Eurovision Song Contest 1965

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10. Eurovision Song Contest
Datum 20. März 1965
Austragungsland Italien Italien
Austragungsort
Auditorium Rai di Napoli, Neapel
Austragender Fernsehsender RAI
Moderation Renata Mauro
Pausenfüller Mario del Monaco
Teilnehmende Länder 18
Gewinner Luxemburg Luxemburg
Siegertitel France Gall: Poupée de cire, poupée de son
Erstmalige Teilnahme Irland Irland
Zurückkehrende Teilnehmer Schweden Schweden
Abstimmungsregel In jedem Land vergab eine Jury 1, 3 und 5 Punkte an die drei besten Titel. Sollte nur ein Lied nominiert sein, erhielte dies alle 9 Punkte. Sollten es zwei Titel sein, erhielte der erste Titel 6 und der zweite Titel 3 Punkte
Danemark ESC 1964Luxemburg ESC 1966

Der 10. Gran Premio Eurovisione della Canzone, so der offizielle Titel in diesem Jahr, fand am 20. März 1965 im italienischen Neapel statt, da im Vorjahr die Italienerin Gigliola Cinquetti gewonnen hatte.

Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es siegte die für Luxemburg angetretene französische Interpretin France Gall mit dem Lied Poupée de cire, poupée de son, das auch von den Plattenkäufern und Radiohörern anerkannt und zu einem Hit wurde. Geschrieben hatte das Siegerlied Serge Gainsbourg, der einige Jahre später gemeinsam mit Jane Birkin den Skandalsong Je t'aime ... moi non plus veröffentlichte. France Gall selbst feierte bis in die späten Achtzigerjahre große Erfolge.

Auch wieder gab es Länder, die keinen Punkt erhielten. Dieses Jahr waren es Belgien, Deutschland, Finnland und Spanien. Für Belgien, Finnland und Spanien war es das zweite Mal – für Deutschland sogar das zweite Mal in Folge.

Die Regel, dass der Beitrag in einer Landessprache erfolgen musste, wurde für den Eurovision Song Contest 1965 aufgehoben. Es war sogar ausdrücklich erlaubt, eine andere Sprache zu nutzen. Von dieser neuen Regel machte nur Schweden Gebrauch. So sang Ingvar Wixell die englische Fassung „Absent Friends“ von „Annorstädes vals“.[1]

Dies war die erste internationale Finalteilnahme von Serge Gainsbourg mit einem seiner berüchtigten, sexuell zweideutigen Texte. Im Gegensatz zu den Interpretinnen Minouche Barelli 1967 und Joëlle Ursull 1990 war sich France Gall dieser Doppeldeutigkeiten nicht bewusst, sang den Titel aber gerade deshalb mit jener naiven Ausstrahlung, die sich Gainsbourg für die Präsentation erhofft hatte. Der Schlüssel zum Verstehen der Untertöne ist dabei der im Liedtext verwendete Ausdruck „la chaleur des garçons“ (Die Hitze der Jungs), eine relativ deutliche Umschreibung der männlichen sexuellen Begierde. Die Hitze der Jungs, vor der sich die Wachspuppe noch fürchtet, die doch so gern wie die Chiffonpuppen wäre, will heißen: wie jene Mädchen, die bereits sexuelle Erfahrungen gemacht haben. Ebenfalls bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass „Poupée de cire, poupée de son“ keinerlei Wertungspunkte von den beiden einzigen rein französischsprachigen Jurys aus Monaco und Frankreich erhielt, in denen sicher auch die Untertöne des Textes eher erkannt und verstanden wurden. Durch den Erfolg des Liedes entwickelten sich die Begriffe „Poupée de cire“ und „Poupée de son“ zu geflügelten Worten. „Poupée de cire“ (Wachspuppe) bezeichnet umgangssprachlich ein Mädchen, das „geschmolzen“, d. h. entjungfert werden möchte, „Poupée de son“ (Sprechpuppe/Singpuppe) eine Frau, die beim Sex laut stöhnt bzw. beim Orgasmus schreit (Stöhnpuppe/Schreipuppe). Bis heute gehen die Meinungen über das Lied weit auseinander. Was die einen avantgardistisch nennen, halten die anderen für schlicht obszön. Unbestritten ist, dass „Poupée de cire, poupée de son“ zu den bekanntesten Eurovisionssiegertiteln gehört. France Gall selbst lehnte es im späteren Verlauf ihrer Karriere entschieden ab, das „dumme Lied“ jemals wieder zu singen oder auch nur darüber zu sprechen. Sie zählte daher zu den wenigen Eurovisionssiegern, die sich 1981 nicht an der großen Jubiläumsgala im norwegischen Mysen beteiligten.

