister, Hans M. (1907–1977): Schuldirektion/ allg. Teil“)</ref> und löste [[Paul Dübi]] als Schuldirektor der Stadt Bern ab.<ref>[http://bme10a.arrocho.ch/downloads/bernim19und20jhpolitikimwandel2.pdf ''Ausflug auf dem Wohlensee.''] Abbildung Nr. 114 in: [[Anna Bähler]], [[Robert Barth (Historiker)|Robert Barth]], [[Susanna Bühler]], [[Emil Erne]], [[Christian Lüthi]]: ''Bern – die Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert.'' [[Stämpfli AG|Stämpfli]], Bern 2003, ISBN 978-3-7272-1271-0, S. 153. (mit den Stadtberner Gemeinderäten [[Heinz Bratschi]], [[Reynold Tschäppät]], [[Ruth Im Obersteg Geiser]], [[Klaus Schädelin]], [[Gerhart Schürch]] und [[Kurt Schweizer]] in einem Boot).</ref> Mit dem Einzug Sutermeisters „auf Kosten der gemeinsamen freisinnig–bürgerlichen Liste“ in den Berner Gemeinderat wurde der [[Landesring der Unabhängigen]] „nun drittstärkste Partei der Stadt Bern“ und war zum ersten Mal in seiner Geschichte in diesem Rat vertreten.<ref>''Landesringerfolge auch in Bern.'' In: ''[[Die Tat (Schweizer Zeitung)|Die Tat]].'' 12. Dezember 1967, S. 4. Mit Foto von Sutermeister.</ref> Sein Büro hatte er an der [[Kramgasse]] 61 in der Berner Altstadt.


„Unbekümmert und voller Kampfgeist“ zog er in die Schuldirektion ein und setzte sich mit der neuen Materie „unermüdlich und intensiv auseinander“.<ref name="eberhard" /> „Manches schien ihm überprüfenswert, manches stellte er in Frage. Unverblümt brachte er zum Ausdruck, was manch einer vorsichtigerweise nur denkt“, bezeugt sein Schulsekretär, der Berner Schriftsteller Urs Marc Eberhard.<ref name="eberhard" />
„Unbekümmert und voller Kampfgeist“ zog er in die Schuldirektion ein und setzte sich mit der neuen Materie „unermüdlich und intensiv auseinander“.<ref name="eberhard" /> „Manches schien ihm überprüfenswert, manches stellte er in Frage. Unverblümt brachte er zum Ausdruck, was manch einer vorsichtigerweise nur denkt“, bezeugt sein Schulsekretär, der Berner Schriftsteller Urs Marc Eberhard.<ref name="eberhard" />
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Die Gesamtschule hätte „demokratischer“ als bisherige Schweizer Schulmodelle sein sollen, das heisst, diejenigen, welche sich für die Gesamtschulidee einsetzten, beabsichtigten, „jedes Kind individuell nach seinen besonderen Fähigkeiten zu fördern“.<ref name="theiler">[[Luzius Theiler]]: ''Bern 80. Ideen für eine wohnliche Stadt.'' Schriftenreihe des Landesrings der Unabhängigen, Stand Bern. Nr. 2, 1970, S. 22.</ref> Mit der damaligen Stadtberner Schulorganisation sei das völlig unmöglich gewesen. Konkret beabsichtigten Sutermeister und Theiler die aus ihrer Sicht nur noch „historisch begründbare Dreiteilung der Schule in [[Primarschule]], [[Sekundarschule]] und [[Gymnasium]] auf[zu]geben und die starren Jahrgangsklassen durch Leistungsgruppen“ zu ersetzen.<ref name="theiler" /> Als Modell sahen sie das Modell der „integrierten Gesamtschule“, „wie es in den USA, in den nordischen Staaten und in den Oststaaten schon seit vielen Jahren verwirklicht“ war, und wie es dazumal „auch in England und in Deutschland eingeführt“ wurde.<ref name="theiler" /> Theiler und Sutermeister kritisierten, dass sich die damalige „Schule vorwiegend an den ‚Normalschüler‘“ wandte, „der in sämtlichen Fächern durchschnittlich gleichmässig oder gleichmässig durchschnittlich [[Begabung|begabt]] ist, und damit alle jene Schüler benachteiligt, deren Begabung einseitig auf naturwissenschaftlichem oder sprachlichem Gebiet liegt.“<ref name="theiler" /> Die ''Gesamtschule'' hätte ermöglichen sollen, {{"|dass auch die einseitig begabten Schüler eine ihren Fähigkeiten entsprechende Ausbildung erhalten, indem sie zum Beispiel in den Sprachfächern eine niedrige Klasse besuchen, während sie in Mathematik einer viel höheren Leistungsgruppe angehören können. |Autor=[[Luzius Theiler]] |Quelle=''Bern 80. Ideen für eine wohnliche Stadt.'' Schriftenreihe des Landesrings der Unabhängigen, Stand Bern. Nr. 2, 1970, S. 22.}}
Die Gesamtschule hätte „demokratischer“ als bisherige Schweizer Schulmodelle sein sollen, das heisst, diejenigen, welche sich für die Gesamtschulidee einsetzten, beabsichtigten, „jedes Kind individuell nach seinen besonderen Fähigkeiten zu fördern“.<ref name="theiler">[[Luzius Theiler]]: ''Bern 80. Ideen für eine wohnliche Stadt.'' Schriftenreihe des Landesrings der Unabhängigen, Stand Bern. Nr. 2, 1970, S. 22.</ref> Mit der damaligen Stadtberner Schulorganisation sei das völlig unmöglich gewesen. Konkret beabsichtigten Sutermeister und Theiler die aus ihrer Sicht nur noch „historisch begründbare Dreiteilung der Schule in [[Primarschule]], [[Sekundarschule]] und [[Gymnasium]] auf[zu]geben und die starren Jahrgangsklassen durch Leistungsgruppen“ zu ersetzen.<ref name="theiler" /> Als Modell sahen sie das Modell der „integrierten Gesamtschule“, „wie es in den USA, in den nordischen Staaten und in den Oststaaten schon seit vielen Jahren verwirklicht“ war, und wie es dazumal „auch in England und in Deutschland eingeführt“ wurde.<ref name="theiler" /> Theiler und Sutermeister kritisierten, dass sich die damalige „Schule vorwiegend an den ‚Normalschüler‘“ wandte, „der in sämtlichen Fächern durchschnittlich gleichmässig oder gleichmässig durchschnittlich [[Begabung|begabt]] ist, und damit alle jene Schüler benachteiligt, deren Begabung einseitig auf naturwissenschaftlichem oder sprachlichem Gebiet liegt.“<ref name="theiler" /> Die ''Gesamtschule'' hätte ermöglichen sollen, {{"|dass auch die einseitig begabten Schüler eine ihren Fähigkeiten entsprechende Ausbildung erhalten, indem sie zum Beispiel in den Sprachfächern eine niedrige Klasse besuchen, während sie in Mathematik einer viel höheren Leistungsgruppe angehören können. |Autor=[[Luzius Theiler]] |Quelle=''Bern 80. Ideen für eine wohnliche Stadt.'' Schriftenreihe des Landesrings der Unabhängigen, Stand Bern. Nr. 2, 1970, S. 22.}}


Aufgrund der Erfahrungen seiner Schulbesuche im Ausland wollte Sutermeister eine „stadtbernische [[Bildungspolitik]] mit dem Ziel einer [[Schulreform|inneren und äusseren Schulreform]]“ durchsetzen und stellte dazu im Gemeinderat zwei umfangreiche Berichte (Januar und Mai 1971) vor, welche unter anderem ein [[Sabbatjahr]] als Bildungsurlaub für Lehrer vorsahen.<ref>[[Gottfried Hodel]]: ''Kinder, immer nur Kinder, aber Lehrer bringt keiner. Bildungspolitische Massnahmen zur Steuerung des Bedarfes an Primarlehrkräften in den Kantonen Bern und Solothurn zwischen 1848 und 1998.'' Peter Lang, Bern 2005, ISBN 978-3-03910-199-3, S. 320.</ref>
Aufgrund der Erfahrungen seiner Schulbesuche im Ausland wollte Sutermeister eine „stadtbernische [[Bildungspolitik]] mit dem Ziel einer [[Schulreform|inneren und äusseren Schulreform]]“ durchsetzen und stellte dazu im Gemeinderat zwei umfangreiche Berichte (Januar und Mai 1971) vor, welche unter anderem ein [[Sabbatjahr]] als Bildungsurlaub für Lehrer vorsahen.<ref>Gottfried Hodel: ''Kinder, immer nur Kinder, aber Lehrer bringt keiner. Bildungspolitische Massnahmen zur Steuerung des Bedarfes an Primarlehrkräften in den Kantonen Bern und Solothurn zwischen 1848 und 1998.'' Peter Lang, Bern 2005, ISBN 978-3-03910-199-3, S. 320.</ref>


Als Präsident der Berner Sektion der [[Neue Europäische Bewegung Schweiz|Europa-Union]] setzte „sich Sutermeister auch für die Idee der ‚Friedensschulen‘ des [[Europarat]]es und für den „[[Europäischer Erzieherbund|Europäischen Erzieherbund]] ein“.<ref name="ortsgruppe bern" /> Sein Einsatz für die „Menschenrechte“ war nicht allseits willkommen: {{Zitat|Als wir im Bernischen Parlament zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember 1968 gegen diese Rückstände in unserem Rechtswesen protestierten, erhoben sich einmütig sämtliche Fraktionspräsidenten, um uns feierlichst in Acht und Bann zu tun.|Hans Martin Sutermeister: ''Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer.'' Basel, 1976, S. 258.}}
Als Präsident der Berner Sektion der [[Neue Europäische Bewegung Schweiz|Europa-Union]] setzte „sich Sutermeister auch für die Idee der ‚Friedensschulen‘ des [[Europarat]]es und für den „[[Europäischer Erzieherbund|Europäischen Erzieherbund]] ein“.<ref name="ortsgruppe bern" /> Sein Einsatz für die „Menschenrechte“ war nicht allseits willkommen: {{Zitat|Als wir im Bernischen Parlament zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember 1968 gegen diese Rückstände in unserem Rechtswesen protestierten, erhoben sich einmütig sämtliche Fraktionspräsidenten, um uns feierlichst in Acht und Bann zu tun.|Hans Martin Sutermeister: ''Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer.'' Basel, 1976, S. 258.}}
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=== Letzte Jahre, 1971–1977 ===
=== Letzte Jahre, 1971–1977 ===


„Sutermeister mußte bald merken, daß einem städtischen Schuldirektor auf dem Gebiete der Pädagogik wenig oder keine Kompetenzen einberaumt sind. Resignation und Verbitterung machten sich im Verlaufe der mühsamen Amtsjahre bemerkbar.“<ref name="eberhard" /> Seine Reformideen scheiterten gemäss dem damaligen Kollegen Hans Kaufmann „vorab an der schier ungeheuren Fülle seiner Interessen und Begabungen“.<ref name="hkaufmann">[[Hans Kaufmann (Redaktor)|Hans Kaufmann]]: ''H. M. Sutermeister ist gestorben.'' In: ''[[Der Bund]].'' Nr. 107, Bern, 9. Mai 1977, S. 9.</ref> Auch die Kritiken des [[Der Bund|Bund]]–Redaktors [[Peter Schindler]] trugen dazu bei, dass Sutermeister im Dezember 1971 den Wahlkampf um seinen Gemeinderatssitz gegen den [[Freisinnig-Demokratische Partei|FDP]]-Kandidaten [[Arist Rollier]] verlor. Sutermeister glaubte, dass das neu eingeführte [[Frauenstimmrecht in der Schweiz|Frauenstimmrecht]] seiner Wiederwahl hätte helfen sollen.<ref name="nachwort">Nachwort. In: Hans Martin Sutermeister: ''Möglichkeiten einer inneren und äusseren Schulreform im Sinne der Gesamtschule in der Stadt Bern. Prolegomena zu einer Projektstudie „Integrierte Gesamtschule Brünnen“ entsprechend der Motion Theiler.'' Nach seiner Abwahl vom 12. Dezember 1971 durch den Autor eingefügtes Nachwort, zwischen S. 197 und 198. Schuldirektion, Bern, Mai 1971.</ref> Doch er stellte fest:
„Sutermeister mußte bald merken, daß einem städtischen Schuldirektor auf dem Gebiete der Pädagogik wenig oder keine Kompetenzen einberaumt sind. Resignation und Verbitterung machten sich im Verlaufe der mühsamen Amtsjahre bemerkbar.“<ref name="eberhard" /> Seine Reformideen scheiterten gemäss dem berner Journalisten Hans Kaufmann<ref>Hans Kaufmann (* 6. Februar 1942; † 13. Oktober 2007 in Lenk im Simmental; Kürzel: ''K'') war ein [[Schweiz]]er [[Journalist]] und [[Verbandsfunktionär]]. Kaufmann war von 1968 bis 1971 [[Redakteur|Redaktor]] der [[Neue Berner Zeitung|Neuen Berner Zeitung]] und danach bis 1987 des [[Der Bund|Bund]]es. Ab 1987 leitete er bei der [[Berner Zeitung]] den Bereich Lokales und gehörte der Redaktionsleitung an. 1993 berief ihn [[Samuel Schmid]] als Präsident des Interessenverbands [[Berner KMU]] zum Informationsbeauftragten und politischen Sachbearbeiter des Verbands; dort war er unter anderem Chefredaktor der Zeitschrift ''Berner KMU''. (Quellen: [http://www.gimmel.ch/media/presse/2006_2008/2007%20Worb%20hofft%20auf%20schwarze%20Null%20Voranschlag%202008%20Bund%2020071016.pdf ''Hans Kaufmann gestorben.''] In: ''[[Der Bund]].'' 16. Oktober 2007, S. 25. Und: ''Hans Kaufmann ist tot.'' Nachruf. In: ''[[Berner Zeitung]].'' 16. Oktober 2007, S. 34)</ref> „vorab an der schier ungeheuren Fülle seiner Interessen und Begabungen“.<ref name="hkaufmann">Hans Kaufmann: ''H. M. Sutermeister ist gestorben.'' In: ''[[Der Bund]].'' Nr. 107, Bern, 9. Mai 1977, S. 9.</ref> Auch die Kritiken des [[Der Bund|Bund]]–Redaktors [[Peter Schindler]] trugen dazu bei, dass Sutermeister im Dezember 1971 den Wahlkampf um seinen Gemeinderatssitz gegen den [[Freisinnig-Demokratische Partei|FDP]]-Kandidaten [[Arist Rollier]] verlor<ref>kv: ''Gemeinderatswahl: Sutermeister ging leer aus.'' Und: ''Wunder wiederholen sich nicht: Landesring Verlierer der Wahl.'' In: ''[[Berner Tagblatt]].'' 14. Dezember 1971, S. 11. Mit Foto von Hans Martin Sutermeister.</ref>. Sutermeister glaubte, dass das neu eingeführte [[Frauenstimmrecht in der Schweiz|Frauenstimmrecht]] seiner Wiederwahl hätte helfen sollen.<ref name="nachwort">Nachwort. In: Hans Martin Sutermeister: ''Möglichkeiten einer inneren und äusseren Schulreform im Sinne der Gesamtschule in der Stadt Bern. Prolegomena zu einer Projektstudie „Integrierte Gesamtschule Brünnen“ entsprechend der Motion Theiler.'' Nach seiner Abwahl vom 12. Dezember 1971 durch den Autor eingefügtes Nachwort, zwischen S. 197 und 198. Schuldirektion, Bern, Mai 1971.</ref> Doch er stellte fest:


{{Zitat|Bern will keine Gesamtschulreform! Zudem verlor der Landesring der Unabhängigen sowieso Sitze, da die nahende „[[Rezession]]“ die „[[Klassenkampf]]fronten erneut verstärkte und Mittelparteien auflöste.
{{Zitat|Bern will keine Gesamtschulreform! Zudem verlor der Landesring der Unabhängigen sowieso Sitze, da die nahende „[[Rezession]]“ die „[[Klassenkampf]]fronten erneut verstärkte und Mittelparteien auflöste.
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|Quelle=''Nachwort.'' In: Hans Martin Sutermeister: ''Möglichkeiten einer inneren und äusseren Schulreform im Sinne der Gesamtschule in der Stadt Bern. Prolegomena zu einer Projektstudie „Integrierte Gesamtschule Brünnen“ entsprechend der Motion Theiler.'' Nach seiner Abwahl vom 12. Dezember 1971 durch den Autor eingefügtes Nachwort, zwischen S. 197 und 198. Schuldirektion, Bern, Mai 1971.}}
|Quelle=''Nachwort.'' In: Hans Martin Sutermeister: ''Möglichkeiten einer inneren und äusseren Schulreform im Sinne der Gesamtschule in der Stadt Bern. Prolegomena zu einer Projektstudie „Integrierte Gesamtschule Brünnen“ entsprechend der Motion Theiler.'' Nach seiner Abwahl vom 12. Dezember 1971 durch den Autor eingefügtes Nachwort, zwischen S. 197 und 198. Schuldirektion, Bern, Mai 1971.}}


„Die gefühlsbetonte, sprunghafte Führung der Schuldirektion verunsicherte Verwaltung und Lehrerschaft. Mit seiner von Gedankenblitzen geprägten Politik stiess [Sutermeister] vielerorts auf Unverständnis. Immerhin konnte Dr. Sutermeister sein grösstes Anliegen, nämlich die Einrichtung eines Gesamtschulversuchs, ‘durchboxen’. Dieses Experiment [lief ein Jahrzehntspäter] noch immer.“<ref name="bernertagblatt1977">[[Heinz W. Müller]]: ''Dr. Hans Martin Sutermeister gestorben: Engagierter Arzt und Politiker.'' In: ''[[Berner Tagblatt]].'' 9. Mai 1977. S. 6.</ref>
Er zog daraufhin 1972 von Bern nach Basel, wo er eine neue allgemeinmedizinische Praxis eröffnete;<ref name="hkaufmann" /> er verzichtete somit auch auf seinen Berner Grossratssitz. An seine Stelle trat der Arzt [[Paul Günter]] in den Grossrat ein.<ref>''Wechsel im Grossen Rat.'' In: ''Der Bund.'' Nr.297, Bern, 20. Dezember 1971, S. 27.</ref> Die Jahre, an denen er „hauptamtlich der Öffentlichkeit diente, waren vermutlich die unglücklichsten in seinem Leben.“<ref name="hkaufmann" />


{{"|Trotz der nur kurzen Amtszeit bleiben zwei Ereignisse der städtischen Schulpolitik mit seinem Namen verbunden: er setzte die durchgehende Einführung der sogenannten Koedukation (Knaben und Mädchen in der gleichen Klasse) durch. Ein zweites Ziel hat er in seinem letzten Amtsjahr erreicht. Mit knappem Mehr beschloss der Stadtrat eine allgemeine Schulreform mit dem Ziel, die Gesamtschule einzuführen. Die Planung und die praktische Durchführung dieser Reform wird seinem Nachfolger überlassen sein – Dr. Sutermeister bleibt jetzt, nach seinem Wegzug nach Basel, die Genugtuung, dass es ihm geglückt ist, mit dem Grundsatzentscheid den Stein ins Rollen zu bringen.|Autor=kv|Quelle=''Mit dem Dank der Oeffentlichkeit in den verdienten Ruhestand: Letzter Amtstag von Gemeinderat Dr. Hans Martin Sutermeister.'' In: ''[[Berner Tagblatt]].'' 29. Dezember 1971, S. 11.}}
{{"|Die Nichtwiederwahl 1971 ließ Dr. Sutermeister in Eile sein Büro gründlich räumen. Verlassen von Mitstreitern, politischen Freunden und Gegnern, enttäuscht von Mitarbeitern und Hilfesuchenden, denen er hatte helfen wollen, kehrte er zurück in seinen Arztberuf. Wo andern ausgeschiedenen Gemeinderatsmitgliedern Pension und von Freunden zugedachte Arbeitsgebiete warten, begann Dr. Sutermeister als 64-jähriger den Kampf um die Existenz. Monate als [[Bereitschaftsdienst|Pikettarzt]] im 48-Stunden-Dienst verlangten auch jetzt schier Unmenschliches.|Autor=Urs Marc Eberhard|Quelle=''In Basel gestorben: alt Schuldirektor Dr. med. H. M. Sutermeister.'' In: ''Berner Jugend – Berner Schule. Zeitschrift für die Eltern, herausgegeben von Lehrerschaft und Schuldirektion der Stadt Bern.'' Nr.2, Juni 1977. S. 11.}}


