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Sex

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Datei:Missionary Sex Position.png
Der Geschlechtsverkehr in der Missionarsstellung.

Unter Sex wird die praktische Ausübung von Sexualität verstanden. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet dieser Ausdruck jedwede Art sexueller Interaktion zwischen zwei oder mehr Menschen, jedoch auch - wenngleich dies nicht ganz korrekt ist - den Sex „mit sich selbst“ (Autosexualität).

Der biologische Aspekt des Geschlechtsverkehrs ist die Fortpflanzung und damit die Weitergabe der eigenen Gene an die nächste Generation. Sex unter Tieren, der für gewöhnlich Begattung genannt wird, dient zwar für gewöhnlich diesem Ziel, doch ist bei einer Reihe von Arten, etwa den Bonobos und Delfinen, Sex ähnlich wie beim Menschen auch Teil der sozialen Interaktion. Beim Menschen ist Sex kein reines Instinktverhalten mehr, sondern unterliegt bewussten Entscheidungsprozessen. Sexualität hat eine so starke soziale Funktion, dass es nur noch in einer Minderheit der Fälle beim Sex um die Zeugung selbst geht. Menschen kommunizieren durch Sex und drücken ihre Gefühle aus, etwa durch Zärtlichkeiten, Worte, verschiedene sexuelle Praktiken, aber auch negativ durch besitzergreifendes Verhalten und im Extremfall durch sexuelle Gewalt.

In allen Kulturen wird einvernehmlicher Sex insbesondere auch als ein möglicher Ausdruck der Liebe zwischen zwei Personen verstanden. Der Koitus ist dann für die Sexualpartner in der Regel nur ein Teil eines viel umfassenderen Sexuallebens, welches auch weitere Formen von körperlichen Zuwendung und Zärtlichkeiten umfasst.

Physiologie und Psychologie

Sexueller Appetit

Der Begriff „Libido“, der ursprünglich aus der Psychoanalyse von Sigmund Freud stammt, umschreibt das sexuelle Verlangen, die sexuelle Begierde bzw. den Geschlechtstrieb, mit der Folge der „sexuellen Appetenz“, die ähnlich dem Ausdruck „Hunger“ beim Wunsch zur Nahrungsaufnahme zu verstehen ist. Die Libido ist abhängig von der Produktion der Sexualhormone (Testosteron bei Männern und Östrogen bei Frauen ). Viele Frauen berichten von Schwankungen der Libido im Laufe des weiblichen Zyklus.

Sexuelle Erregung ist zunächst eine Reaktion des Limbischen Systems im Gehirn auf bestimmte sensorische Reize, die als Folge unwillkürliche körperliche Reflexe zur Folge haben können, die dann vielleicht zur Einleitung des Paarungsverhaltens führen.

Reaktionszyklus beim Sex

Der Ablauf der Vorgänge beim Sex - mit oder ohne Partner oder Partnerin - wird sexueller Reaktionszyklus genannt und in vier Phasen eingeteilt:

Erigierte Brustwarze
  1. Während der Erregungsphase steigen Puls und Blutdruck an: der Sex flush setzt ein. Bei der Frau schwellen Klitoris, Schamlippen und Brustwarzen an, beim Mann der Penis. Diese Erektionen sind ein natürlich ablaufender Vorgang bei sexueller Erregung, der durch die Anstauung des Blutes in den dazugehörigen Schwellkörpern dieser Organe (allerdings nicht bei den Brustwarzen) hervorgerufen wird. Sie wird normalerweise durch das Erektionszentrum im unteren Rückenmark ausgelöst, etwa durch reflektorische mechanische Reizung, erotische Gedanken, erotisierende sinnliche Wahrnehmungen oder Vorstellungen, natürlich auch direkt durch fremde Liebkosung oder eigene Manipulationen. Gleichzeitig ist die Erektion beim Mann eine der Voraussetzungen für die Penetration, d.h. den Koitus, obwohl ein aktives und erfülltes Liebesleben auch ohne eine solche möglich ist.
  2. Während der Plateauphase wird einige Zeit lang ein individuell unterschiedliches Erregungsniveau gehalten, wobei die Muskelanspannung intensiviert wird und Puls und Blutdruck weiter ansteigen. Die äußeren Schamlippen der Frau schwellen an und vaginales Transsudat tritt aus; die Bartholinschen Drüsen geben ihre klare Flüssigkeit erst spät in dieser Phase ab, während Männer ein Sekret aus den Cowperschen Drüsen absondern.
  3. In der dritten Phase, dem Orgasmus, wird die Lust für einige Sekunden am stärksten empfunden. Die Durchblutung der Haut erhöht sich auf ein Maximum, die Frequenz des Herzschlags kann sich verdoppeln, der Blutdruck steigt und die Atmung beschleunigt sich, was sogar zu einem kurzen Bewusstseinsverlust führen kann. Währenddessen kommt es zu unwillkürlichen, rhythmischen Muskelkontraktionen in der Genital- und Analregion.
    • Ein durchschnittlicher Orgasmus der Frau besteht aus etwa 5 bis 15 Muskelkontraktionen der „orgastischen Manschette“, das sind einige Muskeln im Unterleibsbereich. Dabei kann manchmal bei der Weiblichen Ejakulation eine klare Flüssigkeit aus dem G-Punkt-Drüsenzentrum (Prostata feminina) abgegeben werden. Viele Frauen haben eine langsamere und flachere Erregungskurve als Männer und benötigen daher mehr Zeit, um einen sexuellen Höhepunkt erreichen zu können.
    • Der Mann stößt beim Orgasmus mit der Ejakulation dank koordinierter Kontraktionen des Nebenhodengangs, des Samenleiters, der Bläschendrüse, Prostata und Harnröhre sowie mithilfe der Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur in der Regel ca. 2 bis 6 ml Sperma aus. Orgasmus und Ejakulation können jedoch auch unabhängig voneinander auftreten.
  4. Die letzte Phase ist die Refraktärperiode, in der nach dem sexuellem Höhepunkt Erektionen zurückgehen und sich die Herz-Kreislauf-Funktion wieder normalisiert. Dies geschieht bei der Frau in der Regel erheblich langsamer als beim Mann. Es kommt bei Männern oftmals zu Gefühlen der Müdigkeit. Die meisten Männer brauchen dann einige Minuten oder auch erheblich länger (mit zunehmendem Alter auch mehrere Tage) bis sie den sexuellen Reaktionszyklus wiederholen können.

Sexuelle Orientierung

Suzuki Harunobu, „Shunga“ (um 1750), Detail

Als „sexuelle Orientierung“ oder „Neigung“ wird das hauptsächliche sexuelle Interesse einer Person in Hinblick auf ein bestimmtes Objekt ihrer sexuellen Wünsche bezeichnet. In Bezug auf das Geschlecht des Gegenübers spricht man bei einer tendenziell eher gegengeschlechtlichen Ausrichtung von Heterosexualität, bei tendenziell eher gleichgeschlechtlicher Ausrichtung von Homosexualität, bei etwa gleichem Interesse an beiderlei Geschlechtern von Bisexualität. Interessiert sich jemand für keines der beiden Geschlechter, spricht man von Asexualität. In Bezug auf das Alter des Sexualpartners wird das Interesse an Kindern als Pädophilie, an Jugendlichen als Ephebophilie und an sehr viel älteren Menschen als Gerontophilie bezeichnet. Sexualität kann mit nur einem Partner (Monogamie) oder mit mehreren Partnern (Promiskuität) gelebt werden. Tabuisiert sind sexuelle Handlungen mit Tieren (Sodomie) und mit Toten (Leichenschändung). Darüber hinaus existiert eine Vielzahl sogenannter Paraphilien.

