Kamenz

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Wappen Deutschlandkarte
Kamenz
Deutschlandkarte, Position der Stadt Kamenz hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 16′ N, 14° 6′ OKoordinaten: 51° 16′ N, 14° 6′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Bautzen
Verwaltungs­gemeinschaft: Kamenz-Schönteichen
Höhe: 173 m ü. NHN
Fläche: 98,3 km2
Einwohner: 17.015 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 173 Einwohner je km2
Postleitzahl: 01917
Vorwahl: 03578
Kfz-Kennzeichen: BZ, BIW, HY, KM
Gemeindeschlüssel: 14 6 25 250
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 1
01917 Kamenz
Website: www.kamenz.de
Oberbürgermeister: Roland Dantz (parteilos)
Lage der Stadt Kamenz im Landkreis Bautzen
KarteTschechienDresdenLandkreis GörlitzLandkreis MeißenLandkreis Sächsische Schweiz-OsterzgebirgeArnsdorfBautzenBernsdorfBischofswerdaBurkauCrostwitzCunewaldeDemitz-ThumitzDoberschau-GaußigElsterheideElstraFrankenthal (Sachsen)GödaGroßdubrauGroßharthauGroßnaundorfGroßpostwitzGroßröhrsdorfMalschwitzHaselbachtalHochkirchHoyerswerdaKamenzKönigsbrückKönigswarthaKubschützLaußnitzLautaLichtenberg (Landkreis Bautzen)LohsaMalschwitzNebelschützNeschwitzNeukirch (bei Königsbrück)Neukirch/LausitzObergurigOhornOßlingOttendorf-OkrillaPanschwitz-KuckauPulsnitzPuschwitzRadebergRadiborRäckelwitzRalbitz-RosenthalRammenauSchirgiswalde-KirschauSchmölln-PutzkauSchwepnitzSohland an der SpreeSpreetalSteina (Sachsen)SteinigtwolmsdorfWachau (Sachsen)WeißenbergWilthenWittichenauBrandenburgPolen
Karte

Die Lessingstadt Kamenz, obersorbisch Kamjenc (wörtlich „Kleiner Ort am Stein“), ist eine Große Kreisstadt im Landkreis Bautzen in Sachsen. Sie liegt etwa 40 km nordöstlich von Dresden und etwa 30 km nordwestlich von Bautzen.

Geographie

Geographische Lage

Kamenz, Luftaufnahme 100 m über der Hohen Straße, Blick Richtung Stadtzentrum, links die Hauptkirche St. Marien, in der Mitte das Rathaus, rechts die Klosterkirche St. Annen; im Hintergrund genau in der Mitte über dem Rathaus der Hutberg
Kamenz aus der Luft

Die Stadt liegt in der Westlausitz, westlichen Oberlausitz, am Fuße des Hutberges im Naturraum Westlausitzer Hügel- und Bergland. Die Gegend bildet die Nahtstelle zwischen der flachen Teichlandschaft im Norden, eine der größten Wasserflächen – der Deutschbaselitzer Großteich – befindet sich auf Kamenzer Gebiet, und dem Lausitzer Bergland im Süden. Dementsprechend ist die Landschaft im Norden von flachwelliger Heide geprägt, die nach Süden hin relativ rasch ansteigt und im Ortsteil Hennersdorf bereits Mittelgebirgscharakter zeigt. Von Süden kommend und sich im Stadtgebiet mit einigen weiteren kleinen Bächen, wie dem „Langen Wasser“, vereinigend durchfließt die Schwarze Elster Kamenz in Richtung Norden.

Geologie

Unmittelbar unter den Straßen der Stadt, unter einer nur mäßig starken Lössschicht, befinden sich massive Grauwackefelsen, die an einigen Stellen von Granitaustritten unterbrochen werden und zum Teil direkt aus dem Boden ragen. Beide Gesteine wurden früher intensiv abgebaut, wovon noch heute mehrere zugelaufene Steinbrüche im Stadtgebiet (zum Teil unmittelbar neben Wohnvierteln) zeugen. Bedeutendster Steinbruch dürfte der 80 Meter tiefe Steinbruch Sparmann sein, der heute ein beliebtes Tauchgebiet ist. Im Norden und Nordosten findet man Kies und Kaolinvorkommen, die durch das Elbe-Urstromtal entstanden.

