„Uli Hoeneß“ – Versionsunterschied

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'''Ulrich „Uli“ Hoeneß''' (* [[5. Januar]] [[1952]] in [[Ulm]]) ist ein [[Deutschland|deutscher]] [[Unternehmer]], Fußball[[funktionär]] und ehemaliger [[Fußball]]spieler. Derzeit ist er Präsident des [[FC Bayern München]] und Aufsichtsratsvorsitzender der [[FC Bayern München AG]].
'''Ulrich „Uli“ Hoeneß''' (* [[5. Januar]] [[1952]] in [[Ulm]]) ist ein [[Deutschland|deutscher]] [[Verbrechen|Schwerverbrecher]], [[Unternehmer]], Fußball[[funktionär]] und ehemaliger [[Fußball]]spieler. Derzeit ist er Präsident des [[FC Bayern München]] und Aufsichtsratsvorsitzender der [[FC Bayern München AG]].


Als aktiver Fußballspieler gewann Hoeneß in den 1970er Jahren mit dem FC Bayern München nahezu alle wichtigen Titel im europäischen Vereinsfußball. Mit der [[Deutsche Fußballnationalmannschaft|deutschen Nationalmannschaft]] wurde er [[Fußball-Europameisterschaft 1972|1972 Europameister]] und [[Fußball-Weltmeisterschaft 1974|1974 Weltmeister]].
Als aktiver Fußballspieler gewann Hoeneß in den 1970er Jahren mit dem FC Bayern München nahezu alle wichtigen Titel im europäischen Vereinsfußball. Mit der [[Deutsche Fußballnationalmannschaft|deutschen Nationalmannschaft]] wurde er [[Fußball-Europameisterschaft 1972|1972 Europameister]] und [[Fußball-Weltmeisterschaft 1974|1974 Weltmeister]].

Version vom 13. März 2014, 17:20 Uhr

Uli Hoeneß
Uli Hoeneß 2013
Personalia
Voller Name Ulrich Hoeneß
Geburtstag 5. Januar 1952
Geburtsort UlmDeutschland
Größe 181 cm
Position Mittelfeld/Angriff

Ulrich „Uli“ Hoeneß (* 5. Januar 1952 in Ulm) ist ein deutscher Schwerverbrecher, Unternehmer, Fußballfunktionär und ehemaliger Fußballspieler. Derzeit ist er Präsident des FC Bayern München und Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern München AG.

Als aktiver Fußballspieler gewann Hoeneß in den 1970er Jahren mit dem FC Bayern München nahezu alle wichtigen Titel im europäischen Vereinsfußball. Mit der deutschen Nationalmannschaft wurde er 1972 Europameister und 1974 Weltmeister.

Nach seiner aktiven Karriere übernahm Hoeneß das Management beim FC Bayern und trug dazu bei, den Verein finanziell und sportlich zu einem der weltweit erfolgreichsten Fußballvereine zu machen. Er ist seit November 2009 Präsident des FC Bayern München e. V., seit März 2010 Vorsitzender des Aufsichtsrats der FC Bayern München AG.

Hoeneß wurde im Juli 2013 wegen Steuerhinterziehung angeklagt und am 13. März 2014 erstinstanzlich zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Herkunft und Ausbildung

Uli Hoeneß wuchs in konservativ katholisch geprägten Familienverhältnissen als Sohn des Ulmer Metzgermeisters Erwin Hoeneß und dessen Frau Paula auf. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Dieter, der später ebenfalls Fußballprofi und Manager wurde, begann er in der Jugendabteilung des VfB Ulm mit dem Fußball. Später wechselte er zur TSG Ulm 1846 (heute SSV Ulm 1846), wo sich schnell sein Talent zeigte. Mit 15 Jahren wurde er Kapitän der Schülerauswahl des DFB. Hier lernte er Paul Breitner kennen; zwischen den beiden entwickelte sich eine enge Freundschaft. 1971 beendete er am Ulmer Schubart-Gymnasium die Schule mit dem Abitur. Von der Bundeswehr wurde er freigestellt, weil ihm das Helmtragen Kopf- und Knieschmerzen verursachte.[1]

Ursprünglich wollte Hoeneß zum Wintersemester 1971/72 Betriebswirtschaftslehre studieren. Seine Abiturnote betrug 2,4. Um an der Ludwig-Maximilians-Universität München zum Studium für dieses Fach zugelassen zu werden, musste ein Bewerber damals einen Notendurchschnitt von mindestens 3,0 vorweisen. Als nichtbayerischer Studienbewerber bekam Hoeneß jedoch einen Malus (Abzug von einer ganzen Note), so dass er dieses Fach mit einem Schnitt von nunmehr 3,4 dort nicht studieren konnte. So entschloss er sich zu einem Lehramtsstudium in Anglistik und Geschichte.[2] Dieses brach er nach zwei Semestern aufgrund seiner Profikarriere als Fußballspieler ab.