Eine sexuelle Orientierung als solche ist grundsätzlich nicht als psychiatrisch behandlungsbedürftig anzusehen. Wenn jedoch „Psychische und Verhaltensstörungen in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und Orientierung“ diagnostiziert werden, d.h. wenn etwa die oder der Betreffende wünscht, die eigene sexuelle Orientierung zu ändern, wenn eine „Sexuelle Reifungskrise“ vorliegt, die sich auf psychische Probleme im Zusammenhang mit Unsicherheit oder Wandel der Sexualorientierung bezieht oder wenn eine „Sexuelle Beziehungsstörung“ festgestellt wird, bei der die Geschlechtsidentität oder sexuelle Orientierung Probleme bereitet, ändert sich diese Einschätzung.

Intersexualität, Transgender, Transsexualität und Transvestitismus gehören nicht zur sexuellen Orientierung, sondern zum Bereich der sexuellen Identität (vgl. Identitätsgeschlecht, Sex und Gender).

Sexualpraktik

Ein Löwenpärchen bei der Kopulation

Eine Sexualpraktik ist jede Handlung, die subjektiv der sexuellen Befriedigung dient. Dies sind nicht nur Manipulationen der Genitalien, sondern alles, was als stimulierend empfunden werden kann, wie zum Beispiel der Kuss.

Bei den Säugetieren ist die häufigste sexuelle Praktik der vaginale Geschlechtsverkehr -- meist in der a-tergo oder „Missionarsstellung“. Auch oraler Kontakt mit den Geschlechtsteilen und dem Afterbereich des Partners so wie homosexuelle Praktiken kommen vor.

Da beim Menschen Sex durch die Entkopplung von der Fortpflanzung einen eigenen Sinn und Zweck innehat, entwickelte dieser eine große Vielfalt von sexuellen Praktiken, die einerseits Ausdruck seiner Kreativität und der Freude am körperlichen Miteinander sind, andererseits auch ganz praktische Hintergründe hat, etwa wenn heterosexueller Analverkehr häufig zur Empfängnisverhütung praktiziert wurde - auch wenn dies eine höchst unsichere Methode ist.

Selbstbefriedigung

Autosexualität oder „Selbstbefriedigung“ umfasst alle sexuelle Praktiken, die eine einzelne Person ausübt. Die Masturbation (von lateinisch manu stuprare „Unzucht treiben mit der Hand“) im wörtlichen Sinne wird mit der Hand durchgeführt, kann im Allgemeinen aber auch unter Zuhilfenahme der verschiedensten Gegenstände durchgeführt werden.

Sex ohne Geschlechtsverkehr

Erogene Zonen der Frau

Sexuelle Praktiken, die nicht auf eine Person beschränkt sind, umfassen erotische Massagen, die Stimulation der erogenen Zonen (u.a. die Brustwarzen und Ohrläppchen) und des gesamten Körpers, d.h. Necking und Petting. Darüber hinaus gibt es jedoch noch eine Reihe von Praktiken, die von der Gruppe der Beteiligten als sexuell stimulierend empfunden werden: Rollenspiele, Verkleidungen, Verzögerungen oder Beschleunigungen sexueller Handlungen, sexuelle Handlungen an einem bestimmter Ort, der gemeinsame Konsum erotischer oder pornografischer Materialien, aber auch stärkere Reize wie Schmerz (Sadomasochismus) oder Elektrostimulation. Fast alle Dinge oder Handlungen können sexuell aufgeladen werden.

Geschlechtsverkehr

Als „Geschlechtsverkehr“ („Beischlaf“) bezeichnet man die sexuelle Vereinigung zweier Sexualpartner, die in der Penetration oder intensiven Stimulation der Geschlechtsorgane bei sexuellen Kontakten - gleich welcher Art - besteht. Beim partnerschaftlichen Sex wird durch das zärtliche Vorspiel, dem intimen Austausch von Zärtlichkeiten, die beiderseitige Lust gesteigert. Eine Penetration kann dabei im Eindringen von Penis, Hand, Fingern oder Sexspielzeug in eine Körperöffnung des Gegenübers bestehen.

