Bergstadt

Eine Bergstadt ist historisch gesehen eine Siedlung in der Nähe von Rohstofflagerstätten, welche, vor allem zum Zwecke der raschen Ansiedlung von Arbeitskräften und Unternehmen, mit besonderen Rechten, Steuerbefreiungen oder -erlass und Ähnlichem ausgestattet wurde. In den Zeiten des Niedergangs des Bergbaus wurde die Bezeichnung von der Landesherrschaft auch ausdrücklich verliehen, um damit private Investitionen zu fördern. Diese Bezeichnung wurde auch solchen Städten verliehen, von denen man sich dadurch erst eine größere bergbauliche Entfaltung erhoffte.

„Bergstadt, auch Bergort - im w. S. eine Stadt, welche ihr Entstehen vorzugsweise dem in ihrer Umgegend betriebenen Bergbau verdankt; im e. S. eine Stadt, welcher zum Besten des Bergbaues verschiedene Privilegien ertheilt worden sind.“

– Veit, Bergwörterbuch

„Bergstadt, eine Stadt, wo Bergwerk gebauet wird , in Sachsen sind dergleichen Städte mit dem halben Land- und Tranksteuer-Erlaß, und der Accisemoderation, auch Gleit und Zoll, in Ansicht dessen, was zum Bergbau gebraucht wird, von der Landaccise befreyet, dargegen die ganze Commun in Ansehung der Land- und Tranksteuer-Begnadigung einen Stolln, zu Aufschließung des Gebirges, und wegen der zu genießenden halben Accise jeder Einwohner, nach Beschaffenheit seines Bergwerks, eine gewisse Anzahl von Kuxen bauen muß. Es genießen aber die Bergstädte solche Freyheit nicht schlechterdings und ohne Ausnahme, sondern sie müssen damit ausdrücklich begnadiget seyn.“

– Stößel, Bergmännisches Wörterbuch

Ein typisches Beispiel ist in Sachsen die Stadt Freiberg, in der bereits durch die Namensgebung das Recht des freien Schürfens nach Erz deutlich wird.

Verzeichnis bekannter historischer Bergstädte nach Ländern

Deutschland

Baden-Württemberg

• Freudenstadt
• Neubulach
• Prinzbach

Bayern

• Auerbach in der Oberpfalz
• Pegnitz (Stadt)
• Bodenmais
• Lam
• Fichtelberg (Oberfranken)

Niedersachsen

• Altenau
• Bad Grund
• Clausthal
• Zellerfeld
• Lautenthal
• Obernkirchen
• Sankt Andreasberg
• Wildemann

Nordrhein-Westfalen

• Lüdenscheid
• Endorf (als Bergfreiheit)

Sachsen

• Altenberg
• Annaberg
• Buchholz
• Berggießhübel
• Bleiberg, Wüstung bei Frankenberg/Sa.
• Brand
• Ehrenfriedersdorf
• Eibenstock
• Elterlein
• Ernstthal
• Freiberg
• Fürstenberg, auch Hohenforst, wüste Bergstadt im Hartmannsdorfer Forst bei Kirchberg/Sa.
• Geyer
• Glashütte (Sachsen)
• Hohenstein
• Jöhstadt
• Johanngeorgenstadt
• Lengefeld
• Lößnitz
• Marienberg
• Neustädtel
• Oberwiesenthal
• Oederan
• Sayda
• Scheibenberg
• Schneeberg
• Schwarzenberg/Erzgeb.
• Thum
• Voigtsberg
• Wolkenstein
• Zschopau
• Zwönitz

Sachsen-Anhalt

• Eisleben
• Sangerhausen

Thüringen

• Ilmenau
• Lehesten (Thüringer Wald)
• Ruhla
• Suhl
• Sondershausen
• Steinheid

Namibia

• Arandis
• Oranjemund
• Rosh Pinah
• Uis

Norwegen

• Kongsberg (ehemals)
• Røros

Österreich

• Schwaz
• Eisenerz (Steiermark)

Polen

• Georgenberg, heute Miasteczko Śląskie
• Goldberg, heute Złotoryja
• Groß Salze, heute Wieliczka
• Nikolstadt, heute Mikołajowice
• Salzberg, heute Bochnia
• Tarnowitz, heute Tarnowskie Góry
• Wilhelmstal, heute Bolesławów

Slowakei/Ungarn

oberungarische Bergstädte

• Göllnitz, heute Gelnica
• Jossau, heute Jasov
• Schmöllnitz, heute Smolník
• Rosenau, heute Rožňava
• Ruda, heute Rudabánya in Ungarn
• Telken, heute Telkibánya in Ungarn
• Zipser Neudorf, heute Spišská Nová Ves

niederungarische Bergstädte

• Dilln, heute Banská Belá
• Königsberg, heute Nová Baňa
• Kremnitz, heute Kremnica
• Libethen, heute Ľubietová
• Altsohl, heute Zvolen
• Pukanz, heute Pukanec
• Schemnitz, heute Banská Štiavnica

Tschechien

• Abertham, heute Abertamy
• Adamstadt, heute Adamov
• Adamsfreiheit, heute Hůrky
• Bärringen, heute Pernink
• Bergreichenstein, heute Kašperské Hory
• Bergstadt, heute Horní Město
• Bergstadtl Unserer lieben Frauen, heute Hory Matky Boží
• Birkenberg, heute Březové Hory
• Bleistadt, heute Oloví
• Böhmisch Wiesenthal, heute Loučná pod Klínovcem
• Eule, heute Jílové u Prahy
• St. Georgenthal, heute Jiřetín pod Jedlovou
• Goldeck (Mährisch Altstadt), heute Staré Město pod Sněžníkem
• Goldenstein, heute Branná
• Gossengrün, heute Krajková
• Gottesgab, heute Boží Dar
• Graupen, heute Krupka
• Hartmanitz, heute Hartmanice
• Iglau, heute Jihlava
• St. Joachimsthal, heute Jáchymov
• Johannesthal, heute Janov
• St. Katharinaberg, heute Hora Svaté Kateřiny
• Klostergrab, heute Hrob
• Kupferberg, heute Měděnec
• Kuttenberg, heute Kutná Hora
• Lauterbach (Kaiserwald) (Stadt existiert nicht mehr)
• Mies, heute Stříbro
• Neustadt a. d. Tafelfichte, heute Nové Město pod Smrkem
• Plan, heute Planá
• Platz, heute Místo
• Platten, heute Horní Blatná
• Preßnitz (Stadt existiert nicht mehr)
• Příbram
• Rudolfstadt, heute Rudolfov
• Schlaggenwald, heute Horní Slavkov
• Sebastiansberg, heute Hora Svatého Šebestiána
• Schönberg, heute Krásná Hora nad Vltavou
• Sonnenberg, heute Výsluní
• Unterreichenstein, heute Rejštejn
• Wodnian, heute Vodňany
• Zuckmantel, heute Zlaté Hory

Siehe auch

• Berggesetz
• Bergordnung
• Stadtrecht

Literatur

• Swen Rinmann: Allgemeines Bergwerkslexicon. Nach dem schwedischen Original bearbeitet und nach den neuesten Entdeckungen vermehrt von einer Gesellschaft deutscher Gelehrten und Mineralogen. Erster Theil. Enthält A bis Berg. Chr. W. Vogel, Leipzig 1808, Bergstadt, S. 747 (Gugel Buch [abgerufen am 4. August 2017]). 
• Ferdinand Hautzinger: Der Kupfer- und Silbersegen des Harzes. Berlin 1877, Specielle Beschreibung der Bergstädte, Gangzüge, Gruben, Stollen und Wasseranlagen, S. 67–97. 
• Volker Wahl: Bergbau, Berggerichte und Bergverwaltung im Gebiet zwischen Suhl, Steinbach-Hallenberg und Schmalkalden. In: Staatliche Museen Meiningen (Hrsg.): Südthüringer Forschungen. Band 13. Freies Wort, Meiningen 1979, S. 7–48. 
• Wilfried Ließmann: Historischer Bergbau im Harz. 2. Auflage. Springer, Berlin 1997, ISBN 3-540-62930-0. 
• Wolfgang Schwabenicky: Bergstädte des 12. bis 14. Jahrhunderts in Sachsen. In: Yves Hoffmann, Uwe Richter (Hrsg.): Die Frühgeschichte Freibergs im überregionalen Vergleich. Städtische Frühgeschichte – Bergbau – früher Hausbau. Mitteldeutscher Verlag, Halle/Saale 2013, ISBN 978-3-95462-132-3, S. 211–224.