Benutzer:Hans50/Schön

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Helmut Schön (* 15. September 1915 in Dresden; † 23. Februar 1996 in Wiesbaden) war ein deutscher Fußballspieler und -trainer.

Als aktiver Fußballspieler des Dresdner SC wurde Schön in den Runden 1942/43 und 1943/44 zweimal Deutscher Meister und gewann in den Jahren 1940 und 1941 zweimal den Tschammer-Pokal. Von 1937 bis 1941 berief ihn Sepp Herberger zu 16 Länderspielen in die Fußballnationalmannschaft, wobei er 17 Tore erzielte. Ihm wurden herausragende Technik, Kopfballstärke und strategische Fähigkeiten zugesprochen.[1][2] Er vollzog nahtlos als Spielertrainer den Übergang in das Traineramt und wurde in seiner Zeit als Bundestrainer von 1964 bis 1978 zu einem der erfolgreichsten Nationaltrainer der Welt. Schön gewann mit der Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft 1974 und die Europameisterschaft 1972, er wurde Vizeweltmeister 1966 sowie Vizeeuropameister 1976 und Dritter bei der Weltmeisterschaft 1970. Dass Schön den Nationalspielern viele Freiräume und Mitspracherechte in seiner Bundestrainerära einräumte, statt ihnen starre taktische Maßregeln vorzugeben, sehen viele Sportjournalisten als die herausragende Leistung seiner Amtszeit,[3] wurde aber auch, insbesondere am Ende seiner Trainerlaufbahn, häufig als Führungsschwäche ausgelegt.

Unter Schön kamen junge Spieler wie Franz Beckenbauer, Wolfgang Overath, Günter Netzer, Sepp Maier und Gerd Müller zu ihren ersten Einsätzen in der Nationalmannschaft und entwickelten sich zu international anerkannten Spitzenspielern. Die acht Jahre von 1966 bis 1974 werden als die spielerisch höchstwertige, ereignisreichste und erfolgreichste Phase in der Geschichte der deutschen Nationalelf aufgeführt.[4]

Der Spieler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jugend und Anfänge in der Ersten Mannschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon mit fünf oder sechs Jahren[5] begann Helmut Schön auf den Straßen der Dresdner Seevorstadt Fußball zu spielen. Schön schreibt dieser Zeit des „Pflaster- und Asphaltfußballs“ die Schulung seiner besonderen Talente, Ballgefühl und schnelle Reflexe, zu.[5] Sein Vater, der Kunsthändler Anton Schön, arbeitete als Kammerdiener deutscher Adelsfamilien und später als Butler englischer Aristokraten und hatte dabei die feine Lebensart gelernt. Er teilte die Fußballleidenschaft seines Drittgeborenen nicht. Helmut Schön hatte noch einen acht Jahre älteren Bruder und eine zwölf Jahre ältere Schwester. Im Elternhaus wuchs der Knabe zwischen Barockkommoden und Eckschränkchen im Biedermeierstil, auf Orientteppichen und unter schönen Stichen und Gemälden auf.[6] Als Helmut Schön sieben oder acht Jahre alt war,[7] wechselten die „Straßenkicker“ in die nahen Grünanlagen der Bürgerwiese.

Mit zehn Jahren schloss er sich der Knabenmannschaft des SV Dresdensia an. Als Fünfzehnjähriger spielte Schön – sein fußballerisches Vorbild war Matthias Sindelar[8] – bei einem Freundschaftsspiel in Bautzen erstmals in der ersten Mannschaft von „Dresdensia“. Unmittelbar danach wechselte er von der kleinen „Dresdensia“ zum großen Dresdner SC, wo der Nationalstürmer Richard Hofmann zu seinem Idol wurde. Das Länderspiel am 28. September 1930 in Dresden gegen Ungarn erlebte der Nachwuchskicker als Balljunge[9] im Ostragehege und war Zeuge der Aufholjagd der deutschen Mannschaft vom 0:3-Halbzeit- zum 5:3-Endstand. Da ab dem Jahre 1928 Jimmy Hogan das Traineramt beim DSC ausübte, profitierte davon auch das Nachwuchstalent Helmut Schön. Insbesondere die technische Schulung, das Kombinationsspiel und die Kunst des „überraschenden Spiels“ lehrte der Engländer nachhaltig in Dresden und prägte damit auch die spätere Trainerarbeit von Helmut Schön.[10] Mit 17 Jahren – im Herbst 1932 – spielte er erstmals bei einem Freundschaftsspiel gegen Karlsbad in einer Mannschaft mit Richard Hofmann.[11].

In der Ligamannschaft debütierte Schön im Sommer 1933 – vielleicht zu früh, denn es folgte eine sechsmonatige Pause bis zum zweiten Einsatz.[1] Stattdessen erhielt der Schüler eine Einladung zu den ersten Olympialehrgängen nach Berlin und Duisburg. Lehrgangsleiter war Reichstrainer Otto Nerz, assistiert wurde ihm von Sepp Herberger, Paul Oßwald, Bruno Lehmann, Ludwig Leinberger und Georg Knöpfle. Eine Meniskusverletzung[12] verhinderte Schöns Olympiateilnahme 1936. Er wurde im Sportsanatorium Hohenlychen nördlich von Berlin operiert. Neben dem Fußball besuchte Schön bis Ostern 1935 das Bischöfliche St. Benno-Gymnasium in Dresden und machte dort auch das Abitur. Weit mehr als die naturwissenschaftlichen Fächer lagen ihm die Sprachen.[13] Zum 1. April 1935 trat Schön eine Lehre zum Bankkaufmann bei der Sächsischen Staatsbank in Dresden an.[13] Nach erfolgreichem Abschluss war er bei der Pharmazeutischen Fabrik Dr. Madaus & Co (Gönner des Dresdner SC) in Radebeul bei Dresden bis 1945 im kaufmännischen Bereich angestellt. Der eigentliche Aufstieg des Dresdner SC an die Spitze der Gauliga Sachsen und des deutschen Vereinsfußballs erfolgte mit dem Gewinn der sächsischen Meisterschaft in der Saison 1938/39 und des dritten Platzes in der Deutschen Meisterschaft.

Meisterschaften, Pokalerfolge und Nationalmannschaft, bis 1944[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über Repräsentativspiele für die Stadt Dresden sowie für Sachsen im Reichsbundpokal führte der Weg des Spielers Schön im Mai 1935 schließlich zu Einsätzen in der B-Nationalelf in Sofia und Belgrad gegen Bulgarien und Jugoslawien. Nach Ausheilung seiner Meniskusverletzung vor der Olympiade 1936 nominierte ihn der Nachfolger von Reichstrainer Nerz, Sepp Herberger, für das Weltmeisterschaftsqualifikationsspiel am 21. November 1937 in Hamburg gegen Schweden. Das Debüt von Helmut Schön in der Nationalmannschaft fand in der „Breslau-Elf“ statt, die am 16. Mai 1937 in Breslau mit einem 8:0-Erfolg gegen Dänemark Fußballgeschichte geschrieben hatte. Zusammen mit Ernst Lehner, Otto Siffling, Fritz Szepan und Adolf Urban bildete der Dresdner beim souveränen 5:0-Sieg in Hamburg die Angriffsreihe. Zum Einstand steuerte er zwei Treffer bei. Mit seiner Kombinationsgabe, Kopfballstärke, Schusskraft und seiner ausgeprägten strategischen Fähigkeit schien er glänzende Perspektiven in der Nationalmannschaft zu haben und zu den Leistungsträgern für die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft 1938 in Frankreich zu gehören. Acht Tage später, am 28. November 1937, zog sich Helmut Schön im Ligaspiel des Dresdner SC jedoch seine zweite Meniskusverletzung zu und wurde am 24. Januar 1938 operiert.[14]

Seine Karriere in der Nationalmannschaft erfuhr dadurch erst nach dem WM-Turnier, am 18. September 1938 in Chemnitz, beim Länderspiel gegen Polen die Fortsetzung. Erneut war der „Lange“ beim 4:1-Sieg als Torschütze erfolgreich. Im Spieljahr 1938/39 folgten noch fünf weitere Einsätze in der Nationalmannschaft, der Titelgewinn mit dem DSC in der Gauliga Sachsen und der dritte Rang in den Spielen um die Deutsche Fußballmeisterschaft.

In dieser Phase kam Schön der Gedanke, sein Leben völlig zu ändern. Bei der Arzneimittelfirma Madaus war er als Dreiundzwanzigjähriger in den Außendienst gekommen. Er hatte Ärzte, Kliniken, Apotheken zu besuchen und dort über die Produkte seiner Firma zu sprechen. Ihm machte sein Beruf Freude, das ganze Milieu lag ihm und er las viele medizinische Schriften. So hatte er die Idee, doch noch Medizin zu studieren. Nach langer Überlegung und ausführlichen häuslichen Diskussionen fasste er dann aber den Entschluss, diesen Schritt nicht zu tun. Später meinte er, dass sich das als richtig erwiesen hätte, keine hektische Kurskorrektur durchgeführt zu haben. Er „habe etwas länger gewartet – und dann das Richtige getan.“[15]

In der Runde 1939/40 wurde der Titelgewinn in Sachsen wiederholt: Schön zog mit seinen Kameraden in das Finale um die Deutsche Fußballmeisterschaft am 21. Juli 1940 gegen den FC Schalke 04 ein – die Szepan-Elf setzte sich mit 1:0 Toren durch – und am 1. Dezember 1940 gewannen der DSC den Tschammer-Pokal mit einem 2:1 nach Verlängerung gegen den 1. FC Nürnberg. Im Jahre 1941 setzten sich die Erfolge fort: Schön errang am 7. September in Chemnitz mit Sachsen – mit Kreß, Miller, Hempel, Pohl, Schubert, Kugler, Schaffer und Carstens waren noch acht weitere DSC-Akteure im Einsatz – den Reichsbundpokal mit 2:0 Toren gegen Bayern und am 2. November glückte mit einem 2:1-Erfolg gegen Schalke 04 die Titelverteidigung im Vereinspokal.

Ein abruptes Ende erfuhr Schöns Nationalmannschaftskarriere am 5. Oktober 1941 nach einer 2:4-Niederlage in Stockholm gegen Schweden.[16] Sepp Herberger hielt Schön für einen Schwachpunkt in der Mannschaft. In sein Tagebuch notierte der Nationaltrainer nach der Niederlage: „Die Stürmer sind zu weich! Keine Kämpfer!! Gegen Schweden gewinnt man nur durch Kraft und Kampf, Schnelligkeit und Härte!! Schön ist gegen Mannschaften aus Skandinavien hinfort nicht mehr tragbar.“[17] Dies bezog sich insbesondere auf das folgende Spiel gegen Dänemark in Schöns Heimatstadt Dresden. Doch auch für spätere Spiele wurde er nicht mehr nominiert. In 16 Länderspielen erzielte Schön 17 Tore. Er selbst bezog zu seinem Rauswurf nie kritisch Stellung, während sein Umfeld und insbesondere seine Ehefrau sich noch jahrelang über die ihrer Meinung nach „ungerechte Behandlung“ erbosten.[18] Die Autoren Fischer/Lindner vermerken dazu folgendes: „Helmut Schön, von Herberger nie wirklich akzeptiert (weder als Spieler noch später als Bundestrainer), mußte für diese Niederlage büßen - es war ihm nicht nur verwehrt, gegen Dänemark in seiner Heimatstadt Dresden aufzulaufen, sondern er spielte überhaupt nicht mehr in der Nationalmannschaft“.[19] Von neutralen Fußballfachleuten wurde die Ursache der Niederlage in Stockholm aber auch so analysiert: „Der Krieg machte vernünftige Vorbereitungen unmöglich. Gemeinsame Trainings- und Vorbereitungslager waren rar geworden, stattdessen reisten die Nationalspieler inzwischen oftmals direkt von der Front zu den Länderspielen und kamen in entsprechend schlechter körperlicher und psychischer Verfassung an“.[20] Leinemann schreibt in seiner Herberger-Biografie aber den Umständen des Schweden- und Dänemarkspiels zu, dass „spätestens mit diesem Spiel der Grundstein für die Animositäten und Querelen gelegt war, die jahrzehntelang das Verhältnis zwischen Sepp Herberger und Helmut Schön beeinträchtigten. Herkunft, Typ und Schulbildung des bürgerlichen Schön wirkten auf den proletarischen Autodidakten Herberger provokativ. Er fühlte sich herausgefordert und reagierte aggressiv.“[21]