Jacques Joseph Coiny, „Paris et Oenone“, Stich nach Agostino Carracci

Unter „heterosexuellem Geschlechtsverkehr“ wird in der Regel das Einführen des Penis in die Vagina mit nachfolgendem Vor- und Zurückbewegen verstanden. Durch diese Gleitbewegung wird meist der Mann soweit stimuliert, dass er zum Orgasmus kommt; allerdings können nur etwa 30% der Frauen, auch wenn sie normalerweise hierbei ebenfalls erregt werden, durch den Vaginalverkehr allein einen Höhepunkt erreichen. Oftmals ist eine zusätzliche Stimulation der Klitoris durch sie selbst oder den Partner bzw. die Partnerin hilfreich. Diese Art von Sex kann in verschiedenen Stellungen - der „Missionarsstellung“, „Hündchenstellung“, „Reiterstellung“ usw. praktiziert werden. Beim Vaginalverkehr kann es besonders leicht zur Zeugung eines Kindes kommen.

Beim Oralverkehr findet der Geschlechtsverkehr mit Mund und Zunge statt, wobei die Kombination Mund-Penis als „Fellatio“, die Kombination Mund-Vagina als „Cunnilingus“ bezeichnet wird. Eine gleichzeitige gegenseitige orale Stimulierung wird sehr bildlich auch „Neunundsechzig“ genannt. Auch anale Stimulation kann oral erfolgen, wenn der hoch empfindliche Damm oder der äußere Schließmuskel mit Mund und Zunge berührt werden (Anilingus).

Beim Analverkehr wird der Penis in den Anus des Gegenübers eingeführt. Auch Analverkehr kann in verschiedenen Stellungen praktiziert werden; darüber hinaus wird er auch mit den Fingern oder mit dafür geeigneten Gegenständen ausgeübt.

Sonstige Praktiken

Datei:Tribadism-1.jpg
Tribadie

Neben diesen Praktiken kennt man auch das gegenseitige Aneinanderreiben der Geschlechtsteile (Tribadie), das Einführen der ganzen Hand oder des Unterarms in eine Körperöffnung des Gegenübers (Fisting), den Sex zwischen den Brüsten einer Frau (Busensex), den Verkehr zwischen den Schenkeln (Schenkelverkehr) oder den Pobacken (Pobacken-Sex). Besondere Formen des Geschlechtsverkehrs sind u.a. der schnelle Sex (Quickie), der Sex zu Dritt (Triole) oder in der Gruppe (Gruppensex, Gang Bang). Ohne körperlichen Kontakt kommen das sexuelle und obszöne Sprechen (Verbalerotik, Dirty Talking, Telefonsex, Cybersex), das Beobachten der Sexualität anderer Menschen (Voyeurismus) und das Vorzeigen der eigenen Sexualität (Exhibitionismus) aus.

Paraphilien

Zu den Paraphilien oder sexuellen Abweichungen werden unter anderem gezählt: der Fetischismus (Fixierung auf Objekte oder Handlungen, z.B. Füße, Kleidungsstücke) und die Objektsexualität; Unterwerfung und Beherrschung, Fesselung, Sadismus und Masochismus (BDSM, Bondage, Sadomasochismus); Praktiken zur Befriedigung des Besudelungstriebes (Gesichtsbesamung, Urophilie, Koprophilie usw.) und vieles weiteres mehr.

Sex und Gesundheit

Sexuell übertragbare Krankheiten

Jene Krankheiten, die vorwiegend durch sexuelle Aktivitäten übertragen werden und mit denen sich die Venerologie beschäftigt, nennt man sexuell übertragbare Krankheiten. Die Ursache für diese Krankheiten sind Infektionen durch Einzeller, Bakterien oder Viren. Die in früherer Zeit weit verbreiteten „klassischen Geschlechtskrankheiten“ wie die Syphilis, Gonorrhoe („Tripper“), Lymphopathia venerea („venerische Lymphknotenentzündung“) und Ulcus molle (der „weiche Schanker“) sind heute nur noch von untergordneter Bedeutung. Die größte Gefahr geht von AIDS/HIV, Hepatitis B, Herpes genitalis, Chlamydien- und Trichomonaden-Infektionen sowie verschiedenen humanen Papilloma-Viren, die u.a. das Zervixkarzinom bei der Frau auslösen können, aus.