Trotz diesen Teilerfolgen betreffend Gesamtschule bewogen ihn die „heftigen Angriffe, die damals in der Presse gegen ihn erhoben wurden, … auch sein Mandat als Mitglied der [[Grosser Rat (Bern)|kantonalen Legislative]] niederzulegen und auf die Wiedereröffnung einer Praxis in Bern zu verzichten.“<ref name="gaw">[[Gustaf Adolf Wanner]]: ''H. M. Sutermeister gestorben.'' In: ''[[Basler Zeitung]].'' Nr. 94, 7. Mai 1977. S. 31.</ref><ref name="baslernachrichten21.12.1971">''Sutermeister kommt nach Basel.'' In: ''[[Basler Nachrichten]].'' 21. Dezember 1971.</ref> (An seine Stelle trat der Arzt [[Paul Günter]] in den Berner Grossrat ein.<ref>''Wechsel im Grossen Rat.'' In: ''Der Bund.'' Nr.297, Bern, 20. Dezember 1971, S. 27.</ref>) „Obschon sich zahlreiche Politiker für eine Entschädigung ausgesprochen hatten, verweigerte die Berner Exekutive Dr. Sutermeister eine Abfindungssumme.“<ref name="bernertagblatt1977" /> Die Jahre, an denen er „hauptamtlich der Öffentlichkeit diente, waren vermutlich die unglücklichsten in seinem Leben.“<ref name="hkaufmann" />
Neben seiner Praxis, die er mit seiner Familie führte, forschte er weiter und verfasste, neben zahlreichen Leserbriefen, die Werke ''Grundbegriffe der Psychologie von heute'' und ''Summa Iniuria: ein Pitaval der Justizirrtümer'', welche er 1976 in seinem „Elfenau Verlag“ veröffentlichte.<ref>[[Barbara Verrel]]. [http://books.google.com/books?id=zI1BAQAAIAAJ&q=%22H+M+Sutermeister%22&dq=%22H+M+Sutermeister%22&hl=en&ei=Pxq3TunrG4aDgAfZnemWBA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CCsQ6AEwADigAQ ''Internationales Verlagsadressbuch mit ISBN-Register.''] [[K. G. Saur Verlag|Saur]], 1983, S. 681.</ref>

Er zog daraufhin 1972 von Bern nach Basel an die Grienstrasse,<ref name="gaw"/> wo er eine neue allgemeinmedizinische Privatpraxis eröffnete.<ref name="hkaufmann" /><ref name="baslernachrichten21.12.1971"/>

{{"|Die Nichtwiederwahl 1971 ließ Dr. Sutermeister in Eile sein Büro gründlich räumen. Verlassen von Mitstreitern, politischen Freunden und Gegnern, enttäuscht von Mitarbeitern und Hilfesuchenden, denen er hatte helfen wollen, kehrte er zurück in seinen Arztberuf. Wo andern ausgeschiedenen Gemeinderatsmitgliedern Pension und von Freunden zugedachte Arbeitsgebiete warten, begann Dr. Sutermeister als 64-jähriger den Kampf um die Existenz. Monate als [[Bereitschaftsdienst|Pikettarzt]] im 48-Stunden-Dienst verlangten auch jetzt schier Unmenschliches.|Autor=Urs Marc Eberhard|Quelle=''In Basel gestorben: alt Schuldirektor Dr. med. H. M. Sutermeister.'' In: ''Berner Jugend – Berner Schule. Zeitschrift für die Eltern, herausgegeben von Lehrerschaft und Schuldirektion der Stadt Bern.'' Nr. 2, Juni 1977. S. 11.}}

Neben seiner Praxis, die er mit seiner Familie führte, beteiligte er sich „weiterhin engagiert an der Diskussion öffentlicher Fragen“, wobei seine Leserbriefe manchmal zu „lebhaften publizistischen Auseinandersetzung[en]“ (unter anderem in der [[Basler Zeitung]]) führten<ref name="gaw"/> (mit seinen „Leserbriefaktionen“ „erhitzte er zeitweise … die Gemüter der Basler Zeitungsleser“)<ref name="bernertagblatt1977"/>.

Er forschte weiter und verfasste (neben zahlreichen Leserbriefen) die Werke ''Grundbegriffe der Psychologie von heute'' und ''[[Summa Iniuria: ein Pitaval der Justizirrtümer]]'', welche er 1976 in seinem eigenen „Elfenau Verlag“ veröffentlichte.<ref>Barbara Verrel. [http://books.google.com/books?id=zI1BAQAAIAAJ&q=%22H+M+Sutermeister%22&dq=%22H+M+Sutermeister%22&hl=en&ei=Pxq3TunrG4aDgAfZnemWBA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CCsQ6AEwADigAQ ''Internationales Verlagsadressbuch mit ISBN-Register.''] [[K. G. Saur Verlag|Saur]], 1983, S. 681.</ref> Zur von ihm beabsichtigten Neuauflage von ''Von Tanz, Musik und andern schönen Dingen'' (von 1944) in demselben Verlag kam es nicht mehr, da er am 5. Mai 1977 unerwartet an Herzversagen starb.


== Werk und Rezeption ==
== Werk und Rezeption ==
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=== Schriften zum Thema „Weltanschauung“ ===
=== Schriften zum Thema „Weltanschauung“ ===

[[Datei:Sutermeister - Kleiner Walzer für Violine und Piano.pdf|miniatur|Kleiner Walzer für Violine und Piano, 1949 unter dem Pseudonym „Hans Möhrlen“ veröffentlicht.]]


In seiner autobiographischen Novelle von 1942, ''Zwischen zwei Welten'', die er unter dem Pseudonym „Hans Moehrlen“ veröffentlichte, schwankt er zwischen zwei „Weltanschauungen“, wobei er sich für eine entscheiden muss: Er beschreibt seinen Ausstieg und sozialen Abstieg aus einer ihm spiessbürgerlich erscheinenden Gesellschaft, zu der er am Ende wieder „geläutert“ zurückfinden soll. Aus philosophischen Gründen bricht er sein Theologiestudium ab und möchte stattdessen Arzt werden. Ein älterer Bruder stirbt in den Alpen, und er zieht fort vom elterlichen Pfarrhaus, wandert zu Fuss in einer dem Leser unbekannte Stadt, wo er seine Lebenskrise bewältigt. Dort versucht er, seine Umwelt beinahe wissenschaftlich zu verstehen, er stiehlt, verliebt sich in eine südländische Tänzerin, erlebt Abenteuer in der „Unterwelt“. Die Leidenschaft für Frauen und Musik beschreibt er detailreich. Die Vorliebe für den Jazz und das „Amerikanische“ steht im Gegensatz zum als elitär empfundenen, eher in der deutschen Kultur gewurzelten berühmten Bruder [[Heinrich Sutermeister]], dem neoklassischen Komponisten, der jedoch in der Novelle nie erwähnt wird.
In seiner autobiographischen Novelle von 1942, ''Zwischen zwei Welten'', die er unter dem Pseudonym „Hans Moehrlen“ veröffentlichte, schwankt er zwischen zwei „Weltanschauungen“, wobei er sich für eine entscheiden muss: Er beschreibt seinen Ausstieg und sozialen Abstieg aus einer ihm spiessbürgerlich erscheinenden Gesellschaft, zu der er am Ende wieder „geläutert“ zurückfinden soll. Aus philosophischen Gründen bricht er sein Theologiestudium ab und möchte stattdessen Arzt werden. Ein älterer Bruder stirbt in den Alpen, und er zieht fort vom elterlichen Pfarrhaus, wandert zu Fuss in einer dem Leser unbekannte Stadt, wo er seine Lebenskrise bewältigt. Dort versucht er, seine Umwelt beinahe wissenschaftlich zu verstehen, er stiehlt, verliebt sich in eine südländische Tänzerin, erlebt Abenteuer in der „Unterwelt“. Die Leidenschaft für Frauen und Musik beschreibt er detailreich. Die Vorliebe für den Jazz und das „Amerikanische“ steht im Gegensatz zum als elitär empfundenen, eher in der deutschen Kultur gewurzelten berühmten Bruder [[Heinrich Sutermeister]], dem neoklassischen Komponisten, der jedoch in der Novelle nie erwähnt wird.
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Für [[Karl Walker]] stellt das Buch „die Revolution der bürgerlichen Gesellschaft, in einem Lande, das der Krieg verschont hat, vollzogen in einem einzigen jungen Menschen“ dar: „Es ist die vollzogene Revolution der Gesellschaft, es ist die Beseitigung von Vorurteilen und wirklichkeitsfremden, veralteten Traditionen, es ist die Rückkehr zum Wesentlichen in den Beziehungen der Menschen zueinander.“<ref>[[Carl Heinrich]]: ''Hans Moehrlen: „Zwischen zwei Welten“, Novelle, Mettler & Salz AG., Bern.'' In: ''[[Die Gefährten: Monatsschrift für Erkenntnis und Tat]].'' Ausgabe 9–17, 1947, S. 69.</ref>
Für [[Karl Walker]] stellt das Buch „die Revolution der bürgerlichen Gesellschaft, in einem Lande, das der Krieg verschont hat, vollzogen in einem einzigen jungen Menschen“ dar: „Es ist die vollzogene Revolution der Gesellschaft, es ist die Beseitigung von Vorurteilen und wirklichkeitsfremden, veralteten Traditionen, es ist die Rückkehr zum Wesentlichen in den Beziehungen der Menschen zueinander.“<ref>[[Carl Heinrich]]: ''Hans Moehrlen: „Zwischen zwei Welten“, Novelle, Mettler & Salz AG., Bern.'' In: ''[[Die Gefährten: Monatsschrift für Erkenntnis und Tat]].'' Ausgabe 9–17, 1947, S. 69.</ref>


In denselben Jahren veröffentlichte Sutermeister weitere Bücher zum Thema Weltanschauung. Dazu gehören: ''[[Nomen atque omen]]: Die Fortschritte der psychologischen Forschung und ihre weltanschauliche Tragweite'' von 1942 (eine Arbeit, die dem „Andenken“ seines Vaters Friedrich Sutermeister-Hunziker (1873–1934) und seines in den Bergen verstorbenen Bruders Adrian Sutermeister (1904–1931) gewidmet ist); ''Psychologie und Weltanschauung'' von 1944 (das eine gute Kritik von [[Agostino Gemelli]] erhielt<ref>[[Agostino Gemelli]] in: ''[[Scientia: rivista internazionale di sintesi scientifica|„Scientia“: rivista di scienza]]'', [http://amshistorica.cib.unibo.it/diglib.php?inv=7 Ausgabe 83, 1948, 119–120]</ref> und ''Von Tanz, Musik und anderen schönen Dingen: Psychologische Plaudereien'' von 1944. Auf ''Psychologie und Weltanschauung'' bezieht sich Sutermeister bis in seinen ''Grundbegriffen der Psychologie von heute'' von 1976.<ref>Hans Martin Sutermeister: ''Grundbegriffe der Psychologie von heute.'' Basel, 1976, S. 2.</ref> Darin schreibt er, entgegen späteren Kritiken wie derjenigen von [[Franz Keller (Psychologe)|Franz Keller]], der ihn als „Republikaner“ bezeichnet<ref>[[Franz Keller (Psychologe)|Franz Keller]]: [http://www.archive.org/details/FranzKellerToHansMartinSutermeister1974 ''Lieber „Trotzdem–Freund“ Sutermeister!''] Leserbrief. [[Schweizerisches Sozialarchiv]], Ar. 128.3, Dossier "Leserbriefe, an die Redaktionen geschickte Texte".</ref>: {{Zitat|Insofern ist der „[[Politische Linke|Linkspolitiker]]“ also gewißermassen der weiterschauende, auf Dauererfolg ausgehende, als er durch die Zukunft immer Recht erhält, während der „[[Politische Rechte (Politik)|Rechtspolitiker]]“, kurzsichtiger, sich mit Gegenwartserfolg begnügt.|Hans Martin Sutermeister. Kapitel ''VII. Kollektivistische oder individualistische Ethik?'' In: ''Psychologie und Weltanschauung: Wirklichkeitsfragen und ihre Beantwortung nach dem heutigen Stande der Wissenschaft in allgemeinverständlicher Darstellung.'' Bern: Hans Huber Verlag, 1944. S.96.}} Unter seinen relativ seltenen Bezugnahmen zum Zweiten Weltkrieg findet sich in ''Psychologie und Welyanschauung'' folgendes: {{Zitat|Man spricht heute viel davon, ob nach diesem zweiten und hoffentlich letzten Weltkrieg das ‚Licht der Welt‘ von Amerika oder von Rußland kommen werde. […] In gewissem Sinne ist die Divergenz eine solche zwischen der alten und der neuen Welt, dem müden, ‚sentimentalen‘ Europa und dem vital-optimistischen Amerika. […] Wir finden eben heute eine ideologische Zäsur zwischen zwei Generationen, wie sie die Weltgeschichte bisher noch nicht kannte!
In denselben Jahren veröffentlichte Sutermeister weitere Bücher zum Thema Weltanschauung. Dazu gehören: ''[[Nomen atque omen]]: Die Fortschritte der psychologischen Forschung und ihre weltanschauliche Tragweite'' von 1942 (eine Arbeit, die dem „Andenken“ seines Vaters Friedrich Sutermeister-Hunziker (1873–1934) und seines in den Bergen verstorbenen Bruders Adrian Sutermeister (1904–1931) gewidmet ist); ''Psychologie und Weltanschauung'' von 1944 (das eine gute Kritik von [[Agostino Gemelli]] erhielt<ref>[[Agostino Gemelli]] in: ''[[Scientia: rivista internazionale di sintesi scientifica|„Scientia“: rivista di scienza]]'', [http://amshistorica.cib.unibo.it/diglib.php?inv=7 Ausgabe 83, 1948, 119–120]</ref> und ''Von Tanz, Musik und anderen schönen Dingen: Psychologische Plaudereien'' von 1944. Auf ''Psychologie und Weltanschauung'' bezieht sich Sutermeister bis in seinen ''Grundbegriffen der Psychologie von heute'' von 1976.<ref>Hans Martin Sutermeister: ''Grundbegriffe der Psychologie von heute.'' Basel, 1976, S. 2.</ref> Darin schreibt er, entgegen späteren Kritiken wie derjenigen von [[Franz Keller (Psychologe)|Franz Keller]], der ihn als „Republikaner“ bezeichnet<ref>[[Franz Keller (Psychologe)|Franz Keller]]: [http://www.archive.org/details/FranzKellerToHansMartinSutermeister1974 ''Lieber „Trotzdem–Freund“ Sutermeister!''] Leserbrief. [[Schweizerisches Sozialarchiv]], Ar. 128.3, Dossier "Leserbriefe, an die Redaktionen geschickte Texte".</ref>: {{Zitat|Insofern ist der „[[Politische Linke|Linkspolitiker]]“ also gewißermassen der weiterschauende, auf Dauererfolg ausgehende, als er durch die Zukunft immer Recht erhält, während der „[[Politische Rechte (Politik)|Rechtspolitiker]]“, kurzsichtiger, sich mit Gegenwartserfolg begnügt.|Hans Martin Sutermeister. Kapitel ''VII. Kollektivistische oder individualistische Ethik?'' In: ''Psychologie und Weltanschauung: Wirklichkeitsfragen und ihre Beantwortung nach dem heutigen Stande der Wissenschaft in allgemeinverständlicher Darstellung.'' Bern: Hans Huber Verlag, 1944. S.96.}} Unter seinen relativ seltenen Bezugnahmen zum Zweiten Weltkrieg findet sich in ''Psychologie und Weltanschauung'' folgendes: {{Zitat|Man spricht heute viel davon, ob nach diesem zweiten und hoffentlich letzten Weltkrieg das ‚Licht der Welt‘ von Amerika oder von Rußland kommen werde. […] In gewissem Sinne ist die Divergenz eine solche zwischen der alten und der neuen Welt, dem müden, ‚sentimentalen‘ Europa und dem vital-optimistischen Amerika. […] Wir finden eben heute eine ideologische Zäsur zwischen zwei Generationen, wie sie die Weltgeschichte bisher noch nicht kannte!
|Autor=Hans Martin Sutermeister
|Autor=Hans Martin Sutermeister
|Quelle=''Psychologie und Weltanschauung.'' Bern, 1944, S. 163.}}
|Quelle=''Psychologie und Weltanschauung.'' Bern, 1944, S. 163.}}
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=== Politiker ===
=== Politiker ===


Sutermeisters Standpunkt im [[Politisches Spektrum|politischen Spektrum]] ist, dem [[Landesring der Unabhängigen]] der sozialliberalen Phase entsprechend, schwierig zu ermessen. Aufschluß darüber geben unter anderem die Primärquellen ''Tagblatt des Grossen Rates des Kantons Bern'' der Jahrgänge 1966 bis 1972 betreffend seines Amtes als [[Grosser Rat (Bern)|Grossrats des Kantons Bern]] sowie die ''Protokolle der Sitzungen des Stadtrates und der Gemeindeabstimmungen'' der Stadt Bern von 1968 bis 1971 betreffend seines Amtes als [[Gemeinderat (Bern)|Gemeinderat der Stadt Bern]]. Man liest darin unter anderem, dass er sich als erste Tätigkeit kurz nach der Wahl in den Grossen Rat für das [[Frauenstimmrecht in der Schweiz]] einsetzte.<ref>''Schriftliche Anfrage'' betreffend Frauenstimmrecht von Hans Martin Sutermeister vom 15. September 1966. In: ''Tagblatt des [[Grosser Rat (Bern)|Grossen Rates des Kantons Bern]].'' Jahrgänge 1966–1972. Bern: Buchdruckerei Neukomm AG. S. 392–393 (Schriftliche Anfrage) und 608 (Antwort).</ref> Auch kämpfte er gegen Zensur von Pornografie und setzte sich für eine zeitgemäße offene Debatte über Sexualität ein, wobei er auf Widerstand von Konservativen stiess.<ref>''Interpellation'' betreffend Ausschluss eines Schülers am Gymnasium Burgdorf, von Hans Martin Sutermeister, 16. Februar 1967. In: ''Tagblatt des Grossen Rates des Kantons Bern.'' Jahrgänge 1966–1972. Bern: Buchdruckerei Neukomm AG. S. 176–177.</ref>
Sutermeisters Standpunkt im [[Politisches Spektrum|politischen Spektrum]] ist, dem [[Landesring der Unabhängigen]] der sozialliberalen Phase entsprechend, schwierig zu ermessen. Gemäß dem Berner Schriftsteller Urs Marc Eberhard, damals Vorsitzender der Redaktionskommission der Zeitschrift ''Berner Jugend – Berner Schule'' und städtischer Schulsekretär von Bern während der Schuldirektion von Sutermeister, wurde „Sutermeisters Einsatz für Randexistenzen und Ratsuchende, Einsatz und Kampf für neue Ideen wie [[Einschulung]]sklassen, [[Legasthenie]]-Therapie, Werkjahr, Gesamtschule und viel anderes … totgeschwiegen.“<ref name="eberhard" /> Sutermeisters politische Berner Zeit sei „tragisch“ gewesen, {{"|für ihn wie für die Familie, die er über alles liebte. Von Basel aus hatte er Sehnsucht nach ‹dem wunderschönen kleinen Bern›, zu dem es keine Rückkehr mehr gab. Bern indessen hatte ihn vergessen oder erinnerte sich nur mit Lächeln oder bitterbösen Seitenhieben an den streitbaren ehemaligen Schuldirektor, der das Kämpfen gegen allerlei Windmühlen nie lassen konnte. …|Autor=Urs Marc Eberhard|Quelle=''In Basel gestorben: alt Schuldirektor Dr. med. H. M. Sutermeister.'' In: ''Berner Jugend – Berner Schule. Zeitschrift für die Eltern, herausgegeben von Lehrerschaft und Schuldirektion der Stadt Bern.'' Nr.2, Juni 1977. S. 11.}} Aus dieser Zeit stammt sein Zitat: {{Zitat|Der Durchschnittspolitiker von heute hat kein Rückgrat; er verfügt indessen über eine so dicke Haut, daß er auch ohne Rückgrat zu stehen vermag.|Autor=Hans Martin Sutermeister|Quelle=Apud: Urs Marc Eberhard: ''In Basel gestorben: alt Schuldirektor Dr. med. H. M. Sutermeister.'' In: ''Berner Jugend – Berner Schule. Zeitschrift für die Eltern, herausgegeben von Lehrerschaft und Schuldirektion der Stadt Bern.'' Nr.2, Juni 1977. S. 11}}

