Lütjenburg

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Wappen Deutschlandkarte
Lütjenburg
Deutschlandkarte, Position der Stadt Lütjenburg hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 54° 18′ N, 10° 35′ OKoordinaten: 54° 18′ N, 10° 35′ O
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Plön
Amt: Lütjenburg
Höhe: 33 m ü. NHN
Fläche: 6,15 km2
Einwohner: 5443 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 885 Einwohner je km2
Postleitzahl: 24321
Vorwahl: 04381
Kfz-Kennzeichen: PLÖ
Gemeindeschlüssel: 01 0 57 048
Adresse der Amtsverwaltung: Neverstorfer Straße 7
24321 Lütjenburg
Website: www.stadt-luetjenburg.de
Bürgermeister: Dirk Sohn (CDU)
Lage der Stadt Lütjenburg im Kreis Plön
KarteAscheberg (Holstein)BarmissenBarsbekBehrensdorf (Ostsee)BelauBendfeldBlekendorfBokseeBönebüttelBösdorfBothkampBrodersdorfDannauDersauDobersdorfDörnickFahrenFargau-PratjauFiefbergenGiekauGrebinGroßbarkauGroßharrieHeikendorfHelmstorfHögsdorfHohenfeldeHöhndorfHohwacht (Ostsee)HonigseeKalübbeKirchbarkauKirchnüchelKlampKlein BarkauKletkampKöhnKrokauKrummbekKührenLaboeLammershagenLebradeLehmkuhlenLöptinLütjenburgLutterbekMartensradeMönkebergMuchelnNehmtenNettelseePankerPassadePlönPohnsdorfPostfeldPrasdorfPreetzProbsteierhagenRantzauRastorfRathjensdorfRendswührenRuhwinkelSchellhornSchillsdorfSchlesenSchönberg (Holstein)SchönkirchenSchwartbuckSchwentinentalSelentStakendorfSteinStolpeStoltenbergTasdorfTröndelWahlstorfWankendorfWarnauWendtorfWischWittmoldt
Karte

Lütjenburg (plattdeutsch Lüttenborg) ist eine Stadt im Kreis Plön in Schleswig-Holstein. Sie ist Verwaltungssitz des Amtes Lütjenburg. Nienthal und Neudorf liegen im Stadtgebiet.[2]

Geographie

Die Stadt liegt etwa 38 km östlich von Kiel an der Bundesstraße 202 und an dem kleinen Fluss Kossau. Ein Nachbarort ist das Ostseebad Hohwacht.

Geschichte

Mittelalter

Lütjenburg um 1895
Lütjenburg 2012

Die Geschichte Lütjenburgs begann mit einer befestigten Siedlung der Wagrier, die von Saxo Grammaticus Liutcha und von Helmold von Bosau Lutilinburg genannt wurde; sie lag vermutlich am großen Binnensee (Wallanlagen Alte Burg von Stöfs) und/oder am Sehlendorfer Binnensee (Wallanlage Hochborre/Hochborm bei Sechendorf und Futterkamp). Die Binnenseen konnten als Häfen dienen; die Wagrier haben sie für Raubzüge nach Dänemark genutzt. Das führte 1113 zu einem (erfolglosen) dänischen Flottenangriff auf Liutcha. Es kam wiederholt auch zu wagrisch-slawischen Einfällen in die holsteinisch-sächsischen Gebiete westlich des limes Saxoniae. Durch die Feldzüge Heinrichs von Badewide und des holsteinischen Overboden Marcrad I. wurden die Wagrier um 1138/39 schließlich besiegt und unter deutsche Herrschaft gebracht.