Spielerkarriere (1970 bis 1979)

Im Verein

1970 folgte Hoeneß dem Ruf des neuen Bayern-Trainers Udo Lattek, der neben Hoeneß auch Paul Breitner und Rainer Zobel zum FC Bayern holte. Am 15. August 1970 (1. Spieltag der Saison 1970/71) debütierte der 18-jährige Hoeneß beim 1:1 in Stuttgart. In dieser (ersten) Saison wurde er Stammspieler neben etablierten Spielern wie Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Sepp Maier. Der FC Bayern wurde Vizemeister und gewann den DFB-Pokal. Bis 1972 behielt Hoeneß den Amateurstatus, um an den Olympischen Spielen 1972 (München) teilnehmen zu können.[1] Hoeneß wurde Außenstürmer. Er lief 100 Meter in 11,0 Sekunden und galt eine Weile als „schnellster lebender Stürmer Europas“, bis der sowjetische Linksaußen Oleg Blochin noch schneller lief.[3] Gemeinsam mit Gerd Müller bildete Hoeneß das „torgefährlichste“ Sturmduo der Bundesliga; es erzielte 1971/72 und 1972/73 jeweils 53 Tore. Diese Marke wurde erst 2009 von Edin Džeko und Grafite (VfL Wolfsburg) um ein Tor übertroffen. 1972 bis 1974 gewann Hoeneß mit den Bayern dreimal die deutsche Meisterschaft. Auch international sorgten die Bayern für Aufsehen und gewannen 1974 den Europapokal der Landesmeister, wobei Hoeneß im Wiederholungsspiel des Finales gegen Atlético Madrid (4:0) zwei Treffer gelangen. 1975 und 1976 wiederholte der FC Bayern München diesen Erfolg. 1975 erlitt Hoeneß im Finale gegen Leeds United (2:0) eine schwere Knieverletzung, die ihn über ein halbes Jahr einsatzunfähig machte.

Ende der 1970er Jahre neigte sich die große Zeit der Bayern einem Ende zu und auch Hoeneß erreichte nicht mehr seine Spitzenform. In der Saison 1978/79 hatte er unter Trainer Gyula Lóránt seinen Stammplatz verloren und ließ sich für 200.000 DM zum 1. FC Nürnberg ausleihen. Hoeneß absolvierte elf Partien für die Franken, konnte aber nicht überzeugen und am Saisonende stieg die Mannschaft in die 2. Bundesliga ab.

Im Frühjahr 1979 kehrte Hoeneß zu den Bayern zurück und beendete mit nur 27 Jahren seine Karriere aufgrund eines irreparablen Knorpelschadens.

Als Nationalspieler

Datei:1982-paraguay-wm-spain-3-uli.JPG
Hoeneß auf einer Briefmarke aus Paraguay zur WM 1982 mit einer Szene mit Branko Oblak im Spiel Deutschland – Jugoslawien bei der WM 1974

Nach Einsätzen für die DFB-Jugendauswahl, die Amateurnationalmannschaft und die U-23 gab Hoeneß am 29. März 1972 gegen Ungarn sein Debüt in der A-Nationalmannschaft unter Bundestrainer Helmut Schön. Beim 2:0-Sieg gelang ihm sogleich ein Tor. Einen Monat später absolvierte er sein erstes wichtiges Länderspiel, als Deutschland im EM-Viertelfinale im Londoner Wembley-Stadion auf England traf und Deutschland dieses denkwürdige Spiel mit 3:1 gewann. Hoeneß hatte stark gespielt, zum 1:0 getroffen und wurde wie Breitner als Himmelsstürmer oder Zauberlehrling gefeiert. Dies war ein entscheidender Schritt zum Gewinn der Europameisterschaft (3:0-Sieg über die Sowjetunion).

Im Sommer 1972 nahm Hoeneß in München an den Olympischen Sommerspielen teil. Die Mannschaft gewann aber keine Medaille.