Gemäß dem Berner Schriftsteller Urs Marc Eberhard, damals Vorsitzender der Redaktionskommission der Zeitschrift ''Berner Jugend – Berner Schule'' und städtischer Schulsekretär von Bern während der Schuldirektion von Sutermeister, wurde „Sutermeisters Einsatz für Randexistenzen und Ratsuchende, Einsatz und Kampf für neue Ideen wie [[Einschulung]]sklassen, [[Legasthenie]]-Therapie, Werkjahr, Gesamtschule und viel anderes … totgeschwiegen.“<ref name="eberhard" /> Sutermeisters politische Berner Zeit sei „tragisch“ gewesen, {{"|für ihn wie für die Familie, die er über alles liebte. Von Basel aus hatte er Sehnsucht nach ‹dem wunderschönen kleinen Bern›, zu dem es keine Rückkehr mehr gab. Bern indessen hatte ihn vergessen oder erinnerte sich nur mit Lächeln oder bitterbösen Seitenhieben an den streitbaren ehemaligen Schuldirektor, der das Kämpfen gegen allerlei Windmühlen nie lassen konnte. …|Autor=Urs Marc Eberhard|Quelle=''In Basel gestorben: alt Schuldirektor Dr. med. H. M. Sutermeister.'' In: ''Berner Jugend – Berner Schule. Zeitschrift für die Eltern, herausgegeben von Lehrerschaft und Schuldirektion der Stadt Bern.'' Nr.2, Juni 1977. S. 11.}} Aus dieser Zeit stammt sein Zitat: {{Zitat|Der Durchschnittspolitiker von heute hat kein Rückgrat; er verfügt indessen über eine so dicke Haut, daß er auch ohne Rückgrat zu stehen vermag.|Autor=Hans Martin Sutermeister|Quelle=Apud: Urs Marc Eberhard: ''In Basel gestorben: alt Schuldirektor Dr. med. H. M. Sutermeister.'' In: ''Berner Jugend – Berner Schule. Zeitschrift für die Eltern, herausgegeben von Lehrerschaft und Schuldirektion der Stadt Bern.'' Nr.2, Juni 1977. S. 11}}


=== „Justizirrtumsjäger” ===
=== „Justizirrtumsjäger” ===
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::::*[[Carl Heinrich]] in: ''[[Die Gefährten: Monatsschrift für Erkenntnis und Tat]].'' Ausgabe 9–17, 1947, S. 69.
::::*[[Carl Heinrich]] in: ''[[Die Gefährten: Monatsschrift für Erkenntnis und Tat]].'' Ausgabe 9–17, 1947, S. 69.
* ''Psychologie und Weltanschauung: Wirklichkeitsfragen und ihre Beantwortung nach dem heutigen Stande der Wissenschaft in allgemeinverständlicher Darstellung''. [[Hogrefe Verlag|Hans Huber]] Verlag, Bern 1944 (184 Seiten). Rezensionen von:
* ''Psychologie und Weltanschauung: Wirklichkeitsfragen und ihre Beantwortung nach dem heutigen Stande der Wissenschaft in allgemeinverständlicher Darstellung''. [[Hogrefe Verlag|Hans Huber]] Verlag, Bern 1944 (184 Seiten). Rezensionen von:
::::*[[Agostino Gemelli]] in: ''[[Scientia: rivista internazionale di sintesi scientifica|„Scientia“: rivista di scienza]]'', [http://amshistorica.cib.unibo.it/diglib.php?inv=7 Ausgabe 83, 1948, 119–120]; und in: ''[[Archivio di psicologia, neurologia e psichiatria]]'', 7, 1946, S. 227.
::::*[[Agostino Gemelli]] in: ''[[Scientia: rivista internazionale di sintesi scientifica|„Scientia“: rivista di scienza]]'', [http://amshistorica.cib.unibo.it/diglib.php?inv=7 Ausgabe 83, 1948, S. 119–120]; und in: ''[[Archivio di psicologia, neurologia e psichiatria]]'', 7, 1946, S. 227.
::::*? in: ''[[Zeitschrift für pädagogische Psychologie und Jugendkunde]]'', Band 45, 1944, S. 63.
::::*? in: ''[[Zeitschrift für pädagogische Psychologie und Jugendkunde]]'', Band 45, 1944, S. 63.
::::*? in: ''[[Universitas (Zeitschrift)|Universitas]]'', Jahrgang 6, 1951, S. 383 (mit einem kurzen Lebenslauf).
::::*? in: ''[[Universitas (Zeitschrift)|Universitas]]'', Jahrgang 6, 1951, S. 383 (mit einem kurzen Lebenslauf).
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:Die Arbeit ist eine exakte Wiedergabe mit einigen Erweiterungen des Anfang Januar 1971 veröffentlichten Berichtes ''Möglichkeiten und Grenzen einer stadtbernischen Bildungspolitik mit dem Ziel einer inneren und äusseren Schulreform („Gesamtschule“)''.
:Die Arbeit ist eine exakte Wiedergabe mit einigen Erweiterungen des Anfang Januar 1971 veröffentlichten Berichtes ''Möglichkeiten und Grenzen einer stadtbernischen Bildungspolitik mit dem Ziel einer inneren und äusseren Schulreform („Gesamtschule“)''.
* ''[[Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer]]: fünfhundert Fälle menschlichen Versagens im Bereich der Rechtsprechung in kriminal- und sozialpsychologischer Sicht.'' Elfenau, Basel 1976 (810 Seiten). Nachdruck: [[EOD Network]]/[[Schweizerische Nationalbibliothek]], Bern 2011, ISBN 978-3226000962. Rezensionen von:
* ''[[Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer]]: fünfhundert Fälle menschlichen Versagens im Bereich der Rechtsprechung in kriminal- und sozialpsychologischer Sicht.'' Elfenau, Basel 1976 (810 Seiten). Nachdruck: [[EOD Network]]/[[Schweizerische Nationalbibliothek]], Bern 2011, ISBN 978-3226000962. Rezensionen von:
::::*[[Karl Peters (Strafrechtler)|Karl Peters]] in: ''[[Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft]].'' [http://www.reference-global.com/doi/pdf/10.1515/zstw.1976.88.4.978 Jahrgang 26, Band 88, Heft 1, 1976, S.993-995],{{DOI|10.1515/zstw.1976.88.4.978}};
::::*[[Karl Peters (Strafrechtler)|Karl Peters]] in: ''[[Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft]].'' [http://www.reference-global.com/doi/pdf/10.1515/zstw.1976.88.4.978 Jahrgang 26, Band 88, Heft 1, 1976, S. 993-995], {{DOI|10.1515/zstw.1976.88.4.978}};
::::*[[Klaus Volk]] in: ''[[Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform]].'' Jahrgang 60, 1977, S.388;
::::*[[Klaus Volk]] in: ''[[Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform]].'' Jahrgang 60, 1977, S. 388;
::::*[[Wolfgang Lorenz (Jurist)|Wolfgang Lorenz]] in: ''[[Archiv für Kriminologie]].'' Band 160, Heft 3/4, 1977;
::::*[[Wolfgang Lorenz (Jurist)|Wolfgang Lorenz]] in: ''[[Archiv für Kriminologie]].'' Band 160, Heft 3/4, 1977;
::::*[[Otto Scrinzi]] in: ''[[Ärztliche Praxis: Die Zeitung des Arztes in Klinik und Praxis]].'' 1976/1977.
::::*[[Otto Scrinzi]] in: ''[[Ärztliche Praxis: Die Zeitung des Arztes in Klinik und Praxis]].'' 1976/1977.
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* ''Über Farben- und Musiktherapie.'' In: ''Gesundheit / Gesundheit und Wohlfahrt.'' Jahrgang 30, Nr. 1, Januar 1950, S. 1, PMID 15404703.
* ''Über Farben- und Musiktherapie.'' In: ''Gesundheit / Gesundheit und Wohlfahrt.'' Jahrgang 30, Nr. 1, Januar 1950, S. 1, PMID 15404703.
* ''Neue Gesichtspunkte in Medizin und Psychohygiene.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 39, Nr. 14, 6. April 1950, S. 297–302, PMID 15412891.
* ''Neue Gesichtspunkte in Medizin und Psychohygiene.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 39, Nr. 14, 6. April 1950, S. 297–302, PMID 15412891.
* ''Film und Psychohygiene.'' In: ''Gesundheit und Wohlfahrt.'' Jahrgang 30, Heft 6, Juni 1950, S.249–278, PMID 15435807.
* ''Film und Psychohygiene.'' In: ''Gesundheit und Wohlfahrt.'' Jahrgang 30, Heft 6, Juni 1950, S.249–278, PMID 15435807. Rezension:
::::*''306. Sutermeister, H. Film und Psychohygiene. Movies and mental hygiene.'' In: ''Educational aspects and practical measures.'' In: [http://unesdoc.unesco.org/images/0006/000612/061213eo.pdf ''The influence of the cinema on children and adolescents: An annotated international bibliography.''] Reports and Papers on Mass Communication, Nr. 31. Paris: [[UNESCO]], 1961, S. 70.<ref>„The film is here considered as an aid to a healthier emotional life. The cinema in the school and for the people at large is a form of collective therapy, but it constitutes a certain danger for adolescents who are particularly suggestible without having sufficient experience to serve as a counterweight. It is perhaps not so much the erotic element in the movies which is dangerous, but rather the illusions which they foster of social ascension without effort, and the glorification of idleness and of the easy life.“</ref>
* ''Über psychosomatische Medizin.'' In: ''[[Wiener Medizinische Wochenschrift]].'' Hahrgang 100, Heft 29–30, 12. August 1950, S. 493–496, PMID 14777055.
* ''Über psychosomatische Medizin.'' In: ''[[Wiener Medizinische Wochenschrift]].'' Jahrgang 100, Heft 29–30, 12. August 1950, S. 493–496, PMID 14777055.
* ''Über den heutigen Stand der Sexualforschung.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 39, Nr. 37, 14. September 1950, S.794–800, PMID 14780971.
* ''Über den heutigen Stand der Sexualforschung.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 39, Nr. 37, 14. September 1950, S.794–800, PMID 14780971.
* ''Zur Psychologie des Kurpfuschers.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 39, Nr. 52, 28. Dezember 1950, S.1115–1122, PMID 14816246.
* ''Zur Psychologie des Kurpfuschers.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 39, Nr. 52, 28. Dezember 1950, S. 1115–1122, PMID 14816246.
* ''Medizin und Presse.'' In: ''[[Der Bund]]'', 1950.<ref>Der Artikel, der medizinische „Sensationsartikel“ in der Presse kritisierte, „veranlasste den damaligen Chefredaktor des [[Der Bund|Bund]], Dr. [[Walter Egger]], zu“ einer Replik, bei der er die Presse in Schutz nahm. Quelle: ''Vor 50 Jahren. Medizin und Presse. Gelesen im «Bund» vom 20. April 1950.'' In: ''[[Der Bund]].'' Jahrgang 151, Nr. 94, 20. April 2000, S. 48 (letzte Seite).</ref><ref>Das polemische Thema griff Sutermeister später wieder auf: [http://books.google.com.br/books?ei=mxPTTrW9FIeIgwe0vrHdDQ&ct=result&hl=pt-BR&id=xx8EAQAAIAAJ&dq=Sutermeister+%2BPsychosomatik&q=Sutermeister#search_anchor Kommentar zu ''Medizin und Presse'' „von H. M. Sutermeister, Ars Medici, 11, 749 (1963).“] In: ''Ars medici: Monatsschrift für Allgemeinmedizin.'' Band 54, 1964: „Der Autor ist mir bekannt; ich schätze ihn als originellen Geist, ferner als «schreibsam». Leider ist er idealistisch und gibt sich Illusionen hin. Die von ''[[Wüscher]]'' befürwortete systematische ärztliche «Gegenaufklärung» (Seite 755) zur Bekämpfung schädlicher medizinischer Falschmeldungen und «Zeitungsenten» ist illusorisch.“</ref>
* ''Medizin und Presse.'' In: ''[[Der Bund]]'', 1950.<ref>Der Artikel, der medizinische „Sensationsartikel“ in der Presse kritisierte, „veranlasste den damaligen Chefredaktor des [[Der Bund|Bund]], Dr. [[Walter Egger]], zu“ einer Replik, bei der er die Presse in Schutz nahm. Quelle: ''Vor 50 Jahren. Medizin und Presse. Gelesen im «Bund» vom 20. April 1950.'' In: ''[[Der Bund]].'' Jahrgang 151, Nr. 94, 20. April 2000, S. 48 (letzte Seite).</ref><ref>Das polemische Thema griff Sutermeister später wieder auf: [http://books.google.com.br/books?ei=mxPTTrW9FIeIgwe0vrHdDQ&ct=result&hl=pt-BR&id=xx8EAQAAIAAJ&dq=Sutermeister+%2BPsychosomatik&q=Sutermeister#search_anchor Kommentar zu ''Medizin und Presse'' „von H. M. Sutermeister, Ars Medici, 11, 749 (1963).“] In: ''Ars medici: Monatsschrift für Allgemeinmedizin.'' Band 54, 1964: „Der Autor ist mir bekannt; ich schätze ihn als originellen Geist, ferner als «schreibsam». Leider ist er idealistisch und gibt sich Illusionen hin. Die von ''[[Heinrich Wüscher|Wüscher]]'' befürwortete systematische ärztliche «Gegenaufklärung» (Seite 755) zur Bekämpfung schädlicher medizinischer Falschmeldungen und «Zeitungsenten» ist illusorisch.“</ref>
* ''Musiktherapie.'' In: ''[[Universitas (Zeitschrift)|Universitas: Zeitschrift für Wissenschaft, Kunst und Literatur]].'' Jahrgang 6, Heft 3, 1951, S.307–318.
* ''Musiktherapie.'' In: ''[[Universitas (Zeitschrift)|Universitas: Zeitschrift für Wissenschaft, Kunst und Literatur]].'' Jahrgang 6, Heft 3, 1951, S.307–318.
* ''Der heutige Stand der ‚psychosomatischen Medizin‘.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 40, Nr.38, 20. September 1951, S.777–785, PMID 14891595.
* ''Der heutige Stand der ‚psychosomatischen Medizin‘.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 40, Nr.38, 20. September 1951, S.777–785, PMID 14891595.
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* ''Vom ärztlichen Ethos.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 44, Nr. 31, 4. August 1955, S. 708–711, PMID 13254612.
* ''Vom ärztlichen Ethos.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 44, Nr. 31, 4. August 1955, S. 708–711, PMID 13254612.
* ''Das Rätsel um [[Robert Schumann]]s Krankheit. Ein Beitrag zum Genieproblem.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 48, Nr. 51, 17. Dezember 1959, S. 1177–1185, PMID 13835817.
* ''Das Rätsel um [[Robert Schumann]]s Krankheit. Ein Beitrag zum Genieproblem.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 48, Nr. 51, 17. Dezember 1959, S. 1177–1185, PMID 13835817.
* ''Kriminalpsychologie und Medizin.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 49, Nr. 23, 9. Juni 1960, S. 580–588, PMID 13835816.
* ''Kriminalpsychologie und Medizin.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 49, Nr. 23, 9. Juni 1960, S. 580–588, PMID 13835816. Rezension:
::::*[[Rudolf Koch (Rechtsmediziner)|Rudolf Koch]]: [http://www.springerlink.com/content/k528p773u8876770/ Buchbesprechung von ''Kriminalpsychologie und Medizin'' (1960)]. In: ''[[International Journal of Legal Medicine]].'' Volume 51, Nr. 1, S. 130. {{doi|10.1007/BF00574055}}
* ''Das Föhnproblem im Rahmen der modernen Meteoropathologie. Ein Beitrag zur Psychosomatik der Wetterfühligkeit.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 49, Nr. 48, 1. Dezember 1960, S. 1136–1142.
* ''Das Föhnproblem im Rahmen der modernen Meteoropathologie. Ein Beitrag zur Psychosomatik der Wetterfühligkeit.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 49, Nr. 48, 1. Dezember 1960, S. 1136–1142.
* ''Autohipnosis del espectador cinematográfico.'' In: ''[[Revista Latino-Americana de Hipnosis Clínica]].'' 1960, 1, S. 23-24.
* ''Zur Psychologie des Justizirrtums.'' In: ''[[Gustav Hans Graber|Der Psychologe: Psychologische Monatsschrift]].'' 1962.
* ''Zur Psychologie des Justizirrtums.'' In: ''[[Gustav Hans Graber|Der Psychologe: Psychologische Monatsschrift]].'' 1962.
* ''Medizin im Schatten der Schlagworte.'' In: ''[[Therapie der Gegenwart]]: Monatsschrift für praktische Medizin.'' Band 102, Nr. 10, Oktober 1963, S. 1087–1097, PMID 14096239.
* ''Medizin im Schatten der Schlagworte.'' In: ''[[Therapie der Gegenwart]]: Monatsschrift für praktische Medizin.'' Band 102, Nr. 10, Oktober 1963, S. 1087–1097, PMID 14096239.
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* ''Justizirrtum um einen Mord. Zur Revision des Jaccoudprozesses.'' In: ''[[Der Schweizerische Beobachter|Beobachter]].'' 1966.
* ''Justizirrtum um einen Mord. Zur Revision des Jaccoudprozesses.'' In: ''[[Der Schweizerische Beobachter|Beobachter]].'' 1966.
* ''Dringliche Revision des schweizerischen Familienrechts betreffend Schutz der unehelichen Mutter und des unehelichen Kindes sowie betreffend Adoption.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 56, Nr. 41, 12. Oktober 1967, S. 1391–1394, PMID 5633079.
* ''Dringliche Revision des schweizerischen Familienrechts betreffend Schutz der unehelichen Mutter und des unehelichen Kindes sowie betreffend Adoption.'' In: ''Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin.'' Jahrgang 56, Nr. 41, 12. Oktober 1967, S. 1391–1394, PMID 5633079.
* ''Zum Tag der Menschenrechte.'' Pamphlet, 10. Dezember 1968. (In: Hans Martin Sutermeister: ''Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer.'' Basel, 1976, S. 659–660.)<ref>Im Zusammenhang mit ''Zum Tag der Menschenrechte'' reichte Sutermeister am 10. Juni 1968 im [[Grosser Rat (Bern)|Grossen Rat des Kantons Bern]] „ein Postulat ein, das sowohl die Revision des Bernischen Gesetzes über das Strafverfahren vom 20. Mai 1928 als auch eine solche des sog. ‚Asozialengegesetzes‘ über ‚Erziehungs- und Versorgungsmassnahmen‘ vom 3. Oktober 1965 verlangte,
* ''Zum Tag der Menschenrechte.'' Pamphlet, 10. Dezember 1968. (In: Hans Martin Sutermeister: ''Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer.'' Basel, 1976, S. 659–660.)<ref>Im Zusammenhang mit ''Zum Tag der Menschenrechte'' reichte Sutermeister am 10. Juni 1968 im [[Grosser Rat (Bern)|Grossen Rat des Kantons Bern]] „ein Postulat ein, das sowohl die Revision des Bernischen Gesetzes über das Strafverfahren vom 20. Mai 1928 als auch eine solche des sog. ‚Asozialengesetzes‘ über ‚Erziehungs- und Versorgungsmassnahmen‘ vom 3. Oktober 1965 verlangte,
weil beide jener Menschenrechtskonvention in wichtigen Punkten widersprächen.“ Quelle: Hans Martin Sutermeister: ''Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer.'' Basel, 1976, S. 660.</ref>
weil beide jener Menschenrechtskonvention in wichtigen Punkten widersprächen.“ Quelle: Hans Martin Sutermeister: ''Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer.'' Basel, 1976, S. 660.</ref>
* ''Dualismus: Psychoanalyse und Neuropsychiatrie. Der Versuch zu einer Synthese muß aus den Ansätzen kommen.'' In: ''[[Ärztliche Praxis: Die Zeitung des Arztes in Klinik und Praxis]].'' Jahrgang 25, Nr. 88, 3. November 1973, S. 3948.
* ''Dualismus: Psychoanalyse und Neuropsychiatrie. Der Versuch zu einer Synthese muß aus den Ansätzen kommen.'' In: ''[[Ärztliche Praxis: Die Zeitung des Arztes in Klinik und Praxis]].'' Jahrgang 25, Nr. 88, 3. November 1973, S. 3948.
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* ''Die ‚Fristenlösung' und der Hippokrateseid.'' In: ''Schweizerische Rundschau für Medizin “Praxis”.'' Jahrgang 63, Nr. 36, 10. September 1974, S. 1101–1103, PMID 4438241.
* ''Die ‚Fristenlösung' und der Hippokrateseid.'' In: ''Schweizerische Rundschau für Medizin “Praxis”.'' Jahrgang 63, Nr. 36, 10. September 1974, S. 1101–1103, PMID 4438241.
* ''Schutz– und Erholungsregressionen. Psychotische Bildnerei als Wegweiser zu einer „Kunsttherapie“.'' In: ''Ärztliche Praxis: Die Zeitung des Arztes in Klinik und Praxis.'' Jahrgang 29, Nr. 18, 1. März 1977, S. 844–846.
* ''Schutz– und Erholungsregressionen. Psychotische Bildnerei als Wegweiser zu einer „Kunsttherapie“.'' In: ''Ärztliche Praxis: Die Zeitung des Arztes in Klinik und Praxis.'' Jahrgang 29, Nr. 18, 1. März 1977, S. 844–846.

