Droste zu Hülshoff

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Wappen der Droste zu Hülshoff

Droste zu Hülshoff (auch Droste-Hülshoff) heißt eines der ältesten Adelsgeschlechter des Münsterlandes, das als Erstbezeichnung den Namen von Deckenbrock führte.[1] Es ist das bekannteste von drei heute noch blühenden münsterschen Erbmänner­geschlechtern. Bekannt ist es vor allem durch die bedeutendste deutsche Dichterin des 19. Jahrhunderts, Annette von Droste-Hülshoff, und es hat viele katholische Geistliche, Gutsbesitzer, Generäle, Bürgermeister, hohe Beamte, Wissenschaftler und Künstler hervorgebracht.

Der Name Droste

Truchsess/Drost auf einem mittelalterlichen Kartenspiel

Der Familienname aller Familien Droste leitet sich vom gleichnamigen Amt des Drosten ab; es war im Mittelalter mit dem Hofamt des Truchsess, lat. dapifer, mittelhochdeutsch drotsete, identisch. Aus der Adelsfamilie der Freiherren Droste zu Hülshoff trägt letztere Amtsbezeichnung z. B. der Ritter Engelbert von Deckenbrock (1266–1298) in Urkunden.[1] Von solchen Ämtern, die erblich wurden, übernahmen mehrere Adelsfamilien in Westfalen den Namen Droste. Nur gelegentlich gab es verwandtschaftliche Verbindungen dieser ganz verschiedenen Familien: beispielsweise war Anna Brigitta von Droste zu Hülshoff, die Urgroßmutter der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, eine Tochter des „Erbdrosten“ aus der Familie Droste zu Vischering. Die Verweigerung der Mitgift für diese Ehe war allerdings Ursache eines Rechtsstreits zwischen beiden Familien, der 1737 damit endete, dass Heidenreich Droste zu Vischering seinem Schwiegersohn Heinrich Wilhelm I. von Droste zu Hülshoff (1704–1754) und dessen Nachkommen zusichern musste, dass beim Aussterben seiner Familie die Droste zu Hülshoff deren Güter erben sollten (Hintergrund könnte der Münstersche Erbmännerstreit gewesen sein, der erst 1710 wieder die ursprünglich zweifellos vorhandene Ebenbürtigkeit beider Familien bescheinigte).[1] Diese beiden Adelsgeschlechter Droste blühen immer noch. Der Name Droste (ohne Zusatz) kommt in Norddeutschland recht häufig vor, wobei auch eine Abstammung von nicht-legitimierten Nachkommen von Adelsfamilien vorliegen kann, meist aber nicht nachweisbar ist. Diese Familien sind nicht zur Führung der Familienwappen berechtigt. Namensgeberin vieler Schulen, Straßen und kultureller Einrichtungen mit dem Namen „Droste“ – beispielsweise für die Droste-Hülshoff-Gymnasien – ist zumeist die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff.

Gut Hülshoff

Burg Hülshoff, Stammgut der Familie von 1417 bis 2012

Hülshoff ist der Name einer Wasserburg und eines Gutes in Havixbeck, Kreis Coesfeld, Nordrhein-Westfalen (vor 1975 zu Roxel, Landkreis Münster, gehörend), deren Bezeichnung sich von „Hülse“ (auch „Hülsbusch“, „Holst“ bzw. englisch: „holly“) für Stechpalme ableitet. Die Burg, seit 1417 Stammsitz der Freiherren Droste zu Hülshoff, wurde von ihrer letzten Besitzerin 2012 in die neu gegründete Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung eingebracht.

Wappen

In Schwarz ein geflügelter silberner Barsch; auf dem Helm mit schwarz-silberner Decke eine silberne Fischreuse. Der Wahlspruch lautet: E carcere coelestia appeto!

Geschichte

Ursprung

Heinrich I. von Droste zu Hülshoff (1500–1570), Reiterrelief Burg Hülshoff

Schon vor fast 1000 Jahren, im 11. Jahrhundert, wurde erstmals der spätere Familiensitz, Burg Hülshoff, kurz danach auch der ursprüngliche Familiensitz, Oberhof (Mark) Decchebrugke (Deckenbrock bei Everswinkel im Kreis Warendorf), genannt, der nach einer Urkunde des Klosters Überwasser (Ursprung der Überwasserkirche) in Münster eine Abgabe zu entrichten hatte. Mit Bernhard I. begann vor ca. 800 Jahren (25 Generationen) die sichere Stammfolge dieser Familie, die als bischöfliche Kämmerer später zur Ministerialität des Bischofs von Münster gehörte. Bernhard wurde als Ritter (miles) in einer Urkunde der Äbtissin des adeligen Damenstiftes zu Überwasser in Münster, Westfalen, 1209 als Zeuge Bernhardus de Thekenbroke, Herr des Oberhofes Deckenbrock, erstmals genannt.[1][2] Diesen „uralten“ Oberhof besaß er als „freies Eigen“ (ohne Lehnsherrschaft) – dies deutet darauf hin, dass die Familie Deckenbrock ursprünglich ein edelfreies Geschlecht war. Die Teilnahme des o.g. Bernhard von Deckenbrock am Dritten Kreuzzug im Gefolge des seinerzeitigen Bischofs von Münster Hermann II. von Katzenelnbogen und damit von Kaiser Friedrich Barbarossa ist wahrscheinlich. Neben dem Wappentier fliegender Fisch (analog dem Wappen der Familie Brockdorff) weist darauf eine Familienüberlieferung hin, nach der sie wegen der Teilnahme an der Belagerung von Akkon das kirchliche Privileg der Befreiung vom Fasten besaß.

1266 erwarb die Familie mit Engelbertus dictus de Deckincbroke erstmals das Amt des „Drosten“ des Domkapitels Münster, die Ämter des Kämmerers des durch Bischof Hermann I. (Münster) gegründeten adeligen Damenstifts Überwasser in Münster und des Burgmanns in Ahaus.[1] Insbesondere das Domkapitel besaß damals großen Grundbesitz im Münsterland, den der Drost verwaltete. Mit Alhard († 1399) nahm das Adelsgeschlecht nach diesem seit drei Generationen in der Familie erblichen Amt den Namen Droste, mit Johann († 1438) nach dem Erwerb der Burg Hülshoff bei Havixbeck den Namen Droste zu Hülshoff an. Die gewohnheitsrechtliche Führung des Freiherren­titels wurde 1843 durch Preußen genehmigt.

Erbmänner in Münster

Die Bürgerhalle des Rathauses von Münster wurde erbaut unter Bürgermeister Johann III. von Deckenbrock.