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind im Norden und Nordosten Oßling, im Osten Nebelschütz, im Südosten die Stadt Elstra, im Südwesten Haselbachtal sowie im Westen und Nordwesten die Gemeinde Schönteichen.

Stadtgliederung

Kamenz umfasst neben der eigentlichen Stadt folgende Ortschaften[2]:

Ortschaft Einwohner[3] Eingemeindungs-
datum
Anmerkung
Bernbruch 333 1. Januar 1999
Deutschbaselitz
Němske Pazlicy
448 1. Januar 1999
Gelenau 329 1. Januar 1999 vorher Gemeinde Lückersdorf-Gelenau
Hennersdorf 115 1. Januar 1999 vorher Gemeinde Lückersdorf-Gelenau
Jesau
Jěžow
1766 1935
Lückersdorf 404 1. Januar 1999 vorher Gemeinde Lückersdorf-Gelenau
Schiedel
Křidoł
93 1. Januar 1999 vorher Gemeinde Zschornau-Schiedel
Thonberg
Hlinowc
325 1. Januar 1974 war nie eine eigenständige Gemeinde, gehörte vorher zu Wiesa
Wiesa
Brěznja
705 1. Januar 1974
Zschornau
Čornow
237 1. Januar 1999 vorher Gemeinde Zschornau-Schiedel

Rund um die katholische Kirche St. Maria Magdalena, heute im Zentrum der Stadt, liegt außerdem das Gebiet der ehemals eigenständigen Gemeinde Spittel, die 1903 eingemeindet wurde.

Zum amtlichen sorbischen Siedlungsgebiet zählen die Ortsteile Deutschbaselitz, Jesau, Kamenz, Thonberg und Wiesa.[4]

Geschichte

Kamenz im Jahre 1837

Gegen Ende des 12. Jahrhunderts wurde an der Stelle der heutigen Altstadt eine Burg zur Sicherung des Überganges der Via Regia über die Schwarze Elster erbaut. Die Via Regia war damals ein überregional bedeutender Handelsweg von Belgien bis hinein nach Schlesien. 1225 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt, seit 1319 war Kamenz freie Stadt. 1346 wurde der Oberlausitzer Sechsstädtebund gegründet, dessen westlichste Mitgliedsstadt Kamenz wurde. Am 6. Oktober 1429 wurde Kamenz für mehrere Tage von den Hussiten belagert und anschließend eingenommen. Die historischen Nachrichten sprechen davon, dass sich die meisten Bewohner zuvor durch Flucht retten konnten und in Dresden Aufnahme fanden. Die böhmischen „Gottesstreiter“ suchten auch die nähere Umgebung heim und verwüsteten das offene Landstädtchen Wittichenau und das Kloster St. Marienstern. Danach zogen sie gegen Bautzen.[5]

1547 war Kamenz vom Oberlausitzer Pönfall betroffen und büßte dabei einige Rechte ein.

In Kamenz gab es 1607–1655 Hexenverfolgungen: 1607 wurde Peter Babus, Henker in Kamenz, in einem Hexenprozess zum Tode verurteilt und 1655 Diakon Kaspar Dulichius enthauptet.[6]

Im Jahre 1707 vernichtete ein großer Stadtbrand viele Häuser in der Altstadt. 1729 wurde der Dichter und Schriftsteller Gotthold Ephraim Lessing in Kamenz geboren.

1896 wurde in Kamenz per königlichem Beschluss eine ständige Garnison eingerichtet. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde hier und in den anderen beiden Garnisonen der sächsischen Oberlausitz (Zittau und Bautzen) das Königlich Sächsische Reserve-Infanterie-Regiment 242 aufgestellt.

Während des Zweiten Weltkrieges vom Oktober 1944 bis April 1945 wurde im Gebäude der stillgelegten Tuchfabrik Gebr. Noßke & Co., Herrental Nr. 9 (Tarnname „Elster GmbH“), ein Außenlager des KZ Groß-Rosen betrieben, in dem nahezu 1000 Häftlinge, unter ihnen 150 Juden, für die Daimler-Benz AG Flugzeugmotorenteile herstellen mussten. Bis 1990 befand sich in Kamenz die Offiziershochschule der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung Franz Mehring der NVA mit zeitweise 1.500 Studierenden. Die blau-grauen Uniformen bestimmten das Bild der Kleinstadt. Bis Juli 2008 bestand der Landkreis Kamenz.