=== Kompositionen ===

* Hans Möhrlen (Pseudonym): [http://www.archive.org/details/KleinerWalzerFrViolineUndPiano ''Kleiner Walzer für Violine und Piano.''] 1949.
* Hans Möhrlen (Pseudonym): [http://www.archive.org/details/KleinerWalzerFrKlavier ''Kleiner Walzer für Klavier.''] 1949.


=== Unveröffentlichtes ===
=== Unveröffentlichtes ===
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== Literatur ==
== Literatur ==


* ''Sutermeister, Hans–Martin.'' In: Willy Keller (Herausgeber): ''[[Schweizer Biographisches Archiv]].'' Band 1. Zürich/Lugano/Vaduz: EPI Verlag Internationaler Publikationen 1952. S. 123–124.
* ''[[Deutsches Biographisches Archiv]]. Neue Folge bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts (DBA II).'' 1290, 208.
* {{Der Spiegel|ID=46272426|Autor=[[Gerhard Mauz]]|Titel=Schuldig, weil wir keinen anderen haben: SPIEGEL-Reporter Gerhard Mauz über die Fehlurteilsjäger Hans Martin Sutermeister und Gustav Adolf Neumann|Jahr=1965|Nr=18|Seiten=116 und 118|Kommentar=}}
* {{Der Spiegel|ID=46272426|Autor=[[Gerhard Mauz]]|Titel=Schuldig, weil wir keinen anderen haben: SPIEGEL-Reporter Gerhard Mauz über die Fehlurteilsjäger Hans Martin Sutermeister und Gustav Adolf Neumann|Jahr=1965|Nr=18|Seiten=116 und 118|Kommentar=}}
* Protokolle der Sitzungen des Grossen Rates des Kantons Bern, 1966–1972.
* ''Tagblatt des [[Grosser Rat (Bern)|Grossen Rates des Kantons Bern]].'' Jahrgänge 1966–1972. Bern: Buchdruckerei Neukomm AG.
* ''Protokolle der Sitzungen des Stadtrates und der Gemeindeabstimmungen.'' Stadt Bern, 1968–1971.
* ''Protokolle der Sitzungen des Stadtrates und der Gemeindeabstimmungen.'' Stadt Bern, 1968–1971.
* kv: ''Mit dem Dank der Oeffentlichkeit in den verdienten Ruhestand: Letzter Amtstag von Gemeinderat Dr. Hans Martin Sutermeister.'' In: ''[[Berner Tagblatt]].'' 29. Dezember 1971, S. 11. Bericht mit Kurzbiografie und Foto.
* Hans Kaufmann: ''H. M. Sutermeister ist gestorben.'' In: ''[[Der Bund]].'' Nr. 107, 9. Mai 1977, S. 9.
* [[Gustaf Adolf Wanner]]: ''H. M. Sutermeister gestorben.'' In: ''[[Basler Zeitung]].'' Nr. 94, 7. Mai 1977. S. 31.
* Hans Kaufmann: ''H. M. Sutermeister ist gestorben.'' In: ''[[Der Bund]].'' Nr. 107, 9. Mai 1977, S. 9. Mit Foto.
* [[Heinz W. Müller]]: ''Dr. Hans Martin Sutermeister gestorben: Engagierter Arzt und Politiker.'' In: ''[[Berner Tagblatt]].'' 9. Mai 1977. S. 6. Mit Foto.
* Urs Marc Eberhard: ''In Basel gestorben: alt Schuldirektor Dr. med. H. M. Sutermeister.'' In: ''Berner Jugend – Berner Schule. Zeitschrift für die Eltern, herausgegeben von Lehrerschaft und Schuldirektion der Stadt Bern.'' Nr. 2, Juni 1977. S. 11.
* Urs Marc Eberhard: ''In Basel gestorben: alt Schuldirektor Dr. med. H. M. Sutermeister.'' In: ''Berner Jugend – Berner Schule. Zeitschrift für die Eltern, herausgegeben von Lehrerschaft und Schuldirektion der Stadt Bern.'' Nr. 2, Juni 1977. S. 11.
* [[Hanspeter Born]]: ''Mörder gesucht.'' In: ''[[Das Magazin (Schweiz)|Das Magazin]].'' 29. September 2001. S.&nbsp;30–31.
* [[Hanspeter Born]]: ''Mörder gesucht.'' In: ''[[Das Magazin (Schweiz)|Das Magazin]].'' 29. September 2001. S.&nbsp;30–31.
* ''Année politique suisse: Schweizerische Politik.'' Bern: Forschungszentrum für schweizerische Politik an der Universität Bern, 1971.


== Filmdokumente ==
== Filmdokumente ==
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* [https://www.helveticarchives.ch/detail.aspx?ID=400466 Sutermeister, Hans Martin, 1907-1977.] Eintragung in den HelveticArchives der [[Schweizerische Nationalbibliothek|Schweizerischen Nationalbibliothek]]
* [[Lukas Dettwiler]] (Ersteller des Inventars). [http://ead.nb.admin.ch/images/lerch/Personen.xml Kurzbiografie] im „Nonkonformismus Archiv [[Fredi Lerch]].“ [[Schweizerisches Literaturarchiv]], 2011.
* [[Lukas Dettwiler]] (Ersteller des Inventars). [http://ead.nb.admin.ch/images/lerch/Personen.xml Kurzbiografie] im „Nonkonformismus Archiv [[Fredi Lerch]].“ [[Schweizerisches Literaturarchiv]], 2011.
* [http://ccsa.admin.ch/cgi-bin/hi-res/hi-res.cgi?image=SNL_POL_392.jpg „Wählt Landesring: Dr. med. Hans–Martin Sutermeister in den Gemeinderat.“] Wahlplakat für die Berner Gemeinderatswahlen von 1967. [[Schweizer Plakatsammlung]].
* [http://ccsa.admin.ch/cgi-bin/hi-res/hi-res.cgi?image=SNL_POL_392.jpg „Wählt Landesring: Dr. med. Hans–Martin Sutermeister in den Gemeinderat.“] Wahlplakat für die Berner Gemeinderatswahlen von 1967. [[Schweizer Plakatsammlung]].
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* [[Jakob Klaesi]]: [http://www.archive.org/details/JakobKlaesiToBernhardWalthard6.9.1954 ''Betrifft Habilitationsgesuch des Dr. med. H. M. Sutermeister'']. Brief an [[Bernhard Walthard]], 6. September 1954.
* [[Jakob Klaesi]]: [http://www.archive.org/details/JakobKlaesiToBernhardWalthard6.9.1954 ''Betrifft Habilitationsgesuch des Dr. med. H. M. Sutermeister'']. Brief an [[Bernhard Walthard]], 6. September 1954.
* [[Franz Keller (Psychologe)|Franz Keller]]: [http://www.archive.org/details/FranzKellerToHansMartinSutermeister1974 ''Lieber „Trotzdem–Freund“ Sutermeister!''] Leserbrief. [[Schweizerisches Sozialarchiv]], Ar. 128.3, Dossier „Leserbriefe, an die Redaktionen geschickte Texte“.
* [[Franz Keller (Psychologe)|Franz Keller]]: [http://www.archive.org/details/FranzKellerToHansMartinSutermeister1974 ''Lieber „Trotzdem–Freund“ Sutermeister!''] Leserbrief. [[Schweizerisches Sozialarchiv]], Ar. 128.3, Dossier „Leserbriefe, an die Redaktionen geschickte Texte“.

== Einzelnachweise und Anmerkungen ==
== Einzelnachweise und Anmerkungen ==
<references />
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Version vom 11. Februar 2012, 19:09 Uhr

Hans Martin Sutermeister (* 29. September 1907 in Rued[1]; † 5. Mai 1977 in Basel; Pseudonym: Hans Moehrlen[2]) war ein Schweizer Arzt, Schriftsteller und Politiker (LdU), der sich für Opfer von Fehlurteilen in der Justiz einsetzte.[3]

Neben einer autobiografischen Novelle veröffentlichte Sutermeister hauptsächlich Schriften zu allgemeinmedizinischen, medizinhistorischen und psychologischen Themen. Von 1966 bis 1972 war Sutermeister Berner Grossrat und von 1968 bis 1971 Stadtberner Gemeinderat, eine Zeit, in der er sich intensiv mit der Gesamtschule befasste. Als Mitarbeiter des Büros gegen Amts– und Verbandswillkür des Migros-Genossenschaftsbundes setzte sich Sutermeister für Revisionen verschiedener Mordprozesse (besonders für Pierre Jaccoud, Maria Popescu, Walter Gross und Robert Willi) ein. Auf seinen Erfahrungen als Fehlurteilsjäger basiert das 1976 erschienene „Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer“, zugleich sein umfangreichstes und bedeutendstes Werk.

Leben

Jugend und Studium 1907–1942

Sutermeister entstammte einem evangelischen Pfarrhaus und war heimatberechtigt in Zofingen. Sein Vater Friedrich, Sohn des Schriftstellers Otto Sutermeister, war Pfarrer;[4] seine Mutter Maria war Nichte von Hans Hunziker. Zu seinen fünf Geschwistern zählten der Komponist Heinrich Sutermeister und der Schriftsteller Peter Sutermeister. Von Schlossrued zog die Familie nach Feuerthalen, wo Sutermeister die Primarschule und danach die Realschule bzw. das Gymnasium[1] in Schaffhausen besuchte. Danach zog die Familie nach Binningen, von wo aus Sutermeister das Humanistische Gymnasium in Basel besuchte[5].[6] Ende April 1922 wurde er dort in die 1. Klasse des „obern Gymnasiums“ aufgenommen. Im März 1926 erhielt er „mit der Gesamtnote II“ (mittel) das „Zeugnis der Reife für Hochschulstudien“, sein Maturitätszeugnis; seine einzige Bestnote („6“) erhielt er im Fach Hebräisch. In der Schulzeit lernte er Lucas Bernoulli kennen, mit dem er lebenslang befreundet war.

Maria Hunziker und Friedrich Sutermeister (1873-1934), Sutermeisters Eltern

Dem Wunsch seines Vaters folgend begann er noch im gleichen Jahr, Theologie mit spezieller Betonung der Philosophiegeschichte und der Psychologie[6] bzw./oder „Philosophie, Psychologie, Religionspsychologie“[1] in Basel und Tübingen zu studieren. Nach fünf Semestern bestand er das Kandidatsexamen und sollte zur Erlangung eines Stipendiums der Stadt Zofingen eine „Preisarbeit“ über René Descartes verfassen.[6] Da er bei diesem Abschlussexamen in Gewissenskonflikte trat,[6] brach er das Studium in Deutschland ab.[7] (In seiner autobiografischen Novelle Zwischen zwei Welten von 1942 beschreibt er, wie er mit Descartes’ dualistischer Unterscheidung zwischen res cogitans und res extensa nicht einig war und zur Überzeugung kam, dass einzig auf dem Monismus basierende Weltanschauungen vertretbar seien.)

Er entfernte sich von seinem protestantischen Herkunftsmilieu und begann, sich für naturwissenschaftliche Forschung zu interessieren. Im April 1929 immatrikulierte sich Sutermeister an der Universität Basel in Zahnmedizin. 1930 bestand er dort Eidgenössische Medizinalprüfungen und studierte an deutschen Universitäten weiter. Von Ende April bis August 1930 besuchte er Vorlesungen an der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; „bis 1933 [war er] im Kieler ‚Republikanischen Studentenbund‘ tätig“ war.[8] Im Oktober 1930 kehrte er zurück an die Universität Basel. Von Anfang Mai bis Ende Juli 1931 war Sutermeister an der Medizinischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn immatrikuliert. Von November 1931 bis April 1932 war er als Student der Zahnmedizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau angemeldet. Im April 1933 kehrte er an die Universität Basel zurück. Von April 1935 bis Ende des Wintersemesters 1938/39 studierte er Medizin an der Universität Bern. Im Juni 1939 erhielt er in Bern sein Diplom für die bestandene „Prüfung zur Ausübung der ärztlichen Praxis“; die Prüfung bestand darin, herauszufinden, ob ein Wirt „der sich in der Hochzeitsnacht im Kohlenkeller an der Türklinke erhängt hatte“, sich selbst erhängt haben konnte oder nicht;[9] (Sutermeister schreibt, dass wie beim Justizfall Robert Willi, „die untere Furche [am Hals] ebenfalls die tiefere war, da das Opfer offenbar in reflektorischen Abwehrbewegungen den Strick nach unten zog“)[9]. 1940 erwarb er den medizinischen Doktortitel. Er bildete sich dann an den dermatologischen Kliniken bei Charles Du Bois in Genf, bei Dr. Pagani, Dr. Winkler und Dr. Pulver in Luzern, bei Edwin Ramel in Lausanne, und in der Städtischen Poliklinik Zürich, wo er zeitweise Professor Walter Burckhardt in den Vorlesungen vertrat, weiter aus. „In Luzern war er auf der Röntgen- und Tuberkulosen-, in Interlaken [bei Dr. Rieben] in der chirurgischen Abteilung tätig.“[6]

Für seine Dissertation wurde ihm von seinem Onkel Hans Hunziker, Professor, und von Privatdozent Stavros Zurukzoglu als Thema das Schweizerische Tuberkulosegesetz zugewiesen; der Präsident der Vereinigung gegen die Tuberkulose Ernst Bachmann gab ihm wertvolle Mitteilungen. Die Arbeit wurde 1941 an der Universität Basel von Hans Hunziker für die Promotion genehmigt.[10]

1941 verfasste[11] und 1942 veröffentlichte Sutermeister unter dem Pseudonym Hans Moehrlen (nach dem Namen seines Urgrossvaters Christoph Möhrlen, der selbst eine Autobiographie unter einem Pseudonym verfasst hatte)[12] die autobiografische Novelle Zwischen zwei Welten, in welcher er seine Kindheit, Jugend und Studienjahre beschreibt. In ihr kommen seine Eltern sowie seine beiden älteren Geschwister Gertrud und Adrian (1904–1931), der in den Bergen Selbstmord begangen haben soll, vor. Die in der Novelle beschriebene “Rückkehr ‚zur Gesellschaft‘” rundet seine aufgewühlten Jugendjahre ab.[13] Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Einfuhr von Zwischen zwei Welten „ins Grossdeutsche Reich gesperrt“.[14] Unter dem gleichen Pseudonym veröffentlichte er zwei kleine Walzer: einen für Klavier und einen für Klavier und Violine.[15]

Kriegszeit 1942–1945

Sutermeister absolvierte seinen Militärdienst als „HD–Arzt“[1] bzw. „als Truppenarzt im Abschnitt Fricktal und als Leiter der dermatologischen Abteilungen der [Militärsanitätsanstalten (MSA)] Grindelwald, Lenk und Flüelen, wo sein Interesse für die Wirkungen des Föhns geweckt wurde“.[6] Im Frühjahr 1945 studierte er in der MSA Flüelen mit Étienne Grandjean und Walter Mörikofer an Versuchspersonen die physiologischen Föhnwirkungen, wobei ihn die Psychosomatik der Wetterfühligkeit interessierte.[16]

Datei:Hans Martin Sutermeister.jpg
Hans Martin Sutermeister 1945

In denselben Jahren veröffentlichte Sutermeister in der Berner Buchdruckerei W. Friedli eine Aufsatzreihe zu physiologischer Psychologie, wobei er stark vom Neopositivismus beeinflusst war und sich für eine naturwissenschaftliche, „erklärende“ Psychologie, als Gegensatz zur Verstehenden Psychologie von Wilhelm Dilthey, einsetzte.[17][18] 1944 fasste er seine Ideen in Psychologie und Weltanschauung und in Von Tanz, Musik und andern schönen Dingen neu zusammen, wobei er den Ideen „Angst-“ und „Erholungsregression“ besonderes Gewicht beimass. Er definierte Angstregression als durch „Angst ausgelöste Rückstufung des Verhaltens auf biologisch ältere Entwicklungsstufen; Beispiele sind Totstellreflex (Schreckstarre) oder Bewegungssturm. Im weiteren Sinne‚ jede primitive‘ Verhaltensweise in Angstsituationen.“[19] Erholende Regressionen andererseits fänden „durch Entlastung des Hirnstammes beim Erleben“ grossrhythmischer Impulse wie zum Beispiel beim Jazz statt.[20] Während dieser Zeit verfasste er auch eine Stellungnahme zu einer „Kontroverse“ um den Begriff des Konkreten von Leo Leuppi.[21] 1945 widmete er in der Zeitschrift der Freigeistigen Vereinigung der Schweiz Der Freidenker einen Artikel dem Neopositivismus als „kommende Einheitsweltanschauung“.[22]

Arzt 1945–1960

In Bern eröffnete Sutermeister 1945 an der Kasernenstrasse 39 eine allgemeinmedizinische Praxis, wo er bald als „Pestalozzi vom Breitenrain“ benannt wurde. Er war zudem „Lektor für Psychophysiologie an der Universität Bern“.[1]

Von 1946 bis 1947 arbeitete er während 15 Monaten als Lagerarzt der United Nations Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA) und der International Refugee Organization „in Deutschland, Polen und der Tschechoslovakei“;[6] Als „Medical Officer“ der UNRRA hatte er 1946/47 im Raume München-Pasing-Murnau und Mittenwald den Schwarzhandel mit Penizillin und Insulin zu bekämpfen.[23] Über den Penizillinschmuggel berichtet er:

„So sollten wir z.B. in Mittenwald einen armenischen Flüchtlingsarzt Dr. Valentino J. ablösen. Wir fanden aber bald heraus, dass er in Wirklichkeit Berliner war und bei Kriegsende als Luftwaffengefreiter in Innsbruck stand. Er rückte dann als „Flüchtling“ mit Briefköpfen des „Croce Rossa Italiana“ und der „päpstlichen Flüchtlingskommission“ bei uns ein und hatte bald als Penizillinverteiler das ganze amerikanische Offizierscorps in der Hand, das angesichts der damals häufigen „Veneral Diseases“ auf ihn angewiesen war. Zudem betrieb er mit falschen Priestern einen schwunghaften Nylonstrumpfhandel über den Brenner. Zu seinem Abschiedsfest kam halb Neu-Babelsberg, worunter auch der gute Harry Piel. Am nächsten Abend hatte ich mit ihm noch eine Promotion ukrainischer Krankenschwestern vorzunehmen, wobei er fliessend ukrainisch sprach; aber nach dem 6. Glas Wodka wiederholte er immer denselben Satz. Man sagte mir, es bedeute: „Mich erwischen sie nicht“, und wirklich war er am folgenden Tag mit einem reich beladenen Mercedes nach Italien verschwunden. Ich sah ihn später wieder als „Barkeeper“ in einem italienischen Film. Gerade Aerzte waren also damals im heimlichen Penicillinhandel, den auch der Film „Der dritte Mann“ Orson Wells’ schildert, sehr erfolgreich und konnten so aus einer „Armenpraxis“ eine „Praxis aurea“ entwickeln.“

Hans Martin Sutermeister: Summa iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer. Basel, 1976, S.762.