Hauptgrund für das Ende der Karriere Schöns in der Nationalmannschaft aber dürfte Ernst Willimowski gewesen sein, der Oberschlesier, der bis 1939 auf der halblinken Position Torjäger der polnischen Nationalmannschaft gewesen war, mit dem Wiederanschluss Ostoberschlesiens an das Deutsche Reich aber wieder deutscher Reichsbürger geworden war.[22] Willimowski hatte Herberger bereits bei der Weltmeisterschaft 1938 in Frankreich tief beeindruckt, als er vier Tore für Polen im Achtelfinale gegen Brasilien schoss. Drei Monate später hatten er und Schön sich im Chemnitzer Länderspiel Deutschland-Polen gegenübergestanden. Beim deutschen 4:1-Sieg erzielte Schön ein Tor, doch Willimowski bekam von den deutschen Sportreportern trotz der polnischen Niederlage sehr gute Noten.[23]

Im Verein folgten in den Jahren 1943 und 1944 zwei deutschen Meistertitel für den Dresdner SC, der damit zur erfolgreichsten Mannschaft der Kriegsjahre unter der Anleitung von Trainer Georg Köhler avancierte.[24] Obwohl die Mannschaft während des Krieges ab 1939 immer wieder auf Stammkräfte im Fronteinsatz hatte verzichten müssen, trat sie 1943 zum Finale in Berlin gegen eine Militärmannschaft aus Hamburg nahezu in Bestbesetzung an, darunter auch Helmut Schön. Im Berliner Olympiastadion gelangen ihm vor 70.000 Zuschauern, von denen die meisten Soldaten waren, zwei Treffer. Der Erfolg wurde jedoch dadurch geschmälert, dass er von den Rängen bei jedem Ballkontakt mit einem höhnischen "Helmut Schön k.v." bedacht wurde.[25][26] Hintergrund war, dass Schön auch während des "totalen Krieges" nur wenige Wochen an die Front musste. Als offizielle Begründung firmierte zunächst ein "Knieschaden", der Schön in der Ausübung seines Sports zwar periodisch, aber nicht grundsätzlich behinderte. Daher hielten ihn viele für "kriegsverwendungsfähig" (k.v.). Später erhielt er als Angestellter von Madaus, der als „kriegswichtiger Betrieb“ galt, eine weitere Freistellung. Dies war allerdings keine "Lex-Schön". Ähnlich wie die Spieler des FC Schalke 04 profitierten besonders die prominenten Akteure des Dresdner SC von einer Bevorzugung durch Nationalsozialisten und Heereskreise.[25] Insbesondere DSC-Mitglied Karl Mehnert, Generalleutnant der Wehrmacht und Chef des Wehrkreises Dresden, sorgte dafür, dass die DSC-Spieler nach Beginn des Zweiten Weltkriegs nicht an die Front geschickt wurden.[27] Der Hintergrund war das Bestreben der Nationalsozialisten, im vom Krieg gebeutelten Heimatland eine gewisse Normalität einerseits und Ablenkung andererseits aufrechtzuerhalten. Fußball war auch im Krieg ein Publikumsmagnet und die Propaganda verwendete die Erfolge der herausragenden Vereine und Akteure für ihre Zwecke. Andererseits beklagte der DSC im Januar 1942, dass ihm nur noch vier Stammspieler (unter ihnen Schön) zur Verfügung stünden.[28]

Zwar hatte Schön nach eigener Aussage einen Eintritt in die NSDAP stets abgelehnt.[29] Seine viel zitierte[26] Aussage, dass es "trotz des sinnlosen Krieges, der das Leben immer mehr beeinflußte, [...] für uns Sportler eine herrliche Fußballzeit" war[30], deckt sich jedoch mit der später als verantwortungslos kritisierten Geisteshaltung vieler Fußballspieler und -funktionäre zu dieser Zeit, die, wie Nils Havemann in seinem Buch Fußball unterm Hakenkreuz ausführt, "geschmeichelt von der Aufmerksamkeit der mobilisierten Massen, gefangen von der nationalen Emotion und gestützt von dem Wissen um ihre Privilegien, [...] sich [...] mehr um die Mannschaftsaufstellung am nächsten Spieltag als um das politische Geschehen in Deutschland“ sorgten.[31] Zum Kontext des Zitats heißt es in Fischer/Lindners Buch "Stürmen für Hitler", "dass es Herberger verstanden hatte, über persönliche Kontakte diese Situation vor der geplanten Winterolympiade 1940 in Garmisch-Partenkirchen auszunutzen und auch für die Bedürfnisse des Fußballs offene Ohren zu finden." Herberger erkämpfte außerdem drei Wochen Zeit für die Vorbereitung auf die Länderspiele. Die Autoren folgern daraus, "eigentlich waren die Bedingungen - für Kriegszeiten - ziemlich gut, was auch Helmut Schön später schreibt.[32] In "Stürmer für Hitler" heißt es außerdem, dass "die Beispiele Helmut Schöns und Oscar Heisserers zeigen [...], daß auch der Ruf der SS kein unvermeidbares Schicksal war und daß man diesem Schicksal - wie Schön - mit etwas Wendigkeit durchaus entgehen konnte.[33] Ignatz Bubis, der langjährige Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, der Schön nach Kriegsende in Dresden kennenlernte und mit ihm eine lebenslange Freundschaft pflegte, beschrieb Schön wie folgt: "Er war kein Nazi. Helmut hat sich nur für den Fußball interessiert, sonst nichts. Er war einer der wenigen Studenten in der damaligen Fußballwelt."[34]

Nach dem Zweiten Weltkrieg, bis 1951[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Helmut Schön, seit dem 15. Januar 1942 verheiratet[35] mit seiner ebenfalls aus Dresden stammenden Ehefrau Annelies, die er mit 23 nach einem Spiel des DSC im Casino unter der Tribüne des Ostrageheges kennengelernt hatte, und Vater von Sohn Stephan (* 1944, später aktiver Leichtathlet und Physiker[36]), hatte die Katastrophe vom 13. bis 15. Februar 1945 durch die Luftangriffe auf Dresden unbeschadet überstanden und war sofort beim Wiederbeginn des Fußballs nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Dresden wieder am Ball. Da aber der Dresdner SC in der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands als „bürgerlicher Verein und Symbol feudaler Cliquenwirtschaft“[37] verboten worden war, spielte Schön in der Saison 1946/47 mit dem Nachfolgeverein SG Dresden-Friedrichstadt im Bezirk Dresden. Lokale Konkurrenz stellte die SG Dresden-Mickten dar. Als Schön mit Friedrichstadt in der Runde 1947/48 in der Qualifikation zur Ostzonen-Meisterschaft an der SG Meerane scheiterte, hatte er auch drei Spiele für St. Pauli[38] in der Oberliga Nord bestritten, darunter bei der 0:2-Heimniederlage am 30. November 1947 gegen den Hamburger SV als Mittelläufer. Im Jahre 1949 gelang der Titelgewinn in Sachsen vor Meerane und Industrie Leipzig. In der Ostzonenmeisterschaft scheiterte Friedrichstadt im Viertelfinale mit einer 1:2-Niederlage bei ZSG Union Halle. In der ersten Oberligarunde um die DDR-Meisterschaft 1949/50 holte sich der als Spieler-Trainer (neun Spiele mit elf Toren) fungierende Ex-Nationalspieler die Vizemeisterschaft hinter ZSG Horch Zwickau. Im Winter 1949/50[39] hatte Schön in Köln unter Sepp Herberger seine Trainer-Ausbildung absolviert und war wieder im Februar 1950[39] nach Dresden zurückgekehrt. Nach den Zuschauerausschreitungen im entscheidenden Meisterschaftsspiel am 16. April 1950 bei der 1:5-Heimniederlage gegen Zwickau erfolgte die Auflösung und formale Angliederung der SG Friedrichstadt an die unterklassige BSG VVB Tabak Dresden[40]. Die Dresdner waren mit der Schiedsrichterleistung nicht einverstanden und vermuteten eine sportpolitische Manipulation zu Gunsten einer Betriebssportgemeinschaft[41]. Neutral betrachtet muss aber auch der frühe Verlust (12. Minute) des Friedrichstadt-Verteidigers Walter Kreisch und im weiteren Spielverlauf auch noch der von Helmut Schön neben der Leistung des neuen Meisters als spielentscheidend angeführt werden. Helmut Schön schloss sich daraufhin zur Runde 1950/51 als Spieler-Trainer Hertha BSC an.

Neben seiner Aktivität in Friedrichstadt hatte Helmut Schön von 1948 bis 1950 die Auswahl von Sachsen und vom Mai 1949 bis April 1950 die Elf der Ostzone trainiert.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Schön in Dresden in erster Linie damit beschäftigt, für Frau und Kind die Lebensgrundlagen zu „organisieren“ und machte deshalb Tauschgeschäfte jeglicher Art. Schön hatte durch seine vielen Kontakte leichten Zugang zu Zigaretten, welche in der Nachkriegszeit häufig als Währung gebraucht wurden. Dadurch war es ihm möglich, auch Nahrungsmittel zu erwerben und seine Familie zu unterstützen. Bei der Demontage seiner alten Firma Madaus durch russische Truppen gelangte er an nützliche Tauschobjekte wie Alkohol, Maraschino-Öl und ein Auto der Marke DKW aus dem ehemaligen Fuhrpark. Er betrieb ein „Schnaps-Benzin-Geschäft“ und versuchte kurzzeitig, ein Kaufhaus aufzuziehen. Daneben entwickelte sich ein lebhafter Pendelverkehr nach Hamburg, wo er im Durcheinander jener Jahre für den FC St. Pauli spielte und bei den Rückfahrten in seinem, zu einem kleinen Lieferwagen umgebauten, DKW transportierte, was die Freunde aus Hamburg ihm zusteckten.[42].

Im ersten Jahr unter Vertragsspielerbedingungen in der Stadtliga Berlin ging die Meisterschaft überlegen an Tennis Borussia Berlin, gefolgt von dem SC Union 06 Berlin und dem Tabellendritten Hertha BSC mit elf Ex-Dresdnern (darunter Kurt Birkner, Hans Kreische und Kurt Lehmann) in den Reihen. Bereits nach Silvester 1950 beendete Helmut Schön seine Tätigkeit bei Hertha – in drei Begegnungen hatte er noch als Spieler mitgewirkt – und damit auch endgültig seine Spielerlaufbahn. In den Oberligen Nord, DDR und Berlin hat er somit nach Kriegsende insgesamt 15 Spiele mit zwölf Toren[43] bestritten.

Der Trainer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiesbaden, Saarland und Bundestrainerassistent, bis 1964[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Runde 1951/52 übte Schön das Traineramt beim SV Wiesbaden in der 2. Liga Süd aus und belegte mit den Hessen den neunten Rang. Er fand in Wiesbaden mit seiner Familie eine neue Heimat[44], nahm aber 1952 das Angebot des Saarländischen Fußballbundes (SFB) aus dem damals autonomen Saarland an und wurde dessen Nationaltrainer. In dieser Funktion besuchte er die Vereine, beobachtete die Spitzenspieler und stellte die verschiedenen Auswahl-Mannschaften auf. Das war es, was ihm weit besser als der Job eines Clubtrainers gefiel und was er schon als Ostzonen-Trainer schätzen gelernt hatte: Er war nicht nur auf das Training einer einzigen Mannschaft festgelegt. Er erweiterte damit seinen Horizont, musste beweglich sein, lernte sehr viele unterschiedliche Menschen kennen. Er hielt Vorträge, stellte Teams auf, stellte um, gliederte aus und baute neue auf. Die Saar bot für Schön ein klassisches Modell für die Tätigkeit als „Bundestrainer“ und eine gute Vorbereitung für die spätere Zeit beim DFB.[45] Als Nachfolger von Auguste Jordan startete Helmut Schön mit einem 3:2-Erfolg am 24. Juni 1953 in Oslo gegen Norwegen in die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz. Die beiden Spiele gegen die Mannschaft von Sepp Herberger endeten in Stuttgart mit einer 0:3- und in Saarbrücken mit einer 1:3-Niederlage. Die saarländische Nationalelf zeigte dabei als Außenseiter jeweils eine beachtliche Leistung.

Nachdem der SFB wieder als Landesverband in den Deutschen Fußballbund eingegliedert worden war, wurde Schön am 26. Mai 1956 Assistent von Bundestrainer Sepp Herberger. Für ein Anfangsgehalt von 1.100 DM brutto[46] bekam er mehrere Aufgaben übertragen: Er war zuständig für die B-Mannschaft, die Amateurauswahl und für die Jugendnationalelf bei den UEFA-Turnieren. Daneben leitete er Trainer-Lehrgänge und war stets bei den Vorbereitungen zu den Spielen der A-Nationalmannschaft dabei. Schön war mit der Rolle des Herberger-Assistenten zufrieden. Die Mannschaft akzeptierte ihn als zweiten Mann, und er versuchte das zu schaffen, was für Herberger die wichtigste Voraussetzung beim Umgang mit der Nationalmannschaft war: ein gutes Betriebsklima[47]. Wertvolle Erfahrungen sammelte Schön an der Seite von Bundestrainer Sepp Herberger bei den Weltmeisterschaftsturnieren 1958 in Schweden und 1962 in Chile. Nach acht Jahren als Assistent trat Helmut Schön im Sommer 1964 die Nachfolge von Bundestrainer Sepp Herberger an.