Die Familie hatte im 13. Jahrhundert ihren Stammsitz Deckenbrock verlassen, weil der mächtig gewordene Bischof und Landesherr von Münster dessen Befestigung nicht zuließ. Sie ließ sich in der befestigten Stadt Münster nieder, vermischte sich mit den in Münster „Erbmänner“ genannten Stadtpatriziern und erwarb sogenannte „Erbmannshöfe“.[1] Die Erbmännerfamilien heirateten meist nur untereinander; die Stammherren der Deckenbrock / Droste zu Hülshoff heirateten Töchter aus den Erbmännergeschlechtern Travelmann, von Schonebeck, Levendige, Kleihorst, Kerckerinck, Strick, Warendorp und Steveninck. Ausschließlich Erbmänner waren bis Mitte des 16. Jahrhunderts in Münster (das zu dieser Zeit ca. 20.000 Einwohner hatte) als Schöffen, Mitglieder des Stadtrats und als Bürgermeister wählbar. Die Deckenbrock / Droste zu Hülshoff stellten vom 13. bis 17. Jahrhundert zahlreiche Träger dieser Ämter in Münster, das seit Mitte des 13. Jahrhunderts Hansestadt war. Johann III. von Deckenbrock (1295–1349) zum Beispiel bekleidete das Amt des Bürgermeisters und Richters von Münster in den Jahren 1312–1313, 1321–1322, 1327, 1333 sowie 1337–1339.[1] In seine Amtsjahre fiel der Baubeginn der Bürgerhalle des historischen Rathauses, in dem 1648 der Dreißigjährige Krieg durch den Westfälischen Frieden beendet wurde. Als Bürgermeister von Münster sind danach bekannt: Johann VII. von Droste zu Hülshoff (1467–1539) und Everwin II. von Droste zu Handorf († 1535), bis 1532 Bürgermeister, Verhandlungsführer des Stadtrates zu Beginn des Täuferreichs und Besitzer der Burg Haskenau zu Handorf. Aufgrund der Zerstörung des Stadtarchivs Münster und des Familienarchivs durch die Täufer fehlen über sie nähere Angaben, wie sie glücklicherweise über den letzten Bürgermeister aus der Familie, Bernhard II. von Droste zu Hülshoff, bekannt sind.

Die aus Ämtern und Handel stammenden Gewinne legten die Erbmännerfamilien durch Erwerb von Grundbesitz in Stadtnähe an. Die Droste zu Hülshoff hatten schon relativ früh, 1417, das Rittergut Hülshoff erworben, das sie später durch weitere nahegelegene Erbmännerbesitzungen wie Haus Vögeding, Haus Stapel und Haus Brock erweiterten. Bekannt sind die Erbmännerfamilien – die Droste zu Hülshoffs sind eine der drei immer noch blühenden – durch den Münsterschen Erbmännerstreit, der in allen weltlichen und geistlichen Instanzen an die 150 Jahre erfolgreich um die Anerkennung dieser Familien als uradelige Adelsfamilien geführt wurde. Der Prozess ist im Falle der Familie Droste zu Hülshoff, die ursprünglich edelfrei war und der Ritterschaft angehörte, paradox. Die o.g. Vernichtung des Archivs im Stadthaus der Familie bereitete in dem Erbmännerprozess Beweisprobleme. Obwohl die Erbmänner den Prozess gegen zahlreiche Schachzüge des nichterbmännischen Landadels gewannen, waren ihre Besitzungen durch den Verlust der Steuerfreiheit und der Zugänge zu den reichen Pfründen der stiftsfähigen Familien in dieser Zeit stark benachteiligt. Die Familie Droste-Hülshoff lehnte daher, wie die anderen Erbmännerfamilien, die Wahl in städtische Ämter ab dem 16. Jahrhundert ab und strebte nur noch adelige Hofämter an. Familienangehörige wie Bernhard III. (1634–1700) mussten, weil der Prozess verschleppt wurde, 1661 selbst beim Reichskammergericht in Speyer die Sache vorantreiben. Bernhard sah sich - wie andere Erbmänner - sogar gezwungen, seinen ganzen Besitz als Sicherheit zu verpfänden - in der vergeblichen Erwartung, dass dann ein für die Erbmänner günstiges Urteil vollstreckt würde. Erst nachdem der Prozess auch in der Revision nicht nur gewonnen, sondern das Ergebnis auch gegen starke Widerstände unter Androhung der Reichsacht mithilfe Preussens durchgesetzt werden konnte, konnte 1717 endlich die Aufschwörung des Heinrich-Johann von Droste zu Hülshoff (1677–1739) als ersten Familienmitglieds nach 150 Jahren stattfinden.

Wegen dieser Erfahrungen verheirateten sich die Stammherren auf Hülshoff seit dem 16. Jahrhundert ausschließlich mit Familien aus dem Stiftsadel wie den von der Heyden, von Neheim, Nesselrode, Lipperheide, Droste zu Vischering, Recke, Boeselager, Haxthausen, Wendt, Bocholtz und Elmendorff. Andere Familienmitglieder verbanden sich mit den Familien Klitzing, Kerckerinck, von der Mühlen, Massenbach, Mallinckrodt, Merveldt, Ketteler, Bothmer, Pfetten, Schönau, Raitz von Frentz und Gelmini von Kreutzhof.

Verbundenheit mit dem Hochstift Münster

Panoramaansicht der Überwasserkirche von Südosten (2011)
St.-Paulus-Dom vom Domplatz aus

Von Anfang an stand die Familie Droste zu Hülshoff in enger Beziehung zur katholischen Kirche. Schon ihr Stammvater Bernhard von Deckenbrock soll am Dritten Kreuzzug im Gefolge des seinerzeitigen Bischofs von Münster Hermann II. von Katzenelnbogen und damit von Kaiser Friedrich Barbarossa teilgenommen haben. Das Stammgut Deckenbrock in Everswinkel lieferte schon im 12. Jahrhundert seinen Zehnten an das adelige Damenstift Überwasserkirche in Münster ab, als dessen Kämmerer Engelbert von Deckenbrock im 13. Jahrhundert amtierte, der auch das Drostenamt des Domkapitels des Hochstifts Münster bekleidete. Der Hof Lütke Deckenbrock, ursprünglich freies Eigen der Familie, stand nach einer Urkunde 1301 im Eigentum des Überwasserklosters, das ihn der Familie zu Lehen gab. In der Überwasserkirche hatte die Familie noch 1570 eine Gruft, in der Heinrich I. und seine Frau, geb. von Steveninck zu Möllenbeck, bestattet wurden[3]. Familienmitglieder bekleideten bereits früh hohe kirchliche Ämter, so z.B. Dietrich Droste zu Hülshoff 1447 als Domprobst von Münster[4]. Als Ritter waren die Deckenbrock Vasallen des Bischofs, der Bernhard III. von Droste zu Hülshoff noch 1671 zum persönlichen Kriegsdienst rief. Familienmitglieder waren als Erbmänner und Bürgermeister von Münster auch an der Regierung im Fürstbistum Münster beteiligt.