1948 berichtete er aus seinen Erfahrungen aus der Lagermedizin in der Zeitschrift Praxis.[24]

In den folgenden Jahren wirkte Sutermeister als Lektor für Psychophysiologie an der Volkshochschule Bern. Er war Mitglied der Psychologischen Gesellschaft Bern, wo er mit Adam Zweig in Verbindung stand. Bis 1952 hatte er „Ca. 50 Arbeiten über Psychophysiologie u[nd] medizin[ische] Psychologie“ geschrieben; zu seinen bis anhin wichtigsten Werken zählte er: „Nomen atque omen (1940); Psychologie und Weltanschauung (1941); Von Tanz, Musik u. schönen Dingen (1942); Zwischen zwei Welten (Novelle 1941)“.[25]

Um eine Venia legendi in “Geschichte der Medizin” und “Medizinische Psychologie (Psychosomatik)” zu erhalten, reichte Sutermeister Anfang der 1950er Jahre bei der Medizinischen Fakultät der Universität Bern nacheinander drei Habilitationsschriften ein:[26]

  • Über die Wandlungen in der Auffassung des Krankheitsgeschehens;
  • Psychosomatik des Lachens und Weinens, eine philosophisch–psychologische und physiologische Arbeit über die Freudsche Witztheorie; und
  • Schiller als Arzt, sein Beitrag zur psychosomatischen Forschung”.

Sutermeister stand besonders wegen Schiller als Arzt mit dem Medizinhistoriker Erich Hintzsche in Kontakt und nahm an einer Medizinhistoriker-Tagung 1953 in Lugano teil. Henry E. Sigerist nannte Sutermeisters Beitrag, 1955 als Band 13 der Berner Beiträge zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften veröffentlicht, in einem Brief an Hintzsche „eine sehr hübsche Arbeit … die auch für Literarhistoriker interessant ist.“[27] Der Begutachter Jakob Klaesi empfahl dem Dekan der Fakultät Bernhard Walthard, Sutermeister zur Habilitation zuzulassen, damit die Regierung Sutermeister einen Lehrauftrag für “Geschichte der Medizin” und für “Psychosomatik” erteilen könne.[26] Hintzsche, der mitentschied, lehnte seine Habilitation jedoch ab.[27]

1957 heiratete er in Gsteig bei Gstaad; Trauzeugen waren der marxistische Psychologe Franz Keller und dessen Gattin. (Sutermeister hatte zwei Töchter.)[28] Franz Keller bezeichnete ihn als „Trotzdem–Freund“: „Du hast selber diesen Ausdruck gewählt für unsere Freundschaft, seit Du nioht mehr wie in unserer Jugend Marxist bist, sondern eher zu den Republikanern neigst.“[29]

1959 veröffentlichte Sutermeister mit der Absicht, einen „Beitrag zum Genieproblem“ zu leisten, einen Überblick über verschiedene Krankheitsdiagnosen des Komponisten Robert Schumann.[30] Sutermeister bezog sich unter anderem auf eine Robert-Schumann-Biografie seines Bruders Peter Sutermeister.[31] Ab Ende der 1950er Jahre war Sutermeister Mitglied der Gesellschaft Schweiz-Israel.

Fehlurteilsjäger 1960–1968

Ende der 1950er Jahre begann Sutermeister, sich für die Opfer von Justizirrtümern einzusetzen, für deren Recherchen er weit reiste. Als Mitarbeiter des Büros gegen Amts- und Verbandswillkür des Landesrings der Unabhängigen und der Gefangenengewerkschaft arbeitete Sutermeister als Arzt an den Revisionen für die Prozesse Pierre Jaccoud, Maria Popescu, Walter Gross und Robert Willi mit.[32]

Datei:Roger Le Breton et Hans Martin Sutermeister.jpg
Mit Roger Le Breton (links) über den Fall Jaccoud beratend, Paris, November 1960

Besonders seine Arbeit in der Affäre Jaccoud machte ihn zu einem „Fehlurteilsverfolger von Rang und Wirkung“.[7] Der Genfer Anwalt Pierre Jaccoud wurde 1960 des Mordes am Landmaschinenhändler Charles Zumbach angeklagt und verurteilt. Sutermeister trat an die Spitze einer Kampagne, welche die Affäre Jaccoud „zu einem ‘neuen Fall Dreyfus’“ erklären wollte.[33]

Briefe, Anfragen und Ersuchen um Meinungsäußerungen fanden durch Sutermeister „ihren Weg zu Gerichtsmedizinern und Serologen in Europa und Amerika“; sie gelangten zu Alexander Solomon Wiener in New York ebenso wie zu Robert Royston Amos Coombs in Cambridge.[33] Seine oft wenig sachlichen Angriffe gegen Expertisen von Erik Undritz und Albert Alder hatten gewisse negative Auswirkungen auf den Fall Jaccoud; andererseits trug sein Eifer auch dazu bei, die Mittel zu sammeln, um die Leitung der Revisionsbemühungen in die Hände der Anwälte Horace Mastronardi und Roland Steiner zu legen.[33] Sutermeister vermutete einen politischen Mord und „befragte in Genf und Umgebung Dutzende von Zeugen“.[34] Unter „Aufsicht eines mit einer Stoppuhr bewehrten Sportarztes“ befuhr er „auf dem Velo von Jaccouds Kanzlei zum Tatort und zurück, um zu zeigen, dass der kränkliche Jaccoud diese Strecke in der ihm zur Verfügung stehenden Zeit“ um den Mord zu begehen „gar nicht hätte zurücklegen können“.[34] Sutermeister

„ermittelte im zwielichtigen Waffenhändlermilieu. Tatsächlich trieb zur Zeit des Mordes an André Zumbach im Mai 1958 der Algerienkrieg seinem Höhepunkt entgegen, und Genf diente sowohl der algerischen Befreiungsbewegung FNLA wie der OAS, der für ein französisches Algerien kämpfenden Terroristenorganisation, als Drehscheibe. Ein reger Waffenschmuggel blühte, und Genf war nicht selten Szene politischer Morde. Sutermeister vertrat die Theorie, dass die Firma, welche die von Vater Zumbach verkauften Landwirtschaftsmaschinen herstellte, auch im Waffenschmuggel tätig war und dass es sich bei den Einbrechern, die in Zumbachs Garage Unterschlupf gefunden hatten, um ehemalige Fremdenlegionäre und Indochinakämpfer handelte, die im kombinierten Nahkampf mit Messer und Pistole geübt waren. Gemäss Sutermeister fiel Zumbach einer politischen Abrechnung zum Opfer, und Jaccoud musste als Sündenbock herhalten. Der ebenso eifrige wie eifernde Berner Arzt verbreitete seine Thesen in Briefen, Artikeln und Streitschriften, die ihm seitens des Genfer Labordirektors [Pierre] Hegg Ehrverletzungsklagen eintrugen.“

Hanspeter Born: Mörder gesucht. In: Das Magazin. 29. September 2001. S. 30–31.
Pierre Jaccoud, fotografiert von Erling Mandelmann

Im zweiten Halbjahr 1960 strengte Pierre Hegg einen Beleidigungsprozeß gegen Sutermeister an,[35] jedoch ohne Erfolg:

„[Sutermeisters] Anwalt, Jaccoud selber und seine Verteidiger in Genf [verloren] die Lust und das Interesse, den Zürcher Presseprozess auch vor Obergericht weiterzuführen, als Heggs Anwalt mit Berufung drohte, und arrangierten einen Vergleich, wonach [Sutermeister] auf die 3.000 Fr. Genugtuung verzichte[te], die halben Prozesskosten selber tragen und von der Veröffentlichung [seines] Sieges Abstand nehmen [musste]. Denn am Tag nach dem Urteil am 30.6.64 reichten sie in Genf das Revisionsbegehren ein. Vor dem Zürcher Obergericht hätte [Sutermeister] aber eben Gelegenheit bekommen, als Wahrheitsbeweis die 12 Hegg vorgeworfenen Expertisenfehler zur gerichtlichen Beurteilung zu bringen, was vielleicht das spätere Scheitern der ersten Revisionsbemühungen in Genf verhindert hätte.“

Hans Martin Sutermeister: Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer. Basel, 1976, S. 757–758.

Sutermeister hatte den französischen Gerichtsmediziner Roger Le Breton auf seiner Seite.[33] „Sutermeister reist[e] nach London und nach Graz, nach Paris und nach Wien, um international renommierte Gerichtsmediziner zu konsultieren.“[36] In London suchte Sutermeister für seine Recherchen unter anderem das National Institute for Medical Research, und im Oktober 1960 nahm er wegen Jaccoud an einem gerichtsmedizinischen Kongreß in Graz teil, wo der Gerichtsmediziner Franz Schleyer die Kritik an Undritz jedoch relativieren konnte.

Datei:Carte Pierre Jaccoud.png
Dankeskarte von Pierre Jaccoud an Hans Martin Sutermeister

Der Fall Jaccoud blieb bis heute ungeklärt.[37] Sutermeister widmete medizinisch-psychologischen Aspekten des Falles, dem „Glanz und Elend von Expertisen“, ein Kapitel in Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer (Kapitel Der Fall Pierre Jaccoud (oder die Affäre, die keine war). Elfenau, Basel 1976, S. 47–81).[38]

„[N]amhafte Schriftsteller und Kriminologen wie Frank Arnau, Hildegard Michaelis und Madeleine Jacob sprachen offen von Justizirrtum. Madeleine Jacob schrieb in „A vous de juger“ (Das Urteil liegt bei Dir), Jaccoud wäre in England ohne weiteres freigesprochen worden, in Schweden komme es zu einem in dubio pro reo, wenn Expertisen gegen Expertisen stehen, und in Frankreich hätte man die ganze Untersuchung wieder aufgerollt. Als wir selber nun versuchten, die Revision durch Veröffentlichung einer populärwissenschaftlichen Schrift in ähnlicher Weise voranzutreiben, wie dies im Rohrbachprozess seinerzeit Dr. Gross, im Riedel-Gualaprozess Dr. Roth und im Ferbach-Brühneprozess Dr. Moser mit Erfolg getan hatten, verweigerte uns, - habent sua fata libelli - , der Wiener Verleger F., plötzlich ängstlich geworden, den Druck, ohne indessen unsern beträchtlichen Druckkostenvorschuss zurückzuerstatten, aber auch dieser unerwartete Rückschlag konnte unsere Revisionsbestrebungen nicht mehr aufhalten.“

Hans Martin Sutermeister: Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer. Basel, 1976, S. 92.

„Schweizerisches Bundeskriminalamt“

Aufgrund dieser Erfahrungen verlangte Sutermeister 1964 in einer Eingabe an den Schweizer Bundesrat „die Institutionalisierung eines Bundeskriminalamtes nach dem Vorbild Wiesbadens, um als Oberexpertise oder sozusagen als zweite Tatsacheninstanz in reinen Indizienprozessen die Expertisen nachprüfen lassen zu können.“[39] Er wies darin „auf die Ombudsman-Institution in Skandinavien hin“, versuchte mehrere Vorstösse und reichte schliesslich der Julius Bär Stiftung „1974 eine Preisarbeit betreffend Schweizer Institutionsreformen ein.“[39]

Sutermeister begründete die Idee eines Schweizer Bundeskriminalamtes:

„[I]nfolge des modernen ‚Gewissenschwundes‘ [sic] gibt es in Strafprozessen heute praktisch kaum mehr Geständnisse. Diese waren einst für die Verurteilung aus ‚magischen‘ Gründen unerlässlich, was die grausamen Foltermethoden bis ins 19. Jahrhundert hinein einigermassen verständlich macht. Heute gilt der Täter solange als unschuldig, als man ihm nicht sein Verbrechen einwandfrei nachweist. Das Urteil fusst also auf sogenannten Indizien, die, von Experten begutachtet, den Geschworenen zur Gewichtung vorgelegt werden. Sind diese Indizien schon für die Experten (Kriminologen, Gerichtsmediziner) oft schwer diagnostizierbar, wieviel mehr dann für die Laienrichter der gemischten oder reinen Schwurgerichte. Besonders biologische Tests (Blut- und Sekrettests usw.) können vom exakten Naturwissenschafter immer nur ‚mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit‘ abgegeben werden, während die Juristen absolute Gewissheit verlangen. Der Staatsanwalt füllt dann meist dank seiner bei uns gerne anerkannten Autorität diese Sicherheitslücke mit passender Eloquenz aus. Ich denke hier an die Prozesse gegen Maria Fopescu und Pierre Jaccoud, die ohne das Rednertalent des Generalstaatsanwalts Cornu kaum hinter Gitter gekommen wären, denn die biologischen und kriminologischen Indizien waren in beiden Fällen mehr als dürftig.“

Hans Martin Sutermeister: Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer. Basel, 1976, S. 255–256.

Wegen des Falles Jaccoud stand Sutermeister (auch) mit (dem Schweizer Schriftsteller Guido Bachmann und anderen) Persönlichkeiten wie Bundesrat Pierre Graber in Kontakt; er kritisierte Graber, da dieser ihm „in einem Gespräch versicherte, [dass] damals das untrügliche Rechtsempfinden des Volkes‘ den Ausschlag [für Jaccouds Verurteilung gab], das sicherer als alle Indizien urteile.“[40] Bundesanwalt Hans Walder hingegen hielt es „eher mit dem ‚in dubio pro reo‘“ und begrüsste Sutermeisters Idee eines Bundeskriminalamtes.[40]

Politik 1968–1971

Im Mai 1966 wurde er als Mitglied des Landesrings der Unabhängigen in den Grossen Rat des Kantons Bern (Wahlkreis Bern-Stadt) gewählt, wo er bis zu seinem Austritt 1972 in keiner Kommission war.[41] Als Grossrat machte Sutermeister „eine Interpellation im Fall Marcel Schwander im Zusammenhang mit dem „Burgdorfer Literaturskandal“ um Guido Bachmanns polemisches Werk Gilgamesch.[42] 1970 wurde Sutermeister „mit den Stimmen der wachsenden bernischen Links-Gruppen“ im Grossen Rat wiedergewählt.[42]

Im Dezember 1967 wurde Sutermeister als „politischer Außenseiter“ für den Landesring der Unabhängigen in die Stadtberner Exekutive gewählt[43][44] und löste Paul Dübi als Schuldirektor der Stadt Bern ab.[45] Mit dem Einzug Sutermeisters „auf Kosten der gemeinsamen freisinnig–bürgerlichen Liste“ in den Berner Gemeinderat wurde der Landesring der Unabhängigen „nun drittstärkste Partei der Stadt Bern“ und war zum ersten Mal in seiner Geschichte in diesem Rat vertreten.[46] Sein Büro hatte er an der Kramgasse 61 in der Berner Altstadt.

„Unbekümmert und voller Kampfgeist“ zog er in die Schuldirektion ein und setzte sich mit der neuen Materie „unermüdlich und intensiv auseinander“.[43] „Manches schien ihm überprüfenswert, manches stellte er in Frage. Unverblümt brachte er zum Ausdruck, was manch einer vorsichtigerweise nur denkt“, bezeugt sein Schulsekretär, der Berner Schriftsteller Urs Marc Eberhard.[43]

Wegen eines Vergleiches „der militärischen Maßnahmen im Jura mit der Besetzung der Tschechoslowakei“ wurde Sutermeister Ende 1968 durch den freisinnigen Stadtrat (und späteren Stadtpräsidenten) Werner Bircher kritisiert.[47] Sutermeister gab dazu eine persönliche Erklärung ab, worin er sich auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen berief:

„Daß der Landesring prinzipiell für Minoritäten aller Art eintritt, tut er im Dienst der Gerechtigkeit, der Toleranz und der Demokratie überhaupt, denn eine Demokratie ohne Minoritätenschutz ist keine echte Demokratie.“

Hans Martin Sutermeister: Persönliche Erklärung. In: Protokolle der Sitzungen des Stadtrates und der Gemeindeabstimmungen. Gemeinde Bern, Zweites Halbjahr 1968, S. 217–219.

Im zweiten Halbjahr 1969 wurde Sutermeister wegen eines Briefes zwecks Freilassung von Mordechai Rachamim (Fall Attentat in Kloten) an den zürcherischen Bezirksanwalt Jörg Rehberg von Freisinnigen im Berner Stadtrat wegen Nichteinhaltung der Form und „ungehöriger Einmischung in die Angelegenheiten eines anderen Kantons“ angegriffen.[48]

Obwohl er innerhalb des Landesrings der Unabhängigen als progressives Parteimitglied angesehen wurde, erregte er inner- und ausserhalb seiner Partei einiges Aufsehen, als er 1970 das kleine rote schülerbuch[49], ein bildungskritisches Manifest, das aus der 68er-Bewegung heraus entstanden war, angriff. Sutermeister reagierte damit auf Aktionen des Berner Schriftstellers Hans Mühlethaler.[49][50] Aus seiner Sicht war es „in seiner Grundtendenz trotz noch vertretbarer antiautoritärer Ideen geschmacklos.“ Vor allem sei es irreführend gewesen, „weil es Minderjährige im Dirnenjargon aufklärt und die Sexualität als reinen Selbstzweck betrachtet, … also eine Aufklärung auf der Stufe der St.-Pauli-Nachrichten.“[50] Weiter war „Sutermeister der Auffassung, dass die heute noch gesunde Jugend nicht durch eindeutig östlich inspirierte Aufweichtechnik für den Kommunismus vorbereitet werden dürfe“, und er konnte die Schweizerische Bundesanwaltschaft davon überzeugen, dass „das kleine rote Schülerbuch“ jugendgefährdend war, worauf die Bundesanwaltschaft und die Kantonale Schuldirektion den Verkauf des Büchleins kurze Zeit einstellen liess und die Einfuhr in die Schweiz verboten wurde.[50][51] Sutermeisters Verhalten in dieser Angelegenheit enthüllte latente Spannungen zwischen verschiedenen Richtungen und zwischen den Generationen innerhalb des LdU. Seine Aktion gegen das „kleine rote schülerbuch“ hatte schliesslich wenig Erfolg: „Während Berner Buchhändler vor dem empörten Eingriff des Eingriff des Landesring-Schuldirektors Sutermeister wöchentlich zwei, drei der Apo-Schülerfibel absetzten, waren es darauf bis zu dreihundert in der Woche.“[52]

Kurz nach seinem Amtsantritt als Berner Schuldirektor trat Sutermeister „für die Schaffung von Vorschulkindergärten“ ein, wurde aber sogleich „mit Kritik überhäuft“. „Der Vorschlag war offenbar für Berner Verhältnisse zu neu, zu ungewohnt, zu sehr ‚ausländisch‘“, wie sein Parteikollege Luzius Theiler bezeugt.[53] Als Schuldirektor setzte sich Sutermeister in den folgenden Jahren zusammen mit Theiler, Roger Briner (* 1926) und anderen, für die Förderung von Gesamtschulen ein.[54] Dazu besichtigte er Schulsysteme in Kopenhagen, Moskau und Stockholm; für den Berner Gemeinderat unternahm er auch eine Dienstreise nach Israel, „um das dortige Schulwesen, besonders die Schulung und Eingliederung behinderter Kinder, zu studieren“.[55] Ein Schulbesuch in Ostdeutschland scheiterte, weil die dortige Regierung beschlossen habe, „dass die Lehrer keine Schulbesuche wünschten – eine geradezu zynische Antwort!“ (Sutermeister: Möglichkeiten einer inneren und äusseren Schulreform im Sinne der Gesamtschule in der Stadt Bern. Prolegomena zu einer Projektstudie „Integrierte Gesamtschule Brünnen“ entsprechend der Motion Theiler. Schuldirektion der Stadt Bern, Mai 1971. S. 24.)

Die Gesamtschule hätte „demokratischer“ als bisherige Schweizer Schulmodelle sein sollen, das heisst, diejenigen, welche sich für die Gesamtschulidee einsetzten, beabsichtigten, „jedes Kind individuell nach seinen besonderen Fähigkeiten zu fördern“.[56] Mit der damaligen Stadtberner Schulorganisation sei das völlig unmöglich gewesen. Konkret beabsichtigten Sutermeister und Theiler die aus ihrer Sicht nur noch „historisch begründbare Dreiteilung der Schule in Primarschule, Sekundarschule und Gymnasium auf[zu]geben und die starren Jahrgangsklassen durch Leistungsgruppen“ zu ersetzen.[56] Als Modell sahen sie das Modell der „integrierten Gesamtschule“, „wie es in den USA, in den nordischen Staaten und in den Oststaaten schon seit vielen Jahren verwirklicht“ war, und wie es dazumal „auch in England und in Deutschland eingeführt“ wurde.[56] Theiler und Sutermeister kritisierten, dass sich die damalige „Schule vorwiegend an den ‚Normalschüler‘“ wandte, „der in sämtlichen Fächern durchschnittlich gleichmässig oder gleichmässig durchschnittlich begabt ist, und damit alle jene Schüler benachteiligt, deren Begabung einseitig auf naturwissenschaftlichem oder sprachlichem Gebiet liegt.“[56] Die Gesamtschule hätte ermöglichen sollen, „dass auch die einseitig begabten Schüler eine ihren Fähigkeiten entsprechende Ausbildung erhalten, indem sie zum Beispiel in den Sprachfächern eine niedrige Klasse besuchen, während sie in Mathematik einer viel höheren Leistungsgruppe angehören können.“ (Luzius Theiler: Bern 80. Ideen für eine wohnliche Stadt. Schriftenreihe des Landesrings der Unabhängigen, Stand Bern. Nr. 2, 1970, S. 22.)