Der Eurovision Song Contest 1965 war der erste, der von einigen Intervision-Ländern live übertragen wurde – darunter auch von der Sowjetunion.[1]

Teilnehmer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Teilnehmende Länder
  • Schweden kehrte nach der einjährigen Pause zurück und Irland nahm zum ersten Mal teil. Somit gab es mit achtzehn Ländern einen neuen Teilnehmerrekord.

    Wiederkehrende Interpreten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Land Interpret Vorherige(s) Teilnahmejahr(e)
    Jugoslawien Jugoslawien Vice Vukov 1963
    Osterreich Österreich Udo Jürgens 1964
    Spanien Spanien Conchita Bautista 1961

    Dirigenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Jedes Lied wurde mit Live-Musik begleitet – folgende Dirigenten leiteten das Orchester bei dem/den jeweiligen Land/Ländern:

    Abstimmungsverfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Es galten das im Vorjahr eingeführte Abstimmungsverfahren. Jedes Land konnte insgesamt neun Punkte vergeben, wovon der Erstplatzierte innerhalb der Jury fünf Punkte, der Zweite drei Punkte und der Dritte einen Punkt erhielt. Sollte nur ein Lied nominiert sein, erhielte dies alle neun Punkte. Sollten es zwei sein, erhielte das Erste sechs Punkte und das Zweite drei Punkte.

    Platzierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Platz Startnr. Land Interpret Titel
    (M = Musik; T = Text)
    Sprache Übersetzung Punkte
    01. 15 Luxemburg Luxemburg France Gall Poupée de cire, poupée de son
    M/T: Serge Gainsbourg
    Französisch Wachspuppe, Singpuppe 32
    02. 02 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich Kathy Kirby I Belong
    M: Peter Lee Sterling; T: Phil Peters
    Englisch Ich gehöre 26
    03. 11 Frankreich Frankreich Guy Mardel N’avoue jamais
    M: Guy Mardel; T: Françoise Dorin
    Französisch Gib niemals zu 22
    04. 06 Osterreich Österreich Udo Jürgens Sag ihr, ich laß sie grüßen
    M: Udo Jürgens; T: Frank Bohlen
    Deutsch 16
    05. 13 Italien Italien Bobby Solo Se piangi se ridi
    M: Gianni Marchetti, Roberto Satti; T: Mogol, Roberto Satti
    Italienisch Wenn du weinst, wenn du lachst 15
    06. 04 Irland Irland Butch Moore I’m Walking the Streets in the Rain
    M/T: Teresa Conlon, George Prendergast, Joe Harrigan
    Englisch Ich gehe die Straßen im Regen 11
    07. 14 Danemark Dänemark Birgit Brüel For din skyld
    M: Jørgen Jersild; T: Poul Henningsen
    Dänisch Dir zuliebe 10
    08. 18 Schweiz Schweiz Yovanna Non – à jamais sans toi
    M: Bob Calfati; T: Jean Charles
    Französisch Nein – für immer ohne dich 08
    09. 09 Monaco Monaco Marjorie Noël Va dire à l’amour
    M: Raymond Bernard; T: Jacques Mareuil
    Französisch Geh und erzähle der Liebe 07
    10. 10 Schweden Schweden Ingvar Wixell Absent Friend
    M: Dag Wirén; T: Alf Henrikson
    Englisch Abwesender Freund 06
    11. 01 Niederlande Niederlande Conny Vandenbos Het is genoeg
    M: Johnny Holshuyzen; T: Joke van Soest
    Niederländisch Es ist genug 05
    12. 17 Jugoslawien Jugoslawien Vice Vukov Čežnja
    M: Julijo Marić; T: Zarko Roje
    Kroatisch Sehnsucht 02
    13. 07 Norwegen Norwegen Kirsti Sparboe Karusell
    M/T: Jolly Kramer-Johansen
    Norwegisch Karussell 01
    13. 12 Portugal Portugal Simone de Oliveira Sol de inverno
    M: Carlos Nobrega e Sousa; T: Jeronimo Bragança
    Portugiesisch Wintersonne 01
    15. 03 Spanien 1945 Spanien Conchita Bautista Qué bueno, qué bueno!
    M/T: Antonio Figueroa Egea
    Spanisch Wie gut, wie gut 00
    15. 05 Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland Ulla Wiesner Paradies, wo bist du?
    M: Hans Blum; T: Barbara Kist
    Deutsch 00
    15. 08 Belgien Belgien Lize Marke Als het weer lente is
    M: Jef van den Berg; T: Jaak Dreesen
    Niederländisch Wenn es wieder Frühling ist 00
    15. 16 Finnland Finnland Viktor Klimenko Aurinko laskee länteen
    M: Toivo Kärki; T: Reino Helismaa
    Finnisch Die Sonne geht im Westen unter 00