1974 war er Stammspieler in der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974. Diese WM fand in Deutschland statt. Er kam in allen sieben Spielen zum Einsatz; ein Treffer gelang ihm per Foulelfmeter in der Partie gegen Schweden (4:2). Gegen Polen hatte er einen verschossen, weshalb nicht er, sondern Paul Breitner im Finale gegen die Niederlande zum Elfmeter antrat. Am Ende errang die deutsche Mannschaft den Weltmeistertitel. Mit nur 22 Jahren hatte Hoeneß alle wichtigen Titel gewonnen.

Zwei Jahre später traf Deutschland im Endspiel der EM 1976 auf die Tschechoslowakei. Das EM-Finale endete nach Ablauf der regulären Spielzeit mit 2:2. Nach einer torlos gebliebenen Verlängerung folgte das Elfmeterschießen. Hoeneß verschoss beim Stand von 4:3 den vierten Elfmeter der deutschen Mannschaft. Er schoss den Ball über das Tor. Die tschechoslowakische Mannschaft wurde, nachdem Antonin Panenka den fünften Elfmeter seiner Mannschaft zum 5:3 verwandelte, Europameister. Das EM-Finale 1976 blieb als „Nacht von Belgrad“ in Erinnerung.

Sein letztes Länderspiel absolvierte er am 17. November 1976 bei einem weiteren Spiel gegen die Tschechoslowakei; die deutsche Elf gewann das Spiel mit 2:0. Bei seinen insgesamt 35 Einsätzen für Deutschland erzielte Hoeneß fünf Tore.

Titelgewinne als Spieler

Karriere als Vereinsmanager

Im Frühjahr 1979 hatte Hoeneß, auch aufgrund der Nachwirkungen seiner Knieverletzung,[4] seine Spielerkarriere beendet und wechselte am 1. Mai 1979 in das Management der Bayern. Mit 27 Jahren wurde er der jüngste Manager in der Geschichte der Bundesliga. Dass er in wirtschaftlichen und sportpolitischen Dimensionen denken konnte, hatte er bereits als Spieler bewiesen, denn aufgrund seiner Vermittlungstätigkeit hatte Magirus-Deutz 1978 einen Sponsorenvertrag mit den Bayern abgeschlossen; dadurch konnte Paul Breitner zurückgeholt werden. Als Hoeneß seine Arbeit aufnahm, erzielte der Verein einen Umsatz von zwölf Millionen Mark bei einer Belastung von sieben Millionen Mark Schulden.

Das erste Jahr mit Hoeneß als Manager endete mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft, dem ersten seit sechs Jahren. Ihm war es gelungen, um das Duo Paul Breitner – Karl-Heinz Rummenigge eine neue schlagkräftige Mannschaft aufzubauen. In der Folgezeit trug er maßgeblich zum wirtschaftlichen Aufstieg des FC Bayern bei. Hoeneß, der sich schon in den 1970er Jahren vom professionellen Merchandising in den USA inspirieren ließ, führte das zu diesem Zeitpunkt in Deutschland noch weitgehend unbekannte Instrument ein und bescherte dem Verein Millionen an zusätzlichen Einnahmen. Unter seiner sportlichen Leitung stiegen die Bayern zum erfolgreichsten deutschen Verein auf: Zwischen 1980 und 2008 wurde der Verein 16-mal Deutscher Meister, neunmal DFB-Pokal-Sieger, sechsmal Sieger des Liga-Pokals und des UEFA-Pokals (1996). Nur im Europapokal der Landesmeister (später UEFA Champions League) hatte der FC Bayern „Dauer-Pech“: Dreimal verlor er ein Finale (1982 mit 0:1 gegen Aston Villa, 1987 mit 1:2 gegen den FC Porto, 1999 mit 1:2 gegen Manchester United). Erst 2001 gelang dieser Titelgewinn. Damit fallen fast alle Titelgewinne des Vereins in die Zeit von Hoeneß’ Wirken. Zudem konnte Hoeneß einige der renommiertesten Trainer wie Udo Lattek, Giovanni Trapattoni, Ottmar Hitzfeld, Otto Rehhagel, Louis van Gaal, Felix Magath, Jupp Heynckes oder Josep Guardiola nach München holen.

Eines seiner wichtigsten Projekte verwirklichte Hoeneß 2001, als mit dem Bau eines neuen Stadions begonnen wurde, um aus dem ungeliebten Olympiastadion ausziehen zu können. Für 365 Millionen Euro wurde im Norden Münchens gemeinsam mit dem TSV 1860 München die Allianz Arena gebaut und 2005 in Betrieb genommen. Sie zählt zu den größten und modernsten Fußballstadien der Welt. Inzwischen ist der FC Bayern alleiniger Eigentümer der Arena, nachdem er alle Anteile des TSV aufkaufte, der in finanziellen Schwierigkeiten steckte.