Aufgrund der Erfahrungen seiner Schulbesuche im Ausland wollte Sutermeister eine „stadtbernische Bildungspolitik mit dem Ziel einer inneren und äusseren Schulreform“ durchsetzen und stellte dazu im Gemeinderat zwei umfangreiche Berichte (Januar und Mai 1971) vor, welche unter anderem ein Sabbatjahr als Bildungsurlaub für Lehrer vorsahen.[57]

Als Präsident der Berner Sektion der Europa-Union setzte „sich Sutermeister auch für die Idee der ‚Friedensschulen‘ des Europarates und für den „Europäischen Erzieherbund ein“.[32] Sein Einsatz für die „Menschenrechte“ war nicht allseits willkommen:

„Als wir im Bernischen Parlament zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember 1968 gegen diese Rückstände in unserem Rechtswesen protestierten, erhoben sich einmütig sämtliche Fraktionspräsidenten, um uns feierlichst in Acht und Bann zu tun.“

Hans Martin Sutermeister: Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer. Basel, 1976, S. 258.

In denselben Jahren nahm Sutermeister an zahlreichen nonkonformistischen Debatten teil; unter anderem am Burgdorfer Literaturskandal.[58]

Sutermeister vertrat während seiner Zeit als Gemeinderat unter anderem den Stadtpräsidenten Reynold Tschäppät bei einem internationalen „Bürgermeistertreffen“, das von Lord Provost James Wilson McKay in Edinburgh veranstaltet wurde.

Letzte Jahre, 1971–1977

„Sutermeister mußte bald merken, daß einem städtischen Schuldirektor auf dem Gebiete der Pädagogik wenig oder keine Kompetenzen einberaumt sind. Resignation und Verbitterung machten sich im Verlaufe der mühsamen Amtsjahre bemerkbar.“[43] Seine Reformideen scheiterten gemäss dem berner Journalisten Hans Kaufmann[59] „vorab an der schier ungeheuren Fülle seiner Interessen und Begabungen“.[60] Auch die Kritiken des Bund–Redaktors Peter Schindler trugen dazu bei, dass Sutermeister im Dezember 1971 den Wahlkampf um seinen Gemeinderatssitz gegen den FDP-Kandidaten Arist Rollier verlor[61]. Sutermeister glaubte, dass das neu eingeführte Frauenstimmrecht seiner Wiederwahl hätte helfen sollen.[62] Doch er stellte fest:

„Bern will keine Gesamtschulreform! Zudem verlor der Landesring der Unabhängigen sowieso Sitze, da die nahende „Rezession“ die „Klassenkampffronten erneut verstärkte und Mittelparteien auflöste.“

Hans Martin Sutermeister: Nachwort. In: Hans Martin Sutermeister: Möglichkeiten einer inneren und äusseren Schulreform im Sinne der Gesamtschule in der Stadt Bern. Prolegomena zu einer Projektstudie „Integrierte Gesamtschule Brünnen“ entsprechend der Motion Theiler. Nach seiner Abwahl vom 12. Dezember 1971 durch den Autor eingefügtes Nachwort, zwischen S. 197 und 198. Schuldirektion, Bern, Mai 1971.

„Die gefühlsbetonte, sprunghafte Führung der Schuldirektion verunsicherte Verwaltung und Lehrerschaft. Mit seiner von Gedankenblitzen geprägten Politik stiess [Sutermeister] vielerorts auf Unverständnis. Immerhin konnte Dr. Sutermeister sein grösstes Anliegen, nämlich die Einrichtung eines Gesamtschulversuchs, ‘durchboxen’. Dieses Experiment [lief ein Jahrzehntspäter] noch immer.“[63]

„Trotz der nur kurzen Amtszeit bleiben zwei Ereignisse der städtischen Schulpolitik mit seinem Namen verbunden: er setzte die durchgehende Einführung der sogenannten Koedukation (Knaben und Mädchen in der gleichen Klasse) durch. Ein zweites Ziel hat er in seinem letzten Amtsjahr erreicht. Mit knappem Mehr beschloss der Stadtrat eine allgemeine Schulreform mit dem Ziel, die Gesamtschule einzuführen. Die Planung und die praktische Durchführung dieser Reform wird seinem Nachfolger überlassen sein – Dr. Sutermeister bleibt jetzt, nach seinem Wegzug nach Basel, die Genugtuung, dass es ihm geglückt ist, mit dem Grundsatzentscheid den Stein ins Rollen zu bringen.“ (kv: Mit dem Dank der Oeffentlichkeit in den verdienten Ruhestand: Letzter Amtstag von Gemeinderat Dr. Hans Martin Sutermeister. In: Berner Tagblatt. 29. Dezember 1971, S. 11.)

Trotz diesen Teilerfolgen betreffend Gesamtschule bewogen ihn die „heftigen Angriffe, die damals in der Presse gegen ihn erhoben wurden, … auch sein Mandat als Mitglied der kantonalen Legislative niederzulegen und auf die Wiedereröffnung einer Praxis in Bern zu verzichten.“[64][65] (An seine Stelle trat der Arzt Paul Günter in den Berner Grossrat ein.[66]) „Obschon sich zahlreiche Politiker für eine Entschädigung ausgesprochen hatten, verweigerte die Berner Exekutive Dr. Sutermeister eine Abfindungssumme.“[63] Die Jahre, an denen er „hauptamtlich der Öffentlichkeit diente, waren vermutlich die unglücklichsten in seinem Leben.“[60]

Er zog daraufhin 1972 von Bern nach Basel an die Grienstrasse,[64] wo er eine neue allgemeinmedizinische Privatpraxis eröffnete.[60][65]

„Die Nichtwiederwahl 1971 ließ Dr. Sutermeister in Eile sein Büro gründlich räumen. Verlassen von Mitstreitern, politischen Freunden und Gegnern, enttäuscht von Mitarbeitern und Hilfesuchenden, denen er hatte helfen wollen, kehrte er zurück in seinen Arztberuf. Wo andern ausgeschiedenen Gemeinderatsmitgliedern Pension und von Freunden zugedachte Arbeitsgebiete warten, begann Dr. Sutermeister als 64-jähriger den Kampf um die Existenz. Monate als Pikettarzt im 48-Stunden-Dienst verlangten auch jetzt schier Unmenschliches.“ (Urs Marc Eberhard: In Basel gestorben: alt Schuldirektor Dr. med. H. M. Sutermeister. In: Berner Jugend – Berner Schule. Zeitschrift für die Eltern, herausgegeben von Lehrerschaft und Schuldirektion der Stadt Bern. Nr. 2, Juni 1977. S. 11.)

Neben seiner Praxis, die er mit seiner Familie führte, beteiligte er sich „weiterhin engagiert an der Diskussion öffentlicher Fragen“, wobei seine Leserbriefe manchmal zu „lebhaften publizistischen Auseinandersetzung[en]“ (unter anderem in der Basler Zeitung) führten[64] (mit seinen „Leserbriefaktionen“ „erhitzte er zeitweise … die Gemüter der Basler Zeitungsleser“)[63].

Er forschte weiter und verfasste (neben zahlreichen Leserbriefen) die Werke Grundbegriffe der Psychologie von heute und Summa Iniuria: ein Pitaval der Justizirrtümer, welche er 1976 in seinem eigenen „Elfenau Verlag“ veröffentlichte.[67] Zur von ihm beabsichtigten Neuauflage von Von Tanz, Musik und andern schönen Dingen (von 1944) in demselben Verlag kam es nicht mehr, da er am 5. Mai 1977 unerwartet an Herzversagen starb.

Werk und Rezeption

Hans Martin Sutermeister wurde als Schriftsteller, Mediziner, Politiker und als Justizirrtumsjäger sehr unterschiedlich wahrgenommen.

Schriften zum Thema „Weltanschauung“

Datei:Sutermeister - Kleiner Walzer für Violine und Piano.pdf
Kleiner Walzer für Violine und Piano, 1949 unter dem Pseudonym „Hans Möhrlen“ veröffentlicht.

In seiner autobiographischen Novelle von 1942, Zwischen zwei Welten, die er unter dem Pseudonym „Hans Moehrlen“ veröffentlichte, schwankt er zwischen zwei „Weltanschauungen“, wobei er sich für eine entscheiden muss: Er beschreibt seinen Ausstieg und sozialen Abstieg aus einer ihm spiessbürgerlich erscheinenden Gesellschaft, zu der er am Ende wieder „geläutert“ zurückfinden soll. Aus philosophischen Gründen bricht er sein Theologiestudium ab und möchte stattdessen Arzt werden. Ein älterer Bruder stirbt in den Alpen, und er zieht fort vom elterlichen Pfarrhaus, wandert zu Fuss in einer dem Leser unbekannte Stadt, wo er seine Lebenskrise bewältigt. Dort versucht er, seine Umwelt beinahe wissenschaftlich zu verstehen, er stiehlt, verliebt sich in eine südländische Tänzerin, erlebt Abenteuer in der „Unterwelt“. Die Leidenschaft für Frauen und Musik beschreibt er detailreich. Die Vorliebe für den Jazz und das „Amerikanische“ steht im Gegensatz zum als elitär empfundenen, eher in der deutschen Kultur gewurzelten berühmten Bruder Heinrich Sutermeister, dem neoklassischen Komponisten, der jedoch in der Novelle nie erwähnt wird.

In Zwischen zwei Welten sind die Elemente seiner Weltanschauung zusammen, welche seine Schriften bis 1977 prägen (In praktisch allen seinen Schriften, von Verstehende oder erklärende Psychologie? (1942) bis Summa Iniuria (1976) vertritt er die weltanschauliche Position des Monismus und stellt sie dem Dualismus, den er klar ablehnt, gegenüber):

„Welch’ wunderliche Gedankengänge waren diese Religionsstifter und Philosophen doch schon gegangen! Stundenlang sass er zwischen den Kollegien in den Parkanlagen der Stadt und gab sich alle Mühe, diesen Denkern der Vergangenheit in ihre letzten Hirnwindungen zu folgen. Am meisten zogen ihn jedoch die englischen Philosophen an; sie waren irgendwie lebensnaher, praktischer als z. B. die deutschen Idealisten. Besonders Lockes Satz: „Der einfachste Weg, zur Wahrheit zu gelangen ist der, dass man die Dinge untersucht, wie sie wirklich sind, und nicht annimmt, sie wären so, wie sie uns andere gelehrt haben!“ wurde sein Leitsatz. Schliesslich konnte es trotz der vielen Religionen und Philosophien doch nur eine Wahrheit, eine Wirklichkeit geben, und diese wollte er suchen. Diese allein sollte auch in Zukunft sein praktisches Verhalten bestimmen. Stellte man nämlich, wie es etwa die täglichen Kalenderzettel taten, die ethischen Maximen der verschiedenen „Weltanschauungen“ zusammen, so widersprachen sie sich dauernd und hoben sich also gewissermassen gegenseitig auf. Sagte die Bibel: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, so antwortete Nietzsche etwa: „Was fällt, soll man noch stossen“, usw., — kurz, es war zum Verrückt-Werden! Wo war da Wahrheit? Inzwischen rückte das propädeutische Examen heran, und es war beinahe wie eine Fügung des Schicksals, dass ihn gerade das Examensthema der Lösung des Problems näher brachte. Zitternd vor Erregung hatte er einen Zettel als Los aus den Händen des steif-feierlichen Stadtpfarrers, in dessen Studierzimmer er seine Examensthese schreiben sollte, genommen und las nun die Aufgabe: „Was lernen wir aus Descartes Zweifel?““

Hans Martin Sutermeister: Zwischen zwei Welten. Novelle. Bern, 1942, S. 20–23.

Für Karl Walker stellt das Buch „die Revolution der bürgerlichen Gesellschaft, in einem Lande, das der Krieg verschont hat, vollzogen in einem einzigen jungen Menschen“ dar: „Es ist die vollzogene Revolution der Gesellschaft, es ist die Beseitigung von Vorurteilen und wirklichkeitsfremden, veralteten Traditionen, es ist die Rückkehr zum Wesentlichen in den Beziehungen der Menschen zueinander.“[68]

In denselben Jahren veröffentlichte Sutermeister weitere Bücher zum Thema Weltanschauung. Dazu gehören: Nomen atque omen: Die Fortschritte der psychologischen Forschung und ihre weltanschauliche Tragweite von 1942 (eine Arbeit, die dem „Andenken“ seines Vaters Friedrich Sutermeister-Hunziker (1873–1934) und seines in den Bergen verstorbenen Bruders Adrian Sutermeister (1904–1931) gewidmet ist); Psychologie und Weltanschauung von 1944 (das eine gute Kritik von Agostino Gemelli erhielt[69] und Von Tanz, Musik und anderen schönen Dingen: Psychologische Plaudereien von 1944. Auf Psychologie und Weltanschauung bezieht sich Sutermeister bis in seinen Grundbegriffen der Psychologie von heute von 1976.[70] Darin schreibt er, entgegen späteren Kritiken wie derjenigen von Franz Keller, der ihn als „Republikaner“ bezeichnet[71]:

„Insofern ist der „Linkspolitiker“ also gewißermassen der weiterschauende, auf Dauererfolg ausgehende, als er durch die Zukunft immer Recht erhält, während der „Rechtspolitiker“, kurzsichtiger, sich mit Gegenwartserfolg begnügt.“

Hans Martin Sutermeister. Kapitel VII. Kollektivistische oder individualistische Ethik? In: Psychologie und Weltanschauung: Wirklichkeitsfragen und ihre Beantwortung nach dem heutigen Stande der Wissenschaft in allgemeinverständlicher Darstellung. Bern: Hans Huber Verlag, 1944. S.96.

Unter seinen relativ seltenen Bezugnahmen zum Zweiten Weltkrieg findet sich in Psychologie und Weltanschauung folgendes:

„Man spricht heute viel davon, ob nach diesem zweiten und hoffentlich letzten Weltkrieg das ‚Licht der Welt‘ von Amerika oder von Rußland kommen werde. […] In gewissem Sinne ist die Divergenz eine solche zwischen der alten und der neuen Welt, dem müden, ‚sentimentalen‘ Europa und dem vital-optimistischen Amerika. […] Wir finden eben heute eine ideologische Zäsur zwischen zwei Generationen, wie sie die Weltgeschichte bisher noch nicht kannte!“

Hans Martin Sutermeister: Psychologie und Weltanschauung. Bern, 1944, S. 163.

Mediziner

Obwohl er mehr als 100 Schriften zu allgemeinmedizinischen, medizinhistorischen und psychologischen Themen, davon etwa zwei Dutzend in der Schweizer Fachzeitschrift Praxis und mehr als ein Dutzend in der Zeitschrift Ars Medici, veröffentlichte, schränkte die Ablehnung seiner Habilitation durch Erich Hintzsche seine akademischen Tätigkeiten und sein Bekanntheitsgrad sehr ein. „Als Bruder des Komponisten Heinrich Sutermeister und als ausübender Musiker interessiert[e] er sich vor allem auch für die Probleme der Musiktherapie. Aus diesem Fragenkreis veröffentlichte er die Arbeiten Über Farben– und Musiktherapie und Psychophysische Wirkungen der Musik.“[72]Sutermeister hielt auch Vorträge, zum Beispiel in Lenk im Simmental über „Musikerleben als Regression“, „auf einem Grenzgebiet zwischen Natur– und Geisteswissenschaft“.[73] In einer Arbeit über „Film und Psychohygiene“ stellte Sutermeister „die Verwandtschaft bzw. Identität des Bewußtseinszustandes beim Filmerlebnis mit der Hypnose“ dar.[74] Weitere Publikationen, unter anderem in Sydney James Van Pelts British Journal of Medical Hypnotism, zeugt von Sutermeisters Interesse für Hypnose.[75]

Seine meistzitierte Schrift ist wahrscheinlich seine medizinhistorische Arbeit über Friedrich Schiller als Arzt, 1955 in den Berner Beiträgen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften erschienen. Schiller als Arzt erhielt gute Kritiken von Rudolph Seiden[76], Robert Bossard[77], Eyvind Bastholm[78], Marcel Florkin[79] und Edwin Rosner[80]. Sutermeister veröffentlichte auch polemische Artikel über den „Ärztestand“ (z. B. den Artikel Arzt und Gesellschaft in der Zeitschrift Médecine et Hygiène).[81]

Sutermeisters letztes grosses medizinisches Werk, Grundbegriffe der Psychologie von heute, basiert auf seiner dreisemestrigen „Vortragsreihe an der Volkshochschule Bern“, in welcher er erneut die erklärende Psychologie als Gegensatz zur verstehenden Psychologie von Wilhelm Dilthey vertritt. Sutermeister konzipierte das Werk als „Synopsis neuester Erkenntnisse der geistes- und naturwissenschaftlichen Psychologieschulen mit besonderer Berücksichtigung der Tiefenpsychologie, der Neuropsychologie und der Verhaltensforschung“.[82] Das Werk erhielt sehr unterschiedliche Kritiken von Rémy Droz[83] und Otto Scrinzi[84].

Politiker

Sutermeisters Standpunkt im politischen Spektrum ist, dem Landesring der Unabhängigen der sozialliberalen Phase entsprechend, schwierig zu ermessen. Aufschluß darüber geben unter anderem die Primärquellen Tagblatt des Grossen Rates des Kantons Bern der Jahrgänge 1966 bis 1972 betreffend seines Amtes als Grossrats des Kantons Bern sowie die Protokolle der Sitzungen des Stadtrates und der Gemeindeabstimmungen der Stadt Bern von 1968 bis 1971 betreffend seines Amtes als Gemeinderat der Stadt Bern. Man liest darin unter anderem, dass er sich als erste Tätigkeit kurz nach der Wahl in den Grossen Rat für das Frauenstimmrecht in der Schweiz einsetzte.[85] Auch kämpfte er gegen Zensur von Pornografie und setzte sich für eine zeitgemäße offene Debatte über Sexualität ein, wobei er auf Widerstand von Konservativen stiess.[86]

Gemäß dem Berner Schriftsteller Urs Marc Eberhard, damals Vorsitzender der Redaktionskommission der Zeitschrift Berner Jugend – Berner Schule und städtischer Schulsekretär von Bern während der Schuldirektion von Sutermeister, wurde „Sutermeisters Einsatz für Randexistenzen und Ratsuchende, Einsatz und Kampf für neue Ideen wie Einschulungsklassen, Legasthenie-Therapie, Werkjahr, Gesamtschule und viel anderes … totgeschwiegen.“[43] Sutermeisters politische Berner Zeit sei „tragisch“ gewesen, „für ihn wie für die Familie, die er über alles liebte. Von Basel aus hatte er Sehnsucht nach ‹dem wunderschönen kleinen Bern›, zu dem es keine Rückkehr mehr gab. Bern indessen hatte ihn vergessen oder erinnerte sich nur mit Lächeln oder bitterbösen Seitenhieben an den streitbaren ehemaligen Schuldirektor, der das Kämpfen gegen allerlei Windmühlen nie lassen konnte. …“ (Urs Marc Eberhard: In Basel gestorben: alt Schuldirektor Dr. med. H. M. Sutermeister. In: Berner Jugend – Berner Schule. Zeitschrift für die Eltern, herausgegeben von Lehrerschaft und Schuldirektion der Stadt Bern. Nr.2, Juni 1977. S. 11.) Aus dieser Zeit stammt sein Zitat:

„Der Durchschnittspolitiker von heute hat kein Rückgrat; er verfügt indessen über eine so dicke Haut, daß er auch ohne Rückgrat zu stehen vermag.“

Hans Martin Sutermeister: Apud: Urs Marc Eberhard: In Basel gestorben: alt Schuldirektor Dr. med. H. M. Sutermeister. In: Berner Jugend – Berner Schule. Zeitschrift für die Eltern, herausgegeben von Lehrerschaft und Schuldirektion der Stadt Bern. Nr.2, Juni 1977. S. 11

„Justizirrtumsjäger”

Bekanntheit erlangte Sutermeister schliesslich als „Justizirrtumsjäger“ (ein Begriff, der von Gerhard Mauz stammt)[87]; während seiner Zeit in der stadtberner Politik wurde er, unter anderem deswegen, von manchen ironisch als „Weltverbesserer“ bezeichnet. Für den Strafrechtsexperten Karl Peters war Sutermeister, ähnlich wie der Schriftsteller Frank Arnau und der “Sozialanwalt” Günter Weigand, ein „erbitterter Kämpfer für das Recht“.[88]

Cover von Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer (1976), Sutermeisters umfangreichste und neben Schiller als Arzt (1955) bedeutendste Schrift

Summa Iniuria, worin Sutermeister hunderte von Justizirrtümer behandelt, ist eine der ausführlichsten Arbeiten zum Thema in der deutschen Sprache. Darin verfasste er unter anderem, basierend auf einer Genealogie der Justizirrtümer des deutschen Strafverteidigers Max Hirschberg, kurze Analysen zu falschem Wiedererkennen, der Belastung durch Mitgefangene, unkritische Bewertungen von Expertisen, Suggestibilität und Gefühlslogik der Geschworenen und psychologische Fehler der Richter, sowie jeweilige Beispielfälle zu diesen Kategorien möglicher Gründe von Justizirrtümern. Das Buch ist Fritz Bauer und Frank Arnau gewidmet. Im selben Buch stellte Sutermeister die Idee eines Schweizer Bundeskriminalamtes nach dem Modell des Deutschen Bundeskriminalamtes vor, „das als Ergänzung zum Bundesgericht als ‘zweite Tatsacheninstanz’ fungieren sollte“;[6] dies, um einen cultural lag im Rechtswesen zu überwinden und Irrtümern in der Rechtsprechung vorzubeugen.[89] Der deutsche Rechtswissenschaftler Klaus Volk bezeichnete das Buch als

„immer irgendwie polemisch’, ‘aphoristisch’, ‘programmatisch’. Es sollte einen Untertitel tragen: ‘Der Arzt am Krankenbett der Justiz!’“

Klaus Volk: Buchbesprechung: Sutermeister, H. M.. Summa Iniuria. In: Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform. Jahrgang 60, 1977, S. 388.