Im Rahmen der Kolonisations- und Missionierungsbemühungen Adolfs II. von Schauenburg wurde etwa 1156 die erste Lütjenburger Kirche errichtet, jedoch nicht bei der alten wagrischen Siedlung, sondern etwas landeinwärts am Kreuzungspunkt zweier Verkehrswege. 1163 fand Bischof Gerold von Oldenburg/Lübeck bereits eine kleine Ansiedlung deutscher Siedler bei der Kirche vor. Die Siedlung entwickelte sich als Rast- und Marktort und erhielt vermutlich noch von Adolf IV. von Schauenburg die Stadtrechte (vor 1238) gemäß dem Lübischen Recht. Zu diesem Anlass wurde mit der Errichtung des heutigen Kirchbaus begonnen. Es ist die älteste Backsteinkirche im Ostseeraum, zunächst hieß sie wohl St. Blasius, seit der Reformation St. Michaelis.

Die Wirtschaft der Stadt basierte auf Landwirtschaft, Handwerk und Handel, jedoch behinderte das Fehlen eines Hafens sowie die Konkurrenz benachbarter Städte wie Kiel (gegründet um 1240), Neustadt in Holstein (gegründet um 1244) und Heiligenhafen (gegründet um 1250) die Entwicklung des Handels erheblich. Aus diesem Grund gab es wiederholt Pläne, die Stadt an die Ostsee zu verlegen, wozu es letztlich jedoch nicht kam. Die wirtschaftliche Lage Lütjenburgs war schließlich so angespannt, dass Adolf VII. 1373 der Stadt eine fünfjährige Steuerbefreiung aussprach, was sehr ungewöhnlich war.

Neuzeit

Um 1497 gab die dänische Krone, der das Herzogtum Schleswig und das Herzogtum Holstein seit 1460 unterstanden, Lütjenburg als Erbbesitz an Hans Rantzau (1477–1522), den Gutsherrn auf Neuhaus (bei Giekau). Das Verhältnis zwischen der Stadt lübschen Rechts und ihren neuen adligen Herren war oft gespannt; in der Grafenfehde, einem Krieg Lübecks gegen Dänemark (und damit auch gegen die als dänische Statthalter und Heerführer fungierenden Rantzaus) 1534–1536, schlug sich Lütjenburg auf die Seite Lübecks. Zur Strafe dafür wurde die Stadt in einem Vertrag von 1545 zu Frondiensten für Gut Neuhaus verurteilt. Die fortgesetzten Konflikte zwischen Lütjenburg und Neuhaus wurden von nun an hauptsächlich auf juristischem Wege ausgetragen, wobei die Stadt mit ihrem Versuch, ihre Gerichtshoheit zu verteidigen, scheiterte.

Ferner klagte die Stadt über die Beeinträchtigung ihrer Landwirtschaft durch Jagdtätigkeit des auf den umliegenden Gütern (Neuhaus, Neudorf, Helmstorf, (Water-)Neversdorf, Panker, Hohenfelde, Kletkamp, Klamp) wohnenden Adels, während der Adel seinerseits den Lütjenburgern Diebstahl von Holz vorwarf. Andererseits waren die Lütjenburger Händler auf die Zustimmung der Gutsbesitzer angewiesen, um über Hohwacht Seehandel betreiben zu können.

Im Dreißigjährigen Krieg besetzte 1627 ein kaiserliches Heer die Stadt und plünderte sie; 1643 zahlte Lütjenburg dem schwedischen General Torstensson 1000 Reichstaler (eine sogenannte Brandschatzung), um eine neue Besetzung zu vermeiden. Überdies verwüsteten 1633 und 1645 Feuersbrünste die Stadt.

1639/42 wurde Lütjenburg von den Rantzaus an den Reichsgrafen Christian von Pentz, den Gouverneur von Glückstadt, abgetreten, im Tausch gegen Großenbrode und Gut Klausdorf. Der neue Besitzer verkaufte die Stadt sowie das Gut Neudorf bereits 1642 dem dänischen König Christian IV. Infolge der sich auch nach 1648 fortsetzenden Kriegswirren war die Stadt schließlich so hochverschuldet, dass Christian V. 1696 ihren Konkurs erklärte.