Hautveränderungen durch Filzläuse

In ganz Europa wird eine drastische Zunahme aller Geschlechtskrankheiten festgestellt, da inzwischen weite Bevölkerungsteile glauben, dass diese Krankheiten ausgerottet seien. Da die HIV-Infektion noch immer als Randgruppenproblem betrachtet wird, verzichten viele Menschen leichtsinnigerweise auf den Schutz durch ein Kondom (s.u.).

Da eine Ansteckung niemals zu 100% ausgeschlossen werden kann, stellen sexuell übertragbare Krankheiten ein unausweichliches Grundrisiko eines sexuell aktiven Menschen dar, das dieser akzeptieren muss (s. aber Asexualität). Der konsequente Gebrauch von Kondomen verringert dieses Risiko jedoch drastisch. Die Hepatitis-B-Impfung kann das Risiko und die Schwere einer Infektion mit Hepatitis B deutlich mildern. Jährlich sterben mehr Menschen an Hepatitis B als an allen anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen zusammengenommen.

Bei dem Verdacht einer möglicherweise erfolgten Ansteckung durch Hepatitis B, C und HIV steht für 48 Stunden nach dem Ereignis mit der postexpositionellen Prophylaxe ein nachträglich vorbeugender, aber auch sehr unsicherer Behandlungsversuch zur Verfügung.

Verhütung

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Drei „Gummis“

Als „Verhütung“ kann die Verhinderung einer Empfängnis, andererseits auch die sexualhygienische Prophylaxe von Krankheiten verstanden werden.

Das wichtigste Verhütungsmittel ist das Kondom, welcher normalerweise aus einer Latex-Hülle besteht, die über den erigierten Penis abgerollt wird, um sowohl Schwangerschaften als auch die Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten zu vermeiden. Kondome für Frauen (Femidome) und Lecktücher haben noch keine weite Verbreitung gefunden. Bei richtiger Anwendung ist die Sicherheit eines Kondoms sehr hoch, wenn auch nicht so sicher wie hormonelle Verhütungsmittel; es ist jedoch das einzige Verhütungsmittel welches auch eine Ansteckung mit HIV, Gonorrhoe und Hepatitis B weitgehend verhindern kann (s. auch die Gebrauchsanleitung).

Die „Pille“

Das bekannteste Mittel zur Verhütung einer Schwangerschaft ist die Antibabypille („Die Pille“), die seit 1960 in den Industrienationen am häufigsten als Kontrazeptivum verwendet wird. Das regelmäßig oral einzunehmende Hormonpräparat, das die weiblichen Hormone Östrogen und Gestagen enthält, bietet bei korrekter Anwendung einen sehr hohen Schutz. Die Hormone unterdrücken die Eireifung, die Ovulation und verschließen die Gebärmutter gegenüber Spermien, indem dem weiblichen Körper sozusagen eine Schwangerschaft vorgetäuscht wird. Ein Schutz vor Ansteckung mit Krankheiten, insbesondere AIDS, ist durch die Pille nicht gegeben und wird nur durch die zusätzliche Benutzung eines Kondoms erreicht.

Darüber hinaus existieren eine Vielzahl weiterer Verhütungsmethoden und Verhütungsmittel.

Sexuelle Störungen

Die Sexualmedizin („Sexologie“), die eng mit der Sexualforschung verknüpft ist, beschäftigt sich mit der Erhaltung und Förderung der sexuellen Gesundheit. Teilgebiete sind neben den Störungen der Geschlechtsidentität (Probleme mit der sexuellen Orientierung, Transsexualität) und des soziokulturell determinierten Sexualverhaltens (Paraphilien) vor allem die Bereiche der sexuellen Funktionsstörungen und der sekundären sexuellen Störungen. Letztere haben ihre Ursache in somatischen Primärerkrankung wie Stoffwechselerkrankungen, Krebserkrankungen oder neurologischen Erkrankungen (z.B. Multiple Sklerose).