Bundestrainer, 1964 bis 1978[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Start[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 7. Juni 1964 betreute Sepp Herberger bei dem Freundschaftsspiel in Helsinki gegen Finnland letztmals die deutsche Nationalmannschaft. In der letzten Phase der Ära Herberger hatte die Bundesliga in der Saison 1963/64 als Leistungsspitze des deutschen Fußballs ihr Programm aufgenommen und damit die international überholten regionalen Oberligen abgelöst. Dem neuen Bundestrainer stellte sich sofort die sportlich schwierige Aufgabe der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1966 in England. Schweden und Zypern waren die Gegner und das erste Spiel gegen die Nordländer fand ohne Vorbereitungsländerspiel bereits am 4. November 1964 in Berlin statt[48]. Durch zwei Kurzlehrgänge mit Probespielen in Augsburg gegen eine Südauswahl (15. September) und in Düsseldorf gegen Sheffield Wednesday (6. Oktober) versuchte Helmut Schön mit seinem Assistenten Dettmar Cramer, der Nationalmannschaft Form und Gestalt zu geben. Zu seinem ersten Spiel als verantwortlicher Bundestrainer schickte er folgende Elf[49] auf das Feld:

Hans Tilkowski (Borussia Dortmund) – Hans Nowak (Schalke 04), Karl-Heinz Schnellinger (AS Rom) – Willi Giesemann (Hamburger SV), Wolfgang Weber (1. FC Köln), Horst Szymaniak (FC Varese) – Rudi Brunnenmeier (1860 München), Helmut Haller (AC Bologna), Uwe Seeler (Hamburger SV), Wolfgang Overath (1. FC Köln), Gert Dörfel (Hamburger SV).
Taktische Aufstellung des WM-Endspiels 1966

Nur der Torjäger der Münchner „Löwen“, Rudi Brunnenmeier, war ein Neuling im Nationalteam. Das Spiel endete mit einem 1:1-Unentschieden und die Aufgabe der erfolgreichen WM-Qualifikation war durch den damit verbundenen Punktverlust nicht leichter geworden. Der oftmals als dünnhäutig und überempfindlich[50], zu anfällig gegen den leisesten Hauch von Zweifeln und als „Zauderer“ [51] beschriebene Helmut Schön reagierte, wenn auch nach reiflicher Überlegung, aber resistent gegenüber dem öffentlichen Druck, mit richtungsweisenden Personalentscheidungen für das entscheidende Qualifikationsspiel am 26. September 1965 in Stockholm gegen Schweden: Er setzte auf den gerade 20 Jahre alt gewordenen Münchner Debütanten Franz Beckenbauer sowie auf seinen Kapitän Uwe Seeler, obwohl dieser gerade erst eine durch eine Achillessehnenoperation bedingte sechsmonatige Spielpause hinter sich hatte. Der musisch begabte und opernverliebte „Feingeist“ Schön, der inmitten einer zumeist autoritären Trainergeneration als Fußballfachmann oft verkannt wurde, zeigte damit seine Bereitschaft zu riskanten Entscheidungen. Durch Treffer von Werner Krämer und Uwe Seeler gewann die Schön-Elf das Spiel mit 2:1 Toren und war für die Weltmeisterschaft 1966 in England qualifiziert. Im Turnier vom 11. bis 30. Juli überzeugte die deutsche Mannschaft nicht nur durch das Erreichen des Finales: Die Mannschaft von Helmut Schön zeichnete sich durch spielerische Attribute aus und hatte mit Franz Beckenbauer, Helmut Haller und Wolfgang Overath Akteure in ihren Reihen, die für Offensivspiel, Spielwitz und Technik standen. Das Finale war zudem nicht nur durch das ominöse Wembley-Tor zum 3:2 für den neuen Weltmeister England ein denkwürdiges Spiel. Nach der durch die Defensive geprägten Weltmeisterschaft 1962 in Chile setzte der neue Bundestrainer mit seiner Mannschaft in England eindeutig Akzente im Offensivspiel.[52]

In der Qualifikation zur Europameisterschaft 1968 erlebte der Bundestrainer aber einen Rückschlag. Nach dem 6:0-Startsieg am 8. April 1967 in Dortmund gegen Albanien gab es einen Monat später in Belgrad am 3. Mai gegen Jugoslawien eine 0:1-Niederlage, die sofort die Kritiker auf den Plan rief. Tenor war die zu defensive Einstellung der Mannschaft trotz der offensiven Formation des Mittelfeldes – Beckenbauer, Küppers, Overath – und des Dreierangriffs mit Held, Gerd Müller und Löhr. Am 7. Oktober gelang mit einem 3:1-Heimerfolg in Hamburg aber umgehend die Revanche. Das Spiel am 17. Dezember 1967 in Tirana gegen Albanien entschied den Zweikampf mit Jugoslawien. Der Bundestrainer vertraute im Mittelfeld auf drei Spielmacher-Typen: Hans Küppers, Günter Netzer und Wolfgang Overath sollten die Vorlagen für die drei Spitzen Siegfried Held, Peter Meyer (Bundesligavorrunde: 19 Tore) und Johannes Löhr (Bundesligavorrunde: 16 Tore) besorgen. Heraus kam aber nur ein 0:0-Unentschieden und damit das Scheitern in der EM-Qualifikation. Schön stand in der Folgezeit massiv in der Kritik.[53] Mit dieser negativen Erfahrung ging es in die Qualifikationsspiele zur Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko. Gegen Österreich, Schottland und Zypern führte Schön seine Mannschaft mit fünf Siegen und einem Unentschieden zum Finalturnier. Entscheidenden Charakter hatte der 3:2-Abschlusserfolg am 22. Oktober 1969 in Hamburg gegen Schottland, als Reinhard „Stan“ Libuda in der 79. Spielminute einen Alleingang mit dem Siegtor vor 72.000 Zuschauern krönen konnte.

Große Mannschaften – große Turniere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der spielerischen Vorstellung seiner Mannschaft beim WM-Turnier in Mexiko 1970 „nabelte“[54] sich Schön endgültig erfolgreich als Bundestrainer von seinem Vorgänger Sepp Herberger ab. Bereits die Auftritte in den Gruppenspielen gegen Bulgarien und Peru waren Demonstrationen hoher Spielkunst.[55] Beckenbauer, Overath und der ins Mittelfeld gerückte Uwe Seeler bestimmten das Spiel, Gerd Müller setzte sich auch international als Torjäger durch und das Wechselspiel an den Flügeln mit Libuda, Grabowski, Löhr und Held verwirrte die Gegner und sorgte für ein attraktives Spiel für die Zuschauer. Das spannende Viertelfinalspiel gegen England, das Deutschland nach einem 0:2-Rückstand noch mit 3:2 siegreich gestaltete, brachte Frankreichs „L’Équipe“ zu einem originellen Urteil:[56]

„Phantastisch! Unglaublich! Wundervoll! Außergewöhnlich!“ Welches Wort beschreibt am besten den Sieg Deutschlands über eine wunderbare englische Mannschaft! Wir überlassen Ihnen die Wahl.“ …..

Erinnerungstafel an das Jahrhundertspiel am Aztekenstadion

Die Dramaturgie und das permanente Offensivspiel im anschließenden Halbfinale gegen Italien – der 4:3-Sieg Italiens wurde danach als „Jahrhundertspiel“ gefeiert – brachten Trainer, Mannschaft und dem deutschen Fußball Sympathien in der ganzen Welt ein[57]. Neben der Spielkunst und der Leidenschaft zeigte die deutsche Nationalelf in Mexiko auch die Einstellung, um Spiele gewinnen zu können. Sie setzte somit die Philosophie von Helmut Schön idealtypisch um und entsprach seiner Einstellung zum Spiel. Die Symbiose aus Erfolg und Schönheit entsprach dem natürlichen Verständnis über das Fußballspiel des Helmut Schöns. An der Mittelstürmerfrage (Gerd Müller oder Uwe Seeler?) manifestierte sich in der öffentlichen Expertenmeinung noch lange die Wahrnehmung von Schöns „Entschlusslosigkeit und seinem Wankelmut“.[58] Schöns Lösung, die darin bestand, dass er Seeler in die zweite Reihe hinter Müller zurückzog, brachte ihm den Ruf ein, dass er nur deshalb an beiden festgehalten hätte, um keinem von ihnen wehzutun.[59] Die Auftritte der Mannschaft in Mexiko, die Leistungen Gerd Müllers und Uwe Seelers sprachen jedoch eindeutig für die Maßnahmen des Bundestrainers und gegen eine „Kompromisslösung“.

Die nächste Bewährung stand schon am 17. Oktober 1970 mit dem ersten Qualifikationsspiel zur Euro 1972 in Köln gegen die Türkei an. Trotz guter Leistung endete das Spiel nur mit einem 1:1-Unentschieden. Dann ging es wieder nach Albanien; am 17. Februar 1971 trat die DFB-Elf in Tirana zum zweiten Qualifikationsspiel an. Der Bundestrainer nominierte für die Abwehr den 31-jährigen Routinier Karl-Heinz Schnellinger, für das Mittelfeld Beckenbauer, Netzer und Overath und im Angriff Grabowski, Gerd Müller und Heynckes. Trotzdem fiel die Revanche für die Europameisterschaftspleite vom 17. Dezember 1967 denkbar knapp aus: Gerd Müller erzielte in der 38. Spielminute den einzigen Treffer zum 1:0-Sieg. In den Rückspielen gegen die Türkei und Albanien setzte sich die Nationalmannschaft erneut durch und auch in den folgenden zwei Begegnungen im Oktober und November 1971 gegen Polen. Noch wesentlicher waren dabei die personellen Zugewinne durch Paul Breitner, Uli Hoeneß, Herbert Wimmer und Erwin Kremers, die Helmut Schön zum Einsatz gebracht hatte, und die damit verbundene Fortführung der spielerischen Linie. Am 29. April 1972 gipfelte das in einem Sensationsspiel im Londoner Wembleystadion, dem EM-Viertelfinale gegen England. Mit 3:1 gewann die DFB-Mannschaft, womit die zu Beginn überlegenen Engländer am Ende noch gut bedient waren. Dabei war die Aufstellung des „vorsichtigen, ängstlichen Zauderer[s]“ Schön überaus riskant[60]: Im Feld hatte er mit Höttges und Schwarzenbeck lediglich zwei Akteure für die reine Defensive nominiert, dazu noch die spielerisch herausragend beschlagenen Beckenbauer und Breitner, die zu jedem Zeitpunkt dem Spiel nach vorne entscheidende Impulse geben konnten. Die „Aufräumerqualitäten“ im defensiven Mittelfeld hielten sich bei den drei Spielern Wimmer, Netzer und Hoeneß in Grenzen. Dazu kamen die Stürmer Grabowski, Gerd Müller und Held als reine Offensivkräfte. Dass auch eine eindeutig spielerisch strukturierte Mannschaft die beiden Pole des Fußballspiels, Defensive und Offensive, im richtigen Verhältnis erfolgreich anwenden kann, demonstrierte die Mannschaft von Helmut Schön gegen England durch den 3:1-Erfolg.[61] Schöns Handschrift war klar zu sehen. Seine Mannschaftsführung, die auf den „mündigen Spieler“ vertraute, setzte Kräfte frei, die sich bei einem autoritären Trainer nicht derart hätten entwickeln können.[62] Im Halbfinale folgte ein 2:1-Erfolg gegen Belgien und im Finale war die Sowjetunion beim 3:0 der deutschen Mannschaft chancenlos. Seit Wembley übertraf sich die internationale Fachpresse in Glückwünschen und Superlativen gegenseitig[63]:

Helmut Schöns Mannschaft eröffnete einen neuen Zeitabschnitt im Fußball“, schwärmte die Mailänder Corriere de la Sera nach dem 3:0-Finalsieg des bundesdeutschen Nationalteams über die Sowjetunion. „Wir müssen von den Deutschen lernen. Sie haben Spielzüge, die in keinem Lehrbuch stehen“, gestand der sowjetische Nationaltrainer Ponomarjow nach Spielschluss, während die französische L’Équipe Günter Netzer als „den besten Spieler unseres Erdteils“ bezeichnete.…..