Während des Nordischen Krieges fiel 1713 der schwedische General Stenbock in Holstein ein; Lütjenburg musste erneut eine Brandschatzung von 2000 Reichstalern aufbringen. Danach blieb es bis zu den Napoleonischen Kriegen weitgehend friedlich und allmählich setzte ein bescheidener Aufschwung ein. Eine Volkszählung im Jahr 1769 ergab 1006 Einwohner. 1813–1815 war Holstein durch ein schwedisch-preußisch-russisches Heer besetzt, was auch für Lütjenburg umfangreiche Einquartierungen bedeutete.

Im Jahr 1826 vernichtete ein von der Windmühle ausgehendes Großfeuer etwa ein Drittel der Stadt, darunter auch den Kirchturm; der geschnitzte Hochaltar von 1467 blieb jedoch verschont. Die Windmühle wurde rasch wieder aufgebaut, da sie die Abhängigkeit von der Wassermühle des Gutes Helmstorf verringerte; 1929 brannte sie erneut ab.

Die Schleswig-Holsteinische Erhebung (1848–1851) kostete fünf Lütjenburgern das Leben und Bürgermeister Ludwig Wyneken das Amt, aus dem ihn die dänische Obrigkeit wegen Zweifeln an seiner Loyalität entfernte. Mit dem Ende der dänischen Herrschaft 1864 wurde er jedoch wieder eingesetzt. 1867 wurde Schleswig-Holstein preußische Provinz.

Zwanzigstes Jahrhundert

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die Wirtschaft der Stadt einen beachtlichen Aufschwung, insbesondere seit der Eröffnung der Eisenbahnlinie nach Malente 1892. Eine weitere Bahnstrecke, die Kleinbahn Kirchbarkau-Preetz–Lütjenburg, folgte 1910; sie führte zum Ende des Seehandels über Hohwacht. Per Bahn wurden u. a. Vieh, Fleischprodukte und Holz exportiert. Auch der Personenverkehr war ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor; auf der Strecke nach Malente verkehrten täglich 5–6 Personenzüge. Erst 1931 wurde die Straße nach Kiel fertiggestellt (heute Teil der Bundesstraße 202), wodurch Lütjenburg an den Kieler Wirtschaftsraum angeschlossen wurde, nach jahrhundertelanger Ausrichtung nach Lübeck.

Infolge der Industrialisierung entstanden erste Arbeitervereine. Die Lokalpolitik blieb jedoch konservativ geprägt; bis 1918 gab es keine sozialdemokratischen Stadtverordneten. Der wirtschaftliche Aufschwung kam während des Ersten Weltkrieges zum Erliegen. Die Stadt stellte eine Landsturmkompanie sowie eine Küstenschutzkompanie (in Hohwacht stationiert). 168 Soldaten aus Lütjenburg, bzw. den zugehörigen Dörfern und Höfen, fielen im Krieg.

Ende 1930 wurde eine NSDAP-Ortsgruppe in Lütjenburg gegründet; bei der Reichstagswahl vom 5. März 1933 entfielen bereits 52,5 % der Stimmen auf die NSDAP. Bürgermeister Ulrich Günther konnte nach der Machtergreifung im Amt bleiben, da er rechtzeitig in die Partei eingetreten war.

Während des Zweiten Weltkriegs unterhielt das Marinearsenal Kiel optische Werkstätten in Lütjenburg. Etwa 170 Lütjenburger Soldaten fielen im Verlauf des Krieges. Am 6. Mai 1945 besetzten Truppen des VIII. Korps der britischen 2. Armee kampflos die Stadt. Die Briten zogen sich jedoch bald wieder zurück, da in Ostholstein das Sperrgebiet F, genannt „Kral“, eingerichtet wurde, ein provisorisch weiterhin von der Wehrmacht verwaltetes Gebiet, in dem bis zu 750.000 ehemalige deutsche Soldaten interniert wurden. Kommandant des Gebiets war GenLt Wilhelm-Hunold von Stockhausen (1891–1964). Etwa 450 Internierte waren in Lütjenburg untergebracht.