Religionen

Im Jahre 1925 waren von 11.165 Einwohnern 9.566 evangelisch-lutherisch (85,7 %)[7]. 2011 waren unter 15.582 Einwohnern noch 3.000 evangelisch (19,3 %) und 1.090 katholisch (7,0 %), während 11.490 keiner oder einer sonstigen Konfession angehörten (73,7 %).[8]

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung der Stadt
Jahr EW
1834 03.844
1871 6.404
1875 6.784
1880 6.820
1885 7.211
1890 7.749
1910 11.533
1925 11.165
1933 11.426
1939 (17.5.) 14.483
1946 (29.10.) 13.862
1950 (31.8.) 14.331
1955 14.981
1956 14.931
1957 14.857
1958 14.876
1959 14.944
Jahr EW
1960 14.888
1962 15.461
1963 15.350
1964 15.905
1965 16.236
1966 16.585
1967 16.657
1968 16.618
1969 16.528
1970 16.653
1971 16.532
1972 16.289
1973 16.315
1974 18.221
1975 18.001
1976 18.052
1977 18.030
Jahr EW
1978 18.001
1979 17.898
1980 18.143
1981 18.410
1982 18.377
1983 18.410
1984 18.339
1985 18.269
1986 18.323
1987 18.229
1988 18.126
1989 18.016
1990 (3.10.) 19.954
1997 18.882
1998 19.013
1999 19.136
2000 19.010
Jahr EW
2001 18.848
2002 18.606
2003 18.440
2004 18.308
2005 18.129
2006 18.009
2007 17.802
2008 17.431
2009 17.171
2010 16.990
2011 (30.11.) 16.819
2012 15.432
2013 15.301

Bei den Werten von 1834 bis 1950 handelt es sich um Volkszählungsergebnisse, danach überwiegend um Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter beziehungsweise der Stadtverwaltung selbst. Sie entsprechen bis 1989 dem jeweiligen Gebietsstand, ab 1990 dem heutigen. Konnte ein anderer Stichtag als der 31. Dezember ermittelt werden, ist dieser angegeben.

Politik

Rathaus von Kamenz

Stadtrat

Der Stadtrat von Kamenz zählt 22 Stadtverordnete und setzt sich seit der letzten Kommunalwahl am 25. Mai 2014 wie folgt zusammen:

Parteien und Wählergemeinschaften 2014 2009
% Sitze % Sitze
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) 29,2 7 20,6 5
Die Linke (LINKE) 27,2 7 27,5 7
Wählervereinigung Kamenz und Ortsteile 14,6 3 12,9 3
Wählervereinigung Wir für Kamenz 11,1 2 10,3 2
Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) 7,3 1 9,2 2
Freie Demokratische Partei (FDP) 7,0 1 10,6 3
Bündnis 90/Die Grünen (GRÜNE) 3,8 1 3,3 0
gesamt 100,0 22 100,0 22
Wahlbeteiligung 48,1 % 48,5 %

Kamenz ist die größte Stadt Deutschlands, in deren Stadtrat die SPD nicht vertreten ist.

Oberbürgermeister

Roland Dantz wurde im September 2011 mit 74,2 %[9] und 2018 mit 94,6 %[10] der Stimmen im Amt bestätigt.

Wappen

Wappen der Stadt Kamenz
Wappen der Stadt Kamenz

Beschreibung: „In Blau eine schwarzgefugte, gezinnte, goldene Stadtmauer mit geöffneten Tor, gezogenem dreispitzigen schwarzen Fallgatter und silbernen Flügeln, überragt von zwei wachsenden, sechseckigen, schwarzgefugten, goldenen, gezinnten Türmen mit je drei schwarzen Fenstern, zwischen ihnen ein aufgesetzter goldener Dreiecksgiebel, bestückt mit einer unterhalben goldenen Lilie, auf den Turmdächern wachsend je ein rotgekleideter, zugewandter, blonder, ein goldenes Hifthorn blasender Turmwärter in natürlichen Farben, ein Wappenschildchen haltend, darin in Rot ein silberner, goldgekrönter doppelschwänziger Löwe. - Vollwappen: Auf dem rot-blau bewulstetem, goldgekröntem Helm mit rechts rot-silbernen und links blau-goldenen Helmdecken zwischen einem schwarzen offenenen Flug wachsend der silberne goldgekrönte Löwe.“