    Punktevergabe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Erhaltendes Land Vergebendes Land
    Land Insg. NiederlandeNiederlande NED Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich GBR Spanien 1945 ESP Irland IRL Deutschland Bundesrepublik GER OsterreichÖsterreich AUT Norwegen NOR Belgien BEL Monaco MON SchwedenSchweden SWE FrankreichFrankreich FRA Portugal POR ItalienItalien ITA Danemark DEN Luxemburg LUX Finnland FIN Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik YUG Schweiz SUI
    NiederlandeNiederlande Niederlande 05 5
    Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich 26 5 1 6 3 1 5 5
    Spanien 1945 Spanien 00
    Irland Irland 11 3 5 3
    Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland 00
    OsterreichÖsterreich Österreich 16 3 5 5 3
    Norwegen Norwegen 01 1
    Belgien Belgien 00
    Monaco Monaco 07 5 1 1
    SchwedenSchweden Schweden 06 3 3
    FrankreichFrankreich Frankreich 22 1 3 1 3 5 3 1 5
    Portugal Portugal 01 1
    ItalienItalien Italien 15 3 1 1 3 3 3 1
    Danemark Dänemark 10 5 5
    Luxemburg Luxemburg 32 5 1 3 5 5 3 1 1 5 3
    Finnland Finnland 00
    Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien 02 1 1
    Schweiz Schweiz 08 3 5

    *Die Tabelle ist senkrecht nach der Auftrittsreihenfolge geordnet, waagerecht nach der chronologischen Punkteverlesung.

    Vergabe der Höchstwertungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Anzahl Land erhalten von
    4 Luxemburg Luxemburg Niederlande, BR Deutschland, Österreich, Finnland
    Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich Spanien, Belgien, Dänemark, Schweiz
    2 Danemark Dänemark Schweden, Luxemburg
    Frankreich Frankreich Monaco, Jugoslawien
    Osterreich Österreich Irland, Portugal
    1 Irland Irland Italien
    Monaco Monaco Vereinigtes Königreich
    Niederlande Niederlande Norwegen
    Schweiz Schweiz Frankreich

    Deutsche Vorausscheidung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Eine deutsche Vorausscheidung fand am 27. Februar 1965 statt.

    Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. a b Jan Feddersen: Ein Lied kann eine Brücke sein. 1. Auflage. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2002, ISBN 3-455-09350-7. S. 74.