Der Strafrechtsexperte Karl Peters sagt, dass Summa Iniuria in einer Reihe mit den früheren Arbeiten von Erich Sello, Max Alsberg, Albert Hellwig, Hirschberg, Judex und Peters' eigenen Untersuchungen steht.

„Es nimmt in dieser Reihe einen bedeutsamen Platz ein. Die Kette von Sello bis Sutermeister tut dar, daß das Problem des Justizirrtums auch im deutschsprachigen Raum während der letzten sechzig Jahre nicht zur Ruhe gekommen ist. … Sutermeister bringt den Gedanken zum Ausdruck, daß in der heutigen Zeit die Fehlurteile sich an Zahl mehrten. Er trifft damit meine eigene Auffassung. Ich halte das für bestürzend. Umso mehr ist dem Buch von Sutermeister ein großer Leserkreis unter den Juristen zu wünschen. … Sutermeister steht unter den engagierten Kämpfern für eine rechtsstaatlich gesicherte Strafrechtspflege!“

Karl Peters: Sutermeister, Hans M.: Summa Iniuria. Ein Pitaval der Justizirrtümer. Basel 1976. In: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft. Jahrgang 26, Band 88, Heft 1, 1976, S.993-995, doi:10.1515/zstw.1976.88.4.978).

Schriften

Hochschulschriften

Habilitationsschriften

Sutermeister reichte an der Universität Bern drei Habilitationsschriften ein,[26] die jedoch alle abgelehnt wurden:[27]

Bücher und Buchkapitel

  • Nomen atque omen. Die Fortschritte der psychologischen Forschung und ihre weltanschauliche Tragweite (mit besonderer Berücksichtigung des Neuroseproblems). Buchdruckerei W. Friedli, Bern 1942, 92 Seiten.
  • Zwischen zwei Welten. Novelle. Autobiographische Novelle, unter dem Pseudonym „Hans Moehrlen“ veröffentlicht.[92] Buchdruckerei Mettler & Salz AG, Bern 1942 (76 Seiten). Nachdruck: EOD Network/Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 2011, ISBN 978-3226000306. Rezension von:
  • Psychologie und Weltanschauung: Wirklichkeitsfragen und ihre Beantwortung nach dem heutigen Stande der Wissenschaft in allgemeinverständlicher Darstellung. Hans Huber Verlag, Bern 1944 (184 Seiten). Rezensionen von:
  • Von Tanz, Musik und anderen schönen Dingen: Psychologische Plaudereien. Hans Huber Verlag, Bern 1944 (140 Seiten).
  • Der Alltag des Arztes. In: Ulrich Frey, Hans Martin Sutermeister, Werner Messerli (1910–1991): Der Arzt. Paul Haupt Verlag, Bern 1956, S. 20–31 (Gemeinnütziger Verein der Stadt Bern (Herausgeber): Die akademischen Berufe. Eine Schriftenreihe zur Erleichterung der Berufswahl. Band 3).[93]
  • Möglichkeiten einer inneren und äusseren Schulreform im Sinne der Gesamtschule in der Stadt Bern. Prolegomena zu einer Projektstudie „Integrierte Gesamtschule Brünnen“ entsprechend der Motion Theiler. Schuldirektion der Stadt Bern, Bern, Mai 1971 (225 Seiten).
Die Arbeit ist eine exakte Wiedergabe mit einigen Erweiterungen des Anfang Januar 1971 veröffentlichten Berichtes Möglichkeiten und Grenzen einer stadtbernischen Bildungspolitik mit dem Ziel einer inneren und äusseren Schulreform („Gesamtschule“).
  • Grundbegriffe der Psychologie von heute. Elfenau, Basel 1976 (523 Seiten). Nachdruck: EOD Network/Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 2011, ISBN 978-3226003130. Rezensionen von:

Zeitschriftenartikel und kürzere Schriften (Auswahl)

Folgende Auswahl enthält alle in PubMed gelisteten Texte Sutermeisters und berücksichtigt solche, die größeren Umfanges sind oder spezielle Themen behandeln:

  • Verstehende oder erklärende Psychologie? Buchdruckerei W. Friedli, Bern 1942 (12 Seiten).
  • Alte und neue Logik. Neuere Ergebnisse der psychologischen Forschung und ihre Tragweite (mit besonderer Berücksichtigung des Neuroseproblems). Buchdruckerei W. Friedli, Bern 1942 (19 Seiten).
  • Neue Gesichtspunkte der medizinischen Psychologie. In: Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin. Nr.45, 9. November 1944 (16 Seiten).
  • Neue Gesichtspunkte in der Psychologie. In: Schweizerische Zeitschrift für Psychologie und ihre Anwendungen. Band 2, Heft 4, 1944, S. 307–312.[94]
  • ‘Wünsche an die Welt von morgen’: Gedanken zu einer Umfrage . In: Schweizerische Hochschulzeitung. Jahrgang 19, Heft 1, 1945/46 (2 Seiten).[95]
  • Zum gegenwärtigen Stand der Kropfforschung. In: Ars Medici: Organ des praktischen Arztes. Jahrgang 35, Nr. 12, 1945, S.666–673, PMID 21021268.
  • Mit Étienne Grandjean: Föhn und Föhnkrankheit. In: Ars medici: Organ des praktischen Arztes. Jahrgang 35, 1945, Nr. ?, S. 494.
  • Krankheit, Wetter und Klima. In: Die Gesundheit: Korrespondenzblatt der Krankenkasse für den Kanton Bern. 1945, S. 2–3.
  • Zur Kontroverse ‘Abstrakt-Konkret’. In: Abstrakt, konkret: Bulletin der Galerie des Eaux Vives. Heft 11, 1945 (2 Seiten).
  • Der Neopositivismus als kommende ‘Einheitsweltanschauung’? In: Der Freidenker: Organ der Freigeistigen Vereinigung der Schweiz. Jahrgang 28, 1945, Nr.8 und 9.
  • Zur Geschichte des Psychogeniebegriffs. In: Gesundheit und Wohlfahrt. Heft 7, 1945, S. 377–410.
  • Zum heutigen Stand des Erkältungsproblems. In: Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin. Jahrgang 34, Nr. 52, 27. Dezember 1945, S. 746–753, PMID 21021575.
  • Die Dermatologie in der Allgemeinpraxis. In: Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin. Jahrgang 35, Nr. 11, 15. März 1946 (22 Seiten).
  • Erfahrungen aus der Lagermedizin. In: Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin. Jahrgang 37, Nr. 3, 22. Januar 1948, S. 44–51, PMID 18862801.
  • Über Speranskys ‘Neuralpathologie’ und ‘Neuraltherapie’. In: Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin. Jahrgang 37, Nr. 36, 9. September 1948, S. 670–673, PMID 18883564.
  • Zum Thema Mode und Medizin. In: Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin. Jahrgang 37, Nr. 46, 18. November 1948, S. 860–862, PMID 18100731.
  • Über Speranskys Krankheitslehre. Speranskys Neuralpathologie und Neuraltherapie. In: Ars Medici. Jahrgang 38, Nr. 9, 1948, S. 554–562, PMID 18886628.
  • Über Speranskys Krankheitslehre. In: Schweizerische medizinische Wochenschrift. Jahrgang 79, Nr. 15, 16. April 1949, S. 345-348, PMID 18129129.
  • Über Rhythmusforschung in der Medizin. In: Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin. Jahrgang 38, Nr. 35, 1. September 1949, S. 743–750, PMID 18140851.
  • Nachwort zum Aufsatz über Speranskys Krankheitslehre. In: Medizinische Monatsschrift. Jahrgang 3, Heft 11, November 1949, S. 824, PMID 15410397.
  • Über Farben- und Musiktherapie. In: Gesundheit / Gesundheit und Wohlfahrt. Jahrgang 30, Nr. 1, Januar 1950, S. 1, PMID 15404703.
  • Neue Gesichtspunkte in Medizin und Psychohygiene. In: Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin. Jahrgang 39, Nr. 14, 6. April 1950, S. 297–302, PMID 15412891.
  • Film und Psychohygiene. In: Gesundheit und Wohlfahrt. Jahrgang 30, Heft 6, Juni 1950, S.249–278, PMID 15435807. Rezension:
  • Das Föhnproblem im Rahmen der modernen Meteoropathologie. Ein Beitrag zur Psychosomatik der Wetterfühligkeit. In: Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin. Jahrgang 49, Nr. 48, 1. Dezember 1960, S. 1136–1142.
  • Autohipnosis del espectador cinematográfico. In: Revista Latino-Americana de Hipnosis Clínica. 1960, 1, S. 23-24.
  • Zur Psychologie des Justizirrtums. In: Der Psychologe: Psychologische Monatsschrift. 1962.
  • Medizin im Schatten der Schlagworte. In: Therapie der Gegenwart: Monatsschrift für praktische Medizin. Band 102, Nr. 10, Oktober 1963, S. 1087–1097, PMID 14096239.
  • Psychosomatik des Musikerlebens. Prolegomena zur Musiktherapie. In: Acta psychotherapeutica et psychosomatica. Band 12, Nr. 2, 1964, S. 91–110, doi:10.1159/000285721, PMID 14155994.
  • Der heutige Stand der psychosomatischen Medizin. In: Ars Medici. Jahrgang 54, Nr. 7, 1964, S. 473–489.
  • Justizirrtum um einen Mord. Zur Revision des Jaccoudprozesses. In: Beobachter. 1966.
  • Dringliche Revision des schweizerischen Familienrechts betreffend Schutz der unehelichen Mutter und des unehelichen Kindes sowie betreffend Adoption. In: Praxis: Schweizerische Rundschau für Medizin. Jahrgang 56, Nr. 41, 12. Oktober 1967, S. 1391–1394, PMID 5633079.
  • Zum Tag der Menschenrechte. Pamphlet, 10. Dezember 1968. (In: Hans Martin Sutermeister: Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer. Basel, 1976, S. 659–660.)[100]
  • Dualismus: Psychoanalyse und Neuropsychiatrie. Der Versuch zu einer Synthese muß aus den Ansätzen kommen. In: Ärztliche Praxis: Die Zeitung des Arztes in Klinik und Praxis. Jahrgang 25, Nr. 88, 3. November 1973, S. 3948.
  • Brauchen wir ein Bundeskriminalamt? In: Ring. 1973.
  • Die ‚Fristenlösung' und der Hippokrateseid. In: Schweizerische Rundschau für Medizin “Praxis”. Jahrgang 63, Nr. 36, 10. September 1974, S. 1101–1103, PMID 4438241.
  • Schutz– und Erholungsregressionen. Psychotische Bildnerei als Wegweiser zu einer „Kunsttherapie“. In: Ärztliche Praxis: Die Zeitung des Arztes in Klinik und Praxis. Jahrgang 29, Nr. 18, 1. März 1977, S. 844–846.

Kompositionen

Unveröffentlichtes

Literatur

  • Sutermeister, Hans–Martin. In: Willy Keller (Herausgeber): Schweizer Biographisches Archiv. Band 1. Zürich/Lugano/Vaduz: EPI Verlag Internationaler Publikationen 1952. S. 123–124.
  • Deutsches Biographisches Archiv. Neue Folge bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts (DBA II). 1290, 208.
  • Gerhard Mauz: Schuldig, weil wir keinen anderen haben: SPIEGEL-Reporter Gerhard Mauz über die Fehlurteilsjäger Hans Martin Sutermeister und Gustav Adolf Neumann. In: Der Spiegel. Nr. 18, 1965, S. 116 und 118 (online).
  • Tagblatt des Grossen Rates des Kantons Bern. Jahrgänge 1966–1972. Bern: Buchdruckerei Neukomm AG.
  • Protokolle der Sitzungen des Stadtrates und der Gemeindeabstimmungen. Stadt Bern, 1968–1971.
  • kv: Mit dem Dank der Oeffentlichkeit in den verdienten Ruhestand: Letzter Amtstag von Gemeinderat Dr. Hans Martin Sutermeister. In: Berner Tagblatt. 29. Dezember 1971, S. 11. Bericht mit Kurzbiografie und Foto.
  • Gustaf Adolf Wanner: H. M. Sutermeister gestorben. In: Basler Zeitung. Nr. 94, 7. Mai 1977. S. 31.
  • Hans Kaufmann: H. M. Sutermeister ist gestorben. In: Der Bund. Nr. 107, 9. Mai 1977, S. 9. Mit Foto.
  • Heinz W. Müller: Dr. Hans Martin Sutermeister gestorben: Engagierter Arzt und Politiker. In: Berner Tagblatt. 9. Mai 1977. S. 6. Mit Foto.
  • Urs Marc Eberhard: In Basel gestorben: alt Schuldirektor Dr. med. H. M. Sutermeister. In: Berner Jugend – Berner Schule. Zeitschrift für die Eltern, herausgegeben von Lehrerschaft und Schuldirektion der Stadt Bern. Nr. 2, Juni 1977. S. 11.
  • Hanspeter Born: Mörder gesucht. In: Das Magazin. 29. September 2001. S. 30–31.
  • Année politique suisse: Schweizerische Politik. Bern: Forschungszentrum für schweizerische Politik an der Universität Bern, 1971.