In die konfessionellen Streitigkeiten in Münster waren viele Familienmitglieder direkt verwickelt: So soll Johann VII. von Droste zu Hülshoff (1467–1539) den späteren Hauptprediger des Täuferreiches von Münster Bernd Rothmann zur Universität Wittenberg geschickt haben; als Bürgermeister von Münster mussten er und sein Sohn Everwin II., die beide weiter dem katholischen Glauben anhingen, in den 1530er Jahren dann streitig mit den Wiedertäufern verhandeln.[5] Dessen Söhne, Alhard III. von Droste zu Uhlenbrock und Everwin III. von Droste zu Handorf, waren 1532 sogar unter den Opfern eines Überfalls der Wiedertäufer in Telgte. Konsequenterweise war ihr Vetter Heinrich I. von Droste zu Hülshoff (1500–1570) – als Lehnsmann des Bischofs Franz von Waldeck – 1534 an der Befreiung der Stadt Münster aus der Hand der Täufer beteiligt; als Ritter ist er auf einem Relief an der Burg Hülshoff abgebildet. Nach den Verwüstungen der Wiedertäuferzeit arbeitete Everwin von Droste zu Hülshoff (1540–1604) mit Gottfried von Raesfeld an der katholischen Reform in Münster[6], dessen Bürgermeister Bernhard II. von Droste zu Hülshoff den Ausgleich zwischen den Konfessionen suchte. Sein Sohn Heinrich II. (1597–1666) war ein überzeugter Katholik: Er stiftete erstmals eine Kapelle auf der Burg Hülshoff und verkaufte sein Stadthaus (Hülshoffer Hof) an das heute noch bestehende Collegium Marianum. Dessen Sohn Bernhard III. (1634–1700) förderte die Dominikanerkirche, indem er Gelände seines dortigen Stadthofes verkaufte. Protestantisch dagegen wurden die im Dreißigjährigen Krieg nach Sachsen verschlagenen Militärs und Gutsbesitzer Herbert von Droste zu Möllenbeck (heute Münster-Wolbeck) und sein Sohn Johann Eberhard von Droste zu Zützen.

Insgesamt dreißig Familienmitglieder waren laut Germania sacra katholische Domherren (Kanoniker), Stiftsdamen (Kanonissen) und Ordensleute; einige davon bekleideten das Amt des Vikars, Propstes, Dechanten bzw. der Cellerarin, wie z.B. Everwin Droste, bischöflicher Offizial und Dechant von St. Martini, Johann Benedikt von Droste zu Hülshoff, 1689 Propst der Alten Pfarr- und Stiftskirche St. Aegidii und Anna Elisabeth von Droste zu Hülshoff (1733–1805), Äbtissin des Stifts Metelen, Patin der Dichterin Annette. Infolge des Erbmännerstreites erreichten erst kurz vor dem Untergang des Hochstifts zwei Familienmitglieder hoch dotierte und sehr angesehene Ämter für den Stiftsadel: Ernst Constanz von Droste zu Hülshoff (1736–1799), Domdechant, wurde sogar zur Kandidatur als Fürstbischof aufgefordert, verzichtete aber 1780 zugunsten Maximilian Franz’ von Österreich, überzeugt, dass nur ein Prinz aus mächtigem Hause die Unabhängigkeit des Fürstbistums Münster bewahren könnte. Heinrich-Johann von Droste zu Hülshoff (1768–1836), ein Onkel der Dichterin, bekleidete das Amt des Dompropstes des Hochstifts Münster.

Kirchliches und soziales Engagement

Mit dem Erwerb von Burg Hülshoff 1417 trat die Familie in enge Beziehung zur Pfarrkirche St. Pantaleon in Roxel, in der viele Familienmitglieder, darunter Annette von Droste-Hülshoff, getauft wurden oder auf deren Friedhof ihre letzte Ruhestätte fanden. Richmod von Droste zu Hülshoff († 1613, Ehefrau von Bernhard II. von Droste zu Hülshoff) gründete zusammen mit ihrer Schwägerin, der Stiftsdame Benedicta von Droste zu Hülshoff, die von Droste’sche Armenstiftung für die Bürger von Roxel. Deren Sohn Bernhard III. Droste zu Hülshoff stiftete 1687 für die Pfarrkirche einen Seitenaltar von Friedrich Wilhelm Neuhaus, 1671 eine Monstanz und die große „Salvator“-Glocke von 1693. Dem Dorf schenkte er 1698 auch ein Schulhaus mit Lehrerwohnung. Sein Sohn Heinrich-Johann I. Droste zu Hülshoff (1677–1739) schenkte ihr und der Stiftskirche St. Georg in Hohenholte die ersten Orgeln. Er stiftete seiner Pfarrkirche auch vier Statuen der lateinischen Kirchenväter Hieronymus, Ambrosius, Augustinus und Gregor von dem Bildhauer Johann Wilhelm Gröninger, die ursprünglich für die Kapelle von Burg Hülshoff bestimmt waren. Eine Kreuzigungsgruppe desselben Künstlers, welche die Familie gestiftet hatte, war seit 1746/47 auf dem Friedhof aufgestellt. Als die Französische Revolution den Comte de Buisseret de Blaringhem (1730–1800) vertrieb, fanden er und seine Tochter Asyl in Burg Hülshoff und wurden in der Familiengrabstätte beigesetzt, woran noch ein Epitaph in St. Panthaleon erinnert.

Schloss Bökerhof, Heimat von Annettes Mutter, geb. von Haxthausen, Aquarell von Annette von Droste-Hülshoff (1820)

