West Virginia

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West Virginia
Flagge Siegel
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Karte der USA, West Virginia hervorgehoben
Liste der Bundesstaaten
Hauptstadt:Charleston
Staatsmotto:Montani Semper Liberi (lat.)
(dt.: Bergbewohner sind immer frei)
Fläche:62.755 km²
Einwohner:1.852.994 (Zensus 2010) (29 E. / km²)
Mitglied seit:20. Juni 1863
Zeitzone:Eastern: UTC−5/−4
Höchster Punkt:1.482 m (Spruce Knob)
Durchschn. Höhe:455 m
Tiefster Punkt:73 m Potomac
Gouverneur:Earl Ray Tomblin (D)
Post / Amt / ISOWV / / US-WV
Karte von West Virginia
Karte von West Virginia
Karte von West Virginia
Topografische Karte West Virginias
Topografische Karte West Virginias
Topografische Karte West Virginias
Grenzschild am Highway 52

West Virginia (engl. Aussprache [wɛst vɝːd͡ʒɪnjəAudiodatei abspielen, deutsch älter auch West-Virginien[1]) ist ein Bundesstaat der Vereinigten Staaten in der Region der Appalachen, im Volksmund The Mountain State (der Bergstaat) genannt. Begrenzt wird er von Virginia im Südosten, Kentucky im Südwesten, Ohio im Nordwesten, Pennsylvania im Norden sowie Maryland im Nordosten. West Virginia, das sich im Sezessionskrieg von Virginia abtrennte, ist auch als Bergbauregion sowie für seine Arbeitskämpfe und relative Armut bekannt.

Geschichte

West Virginias Entstehung ist einzigartig in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Bis zum Sezessionskrieg gehörte es zu Virginia. Schon seit der Besiedlung dieses Landesteils gab es jedoch politische Differenzen zwischen den eher ärmeren Kleinbauern dieser Gebirgsregion und den Plantagenbesitzern in den Ebenen, die in der Politik des Staates dominant waren. Nach dem Ausbruch des amerikanischen Bürgerkriegs und der Loslösung Virginias von der Union trennten sich ihrerseits die westlichen Countys von ihrem Mutterstaat am 27. April 1861. Vertreter dieser Verwaltungsbezirke bildeten eine neue Regierung, die ihren Sitz in Alexandria, Virginia, einnahm. Durch eine Note Abraham Lincolns vom 31. Dezember 1862 waren sie dazu ermächtigt worden.

Virginia hatte zu diesem Zeitpunkt zwei Parlamente, eines, das den Anschluss an die Konföderation beschlossen hatte, und ein Gegenparlament, das der Union und damit den Nordstaaten treu war. Nach der Verfassung der Vereinigten Staaten ist es nicht erlaubt, einen Teil eines Staatsgebiets in die Union aufzunehmen, ohne dass jener Staat dazu seine Zustimmung gibt. Eine solche Zustimmung erteilte Virginias Gegenparlament am 13. Mai 1862, so dass der Verfassung formal Genüge getan war. Da das Gegenparlament fast nur aus Delegierten aus dem Westteil Virginias bestand, kamen, auch bei Abraham Lincoln, starke Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit der Aufnahme West Virginias in die Union auf; sie wurden aber aus strategischen Gründen während des Krieges ignoriert. Im Bürgerkrieg war West Virginia Schauplatz zahlreicher Schlachten und Gefechte, wie z. B. des Gefechts bei Philippi,[2] der Schlacht am Cheat Mountain, der Schlacht am Rich Mountain oder der Kampfhandlungen im Kanawha-Tal.[3]

grau: Counties von West Virginia, die im Februar 1863 noch von den Konföderierten gehalten wurden

1870, nachdem Virginia wieder mit allen Rechten in die Union aufgenommen worden war, setzte der Supreme Court die Rechtmäßigkeit der Abspaltung West Virginias in einem Gerichtsurteil über die Zugehörigkeit zweier Countys zu West Virginia voraus.[4]