Berti Vogts und Martin Hoffmann beim Spiel BR Deutschland – DDR 1974

Vor dem Weltmeisterschaftsturnier 1974 in Deutschland veränderte sich aber das Gesicht dieser Mannschaft. Günter Netzer war 1973 nach Spanien zu Real Madrid gewechselt und kam zudem durch eine Verletzung mit Trainingsrückstand zum Vorbereitungslehrgang nach Malente[64]. Herbert Wimmer gehörte nicht mehr der Stammbesetzung an und der Flügelflitzer Erwin Kremers wurde ebenso wenig wie der Routinier Siegfried Held nominiert. In der Gruppenphase vertraute der Bundestrainer auf Cullmann, Overath und Hoeneß im Mittelfeld, spielerischer Glanz kam nicht auf[65]. Im dritten Spiel kam noch Heinz Flohe als vierter Mann im Spiel gegen die DDR hinzu und Grabowski und Gerd Müller bildeten alleine den Angriff. Die Ostdeutschen gewannen mit 0:1 und im DFB-Lager herrschte Krisenstimmung. In der Sportschule Malente, in der schon in der Vorbereitungsphase ein Streit wegen der Spielerprämien ausgebrochen war, wurde sofort nach der Niederlage Klartext geredet. Der Bundestrainer warf einigen Spielern vor, nicht so gekämpft[66] zu haben, wie es notwendig war. „Angriff und Mittelfeld haben für zu wenig Unterstützung in der Abwehr gesorgt, wenn es Not tat“, ließ Schön wissen, der Konsequenzen für das kommende Jugoslawien-Spiel ankündigte. Unterstützung fand der Trainer bei seinem Kapitän Franz Beckenbauer, der monierte: „Drei, vier Spieler kämpfen nicht mit dem Einsatz, wie es bei einer Weltmeisterschaft notwendig ist.“ Erst eine Stunde vor dem ersten Zwischenrundenspiel gab Helmut Schön seine Mannschaft bekannt. Die Überraschung: Mit Uli Hoeneß, Jürgen Grabowski, Heinz Flohe und Bernd Cullmann fehlten vier Spieler aus dem Team, das 0:1 gegen die DDR verloren hatte. In den Medien wurden aus den Krisendiskussionen dieser Nacht und dem Bild der Pressekonferenz, als der Kapitän neben dem Bundestrainer sitzend dessen Ausführungen mit eigenen Worten unterstrich, die Schlagzeilen „Franz Beckenbauer stieg zum Neben-Bundestrainer auf. Was Helmut Schön nun unternahm, war mit dem kommenden Kaiser abgesprochen.“ [67][68] Bernd Hölzenbein schreibt[69] in einem Beitrag für das Magazin „11 Freunde“ in der Sonderausgabe „Die Siebziger“ im Oktober 2009 über Bundestrainer Schön:

Meine Chance bei der WM kam erst nach der Niederlage gegen die DDR. Als Dresdner empfand Schön das Spiel als persönliche Beleidigung. Er nahm es der Mannschaft übel, dass sie verloren hatte – und sprach am nächsten Tag kein Wort mit uns. Dass er uns seine tiefe Enttäuschung auf diese Weise spüren ließ, anstatt uns eine Standpauke zu halten oder Strafen auzusprechen, war für alle höchst bedrückend. Das war ihm eigen. Helmut Schön motivierte nicht durch laute Ansprachen, er motivierte, indem er beleidigt war. Es fühlte sich an, als hätte man den eigenen Vater enttäuscht. Die ganze Mannschaft schämte sich. Dann sprach Franz Beckenbauer ein Machtwort. Er votierte bei Schön dafür, dass ich Uli Hoeneß in der Anfangsformation in der Zwischenrunde gegen Jugoslawien ersetzen sollte. Auch Rainer Bonhof, Dieter Herzog und Hacki Wimmer kamen in die Mannschaft. Später wurde immer wieder geschrieben, dass Beckenbauer Schön entmachtet hätte. Völliger Quatsch. Er stellte die Mannschaft auf, aber er war, anders als andere Trainer dieser Zeit, bereit, Argumente abzuwägen und auch andere Meinungen gelten zu lassen.

Berti Vogts als Manndecker von Johan Cruyff

Das Resultat der Zwischenrunde waren Erfolge gegen Jugoslawien, Schweden und Polen und damit der Einzug in das Finale gegen die Niederlande. Jetzt stand die Formation mit Bonhof, Overath und Hoeneß im Mittelfeld und mit Grabowski, Gerd Müller und Bernd Hölzenbein im Angriff. Taktisch entschied man sich dafür, den niederländischen Starspieler Johan Cruyff mit enger Manndeckung[70] durch den schnelleren Berti Vogts zu bekämpfen, Georg Schwarzenbeck hatte es damit mehr mit Rob Rensenbrink zu tun und Rainer Bonhof sollte den Spielmacher Wim van Hanegem mit seiner Dynamik in die ungeliebte Defensive drängen. Nach guter erster Halbzeit führte die deutsche Mannschaft mit 2:1 Toren und hatte auch im Spiel nach vorne überzeugende Momente gehabt. Die zweite Spielhälfte stand dagegen ganz im Zeichen eines Sturmlaufs der Holländer und einer deutschen Mannschaft, die sich kämpferisch gab und den Vorsprung über die Zeit rettete. Helmut Schön hatte mit seiner Mannschaft nach dem Europameisterschaftstitel 1972 auch die Weltmeisterschaft 1974 gewonnen. Begonnen hatte die Turnierserie 1966 mit der Vizeweltmeisterschaft und 1970 mit dem dritten Rang in Mexiko. Nur die Art und Weise des Zustandekommens waren nicht mehr spielerisch vergleichbar mit den Auftritten 1970 und 1972.[71] Mit einem Alter von 58 Jahren und 295 Tagen beim WM-Titel blieb er bis 2010 der älteste Trainer eines Weltmeisters, dann wurde er von Vicente del Bosque überboten.

Nach dem WM-Triumph beendeten Jürgen Grabowski, Gerd Müller und Wolfgang Overath ihre Nationalmannschaftskarriere und der junge Paul Breitner wechselte zu Real Madrid. Sie hinterließen Lücken und der Verlust des Torjägers Gerd Müller wog besonders schwer. Der Bundestrainer hatte aber keine Zeit zu verlieren, denn am 20. November 1974 stand das erste Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft 1976 auf dem Terminplan.[72] In Piräus endete die Partie gegen Griechenland mit einem 2:2-Unentschieden und die eingesetzten Stürmer Geye, Hölzenbein und Heynckes blieben dabei ohne Torerfolg. Mit zwei Siegen gegen Bulgarien und Malta beendete die Mannschaft die Qualifikation aber letztlich erfolgreich und mit Erich Beer und Bernard Dietz hatten sich auch zwei neue Spieler als Stammkräfte etabliert. Im Viertelfinale traf Deutschland auf Spanien, holte sich am 24. April 1976 in Madrid ein 1:1-Unentschieden und gewann das Rückspiel in München mit einer guten Leistung[73] mit 2:0 Toren (Hoeneß, Toppmöller). Damit war der Titelverteidiger in das Halbfinale eingezogen, das im Juni 1976 in Jugoslawien stattfand. Nach einem 4:2-Erfolg in der Verlängerung gegen den Gastgeber zog Deutschland in das Finale ein. Ohne echten Mittelstürmer hatte der Bundestrainer seine Mannschaft in das Spiel am 17. Juni in Belgrad auf das Feld geschickt[74]. Mit einem Vierermittelfeld mit Bonhof, Wimmer, Danner und Beer und den beiden Angreifern Hoeneß und Hölzenbein begann die Schön-Elf. Zur zweiten Halbzeit kam der Kölner Heinz Flohe für Danner und in der 79. Minute der Mittelstürmer des 1. FC Köln, Dieter Müller, für Herbert Wimmer in das Spiel[75]. Torjäger Dieter Müller erzielte bei seinem Nationalmannschaftsdebüt drei Treffer. Das Finale entschied die Tschechoslowakei nach einem 2:2 nach Verlängerung mit 5:3 Toren im Elfmeterschießen. Immer noch gehörte die Mannschaft von Bundestrainer Helmut Schön zu den besten Teams in Europa[76]. Von einer Überlegenheit oder gar einer Ausnahmemannschaft konnte aber keine Rede mehr sein.

Das letzte Turnier – der Abschied, 1978[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 27. April 1977 schlug Deutschland in Köln vor 58.000 Zuschauern Nordirland mit 5:0. Es war das erste Spiel ohne den damaligen Rekordnationalspieler Franz Beckenbauer, der inzwischen in die USA zu Cosmos New York gewechselt war. Doch endlich hatte die Nationalmannschaft mit Rüdiger Abramczik wieder einen Flügelstürmer von Format, auch Karl-Heinz Rummenigge gehörte bereits dazu, und die Mittelstürmerrolle schien mit Klaus Fischer bestens besetzt. Elf weitere Spiele ohne Niederlage folgten, wobei vor allem die erfolgreiche Südamerikareise mit den Spielen gegen Argentinien, Uruguay, Brasilien und Mexiko im Juni 1977 den Anschein erweckte, Helmut Schön hätte wieder eine Mannschaft beisammen, mit der man zuversichtlich zur Weltmeisterschaft im Jahre 1978 nach Argentinien fahren könne[77]. Die beiden Abschlussländerspiele vor dem Turnier am 5. und 19. April 1978 verlor die DFB-Elf gegen Brasilien und vor allem in Stockholm nach enttäuschender Leistung gegen Schweden mit 1:3 Toren. Erneut wurden die Kritikerstimmen zahlreicher, die nach den altgedienten Beckenbauer, Breitner und Grabowski sowie dem jungen Uli Stielike von Real Madrid riefen, die jedoch aus den unterschiedlichsten administrativen und persönlichen Hindernisgründen der DFB-Auswahl nicht zur Verfügung standen.[78].

Die vier Spieler nahmen schlussendlich nicht an der Weltmeisterschaft 1978 teil, und das Eröffnungsspiel am 1. Juni 1978 in Buenos Aires gegen Polen bestritt der Bundestrainer mit folgender Elf[79]:

Sepp Maier (Bayern München) – Berti Vogts (Borussia Mönchengladbach), Manfred Kaltz (Hamburger SV), Rolf Rüssmann (Schalke 04), Herbert Zimmermann (1. FC Köln) – Rainer Bonhof (Borussia Mönchengladbach), Heinz Flohe (1. FC Köln), Erich Beer (Hertha BSC) – Rüdiger Abramczik (Schalke 04), Klaus Fischer (Schalke 04), Hansi Müller (VfB Stuttgart).

Das Spiel endete nach einem schwachen Auftritt[80] mit einem 0:0-Unentschieden. Die Erklärung des Bundestrainers lautete[81]:

Der allzu große Respekt voreinander, alle Schach- und Winkelzüge belasteten diese Partie. Vom Anpfiff an schienen beide Mannschaften von einer Lähmung befallen zu sein. Nach zwei oder drei Stationen kam fast automatisch der Fehlpaß, bei uns oder bei den Polen. Es wurde ängstlich gespielt. Aus lauter Sicherheitsbedürfnis wurde der Ball quer hin- und hergeschoben, das Spiel in die Breite gezogen. Sehr bald gab es die ersten Pfiffe. Ich konnte die Enttäuschung der Zuschauer verstehen. Schließlich spielte hier der Erste gegen den Dritten der letzten Weltmeisterschaft.

Gegen das enttäuschende Mexiko[80] folgte ein „Scheinfeuerwerk“ mit 6:0 Toren, dem sich das abschließende Gruppenspiel gegen Tunesien wiederum mit einem torlosen Unentschieden anschloss. Der somit erfolgte Einzug in die Finalrunde war der deutschen Mannschaft nicht mit einer überzeugenden Leistung gelungen.[82] Das Spiel gegen Italien brachte das dritte 0:0 für die deutsche Mannschaft. Für Schön kamen die wechselhaften Leistungen seiner Mannschaft durch die fehlende Selbstsicherheit zustande und den Umstand, dass sich die Mannschaft nicht als Persönlichkeit erwies.[83] Mit 2:2 trennte man sich anschließend von den Niederlanden[84] und im letzten Finalspiel traf man am 21. Juni 1978 in Córdoba auf Österreich. Mit einem Sieg war auf jeden Fall das Spiel um Platz drei gesichert. Die Unruhe[85] im deutschen WM-Lager über die bisher gezeigten Leistungen führte aber auch in diesem Spiel dazu, dass die Mannschaft erneut nicht zur Leistung fand und Hans Krankl in der 88. Minute mit dem Siegtreffer zum 3:2 für Österreich den Schlusspunkt für die DFB-Mannschaft setzte[85]. Da Helmut Schön bereits vor der Weltmeisterschaft seinen Rücktritt von dem Bundestrainerposten nach dem Turnier erklärt hatte, ging mit diesem glanzlosen Turnier in Argentinien die erfolgreiche Ära seiner Arbeit beim DFB zu Ende. Er hatte sich den Abschluss seiner Laufbahn anders vorgestellt. Das Spiel um den dritten Platz gegen Brasilien war sein Traum gewesen. Für Schön brach durch die Niederlage gegen Österreich eine Welt zusammen.[86] Offiziell wurde Helmut Schön vor dem Anpfiff zum Länderspiel am 15. November 1978 in Frankfurt gegen Ungarn von der Nationalmannschaft und dem DFB verabschiedet. Aufgrund dichter Nebelschwaden dauerte sein Abschiedsspiel nur 60 Minuten und wurde beim Stand von 0:0 abgebrochen.[87]

Zu seinem Abschied widmete ihm der Sänger Udo Jürgens das Lied Der Mann mit der Mütze. Darin ist zu hören, er sei „würdevoll und doch gebückt, scheinbar ruhig und doch erregt“ am Spielfeldrand zu sehen gewesen, er sei „ein General mit Herz, ein Freund zugleich und Boß“ gewesen und nehme deshalb die „Achtung und den Applaus“ aller Fußballfreunde mit nach Haus. „Er hat mit uns gesiegt, verloren – eine lange Zeit. Und dass die nun zu Ende ist, das tut uns allen leid!“

Ludger Schulze[88] beendete seine Ausarbeitung über Helmut Schön mit den folgenden Worten:

Aber nicht deshalb hat ihn das Fußballvolk am Ende ehrlich geachtet, ja sogar geliebt. Helmut Schön ist vielleicht der letzte Vertreter einer Trainergeneration, die den Fußball, nicht das Geld in den Vordergrund stellte, für die nicht der Verdienst, sondern der Spaß am Beruf die wesentliche Triebfeder war. Und für so etwas haben die Leute schon immer ein Gespür gehabt.