Therese von Droste zu Hülshoff, die Mutter der Dichterin, machte eine Stiftung zur Errichtung einer Kapelle ihrer Ursprungsfamilile von Haxthausen (Adelsgeschlecht) und stiftete das „Ewige Licht“ der Wallfahrtskirche Baitenhausen bei Meersburg. Annette von Droste-Hülshoff selbst schuf bedeutende religiöse Dichtung – ihren Gedichtzyklus Das geistliche Jahr bezeichnete sie als ihr nützlichstes Werk. Konfessionelle Enge war ihr aber zuwider; sie war auch mit vielen Protestanten befreundet. Ihr Vetter Clemens-August von Droste zu Hülshoff war u.a. ein prominenter Kirchenrechtler und Freund von Georg Hermes, der auch das Vertrauen der protestantischen Beamtenschaft genoss. Ein Gegner der Preußen beim Kölner Ereignis war dagegen der Bruder der Dichterin, Werner-Constantin von Droste zu Hülshoff, der sich auch an der durch seinen Stiefonkel August von Haxthausen betriebenen Wiedergründung des Malteserordens in Deutschland beteiligte, in dem seine Söhne Heinrich von Droste zu Hülshoff und Ferdinand von Droste zu Hülshoff sich karitativ engagierten. Heinrich, der die Kapelle an die Burg Hülshoff anbaute, und seine Brüder Clemens Friedrich Droste zu Hülshoff und Carl Caspar von Droste zu Hülshoff nahmen am Kulturkampf mit dem preußischen Staat und der Gründung der Deutschen Zentrumspartei teil – wofür sie ihrer Ämter als Landräte enthoben wurden. Clemens Friedrich stiftete das noch bestehende Marienstift Droste zu Hülshoff in Havixbeck. Sein Vetter Constantin Maria von Droste zu Hülshoff wirkte in den USA als Missionar. Dessen Schwester Therese Dahn geb. von Droste zu Hülshoff dagegen heiratete den liberalen Protestanten Felix Dahn. Als Bruch mit der Familientradition wurde empfunden, dass der letzte Stammherr auf Hülshoff, Werner von Droste zu Hülshoff (1872–1945) in zweiter Ehe protestantisch heiratete – nachdem ihn seine katholische erste Frau verlassen hatte. Die heute noch blühende nachgeborene Linie blieb dagegen katholisch.

Gutsbesitzer in der Familie

Vor- und Hauptburg von Hülshoff

Burg Hülshoff und der dazugehörige Gutsbesitz blieben fast 600 Jahre im Besitz der (1945 erloschenen) Stammlinie. Ausgestorbene Linien saßen im 16. Jahrhundert auch auf den erbmännischen Gütern in Handorf, Uhlenbrock und Möllenbeck, heute Wolbeck, in Dinker bei Soest, im 19. und 20. Jahrhundert auf Haus Alst und Haus Stapel; nur die nachgeborere Linie Schloss Hamborn blüht noch. Das Stammgut Hülshoff erhielt, auch wenn nie ein Fideikommiss bestand, jahrhundertelang immer nur der älteste Sohn (sog. Majorat); die jüngeren Geschwister waren auf eine Versorgung auf Nebengütern wie Burg Nienborg, im kirchlichen oder staatlichen Dienst bzw. eine vorteilhafte Heirat angewiesen. Clemens-August II. von Droste zu Hülshoff schuf im 19. Jahrhundert durch Erwerb von Haus Rüschhaus einen neuen Nebensitz für die unverheirateten Familienmitglieder von Hülshoff.

Die Burgherren waren z.B. durch Belagerungsversuche und Einquartierungen von Militär herausgefordert (dank der Befestigungen verteidigte man sich in Hülshoff noch im 18. Jahrhundert mit 18 Mann und ebenso vielen stets geladenen Gewehren). Noch im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) musste Clemens-August I. mit seinen Brüdern den zu Gut Hülshoff gehörigen Hof Degener vor französischen Plünderern schützen. Neben der Verwaltung des Gutsbesitzes nahmen zahlreiche von ihnen öffentliche Ämter wahr, allerdings eher auf kommunaler Ebene. Obwohl sie während des Bestehens des Fürstbistums nur in geringem Umfang selbst Landwirtschaft betrieben, sondern vielmehr von den Abgaben der – wenn auch nicht leibeigenen, so doch abhängigen – Bauern und Kötter lebten, wurde die wirtschaftliche Lage u.a. von ihrem kaufmännischen Geschick bestimmt. Da Rittergüter zu jener Zeit außerdem richterliche, soziale und caritative Aufgaben wahrnahmen, hatten die Gutsbesitzer und ihre Ehefrauen viel Verantwortung. Zur Grundherrschaft gehörte auch das Jagdrecht, das von vielen Familienangehörigen mit großer Passion persönlich ausgeübt wurde.

Im 20. Jahrhundert kam es in der Stammlinie auf Burg Hülshoff und der Linie auf Haus Stapel zur weiblichen Erbfolge, nachdem dies schon 1899 für das Nebengut Füchtel so geschehen war. Die heute noch existierende Linie hat ihren Grundbesitz nicht mehr in Westfalen, seitdem deren Vorfahr das 1879 erworbene Schloss Hamborn bereits 1912 wieder verkaufen musste, sondern im Badischen.

Ausbildung und Kavaliersreisen

Heinrich I. von Droste zu Hülshoff (1500–1570), ältestes Portrait eines Ahnherrn, Relief Burg Hülshoff, Havixbeck

Der zukünftige Erbe von Hülshoff erhielt jeweils eine besonders sorgfältige und – wegen des damit verbundenen Prestiges auch aufwändige – Ausbildung unter Mitwirkung eines Hofmeisters, mit dem er im 17. und 18. Jahrhundert auf die sog. Kavalierstour ging, die gelegentlich auch abenteuerlich verlief: Heinrich II. (1597–1666) machte noch 1623 – der Dreißigjährige Krieg war bereits im Gange – eine Reise durch Frankreich mit längerem Aufenthalt in Paris. Auch dessen jüngerer Bruder Bernhard wurde, obgleich nicht künftiger Erbe, zu Studien nach Frankreich geschickt, wo ihn 20-jährig bei Metz 1629 die Pest hinwegraffte. Den nächsten Stammherrn, Bernhard III. (1634–1700), führte die Reise durch Frankreich nach Paris, wo er mehrere Monate weilte, dann über Bayern und Österreich nach Sachsen zu seinem Vetter Herbert von Droste zu Zutzen, wo er einige Zeit blieb. Der Sohn von Bernhard III., Heinrich-Johann I. (1677–1739), reiste – auch zu Universitätsstudien – u.a. nach Prag und nach Salzburg sowie weiteren, nicht bekannten, Zielen im Ausland. Von dieser Reise brachte er aus dem Ausland einen „Mohren“ namens Junkerding, mit, der die Tochter des Organisten von St. Pantaleon in Roxel heiratete und selbst die von Heinrich-Johann gestiftete Orgel spielte. Die Kavalierstour seines Sohnes Heinrich-Wilhelm I. (1704–1754) führte ebenfalls nach Salzburg, dann über Innsbruck, Triest, Verona, Mantua, Cremona, Pizzighettone nach Mailand bis nach Rom. Er wird von J. Holsenbürger als geschickter Reiter und Fechter beschrieben, was er unter Beweis stellte, als er in Rom einer Fürstin Colonna, der die Pferde durchgegangen waren, das Leben rettete. Sie soll ihm so dankbar gewesen sein, dass sie ihm das Recht verlieh, sich mit der Säule aus dem Familienwappen der Colonnas zu schmücken. Die Beziehungen der Colonna zum Heiligen Stuhl kamen ihm zustatten, als er, auf dem Petersplatz von einem Grafen Fugger zum Duell gefordert, diesen in Notwehr erstochen hatte, worauf er auf Vermittlung der Fürstin Kirchenasyl erhielt. Ursache des Duells war, dass Heinrich-Wilhelm bei seinem Abschiedsdiner in Salzburg vergessen hatte, Fugger brauchgemäß zuzutrinken, wonach dieser – aus einer sehr reichen, aber nicht uradeligen Familie stammend – sich Rache geschworen hatte. Nach dieser tragischen Begebenheit war Heinrich-Wilhelm seines Lebens nie mehr richtig froh geworden, obwohl er auch ein „Meister auf der Flöte“ gewesen sein soll. Noch auf dem Sterbebett warnte er seine Kinder vor den damals so häufigen Duellen.

Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde nicht nur dem Stammherrn Werner-Constantin von Droste zu Hülshoff, sondern auch seinen Schwestern Annette von Droste-Hülshoff, die von ihm eine Apanage erhielt, und Jenny von Droste zu Hülshoff eine sorgfältige häusliche Ausbildung, allerdings kein Universitätsstudium, wie es seit dieser Zeit für die männlichen Familienmitglieder zur Regel wurde, zuteil. Daran wirkten auch Hauskapläne und französische Erzieherinnen mit.

Familienmitglieder im öffentlichen Dienst

Deutsche Version des Welterbe-Emblems: das UNESCO-Welterbe­zentrum wurde 1992 durch Bernd von Droste zu Hülshoff begründet.

Viele Mitglieder der Erbmänner­familie Droste zu Hülshoff hatten vom 13. bis zum 17. Jahrhundert Ämter als Schöffen und Bürgermeister der Stadt Münster inne. Verhältnismäßig wenige Familienmitglieder schlugen eine militärische Laufbahn ein wie der sächsische Oberst Herbert von Droste zu Möllenbeck und sein Sohn, General Johann Eberhard von Droste zu Zützen (1662–1726), der Deutsch-Ordensritter und fürstbischöfliche General Heinrich-Johann von Droste zu Hülshoff (1735–1798) und die preußischen Berufsoffiziere Max von Droste zu Hülshoff (1832–1904) und Moritz von Droste zu Hülshoff (1839–1888). Clemens-August II. von Droste zu Hülshoff amtierte im Königreich Westphalen als „Maire“ (Bürgermeister) von Roxel, sein Sohn Werner-Constantin von Droste zu Hülshoff übernahm politische Verantwortung u.a. als Mitglied des westfälischen Provinziallandtags. Im Dienst Preußens stand der Bonner Hochschullehrer Clemens-August von Droste zu Hülshoff. Die Juristen Heinrich von Droste zu Hülshoff, Clemens Friedrich Droste zu Hülshoff und Clemens von Droste zu Hülshoff waren als Landräte sowie Friedrich von Droste zu Hülshoff (1833–1905) als Regierungsrat im preußischen Staatsdienst tätig. Als Verwaltungsjurist in Baden-Württemberg arbeitete Wilderich von Droste zu Hülshoff. Forstmeister in anhaltischen Diensten war Ferdinand von Droste zu Hülshoff (1800–1829). Forstmeister in Preußen und später Oberlandforstmeister in Rheinland-Pfalz war Mariano von Droste zu Hülshoff (1907–1997), dessen Sohn Bernd von Droste zu Hülshoff ebenfalls als Forstmeister in Rheinland-Pfalz begann, dann in Bayern eine Universitätslaufbahn einschlug und schließlich in den Dienst der UNESCO trat.

Familienmitglieder in Literatur, Wissenschaft, Kunst und Denkmalschutz

Grabstein von Annette von Droste-Hülshoff, Familiengrabstätte Meersburg

International bedeutend ist die Dichterin und Komponistin Annette von Droste-Hülshoff – ihr einziges vollendetes Prosawerk Die Judenbuche, das auf einer Familienüberlieferung basiert, ist in mehr als sechs Millionen Exemplaren verbreitet und in acht Sprachen übersetzt worden. Ihre Schwester Jenny von Droste zu Hülshoff ist als Sammlerin von Märchen für die Gebrüder Grimm, als Schlossherrin von Burg Meersburg und als Malerin hervorgetreten. Nach der Dichterin haben in der Familie auch Ferdinand von Droste zu Hülshoff, Elisabeth von Droste zu Hülshoff, Therese Dahn, Heinrich von Droste zu Hülshoff, dessen Tochter Maria Annunziata und dessen Enkel Wilderich von Droste zu Hülshoff (u.a. Verfasser des Buches Annette v. Droste-Hülshoff im Spannungsfeld ihrer Familie) belletristisch publiziert. Wissenschaftliche Autoren aus der Familie sind die Universitätsprofessoren Clemens-August von Droste zu Hülshoff und Bernd von Droste zu Hülshoff sowie die Ornithologen Ferdinand von Droste zu Hülshoff und dessen Bruder Friedrich von Droste zu Hülshoff (1833–1905). Als Komponist ist Maximilian-Friedrich von Droste zu Hülshoff hervorgetreten, der ein Freund von Joseph Haydn und auch der Kompositionslehrer von Annette von Droste-Hülshoff war. Eine zeitgenössische Musikerin, Malerin und Dichterin in der Familie ist Hortense von Gelmini.

Viele Familienmitglieder engagierten sich bei der Erhaltung von Kulturdenkmälern und des Nachlasses der Dichterin, für Kulturstiftungen sowie in der Annette von Droste-Gesellschaft. Die Herausgabe der Werke der Dichterin betrieben – nach ihren Geschwistern – besonders ihre Neffen Heinrich von Droste zu Hülshoff und Ferdinand von Droste zu Hülshoff sowie ihre Patentochter Elisabeth von Droste zu Hülshoff. Die Einbringung von Burg Hülshoff in die gemeinnützige Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung lag in der Verantwortung von Jutta Freifrau von Droste zu Hülshoff. Für Haus Stapel, früher Aufbewahrungsort des „Meersburger Nachlasses“ der Dichterin und eines Archives über den Erbmännerprozess, engagierten und engagieren sich z.B. Clemens von Droste zu Hülshoff, seine Geschwister, seine Tochter Ermengard Freifrau Raitz von Frentz und deren Tochter Mechthild. Für die Droste-Gedenkstätte in Rüschhaus trat besonders Friedrich von Droste zu Hülshoff (1833–1905) ein, für die Erhaltung von Burg Meersburg Jenny von Droste zu Hülshoff und ihre Töchter Hildegunde und Hildegarde von Laßberg. Annettes Fürstenhäusle in Meersburg betreuten nach ihnen ihr Vetter Carl Caspar von Droste zu Hülshoff sowie, durch Gründung des Droste-Museums, dessen Frau Marie, geb. von Bothmer und Helene von Bothmer, die auch den Droste-Preis stiftete. Bernd von Droste zu Hülshoff gründete und leitete das Welterbe­zentrum der UNESCO in Paris.