Im Jahr 1950 betrug die Bevölkerung 4860 Einwohner, wovon 2326 Heimatvertriebene aus den Ostgebieten waren. Ein Großteil der Vertriebenen siedelte sich dauerhaft an; 1961 gab es 77 von Vertriebenen neugegründete Wirtschaftsbetriebe, denen 157 einheimische Betriebe gegenüberstanden.

Die Eröffnung der Schill-Kaserne der Bundeswehr im Jahr 1962 bewirkte einen weiteren Anstieg der Bevölkerung um etwa 1000 Menschen. In Lütjenburg war das Flugabwehrlehrregiment 6 der Bundeswehr beheimatet und mit etwa 950 Soldaten stationiert. Ende 2012 wurde die Kaserne geschlossen. 2013 soll die Liegenschaft von der Bundeswehr an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben abgegeben werden.[3]

1970 wurde in Lütjenburg ein SOS-Kinderdorf eröffnet, das zwölfte in Deutschland.

Zum 1. Januar 2008 ist die bis dahin amtsfreie Stadt dem Amt Lütjenburg-Land beigetreten, das seinen Namen daraufhin in Amt Lütjenburg geändert hat.

Im Oktober 2017 wurde die Stadt dadurch bekannt, dass sie von einem Landwirt 217.000 € für eine Anlieger-Beteiligung an einem Straßenneubau forderte. Das Verwaltungsgericht Schleswig reduzierte die Forderung auf 189.000 €, bestätigte jedoch im Grundsatz die Forderung. Der Vorfall führte zu einer generellen Kritik an der Umlage von Straßenbaukosten auf Anlieger in Schleswig-Holstein.[4]

Politik

Stadtvertretung

Die Wahl 2018 ergab folgendes Ergebnis:

Sitzverteilung in der Stadtvertretung Lütjenburg seit 2018
     
Insgesamt 21 Sitze
Stadtvertretungswahl Lütjenburg 2018 – Stimmenanteile
 %
50
40
30
20
10
0
46,1 %
24,7 %
18,0 %
6,7 %
4,5 %

Bürgermeister

  • 1802–1834: Christian August Henrici
  • 1834–1853: Ludwig Friedrich August Wyneken
  • 1853–1864: Hartmuth Brinkmann (Übergangsbürgermeister)
  • 1864–1867: Ludwig Friedrich August Wyneken
  • 1868–1893: Adolf von Weyhe
  • 1893–1919: Hermann Ronneberg
  • 1919–1921: Johann Carl Bosse
  • 1921–1924: Heinrich Witte
  • 1927–1934: Ulrich Günther (NSDAP)
  • 1935–1945: Georg Stücker (NSDAP)
  • 1945–1945: Werner Wolff (9. Juni – 6. November 1945)
  • 1945–1946: Friedrich Andreas
  • 1946–1946: August Voß (SPD)
  • 1946–1950: Otto Maack (CDU)
  • 1950–1956: Hermann-Ernst Günther (CDU)
  • 1956–1978: Friedrich Wilhelm Voges (CDU)
  • 1978–1978: Henning Koch (21. Juli – 13. November 1978) (CDU)
  • 1978–1996: Ralf Schmieden (CDU)
  • 1996–2002: Günther Marsula
  • 2002–2006: Silke Lorenz
  • 2006–2007: Thomas Hansen
  • 2008–2012: Lothar Ocker (CDU)
  • seit 1. Januar 2013: Dirk Sohn (CDU)

Im September 2012 wurde Dirk Sohn (CDU) von der Stadtvertretung zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. Lütjenburg ist damit eine der wenigen schleswig-holsteinischen Kommunen, die von der 2012 noch gültigen Regelung Gebrauch gemacht haben, dass Gemeinden ohne eigene Verwaltung mit mehr als 4000 Einwohnern einen hauptamtlichen Bürgermeister bestimmen können.