Späte Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seinem Rücktritt vom Bundestrainerposten 1978 genoss Helmut Schön das öffentliche Abseits. Zurückgezogen verbrachte er den Ruhestand an der Seite seiner Ehefrau Annelies in seiner Wahlheimat Wiesbaden. Äußerungen zum aktuellen Fußballgeschehen blieben rar. Interviews und Stellungnahmen zur Mannschaft seines Nachfolgers Jupp Derwall waren nicht seine Sache, genauso wenig trug er dazu bei, sich wie sein Vorgänger Sepp Herberger mit sorgsam platzierten Bonmots zur „Rundheit des Balles“ oder der „Schwere des nächsten Spieles“ schon zu Lebzeiten zur mystischen Figur zu machen.

Schöns Grab auf dem Wiesbadener Nordfriedhof

Aus Anlass des Abschiedsspieles von Paul Breitner betreute er gemeinsam mit Derwall am 31. Mai 1983 in München eine Weltauswahl beim Spiel gegen den FC Bayern. Zu seinem 75. Geburtstag besuchte ihn die 74er-Weltmeistermannschaft 1990 noch einmal in Wiesbaden. In den 1990er Jahren wurde es schließlich still um Helmut Schön, der unter der Alzheimer-Krankheit litt und seine letzten Lebensjahre im Hans-Giebner-Haus, einem Pflegeheim im Wiesbadener Stadtteil Dotzheim, verbrachte. Er starb im Februar 1996, der deutsche Fußball ehrte ihn im Rahmen einer Trauerfeier im Wiesbadener Staatstheater. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Nordfriedhof in Wiesbaden.[89]

Philosophie, Lebenswerk und Leistung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einer erfolgreichen Spielerkarriere vollzog Schön als Spielertrainer den Übergang in das Traineramt und wurde in seiner Zeit als Bundestrainer von 1964 bis 1978 zu einem der erfolgreichsten Nationaltrainer der Welt. Schön gewann mit der Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft 1974 und die Europameisterschaft 1972, er wurde Vizeweltmeister 1966 sowie Vizeeuropameister 1976 und Dritter bei der Weltmeisterschaft 1970. Dass Schön den Nationalspielern viele Freiräume und Mitspracherechte einräumte, statt ihnen starre taktische Maßregeln vorzugeben, sehen viele Sportjournalisten als die herausragende Leistung seiner Amtszeit an.[3] Insbesondere am Ende seiner Trainerlaufbahn wurde ihm dies häufig als Führungsschwäche ausgelegt.

Unter Schön kamen junge Spieler wie Franz Beckenbauer, Wolfgang Overath, Günter Netzer, Sepp Maier und Gerd Müller zu ihren ersten Einsätzen in der Nationalmannschaft und entwickelten sich zu international anerkannten Spitzenspielern. Die Autoren Dietrich Schulze-Marmeling und Hubert Dahlkamp führen „die acht Jahre von 1966 bis 1974 als die spielerisch hochwertigste, ereignisreichste und erfolgreichste Phase in der Geschichte der deutschen Nationalelf“ auf.[4] In seine Zeit fallen die ersten Siege gegen England (1. Juni 1968, 1:0) und Brasilien (16. Juni 1968, 2:1) sowie zwei der dramatischsten Fußballspiele einer deutschen Nationalmannschaft überhaupt. Dazu zählten einmal das WM-Endspiel 1966 gegen England, wobei seine Mannschaft durch das Wembley-Tor – dem bis dato umstrittensten Tor der Fußballgeschichte – mit 2:4 Toren nach Verlängerung verlor, und zum Zweiten, bei der WM 1970 in Mexiko, die 3:4-Halbfinalniederlage in der Verlängerung gegen Italien, im so genannten Jahrhundertspiel. Mit dem Bundestrainer Helmut Schön bestritt die deutsche Nationalelf vom 4. November 1964 bis zum 21. Juni 1978 insgesamt 139 Länderspiele (87 Siege, 30 Remis, 22 Niederlagen) und erreichte dabei ein Gesamttorverhältnis von 292:107. Das Team blieb in dieser Zeit 50mal ohne Gegentor.

Schöns Leistungen als Bundestrainer sind in der Fachwelt unbestritten. Er brachte die Blütezeit des deutschen (Vereins-)Fußballs zwischen Mitte der Sechziger bis Ende der Siebziger Jahre auf Ebene der Nationalmannschaft international zum Ausdruck. Kein deutscher Nationaltrainer nach ihm amtierte länger oder erfolgreicher. Als er 1964 die Nachfolge von Sepp Herberger antrat, ging er auch auf die gesellschaftlichen Umbrüche in der Bundesrepublik ein. Ohne selbst ein 68er zu sein, formte er aus einer neuen, emanzipierten und individualistischen Spielergeneration eine Mischung, die den Gipfel des Weltfußballs erklimmen sollte. Das Auftreten und die Persönlichkeit von Helmut Schön sorgte ungeachtet weltanschaulicher Auseinandersetzungen und fachbezogener Dogmen nicht nur in Deutschland dafür, dass der Fußball nicht mehr alleine mit Befehl und Gehorsam und der Beschränktheit auf Umkleidekabine und Wettspiel wahrgenommen wurde. Währenddessen standen viele seiner zeitgenössischen Trainerkollegen noch immer in der Tradition des „Diktators im Trainingsanzug“ und waren durch die von leisen Tönen und partnerschaftlichem Verhalten geprägte Mannschaftsführung Schöns sowie von seiner feinsinnigen, nachdenklichen und intellektuellen Art irritiert und reagierten deshalb oftmals aus Verunsicherung mit Kritik.

Fußballfachlich, in der Methodik der Trainingsgestaltung, der Spielerauswahl, der unmittelbaren Wettkampfbetreuung und Anwendung der passenden Taktik, hatte Schön in all den Jahren mit Sepp Herberger als Nationalspieler und DFB-Trainer viel gelernt und daraus die grundlegende Philosophie des Fußballs in der deutschen Nationalmannschaft ableiten können[90]. Herberger und Schön waren vor allem von einem überzeugt: Die Basis der Nationalmannschaft war das Fußball-Talent – technisch gut bewandert, ein Mann mit Spielfreude, Spielleidenschaft, der das auch auf seine Kameraden zu übertragen verstand. Die Spielerpersönlichkeiten, ohne die es keine deutsche Nationalmannschaft in ihrem Sinne geben konnte, zeichnete vor allem eines aus: Sie konnten durch ihre Handlungen einem Spiel eine neue Richtung geben. Sie übernahmen aus ihrem Naturell heraus eine Eigenverantwortlichkeit für grundsätzliche Entscheidungen innerhalb Sekundenbruchteilen. Aber diese Spielerpersönlichkeiten erkannte man nicht nur, wenn sie am Ball waren. Sie mussten auch große Leistungen zeigen, wenn der Gegner am Ball war. Sie lebten den anderen Spielern vor, was man tun muss, um den Ball wieder in seinen Besitz zu bringen[91]. Schön stand zwar für die sportliche Entwicklung der DFB-Elf gerade, er forderte aber auch von seinen Spielern, dass sie Verantwortung übernehmen und andere mitrissen. Dafür ließ er sie über ihr spielerisches Tun selbst entscheiden. Einzige Bedingung: Der Mannschaft musste es nutzen[92].

Zu Schöns Trainingsauffassung gehörte, dass der Ball im Zentrum der Übungen stand. Ferner forderte er für Spielaufbau an oberster Stelle „Ordnung“. Dazu zählte besonders eine klare und eindeutige Aufgabenverteilung, die alle Spieler zu verstehen hatten. Gleiches galt für das gewählte Spielsystem. Das Spiel selbst lebte für Schön von der Besetzung des Mittelfeldes, aus dem spielerische Ideen zu entwickeln waren und das Kreativität verströmen sollte. Doch Schön vergaß auch nicht die Bedeutung des kämpferischen Elements, wenn er forderte, dass der Spieler mit körperlichem Einsatz die Verantwortung für das Ganze übernehmen müsse, auch gegenüber schwächeren Spielern[93]. „Fußball ist, auf seine Weise, ein spielerisches Modell unserer gesellschaftlichen Verhältnisse: so einfach, dass jeder es verstehen kann, so variationsreich, dass – wie im Leben – immer neue Konstellationen entstehen können.“[94]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Helmut Schön wurde 1974 mit dem Silbernen Lorbeerblatt des Bundespräsidenten und dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Der Deutsche Fußball-Bund ernannte ihn 1980 zum Ehrenmitglied. Im Jahr 1984 erhielt er den FIFA-Orden. Zwischen 1964 und 1983 war Schön sechsmal Betreuer von Kontinent- und Weltauswahlteams. Er wurde 2008 posthum in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Ein Jahr später wurde er zum Namensgeber des „Helmut-Schön-Sportparks“ in Wiesbaden. Als Rahmenveranstaltung fand dazu im Wiesbadener Rathaus die Ausstellung „Helmut, Schön war's – Ein Leben mit Kick“ statt. In Dresden ist eine Straße in der Nähe des Glücksgas-Stadions in Helmut-Schön-Allee benannt worden.[95]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jürgen Bitter: Die Meistermacher. Wero Press, Pfaffenweiler 2004, ISBN 3-937588-02-7, Seite 82–84.
  • Jürgen Bitter: Deutschlands Fußball-Nationalspieler. Das Lexikon. Sportverlag, Berlin 1997, ISBN 3-328-00749-0, Seite 432/433.
  • Hubert Dahlkamp: Helmut Schön. In: Dietrich Schulze-Marmeling (Hrsg.): Strategen des Spiels. Die legendären Fußballtrainer. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2005, ISBN 3-89533-475-8, Seite 158-168.
  • Hardy Grüne, Lorenz Knieriem: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 8: Spielerlexikon 1890-1963. Agon-Sportverlag, Kassel 2006, ISBN 3-89784-148-7, Seite 346/347.
  • Raphael Keppel: Deutschlands Fußball-Länderspiele 1908-1989. Sport- und Spielverlag Edgar Hitzel, Hürth 1989, ISBN 3-9802172-4-8
  • Helmut Schön: Fußball. Erinnerungen. Ullstein Verlag, Berlin 1978, ISBN 3-550-07676-2
  • Ludger Schulze: Trainer. Die großen Fußballstrategen. Copress, München 1989, ISBN 3-7679-0292-3, Seite 71–82.
  • Dietrich Schulze-Marmeling (Hrsg.): Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2008, ISBN 978-3-89533-578-5