Linien und ihre Besitzungen

Everswinkel

In Everswinkel gehörten der Familie seit dem 12. Jahrhundert neben ihrem Stammsitz Deckenbrock, den sie als „freies Eigen“ (also ohne Lehnsherrschaft) besaß, aber schon bald nicht mehr bewohnte, bis zum Verkauf 1572 durch Bernhard II. von Droste zu Hülshoff noch andere Güter. Der Hof Große Deckenbrock gehörte nochmals von 1775 bis 1933 der Stammlinie auf Gut Hülshoff.

Stadt Münster

Als Erbmännerfamilie hatte die Familie zusätzlich bereits ab dem 13. Jahrhundert Besitz in der Stadt Münster (die besonders reich an sog. Adelshöfen war – sie dienten entweder als Hauptsitz der Erbmänner oder als standesgemäßes Winterquartier des Stiftsadels). 1340 z.B. erwarb Alhard von Deckenbrock (später Droste genannt) einen Hof an der Kuhstraße 9 /Jüdefelderstraße 56–57, der bis heute zu Haus Stapel gehört. Johann Droste erheiratete 1430 den Hof der Familie Kerckerinck auf dem Honekamp (Krummer Timpen), den die Wiedertäufer in den 1530er Jahren verwüsteten. In dem vom Stiftsadel bewohnten Stadtquartier an der St.-Lamberti-Kirche besaß die Familie von 1599 bis 1675 einen Stadthof am Alten Steinweg 30. Dort wohnte während der Verhandlungen zum Frieden von Münster der Gesandte des Hauses Österreich, Georg Ulrich Graf von Wolkenstein-Rodenegg. Bernhard III. (1634–1700) verkaufte das Gelände, damit dort die Dominikanerkirche errichtet werden konnte, und erwarb 1677 als Stadthof das Nachbargebäude des Krameramtshauses, das Clemens-August II. von Droste zu Hülshoff 1810 an seinen Bruder Maximilian-Friedrich von Droste zu Hülshoff verkaufte.[7] Dieser veräußerte die Immobilie am 18. September 1816; das Gebäude wurde von späteren Eigentümern am Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen und neu erbaut.[8] Heinrich-Johann von Droste zu Hülshoff erwarb 1782 zusätzlich das Stadthaus am „Krummen Timpen“ und an der „Beckerstiege“, das später sein Neffe Clemens-August II. bewohnte und erbte. Dieser verkaufte es an seinen Bruder Maximilian-Friedrich, der 1817 ein Haus am Domplatz erwarb.

Burg Hülshoff (Roxel, heute Havixbeck)

Schon vor dem Erwerb der Burg Hülshoff kaufte die Familie 1388 den in deren Nähe gelegenen Hof Wittover. Sie erwarb 1417 Gut Hülshoff, das das alte Nebengut Burg Nienborg besaß und im 19. Jahrhundert durch die Nebengüter Rüschhaus, Vögeding und Brock erweitert wurde und damals über 1250 ha umfasste. Auch ein Teil des alten Stammgutes Deckenbrock gehörte vom 18. bis 20. Jahrhundert wieder dazu. Der Bruder der Dichterin, Werner-Constantin von Droste zu Hülshoff (1798–1867), Stammherr auf Burg Hülshoff, hatte mehrere Söhne. Der älteste Sohn Heinrich von Droste zu Hülshoff erbte Hülshoff und die Nebengüter. Die Linie auf Burg Hülshoff ist mit dem einzigen Sohn von Heinrich, Werner Freiherr Droste zu Hülshoff, 1945 im Mannesstamm erloschen; dessen Erbin hat Burg Hülshoff 2012 in die neu gegründete Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung eingebracht.

Rüschhaus (Nienberge)

Der Vater der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, Clemens-August II. von Droste zu Hülshoff, erwarb 1826 Haus Rüschhaus als Witwensitz. Dort wird das Andenken der Dichterin bis heute gepflegt. Bis 1853 wurde das Haus durch die Mutter der Dichterin, Therese Louise, geb. von Haxthausen, bewohnt, danach durch zwei unverheiratet gebliebene Neffen, zunächst den Offizier Moritz von Droste zu Hülshoff, der 1883 einen neugotischen Bildstock mit Madonnenfigur errichtete, der heute noch erhalten ist. Auch sein Bruder, der preußische Regierungsrat Friedrich von Droste zu Hülshoff (1833–1905), bewohnte ab 1890 das Haus; er publizierte – wie sein Bruder Ferdinand von Droste zu Hülshoff – als Zoologe, renovierte das Haus und brachte die Erinnerungsstücke, die noch greifbar waren, wieder dorthin, weil er mit Besuchern rechnete. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Rüschhaus von der Familie an die Droste-Gesellschaft verpachtet und als Museum geöffnet. Jutta Freifrau von Droste zu Hülshoff verkaufte das Haus 1979 an die Stadt Münster; es ist über das Stadtmuseum Münster zu besichtigen. Zuletzt wurde das Anwesen der 2012 ins Leben gerufenen Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung zur Nutzung überlassen.

Fürstenhäusle (Meersburg)

Aus der Linie auf Burg Hülshoff stammte die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), die zeitweise auf Burg Meersburg am Bodensee lebte und dort starb. Sie selbst erwarb von ihrem Honorar in Meersburg das Fürstenhäusle mit kleinem Rebgut, das nach ihrem Tode ihre Schwester Maria-Anna (Jenny), Ehefrau des Joseph von Laßberg, und deren Töchter erbten und das ab 1914 ihr Neffe Carl Caspar von Droste zu Hülshoff bewohnte. Die Reben des Fürstenhäusle gehören heute zum Staatsweingut Meersburg, das zu Ehren der Dichterin seit ihrem 150. Todestag Droste-Weine herstellt.

Füchtel und Welpe (Vechta)

Durch die Verheiratung des Heinrich von Droste zu Hülshoff mit Cäcilie Freiin von Elmendorff 1863 kamen die Güter Füchtel und Welpe in Vechta in die Familie (Welpe hatte der Großvater der Dichterin bereits im Jahr 1770 erworben, aber schon 1771 an die Familie Elmendorff weiterverkauft). Die gemeinsame Tochter Maria, verh. Gräfin von Merveldt, erbte es.