Von 2002 bis 2009 hatte Uli Hoeneß das Amt des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Bayern München AG inne. In dem Amt war er zuständig für alle Lizenzspielerangelegenheiten, das junior team, Sponsoring, Lizenzen und die Vertretung der AG in der Stadion GmbH.[5]

Ende November 2009 beendete Uli Hoeneß nach über 30 Jahren seine Tätigkeit als Manager beim FC Bayern München. Auf der Jahreshauptversammlung am 27. November 2009 wurde er zum Präsidenten des FC Bayern München e. V. und in den Aufsichtsrat der FC Bayern München AG gewählt. Am 4. März 2010 wurde er in einer konstituierenden Sitzung des Aufsichtsrats zum Nachfolger von Franz Beckenbauer als Aufsichtsratsvorsitzender gewählt.[6] Sein Nachfolger wurde Sportdirektor Christian Nerlinger, der das Amt des Managers am 1. Juli 2009 übernahm und bis zum 2. Juli 2012 innehatte.[7]

In den letzten Jahren trieb Hoeneß die Ökonomisierung des Fußballs in Deutschland wie kein Zweiter voran.[8]

Titelgewinne während seiner Managertätigkeit

Titelgewinne während seiner Präsidentschaft

Unternehmerisches Engagement

Neben seiner Tätigkeit als Fußballmanager gründete Hoeneß 1985 gemeinsam mit Werner Weiß die heutige HoWe Wurstwaren in Nürnberg, wobei HoWe für Hoeneß und Weiß steht. Heute wird das Unternehmen von seinen beiden Kindern geleitet. Tochter Sabine ist Komplementärin und Sohn Florian hat Einzelprokura über die HoWe Wurstwaren KG.[9] Beliefert werden unter anderem Aldi, das Bierzelt von Feinkost Käfer auf dem Münchner Oktoberfest, testweise McDonald’s sowie zahlreiche andere Lebensmittelkonzerne in ganz Europa. Im Juli 2010 präsentierte sich Hoeneß als Erfinder des Nürnburgers in einem Blog für die begonnene Kooperation mit McDonald’s. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) kritisierte im Herbst 2010, das Unternehmen habe keinen Betriebsrat, wende keine Branchentarifverträge an und setze zudem in großer Zahl Leiharbeiter ein. Dies gelte auch heute (April 2013) noch, so die Nürnberger NGG-Geschäftsführerin Regina Schleser.[10]

Soziales Engagement

Uli Hoeneß engagiert sich im sozialen Bereich; u. a. als Kuratoriumsvorsitzender der Dominik-Brunner-Stiftung. Er erhielt für sein soziales Engagement die bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste.[11]

Kontroversen

Beziehungen zu Kollegen

Uli Hoeneß ist bekannt dafür, dass er immer wieder in Auseinandersetzungen mit Kollegen gerät. Diese Konflikte existierten teilweise mehrere Jahre.

  • Christoph Daum, 1986–1990 und 2006–2009 Cheftrainer des 1. FC Köln, begann 1989 einen Verbalkampf gegen den FC Bayern, der im Aktuellen Sport-Studio am 20. Mai 1989 seinen Höhepunkt fand. Ein Jahrzehnt später folgte Daums sogenannte „Koksaffäre“ (siehe unten). Am 17. Dezember 2006 heizte Hoeneß in der Sendung Doppelpass den Konflikt mit dem gerade erneut in Köln angetretenen Trainer durch die Äußerung „Christoph Daum ist ein Selbstdarsteller mit einem außergewöhnlichen Hang zum Größenwahn“ wieder an.
  • Hoeneß hatte auch Auseinandersetzungen mit Willi Lemke, dem langjährigen Manager von Werder Bremen, der den FC Bayern als „Totengräber des deutschen Fußballs“ sah, und Hellmut Krug, ehemaliger deutscher FIFA-Schiedsrichter, dem Hoeneß vorwarf, dass er den FC Bayern „verpfiff“.