Filmdokumente

Commons: Hans Martin Sutermeister – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. a b c d e Sutermeister, Hans–Martin. In: Willy Keller (Herausgeber): Schweizer Biographisches Archiv. Band 1. Zürich/Lugano/Vaduz: EPI Verlag Internationaler Publikationen 1952. S. 123.
  2. Der Schweizer Buchhandel, Organ des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbandes, Band 1, 1943, S. 257 und 258.
  3. Andere Bezeichnung: „Arzt, Lektor für Psychophysiologie, Fachschriftsteller.“ Quelle: Eintrag von Hans Martin Sutermeister im Deutschen Biographischen Index. Bearbeitet von Victor Herrero Mediavilla. Band 7: Sch–Tat. München: K. G. Saur, 2004. S. 5795.
  4. Dossier von Friedrich Sutermeister-Hunziker im Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt.
  5. Ehemalige des Humanistischen Gymnasiums Basel.
  6. a b c d e f g h Angaben von Hans Martin Sutermeister in seinem Gesuch um Anerkennung als Arzt für Allgemeine Medizin beim Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) vom Oktober 1965 zusammengestellt (am 6. Dezember 1965 als Arzt für Allgemeine Medizin FMH anerkannt). Sein Cousin Paul Benedikt Jucker-Staehelin basierte sich, als er 1977 Sutermeisters Nachruf verfasste, unter anderem auf diesen im Generalsekretariat des FMH archivierten Angaben.
  7. a b Gerhard Mauz: Schuldig, weil wir keinen anderen haben: SPIEGEL-Reporter Gerhard Mauz über die Fehlurteilsjäger Hans Martin Sutermeister und Gustav Adolf Neumann. In: Der Spiegel. Nr. 18, 1965, S. 116 (online).
  8. Hans Martin Sutermeister: Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer. Basel, 1976, S. 26.
  9. a b Hans Martin Sutermeister: Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer. Basel, 1976, S. 480.
  10. Das schweizerische Tuberkulosegesetz. Geschichte, Inhalt, Ausführung und Erfolg bis zur Gegenwart. Dissertation, Medizinische Fakultät der Universität Basel. Benno Schwabe, Basel 1941, erste Seiten.
  11. Sutermeister, Hans–Martin. In: Willy Keller (Herausgeber): Schweizer Biographisches Archiv. Band 1. Zürich/Lugano/Vaduz: EPI Verlag Internationaler Publikationen 1952. S. 124.
  12. Christophe Moehrlen. Christoph Irenius: Eine wahrhafte Geschichte. Selbstbiographie. Basel, 1839. ISBN 978-3226002584
  13. Hans Martin Sutermeister: Zwischen zwei Welten. Novelle. Bern, 1942, S. 76.
  14. Zwischen zwei Welten: Novelle im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
  15. „Hans Möhrlen“ im Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek.
  16. Davon zeugen unter anderem seine Publikationen Über den gegenwärtigen Stand der Föhnforschung (1944), Hundert Jahre Föhnforschung (1944), Föhn und Föhnkrankheit (1945), Krankheit, Wetter und Klima (1945) und Das Föhnproblem im Rahmen der modernen Meteoropathologie (1960). Zum Thema Föhn trat Sutermeister Mitte der 1960er Jahre kurz im Schweizer Fernsehen auf.
  17. Zur Aufsatzreihe gehören folgende Schriften: Nomen atque omen von 1942, eine Zusammenfassung ebendieses Buches mit dem Titel Alte und neue Logik (in Anlehnung an Rudolf Carnaps Die alte und die neue Logik), und Verstehende oder erklärende Psychologie? (1942), sowie Neue Gesichtspunkte in der Psychologie in gemeinverständlicher Darstellung von 1943.
  18. Zur selben Zeit stand er (unter anderem) mit dem Schweizer Philosophen Paul Häberlin in Kontakt.
  19. Definition in: Uwe Henrik Peters: Lexikon Psychiatrie, Psychotherapie, Medizinische Psychologie. Urban & Fischer bei Elsevier, 2007. S. 36. ISBN 978-3-437-15061-6
  20. Franz Josef Friederich: Soziale Implikationen der Musiktherapie: eine soziologische Untersuchung der Situation des psychisch Kranken. 1980, S. 162.
  21. Hans Martin Sutermeister: Zur Kontroverse ‘Abstrakt-Konkret’. In: Bulletin des galeries des Eaux Vives. Heft 11, 1945.
  22. in Anlehnung an den Begriff der Einheitswissenschaft
  23. Hans Martin Sutermeister: Summa iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer. Basel, 1976, S. 161 und 170.
  24. Darin bezeichnete er alimentäre Ödeme, Hepatitis epidemica und „Ulkuskrankheit“ als „typische Lagerkrankheiten“.
  25. Sutermeister, Hans–Martin. In: Willy Keller (Herausgeber): Schweizer Biographisches Archiv. Band 1. Zürich/Lugano/Vaduz: EPI Verlag Internationaler Publikationen 1952. S. 123–124.
  26. a b c Betrifft Habilitationsgesuch des Dr. med. H. M. Sutermeister. Brief von Jakob Klaesi an Bernhard Walthard, 6. September 1954.
  27. a b c Marcel H. Bickel: Henry E. Sigerist: Vier ausgewählte Briefwechsel mit Medizinhistorikern der Schweiz. (Briefwechsel mit Arnold C. Klebs, Bernhard Milt, Hans Fischer und Erich Hintzsche.) Peter Lang, Bern 2008. Seiten 378 und 572–574. ISBN 978-3-03911-499-3
  28. Hans Martin Sutermeister: Grundbegriffe der Psychologie von heute. Basel: Elfenau, 1976[, S. 1].
  29. Franz Keller: Lieber „Trotzdem–Freund“ Sutermeister! Leserbrief. Schweizerisches Sozialarchiv, Ar. 128.3, Dossier "Leserbriefe, an die Redaktionen geschickte Texte".
  30. Peter F. Ostwald: Schumann: The Inner Voices of a Musical Genius. Northeastern, 1987. Seite 302. ISBN 978-1-55553-014-3
  31. Peter Sutermeister: Robert Schumann, sein Leben nach Briefen, Tagebüchern und Erinnerungen. Ex Libris, Zürich 1949.
  32. a b Zitat von: Landesring der Unabhängigen, Ortsgruppe Bern, 1971. In: Hans Martin Sutermeister: Möglichkeiten einer inneren und äusseren Schulreform im Sinne der Gesamtschule in der Stadt Bern. Prolegomena zu einer Projektstudie „Integrierte Gesamtschule Brünnen“ entsprechend der Motion Theiler. Nach seiner Abwahl vom 12. Dezember 1971 durch den Autor eingefügtes Nachwort, zwischen S. 197 und 198. Schuldirektion, Bern, Mai 1971.
  33. a b c d Jürgen Thorwald: Blutiges Geheimnis. Knaur, München/Zürich 1966, S. 257–258 (Die Stunde der Detektive. Werden und Welten der Kriminalistik. Band 1).
  34. a b Hanspeter Born: Mörder gesucht. In: Das Magazin. 29. September 2001. S. 30–31.
  35. Jaccoud. Ein gewisses Lächeln. In: Der Spiegel. Nr. 45, 1960 (online).
  36. Artikel in der Bunte, 1963, S. 12.
  37. „Er war der angesehenste Anwalt Genfs. Dann wurde Pierre Jaccoud in den grössten Schweizer Mordfall des 20. Jahrhunderts verwickelt. Noch heute weiss man nicht, ob er wirklich der Mörder war. Auch wenn es ein Leichtes wäre, dies herauszufinden. [S. 16] … Das Rätsel hätte eine Lösung. Es läge in der Kompetenz des Generalprokurators der Republik Genf, die im Polizeiarchiv aufbewahrten Beweisstücke … auf DNA-Spuren untersuchen zu lassen. Schätzungsweise würde ein kompetenter Kriminologe oder Gerichtsmediziner heute einen halben Tag brauchen, um den berühmtesten Mordfall der Schweizer Geschichte eindeutig zu klären [S. 32]“ (Hanspeter Born: Mörder gesucht. In: Das Magazin. 29. September 2001. S. 16–32.)
  38. Gemäß Hans Martin Sutermeister befand sich Pierre Jaccoud unter anderem „infolge maximaler antidepressiver Tofranil-Medikation gewissermassen dauernd unter der Wirkung eines Wahrheitsserums, ohne dass ihm deshalb Staatsanwalt und Geschworene seine Unschuldsbeteuerungen mehr geglaubt hätten. Dieser reine Indizienprozess wies überhaupt ganz besonders auf die ungeheure Verantwortung der medizinischen Experten hin, da noch ausschliesslich aus Laien zusammengesetzte Geschworenengerichte vollständig auf sie angewiesen sind.“ (Hans Martin Sutermeister: Kriminalpsychologie und Medizin. In: „Praxis“. Schweizerische Rundschau für Medizin. Jahrgang 49, Nr. 23, 9. Juni 1960, S. 24–25.)
  39. a b Hans Martin Sutermeister: Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer. Basel, 1976, S. 255.
  40. a b Hans Martin Sutermeister: Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer. Basel, 1976, S. 256.
  41. Grossräte des Kantons Bern. Datenbank im Staatsarchiv Bern.
  42. a b Lukas Dettwiler (Ersteller des Inventars). Kurzbiografie im „Nonkonformismus Archiv Fredi Lerch.“ Schweizerisches Literaturarchiv, 2011.
  43. a b c d e Urs Marc Eberhard: In Basel gestorben: alt Schuldirektor Dr. med. H. M. Sutermeister. In: Berner Jugend – Berner Schule. Zeitschrift für die Eltern, herausgegeben von Lehrerschaft und Schuldirektion der Stadt Bern. Nr. 2, Juni 1977. S. 11.
  44. Die Direktoren der Schulverwaltung seit 1888. Stadtverwaltung Bern. (Siehe auch: Register.. Eintrag S. 64: „Sutermeister, Hans M. (1907–1977): Schuldirektion/ allg. Teil“)
  45. Ausflug auf dem Wohlensee. Abbildung Nr. 114 in: Anna Bähler, Robert Barth, Susanna Bühler, Emil Erne, Christian Lüthi: Bern – die Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert. Stämpfli, Bern 2003, ISBN 978-3-7272-1271-0, S. 153. (mit den Stadtberner Gemeinderäten Heinz Bratschi, Reynold Tschäppät, Ruth Im Obersteg Geiser, Klaus Schädelin, Gerhart Schürch und Kurt Schweizer in einem Boot).
  46. Landesringerfolge auch in Bern. In: Die Tat. 12. Dezember 1967, S. 4. Mit Foto von Sutermeister.
  47. Protokolle der Sitzungen des Stadtrates und der Gemeindeabstimmungen. Gemeinde Bern, Zweites Halbjahr 1968, S. 220.
  48. Kleine Anfrage von Werner Bircher (Freisinniger) „betreffend Intervention des Schuldirektors im Strafverfahren gegen die El-Fatah-Attentäter von Kloten“. In: Protokolle der Sitzungen des Stadtrates und der Gemeindeabstimmungen. Gemeinde Bern, Zweites Halbjahr 1969, S.144. Antwort Sutermeister in: Protokolle der Sitzungen des Stadtrates und der Gemeindeabstimmungen. Gemeinde Bern, Erstes Halbjahr 1969, S. 473–478: „Der Schuldirektor kam sich vor wie der Mann in Kafkas «Prozess», der ständig angegriffen wird und nicht weiß, warum.“
  49. a b Klaus H. Thiele-Dohrmann: Ruhestörung in Bern. In: Die Zeit. Nr. 30/1970.
  50. a b c Peter H. Schürmann: Viel Lärm um ein rotes Büchlein. Das Verbot ist ausgesprochen – die Diskussion geht weiter. In: Schweizer Illustrierte. Nr. 28, 6. Juli 1970, S. 16–17.
  51. Sutermeister „exponiert … sich gegen das ‚Kleine rote Schülerbuch‘, das er als ‚kommunistische Zersetzungsarbeit‘, die ‚die Jugend sturmreif‘ mache, bezeichnet“ („focus“, 10/1970, 44).“ Lukas Dettwiler (Ersteller des Inventars). Kurzbiografie im „Nonkonformismus Archiv Fredi Lerch.“ Schweizerisches Literaturarchiv, 2011.
  52. Fritz Hirzel: Bundesanwaltschaft beschlagnahmt „grob unzüchtige“ Literatur. In: Tages-Anzeiger. 11. Juli 1970.
  53. Luzius Theiler: Bern 80. Ideen für eine wohnliche Stadt. Schriftenreihe des Landesrings der Unabhängigen, Stand Bern. Nr. 2, 1970, S. 21 (mit Foto: „Schuldirektor Sutermeister: Kampf für eine bessere Schule“).
  54. Hans Martin Sutermeister: Blick auf die Schule von morgen. Gemeinderatskandidaten stellen sich vor. In: Der Bund. Nr.282, Bern, 2. Dezember 1971, S. 37.
  55. Kleine Anfrage von Fritz Hess (Freisinniger) „betreffend die Reise des Schuldirektors nach Israel“. In: Protokolle der Sitzungen des Stadtrates und der Gemeindeabstimmungen. Gemeinde Bern, Erstes Halbjahr 1971, S. 255 und S. 513–514.
  56. a b c d Luzius Theiler: Bern 80. Ideen für eine wohnliche Stadt. Schriftenreihe des Landesrings der Unabhängigen, Stand Bern. Nr. 2, 1970, S. 22.
  57. Gottfried Hodel: Kinder, immer nur Kinder, aber Lehrer bringt keiner. Bildungspolitische Massnahmen zur Steuerung des Bedarfes an Primarlehrkräften in den Kantonen Bern und Solothurn zwischen 1848 und 1998. Peter Lang, Bern 2005, ISBN 978-3-03910-199-3, S. 320.
  58. Chronologie und Stichworte im Nonkonformismus Archiv Fredi Lerch; Inventar des Archivs im Schweizerischen Literaturarchiv; Inventar erstellt von Lukas Dettwiler, 2011.
  59. Hans Kaufmann (* 6. Februar 1942; † 13. Oktober 2007 in Lenk im Simmental; Kürzel: K) war ein Schweizer Journalist und Verbandsfunktionär. Kaufmann war von 1968 bis 1971 Redaktor der Neuen Berner Zeitung und danach bis 1987 des Bundes. Ab 1987 leitete er bei der Berner Zeitung den Bereich Lokales und gehörte der Redaktionsleitung an. 1993 berief ihn Samuel Schmid als Präsident des Interessenverbands Berner KMU zum Informationsbeauftragten und politischen Sachbearbeiter des Verbands; dort war er unter anderem Chefredaktor der Zeitschrift Berner KMU. (Quellen: Hans Kaufmann gestorben. In: Der Bund. 16. Oktober 2007, S. 25. Und: Hans Kaufmann ist tot. Nachruf. In: Berner Zeitung. 16. Oktober 2007, S. 34)
  60. a b c Hans Kaufmann: H. M. Sutermeister ist gestorben. In: Der Bund. Nr. 107, Bern, 9. Mai 1977, S. 9.
  61. kv: Gemeinderatswahl: Sutermeister ging leer aus. Und: Wunder wiederholen sich nicht: Landesring Verlierer der Wahl. In: Berner Tagblatt. 14. Dezember 1971, S. 11. Mit Foto von Hans Martin Sutermeister.
  62. Nachwort. In: Hans Martin Sutermeister: Möglichkeiten einer inneren und äusseren Schulreform im Sinne der Gesamtschule in der Stadt Bern. Prolegomena zu einer Projektstudie „Integrierte Gesamtschule Brünnen“ entsprechend der Motion Theiler. Nach seiner Abwahl vom 12. Dezember 1971 durch den Autor eingefügtes Nachwort, zwischen S. 197 und 198. Schuldirektion, Bern, Mai 1971.
  63. a b c Heinz W. Müller: Dr. Hans Martin Sutermeister gestorben: Engagierter Arzt und Politiker. In: Berner Tagblatt. 9. Mai 1977. S. 6.
  64. a b c Gustaf Adolf Wanner: H. M. Sutermeister gestorben. In: Basler Zeitung. Nr. 94, 7. Mai 1977. S. 31.
  65. a b Sutermeister kommt nach Basel. In: Basler Nachrichten. 21. Dezember 1971.
  66. Wechsel im Grossen Rat. In: Der Bund. Nr.297, Bern, 20. Dezember 1971, S. 27.
  67. Barbara Verrel. Internationales Verlagsadressbuch mit ISBN-Register. Saur, 1983, S. 681.
  68. Carl Heinrich: Hans Moehrlen: „Zwischen zwei Welten“, Novelle, Mettler & Salz AG., Bern. In: Die Gefährten: Monatsschrift für Erkenntnis und Tat. Ausgabe 9–17, 1947, S. 69.
  69. Agostino Gemelli in: „Scientia“: rivista di scienza, Ausgabe 83, 1948, 119–120
  70. Hans Martin Sutermeister: Grundbegriffe der Psychologie von heute. Basel, 1976, S. 2.
  71. Franz Keller: Lieber „Trotzdem–Freund“ Sutermeister! Leserbrief. Schweizerisches Sozialarchiv, Ar. 128.3, Dossier "Leserbriefe, an die Redaktionen geschickte Texte".
  72. Biographische Angaben in: Universitas: Zeitschrift für Wissenschaft, Kunst und Literatur. Jahrgang 6, 1951, S. 383.
  73. Musik und Bildung, Volume 4. B. Schott’s Söhne, 1972, S. (405 und) 429.
  74. Klaus Thomas: Meditation in Forschung und Erfahrung: in weltweiter Beobachtung und praktischer Anleitung. J. F. Steinkopf, 1973, S. 19.
  75. Cf. z. B. Sutermeisters Rezension von Sydney Van Pelts Hypnotic suggestion: its role in psychoneurotic and psychosomatic disorders. Schweizerische Zeitschrift für Psychologie und ihre Anwendungen. 16, Huber 1957, S. 72
  76. Rudolph Seiden. Rezension von Schiller als Arzt. In: Books Abroad, Jahrgang 30, Nr. 1, Winter 1956, S. 59
  77. Robert Bossard. Rezension von Schiller als Arzt. In: Schweizerische Zeitschrift für Psychologie und ihre Anwendungen. 15/16, Huber 1956, S. 75
  78. Eyvind Bastholm. Rezension von Schiller als Arzt. In: Lychnos: årsbok för idé och lärdomshistoria. 1956, S. 450
  79. Marcel Florkin. Rezension von Schiller als Arzt. In: Archives internationales d'histoire des sciences. Volume 9 / 34/37, 1956
  80. Edwin Rosner. Rezension von Schiller als Arzt. In: Sudhoffs Archiv, Ausgabe 41, 1957, S. 184.
  81. Gerhard Kocher. Verbandseinfluss auf die Gesetzgebung: Aerzteverbindung, Krakenkassenverbände und die Teilrevision 1964 des Kranken- und Unfallversicherungsgesetzes. Francke Verlag, 1972, S. 112 und 217.
  82. Hans Martin Sutermeister: Grundbegriffe der Psychologie von heute. Elfenau, Basel 1976, S. 1.
  83. Rémy Droz. Rezension von Grundbegriffe der Psychologie von heute. In: Psychologie: Schweizerische Zeitschrift für Psychologie und ihre Anwendungen, 35-36, 1976, S. 317.
  84. Otto Scrinzi. Rezension von Grundbegriffe der Psychologie von heute. In: Ärztliche Praxis: Die Zeitung des Arztes in Klinik und Praxis. Jahrgang 29, Nr. 13, 12. Februar 1977
  85. Schriftliche Anfrage betreffend Frauenstimmrecht von Hans Martin Sutermeister vom 15. September 1966. In: Tagblatt des Grossen Rates des Kantons Bern. Jahrgänge 1966–1972. Bern: Buchdruckerei Neukomm AG. S. 392–393 (Schriftliche Anfrage) und 608 (Antwort).
  86. Interpellation betreffend Ausschluss eines Schülers am Gymnasium Burgdorf, von Hans Martin Sutermeister, 16. Februar 1967. In: Tagblatt des Grossen Rates des Kantons Bern. Jahrgänge 1966–1972. Bern: Buchdruckerei Neukomm AG. S. 176–177.
  87. Gerhard Mauz: Schuldig, weil wir keinen anderen haben: SPIEGEL-Reporter Gerhard Mauz über die Fehlurteilsjäger Hans Martin Sutermeister und Gustav Adolf Neumann. In: Der Spiegel. Nr. 18, 1965, S. 116 und 118 (online).
  88. Karl Peters: XIII. Kämpferische Kapitel in: Karl Peters: Justiz als Schicksal: ein Plädoyer für die andere Seite. De Gruyter, 1979. Seite 192. ISBN 978-2-01-005712-0
  89. Hans Martin Sutermeister: Zusammenfassung. Vorschlag zur Institutionalisierung eines ‘Bundeskriminalamtes’ (Schweiz). In: Summa Iniuria. Ein Pitaval der Justizirrtümer. Elfenau, Basel 1976, S. 727–747.
  90. Dieser Artikel stellt eine Art Geschichte der Beziehungen zwischen Weltanschauung und Medizin dar. Die Arbeit wurde als „genetische Einführung in die Hauptprobleme der modernen Medizin mit Einschluß der medizinischen Psychologie“ gedacht. Darin behandelt er mehr oder weniger chronologisch Dämonismus, Hexenglauben, babylonische Astrologie, griechische Humoralpathologie, die Lehre von „Lebensgeistern“ und Miasma, „bakterielle Ära“, „Reaktionspathologie“, das „Liberationsprinzip“ in Psychiatrie und Neurologie, Psychoanalyse und Grundlagen einer medizinischen Psychologie, Hirnstammpathologie, Psychohygiene, angewandte Psychologie bis hin zu „moderner Reaktionstherapie“. Ein Kapitel widmet er den erkenntnistheoretischen Grundlagen der medizinischen Psychologie; in einem anderen verbindet er Weltanschauung mit psychosomatischer Medizin und Sozialmedizin. Dabei bezieht er stark religionskritisch und gegen die Geisteswissenschaften (für die Naturwissenschaften) Stellung.
  91. Die Arbeit ist dem Schweizer Psychiater Jakob Klaesi zum 70. Geburtstag gewidmet; sie wurde mit Subvention der Stiftung Dr. Joachim de Giacomi der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft gedruckt.
  92. Unter dem Pseudonym „Hans Möhrlen“ veröffentlichte Sutermeister noch zwei kleine Walzer: einen für Klavier und einen für Klavier und Violine. Quelle:„Hans Möhrlen“ im Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek.
  93. Das Kapitel basiert auf einem 1955 im Auftrag des Gemeinnützigen Vereines der Stadt Bern als öffentliche Abendveranstaltung in der Universität Bern gehaltenen Vortrages.
  94. Der Artikel (siehe S. 312) stellt eine Antwort auf „Emil Walters «Kulturelle Gesundungskrise» und Jakob Bührers ‘Offener Brief an Dr. Sutermeister’“ dar.
  95. Es handelte sich um eine Umfrage der Weltwoche.
  96. „The film is here considered as an aid to a healthier emotional life. The cinema in the school and for the people at large is a form of collective therapy, but it constitutes a certain danger for adolescents who are particularly suggestible without having sufficient experience to serve as a counterweight. It is perhaps not so much the erotic element in the movies which is dangerous, but rather the illusions which they foster of social ascension without effort, and the glorification of idleness and of the easy life.“
  97. Der Artikel, der medizinische „Sensationsartikel“ in der Presse kritisierte, „veranlasste den damaligen Chefredaktor des Bund, Dr. Walter Egger, zu“ einer Replik, bei der er die Presse in Schutz nahm. Quelle: Vor 50 Jahren. Medizin und Presse. Gelesen im «Bund» vom 20. April 1950. In: Der Bund. Jahrgang 151, Nr. 94, 20. April 2000, S. 48 (letzte Seite).
  98. Das polemische Thema griff Sutermeister später wieder auf: Kommentar zu Medizin und Presse „von H. M. Sutermeister, Ars Medici, 11, 749 (1963).“ In: Ars medici: Monatsschrift für Allgemeinmedizin. Band 54, 1964: „Der Autor ist mir bekannt; ich schätze ihn als originellen Geist, ferner als «schreibsam». Leider ist er idealistisch und gibt sich Illusionen hin. Die von Wüscher befürwortete systematische ärztliche «Gegenaufklärung» (Seite 755) zur Bekämpfung schädlicher medizinischer Falschmeldungen und «Zeitungsenten» ist illusorisch.“
  99. Sutermeister nimmt in dieser Arbeit Bezug auf seinen Artikel Zum heutigen Stand der ‘psychosomatischen Medizin’ von 1954 sowie auf Zum heutigen Stand der ‘psychosomatischen’ Forschung von 1952.
  100. Im Zusammenhang mit Zum Tag der Menschenrechte reichte Sutermeister am 10. Juni 1968 im Grossen Rat des Kantons Bern „ein Postulat ein, das sowohl die Revision des Bernischen Gesetzes über das Strafverfahren vom 20. Mai 1928 als auch eine solche des sog. ‚Asozialengesetzes‘ über ‚Erziehungs- und Versorgungsmassnahmen‘ vom 3. Oktober 1965 verlangte, weil beide jener Menschenrechtskonvention in wichtigen Punkten widersprächen.“ Quelle: Hans Martin Sutermeister: Summa Iniuria: Ein Pitaval der Justizirrtümer. Basel, 1976, S. 660.