Im Jahr 1319 nahm die Stadt Kamenz nach ihrem Lossagen von der Grafenherrschaft ein neues Stadtwappen an. Die goldenen Zinnenmauer steht für die Wehrhaftigkeit der Stadt, der doppelschwänzige Löwe ist der Böhmische Löwe und bekundet die böhmische Oberhoheit.[11]

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Blick über die Kamenzer Innenstadt
Marktplatz

Theater

Kamenz unterhält ein Theater, das 1999 wiedereröffnet wurde und seitdem neben dem Schauspiel auch Kabarett, Konzerte und Ähnliches anbietet.

Museen

Kamenz hat eine reiche Museumslandschaft. In der Stadt gibt es drei kommunale Museen: Das Lessing-Museum widmet sich dem berühmtesten Sohn der Stadt Gotthold Ephraim Lessing, das Museum Stadtgeschichte im Malzhaus beschreibt die Kamenzer Historie seit dem Mittelalter. Seit 2011 werden in dem ebenfalls von der Stadt betriebenen Museum Klosterkirche und Sakralmuseum St. Annen die Kunst- und Kirchenschätze der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Kamenz gezeigt. Das Museum der Westlausitz präsentiert vorwiegend Ausstellungen zur regionalen Natur, Landschaft und Geschichte.

Bauwerke

Das Rathaus Kamenz wurde 1847 bis 1848 durch Carl August Schramm im Stil der italienischen Neorenaissance erbaut. Auf dem Markt vor dem Rathaus befindet sich der Andreasbrunnen mit Justitia-Statue aus Sandstein.

Hauptkirche St. Marien
Lessingturm auf dem Hutberg

Im Süden der Altstadt sind Reste der mittelalterlichen Stadt- und Klosterbefestigung zu sehen, vor allem der Rote Turm, die Stadtschreiberbastei („Pichschuppen“), die Mönchsmauer und das Klostertor. Die evangelische Hauptkirche St. Marien (erbaut 1275 bis 1479, spätgotische Hallenkirche) ist die einzige aus Granit erbaute Hallenkirche nördlich der Alpen. Unmittelbar daneben steht die Katechismuskirche (Wehrkirche, vor 1358). Ebenfalls im Süden der Stadt liegt das Barmherzigkeitsstift mit Bönisch-Mausoleum, ein 1826 fertiggestelltes Krankenhaus für die Ärmsten der Armen.

Am Nordrand der Altstadt steht die Klosterkirche St. Annen (ca. 1510) mit insgesamt fünf spätgotischen Schnitzaltären und weiteren sakralen Kostbarkeiten. Gegenüber befindet sich die Lessing-Gedenkstätte am ehemaligen Standort des Geburtshauses Lessings. Das Lessinghaus gehört zu den 20 kulturellen Gedächtnisorten in den neuen Ländern. Weiter westlich steht eine Kursächsische Postdistanzsäule, errichtet 1725 am ehemaligen Königsbrücker Tor, heute Bönischplatz. Die vierte evangelische Kirche der Stadt ist die Begräbniskirche St. Just, die bereits als Pilger-Kapelle vor 1377 genannt wird.

Am äußersten Westrand der Kernstadt liegt die Hutbergbühne, eine Freilichtbühne für bis zu 10.000 Zuschauer. Am Ortsausgang Richtung Pulsnitz steht ein Königlich-sächsischer Ganzmeilenstein aus der Zeit von 1859 bis 1860. Eine Gedenktafel am Fabrikgebäude Herrental Nr. 9 erinnert an 125 KZ-Häftlinge, die Opfer von Zwangsarbeit wurden.

In der Liste der Kulturdenkmale in Kamenz sind die Kulturdenkmale der Stadt aufgeführt.

Natur

  • Hutberg (297 m) – Parkanlage mit Rhododendren, Azaleen und verschiedenartigen Gehölzen.
  • Etwa 32 Prozent des umgebenden ehemaligen Landkreises Kamenz stehen unter Landschafts- bzw. Naturschutz, es existiert ein gut ausgebautes Rad- und Wanderwegenetz.