Wappen

Blasonierung: „In Blau über grün-silbernen Wellen eine durchgehende, torlose silberne Zinnenmauer, mit breitem Zinnenturm, der ein vierpassförmiges Fenster aufweist und mit zwei auswärts geneigten roten Fähnchen an goldenen Stangen und mit je drei sechsstrahligen goldenen Sternen übereinander besteckt ist; zwischen den Fähnchen ein roter Schild mit silbernem Nesselblatt; beiderseits des Turmes ein sechsstrahliger goldener Stern.“[5]

Das Wappen Lütjenburgs beruht auf dem Stadtsiegel von 1353. Mauern und Türme sind im Mittelalter die üblichen Zeichen für die Rechtsstellung als Stadt. Zugleich repräsentieren sie im Lütjenburger Wappen die namengebende Burg, deren Lage bis heute nicht bekannt ist. Doch bestehen begründete Vermutungen, dass die 1163 erstmals erwähnte „Luttelinburch“ mit der älteren slawischen Burg „Liutcha“ identisch ist. Bischof Gerold von Lübeck ließ kurz nach den Wendenkriegen 1156 in „Lutkenborch“ die heutige Michaeliskirche erbauen. Von Graf Gerhard I. von Holstein 1275 zur Stadt erhoben, entwickelte sich Lütjenburg durch seine verkehrsungünstige Lage ohne Hafen nur langsam zu einem kleinen Marktort für die umliegenden Güter. Ein überliefertes Siegel von 1353 und ein weiteres von 1374 zeigen das bis heute beibehaltene Bildmotiv. Verschiedene Darstellungsformen und Auslegungen haben insbesondere die Fähnchen im Laufe der Jahrhunderte erfahren. Die Sterne sind als Nesselblätter, Kreuzchen oder Rosen interpretiert worden und die Flaggen selbst als Schlüsselbärte oder Federn. Ende des 16. Jahrhunderts fehlte der Schildfuß; auch hatte der Turm Fenster und die Mauer Schießscharten und ein Tor. Trotz dieser darstellerischen Unterschiede ist das Wappenbild bis heute im Wesentlichen gleich geblieben.

Das Wappen wurde von dem Brunsbütteler Heraldiker Willy „Horsa“ Lippert gestaltet.

Flagge

Die Flagge wurde am 25. April 1952 genehmigt.

Die Stadtflagge zeigt auf blauem Grund, der oben und unten von einem schmalen Silberstreifen begrenzt wird, die silberne Burg und den übrigen Stadtwappeninhalt.

Jugendarbeit

Die (Sport-)Vereine der Stadt erhalten finanzielle Unterstützung für jedes minderjährige Mitglied und es gibt die Möglichkeit der Investitionshilfe bei außergewöhnlichen Projekten oder Anschaffungen. Außerdem hat die Stadt ein Jugendaktionszentrum (JAZ), das von der Arbeiterwohlfahrt betrieben wurde und seit Januar 2018 von städtischer Hand geführt wird. Hier werden verschiedene Kurse und Arbeitsgemeinschaften angeboten. Weiterhin profitiert die Stadt von der offenen Jugendarbeit des SOS-Kinderdorfs, das seine Tore drei Mal pro Woche für Jugendliche öffnet und einen Gemeinschafts- sowie einen Fitnessraum bietet.

Die in der Gemeindeordnung Schleswig-Holsteins geforderte Interessenwahrung der Kinder- und Jugendlichen wird unter anderem durch den „Stadtjugendring Lütjenburg e. V.“ umgesetzt. Dieser betreibt unter anderem (mit Unterstützung der Stadt) auch die „Rollende Spielbude“, einen Wagen mit Gesellschaftsspielen, Mal-Utensilien und einigem mehr. Dieser wird täglich wechselnd auf den Spielplätzen der Stadt abgestellt und steht somit allen Kindern zur Verfügung.