Anschuldigungen in der „Koksaffäre“ um Christoph Daum

In einem Interview mit der Münchener Boulevardzeitung Abendzeitung im Herbst 2000 hatte Hoeneß den designierten Nationaltrainer Christoph Daum ins Zwielicht gerückt. „Der DFB kann doch keine Aktion ,Keine Macht den Drogen' starten und Herr Daum hat vielleicht damit etwas zu tun“, so Hoeneß wörtlich. In diesem Zusammenhang fielen auch die Worte vom „verschnupften Daum.“ Es folgte ein weitreichendes Medien-Echo. Über eine Woche wurde Hoeneß beschimpft. Als er von einem Termin aus Frankfurt zurückkehrte, wurde die Tiefgarage am Münchener Flughafen wegen einer Bombendrohung an seinem Auto gesperrt. Hoeneß behielt letztlich Recht: Das Ergebnis einer von Daum abgegebenen Haarprobe fiel positiv aus. Daum setzte sich in die USA ab und der DFB trat von der Vereinbarung, Daum solle 2001 neuer Bundestrainer werden, zurück.[12]

Steueraffäre

Recherchen des Stern

Stern Online behauptete am 16. Januar 2013, dass „ein Spitzenvertreter der deutschen Fußball-Bundesliga“ bei der Schweizer Privatbank Vontobel auf einem Nummernkonto mit der Bezeichnung „40…A“ einen dreistelligen Millionenbetrag an Schweizer Franken (SFr.) versteckt habe.[13] In der gedruckten Ausgabe, die am Folgetag erschien, war die Rede von „angeblich eine[r] Toppersonalie aus der Ersten Fußballbundesliga“. [14]

Am Nachmittag des 15. Januar habe die Bank bei Hoeneß angerufen.[15] Ein Stern-Redakteur recherchiere nach einem Prominenten aus dem Sportbereich und stelle „blöde Fragen“.[16]

Hoeneß’ Selbstanzeige

Hoeneß hat sich laut seiner Aussage vor Gericht nach Kenntnis der Sternrecherchen entschlossen, eine Selbstanzeige zu stellen.[17] Nach anderen Angaben wurde Hoeneß’ Steuerberater am 16. Januar bei der Bank in Zürich auf die Recherchen aufmerksam gemacht.[18]

Nach Presseberichten hat Hoeneß über seinen Steuerberater[19] am 12. Januar 2013 eine Selbstanzeige eingereicht.[20] Ein Steuerberater, ein Wirtschaftsanwalt und ein langjähriger Sachgebietsleiter[15] der Steuerfahndung München[15] in Altersteilzeit, gegen den deshalb ein Disziplinarverfahren eingeleitet wurde, hätten Hoeneß dabei unterstützt.[21] Nach einem anderen Bericht soll Vontobel Hoeneß gedrängt haben, sein gegenüber den deutschen Steuerbehörden nicht deklariertes Konto zu legalisieren.[22]

Die über Nacht zusammengestellte Anzeige wurde am frühen Morgen des 17. Januar 2013 bei der Bußgeld- und Strafsachenstelle in Rosenheim eingereicht.[15][18] Das Finanzamt verneinte aufgrund methodischer Fehler eine vollständige und einwandfreie Selbstanzeige – Voraussetzung für Straffreiheit – und leitete die Steuerakte daraufhin an die Staatsanwaltschaft München II weiter, die spätestens am 1. Februar 2013 ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung aufnahm.

Hausdurchsuchung und Festnahme

Am 20. März 2013 durchsuchte die Staatsanwaltschaft Hoeneß’ Haus am Tegernsee. Er wurde vorläufig festgenommen, der mit Fluchtgefahr begründete Haftbefehl gegen Leistung einer Sicherheit von fünf Millionen Euro kurz darauf jedoch außer Vollzug gesetzt. Gleichzeitig wurden Hoeneß’ Büroräume beim FC Bayern München durchsucht.[23]

Öffentliches Bekanntwerden des Verdachts der Steuerhinterziehung

Am 20. April 2013 wurden die Ermittlungen wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung durch eine Vorabmeldung des Magazins Focus öffentlich bekannt.[24] Wegen Verletzung des Steuergeheimnisses erstattete Hoeneß Strafanzeige gegen Unbekannt.[25]

Ebenfalls am 20. April 2013 bestätigte Hoeneß die Existenz des Kontos, widersprach jedoch der Größenordnung der Einlagen.[20]

In der turnusmäßigen Sitzung des Aufsichtsrats der FC Bayern München AG am 6. Mai 2013, der ersten nach Bekanntwerden der Selbstanzeige, bot Hoeneß an, sein Mandat als Aufsichtsratsvorsitzender ruhen zu lassen. Der Aufsichtsrat lehnte dies ab.[26]