Sport

In Kamenz ist der SV Einheit Kamenz beheimatet, dessen 1. Fußball-Männermannschaft in der Landesliga Sachsen spielt.

Im alten Stadtbad befindet sich ein Skaterpark, dessen Skater verschiedene Meisterschaften gewonnen haben.

Erstmals fand 2004 durch die VDH e. V. (Vereinigung Deutscher Handywerfer e. V.) die erste deutsche Meisterschaft im Handywerfen in Kamenz statt, wo 2005 auch die ersten Europameisterschaften auf deutschem Boden ausgetragen wurden und 2006 die erste Weltmeisterschaft nach Version der IAMPT.

Der Ostsächsische Schwimmverein Kamenz ist der zweitgrößte Verein der Stadt. International erfolgreiche Triathleten und Schwimmer trainieren hier.

Regelmäßige Veranstaltungen

Kulinarische Spezialitäten

Eine besondere Spezialität der Stadt ist das Kamenzer Würstchen, kurz auch „Kamenzer“ genannt. Die Knackwurst wird roh oder in Wasser erhitzt gegessen und ist bei vielen Kamenzer Familien zusammen mit Kartoffelsalat das traditionelle Gericht am Heiligen Abend. Die Füllung besteht zu je einem Drittel aus magerem und fettem Rindfleisch sowie aus durchwachsenem Schweinefleisch. Manche Fleischer mischen auch Schafsfleisch bei. Das Brät wird mit Salz, Pfeffer, Kümmel, Zwiebel und Paprika gewürzt, in Saitlinge abgefüllt und dann heiß geräuchert. Es wird vermutet, dass das Rezept ursprünglich aus dem nahen Städtchen Wittichenau stammt. Inzwischen wurden die Kamenzer Würstchen durch in Kamenz ausgebildete Fleischergesellen auch in anderen Teilen Sachsens bekannt gemacht.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Bahnhof Kamenz

Die nächstgelegene Anschlussstelle Burkau zur A 4 befindet sich etwa 12 km südlich. Von dort besteht Anschluss über die Staatsstraße S 94 Burkau–Kamenz–Bernsdorf und von der Anschlussstelle Pulsnitz über die S 95 Radeberg–Pulsnitz–Kamenz–Hoyerswerda. Weitere Staatsstraßen, die die Stadt erschließen, sind die S 93 von Kamenz nach Grüngräbchen an der Landesgrenze zu Brandenburg, die S 97 von Kamenz nach Zerna und die S 100 Radeburg–Königsbrück–Kamenz–Salzenforst. Am nordöstlichen Stadtrand befindet sich der Flugplatz Kamenz. Die zur Rhenus Veniro-Gruppe gehörende Regionalbus Oberlausitz GmbH betreibt ein Stadtbus-Netz mit drei Linien (Linie 21, 22, 23).

Kamenz liegt an den eingleisigen Hauptbahnen Lübbenau–Kamenz und Kamenz–Pirna. Nach Dresden verkehrt eine Regionalbahnlinie im Stundentakt. Der Bahnhof Kamenz (Sachs) ist heute Endpunkt der Linie SB 34 der Städtebahn Sachsen aus Dresden. Zum brandenburgischen Senftenberg verkehren seit Ende der 1990er Jahre keine Reisezüge mehr, nur noch Güterverkehr. Die Bahnstrecke nach Bischofswerda wurde komplett stillgelegt.

Ansässige Unternehmen

Optik-Experiment vom VEB Kamenzer Spielwaren im DDR-Museum Pirna

Die Stadt beherbergt vorwiegend kleinere und mittlere Betriebe aus den Bereichen Textil, Maschinenbau, Kaolinverarbeitung und Plastikverarbeitung. Größte überregionale bekannte Arbeitgeber sind hierbei ein Abfüllwerk des Spirituosenherstellers Jägermeister und der Textilwerbemittelspezialist Sachsen Fahnen.

Der Batteriehersteller Deutsche Accumotive, eine hundertprozentige Tochter der Daimler AG, ist größter Arbeitgeber des Ortes.[12] 2018 nahm dieser ein zweites Batteriewerk in Betrieb und plant 2020 insgesamt über 1000 Mitarbeiter zu beschäftigen.[13] Bis zu dessen Betriebsaufgabe 2015 war in Kamenz außerdem der Batteriezellenhersteller Li-Tec, ebenfalls eine Daimler-Tochter, ansässig.