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Helmut Schön – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Jürgen Bitter: Deutschlands Fußball-Nationalspieler. Das Lexikon. Seite 432
  2. Fritz Hack: Die großen Fußball-Trainer. Wilhelm Limpert-Verlag, Frankfurt/Main 1974, ISBN 3-7853-1198-2, Seite 71: „Der Dresdner war ein denkender Spieler, ein Ästhet, mit einer angeborenen Eleganz, wie man sie heute nur noch bei den brasilianischen Stars bewundern kann, ein Stürmer mit einem ausgeprägtem Ballgefühl und er war ein Akrobat mit dem runden Leder, ohne daß er vergaß, seine individuellen Leistungen in das Kollektiv einmünden zu lassen.“
  3. a b Hubert Dahlkamp: Strategen des Spiels. Seite 164
  4. a b Dietrich Schulze-Marmeling, Hubert Dahlkamp: Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft. Seite 221. Auf Seite 244 skizzieren sie den Bundestrainer: „Der Bundestrainer war am Höhenflug des deutschen Fußballs stark beteiligt. Schön war der richtige Mann zur richtigen Zeit und am richtigen Ort. Autoritäres Gehabe war in diesen Jahren nicht angesagt und hätte nur kontraproduktiv gewirkt. Schön verstand es, die Spieler in ihrem Trachten nach Eigenständigkeit gewähren zu lassen und war sogar bereit, ein Stück seiner Autorität an einzelne Führungsspieler abzutreten. Schöns Erfolgsgeheimnis war sein eher 'undeutscher' Führungsstil. Dies konnte aber auch nur deshalb funktionieren, weil die Spieler die liberale Politik ihres Trainers mit Einsatzbereitschaft und dem Willen zum Erfolg quittierten“.
  5. a b Helmut Schön: Fußball. Seite 47
  6. Helmut Schön: Fußball. Seite 52
  7. Helmut Schön: Fußball. Seite 53
  8. Helmut Schön: Fußball. Seite 68
  9. Helmut Schön: Fußball. Seite 60
  10. Helmut Schön: Fußball. Seite 66/67
  11. Helmut Schön: Fußball. Seite 64
  12. Helmut Schön: Fußball. Seite 78
  13. a b Helmut Schön: Fußball. Seite 76
  14. Helmut Schön: Fußball. Seite 81
  15. Helmut Schön: Fußball. Seite 112.
  16. DFB: Leidenschaft am Ball, 100 Jahre deutsche Länderspiele 1908-2008. Medienfabrik Gütersloh, 2007, ISBSN 978-3-577-14701-9, Seite 338“
  17. Jürgen Leinemann: Sepp Herberger: Ein Leben, eine Legende. Berlin 1997, S. 206
  18. Dirk Bitzer, Bernd Wilting: Stürmen für Deutschland. Frankfurt 2003, S. 211
  19. Gerhard Fischer, Ulrich Lindner: Stürmer für Hitler. Seite 120
  20. Dietrich Schulze-Marmeling (Hrsg.): Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft. Seite 102
  21. Jürgen Leinemann, Sepp Herberger: Ein Leben, eine Legende. Rowohlt, 1997, Seite 208
  22. Diethelm Blecking: Ernst Willimowski: Nationalspieler für Polen und Deutschland. In: D. Blecking, G. Dembowski (Hrsg.): Der Ball ist bunt. Fußball, Migration und die Vielfalt der Identitäten in Deutschland. Frankfurt a.M. 2010, S. 251.
  23. Der Kicker. 20. September 1938, S. 5
  24. Hardy Grüne: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. Seite 245
  25. a b Dirk Bitzer, Bernd Wilting: Stürmen für Deutschland, Frankfurt 2003, S. 70
  26. a b Lutz Budraß: Helmut Schön k.v., in: Jürgen Mittag, Jörg-Uwe Nieland (Hrsg): Das Spiel mit dem Fußball, Essen 2007, S. 51
  27. Grüne/Karn: Das große Buch der Deutschen Fußballvereine, Agon-Verlag, 2009, Seite 126, ISBN 978-3-89784-362-2
  28. Kicker vom Januar 1942
  29. Helmut Schön: Fußball, Seite 85-87
  30. Jürgen Leinemann: Sepp Herberger: Ein Leben, eine Legende, Berlin 1997, S.216
  31. Nils Havemann: Fußball unterm Hakenkreuz, Campus Verlag, 2005, Seite 297
  32. Fischer/Lindner: Stürmer für Hitler, Seite 121
  33. Fischer/Lindner: Stürmer für Hitler, Seite 293
  34. Dietrich Schulze-Marmeling: Strategen des Spiels, Verlag Die Werkstatt, 2005, Seite 160
  35. Helmut Schön, Fußball, Seite 106
  36. Helmut Schön, Fußball, Seite 256
  37. Jürgen Bitter, Deutschlands Fußball Nationalspieler, Das Lexikon, Seite 433
  38. Helmut Schön, Fußball, Seite 137-140: Hauptgrund war sicherlich die Beschaffung von Naturalien zum Tauschgeschäft in Dresden. Der Einsatz so genannter "Zonenspringer" wurde in der Oberliga, obwohl statutenwidrig, bis zum Jahresende 1947 geduldet
  39. a b Helmut Schön, Fußball, Seite 141
  40. Helmut Schön, Fußball, Seite 142
  41. Hardy Grüne, Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga, 1890 bis 1963, Band 1, Agon-Verlag, 1996, ISBN 3-928562-85-1, Seite 308
  42. Helmut Schön, Fußball, Seite 136-145
  43. Lorenz Knieriem/Hardy Grüne, Spielerlexikon 1890-1963, Seite 347
  44. Helmut Schön, Fußball, Seite 147
  45. Helmut Schön, Fußball, Seite 148
  46. Helmut Schön, Fußball, Seite 151; dies entspräche knapp 2.400 € im Jahre 2009 (errechnet nach dieser Kaufkraft-Umrechnungstabelle)
  47. Helmut Schön, Fußball, Seite 162
  48. Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.), Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft, Verlag Die Werkstatt, 2008, ISBN 978-3-89533-578-5, Seite 179.
  49. Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.), Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft, Seite 639.
  50. Hans-Josef Justen, in 100 Jahre DFB, Der Sensible aus Sachsen, Die Bundestrainer des DFB, Sportverlag Berlin, 1999, ISBN 3-328-00850-0 Seite 222.
  51. Ludger Schulze, Trainer, Seite 71.
  52. Dietrich Schulze-Marmeling, Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft, Seite 204.
  53. Peter Bizer und Karl-Heinz Mrazek, Die Geschichte der Europameisterschaften in Karl-Heinz Huba (Hg.), Fußball-Weltgeschichte, Copress-Verlag, 1999, ISBN 3-7679-0647-3, Seite 416.
  54. Jürgen Bitter, Die Meistermacher, Seite 84.
  55. Hardy Grüne, Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs, Bundesliga & Co, Agon, 1997, Seite 55.
  56. Ludger Schulze, Die Mannschaft, Copress-Verlag, 1986, Seite 132.
  57. Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.), Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft, Seite 234.
  58. Ludger Schulze, Trainer, Seite 76/77.
  59. Hardy Grüne, Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs, Bundesliga & Co, Agon, 1997, Seite 54.
  60. Hardy Grüne, Fußball EM-Enzyklopädie 1960 bis 2012, Seite 83.
  61. Hans-Josef Justen, in 100 Jahre DFB, Seiten 223/224.
  62. Helmut Schön, Fußball, Seite 174.
  63. Hardy Grüne, EM-Enzyklopädie 1960-2012, Agon-Sportverlag, 2008, Seite 90.
  64. Ludger Schulze, Die Mannschaft, Copress-Verlag, München, 1986, Seite 138.
  65. Ludger Schulze, Die Mannschaft, Seite 139.
  66. Dietrich Schulze-Marmeling, Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft, Seite 256.
  67. Ludger Schulze, Die Mannschaft 1986, S. 139/140.
  68. Schulze-Marmeling/Dahlkamp, Die Geschichte der Fußball Weltmeisterschaft, 2004, S. 233.
  69. 11FREUNDE, Sonderausgabe „Die Siebziger“, Oktober 2009, Seite 46.
  70. Ludger Schulze, Die Mannschaft, Seite 142.
  71. Dietrich Schulze-Marmeling, Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft, Seiten 262-264.
  72. Ludger Schulze, Die Mannschaft, Seite 147.
  73. Dietrich Schulze-Marmeling, Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft, Seite 267.
  74. Hardy Grüne, Fußball EM-Enzyklopädie 1960 bis 2012, Seite 106.
  75. DFB, Leidenschaft am Ball, Seite 354.
  76. Dietrich Schulze-Marmeling, Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft, Seiten 269/270.
  77. Ludger Schulze, Die Mannschaft, Seite 149.
  78. Karl-Heinz Huba (Hrsg.), Fußball-Weltgeschichte, Seite 284/285.
  79. DFB (Hrsg.), Leidenschaft am Ball, 100 Jahre deutsche Länderspiele, 1908 bis 2008, Seite 356.
  80. a b Hardy Grüne, WM-Enzyklopädie 1930 - 2006, Seite 278.
  81. Helmut Schön, Fußball, Seite 15.
  82. Hardy Grüne, WM-Enzyklopädie 1930 – 2006, Seite 279.
  83. Helmut Schön, Fußball, Seite 31.
  84. Hardy Grüne, WM-Enzyklopädie 1930 - 2006, Seite 281.
  85. a b Hardy Grüne, WM-Enzyklopädie 1930 - 2006, Seite 282.
  86. Helmut Schön, Fußball, Seite 36.
  87. Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.), Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft, Seite 292.
  88. Ludger Schulze, Trainer, Die großen Fußballstrategen, Seite 82.
  89. knerger.de: Das Grab von Helmut Schön
  90. Helmut Schön, Fußball, Seite 172
  91. Helmut Schön, Fußball, Seite 173
  92. Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.), Strategen des Spiels, Seite 163
  93. Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.), Strategen des Spiels, Seite 164
  94. Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.), Strategen des Spiels, Seite 164
  95. Sächsische Zeitung vom 12. November 2010.

ENDE der aktuellen (bis 30. Oktober 2012) WP-Version



Überarbeitungstext ab November 2012


Helmut Schön (* 15. September 1915 in Dresden; † 23. Februar 1996 in Wiesbaden) war ein deutscher Fußballspieler und -trainer.

Als aktiver Fußballspieler des Dresdner SC wurde Schön in den Runden 1942/43 und 1943/44 zweimal Deutscher Meister und gewann in den Jahren 1940 und 1941 zweimal den Tschammer-Pokal. Von 1937 bis 1941 berief ihn Sepp Herberger zu 16 Länderspielen in die Fußballnationalmannschaft, wobei er 17 Tore erzielte. Ihm wurden herausragende Technik, Kopfballstärke und strategische Fähigkeiten zugesprochen.[1][2] Er vollzog nahtlos als Spielertrainer den Übergang in das Traineramt und wurde in seiner Zeit als Bundestrainer von 1964 bis 1978 zu einem der erfolgreichsten Nationaltrainer der Welt. Schön gewann mit der Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft 1974 und die Europameisterschaft 1972, er wurde Vizeweltmeister 1966 sowie Vizeeuropameister 1976 und Dritter bei der Weltmeisterschaft 1970. Dass Schön den Nationalspielern viele Freiräume und Mitspracherechte in seiner Bundestrainerära einräumte, statt ihnen starre taktische Maßregeln vorzugeben, sehen viele Sportjournalisten als die herausragende Leistung seiner Amtszeit,[3] wurde aber auch, insbesondere am Ende seiner Trainerlaufbahn, häufig als Führungsschwäche ausgelegt.

Die acht Jahre von 1966 bis 1974 werden als die spielerisch höchstwertige, ereignisreichste und erfolgreichste Phase in der Geschichte der deutschen Nationalelf aufgeführt.[4]

Der Spieler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jugend, Anfänge in der Ersten Mannschaft, Beruf, 1920 bis 1933[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit fünf oder sechs Jahren[5] begann Helmut Schön auf den Straßen der Dresdner Seevorstadt Fußball zu spielen. Schön schreibt dieser Zeit des „Pflaster- und Asphaltfußballs“ die Schulung seiner besonderen Talente, Ballgefühl und schnelle Reflexe, zu.[5] Sein Vater, der Kunsthändler Anton Schön, teilte die Fußballleidenschaft seines Drittgeborenen nicht. Helmut Schön hatte noch einen acht Jahre älteren Bruder und eine zwölf Jahre ältere Schwester. Als Helmut Schön sieben oder acht Jahre alt war,[6] wechselten die „Straßenkicker“ in die nahen Grünanlagen der Bürgerwiese.

Nach fünf Jahren Straßen- und Wiesenfußball schloss er sich 1925 der Knabenmannschaft des SV Dresdensia an. Als Fünfzehnjähriger spielte Schön – sein fußballerisches Vorbild war Matthias Sindelar[7] – bei einem Freundschaftsspiel in Bautzen erstmals in der ersten Mannschaft von Dresdensia. Unmittelbar danach wechselte er von der kleinen Dresdensia zum großen Dresdner SC, wo der Nationalstürmer Richard Hofmann zu seinem Idol wurde. Da ab dem Jahre 1928 Jimmy Hogan das Traineramt beim DSC ausübte, profitierte davon auch das Nachwuchstalent Helmut Schön. Insbesondere die technische Schulung, das Kombinationsspiel und die Kunst des „überraschenden Spiels“ lehrte der Engländer nachhaltig in Dresden und prägte damit auch die spätere Trainerarbeit von Helmut Schön.[8] Mit 17 Jahren – im Herbst 1932 – spielte er erstmals bei einem Freundschaftsspiel gegen Karlsbad in einer Mannschaft mit Richard Hofmann.[9].

In der Ligamannschaft debütierte Schön im Sommer 1933. Eine Meniskusverletzung[10] verhinderte Schöns Olympiateilnahme 1936. Er wurde im Sportsanatorium Hohenlychen nördlich von Berlin operiert. Neben dem Fußball besuchte Schön bis Ostern 1935 das Bischöfliche St.-Benno-Gymnasium in Dresden und machte dort auch das Abitur. Weit mehr als die naturwissenschaftlichen Fächer lagen ihm die Sprachen.[11] Zum 1. April 1935 trat Schön eine Lehre zum Bankkaufmann bei der Sächsischen Staatsbank in Dresden an.[11] Nach erfolgreichem Abschluss war er bei der Pharmazeutischen Fabrik Dr. Madaus & Co (Gönner des Dresdner SC) in Radebeul bei Dresden bis 1945 im kaufmännischen Bereich angestellt.