Im ersten Halbjahr 2013 wurden in Deutschland mehr als 8000 Selbstanzeigen wegen Steuerhinterziehung gestellt – mehr als im gesamten Vorjahr. Die Berichterstattung über den Fall Hoeneß („Hoeneß-Effekt“) gilt, neben dem Ankauf von Steuersünder-CDs und veränderten Geschäftspraktiken ausländischer Banken, dafür als eine wesentliche Ursache.[27]

Anklage wegen Steuerhinterziehung

Am 30. Juli 2013 erhob die Staatsanwaltschaft München Anklage gegen Hoeneß. Das Landgericht München II ließ die Anklage am 4. November 2013 zu. Hoeneß kündigte auf einer Mitgliederversammlung des FC Bayern München Mitte November 2013 an, nach dem Urteil die Vereinsmitglieder in einer außerordentlichen Hauptversammlung über seine Zukunft an der Spitze des Vereins entscheiden zu lassen.[28] Hoeneß gab an, seine Mitgliedschaft im Aufsichtsrat der Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG zum 30. November 2013 niederzulegen.[29]

Hauptverhandlung wegen Steuerhinterziehung

Die öffentliche Hauptverhandlung begann am 10. März 2014 vor der 5. Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München II;[30] es wurden vier Verhandlungstage im Münchner Justizpalast angesetzt.[31] Einer der Verteidiger von Hoeneß erklärte zum Prozessauftakt, dass die hinterzogene Summe mit 18,5 Millionen Euro mindestens 15 Millionen höher sei als es aus der Anklage hervorging.[17] Am zweiten Prozesstag sagte die zuständige Steuerfahnderin aus, dass die Summe der Steuerhinterziehung überschlägig bei mindestens 27,2 Millionen liege, die sich aus den erst wenige Tage vor Verhandlungsbeginn vom Angeklagten eingereichten Buchungsbelegen des Schweizer Kontos ergebe.[32] Diese nochmal erhöhte Summe der Steuerschuld wurde am dritten Prozesstag von Hoeneß' Verteidigung anerkannt, verbunden mit dem Hinweis, dass sämtliche Zahlen bereits in der Selbstanzeige aus dem Januar 2013 enthalten gewesen seien. Dem widersprach der Sprecher der Staatsanwaltschaft.[33]

In den Schlussplädoyers am 13. März 2014 stufte zunächst die Staatsanwaltschaft Hoeneß' Selbstanzeige als unwirksam ein und forderte eine Haftstrafe von 5 Jahren und 6 Monaten.[34] Die Verteidigung argumentierte am letzten Verhandlungstag hingegen, dass "eine wirksame Selbstanzeige nur knapp verfehlt" worden sei und plädierte dafür, dass maximal eine Bewährungsstrafe verhängt werden solle.

Am 13. März 2014 stuften Richter des Münchener Landesgerichts die Selbstanzeige Hoeneß' als ungültig ein und sprachen ihn in sieben Fällen der Steuerhinterziehung schuldig. Sie verurteilen Hoeneß zu einer Haftstrafe von 3 Jahren und 6 Monaten ohne die Möglichkeit auf eine Bewährung. Hoeneß‘ Steuerbetrug ist der schwerste Fall von Steuerhinterziehung durch Prominente in den vergangenen Jahrzehnten.[35] Hoeneß hat Revision gegen die Entscheidung des Landgerichts München eingelegt.[36]

Privates

Uli Hoeneß lebt seit 2006 in Bad Wiessee am Tegernsee, zuvor wohnte er über 30 Jahre in einer Doppelhaushälfte in Ottobrunn. Hoeneß ist verheiratet, hat zwei Kinder und zwei Enkelkinder.

Am 17. Februar 1982 überlebte der damals 30-Jährige den Absturz eines zweimotorigen Propellerflugzeuges vom Typ Piper PA-34 Seneca. Gemeinsam mit drei Freunden, darunter dem Piloten und früheren Skirennläufer Wolfgang Junginger, war er auf dem Weg von München nach Hannover zu einem Länderspiel gegen Portugal. Kurz nach 20 Uhr stürzte das Flugzeug kurz vor der Landung auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen im Heitlinger Moor nahe Osterwald ab. Rund eine Stunde später fand ein Förster Hoeneß, der unter Schock stehend orientierungslos und blutüberströmt durch den Wald kroch und nur murmelte: „Mir ist kalt. Ich friere.“ Hoeneß, der im hinteren Teil der Maschine geschlafen hatte, war der einzige Überlebende des Absturzes und hat keinerlei Erinnerungen an dieses Unglück.[37]

Im Rahmen der Steueraffäre gab Hoeneß an, unter Börsensucht gelitten zu haben. Er selbst halte sich mittlerweile für „kuriert“.[38]

Auszeichnungen

Hoeneß beim Hollandspiel auf einer Sondermarke „WM 1974“ zu 40 Pfennig der Deutschen Bundespost (Mi.Nr. 812), herausgegeben am 15. Mai 1974 aus der Serie „Fußballweltmeisterschaft“

Eine Sondermarke der Deutschen Bundespost zur Fußball-Weltmeisterschaft 1974, erschienen am 15. Mai 1974, zeigt Uli Hoeneß leicht verfremdet, da bis 1977 traditionsgemäß lebende Persönlichkeiten, den Bundespräsidenten ausgenommen, nicht auf deutschen Briefmarken abgebildet wurden.[46]

Uli-Hoeneß-Cup

Als Geschenk des FC Bayern zum 60. Geburtstag von Uli Hoeneß im Januar 2012 fand am 24. Juli 2013 das Spiel um den Uli-Hoeneß-Cup statt. Die gesamten Erlöse wurden wohltätigen Zwecken gespendet. Gegner des FC Bayern München war in der mit 71.000 Zuschauern ausverkauften Allianz Arena der FC Barcelona.[47] Das Spiel gewannen die Bayern 2:0 durch Tore von Lahm und Mandžukić. Sky und ZDF übertrugen das Spiel live im Fernsehen.

Fernsehporträt

  • Uli Hoeneß. Attacke mit Herz. 45 Minuten, von Nick Golüke und Uli Köhler, Bayerisches Fernsehen, Erstausstrahlung 2. Januar 2010.

Literatur

Commons: Uli Hoeneß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Thomas Hüetlin: Uli Hoeneß: Der Zocker vom Tegernsee. In: Spiegel Online vom 23. April 2013
  2. Eigene Aussage in: Attacke mit Herz; ARD-TV-Porträt über Uli Hoeneß, 2010
  3. Hüetlin, Thomas: Gute Freunde. Heyne, 2006. S. 61.
  4. Hinweis in: RevierSport 76/2012, S 46
  5. FC Bayern München AG: Organe Verein – Präsident Uli Hoeneß, abgerufen am 21. April 2013
  6. Meldung auf fcbayern.de, abgerufen am 5. März 2010
  7. Uli Hoeneß – mein Leben TZ, 20. November 2009
  8. Thomas Mersch, Stefan Merx, Axel Höpner, Thomas Ludwig, Mark C. Schneider: Superstar a. D. In: Handelsblatt. Nr. 85, ISSN 0017-7296, S. 44–49.
  9. Impressum der HoWe Wurstwaren KG abgerufen am 21. April 2013
  10. Hans-Gerd Öfinger: »Ein klarer Fall von Selbstgerechtigkeit« In: Neues Deutschland vom 23. April 2013
  11. Mitteldeutsche Zeitung - Bereich Sport - Artikel / Uli Hoeneß
  12. Spiegel Online: Daums Koks-Affäre – Ein absolut reines Gewissen, abgerufen am 20. April 2013
  13. Spitzenvertreter der Bundesliga bunkerte halbe Milliarde.. Bericht auf stern.de, 16. Januar 2013.
  14. Johannes Röhring: Das geheime Fußballkonto. In: Stern. Nr. 4, 2013, S. 108–109.
  15. a b c d Hans Leyendecker: Harakiri in Bad Wiessee. In: Süddeutsche Zeitung. 6. Juni 2013, ISSN 0174-4917, S. 2 (online).
  16. Dinah Deckstein, Markus Feldenkirchen, Maik Grossekathöfer, Dietmar Hawranek, Thomas Hüetlin, Jörg Kramer, Dirk Kurbjuweit, Conny Neumann, Jörg Schmitt, Michael Wulzinger: Im Strafraum. In: Der Spiegel. Nr. 18, 2013, S. 116–124 (online).
  17. a b Henning Peitsmeier, Joachim Jahn: „Herr Hoeneß, erzählen Sie keinen vom Pferd!“ In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. März 2014
  18. a b Hans Leyendecker: Paragraf 371 Absatz 2. In: Süddeutsche Zeitung. Band 69, Nr. 174, 30. Juli 2013, ISSN 0174-4917, S. 6 (ähnliche Version online).
  19. Christoph Schlautmann: Staatsanwälte entlasten Bayern-Präsident Hoeneß. In: Handelsblatt. Nr. 82, 29. April 2013, ISSN 0017-7296, S. 16.
  20. a b Johannes Röhrig: Anruf von Hoeneß.. Online-Bericht des Stern, 24. April 2013.
  21. Hans Leyendecker: Eine Regel, an die sich keiner hält. In: Süddeutsche Zeitung. 15. Juli 2013, ISSN 0174-4917, S. 2.
  22. Alan Cassidy, Beat Schmid: Bank Vontobel drängte Hoeneß zu Selbstanzeige In: Schweiz am Sonntag vom 28. April 2013.
  23. Cathrin Gilbert, Hans Werner Kilz, Stephan Lebert: "Es war der Kick, pures Adrenalin". In: Die Zeit. Nr. 19, 2013, ISSN 0044-2070, S. 13–16 (online).
  24. Steuerermittlungen gegen Uli Hoeneß nach Selbstanzeige. In: Focus. 20. April 2013, abgerufen am 20. April 2013.
  25. Heribert Prantl: Anzeige und Selbstanzeige. In: Süddeutsche Zeitung. 13. Mai 2013, ISSN 0174-4917, S. 4.
  26. Christoph Leischwitz: Titeljagd hat Vorrang. Spiegel Online, 6. Mai 2013, abgerufen am 7. Mai 2013.
  27. Axel Höpner, Jan Keuchel: Fall Hoeneß: Ohne Haft fein raus. In: Handelsblatt. Nr. 133, 15. Juli 2013, ISSN 0017-7296, S. 19.
  28. Claudio Catuogno: Hoeneß weint – und kämpft. In: Süddeutsche Zeitung. 14. November 2013, ISSN 0174-4917, S. 41.
  29. dpa: Hoeneß gibt Aufsichtsratsposten bei Allianz-Tochter auf. Bei: web.de vom 6. November 2013
  30. Steuerhinterziehung: Bayern-Präsident Hoeneß muss vor Gericht. spiegel.de, 4. November 2013, abgerufen am 4. November 2013.
  31. Heißer Stuhl. In: Süddeutsche Zeitung. 21. November 2013, ISSN 0174-4917, S. 6.
  32. Steuerfahnderin schätzt die hinterzogene Steuersumme auf 27,2 Millionen. 11. Januar 2014, abgerufen am 11. Januar 2014.
  33. Die Verteidigung ... erkennt eine Steuerschuld ... von 27,2 Millionen Euro an. 12. Januar 2014, abgerufen am 12. Januar 2014.
  34. yes/dab/dpa/Reuters/AFP: Hoeneß-Steuerverfahren: Staatsanwaltschaft fordert fünfeinhalb Jahre Haft. Bei: Spiegel Online vom 13. März 2014
  35. Top 5 der prominenten Steuerbetrüger, zuletzt abgerufen am 13. Märt 2014.
  36. Uli Hoeneß verurteilt, zuletzt abgerufen am 13. März 2014.
  37. Neues Bayern-Buch: Wie Uli Hoeneß einen Flugzeugabsturz überlebte. In: Spiegel Online. 22. Februar 2006, abgerufen am 7. Mai 2013.
  38. Daniel Mohr: Zehntausende zocken wie Hoeneß. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr. 102, 3. Mai 2013, ISSN 0174-4909, S. 21 (online).
  39. Torschütze des Monats September 1972. In: sport.ard.de.
  40. Torschütze des Monats Mai 1976. In: sport.ard.de.
  41. Pressemitteilung: HORIZONT AWARD 1999 für Unternehmer des Jahres Uli Hoeneß, für Werbemann des Jahres Paulus Neef und für Medienmann des Jahres Martin Fischer, Deutscher Fachverlag, 17. Dezember 1999.
  42. Uli Hoeneß erhält „Goldene Sportpyramide“. Handelsblatt online, 29. Mai 2009.
  43. Großer Bahnhof bei Bambi-Gala.. Online-Bericht der Schwäbischen Zeitung, 27. November 2009.
  44. Bei "Hey Jude" war Ulis Welt in Ordnung.. Online-Bericht der Rheinischen Post, 14. Januar 2012.
  45. Verdienstmedaille für Uli Hoeneß. Abgerufen am 12. September 2012.
  46. Postfrisch – Das Philatelie-Journal März/April 2007, S. 33, Herausgeber. Deutsche Post AG.
  47. Uli Hoeneß Cup ausverkauft Bericht auf fcbayern.telekom.de