Ein weiterer wichtiger Arbeitgeber in Kamenz sind verschiedene Behörden, wie das Landesamt für Statistik, dessen Sitz sich hier befindet. In Zukunft ist zudem mit einer wachsenden Bedeutung des Tourismus zu rechnen.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Stadt

  • Der wohl bekannteste Sohn der Stadt Kamenz ist der Dichter Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781), dessen Vater, Johann Gottfried Lessing, Pastor an der Hauptkirche St. Marien war. Das Geburtshaus Lessings wurde beim letzten großen Stadtbrand 1842 vernichtet, doch erinnert heute ein Museum an ihn.
  • Bruno Richard Hauptmann (1899–1936), ein deutscher Emigrant, der wegen der Entführung und der Ermordung von Charles Lindberghs Sohn Charles Lindbergh III zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, ist ebenfalls in Kamenz geboren worden.
  • International bekannt ist zudem Georg Baselitz (* 1938 als Hans-Georg Kern im Ortsteil Deutschbaselitz), der einer der bedeutendsten deutschen Maler der Gegenwart ist.

Persönlichkeiten, die vor Ort wirken oder gewirkt haben

Literatur

  • Kamenz. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 9, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 422.
  • Westliche Oberlausitz zwischen Kamenz und Königswartha (= Werte unserer Heimat. Band 51). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-05-000708-7.
  • Tino Fröde: Privilegien und Statuten der Oberlausitzer Sechsstädte – Ein Streifzug durch die Organisation des städtischen Lebens in Zittau, Bautzen, Görlitz, Löbau, Kamenz und Lauban in der frühen Neuzeit. Oberlausitzer Verlag, Spitzkunnersdorf 2008. ISBN 978-3-933827-88-3
  • Sächsische Heimatblätter 57(2011)3 – Thematisches Heft zum „Tag der Sachsen“ mit Beiträgen zur Stadt Kamenz, u. a.
    • Uwe Ulrich Jäschke: Kamenz – Die Stadt am Stein (S. 180–185)
    • Matthias Herrmann, Thomas Binder: Kamenz in der Oberlausitz – Du Ärmste der Sechsstädte, reich an Kultur und Geschichte (S. 186–191)
    • Stefan Krabath: Stadtarchäologie in Kamenz – Blick auf eine über 200jährige Forschungsgeschichte (S. 236–242)
  • Lutz Mohr: Die Hussiten in der Oberlausitz unter besonderer Berücksichtigung ihrer Feldzüge in den Jahren von 1424 bis 1434. Sonderausgabe Nr. 2 der Reihe "Geschichte und Geschichten aus Neusalza-Spremberg", Greifswald u. Neusalza-Spremberg 2014.

Weblinks

Commons: Kamenz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Kamenz – Quellen und Volltexte
Wiktionary: Kamenz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikivoyage: Kamenz – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. Informationsbroschüre Kamenz (Memento vom 27. Dezember 2008 im Internet Archive)
  3. Stand: 9. Mai 2011
  4. Sächsisches Sorbengesetz, Anlage zu § 3 (2)
  5. Vgl. L. Mohr 2014, S. 26ff.
  6. Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen. Köln/Weimar/Wien 2003, S. 517f.
  7. Digitales Historisches Ortsverzeichnis
  8. Zensusergebnisse 2011
  9. https://www.statistik.sachsen.de/wahlen/kw/kw2011/ERG14625250.htm
  10. https://www.mdr.de/sachsen/bautzen/bautzen-hoyerswerda-kamenz/oberbuergermeisterwahl-buergerentscheid-kamenz-100.html
  11. Dr. Siegfried Schlegel: Die Oberlausitz – Ein liebenswertes Stück Deutschland. 1. Auflage. Lausitzer Druck- & Verlagshaus GmbH, Bautzen 2008, ISBN 3-930625-45-8.
  12. Wohin gehst du, Kamenz? In: sz-online.de. Abgerufen am 10. September 2018.
  13. Accumotive-Werk II steht kurz vor der Betriebsaufnahme. In: accumotive.de. Abgerufen am 10. September 2018.