Zu den sexuelle Funktionsstörungen von Mann und Frau werden vor allem die erektile Dysfunktion, die Anorgasmie und der Vaginismus gerechnet.

  • Die häufigste sexuelle Störung des Mannes ist der vorzeitige Samenerguss (lat. Ejaculatio praecox), wenn dieser unfähig ist, den Zeitpunkt der Ejakulation beim Geschlechtsverkehr selbst zu steuern. Die Ejaculatio praecox ist gekennzeichnet durch einen frühzeitigen Samenerguss, meistens kurz nach der Einführung des Penis in die Vagina, oft jedoch auch bereits davor, da bei diesen Männern bereits ein Erregungsniveau erreicht ist, in dem eine Kontrolle nicht mehr möglich ist. Etwa 20% aller Männer geben an, unter diesem Problem zu leiden. Bei der Behandlung von leichten Formen stehen etwa das Miteinbeziehen der Partnerin oder des Partners, die Minimierung des Erfolgsdrucks (z.B. durch ein vorläufiges Verbot des Geschlechtsverkehrs) oder - bei jungen Männer - die verzögerte Ejakulation nach einem kürzlich vorangegangenen Orgasmus im Mittelpunkt.

Sex und Gesellschaft

Moralisches

In allen Gesellschaften sind sexuelle Kontakte mit moralischen Vorstellungen verbunden. Das gilt besonders für den Geschlechtsverkehr, der nicht zuletzt auch Fortbestand einer Gesellschaft durch die Zeugung neuer Generationen leisten muss. Die Gesamtheit der sozialen Normen und Wertvorstellungen, die ebenso vom jeweiligen Volk und von der Kultur wie auch von der Gesellschaft und ihrer Epoche abhängig sind, wird als „Sexualmoral“, die Reflexion darüber als „Sexualethik“ bezeichnet.

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Homosexuelles Paar in Berlin, 1926

Die Ethik der westlichen Gesellschaft ist nachhaltig durch den jüdischen und christlichen Glauben („jüdisch-christliches Moralerbe“) geprägt. Seit dem Mittelalter dominierten im westeuropäischen Raum die katholischen Institutionen, später auch andere christliche Kirchen die öffentliche Meinung von Sexualität. Freude an der Sexualität galt weithin als sündhaft, nur die im Sakrament der christlichen Ehe eingebundene Zeugung und Fortpflanzung wurde moralisch befürwortet und gefördert, wenngleich die Praxis anders ausgesehen haben mag. Nach einer Phase der bejahenden Einstellung zur Sexualität veränderte sich im 18. Jahrhunderts die Einstellung durch die sich durchsetzende bürgerliche und protestantische Sexualmoral, zum anderen die Einschätzung von verschiedenen Verhaltensweisen sexueller Art als „krank“: Selbstbefriedigung wurde als gesundheitlich schädlich angesehen, ebenso die kindliche Sexualität. Mit der fortschreitenden Säkularisierung der westlichen Welt im 20. Jahrhunderts fanden seitdem mehr und mehr sexuelle Aktivitäten und Verhaltensweisen Akzeptanz. Die Tabuisierung des Sexuellen ist jedoch oft bis heute wirksam: öffentlich „zelebrierte“ sexuelle Tabubrüche, z.B. im Fernsehen, sind hier ebenso ein Indiz wie die oftmals noch praktizierte Doppelmoral.

Die meisten Menschen, die in westlichen Gesellschaften aufgewachsen sind, können drei moralische „Mindestregeln“ für den Sex akzeptieren:

  • Die sexuellen Handlungen werden von den Sexualpartnern einvernehmlich vorgenommen, das heißt, jeder Partner stimmt diesen Handlungen in vollem Bewusstsein über die Konsequenzen und in freier Entscheidung - das heißt: ohne Zwang - zu.
  • Durch die sexuelle Betätigung sollten keine bleibenden körperlichen oder seelischen Schäden weder bei den Partnern noch bei Dritten hervorgerufen werden.
  • Durch die sexuelle Betätigung sollten nur dann Kinder gezeugt werden, wenn man die Verantwortung und die Pflichten, die damit einhergehen, voll zu übernehmen imstande ist.