Gauliga, Meisterschaften und Nationalmannschaft, 1933 bis 1944[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über Repräsentativspiele für die Stadt Dresden sowie für Sachsen im Reichsbundpokal führte der fußballerische Weg Schön im Mai 1935 schließlich zu Einsätzen in der B-Nationalelf in Sofia und Belgrad gegen Bulgarien und Jugoslawien. Nach Ausheilung seiner Meniskusverletzung vor der Olympiade 1936 nominierte ihn der Nachfolger von Reichstrainer Nerz, Sepp Herberger, für das Weltmeisterschaftsqualifikationsspiel am 21. November 1937 in Hamburg gegen Schweden. Das Debüt von Helmut Schön in der Nationalmannschaft fand in der Breslau-Elf statt, die am 16. Mai 1937 in Breslau mit einem 8:0-Erfolg gegen Dänemark Fußballgeschichte geschrieben hatte. Zusammen mit Ernst Lehner, Otto Siffling, Fritz Szepan und Adolf Urban bildete er beim 5:0-Sieg in Hamburg die Angriffsreihe. Zum Einstand steuerte er zwei Treffer bei. Mit seiner Kombinationsgabe, Kopfballstärke, Schusskraft und seiner ausgeprägten strategischen Fähigkeit schien er glänzende Perspektiven in der Nationalmannschaft zu haben und zu den Leistungsträgern für die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft 1938 in Frankreich zu gehören. Acht Tage später, am 28. November 1937, zog sich Helmut Schön im Ligaspiel des Dresdner SC jedoch seine zweite Meniskusverletzung zu; er wurde am 24. Januar 1938 operiert.[12]

Seine Karriere in der Nationalmannschaft erfuhr dadurch erst nach dem WM-Turnier, am 18. September 1938 in Chemnitz, beim Länderspiel gegen Polen die Fortsetzung. Erneut war der „Lange“ beim 4:1-Sieg als Torschütze erfolgreich. Im Spieljahr 1938/39 folgten noch fünf weitere Einsätze in der Nationalmannschaft, der Titelgewinn mit dem DSC in der Gauliga Sachsen und der dritte Rang in den Spielen um die Deutsche Fußballmeisterschaft.

In dieser Phase kam Schön der Gedanke, sein Leben völlig zu ändern. Bei der Arzneimittelfirma Madaus war er als 23-Jähriger in den Außendienst gekommen. Er hatte Ärzte, Kliniken, Apotheken zu besuchen und dort über die Produkte seiner Firma zu sprechen. Ihm machte sein Beruf Freude, das ganze Milieu lag ihm und er las viele medizinische Schriften. So hatte er die Idee, doch noch Medizin zu studieren. Nach langer Überlegung und ausführlichen häuslichen Diskussionen fasste er dann aber den Entschluss, diesen Schritt nicht zu tun. Später meinte er, dass sich das als richtig erwiesen hätte, keine hektische Kurskorrektur durchgeführt zu haben. Er „habe etwas länger gewartet – und dann das Richtige getan.“[13]

In der Runde 1939/40 wurde der Titelgewinn in Sachsen wiederholt, Schön zog mit seinen Kameraden in das Finale um die Deutsche Fußballmeisterschaft am 21. Juli 1940 gegen den FC Schalke 04 ein und am 1. Dezember 1940 gewann der DSC den Tschammer-Pokal mit einem 2:1 nach Verlängerung gegen den 1. FC Nürnberg. Im Jahre 1941 setzten sich die Erfolge fort: Schön errang am 7. September in Chemnitz mit der Auswahl von Sachsen den Reichsbundpokal mit 2:0 Toren gegen Bayern und am 2. November glückte mit einem 2:1-Erfolg gegen Schalke 04 die Titelverteidigung im Vereinspokal.

Ein abruptes Ende erfuhr Schöns Nationalmannschaftskarriere am 5. Oktober 1941 nach einer 2:4-Niederlage in Stockholm gegen Schweden.[14] Sepp Herberger hielt Schön für einen Schwachpunkt in der Mannschaft. In sein Tagebuch notierte der Nationaltrainer nach der Niederlage: „Die Stürmer sind zu weich! Keine Kämpfer!! Gegen Schweden gewinnt man nur durch Kraft und Kampf, Schnelligkeit und Härte!! Schön ist gegen Mannschaften aus Skandinavien hinfort nicht mehr tragbar.“[15] Dies bezog sich insbesondere auf das folgende Spiel gegen Dänemark in Schöns Heimatstadt Dresden. Doch auch für spätere Spiele wurde er nicht mehr nominiert. Schön selbst bezog zu seinem Rauswurf nie kritisch Stellung, während sein Umfeld und insbesondere seine Ehefrau sich noch jahrelang über die ihrer Meinung nach „ungerechte Behandlung“ erbosten.[16] Die Autoren Fischer/Lindner vermerken dazu folgendes: „Helmut Schön, von Herberger nie wirklich akzeptiert (weder als Spieler noch später als Bundestrainer), mußte für diese Niederlage büßen - es war ihm nicht nur verwehrt, gegen Dänemark in seiner Heimatstadt Dresden aufzulaufen, sondern er spielte überhaupt nicht mehr in der Nationalmannschaft“.[17] Leinemann schreibt in seiner Herberger-Biografie den Umständen des Schweden- und Dänemarkspiels zu, dass „spätestens mit diesem Spiel der Grundstein für die Animositäten und Querelen gelegt war, die jahrzehntelang das Verhältnis zwischen Sepp Herberger und Helmut Schön beeinträchtigten. Herkunft, Typ und Schulbildung des bürgerlichen Schön wirkten auf den proletarischen Autodidakten Herberger provokativ. Er fühlte sich herausgefordert und reagierte aggressiv.“[18]

Ein Mitgrund für das Ende der Karriere Schöns in der Nationalmannschaft dürfte die Personalie Ernst Willimowski gewesen sein. Der Oberschlesier, der bis 1939 auf der halblinken Position Torjäger der polnischen Nationalmannschaft gewesen war, mit dem Wiederanschluss Ostoberschlesiens an das Deutsche Reich aber wieder deutscher Reichsbürger geworden war,[19] debütierte zeitgleich am 5. Oktober 1941 beim 6:0-Erfolg gegen Finnland in einer zweiten Auswahl der Deutschen Fußballnationalmannschaft und erzielte dabei auf Halblinks drei Tore.

Im Verein folgten in den Jahren 1943 und 1944 zwei deutsche Meistertitel für den Dresdner SC, der damit unter der Anleitung von Trainer Georg Köhler zur erfolgreichsten Mannschaft der Kriegsjahre avancierte.[20] Obwohl die Mannschaft während des Krieges ab 1939 immer wieder auf Stammkräfte im Fronteinsatz hatte verzichten müssen, trat sie 1943 zum Finale in Berlin gegen eine Militärmannschaft aus Hamburg nahezu in Bestbesetzung an, darunter auch Helmut Schön. Im Berliner Olympiastadion gelangen ihm vor 70.000 Zuschauern, von denen die meisten Soldaten waren, zwei Treffer. Der Erfolg wurde jedoch dadurch geschmälert, dass er von den Rängen bei jedem Ballkontakt mit einem höhnischen „Helmut Schön k.v.“ bedacht wurde.[21][22] Hintergrund war, dass Schön auch während des „totalen Krieges“ nur wenige Wochen an die Front musste. Als offizielle Begründung firmierte zunächst ein „Knieschaden“, der Schön in der Ausübung seines Sports zwar periodisch, aber nicht grundsätzlich behinderte. Daher hielten ihn viele für „kriegsverwendungsfähig“ (k.v.). Später erhielt er als Angestellter von Madaus, der als „kriegswichtiger Betrieb“ galt, eine weitere Freistellung. Dies war allerdings keine „Lex-Schön“. Ähnlich wie die Spieler des FC Schalke 04 profitierten besonders die prominenten Akteure des Dresdner SC von einer Bevorzugung durch Nationalsozialisten und Heereskreise.[21] Insbesondere DSC-Mitglied Karl Mehnert, Generalleutnant der Wehrmacht und Chef des Wehrkreises Dresden, sorgte dafür, dass die DSC-Spieler nach Beginn des Zweiten Weltkriegs nicht an die Front geschickt wurden.[23] Der Hintergrund war das Bestreben der Nationalsozialisten, im vom Krieg gebeutelten Heimatland eine gewisse Normalität einerseits und Ablenkung andererseits aufrechtzuerhalten. Fußball war auch im Krieg ein Publikumsmagnet und die Propaganda verwendete die Erfolge der herausragenden Vereine und Akteure für ihre Zwecke. Andererseits beklagte der DSC im Januar 1942, dass ihm nur noch vier Stammspieler (unter ihnen Schön) zur Verfügung stünden.[24]

Schön hat nach eigener Aussage einen Eintritt in die NSDAP stets abgelehnt.[25] Seine viel zitierte[22] Aussage, dass es „trotz des sinnlosen Krieges, der das Leben immer mehr beeinflußte, [...] für uns Sportler eine herrliche Fußballzeit“ war[26], deckt sich jedoch mit der später als verantwortungslos kritisierten Geisteshaltung vieler Fußballspieler und -funktionäre zu dieser Zeit, die, wie Nils Havemann in seinem Buch Fußball unterm Hakenkreuz ausführt, „geschmeichelt von der Aufmerksamkeit der mobilisierten Massen, gefangen von der nationalen Emotion und gestützt von dem Wissen um ihre Privilegien, [...] sich [...] mehr um die Mannschaftsaufstellung am nächsten Spieltag als um das politische Geschehen in Deutschland“ sorgten.[27] Zum Kontext des Zitats heißt es in Fischer/Lindners Buch Stürmen für Hitler, „eigentlich waren die Bedingungen (für die Nationalmannschaft) - für Kriegszeiten - ziemlich gut, was auch Helmut Schön später schreibt.“[28] In dem Buch heißt es außerdem, dass „die Beispiele Helmut Schöns und Oscar Heisserers zeigen [...], daß auch der Ruf der SS kein unvermeidbares Schicksal war und daß man diesem Schicksal - wie Schön - mit etwas Wendigkeit durchaus entgehen konnte.“[29] Ignatz Bubis, der langjährige Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, der Schön nach Kriegsende in Dresden kennengelernt hatte und mit ihm eine lebenslange Freundschaft pflegte, beschrieb Schön wie folgt: „Er war kein Nazi. Helmut hat sich nur für den Fußball interessiert, sonst nichts. Er war einer der wenigen Studenten in der damaligen Fußballwelt.“[30]

Aufbaujahre nach dem Zweiten Weltkrieg, 1945 bis 1951[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Helmut Schön, seit dem 15. Januar 1942 verheiratet[31] mit seiner ebenfalls aus Dresden stammenden Ehefrau Annelies und Vater von Sohn Stephan (* 1944, später aktiver Leichtathlet und Physiker[32]), hatte die Katastrophe vom 13. bis 15. Februar 1945 durch die Luftangriffe auf Dresden unbeschadet überstanden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war er in Dresden in erster Linie damit beschäftigt, für Frau und Kind die Lebensgrundlagen zu „organisieren“ und machte deshalb Tauschgeschäfte jeglicher Art. Daneben entwickelte sich ein lebhafter Pendelverkehr nach Hamburg, wo er im Durcheinander jener Jahre für den FC St. Pauli spielte und bei den Rückfahrten in seinem zu einem kleinen Lieferwagen umgebauten DKW transportierte, was die Freunde aus Hamburg ihm zusteckten.[33]. Schön war sofort beim Wiederbeginn des Fußballs nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Dresden wieder am Ball. Da aber der Dresdner SC in der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands als „bürgerlicher Verein und Symbol feudaler Cliquenwirtschaft“[34] verboten worden war, spielte Schön in der Saison 1946/47 mit dem Nachfolgeverein SG Dresden-Friedrichstadt im Bezirk Dresden. Als er mit Friedrichstadt in der Runde 1947/48 in der Qualifikation zur Ostzonen-Meisterschaft an der SG Meerane scheiterte, hatte er auch drei Spiele für St. Pauli[35] in der Oberliga Nord bestritten, darunter bei der 0:2-Heimniederlage am 30. November 1947 gegen den Hamburger SV als Mittelläufer. Im Jahre 1949 gelang der Titelgewinn in Sachsen vor Meerane und Industrie Leipzig. In der Ostzonenmeisterschaft scheiterte Friedrichstadt im Viertelfinale mit einer 1:2-Niederlage bei der ZSG Union Halle. In der ersten Oberligarunde um die DDR-Meisterschaft 1949/50 holte sich der als Spieler-Trainer (neun Spiele mit elf Toren) fungierende Ex-Nationalspieler die Vizemeisterschaft hinter der ZSG Horch Zwickau. Im Winter 1949/50[36] hatte Schön in Köln unter Sepp Herberger seine Trainer-Ausbildung absolviert und war wieder im Februar 1950[36] nach Dresden zurückgekehrt. Nach den Zuschauerausschreitungen im entscheidenden Meisterschaftsspiel am 16. April 1950 bei der 1:5-Heimniederlage gegen Zwickau erfolgte die Auflösung und formale Angliederung der SG Friedrichstadt an die unterklassige BSG VVB Tabak Dresden[37]. Helmut Schön schloss sich daraufhin zur Runde 1950/51 als Spieler-Trainer Hertha BSC an.