Stapel (Havixbeck)

Ein weiterer Sohn von Werner-Constantin, der Landrat Clemens Friedrich Droste zu Hülshoff, erbte 1880 durch das Testament des letzten Kindes (Luise) seines Onkels Heinrich Johannes Reichsfreiherrn von Droste-Kerckerinck (1808–1872) den Besitz Haus Stapel mit Haus Giesking. Auch dieser Zweig ist im 20. Jahrhundert im Mannesstamm ausgestorben. Haus Stapel gelangte durch Heirat in die Familie Raitz von Frentz.

Hamborn (Borchen)

Der jüngste Sohn von Werner-Constantin, Carl Caspar von Droste zu Hülshoff, der Schloss Hamborn, das bis 1912 in der Familie blieb, und später das Fürstenhäusle in Meersburg erwarb, wurde Stammherr der heutigen Familienmitglieder.

Alst (Horstmar) und Veitshöchheim

Dr. med. Joseph von Droste zu Hülshoff, Sohn des Komponisten Maximilian-Friedrich von Droste zu Hülshoff, besaß im 19. Jahrhundert zeitweise das Haus Alst bei Steinfurt, wo die Familie auch lebte. Seine Nachkommen zogen nach Veitshöchheim bei Würzburg, wo sich noch eine Familiengrabstätte dieses ausgestorbenen Familienzweiges befindet.

Handorf (Münster)

Drei Generationen der Familie lebten auf der Burg Haskenau und dem Hof Spielbrink in Münster-Handorf (Münster). Begründer dieser Linie war Alhard II. († 1485), verheiratet mit Uda von Schule, der außerdem in Everswinkel, Altenberge, Telgte, Billerbeck, Freckenhorst, Havixbeck, Alverskirchen und Sendenhorst begütert war. Sein Sohn und Enkel sowie Gutsnachfolger waren der Bürgermeister von Münster Everwin II., verheiratet mit Gertrud von Steveninck zu Möllenbeck und deren Söhne, der Senator von Münster Everwin III. († 1542 ohne Nachkommen)[9] und Johann Droste (1495-1558), Kanoniker und Bursar des Kapitels von St. Ludgeri (Münster)[10]. Dieser wiederum hatte einen Sohn, ebenfalls mit Namen Johann, der Sekretär des Bischofs von Münster war. Aus dieser Linie sollen auch bürgerliche Träger des Namens Droste abstammen[11].

Uhlenbrock (Münster) und Wolbeck/Möllenbeck

Die Nebenlinie Droste zu Uhlenbrock wurde durch Alhard III. († 1593), einen Sohn des Münsteraner Bürgermeisters Everwin II. Droste zu Handorf (Münster) sowie der Gertrud von Steveninck zu Möllenbeck, begründet. Seine Ehefrau Margaretha von Kerckerinck erbte 1541 auch einen Erbmannshof in der Stadt Münster[12]. Deren Sohn Alhard IV., verheiratet mit Gertrud von Bischopinck, erbte 1603/1605 von seiner Schwester Margaretha, der Witwe des Cord von Steveninck, Haus Möllenbeck (heute: Wolbeck), das jedoch schon Ende des 17. Jahrhunderts in Konkurs ging. Söhne aus dieser Ehe waren der Nachfolger Everwin IV. Droste zu Uhlenbrock († 1611) sowie Heinrich II. Droste zu Uhlenbrock, von dem die Droste zu Hofe abstammen[13]. Manche Besitzungen wechselten zwischen den Linien: So gehörte der heutige Hof Villa Alstede in Nottuln 1583 den Droste zu Uhlenbrock, 1603 den Droste zu Möllenbeck und ab 1652 der Stammlinie auf Hülshoff.

Dinker bei Soest

Eine andere Linie bildete Heinrich II. Droste zu Uhlenbrock auf den Gütern Hofe (bei Ahlen), auf Telgenland bei Altenberge[14] sowie in der Mark, Stromberghoven, Sengerhof, Klotinghof und Ebinghof in Dinker bei Soest - aus dieser Linie stammte Johann Heinrich von Drost (* 1731 auf Sängerhof in Dinker bei Soest; † nach 1787), preußischer Major und Chef des III. Stehenden Grenadier-Bataillons.

Golßen-Zutzen und Altdöbern-Reddern

Herbert Droste zu Möllenbeck (1609–1695) wurde Oberstleutnant im Dienste des Kurfürsten von Sachsen. Er nahm im Gegensatz zu dem katholischen Hauptzweig seiner Familie den evangelischen Glauben an und erheiratete die Güter Gersdorf und Zützen in der Niederlausitz. Die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff nimmt in ihrer Erzählung Bei uns zu Lande auf dem Lande – Nach der Handschrift eines Edelmannes aus der Lausitz Bezug auf einen Besuch von dessen Sohn Johann Eberhard von Droste zu Zützen in Hülshoff. Er hatte zusätzlich Gut und Schloss Reddern erheiratet. Dieser vermögende protestantische Familienzweig erlosch im 18. Jahrhundert.

Königsberg, Linkehnen und Starkenberg

Mitglieder der Familie wirkten im Zusammenhang mit der Hanse vermutlich auch in Königsberg. So bezog sich 1704 König Friedrich I von Preußen bei seiner „Adelsrenovation“ für die Constantia von Droste, geb. Droste, Witwe des Bürgermeisters von Königsberg, Carl Droste vom Fisch, im Kneiphof auf dessen ihm verbürgte Abstammung von den Droste zu Hülshoff und verwandte deren Familienwappen.[15] Diese ausgestorbene Familie von Droste besaß im Königsberger Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert die Güter Linkehnen und Starkenberg (beide Kreis Wehlau, Ostpreußen), wo ihnen die „von Knobloch genannt von Droste“ nachfolgten.

Heutige Nachfahren

Alle heutigen Namensträger gehen auf den Bruder der Dichterin, Werner-Constantin von Droste zu Hülshoff, zurück, der dreizehn Kinder hatte, von denen neun überlebten. Stammvater der noch heute im Mannesstamm bestehenden Linie wurde der jüngste Sohn von Werner-Constantin, Carl Caspar von Droste zu Hülshoff. Ihm gehörten Schloss Hamborn und ab 1915 Annettes Fürstenhäusle in Meersburg. Carl erwarb auch das Schweizer Bürgerrecht in der Gemeinde Böttstein im Kanton Aargau. Sein einziger Sohn war Heinrich von Droste zu Hülshoff. Auch er hatte nur einen Sohn, Mariano Freiherr von Droste zu Hülshoff (1907–1997). Dieser war Oberlandforstmeister und Leiter der Forstdirektion im Regierungsbezirk Koblenz. Sitze seiner Söhne Bernd von Droste zu Hülshoff und Wilderich von Droste zu Hülshoff und ihrer Familien - der 24. und 25. Generation der Droste zu Hülshoff - sind in Saint-Cloud und der Landsitz Villa Küchlin, Horben, wo die Familie Land- und Forstwirtschaft und eine Brennerei betreibt.

Seit 1945 erloschen ist die Stammlinie des ältesten Sohnes, Heinrich von Droste zu Hülshoff, auf Burg Hülshoff, Haus Rüschhaus und dem dazugehörigen Gutsbesitz. Seine Enkelin, Jutta von Droste zu Hülshoff (1926-2015), brachte das Stammgut, soweit sie es nicht verkauft hatte, 2012 in die Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung ein. Auch die Linie Haus Stapel ist mit dem Tode von Clemens von Droste zu Hülshoff 1955 im Mannesstamme erloschen.

Johann Droste († 1558), Priester und Sohn des o.g. Bürgermeisters von Münster beim Aufkommen des Täuferreiches, Everwin II. Droste, hatte mit Gertrud Steveninck zahlreiche illegitime Kinder, auf die u.U. bürgerliche Träger des Namens Droste zurückgeführt werden können.

Bekannte Namensträger

Annette Freiin Droste zu Hülshoff
Die Dichterin auf der 20-DM-Banknote

Familiensitze mit Droste-Museen

Die Ostseite der Burg Meersburg, Blick vom Neuen Schloss

Schlosskonzerte

Das Marienstift Droste zu Hülshoff

Das Marienstift Droste zu Hülshoff in Havixbeck geht auf ein Krankenhaus zurück, das Clemens Friedrich Freiherr Droste zu Hülshoff, Besitzer des Gutes Haus Stapel, 1882 den Bürgern von Havixbeck stiftete. Es wurde von Franziskanerinnen geleitet, bis es 1979 in ein Altenwohn- und -pflegeheim umgewandelt wurde.

Asteroid Droste-Hülshoff

Als besondere Form der Ehrung ist die Benennung von neu entdeckten Himmelskörpern nach Persönlichkeiten der Geschichte seit über 100 Jahren gebräuchlich. Nach der Dichterin ist seit seiner Entdeckung am 13. August 1988 der Hauptgürtel-Asteroid 12240 Droste-Hülshoff benannt.

Siehe auch

Literatur

  • Karl Chudoba (Hrsg.): Clemens-August von Droste-Hülshoff. In: Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität. Ihre Rektoren und berühmten Professoren.
  • Wilderich von Droste zu Hülshoff: Annette v. Droste-Hülshoff im Spannungsfeld ihrer Familie. C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1997, ISBN 3-7980-0683-0.
  • Wilderich von Droste zu Hülshoff, Sibren Verhelst: Werner Adolph Freiherr von Haxthausen – Inspirator des Bökendorfer Romantikerkreises und seine Nachkommen. Gorinchem (Niederlande) 2014.
  • Wilderich von Droste zu Hülshoff: Hortense von Gelmini – Leben und Werk. L.P.V.-Verlag Hortense von Gelmini, 2007, ISBN 978-3-936509-10-6.
  • Karl-Gustav Fellerer: Max v. Droste-Hülshoff. Ein westfälischer Komponist. In: Archiv für Musikforschung. 1937, S. 160.
  • Karl-Gustav Fellerer: Maximilian v. Droste-Hülshoff. In: Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 1949, S. 827.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band III, Band 61 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1975, ISSN 0435-2408
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Freiherrliche Häuser. Bd. XVII, Band 107 der Gesamtreihe, 1994.
  • J. Holsenbürger: Die Herren v. Deckenbrock (v. Droste-Hülshoff) und ihre Besitzungen. 2 Bände, Münster i.W. 1869. Digitalisat
  • Viktor Huyskens: Vom Leben und Wirken Everwins von Droste und die Stiftsschule seiner Zeit. Beilage zum Jahresberichte des Städtischen Gymnasiums u. Realgymnasiums zu Münster i.W., 1907.
  • Hermann von Kerssenbrock: Die Raserei der Wiedertäufer, welche Münster, die berühmte Hauptstadt in Westphalen, zerstöret hat. 1568.
  • Richard Baron König-Warthausen: Ferdinand Baron Droste. Nekrolog. In: Jahresbericht 1874 der zoologischen Section.
  • Fritz Martini: Dahn, Felix, Schriftsteller und Historiker und Dahn, Therese, Schriftstellerin. In: Neue Deutsche Biografie. 1959, S. 482 ff.
  • Marcus Weidner: Landadel in Münster 1600–1760. Münster 2000.
  • Wolfgang Weikert: Erbmänner und Erbmännerprozesse. Ein Kapitel Münsterscher Stadtgeschichte. Münster 1990.
  • Erik Wolf: Clemens August von Droste-Hülshoff. In: Neue Deutsche Biografie. IV, 1959, S. 132.

Weblinks

Commons: Droste zu Hülshoff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g J. Holsenbürger: Die Herren v. Deckenbrock (v. Droste-Hülshoff) und ihre Besitzungen. Münster i.W. 1869.
  2. Westfälisches Urkundenbuch III, 60.
  3. Holsenbürger, a.a.O., S. 86
  4. Holsenbürger, a.a.O. S. 90
  5. Hermann von Kerssenbrock: Die Raserei der Wiedertäufer, welche Münster, die berühmte Hauptstadt in Westphalen, zerstöret hat. 1568.
  6. Viktor Huyskens: Vom Leben und Wirken Everwins von Droste und die Stiftsschule seiner Zeit. Beilage zum Jahresberichte des Städtischen Gymnasiums u. Realgymnasiums zu Münster i.W. 1907.
  7. Wolfgang Weikert: Erbmänner und Erbmännerprozesse. Ein Kapitel Münsterscher Stadtgeschichte. Münster 1990, S. 754 f.
  8. Vgl. Die Stadthöfe des weltlichen Adels in Münster, S. 753ff
  9. Holsenbürger, a.a.O.: S. 30, 31, 92,93
  10. Holsenbürger, a.a.O, S. 93
  11. Clemens Steinbicker: Vom Geschlechterkreis der münsterischen Rats-und Bürgermeistersfamilie Timmerscheidt Ein Beitrag zur Geschichte des münsterischen Honoratiorentums des 17. Jahrhunderts. www.LWL, Seite 112:
  12. Kirchhoff, Karl-Heinz: Die Erbmänner undihre Hofe in Münster - Untersuchungen zur Sozial-Topographie einer Stadt im Mittelalter. Westfälische Zeitschrift1966
  13. J. Holsenbürger: Die Herren von Deckenbrock (v. Droste-Hülshoff), 1868, S. 93 u. 94
  14. Holsenbürger, a.a.O., S. 17
  15. Original-Adelsbrief im Archiv von Wilderich Freiherr Droste zu Hülshoff