Dabei bezeichnen die Bewohner West Virginias ihren Staat selbstironisch als Irland der USA. Denn die Umgebung ist ländlich und von ärmeren Verhältnissen geprägt. Über Generationen hinweg flossen die Gewinne aus den reichen Holz- und Kohlevorkommen in die Tresore monopolistischer Trusts, ohne dass ein Großteil der Einwohner einen auch nur bescheidenen Anteil daran bekommen hätte. Als schließlich zum Ende des 19. Jahrhunderts auch hier die Eisenbahn vom Osten her bis in die Bergregionen vorgedrungen war, nutzte man diesen Transportvorteil zur großflächigen Rodung der Wälder.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich bei den großen Kohlenbergbau-Unternehmen im Süden des Staates das Prinzip der Company Town. Dort erhielten die Arbeiter zwar einen Lohn, mussten aber in Ortschaften, in denen den Kohleunternehmen das meiste gehörte, einen großen Teil für Essen und Unterkunft abführen. Zusätzlich senkten die Unternehmer den Lohn allmählich immer weiter ab, so dass die Ausbeutung und Verschuldung der Arbeiter mit der Zeit immer drückender wurde. Das Resultat waren schwere Arbeitskämpfe, die sogenannten Mine Wars (Bergwerkskriege). Bei diesen Konflikten wurden die Gewerkschaften mit militärischer Hilfe bekämpft und niedergehalten.

Erst 1967 wurde West Virginia durch den Obersten Gerichtshof dazu gezwungen, als einer der letzten Staaten der USA das Verbot der Mischehen aufzuheben.

Politik

West Virginia ist einer der ärmsten Staaten in den USA. Durch seine stark gewerkschaftlich geprägte politische Tradition ist es traditionell der Demokratischen Partei verbunden, weshalb es zumeist durch demokratische Senatoren, Gouverneure und Repräsentanten vertreten wurde, so etwa den im Juni 2010 verstorbenen Robert Byrd, den Doyen der demokratischen Senatsfraktion und Senator mit der bisher längsten Amtszeit. Vertreter im Senat der Vereinigten Staaten bis 2014 waren Jay Rockefeller und der ehemalige Gouverneur Joe Manchin. Bei den Midterm Elections im November 2014 fiel der Senatssitz von Rockefeller an die Republikanerin Shelley Moore Capito. Damit wird West Virginia erstmals von einer Frau und nach 55 Jahren wieder von einem republikanischen Senator vertreten.

Bei Präsidentschaftswahlen galt West Virginia bis zum Jahr 2000 ebenfalls als eher dem demokratischen Lager zugehörig; so war es einer von nur sechs Staaten, die sich 1980 für Jimmy Carter und gegen Ronald Reagan entschieden. Allerdings hat der Staat, dessen Bewohner neben der wirtschaftspolitisch linken auch eine konservative Position in gesellschaftspolitischen Dingen vertreten und evangelikalen Freikirchen nahestehen, seit 2000 bei Präsidentschaftswahlen stets für den Kandidaten der Republikanischen Partei gestimmt.[5]

Gouverneure

Kongress

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Census Einwohner ± rel.
1790 55.873
1800 78.592 40,7 %
1810 105.469 34,2 %
1820 136.808 29,7 %
1830 176.924 29,3 %
1840 224.537 26,9 %
1850 302.313 34,6 %
1860 376.688 24,6 %
1870 442.014 17,3 %
1880 618.457 39,9 %
1890 762.794 23,3 %
1900 958.800 25,7 %
1910 1.221.119 27,4 %
1920 1.463.701 19,9 %
1930 1.729.205 18,1 %
1940 1.901.974 10 %
1950 2.005.552 5,4 %
1960 1.860.421 −7,2 %
1970 1.744.237 −6,2 %
1980 1.949.644 11,8 %
1990 1.793.477 −8 %
2000 1.808.344 0,8 %
2010 1.852.994 2,5 %
2020 1.793.716 −3,2 %
Vor 1900[6]

1900–1990[7] 2000[8]

Bevölkerungsdichte

West Virginia hat 1.852.994 Einwohner (Stand: Census 2010), davon sind 93,9 % Weiße, 3,4 % Afroamerikaner, 0,7 % Asiaten, 0,2 % Indianer, und 1,2 % Hispanics und Latinos jedweder Ethnie.[9]

Lediglich 1,1 % der Einwohner des Bundesstaates sind außerhalb der Vereinigten Staaten geboren worden. Damit liegt West Virginia in der US-Statistik auf einem der letzten Plätze. Außerdem hat der Staat mit 2,7 % den geringsten Einwohneranteil aller US-Bundesstaaten, die zu Hause eine andere Sprache als Englisch sprechen.

Die fünf größten Gruppierungen, deren Vorfahren eine bestimmte Nationalität aufwiesen, sind: Amerikaner (23,2 %), Deutsche (17,2 %), Iren (13,5 %), Engländer (12 %) und Italiener (4,8 %). Größere deutschstämmige Bevölkerungsteile haben sich im Nordosten West Virginias angesiedelt.

5,6 % der Bevölkerung West Virginias sind unter 5 Jahre alt, 22,3 % unter 18, und 15,3 % sind 65 Jahre oder älter. Der Anteil von Frauen an der Gesamtbevölkerung beträgt 51,4 %.