Soziale Stadt

Die Stadt Lütjenburg nimmt teil am Städtebauförderungsprojekt Soziale Stadt. Im Rahmen dieser Maßnahme entscheidet unter anderem der „Beirat Soziale Stadt“ über die Verteilung eines Budgets von 15.000 Euro jährlich für soziale Zwecke. Gefördert werden beispielsweise Projekte der örtlichen Kindergärten und Schulen, „Elternkurse“, Jugendfahrten oder sonstige Aktionen, die den Bürgern der Stadt zugutekommen. Die Sanierung des nördlichen Gildeplatzes in Lütjenburg wurde zunächst dem Projekt Soziale Stadt zugerechnet, später teilte das Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein auf Anfrage der örtlichen Grünen jedoch mit, dass es die Förderkriterien nicht erfüllt sieht.[6]

Partnerstädte

Partnerstädte Lütjenburgs sind:

Wirtschaft

Durch die Nähe zum Ostseebad Hohwacht besuchen auch sehr viele Touristen Lütjenburg, um Lebensmittel zu kaufen oder einfach nur zum Bummeln.

Die Bundeswehr war mit dem Flugabwehrlehrregiment 6 bis zu ihrem Abzug 2012 der größte Arbeitgeber in der Region. Die Firma Merz Dental, Anbieter von Medizintechnik, beschäftigt 181 Mitarbeiter.

Verkehr

Lütjenburg ist Endpunkt der Strecke aus Malente-Gremsmühlen, auf der aber seit 1996 planmäßig kein Bahnverkehr durchgeführt wird. Die Mittenwalder Eisenbahnimmobiliengesellschaft mbH & Co. KG hat die Bahnstrecke erneut gekauft und plant die Aufnahme von Draisinenverkehr. Bis zum Zweiten Weltkrieg endete die normalspurige Kleinbahn Kirchbarkau–Preetz–Lütjenburg hier. Das Bahnhofsgebäude und der Großteil der Gleisanlagen sind mittlerweile demontiert worden.

Wichtigste Verkehrsverbindung ist die B 202 (Oldenburg – Kiel), sie führt an Lütjenburg als Umgehungsstraße vorbei.

Bildung

Allgemeinbildende Schulen:

  • Förderzentrum Plön, Außenstelle Lütjenburg (seit 2012/Schwerpunkt Lernen), Friedrich-Speck-Straße, seit 2018 "Otto-Mensing-Haus"
  • Grundschule der Stadt Lütjenburg und der Gemeinden Giekau und Panker, Plöner Straße (306 Schüler in 14 Klassen)
  • Gemeinschaftsschule Hoffmann-von-Fallersleben, Kieler Straße (351 Schüler in 16 Klassen)
  • Gymnasium Lütjenburg, Kieler Straße (555 Schüler in 25 Klassen)
  • ehemalige Schule: Otto-Mensing-Realschule (Name seit 1964, Bildung der Gemeinschaftsschule 2012)

Schülerzahlen aus dem Schuljahr 2019/2020.[7]

Blick auf den Marktplatz und die St.-Michaelis-Kirche
Nachbau einer Turmhügelburg in Lütjenburg

Kultur

In Lütjenburg sind mehrere Chöre ansässig, die regelmäßig Chorkonzerte geben. Der bekannteste unter ihnen ist der Männerchor „Lütjenburger Liedertafel von 1841 e. V.“, einer der ältesten Männerchöre Schleswig-Holsteins, dem sich in neuerer Zeit ein Shanty-Chor angeschlossen hat. Es gibt den kleinen Kulturkreis Lütjenburg e. V., der Lesungen und klassische Konzerte organisiert. Des Weiteren gibt es die „Galerie Richter“, die – häufig wechselnd – künstlerische Werke aus allen Epochen und Zeiten präsentiert und Ateliers von Klaus Heckert vorstellt. Zudem existiert der Künstlerbund Hohwachter Bucht, in dem sich Künstler aus und rund um Lütjenburg locker zusammengeschlossen haben.