Normative und kulturelle Unterschiede in der Sexualmoral bestehen bezüglich der formalen Beurteilung von Ehe, Sex vor und außerhalb der Ehe (Ehebruch), der Formen des Zusammenlebens (Monogamie, Polygamie, Polyamorie, Polyandrie), der Haltung zur Prostitution, des Alters der Ehefähigkeit, der Zeiten und Ausführungen des Geschlechtsverkehrs usw. Weitgehende soziokulturelle Übereinstimmung besteht hingegen bezüglich der Ausübung des Geschlechtsverkehrs nur im Privaten, der Ächtung von Vergewaltigungen und dem Inzesttabu.

Rechtliches

Paul Gauguin, „Verlust der Jungfräulichkeit“ (1890/91)

In vielen Gesellschaften werden vor allem jene Handlungen verfolgt, bei denen man weiß oder annimmt, dass sie gegen den Willen von einzelnen Beteiligten stattgefunden haben bzw. dass die Beteiligten mögliche schädliche Konsequenzen ihrer Handlungen nicht überschauen. Hierunter fallen vor allem Vergewaltigung und sexuelle Nötigung, weiterhin sexuelle Handlungen mit Kindern (sexueller Missbrauch von Kindern) oder geistig Behinderten und anderen widerstandsunfähigen Personen, die nicht wissentlich einwilligen oder frei zustimmen können (Sexueller Missbrauch). Ebenfalls verboten ist der Beischlaf unter sehr nahen Verwandten (Inzest), der belästigende Exhibitionismus durch Männer und sexuelle Handlungen in der Öffentlichkeit („Erregung öffentlichen Ärgernisses“). Das Verbot sexueller Handlungen mit Tieren wurde 1969 durch die Große Strafrechtsreform aufgehoben (das Tierschutzgesetz gilt jedoch weiterhin).

Sex und Sprache

Für jede Art von Sex, auch für den Geschlechtsverkehr, haben sich auch umgangssprachlich eine Vielzahl von Ausdrücken eingebürgert. Näheres findet sich im Artikel Sexuelle Begriffe in der Umgangssprache.

Siehe auch

Literatur

  • Ruth K. Westheimer: Sex für Dummies. Was Sie schon immer über Sex wissen wollten. 3. Aufl.. MITP, Bonn 2001, ISBN 3-8266-2947-7
  • Jürgen Brater: Lexikon der Sex-Irrtümer. 500 intime Richtigstellungen von Aufklärung bis Zungenkuss. Ullstein, Berlin 2005, ISBN 3-548-36721-6
  • Geoffrey Parrinder: Sexualität in den Religionen der Welt. Patmos, Düsseldorf 2004, ISBN 3-491-69114-1 (Kuturell-religiöse Unterschiede beim Sex, Schwerpunkt in Asien, aber auch in Afrika, im Islam, Judentum und Christentum)
  • Michael Miersch: Das bizarre Sexualleben der Tiere. Ein populäres Lexikon von Aal bis Zebra. Eichborn, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-8218-1519-1 (Liebespraktiken, Balzrituale, skurrile Genitalien und verblüffende Tricks der Tiere.)
  • Thomas Hecken: Gestalten des Eros. Die schöne Literatur und der sexuelle Akt. Westdeutscher Verlag, Opladen 1997, ISBN 3-531-12901-5 (Darstellung von Sex in der abendländischen Literatur von früher bis heute.)
  • Judith Mackay: The Penguin atlas of human sexual behavior. Sexuality and sexual practice around the world. Penguin, New York 2000, ISBN 0-14-051479-1 (Verschiedene Sexpraktiken auf der Welt)

Siehe auch die Literaturhinweise im Artikel Sexualität.

Weblinks

Wiktionary: Sex – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Sex – Zitate
Commons: Sex – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien