„Liberalismus“ – Versionsunterschied

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Darüber hinaus schreibt der Liberalismus kein bestimmtes Verhalten auf individueller Ebene vor. Er betrachtet Religionen als außerhalb seines Bereichs. Im Allgemeinen beschränkt es sich darauf, die Anwendung von Zwang in religiösen, politischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten zu verbieten. Der Begriff der Verantwortung, der untrennbar mit Freiheit und Eigentum verbunden ist, geht davon aus, dass jeder Mensch die Folgen seines Handelns, ob gut oder schlecht, in seiner Seele und seinem Gewissen tragen muss. [[Gewissen|Moralisches Gewissen]] ist daher die Bedingung der Freiheit und Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen: Wenn Moral relativ oder nicht existent wäre, könnten andere zu Recht die Herren unserer Handlungen werden, uns ihre Ansichten aufzwingen und dadurch unsere Freiheit einschränken - ähnlich wie Eltern gegenüber ihrem Kind. Liberalismus ist daher keine [[Anomie]] oder [[Amoralismus]], verstanden als das Fehlen von Normen, sondern eine genuin ethische Position.
Darüber hinaus schreibt der Liberalismus kein bestimmtes Verhalten auf individueller Ebene vor. Er betrachtet Religionen als außerhalb seines Bereichs. Im Allgemeinen beschränkt es sich darauf, die Anwendung von Zwang in religiösen, politischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten zu verbieten. Der Begriff der Verantwortung, der untrennbar mit Freiheit und Eigentum verbunden ist, geht davon aus, dass jeder Mensch die Folgen seines Handelns, ob gut oder schlecht, in seiner Seele und seinem Gewissen tragen muss. [[Gewissen|Moralisches Gewissen]] ist daher die Bedingung der Freiheit und Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen: Wenn Moral relativ oder nicht existent wäre, könnten andere zu Recht die Herren unserer Handlungen werden, uns ihre Ansichten aufzwingen und dadurch unsere Freiheit einschränken - ähnlich wie Eltern gegenüber ihrem Kind. Liberalismus ist daher keine [[Anomie]] oder [[Amoralismus]], verstanden als das Fehlen von Normen, sondern eine genuin ethische Position.

== Geschichte ==

=== Vorläufer: Von der Antike bis zur Renaissance ===
Die Vorläufer des Liberalismus lassen sich von der Zeit der griechischen Antike und der Renaissance zurückverfolgen. [[Leo Strauss]] ist etwa der Ansicht, dass der moderne Liberalismus seine Wurzeln im antiken philosophischen Denken hat.<ref>{{Literatur |Autor=Leo Strauss |Titel=Le libéralisme antique et moderne |Verlag=puf |Ort=Paris |Datum=1990 |Sprache=fr |ISBN=978-2-13-042960-9}}</ref> Sokrates sei der erste Philosoph gewesen, der offiziell liberale Ideen formulierte.

Bedeutende Wegbereiter im [[Mittelalter]] sind etwa die englische [[Magna Carta]], welche grundlegende Rechte gegenüber dem [[Souverän]] einführen, wie etwa das Recht auf [[Habeas Corpus]], welches vor unrechtmäßiger Verhaftung schützt. Darüberhinaus formuliert [[Thomas von Aquin]] eine wichtige Doktrin des Naturrechts, welche bestimmte politische Überlegungen von [[Aristoteles]] über Freiheit und Gerechtigkeit wiederaufnimmt.

Die der [[Scholastik|Spätscholastik]] zuzurechnende [[Schule von Salamanca]] lässt den Liberalismus erahnen, da sie den staatlichen Souverän moralisch verpflichtet, die Grundrechte jedes Menschen zu respektieren, da er ein als Geschöpf Gottes ist, das ausgestattet ist mit [[Vernunft]].<ref>{{Literatur |Autor=Wim Decock, Christiane Birr |Titel=Recht und Moral in der Scholastik der Frühen Neuzeit 1500-1750 |Sammelwerk=Recht und Moral in der Scholastik der Frühen Neuzeit 1500-1750 |Verlag=De Gruyter Oldenbourg |Datum=2016-06-20 |ISBN=978-3-11-037968-6 |DOI=10.1515/9783110379686 |Online=https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110379686/html |Abruf=2023-05-19}}</ref> Ab dem 16. Jahrhundert formulierten die Philosophen dieser Schule den von [[Aristoteles]], den [[Stoa|Stoikern]], [[Marcus Tullius Cicero|Cicero]] und Thomas von Aquin übernommenen Begriff des Naturrechts neu und leiteten daraus die Prinzipien der Souveränität des Volkes und der Gewaltenteilung ab. In wirtschaftlichen Fragen rechtfertigen sie das Privateigentum, den freien Personen- und Warenverkehr und verteidigen den [[Marktwirtschaft|freien Markt]].<ref>{{Literatur |Autor=Giuseppe Franco |Titel=Die Wirtschaftsanalyse und die Wirtschaftsethik der Schule von Salamanca |Sammelwerk=ORDO |Band=67 |Nummer=1 |Datum=2016-05-01 |ISSN=2366-0481 |DOI=10.1515/ordo-2016-0104 |Seiten=33–74 |Online=https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/ordo-2016-0104/html |Abruf=2023-05-19}}</ref>

Der [[Humanismus]] der [[Renaissance]] veränderte die Definition der Beziehung des Menschen zu Schöpfung, Macht, Bildung oder Religion grundlegend. Das Gleiche gilt für den [[Protestantismus]], der der göttlichen [[Vorsehung]] den [[Freier Wille|freien Willen]] entgegensetzt. Die Treue zur Traditionsordnung wird durch die Reformation zugunsten der Vernunft des aufgeklärten Einzelnen in Frage gestellt. Religion wird damit zur Privatsache, was ihren Niedergang in der politischen Organisation des Westens befördert.

=== Klassischer Liberalismus des 17. und 18. Jhds. ===
Das liberale Denken entstand in der Mitte des 17. und der Mitte des 18. Jahrhunderts, unter dem Einfluss der Philosophie der [[Aufklärung]]. Diese Denker standen im Gegensatz zum politischen [[Absolutismus]], der durch religiöse Vorstellungen legitimiert wurde. Es gibt zahlreiche liberale Theoretiker. Zu den bedeutenden ersten Denkern des Liberalismus zählen unter anderem [[John Locke]] im 17. Jahrhundert und [[Immanuel Kant|Kant]] oder [[Adam Smith|Smith]] im 18. Jahrhundert. Die Vielfalt ihrer Schriften kann nur im Hinblick auf den historischen Kontext verstanden werden, mit dem sie interagierten.

Das genaue Datum der Anfänge des Liberalismus bzw. seiner politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Komponenten ist unter Historikern umstritten. Viele Autoren datieren den Anfang mit John Lockes [[Brief über die Toleranz]] (1689), der die bereits bestehende Wurzeln des Liberalismus vervollständigt. John Locke argumentierte für die Einführung eines „Rechtsstaats“, der die Grundlage der modernen liberalen Philosophie werden wird und die zentralen theoretischen Entwicklungen umfasst: die [[Naturrecht|Doktrin der Naturrechte]], die Beschränkung staatlicher Macht und [[Gewaltenteilung]], eine Rechtfertigung des [[Ziviler Ungehorsam|zivilen Ungehorsams]], Bestätigung von [[Gewissensfreiheit]] und die [[Trennung zwischen Staat und religiösen Institutionen|Trennung von Kirche und Staat]].

Andere Philosophen wie [[David Hume|Hume]], [[Étienne Bonnot de Condillac|Condillac]] und [[Charles de Secondat, Baron de Montesquieu|Montesquieu]] zogen ihrerseits die Konsequenzen der liberalen Philosophie im politischen und wirtschaftlichen Bereich. Montesquieu (1689-1755) war damals angesichts der absoluten Macht der französischen Monarchie vor allem damit beschäftigt, die Gewaltenteilung zu etablieren, um den Missbrauch der Exekutivgewalt des Königs einzudämmen und so die Freiheiten des Parlaments und der Justiz zu stärken. Diese Gedanken entwickelte er in seinem Hauptwerk [[Vom Geist der Gesetze]] (1748). Er artikulierte republikanisches und liberales Denken und verteidigte damit „bürgerliche Tugend, Liebe zum Land und zur Freiheit“ .<ref>{{Literatur |Autor=Raymonde Monnier |Titel=Montesquieu et le langage républicain : l’argumentaire de l’Esprit des lois |Sammelwerk=La Révolution française. Cahiers de l’Institut d’histoire de la Révolution française |Nummer=5 |Datum=2013-12-31 |ISSN=2105-2557 |DOI=10.4000/lrf.1036 |Online=https://journals.openedition.org/lrf/1036 |Abruf=2023-05-19}}</ref>

Gleichzeitig verbanden Denker wie Adam Smith ihre Forderungen nach wirtschaftlichen Freiheiten mit den politischen Forderungen des Liberalismus. Smith ist einer der Haupttheoretiker des [[Wirtschaftsliberalismus]], indem er eine Wirtschaftstheorie begründete, nach der „private Laster das [[Gemeinwohl]] bewirken“, eine Intuition, die erstmals von [[Bernard Mandeville]] in seiner Bienenfabel entwickelt wurde.<ref>{{Literatur |Autor=Hans G. Nutzinger |Titel=Das System der natürlichen Freiheit bei Adam Smith und seine ethischen Grundlagen |Sammelwerk=Jahrbuch Ökonomie und Gesellschaft |Band=Jahrbuch 9 : Adam Smiths Beitrag zur Gesellschaftswissenschaft |Verlag=campus Verlag |Ort=Franfurt am Main |Datum=1990 |Seiten=79-100}}</ref> Die sogenannte [[Klassische Nationalökonomie|klassische Schule der Nationalökonomie]] entstand als eine zusammenhängende Theorie, das alle damals untersuchten Bereiche menschlichen Handelns umfasste.

Der Liberalismus hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf mehrere große politische Revolutionen und Traditionen, die die Entstehung liberaler Demokratien ermöglichten. Einige Jahrzehnte vor der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] basierte Frankreich auf mehreren Prinzipien des Liberalismus, wobei das Ministerium Turgot zweifellos von der [[Physiokratie|Physiokratenbewegung]] beeinflusst war. Aus diesem Grund waren Teile der französischen Eliten, insbesondere der bürgerlichen Elite, Anhänger des Liberalismus und für die Französische Revolution. Die Beziehung zwischen dem Liberalismus und der Französischer Revolution ist allerdings komplex, da man sie sowohl als Kontinuität als auch als zwei gegensätzliche Begriffe auffassen kann. Bevor die Französische Revolution in den revolutionären Terror umschlägt, propagiert sie die Menschenrechte, etwa in der [[Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte]], der das Naturrecht kodifiziert und die wirtschaftlichen Freiheiten garantiert. Die Umschlag des „demokratischen“ Geistes in den „revolutionären“ Geist entstand aus der Radikalität der Revolutionäre, die ihre Geschichte neu beginnen wollten, im Gegensatz etwa zu den Amerikanern, die kein altes Regime zu zerstören hatten.

Die Französische Revolution zeigte eine Trennung und Aufspaltung der liberalen Tradition: Eine konservativere Strömung, vertreten etwa von [[Edmund Burke]], die der Ansicht ist, dass individualistische Prinzipien allein nicht in der Lage sind, eine soziale Bindung zu begründen une eine zweite, radikalere Strömung, vertreten von [[Thomas Paine]], die eine dauerhafte Reform verteidigt. In der Tradition des [[Deutscher Idealismus|deutschen Idealismus]] zeigten sich auch unterschiedliche Interpretationen der französischen Revolution: Immanuel Kant war ein großer Befürworter der französischen Revolution, kritisierte allerdings ihren Umschlag in den Terror.<ref>{{Literatur |Autor=Manfred Buhr, Wilfried Lehrke |Titel=Beziehungen der Philosophie Immanuel Kants zur Französischen Revolution |Sammelwerk=Deutsche Zeitschrift für Philosophie |Band=37 |Nummer=7 |Datum=1989-07-01 |ISSN=2192-1482 |DOI=10.1524/dzph.1989.37.7.628 |Seiten=628–636 |Online=https://www.degruyter.com/document/doi/10.1524/dzph.1989.37.7.628/html |Abruf=2023-05-19}}</ref> [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]] war ein glühender Anhänger der französischen Revolution.<ref>{{Literatur |Autor=Joachim Ritter |Titel=Hegel und die französische Revolution |Sammelwerk=Hegel und die französische Revolution |Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften |Ort=Wiesbaden |Datum=1957 |ISBN=978-3-663-03068-3 |DOI=10.1007/978-3-663-04257-0_1 |Seiten=9–80 |Online=http://link.springer.com/10.1007/978-3-663-04257-0_1 |Abruf=2023-05-19}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Rebecca Comay |Titel=Die Geburt der Trauer: Hegel und die Französische Revolution |Verlag=Konstanz University Press |Ort=Göttingen |Datum=2018 |ISBN=978-3-8353-9109-3}}</ref> Zeit seines Lebens soll er am 14. Juli, dem Tag der Erstürmung der Bastille, ein Glas Rotwein auf die Revolution und ihre Parole [[Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit]] getrunken haben.<ref>{{Literatur |Autor=Klaus Vieweg |Titel=Hegel: der Philosoph der Freiheit Biographie |Verlag=C.H. Beck |Ort=München |Datum=2019 |ISBN=978-3-406-74235-4}}</ref>

=== Von der industriellen Revolution bis zur Moderne ===
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam es zu einer Vertiefung liberaler Ideen in der Politik mit den Anfängen des modernen Liberalismus. Die liberalen Lehren, die Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts aufkamen, beharrten auf der Bedeutung von Verdienst und Arbeit, wandten sich gegen Privilegien und Willkür, gegen den Merkantilismus und gegen den oligarchischen Kapitalismus des Klerus und des Adels.

Laut dem französischen Philosophen und Historiker [[Alexis de Tocqueville]] beruht das amerikanische demokratische Modell auf seinem radikalen Bruch mit der europäischen Aristokratie. Die amerikanische Revolution würde somit eine Vorherrschaft des „demokratischen“ Geistes gegenüber dem „revolutionären“ Geist zum Ausdruck bringen. Es war reich an liberalen Autoren, von [[Thomas Jefferson]] bis [[Benjamin Franklin]] und [[Thomas Paine]]. Einige der Grundprinzipien des amerikanischen Liberalismus sind in der Präambel der Verfassung der Vereinigten Staaten von 1787 sowie in der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 enthalten. Die Philadelphia-Konvention wurde von der Verfassung der Vereinigten Staaten angenommen und vervollständigte die Eroberung der Unabhängigkeit, wurde von französischen Demokraten und Revolutionären bewundert.

Die Wiederbelebung des Liberalismus im 19. Jhd. manifestiert sich in Frankreich durch [[Benjamin Constant]], Alexis de Tocqueville, [[Jean-Baptiste Say]] und [[Frédéric Bastiat]]. Coppets Gruppe versammelte später liberale Gegner Napoleons III. Die klassischen Liberalen strebten nach einer weiten Verbreitung ihrer Ideen und stellten sich gegen die vorherrschenden etatistischen Ideen in den Machtkreisen.

In Deutschland kommt es [[Deutsche Revolution 1848/1849|1848/49 zur Revolution]]. Sie bildet ein zentrales Ereignis der Geschichte des deutschen Liberalismus. In ihrer Folge kam es zu den sogenannten Märzerrungenschaften, welche grundlegende Freiheiten wie Meinungsfreiheit und die [[Bauernbefreiung]] erkämpften. Die [[Paulskirchenverfassung]] vom 28. März 1849 stellt das wichtigste Dokument der Märzrevolution dar. Es propagierte eine demokratische und liberale Staatsordnung und war die erste gesamtdeutsche und demokratische Verfassung Deutschlands, welche die Grundlage für alle weiteren demokratischen Verfassungen Deutschlands bildete.

Nach dem Scheitern der Märzrevolution kam es in Deutschland zur [[Reaktionsära]]. In der Folge verließen einige deutsche Liberale aufgrund der einsetzenden Verfolgung das Land, in den USA nennt man diese Emigranten [[Forty-Eighters]]. Andere Liberale blieben, und setzten sich weiter für Demokratie und Menschenrechte in Deutschland ein.

So entstand etwa im Verlauf des 19. Jhds. aus dem deutschen Liberalismus das [[Genossenschaft|deutsche Genossenschaftswesen]], mit Protagonisten wie [[Hermann Schulze-Delitzsch]] und [[Friedrich Wilhelm Raiffeisen]].

Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts kam es innerhalb der liberalen Strömung zu Differenzen hinsichtlich der Rolle und Art staatlicher Intervention. Mit [[Leonard Trelawny Hobhouse|L. T. Hobhouse]] entstand eine progressive Strömung, die versuchte, die gesellschaftlichen Bedingungen, die die Freiheit jedes Einzelnen ermöglichen, stärker zu berücksichtigen. Zu den politischen Rechten kämen so Hobhouse soziale Rechte hinzu, wie das Recht auf eine Rente und staatliche Umverteilung.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die liberale Philosophie dann radikal herausgefordert, zunächst durch die [[Russische Revolution]] von 1917 und dann in der Zwischenkriegszeit mit der [[Weltwirtschaftskrise|Wirtschaftskrise]] von 1929, durch den Sozialismus (insbesondere die [[Zweite Spanische Republik]] und die Französische Volksfront), sowie die Entstehung von [[Faschismus]] und [[Nationalsozialismus]]. Der Einfluss dieser Ideologien, welche gegen die liberale Gesellschaften gerichtet waren, führte zu einer Neudefinition der Rolle und Konturen des Staates in Richtung zunehmender Intervention, also staatlich organisierter Wirtschaft für den Kommunismus und starker interventionistischer Staat für den Nationalsozialismus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer Erneuerung des Liberalismus. Bedeutend sind hier die Treffen der [[Mont Pèlerin Society]], einer 1947 von [[Friedrich August von Hayek]] gegründeten Vereinigung von Akademikern, Geschäftsleuten und Journalisten, welche das Ziel verfolgten, zukünftige Generationen von [[Wirtschaftsliberalismus|wirtschaftsliberalen]] Ideen zu überzeugen. In Deutschland kam es in Form des [[Ordoliberalismus]] ebenfalls zu einer Erneuerung.

Heute wird der Liberalismus zu den großen politischen Orientierungen gezählt. In Deutschland beruft sich vor allem die FDP auf das liberale Erbe. Die Geschichte des deutschen Liberalismus wird im [[Archiv des Liberalismus]] der [[Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit]] in [[Gummersbach]] aufgearbeitet. Auf europäischer Ebene gibt es viele liberale Parteien, in Frankreich etwa die von [[Emmanuel Macron]] gegründete Partei [[Renaissance (Partei)|Renaissance]] und in den Niederlanden die [[Volkspartij voor Vrijheid en Democratie|Volkspartei für Freiheit und Demokratie]]. Im europäischen Parlament sind sie in der [[Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (Partei)|Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa]] (ALDE) organisiert.


== Formen ==
== Formen ==

Version vom 19. Mai 2023, 12:52 Uhr

Barrikadenszene während der Märzrevolution: zentrales Ereignis des deutschen Liberalismus

Der Liberalismus (lateinisch liber, libera, liberum ‚frei‘; liberalis „die Freiheit betreffend, freiheitlich“) ist eine Grundposition der politischen Philosophie und eine historische und aktuelle Bewegung, die eine freiheitliche politische, ökonomische und soziale Ordnung anstrebt. Hervorgegangen ist der Liberalismus aus den englischen Revolutionen des 17. Jahrhunderts.[1] Aus liberalen Bürgerbewegungen gingen in vielen Ländern erstmals Nationalstaaten und demokratische Systeme hervor.[2]

Leitziel des Liberalismus ist die Freiheit des Individuums vornehmlich gegenüber staatlicher Regierungsgewalt. Er richtet sich daher gegen Staatsgläubigkeit, Kollektivismus, Willkür und den Missbrauch von Macht bzw. Herrschaft. Neben dem Konservatismus und dem Sozialismus wird er zu den drei großen politischen Ideologien bzw. Weltanschauungen gezählt, die sich im 18. und 19. Jahrhundert in Europa herausgebildet haben.

Definition

Der Liberalismus ist eine Denkrichtung der politischen Philosophie, die sich für die Verteidigung individueller menschlicher Rechte, wie der Gleichheit vor dem Gesetz, Freiheit, Sicherheit und Eigentum einsetzt und auf der individuellen und freiwilligen Kooperation von Menschen basiert.[3] Immanuel Kant fügt dieser Definition einen wichtigen Aspekt hinzu, nämlich dass der höchste ethische und rechtliche Wert in einem Rechtsstaat die Menschenwürde ist.[4] Der Mensch ist autonom und daher frei zu handeln und seine eigenen Ziele zu wählen.[5]

Das europäische liberale Denken basiert wesentlich auf den Prinzipien der moralischen Verantwortung und des freien Willens und steht im Gegensatz zu materialistischen Lehren wie dem Marxismus, Utilitarismus, Hedonismus, Reduktionismus, Szientismus, Biologismus und Posthumanismus.[6][7] Die im Anschluss an Immanuel Kant entwickelte spiritualistische und idealistische Auffassung des Liberalismus ist vor allem in Kontinentaleuropa einflussreich.[8]

Vom europäischen Liberalismus ist der angloamerikanische Liberalismus zu unterscheiden.[9] Dessen Ahnherren sind Hobbes und Locke, sowie Jeremy Bentham und John Stuart Mill.[10] Mit dem angloamerikanischen Liberalismus sind der Pragmatismus, der Utilitarismus und empirische Rationalismus kaum trennbar verbunden. Strenge Moralität und karitative Solidarität gelten dem Liberalen dagegen als Privatsache; sie sind in den USA vielfach mit den Religionen und den örtlichen Kirchen verbunden. Insofern ergänzt der private Kommunitarismus den öffentlichen Liberalismus. Liberalismus bedeutet vor allem in den USA: „Pragmatische Freiheit von und zu: Herrschaft und Dogmen, Religion und Moral, Gesellschaft und Gesetzen“.[11] Der Freie heiligt den Vertrag, auch als Gesellschaftsvertrag, unter Gleichen (Peers). Checks and Balances, also der Machtausgleich, bildet die Machtethik des Liberalismus.

Der Liberalismus steht politisch im Gegensatz zum Totalitarismus und gilt als Voraussetzung für eine moderne, pluralistische Demokratie. Bis in die Gegenwart betrachten sich auch Vertreter von nicht explizit liberalen Parteien als Liberale im Sinne der aufklärerischen Definition des Liberalismus. Der Liberalismus begründete eine Rechtfertigung dafür, sich von alten Lehren zu befreien, die sich für die Unfreiheit und rechtliche Ungleichheit des Menschen aussprachen. Beispiele solcher Lehren sind der Feudalismus, weil er den Menschen an einen Lehnsherren band, und der Absolutismus, der politische Macht nur dem König zugestand. Im Unterschied zum Anarchismus lehnt der Liberalismus den Staat nicht ab, sondern sieht in ihm den Garanten für Freiheit und Eigentum.

Grundlagen

Naturrecht

Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 sind eine positive Kodifizierung des Naturrechts.

Die Grundlage des liberalen Denkens beruht auf dem Recht und insbesondere auf dem Naturrecht.[12] Nach dieser Denkschule ist jeder Mensch Herr seiner selbst und verfügt über grundlegende und unveräußerliche Rechte, die sich aus seiner bloßen Existenz ergeben und der menschlichen Natur innewohnen, unabhängig von den sozialen Strukturen, in die er eingebunden ist. Bei diesen Rechten handelt es sich etwa um das Recht auf freie Meinungsäußerung, die Bewegungsfreiheit, das Recht auf Privateigentum, die Versammlungsfreiheit und die freie Berufswahl. Aus dem Recht auf Leben ergeben sich das Recht auf legitime Verteidigung gegen jede Aggression, das Recht auf Sicherheit und das Widerstandsrecht. Diese Rechte sind universell. Sie gelten für alle Menschen zu jeder Zeit und an jedem Ort und begründen die Gleichheit vor dem Gesetz.[13]

Naturrecht unterscheidet sich von positiven Recht dadurch, dass seine Ausübung keine Auswirkungen auf das Handeln anderer Menschen hat und nicht auf einer gesetzlichen Definition beruht. Allerdings argumentieren Liberale, dass das Naturrecht dem positiven Recht vorausgeht. Der französische liberale Ökonom Frederic Bastiat formulierte: „Weil Persönlichkeit, Freiheit und Eigentum vorherbestehen, erlassen die Menschen Gesetze.“[14]

Die liberale Theorie der Naturrechte wurde größtenteils von John Locke und dann insbesondere von Immanuel Kant entwickelt.[15][16] Aus dieser Theorie erwuchs die moderne Konzeption der Menschenrechte, die historisch gesehen einen wichtigen Teil der ideologischen Rechtfertigung der Amerikanischen Revolution, der Französischen Revolution und der deutschen Revolution von 1848/49 lieferte.

Freiheit

Ein mit dem Liberalismus eng verbundener Begriff ist die Freiheit.

Eine Definition der individuellen Freiheit findet sich im Artikel 4 der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789:[17]

Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was einem anderen nicht schadet. So hat die Ausübung der natürlichen Rechte eines jeden Menschen nur die Grenzen, die den anderen Gliedern der Gesellschaft den Genuss der gleichen Rechte sichern. Diese Grenzen können allein durch das Gesetz festgelegt werden.

Der deutsche Philosoph Immanuel Kant gab darüber hinaus eine für die Tradition des deutschen Idealismus wichtige Definition von Freiheit:

„Freiheit ist die Befugnis, keinen äußeren Gesetzen zu gehorchen, als zu denen ich meine Beistimmung habe geben können.“

Immanuel Kant: Anmerkung im 2. Abschnitt von „Zum ewigen Frieden“

Freiheit bedeutet somit für jeden das Recht, nach eigenem Ermessen zu handeln, um mit eigenen Mitteln seine eigenen Ziele zu verfolgen, sich frei auszutauschen, sich zu versammeln und Verträge abzuschließen, sich frei zu äußern und seine Informationsquellen frei zu wählen.

Utilitarismus

Der Utilitarismus bildet eine alternative Theorie der Rechtfertigung für die Freiheit der Menschen, als die Naturrechtslehre. Als Hauptvertreter gelten dabei Jeremy Bentham und John Stuart Mill.[10] Diesen beiden Autoren zufolge beruhen die Prinzipien des Liberalismus nicht auf der Achtung der natürlichen Rechte, deren Existenz Bentham und Mill ansonsten leugnen, sondern auf dem Beitrag der Freiheit zu unserem Glück. In der utilitaristischen Logik, deren Thesen materialistisch sind, ist eine glückliche Gesellschaft eine freie Gesellschaft, in der jeder so lebt, wie er es für richtig hält, solange es anderen nicht schadet. Allerdings wird die menschliche Freiheit als Mittel zu einem höheren Ziel angesehen: kollektives und materielles Glück. Dies ist das Prinzip der Schadensfreiheit, das J. S. Mill in seinem Werk Über die Freiheit entwickelt hat.[18] Der Utilitarismus glaubt daher, dass liberale Gesellschaften unser Glück maximieren.

Der Utilitarismus ist besonders in angelsächsischen Ländern einflussreich, während in Kontinentaleuropa vor allem die Konzeption von Immanuel Kant vorherrschend ist.[19]

Politik

Denkmal für die Liberalen des 19. Jahrhunderts im Bezirk Agra del Orzán, A Coruña, Galizien, (Spanien).

Im Zentrum des Liberalismus als Grundposition der politischen Philosophie steht das Individuum. Die individuelle Freiheit der Person ist nach liberaler Überzeugung die Grundnorm einer jeden menschlichen Gesellschaft, auf die hin der Staat seine politische wie wirtschaftliche Ordnung ausrichten sollte. Dabei wird unter Freiheit zunächst vor allem die Abwesenheit jeglicher Gewalt und jedes Zwangs verstanden, insbesondere von staatlicher Seite. In einem engeren Sinne liberaler Positionen beschränkt sich die Rolle des Staates auf den konkreten Schutz der Freiheit der Individuen und der die Freiheit garantierenden Rechtsordnung.

Die Grenzen und möglichen Formen staatlichen Handelns sind Gegenstand einer Debatte innerhalb des Liberalismus, besonders die besonders die Verwaltung und das Recht betreffend. Die meisten Liberalen halten staatliches Handeln zum Schutz der individuellen Freiheiten im Rahmen seiner souveränen Funktionen für notwendig, und viele von ihnen, wie Adam Smith, Raymond Aron, Karl Popper oder Benedetto Croce, akzeptieren oder empfehlen sogar Eingriffe in die Wirtschaft, insbesondere im Hinblick auf Kontrolle und Regulierung. Im Gegensatz dazu sprechen Libertäre mit anarchokapitalistischen Tendenzen dem Staat jegliche Legitimität zu Eingriffen in Gesellschaft und Wirtschaft ab.

Ethik

Die liberale Ethik lässt sich in einem einzigen Grundsatz zusammenfassen: „Du sollst die natürlichen Rechte eines anderen Menschen nicht verletzen.“ Es lässt jedem die Freiheit, seine eigenen Ziele und Mittel zu wählen, sofern sie andere nicht daran hindern, dasselbe zu tun.[20]

Umgekehrt implizieren diese Rechte Pflichten, die den Kern einer anspruchsvollen Ethik bilden. Diese wurde etwa von Kant in seiner Kritik der praktischen Vernunft entwickelt. Sie implizieren im Namen der Menschenwürde das Verbot jeglicher Aggression gegen die Integrität der Person, von Mord, Diebstahl und Sklaverei in allen ihren Formen sowie jeder Form von Diktatur. Sie fordern Toleranz gegenüber den Ideen, Überzeugungen und Handlungen anderer.[21]

Darüber hinaus schreibt der Liberalismus kein bestimmtes Verhalten auf individueller Ebene vor. Er betrachtet Religionen als außerhalb seines Bereichs. Im Allgemeinen beschränkt es sich darauf, die Anwendung von Zwang in religiösen, politischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten zu verbieten. Der Begriff der Verantwortung, der untrennbar mit Freiheit und Eigentum verbunden ist, geht davon aus, dass jeder Mensch die Folgen seines Handelns, ob gut oder schlecht, in seiner Seele und seinem Gewissen tragen muss. Moralisches Gewissen ist daher die Bedingung der Freiheit und Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen: Wenn Moral relativ oder nicht existent wäre, könnten andere zu Recht die Herren unserer Handlungen werden, uns ihre Ansichten aufzwingen und dadurch unsere Freiheit einschränken - ähnlich wie Eltern gegenüber ihrem Kind. Liberalismus ist daher keine Anomie oder Amoralismus, verstanden als das Fehlen von Normen, sondern eine genuin ethische Position.

Geschichte

Vorläufer: Von der Antike bis zur Renaissance

Die Vorläufer des Liberalismus lassen sich von der Zeit der griechischen Antike und der Renaissance zurückverfolgen. Leo Strauss ist etwa der Ansicht, dass der moderne Liberalismus seine Wurzeln im antiken philosophischen Denken hat.[22] Sokrates sei der erste Philosoph gewesen, der offiziell liberale Ideen formulierte.

Bedeutende Wegbereiter im Mittelalter sind etwa die englische Magna Carta, welche grundlegende Rechte gegenüber dem Souverän einführen, wie etwa das Recht auf Habeas Corpus, welches vor unrechtmäßiger Verhaftung schützt. Darüberhinaus formuliert Thomas von Aquin eine wichtige Doktrin des Naturrechts, welche bestimmte politische Überlegungen von Aristoteles über Freiheit und Gerechtigkeit wiederaufnimmt.

Die der Spätscholastik zuzurechnende Schule von Salamanca lässt den Liberalismus erahnen, da sie den staatlichen Souverän moralisch verpflichtet, die Grundrechte jedes Menschen zu respektieren, da er ein als Geschöpf Gottes ist, das ausgestattet ist mit Vernunft.[23] Ab dem 16. Jahrhundert formulierten die Philosophen dieser Schule den von Aristoteles, den Stoikern, Cicero und Thomas von Aquin übernommenen Begriff des Naturrechts neu und leiteten daraus die Prinzipien der Souveränität des Volkes und der Gewaltenteilung ab. In wirtschaftlichen Fragen rechtfertigen sie das Privateigentum, den freien Personen- und Warenverkehr und verteidigen den freien Markt.[24]

Der Humanismus der Renaissance veränderte die Definition der Beziehung des Menschen zu Schöpfung, Macht, Bildung oder Religion grundlegend. Das Gleiche gilt für den Protestantismus, der der göttlichen Vorsehung den freien Willen entgegensetzt. Die Treue zur Traditionsordnung wird durch die Reformation zugunsten der Vernunft des aufgeklärten Einzelnen in Frage gestellt. Religion wird damit zur Privatsache, was ihren Niedergang in der politischen Organisation des Westens befördert.

Klassischer Liberalismus des 17. und 18. Jhds.

Das liberale Denken entstand in der Mitte des 17. und der Mitte des 18. Jahrhunderts, unter dem Einfluss der Philosophie der Aufklärung. Diese Denker standen im Gegensatz zum politischen Absolutismus, der durch religiöse Vorstellungen legitimiert wurde. Es gibt zahlreiche liberale Theoretiker. Zu den bedeutenden ersten Denkern des Liberalismus zählen unter anderem John Locke im 17. Jahrhundert und Kant oder Smith im 18. Jahrhundert. Die Vielfalt ihrer Schriften kann nur im Hinblick auf den historischen Kontext verstanden werden, mit dem sie interagierten.

Das genaue Datum der Anfänge des Liberalismus bzw. seiner politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Komponenten ist unter Historikern umstritten. Viele Autoren datieren den Anfang mit John Lockes Brief über die Toleranz (1689), der die bereits bestehende Wurzeln des Liberalismus vervollständigt. John Locke argumentierte für die Einführung eines „Rechtsstaats“, der die Grundlage der modernen liberalen Philosophie werden wird und die zentralen theoretischen Entwicklungen umfasst: die Doktrin der Naturrechte, die Beschränkung staatlicher Macht und Gewaltenteilung, eine Rechtfertigung des zivilen Ungehorsams, Bestätigung von Gewissensfreiheit und die Trennung von Kirche und Staat.

Andere Philosophen wie Hume, Condillac und Montesquieu zogen ihrerseits die Konsequenzen der liberalen Philosophie im politischen und wirtschaftlichen Bereich. Montesquieu (1689-1755) war damals angesichts der absoluten Macht der französischen Monarchie vor allem damit beschäftigt, die Gewaltenteilung zu etablieren, um den Missbrauch der Exekutivgewalt des Königs einzudämmen und so die Freiheiten des Parlaments und der Justiz zu stärken. Diese Gedanken entwickelte er in seinem Hauptwerk Vom Geist der Gesetze (1748). Er artikulierte republikanisches und liberales Denken und verteidigte damit „bürgerliche Tugend, Liebe zum Land und zur Freiheit“ .[25]

Gleichzeitig verbanden Denker wie Adam Smith ihre Forderungen nach wirtschaftlichen Freiheiten mit den politischen Forderungen des Liberalismus. Smith ist einer der Haupttheoretiker des Wirtschaftsliberalismus, indem er eine Wirtschaftstheorie begründete, nach der „private Laster das Gemeinwohl bewirken“, eine Intuition, die erstmals von Bernard Mandeville in seiner Bienenfabel entwickelt wurde.[26] Die sogenannte klassische Schule der Nationalökonomie entstand als eine zusammenhängende Theorie, das alle damals untersuchten Bereiche menschlichen Handelns umfasste.

Der Liberalismus hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf mehrere große politische Revolutionen und Traditionen, die die Entstehung liberaler Demokratien ermöglichten. Einige Jahrzehnte vor der Französischen Revolution basierte Frankreich auf mehreren Prinzipien des Liberalismus, wobei das Ministerium Turgot zweifellos von der Physiokratenbewegung beeinflusst war. Aus diesem Grund waren Teile der französischen Eliten, insbesondere der bürgerlichen Elite, Anhänger des Liberalismus und für die Französische Revolution. Die Beziehung zwischen dem Liberalismus und der Französischer Revolution ist allerdings komplex, da man sie sowohl als Kontinuität als auch als zwei gegensätzliche Begriffe auffassen kann. Bevor die Französische Revolution in den revolutionären Terror umschlägt, propagiert sie die Menschenrechte, etwa in der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, der das Naturrecht kodifiziert und die wirtschaftlichen Freiheiten garantiert. Die Umschlag des „demokratischen“ Geistes in den „revolutionären“ Geist entstand aus der Radikalität der Revolutionäre, die ihre Geschichte neu beginnen wollten, im Gegensatz etwa zu den Amerikanern, die kein altes Regime zu zerstören hatten.

Die Französische Revolution zeigte eine Trennung und Aufspaltung der liberalen Tradition: Eine konservativere Strömung, vertreten etwa von Edmund Burke, die der Ansicht ist, dass individualistische Prinzipien allein nicht in der Lage sind, eine soziale Bindung zu begründen une eine zweite, radikalere Strömung, vertreten von Thomas Paine, die eine dauerhafte Reform verteidigt. In der Tradition des deutschen Idealismus zeigten sich auch unterschiedliche Interpretationen der französischen Revolution: Immanuel Kant war ein großer Befürworter der französischen Revolution, kritisierte allerdings ihren Umschlag in den Terror.[27] Hegel war ein glühender Anhänger der französischen Revolution.[28][29] Zeit seines Lebens soll er am 14. Juli, dem Tag der Erstürmung der Bastille, ein Glas Rotwein auf die Revolution und ihre Parole Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit getrunken haben.[30]

Von der industriellen Revolution bis zur Moderne

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam es zu einer Vertiefung liberaler Ideen in der Politik mit den Anfängen des modernen Liberalismus. Die liberalen Lehren, die Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts aufkamen, beharrten auf der Bedeutung von Verdienst und Arbeit, wandten sich gegen Privilegien und Willkür, gegen den Merkantilismus und gegen den oligarchischen Kapitalismus des Klerus und des Adels.

Laut dem französischen Philosophen und Historiker Alexis de Tocqueville beruht das amerikanische demokratische Modell auf seinem radikalen Bruch mit der europäischen Aristokratie. Die amerikanische Revolution würde somit eine Vorherrschaft des „demokratischen“ Geistes gegenüber dem „revolutionären“ Geist zum Ausdruck bringen. Es war reich an liberalen Autoren, von Thomas Jefferson bis Benjamin Franklin und Thomas Paine. Einige der Grundprinzipien des amerikanischen Liberalismus sind in der Präambel der Verfassung der Vereinigten Staaten von 1787 sowie in der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 enthalten. Die Philadelphia-Konvention wurde von der Verfassung der Vereinigten Staaten angenommen und vervollständigte die Eroberung der Unabhängigkeit, wurde von französischen Demokraten und Revolutionären bewundert.

Die Wiederbelebung des Liberalismus im 19. Jhd. manifestiert sich in Frankreich durch Benjamin Constant, Alexis de Tocqueville, Jean-Baptiste Say und Frédéric Bastiat. Coppets Gruppe versammelte später liberale Gegner Napoleons III. Die klassischen Liberalen strebten nach einer weiten Verbreitung ihrer Ideen und stellten sich gegen die vorherrschenden etatistischen Ideen in den Machtkreisen.

In Deutschland kommt es 1848/49 zur Revolution. Sie bildet ein zentrales Ereignis der Geschichte des deutschen Liberalismus. In ihrer Folge kam es zu den sogenannten Märzerrungenschaften, welche grundlegende Freiheiten wie Meinungsfreiheit und die Bauernbefreiung erkämpften. Die Paulskirchenverfassung vom 28. März 1849 stellt das wichtigste Dokument der Märzrevolution dar. Es propagierte eine demokratische und liberale Staatsordnung und war die erste gesamtdeutsche und demokratische Verfassung Deutschlands, welche die Grundlage für alle weiteren demokratischen Verfassungen Deutschlands bildete.

Nach dem Scheitern der Märzrevolution kam es in Deutschland zur Reaktionsära. In der Folge verließen einige deutsche Liberale aufgrund der einsetzenden Verfolgung das Land, in den USA nennt man diese Emigranten Forty-Eighters. Andere Liberale blieben, und setzten sich weiter für Demokratie und Menschenrechte in Deutschland ein.

So entstand etwa im Verlauf des 19. Jhds. aus dem deutschen Liberalismus das deutsche Genossenschaftswesen, mit Protagonisten wie Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen.

Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts kam es innerhalb der liberalen Strömung zu Differenzen hinsichtlich der Rolle und Art staatlicher Intervention. Mit L. T. Hobhouse entstand eine progressive Strömung, die versuchte, die gesellschaftlichen Bedingungen, die die Freiheit jedes Einzelnen ermöglichen, stärker zu berücksichtigen. Zu den politischen Rechten kämen so Hobhouse soziale Rechte hinzu, wie das Recht auf eine Rente und staatliche Umverteilung.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die liberale Philosophie dann radikal herausgefordert, zunächst durch die Russische Revolution von 1917 und dann in der Zwischenkriegszeit mit der Wirtschaftskrise von 1929, durch den Sozialismus (insbesondere die Zweite Spanische Republik und die Französische Volksfront), sowie die Entstehung von Faschismus und Nationalsozialismus. Der Einfluss dieser Ideologien, welche gegen die liberale Gesellschaften gerichtet waren, führte zu einer Neudefinition der Rolle und Konturen des Staates in Richtung zunehmender Intervention, also staatlich organisierter Wirtschaft für den Kommunismus und starker interventionistischer Staat für den Nationalsozialismus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer Erneuerung des Liberalismus. Bedeutend sind hier die Treffen der Mont Pèlerin Society, einer 1947 von Friedrich August von Hayek gegründeten Vereinigung von Akademikern, Geschäftsleuten und Journalisten, welche das Ziel verfolgten, zukünftige Generationen von wirtschaftsliberalen Ideen zu überzeugen. In Deutschland kam es in Form des Ordoliberalismus ebenfalls zu einer Erneuerung.

Heute wird der Liberalismus zu den großen politischen Orientierungen gezählt. In Deutschland beruft sich vor allem die FDP auf das liberale Erbe. Die Geschichte des deutschen Liberalismus wird im Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Gummersbach aufgearbeitet. Auf europäischer Ebene gibt es viele liberale Parteien, in Frankreich etwa die von Emmanuel Macron gegründete Partei Renaissance und in den Niederlanden die Volkspartei für Freiheit und Demokratie. Im europäischen Parlament sind sie in der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (ALDE) organisiert.

Formen

„Liberalismus“ ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene politische Positionen, wobei sich „das allen ‚Liberalismen‘ Gemeinsame nur schwer unter konkrete, definitorisch abgrenzbare Kategorien bringen lässt.“[31] Es lassen sich jedoch verschiedene gesellschaftliche Bereiche identifizieren, in denen sich die Forderung nach individueller Freiheit konkretisiert. Gemeinsam ist den unterschiedlichen Ansätzen die hohe Wertschätzung individueller Freiheit und Selbstverantwortung. Jeder Mensch soll leben wie er möchte, solange er nicht die Freiheit anderer tangiert bzw. verletzt. Demokratie und Nation werden als Mittel angesehen, die Freiheit der Bürger zu schützen. Meinungs-, Glaubens- und Gewissensfreiheit werden als Voraussetzung der Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung angesehen. Auch wenn der Ausdruck Liberalismus erst 1812 in Spanien geprägt wurde, liegen seine Wurzeln in der Aufklärung, etwa ab 1650.

Die liberale Bewegung war von Anfang an heterogen und basierte auf einem breiten Spektrum bürgerlicher Modernisierungsforderungen gegenüber Staat, Kirche und Gesellschaft in nahezu allen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und weltanschaulichen Bereichen. Schon in den frühen Auseinandersetzungen des 19. Jahrhunderts, in denen das Ziel einer Ablösung absolutistisch-restaurativer und autokratischer Herrschaftsformen durch an der Idee der Volkssouveränität orientierte partizipative Modelle im Vordergrund stand, konkurrierten moderat-liberale Reformer mit radikal-liberalen Revolutionären um die Deutungshoheit der freiheitlichen Weltanschauung und standen in teils unversöhnlichem Widerspruch zueinander. Während der moderate Liberalismus die Verwirklichung der Freiheitsrechte und des Verfassungsstaates in einer konstitutionellen Monarchie als hinreichendes politisches Ziel ansah, zielte der demokratische Radikalismus auf den völligen Umbau von Staatswesen und Gesellschaft und strebte die Ablösung der Monarchie durch die Republik in einem gegebenenfalls neu zu schaffenden Nationalstaat an.

Nach Verwirklichung des liberalen Konstitutionalismus kam es Ende des 19. Jahrhunderts und zum Teil verstärkt nach dem Ersten Weltkrieg zu einer Krise des Liberalismus.[32] Die unterschiedliche Bewertung der sozialen Frage führte zu einer Spaltung des Liberalismus in wirtschafts- und sozialliberale Ansätze.[33] Als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise entwickelte sich ein deutscher Neoliberalismus sowie der Ordoliberalismus, der die Probleme des sogenannten Laissez-faire-Liberalismus unter Rückgriff auf den scholastischen Gedanken einer „natürliche[n], gottgewollten Ordnung“ zu überwinden suchte.[34] Ende des 20. Jahrhunderts kam es insbesondere in den USA zu einer Wiederbelebung der sozialliberalen politischen Philosophie, angestoßen durch John Rawls.

Verfassungsliberalismus

John Locke

Laut dem Liberalismus ist die Aufgabe einer Verfassung, die naturgegebenen Rechte der Bürger vor der Allmacht des Staates zu schützen. John Locke, einer der wichtigsten Begründer des Liberalismus, postulierte in seinem 1689 veröffentlichten Werk Two Treatises of Government (deutsch: Zwei Abhandlungen über die Regierung) Freiheit, Leben und Eigentum als unveräußerliche Rechte eines jeden Bürgers. Die Rechte auf Freiheit, Leben und Eigentum werden als elementare Menschenrechte angesehen. Die liberale Verfassung soll diese Menschenrechte durch die Begrenzung der Staatsmacht vor willkürlichen Eingriffen des Staates schützen. Diese sind vor und von dem Staat zu schützen und haben Vorrang auch vor demokratisch herbeigeführten Entscheidungen.

John Stuart Mill

John Stuart Mill formulierte in seiner Schrift On Liberty (dt.: Über die Freiheit) das Prinzip, „dass der einzige Grund, aus dem die Menschheit, einzeln oder vereint, sich in die Handlungsfreiheit eines ihrer Mitglieder einzumischen befugt ist: sich selbst zu schützen. Dass der einzige Zweck, um dessentwillen man Zwang gegen den Willen eines Mitglieds einer zivilisierten Gesellschaft rechtmäßig ausüben darf: die Schädigung anderer zu verhüten.“

Das Kapitol in Washington, das amerikanische Parlamentsgebäude. In den USA waren bereits am Ende des 18. Jahrhunderts wichtige liberale Verfassungsprinzipien verwirklicht.

Der Schutz dieser naturgegebenen Rechte erfolgt durch eine Verankerung von Gewaltenteilung in die Verfassung, um Machtkonzentration zu verhindern. Zusätzlich zur horizontalen Gewaltenteilung sollen sich Exekutive, Legislative und Judikative im Gleichgewicht befinden und sich gegenseitig kontrollieren (Checks and Balances), um Machtanhäufung und Machtmissbrauch eines dieser Bereiche zu verhindern. Charles de Montesquieu gilt mit seinem 1748 veröffentlichten Buch Vom Geist der Gesetze als Begründer des Konzepts der Gewaltenteilung.

„Sobald in ein und derselben Person oder derselben Beamtenschaft die legislative Befugnis mit der exekutiven verbunden ist, gibt es keine Freiheit.“

Vom Geist der Gesetze (De l'esprit des lois), XI, 6

Im 19. Jahrhundert wurde durch die deutsche Staatsrechtslehre, zunächst bei Robert von Mohl, der Begriff des liberalen „Rechtsstaats“ geprägt. Gegenüber dem „Machtstaat“ des Absolutismus unterliegt die Staatsgewalt im Rechtsstaat dem aufgeklärten Gesetzesrechts, vermittelt durch die Gesetzmäßigkeit der Verwaltung, Verfahrensgarantien und Möglichkeiten des effektiven Rechtsschutzes einer Selbstbindung.[35][36] Vor dem Gesetz sollen alle Bürger gleich sein, ohne Ansehen ständischer oder religiöser Unterschiede.[37] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Konzeption um den Aspekt der materiellen Rechtsstaatlichkeit ergänzt: Die Geltung von Grundrechten und das Gebot der Verhältnismäßigkeit stellen – im Sinne einer materiellen Rechtsstaatlichkeit – eine absolute Schranke der Staatstätigkeit dar und binden unmittelbar auch den Gesetzgeber.

Wirtschaftsliberalismus

Adam Smith

Ursprünglich war „Liberalismus“ als Bezeichnung der politischen Bewegung des Liberalismus vorbehalten. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wird die Bezeichnung auch auf wirtschaftspolitische Positionen bezogen, die von der klassischen Nationalökonomie vertreten wurden und auf Adam Smith zurückgeführt werden.[38] In Abgrenzung zu anderen Spielarten des Liberalismus wird vom Wirtschaftsliberalismus gesprochen. Grundlagen des Wirtschaftsliberalismus sind – anknüpfend an John LockePrivateigentum und Vertragsfreiheit. Vertreter des Wirtschaftsliberalismus befürworten in der Tradition der klassischen Nationalökonomie freie Marktwirtschaft und Freihandel. Sie plädierten für die Einführung der Gewerbefreiheit und die Auflösung der Zünfte.[37]

Zum Teil wird das Eigentumsrecht auf naturrechtliche Begründungen zurückgeführt, wie sie sich schon bei Hugo Grotius, Samuel Pufendorf und John Locke finden. In dieser Tradition der naturrechtlichen Begründung von Eigentumsrechten argumentieren beispielsweise die US-amerikanischen Gründerväter sowie im 20. Jahrhundert die libertären Philosophen Robert Nozick und Ayn Rand, deren liberale Ausrichtung jedoch mitunter bestritten wird.[39] Das Eigentumsrecht wird dann gemäß der Locke’schen Eigentumstheorie auf einen ursprünglichen Aneignungsakt durch Arbeit zurückgeführt. Wirtschaftsliberale Positionen beruhen jedoch oft auch auf einer utilitaristischen Grundlage, wenn sie etwa davon ausgehen, dass die Begründung von Recht auf Privateigentum zu Anreizen für effiziente Nutzung und dadurch zur Vermehrung des Allgemeinwohls führt.[40] Konsequentialistische Argumentationen, die auf Adam Smith, Jeremy Bentham und John Stuart Mill zurückgehen, kommen oft zu einer ähnlich starken Betonung privater Eigentumsrechte.[41] Sie begründen diese aber mit Anreizen für effiziente Nutzung, die zur Vermehrung des Gemeinwohls führe. Anders als Vertreter des Naturrechts begründen sie das Eigentumsrecht also nicht primär mit Gerechtigkeits-, sondern mit Nutzenerwägungen. Vertreter dieser Form des konsequentialistischen (oder auch utilitaristischen) Wirtschaftsliberalismus waren die Ökonomen Ludwig von Mises, Friedrich Hayek, James M. Buchanan und Milton Friedman, sowie der Rechtstheoretiker Richard A. Epstein.[42]

Jean-Baptiste Say

Adam Smith führt den Wohlstand der Nationen in seinem gleichnamigen Werk auf das Konzept der unsichtbaren Hand zurück, wonach das eigennützige Streben der Menschen zum Wohl der gesamten Gesellschaft beitrage. Daher stellt nach Auffassung vieler Wirtschaftsliberaler ein freier Wettbewerb in der Marktwirtschaft das optimale Steuerungsinstrument der Wirtschaft dar. Vertreter des klassischen Wirtschaftsliberalismus wie Jean Baptiste Say gingen entsprechend davon aus, dass sich ohne staatlichen Eingriff stets ein Marktgleichgewicht einstelle. Interventionen durch wohlfahrtsstaatliche Politik werden insofern als schädlich angesehen. Unter dem Einfluss der Lehren der klassischen Nationalökonomie galt im 19. Jahrhundert weitgehend das liberale Leitbild eines Staates, dessen Aufgaben vor allem auf die Herstellung von Sicherheit und Ordnung beschränkt sind und der möglichst wenig in Wirtschaftsprozesse interveniert („Laissez-faire“).[43] Diese Staatskonzeption wurde von Ferdinand Lassalle als sogenannter „Nachtwächterstaat“ kritisiert. Allerdings wurde nach der Weltwirtschaftskrise von vielen Wirtschaftsliberalen anerkannt, dass der freie Markt nicht nur durch staatliche Intervention, sondern auch durch Oligopole oder Kartellstrukturen bedroht werden kann.

Friedrich August von Hayek

In Reaktion auf die Kritik am klassischen (Wirtschafts-)Liberalismus entwickelten sich neue Vorstellungen, die zunächst unter dem Begriff des Neoliberalismus zusammengefasst wurden. Insbesondere vom Ordoliberalismus der „Freiburger Schule“, der auch zu den wesentlichen Einflüssen bei der Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft zählt, wurde daher ein starker Staat gefordert, der der Vermachtung der Wirtschaft durch Ordnungspolitik entgegenwirken kann. Marktversagen, etwa bei sogenannten „externen Effekten“ wie Umweltverschmutzung, soll nach wirtschaftsliberaler Position durch marktkonforme Instrumente, wie Emissionsrechtehandel überwunden werden.

Als einer der bedeutendsten Theoretiker des Liberalismus im 20. Jahrhundert gilt der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften Friedrich August von Hayek.[44] Hayek, ein prominentes Mitglied der Mont Pelerin Society, gilt nicht zuletzt deshalb als zentrale Integrationsfigur des Wirtschaftsliberalismus, weil er in verschiedenen Lebensabschnitten die Entwicklung von drei verschiedenen ökonomischen Schulen beeinflusste. Zunächst entwickelte er als Schüler von Ludwig von Mises die Positionen der Österreichischen Schule u. a. an der Kritik der Wirtschaftsrechnung im Sozialismus maßgeblich mit. 1950 ging er nach Chicago, wo es unter seiner Beteiligung zu einer Neubewertung von Monopol- und Kartellstrukturen kam. Schließlich wurde er 1962 nach Freiburg berufen, dem Zentrum des deutschen Neoliberalismus, wo er seine Ideen zur staatlichen „Anmaßung von Wissen“, marktförmigen „spontanen Ordnungen“ und dem „Wettbewerb als Entdeckungsverfahren“ ausarbeitete.

Milton Friedman

Die Ideen des Wirtschaftsnobelpreisträgers Milton Friedman, eines Befürworters von Freihandel und Deregulierung, hatten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts starken Einfluss auf die Entwicklung in Richtung Markt und Wettbewerb, die in weiten Teilen der Welt zu beobachten war.[45] Friedman, der als bedeutender Vertreter der Chicagoer Schule der Ökonomie gilt, griff zunächst Ideen des kontinentaleuropäischen Neoliberalismus auf. Anders als dieser sah er jedoch ähnlich wie Hayek die ordnungspolitische Wettbewerbskontrolle eher skeptisch.[46]

Da der Begriff des Liberalismus in den USA nach dem New Deal und zunehmend in den 1970er Jahren durch das Aufkommen des philosophischen egalitären Liberalismus mit der politischen Linken assoziiert wurde (Linksliberalismus), werden wirtschaftsliberale Positionen dort oft als libertarianism bezeichnet.[47]

Sozialer Liberalismus

Während für Wirtschaftsliberale der Abbau von staatlicher und feudaler Herrschaft zur Herstellung von Chancengleichheit in der Regel als ausreichend angesehen wird, wollen Sozialliberale auch gesellschaftlich bedingte Chancenungleichheiten kompensatorisch korrigieren.[48] Um die von Sozialliberalen ebenfalls unerwünschte Einschränkung der individuellen Autonomie zu minimieren, wurde im 19. Jahrhundert Hilfe zur Selbsthilfe als Lösung der sozialen Frage propagiert. So trat der Sozialliberale Hermann Schulze-Delitzsch für eine Förderung des Genossenschaftswesens ein.[49] Eine weitere typisch liberale Antwort auf die soziale Frage ist die Qualifikation durch eine staatlich geförderte Bildungspolitik.[49] In der Sozialen Marktwirtschaft wurde von Vertretern des Ordoliberalismus der Versuch unternommen, wirtschaftsliberale Positionen mit einer Bewältigung sozialer Probleme konzeptionell zu verbinden.

John Maynard Keynes

Vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise versuchte John Maynard Keynes – von einer linksliberalen politischen Position ausgehend – deutlich zu machen, wie antikapitalistische Bestrebungen (kommunistische wie faschistische) durch den Erhalt und Ausbau des kapitalistischen Wohlfahrtsstaates verhindert werden können. Wie Keynes den Liberalismus versteht, wird in den Artikeln Am I a Liberal?[50] von 1925 oder The End of Laissez-Faire[51] von 1926 deutlich. Vollbeschäftigung versteht Keynes als Bedingung der Möglichkeit von Verhandlungsmacht der Gewerkschaften. Ansteigender Wohlstand der Ärmsten sei für die marktförmige Wirtschaft wachstumsoptimal und sichere so die individuelle Unabhängigkeit.

Amartya Sen

Im egalitären Liberalismus von John Rawls hat eine nicht nur formale, sondern substantiell faire Chancengleichheit einen wichtigen Stellenwert.[52] Rawls Theorie der Gerechtigkeit gilt deshalb als liberale Konzeption, weil Rawls eine Liste von Grundfreiheiten vor Umverteilung stellt.[53] Die individuelle Freiheit dürfe allenfalls eingeschränkt werden, um die Freiheit Dritter zu schützen, keineswegs aus Gründen sozialer Gerechtigkeit.[54] Im Gegensatz zu klassischen Wirtschaftsliberalen wie Milton Friedman und Friedrich Hayek sieht er aber in wirtschaftlichen Freiheiten wie Recht auf Privateigentum und Vertragsrecht keinen Grundrechtsstatus wie freie Berufswahl, persönliches Eigentum, Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit oder politische Freiheiten und können gemäß der fairen Chancengleichheit, der gleichen Chancen an der Beteiligung am politischen Leben und Begrenzung wirtschaftlicher und sozialer Ungleichheiten also eingeschränkt werden.[55] Das Recht auf die Grundfreiheiten ist laut Rawls deswegen wesentlich, weil man mit ihnen die beiden moralischen Vermögen eines Bürgers ausüben kann, und zwar die Fähigkeit, der eigenen Vorstellung des Guten wie beispielsweise einer Religion nachzugehen, zu revidieren und zu vertreten und politische Prinzipien zu verstehen, zu beurteilen, zu akzeptieren und nach ihnen zu handeln.[56] Grundfreiheiten wie freie Berufswahl, Versammlungsfreiheit, Meinungsfreiheit und das Recht auf persönliches Eigentum sind für diese moralische Vermögen notwendig, nicht aber das Recht auf Privatbesitz, Eigentum, Erwerb und Vererbung an natürlichen Ressourcen und Produktionsmittel, die Kontrolle über diese und auf Vertragsfreiheit. Solche müssen im Einklang mit der Chancengleichheit, politischen Gleichheit und der Begrenzung der Ungleichheit bei der Gesetzgebung anstelle auf Verfassungsebene gerechtfertigt werden.[57][58][59] Ungleichheiten sind nur insofern gerechtfertigt als diese den sozial Schwächsten einer Gesellschaft den größten Vorteil bringen.[60][61] Daher fordert er, dass ein privatwirtschaftliches System in Form einer Eigentumsdemokratie ausgestaltet sein soll, in der Privateigentum und Humankapital auf allen Bürgern und damit auch die Verhandlungsmacht verbreitet wird und somit alle aus der Ungleichheit auf reziproker Weise profitieren.[62][63]

Ebenfalls in der liberalen Tradition seit Immanuel Kant steht die Verfechtung von Freiheiten als Verwirklichungschancen, die von Amartya Sen und Martha Nussbaum vertreten werden. Dieser Ansatz steht mit seinem positiven Freiheitsbegriff jedoch in einem Spannungsverhältnis zu herkömmlichen Formen des politischen Liberalismus.[64] Mit positivem und negativem Freiheitsverständnis und seiner Bedeutung für unterschiedliche Ansätze in der liberalen politischen Philosophie haben sich in neuerer Zeit Isaiah Berlin und Charles Taylor auseinandergesetzt.[65]

Geschichte liberaler Parteien

Als im 19. Jahrhundert die Vorläufer der modernen Parteien entstanden, gehörten die liberalen Parteien von Anfang an dazu. Sie waren oft lockerer organisiert als die konservativen, katholischen und allmählich auch sozialistischen Parteien. Liberale Parteien konnten weniger auf einem gemeinsamen sozialen Fundament wie dem katholischen Verbandswesen aufbauen. Den Liberalen kam jedoch das ungleiche Wahlrecht (→ Klassenwahlrecht) zugute, wie es in vielen europäischen Ländern bis ins 20. Jahrhundert galt. Das Mehrheitswahlrecht konnte die Liberalen begünstigen, wenn sie dadurch mit ihrer Mittelposition als Kompromisskandidaten dienten.

Die Einführung des allgemeinen und Verhältniswahlrechts verschlechterte in vielen Ländern die Lage für die dortigen liberalen Parteien. In Großbritannien, Deutschland und anderen Ländern verloren liberale Parteien in den 1920er Jahren viel an Boden. Zeitweilig waren es Parteizersplitterungen, die den Liberalen zu schaffen machten, vor allem den Linksliberalen. Insgesamt haben liberale Parteien in fast allen Demokratien eine parlamentarische Vertretung und zählen oft zu den klassischen Regierungsparteien.

Die Geschichte des deutschen Liberalismus wird im Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Gummersbach aufgearbeitet, in dem sich die Unterlagen der FDP befinden.

Gelb gilt gemeinhin als die politische Farbe des Liberalismus.[66][67]

Liberalismus und Frauenemanzipation

Aufgrund seines Eintretens für die Freiheitsrechte des Individuums bot sich der Liberalismus in der Geschichte vielfach als Bündnispartner der Frauenbewegung an. In Deutschland beispielsweise rechnete sich ein Großteil der Frauenbewegung zum Liberalismus.[68] Dazu hat auch die bahnbrechende Schrift von John Stuart Mill The Subjection of Women (1869) beigetragen, in der er für die Gleichstellung der Frauen plädiert.

Zwar hält der Liberalismus im Bereich des Personen- und Familienrechts an dem konservativen Familienbild fest, versteht den Begriff der Ehe aber in einem vertragsrechtlichen Zusammenhang und nicht mehr als überindividuelle Institution.[37]

Siehe auch

Literatur

Klassiker des Liberalismus

Vorläufer

  • Thomas Hobbes: Vom Bürger. In: Hermann Klenner (Hrsg.): Elemente der Philosophie III (= Philosophische Bibliothek). Band 158. Meiner, Hamburg 1984, ISBN 3-7873-1166-1, S. 59–328 (Latein: De Cive. 1642. Übersetzt von Jutta Schlösser).
  • Thomas Hobbes: Leviathan. Hrsg.: Hermann Klenner (= Philosophische Bibliothek. Band 491). Meiner, Hamburg 2004, ISBN 978-3-7873-1699-1 (britisches Englisch: Leviathan or The Matter, Forme and Power of a Common Wealth Ecclesiasticall and Civil. 1651. Übersetzt von Jutta Schlösser).

Weitere Werke

Weblinks

Commons: Liberalismus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Liberalismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Ralf Dahrendorf: Liberalism. In John Eatwell/Murray Milgate/Peter Newman (Hrsg.): The Invisible Hand. The New PalgraveMacmillan, London 1989, S. 183.
  2. Christoph Nonn: Bismarck: Ein Preuße und sein Jahrhundert. C.H.Beck, München 2015, S. 123 ff. (Kap.: Die englische Alternative)
  3. Bundeszentrale für politische Bildung: Wege zur modernen Demokratie. 4. Mai 2017, abgerufen am 18. Mai 2023.
  4. Bundeszentrale für politische Bildung: Das Grundgesetz - Die Grundrechte - Die Würde des Menschen ist unantastbar. 3. September 2020, abgerufen am 18. Mai 2023.
  5. Marietta Auer: Subjektive Rechte bei Pufendorf und Kant: Eine Analyse im Lichte der Rechtskritik Hohfelds. In: Archiv für die civilistische Praxis. Band 208, Nr. 5, 2008, ISSN 0003-8997, S. 584–634, JSTOR:40996023.
  6. Denis Collin: Kant, Marx et la question de la morale. In: Actuel Marx. Band 35, Nr. 1, 2004, ISSN 0994-4524, S. 189, doi:10.3917/amx.035.0193 (cairn.info [abgerufen am 18. Mai 2023]).
  7. Dieter Mersch: Der Mensch zwischen Humanismus und Posthumanismus. In: Der Mensch als Faktizität. transcript Verlag, 2021, ISBN 978-3-8394-5687-3, S. 37–66, doi:10.1515/9783839456873-003/html (degruyter.com [abgerufen am 18. Mai 2023]).
  8. Kant vs. Hobbes - Idealismus oder Realismus in der Politik? | Cicero Online. Abgerufen am 18. Mai 2023.
  9. João Espada: The Anglo-American Tradition of Liberty - A view from Europe. Routledge, New York 2018, ISBN 978-1-138-59159-2.
  10. a b Julia Driver: The History of Utilitarianism. In: The Stanford Encyclopedia of Philosophy. Winter 2022 Auflage. Metaphysics Research Lab, Stanford University, 2022 (stanford.edu [abgerufen am 13. Mai 2023]).
  11. Axel Montenbruck: Menschenwürde-Idee und Liberalismus – zwei westliche Glaubensrichtungen. 3. Auflage, 2016, ISBN 978-3-946234-56-2, S. 181 ff. (online auf der Website der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin)
  12. IV. Das Naturrecht der Aufklärung. In: IV. Das Naturrecht der Aufklärung. De Gruyter, 2011, ISBN 978-3-11-088691-7, S. 31–36 (degruyter.com [abgerufen am 13. Mai 2023]).
  13. TEIL II: Naturrecht und Menschenrechte. In: Zwischen Naturrecht und Partikularismus. De Gruyter, 2013, ISBN 978-3-11-089982-5, S. 165–319, doi:10.1515/9783110899825.165/html (degruyter.com [abgerufen am 13. Mai 2023]).
  14. Autor admin: Das Gesetz. In: Frédéric Bastiat (1801-1850). 3. Januar 2019, abgerufen am 13. Mai 2023 (deutsch).
  15. Walter Reese-Schäfer: 7 John Locke: Eigentum, Vertrag und Widerstandsrecht. In: Klassiker der politischen Ideengeschichte. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2011, ISBN 978-3-486-70954-4, S. 81–95, doi:10.1524/9783486709544.81 (degruyter.com [abgerufen am 13. Mai 2023]).
  16. Kants Naturrecht Feyerabend: Analysen und Perspektiven. In: Kants Naturrecht Feyerabend. De Gruyter, 2019, ISBN 978-3-11-067225-1, doi:10.1515/9783110672251 (degruyter.com [abgerufen am 13. Mai 2023]).
  17. Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte vom 26. August 1789 | Conseil constitutionnel. Abgerufen am 13. Mai 2023.
  18. David Brink: Mill’s Moral and Political Philosophy. In: The Stanford Encyclopedia of Philosophy. Fall 2022 Auflage. Metaphysics Research Lab, Stanford University, 2022 (stanford.edu [abgerufen am 13. Mai 2023]).
  19. Grundrechte für Menschenaffen: Kant gegen Bentham. 20. Juni 2014, abgerufen am 13. Mai 2023 (Schweizer Hochdeutsch).
  20. Shane D. Courtland, Gerald Gaus, David Schmidtz: Liberalism. In: The Stanford Encyclopedia of Philosophy. Spring 2022 Auflage. Metaphysics Research Lab, Stanford University, 2022 (stanford.edu [abgerufen am 13. Mai 2023]).
  21. Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft: Kritik der praktischen Vernunft. In: Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft. Akademie Verlag, 2011, ISBN 978-3-05-005618-0, doi:10.1524/9783050056180/html (degruyter.com [abgerufen am 13. Mai 2023]).
  22. Leo Strauss: Le libéralisme antique et moderne. puf, Paris 1990, ISBN 978-2-13-042960-9 (französisch).
  23. Wim Decock, Christiane Birr: Recht und Moral in der Scholastik der Frühen Neuzeit 1500-1750. In: Recht und Moral in der Scholastik der Frühen Neuzeit 1500-1750. De Gruyter Oldenbourg, 2016, ISBN 978-3-11-037968-6, doi:10.1515/9783110379686 (degruyter.com [abgerufen am 19. Mai 2023]).
  24. Giuseppe Franco: Die Wirtschaftsanalyse und die Wirtschaftsethik der Schule von Salamanca. In: ORDO. Band 67, Nr. 1, 1. Mai 2016, ISSN 2366-0481, S. 33–74, doi:10.1515/ordo-2016-0104 (degruyter.com [abgerufen am 19. Mai 2023]).
  25. Raymonde Monnier: Montesquieu et le langage républicain : l’argumentaire de l’Esprit des lois. In: La Révolution française. Cahiers de l’Institut d’histoire de la Révolution française. Nr. 5, 31. Dezember 2013, ISSN 2105-2557, doi:10.4000/lrf.1036 (openedition.org [abgerufen am 19. Mai 2023]).
  26. Hans G. Nutzinger: Das System der natürlichen Freiheit bei Adam Smith und seine ethischen Grundlagen. In: Jahrbuch Ökonomie und Gesellschaft. Jahrbuch 9 : Adam Smiths Beitrag zur Gesellschaftswissenschaft. campus Verlag, Franfurt am Main 1990, S. 79–100.
  27. Manfred Buhr, Wilfried Lehrke: Beziehungen der Philosophie Immanuel Kants zur Französischen Revolution. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie. Band 37, Nr. 7, 1. Juli 1989, ISSN 2192-1482, S. 628–636, doi:10.1524/dzph.1989.37.7.628 (degruyter.com [abgerufen am 19. Mai 2023]).
  28. Joachim Ritter: Hegel und die französische Revolution. In: Hegel und die französische Revolution. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 1957, ISBN 978-3-663-03068-3, S. 9–80, doi:10.1007/978-3-663-04257-0_1 (springer.com [abgerufen am 19. Mai 2023]).
  29. Rebecca Comay: Die Geburt der Trauer: Hegel und die Französische Revolution. Konstanz University Press, Göttingen 2018, ISBN 978-3-8353-9109-3.
  30. Klaus Vieweg: Hegel: der Philosoph der Freiheit Biographie. C.H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-74235-4.
  31. Artikel „Liberalismus“, Willi Albers, Anton Zottmann (Hrsg.): Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft (HdWW), Vandenhoeck & Ruprecht, 1980, S. 33.
  32. Willi Albers: Art. „Liberalismus.“ In: Willi Albers, Anton Zottmann: Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft (HdWW), zugleich Neuauflage des Handwörterbuchs der Sozialwissenschaften, Bd. 5, Vandenhoeck & Ruprecht, 1980.
  33. Gerhard Göhler: Antworten auf die soziale Frage – eine Einführung. In: Bernd Heidenreich: Politische Theorien des 19. Jahrhunderts: Konservatismus, Liberalismus, Sozialismus. Akademie Verlag, 2002, S. 417, 424.
  34. Eucken, zitiert nach Goldschmidt: Eröffnung der Kontingenz gesellschaftlicher Ordnungen? Eucken und die Kirche als ordnende Potenz. In: Pies, Martin Leschke: Walter Euckens Ordnungspolitik. Mohr Siebeck, 2002, ISBN 3-16-147919-X, S. 166 f.
  35. Adamovich, Funk: Allgemeines Verwaltungsrecht. Springer, 1987, S. 7.
  36. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte: 1866–1918, Bd. 2: Machtstaat vor der Demokratie. C. H. Beck, 1993, S. 182 ff.
  37. a b c Helmut Coing: Europäisches Privatrecht 1800–1914. München 1989. ISBN 3-406-30688-8. § 10 I., S. 70.
  38. Rudolf Walther: Exkurs: Wirtschaftlicher Liberalismus (Artikel „Liberalismus“). In: Brunner, Conze, Koselleck: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3, Stuttgart 1982, Seite ?.
  39. Zu der politischen Philosophie des Libertarismus vgl. S. Freeman: Illiberal Libertarians: Why Libertarianism Is Not a Liberal View. In: Philosophy and Public Affairs. Bd. 30, Nr. 2, 2001, S. 105–151.
  40. Samuel Freeman: Capitalism in the Classical and High Liberal Traditions. Band 1. Oxford University Press, 19. Juli 2018, S. 20, doi:10.1093/oso/9780190699260.003.0002 (universitypressscholarship.com [abgerufen am 12. September 2021]).
  41. Michael Goldhammer: Geistiges Eigentum und Eigentumstheorie: Rekonstruktion der Begründung von Eigentum an immateriellen Gütern anhand der US-amerikanischen Eigentumstheorie. Mohr Siebeck, 2012, ISBN 3-16-150993-5.
  42. Vgl. den Artikel Libertarianism. In: Internet Encyclopedia of Philosophy.
  43. N. Wimmer, Th. Müller: Wirtschaftsrecht: International – Europäisch – National. Springer, 2007, S. 19.
  44. Bernd Ziegler: Geschichte des ökonomischen Denkens: Paradigmenwechsel in der Volkswirtschaftslehre. Ausgabe 2, Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2008, ISBN 3-486-58522-3, S. 128.
  45. Paul Anthony Samuelson, William D. Nordhaus: Volkswirtschaftslehre das internationale Standardwerk der Makro- und Mikroökonomie. MI Wirtschaftsbuch 2007, ISBN 3-636-03112-0, S. 72 f.
  46. Karl-Peter Sommermann: Staatsziele und Staatszielbestimmungen. Mohr Siebeck, 1997, S. 167.
  47. Frieder Neumann: Gerechtigkeit und Grundeinkommen: Eine gerechtigkeitstheoretische Analyse ausgewählter Grundeinkommensmodelle. LIT Verlag, Münster 2009, ISBN 3-643-10040-X, S. 43.
  48. Vgl. Wolfgang Ayaß: Max Hirsch. Sozialliberaler Gewerkschaftsführer und Pionier der Volkshochschulen, Berlin 2013.
  49. a b Gerhard Göhler: Antworten auf die soziale Frage – eine Einführung. In: Bernd Heidenreich: Politische Theorien des 19. Jahrhunderts: Konservatismus, Liberalismus, Sozialismus. Akademie Verlag, 2002, S. 417, 424.
  50. John Maynard Keynes: Am I a Liberal? In: Essays in Persuasion. W. W. Norton & Company, 1991, S. 312 ff.
  51. John Maynard Keynes: The End of Laissez-Faire. Hogarth Press, 1926
  52. Andrea Schlenker-Fischer: Demokratische Gemeinschaft trotz ethnischer Differenz: Theorien, Institutionen und soziale Dynamiken, VS Verlag, 2009, S. 99.
  53. John Rawls: Gerechtigkeit als Fairneß ein Neuentwurf. 1. Auflage. Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-518-29404-8, S. 175 ff.
  54. Walter Reese-Schäfer: Politische Theorie der Gegenwart in fünfzehn Modellen Oldenbourg Lehr- und Handbücher der Politikwissenschaft. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2005, ISBN 3-486-57930-4, S. 7.
  55. John Rawls: Gerechtigkeit als Fairneß ein Neuentwurf. 1. Auflage. Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-518-29404-8, S. 215 f.; 230–233.
  56. John Rawls: Gerechtigkeit als Fairneß ein Neuentwurf. 1. Auflage. Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-518-29404-8, S. 44–52.
  57. John Rawls: Gerechtigkeit als Fairneß ein Neuentwurf. 1. Auflage. Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-518-29404-8, S. 175–181, 214–218.
  58. John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-518-27871-1, S. 83.
  59. John Rawls: Politischer Liberalismus. 1. Auflage. Frankfurt am Main 2003, ISBN 978-3-518-29242-6, S. 332.
  60. Hans Joas, Wolfgang Knöbl: Sozialtheorie: Zwanzig einführende Vorlesungen, Suhrkamp Verlag, 2004, S. 670.
  61. John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit. Suhrkamp Verlag, Berlin, S. 336.
  62. John Rawls: Gerechtigkeit als Fairneß. Ein Neuentwurf. Hrsg.: Erin Kelly. 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Berlin 2006, S. 211–275.
  63. Paul Smith: Incentives and Justice: G. A. Cohen’s Egalitarian Critique of Rawls. In: Social Theory and Practice. Band 24, Nr. 2, 1998, S. 205–235.
  64. Nina Oelkers, Hans-Uwe Otto, Holger Ziegler: Handlungsbefähigung und Wohlergehen. In: Otto, Ziegler (Hrsg.): Capabilities - Handlungsbefähigung und Verwirklichungschancen in der Erziehungswissenschaft, VS Verlag, 2009, S. 98 f.
  65. Erich Zalten: Die Problemverschlingung von Liberalismus und Kommunitarismus. Bemerkungen zur politischen Theorie und Ethik. In: Kurt Seelmann: Kommunitarismus versus Liberalismus: Vorträge der Tagung der Schweizer Sektion der Internationalen Vereinigung für Rechts- und Sozialphilosophie vom 23. und 24. Oktober 1998 in Basel. Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie – Beiheft Nr. 76, Franz Steiner Verlag 2000, S. 85, 86.
  66. Sean Adams, Terry Lee Stones: Color Design Workbook: A Real World Guide to Using Color in Graphic Design. Quayside Publishing Group, Laguna Hills 2017, ISBN 978-1-63159-410-6, S. 86 (englisch).
  67. Rohit Vishal Kumar, Radhika Joshi: Colour, Colour Everywhere: In Marketing Too. In: SCMS Journal of Indian Management. Band 3, Nr. 4, 2006, ISSN 0973-3167, S. 40–46 (ssrn.com [abgerufen am 20. Juni 2019]).
  68. Angelika Schaser: Helene Lange und Gertrud Bäumer. Eine politische Lebensgemeinschaft. Böhlau, Köln 2010, S. 35 u. 133–147 et passim.