Gebäude und Sehenswürdigkeiten

Rathaus

Bekannt ist Lütjenburg für die alte Innenstadt mit dem Rathaus, dem Färberhaus und der seit der Reformation evangelischen Sankt-Michaelis-Kirche. In der nördlichen Seitenkapelle der Michaeliskirche befindet sich mit dem Grabmal für Otto von Reventlow eines der bedeutenden Kunstwerke der Spätrenaissance dieser Art in Schleswig-Holstein. Es wurde von dem flämischen Bildhauer Robert Coppens gefertigt. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der Bismarckturm Lütjenburg. Am Marktplatz liegt das älteste erhaltene Wohnhaus der Stadt, ein 1576 errichtetes Fachwerkhaus, das als „Färberhaus“ bekannt ist (obwohl dort nie ein Färber gearbeitet hat); heute beherbergt es das Standesamt. Außerdem findet sich am Stadtrand das Eiszeitmuseum.

Seit August 2003 existiert am Rand der Stadt in Nienthal die Rekonstruktion einer mittelalterlichen Turmhügelburg aus der Zeit um 1250. Sie entstand in enger Abstimmung mit dem Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein in Schleswig und ist praktisch in Handarbeit nach verschiedenen historischen Vorlagen und Quellen erbaut worden. Ein privater Förderverein baut die Burganlage zu einem mittelalterlichen Gehöft und einem lebenden Museum aus. In der Vorburg sind zahlreiche mittelalterliche Gebäude entstanden, so ein Wohn-Stallgebäude, eine Schmiede, ein Ritterhaus, ein großes Wirtschaftsgebäude sowie ein Kornspeicher. 2009 soll die Anlage mit einer Kapelle und einem großen Burgtor fertiggestellt werden.

In unmittelbarer Nähe der Stadt befinden sich die Güter Helmstorf, Neudorf, Panker und Gut Waterneverstorf mit ihren Herrenhäusern.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die in der Stadt gewirkt haben

Quellen

  • Johannes von Schröder, Hermann Biernatzki: Topographie der Herzogthümer Holstein und Lauenburg. Fränckel, Oldenburg/Holstein 1855.
  • Henning Oldekop: Topographie des Herzogtums Holstein. Band I, Verlag Bernd Schramm, Kiel 1908.
  • Helmut Willert: Umrisse der frühen Entwicklung Lütjenburgs. In: ZSHG. 117 (1992), S. 73–99.
  • Irmtraut Engling, Herbert Engling: Geschichte der Stadt Lütjenburg 1163–1918. Struve, Eutin 2002.
  • Sigurd Zillmann, Volker Zillmann: Geschichte der Stadt Lütjenburg 1918–1945. Struve, Eutin 2006.
  • Sigurd Zillmann: Geschichte der Stadt Lütjenburg 1945–1978. Struve, Eutin 2008.

Weblinks

Commons: Lütjenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Lütjenburg – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2022 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Schleswig-Holstein-Topographie. Bd. 6: Kronprinzenkoog - Mühlenrade. Flying-Kiwi-Verl. Junge, Flensburg 2006, ISBN 978-3-926055-85-9, S. 231 (dnb.de [abgerufen am 26. Juli 2020]).
  3. Bundesministerium der Verteidigung: Bericht zum Stand der Neuausrichtung der Bundeswehr. (PDF; 309 kB) 8. Mai 2013, S. 53, abgerufen am 18. Mai 2013.
  4. Lütjenburger wehrt sich gegen 190.000-Euro-Gebühr. In: NDR. 19. Oktober 2017, abgerufen am 21. Oktober 2017.
  5. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
  6. Inge Muster, Aristide Hamann – Grüne Lütjenburg Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/gruene-luetjenburg.de. Auf: gruene-luetjenburg.de, abgerufen am 6. März 2012. Pressemitteilung der Grünen und Brief des Innenstaatssekretärs zur Fördertauglichkeit des Gildenplatz-Umbaus
  7. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein: Verzeichnis der allgemeinbildenden Schulen in Schleswig-Holstein 2019/2020
  8. Curt Stoermer: Nachruf auf einen Maler, in: Der Wagen 1967, S. 112–114.