Größte Städte

Bluefield (West Virginia)Vienna (West Virginia)St. Albans (West Virginia)South Charleston (West Virginia)Clarksburg (West Virginia)Martinsburg (West Virginia)BeckleyFairmont (West Virginia)WeirtonWheeling (West Virginia)Morgantown (West Virginia)Parkersburg (West Virginia)Huntington (West Virginia)Charleston (West Virginia)

Bildung

Die wichtigste Hochschule ist die West Virginia University. Weitere Hochschulen sind in der Liste der Universitäten in West Virginia verzeichnet.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Blackwater Falls

Allegheny Mountains

Die Allegheny Mountains sind noch nicht übermäßig touristisch erschlossen, obwohl sie nur wenige Autostunden von den Metropolen der Ostküste entfernt liegen. Sie sind geeignet für Rafting, Mountainbike- und Klettertouren.

New River Gorge

New River Gorge Bridge

Die New River Gorge ist eine berühmte 300 m tiefe Schlucht, die nur über den Wasserweg (Rafting) zu erreichen ist, westlich der Ortschaft Lewisburg oder von der Eisenbahnbrücke des Amtrakzuges mit phantastischem Ausblick zu genießen. Viele Extremsportler reizt jedoch ein Absprung mit dem Gleitfallschirm mehr. Die sie überspannende Bogenbrückenkonstruktion ist die zweithöchste Brücke dieser Art in den USA neben der Royal Gorge Bridge über den Arkansas River in Colorado.

Wirtschaft und Infrastruktur

Einfahrt nach West Virginia auf I-64

Die Bevölkerung West Virginias zählt traditionell zu den ärmsten der US-Bundesstaaten. Das reale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf – der gebräuchlichste Wohlstandsindikator – betrug im Jahr 2006 24.748 US-Dollar (Durchschnitt der 50 US-Bundesstaaten: 37.714 US-Dollar; Platz: 49).[10] Nur Mississippi liegt im Bundesstaatenranking stets hinter West-Virginia.[11]

Die einst prächtigen Wälder waren für lange Zeit abgeholzt. Eine Aufforstung zeigt in den letzten Jahrzehnten Erfolge. Der Bergbau (v. a. Steinkohle; ferner Erdgas, Erdöl) spielt immer noch eine wichtige Rolle, aber bereits 50 Prozent der Staatseinnahmen werden durch den Tourismus erwirtschaftet.

Ein immer größer werdendes Ärgernis ist die von Umweltschützern als „brutal“ bezeichnete Kohlegewinnung im Tagebau, das sogenannte „Mountaintop Removal Mining“.[12] Dazu werden vor allem im Südwesten des Staates Bergkuppen abgeholzt und durch Sprengungen gelockert, das Erd- und Felsmaterial wird abgeräumt und in Senken geleert, um kostengünstiger als im traditionellen Untertageabbau an die Kohleflöze heranzukommen. Es gibt mit dieser Methode gewaltige Umweltschäden, ganze Ortschaften sind durch Wasser- und Schlammstürze gefährdet. Die Rekultivierung der ausgebeuteten Lager ist zwar gesetzlich vorgeschrieben, wird aber nicht immer zügig durchgeführt. Auf diese Weise ist das bergige und dünn besiedelte West Virginia zu einer Reihe von Golfplätzen gekommen, die sonst kaum gebaut worden wären.

Persönlichkeiten

General Jackson (1862)

Einzelnachweise

  1. Das Mineral-Schmieröl aus West-Virginien. In: Polytechnisches Journal. 193, 1869, Miszelle 5, S. 89–91.
  2. Hardway, Ronald V., On Our Own Soil. William Lowther Jackson and the Civil War in West Virginia's Mountains. Quarrier Press, 2003, S. 39–40
  3. James Carter Linger, Confederate Military Units from West Virginia, 2002 ed., S. 20.
  4. Text des Gerichtsurteils im Fall Virginia gegen West Virginia (englisch)
  5. A blue state's road to red in Washington Post, 26. Oktober 2013, aufgerufen am 6. Juli 2014
  6. U.S. Census Bureau _ Census of Population and Housing. Abgerufen am 28. Februar 2011
  7. Auszug aus Census.gov. Abgerufen am 28. Februar 2011
  8. Auszug aus factfinder.census.gov Abgerufen am 28. Februar 2011
  9. US Census Bureau
  10. bea.gov: Regional Economic Accounts
  11. State economy ranking [1]
  12. Jörg Blech: Berge ohne Spitzen. In: Der Spiegel. Nr. 17, 2009, S. 142–143 (online).

Weblinks

Commons: West Virginia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 38° 40′ N, 80° 41′ W