Neben seiner Aktivität bei Friedrichstadt hatte Helmut Schön von 1948 bis 1950 die Auswahl von Sachsen und vom Mai 1949 bis April 1950 die Elf der Ostzone trainiert.

Im ersten Jahr unter Vertragsspielerbedingungen in der Stadtliga Berlin ging die Meisterschaft überlegen an Tennis Borussia Berlin, gefolgt von SC Union 06 Berlin und dem Tabellendritten Hertha BSC mit elf Ex-Dresdnern (darunter Kurt Birkner, Hans Kreische und Kurt Lehmann) in den Reihen. Bereits nach Silvester 1950 beendete Helmut Schön seine Tätigkeit bei Hertha – in drei Begegnungen hatte er noch als Spieler mitgewirkt – und damit auch endgültig seine Spielerlaufbahn. In den Oberligen Nord, DDR und Berlin hat er somit nach Kriegsende insgesamt 15 Spiele mit zwölf Toren[38] bestritten.

Der Trainer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiesbaden, Saarland und Bundestrainerassistent, 1951 bis 1964[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Runde 1951/52 war Helmut Schön Trainer beim SV Wiesbaden in der 2. Liga Süd und belegte mit den Hessen den neunten Rang. Er fand in Wiesbaden mit seiner Familie eine neue Heimat[39], nahm aber 1952 das Angebot des Saarländischen Fußballbundes (SFB) aus dem damals autonomen Saarland an und wurde dessen Nationaltrainer. In dieser Funktion besuchte er die Vereine, beobachtete die Spitzenspieler und stellte die verschiedenen Auswahl-Mannschaften auf. Diese Tätigkeit gefiel ihm weit besser als der Job eines Clubtrainers. Nicht nur auf das Training einer einzigen Mannschaft festgelegt zu sein, hatte er schon als Ostzonen-Trainer schätzen gelernt. Er erweiterte damit seinen Horizont, musste beweglich sein und lernte viele unterschiedliche Menschen kennen. Er hielt Vorträge, stellte Teams auf, stellte um, gliederte aus und baute neue auf. Die Saar bot für Schön ein klassisches Modell für die Tätigkeit als „Bundestrainer“ und eine gute Vorbereitung für die spätere Zeit beim DFB.[40] Als Nachfolger von Auguste Jordan startete Helmut Schön mit einem 3:2-Erfolg am 24. Juni 1953 in Oslo gegen Norwegen in die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz. Die beiden Spiele gegen die Mannschaft von Sepp Herberger endeten in Stuttgart mit einer 0:3- und in Saarbrücken mit einer 1:3-Niederlage. Die saarländische Nationalelf zeigte dabei als Außenseiter jeweils eine beachtliche Leistung.

Nachdem der SFB wieder als Landesverband in den Deutschen Fußballbund eingegliedert worden war, wurde Schön am 26. Mai 1956 Assistent von Bundestrainer Sepp Herberger. Für ein Anfangsgehalt von 1100 DM brutto[41] bekam er mehrere Aufgaben übertragen: Er war zuständig für die B-Mannschaft, die Amateurauswahl und für die Jugendnationalelf bei den UEFA-Turnieren. Daneben leitete er Trainer-Lehrgänge und war stets bei den Vorbereitungen zu den Spielen der A-Nationalmannschaft dabei. Schön war mit der Rolle des Herberger-Assistenten zufrieden. Die Mannschaft akzeptierte ihn als zweiten Mann, und er versuchte, ein gutes Betriebsklima zu schaffen, das für Herberger die wichtigste Voraussetzung beim Umgang mit der Nationalmannschaft war.[42] Wertvolle Erfahrungen sammelte Schön an der Seite des Bundestrainers bei den Weltmeisterschaftsturnieren 1958 in Schweden und 1962 in Chile. Nach acht Jahren als Assistent trat Helmut Schön im Sommer 1964 die Nachfolge von Bundestrainer Sepp Herberger an.

Bundestrainer, 1964 bis 1978[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Start[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 7.  Juni 1964 betreute Sepp Herberger bei dem Freundschaftsspiel in Helsinki gegen Finnland letztmals die deutsche Nationalmannschaft. In der letzten Phase der Ära Herberger hatte die Bundesliga in der Saison 1963/64 als Leistungsspitze des deutschen Fußballs ihr Programm aufgenommen und damit die international überholten regionalen Oberligen abgelöst. Dem neuen Bundestrainer stellte sich sofort die sportlich schwierige Aufgabe der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1966 in England. Schweden und Zypern waren die Gegner und das erste Spiel gegen die Nordländer fand ohne Vorbereitungsländerspiel bereits am 4.  November 1964 in Berlin statt[43]. Durch zwei Kurzlehrgänge mit Probespielen im September in Augsburg gegen eine Südauswahl und im Oktober in Düsseldorf gegen Sheffield Wednesday versuchte Helmut Schön mit seinem Assistenten Dettmar Cramer, der Nationalmannschaft Form und Gestalt zu geben. Zu seinem ersten Spiel als verantwortlicher Bundestrainer schickte er folgende Elf[44] auf das Feld:

Tilkowski (Borussia Dortmund); Nowak (Schalke 04), Schnellinger (AS Rom); Giesemann (Hamburger SV), Weber (1. FC Köln), Szymaniak (FC Varese); Brunnenmeier (1860 München), Haller (AC Bologna), Seeler (Hamburger SV), Overath (1. FC Köln), G. Dörfel (Hamburger SV).
Taktische Aufstellung des WM-Endspiels 1966

Das Spiel endete mit einem 1:1-Unentschieden und die Aufgabe der erfolgreichen WM-Qualifikation war durch den damit verbundenen Punktverlust nicht leichter geworden. Der oftmals als dünnhäutig und überempfindlich[45], zu anfällig gegen den leisesten Hauch von Zweifeln und als „Zauderer“ [46] beschriebene Helmut Schön reagierte, wenn auch nach reiflicher Überlegung, aber resistent gegenüber dem öffentlichen Druck, mit richtungsweisenden Personalentscheidungen für das entscheidende Qualifikationsspiel am 26.  September 1965 in Stockholm gegen Schweden: Er setzte auf den gerade 20 Jahre alt gewordenen Münchner Debütanten Franz Beckenbauer sowie auf seinen Kapitän Uwe Seeler, obwohl dieser gerade erst eine durch eine Achillessehnenoperation bedingte sechsmonatige Spielpause hinter sich hatte. Durch Treffer von Werner Krämer und Uwe Seeler gewann die Schön-Elf das Spiel mit 2:1 Toren und war für die Weltmeisterschaft 1966 in England qualifiziert. Im Turnier vom 11. bis 30. Juli überzeugte die deutsche Mannschaft nicht nur durch das Erreichen des Finales: Die Mannschaft von Helmut Schön zeichnete sich durch spielerische Attribute aus und hatte mit Franz Beckenbauer, Helmut Haller und Wolfgang Overath Akteure in ihren Reihen, die für Offensivspiel, Spielwitz und Technik standen. Das Finale war zudem nicht nur durch das ominöse Wembley-Tor zum 3:2 für den neuen Weltmeister England ein denkwürdiges Spiel. Nach der durch die Defensive geprägten Weltmeisterschaft 1962 in Chile setzte der neue Bundestrainer mit seiner Mannschaft in England Akzente im Offensivspiel.[47]

In der Qualifikation zur Europameisterschaft 1968 erlebte der Bundestrainer aber einen Rückschlag. Nach dem 6:0-Startsieg am 8.  April 1967 in Dortmund gegen Albanien gab es einen Monat später in Belgrad am 3.  Mai gegen Jugoslawien eine 0:1-Niederlage, die sofort die Kritiker auf den Plan rief. Tenor war die vermeintlich zu defensive Einstellung der Mannschaft. Am 7.  Oktober gelang mit einem 3:1-Heimerfolg in Hamburg aber umgehend die Revanche. Das Spiel am 17.  Dezember 1967 in Tirana gegen Albanien brachte die Entscheidung im Zweikampf mit Jugoslawien. Heraus kam nur ein 0:0-Unentschieden und damit das enttäuschende Scheitern in der EM-Qualifikation. Schön stand in der Folgezeit massiv in der Kritik.[48] Mit dieser negativen Erfahrung ging es in die Qualifikationsspiele zur Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko. Gegen Österreich, Schottland und Zypern führte Schön seine Mannschaft mit fünf Siegen und einem Unentschieden zum Finalturnier. Entscheidenden Charakter hatte der 3:2-Abschlusserfolg am 22.  Oktober 1969 in Hamburg gegen Schottland, als Reinhard „Stan“ Libuda in der 79. Spielminute einen Alleingang mit dem Siegtor vor 72.000 Zuschauern krönen konnte.

Große Mannschaften – große Turniere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der spielerischen Vorstellung seiner Mannschaft beim WM-Turnier in Mexiko 1970 „nabelte“[49] sich Schön endgültig erfolgreich als Bundestrainer von seinem Vorgänger Sepp Herberger ab. Bereits die Auftritte in den Gruppenspielen gegen Bulgarien und Peru waren Demonstrationen hoher Spielkunst.[50] Beckenbauer, Overath und der ins Mittelfeld gerückte Uwe Seeler bestimmten das Spiel, Gerd Müller setzte sich auch international als Torjäger durch und das Wechselspiel an den Flügeln mit Reinhard Libuda, Jürgen Grabowski, Johannes Löhr und Siegfried Held verwirrte die Gegner und sorgte für ein attraktives Spiel für die Zuschauer. Das spannende Viertelfinalspiel gegen England, das Deutschland nach einem 0:2-Rückstand noch mit 3:2 siegreich gestaltete, brachte Frankreichs „L’Équipe“ zu einem originellen Urteil:[51]

„Phantastisch! Unglaublich! Wundervoll! Außergewöhnlich!“ Welches Wort beschreibt am besten den Sieg Deutschlands über eine wunderbare englische Mannschaft! Wir überlassen Ihnen die Wahl.“ …..

Erinnerungstafel an das Jahrhundertspiel am Aztekenstadion

Die Dramaturgie und das permanente Offensivspiel im anschließenden Halbfinale gegen Italien – der 4:3-Sieg Italiens wurde danach als „Jahrhundertspiel“ gefeiert – brachten Trainer, Mannschaft und dem deutschen Fußball Sympathien in der ganzen Welt ein[52]. Die Nationalmannschaft setzte in Mexiko die Philosophie von Helmut Schön - erfolgreich und schön - idealtypisch um und entsprach seinem Verständnis über das Fußballspiel. An der Mittelstürmerfrage (Gerd Müller oder Uwe Seeler?) manifestierte sich in der öffentlichen Expertenmeinung noch lange die Wahrnehmung von Schöns „Entschlusslosigkeit und seinem Wankelmut“.[53] Schöns Lösung, die darin bestand, dass er Seeler in die zweite Reihe hinter Müller zurückzog, brachte ihm den Ruf ein, dass er nur deshalb an beiden festgehalten hätte, um keinem von ihnen wehzutun.[54] Die Auftritte der Mannschaft in Mexiko, die Leistungen Gerd Müllers und Uwe Seelers sprachen jedoch für die Maßnahmen des Bundestrainers und gegen eine „Kompromisslösung“.

Als nächste Bewährung stand bereits am 17.  Oktober 1970 das erste Qualifikationsspiel in der Gruppe 8 zur Euro 1972 in Köln gegen die Türkei an. Nach der erfolgreichen Gruppenrunde gegen Albanien, Türkei und Polen fand am 29.  April 1972 im Londoner Wembleystadion das EM-Viertelfinalhinspiel gegen England statt. Mit 3:1 gewann die DFB-Mannschaft, womit die zu Beginn überlegenen Engländer am Ende noch gut bedient waren. Dabei war die Aufstellung des „vorsichtigen, ängstlichen Zauderer[s]“ Schön überaus riskant gewesen[55]: Im Feld hatte er mit Horst-Dieter Höttges und Georg Schwarzenbeck lediglich zwei Akteure für die reine Defensive nominiert, dazu noch die spielerisch herausragend beschlagenen Beckenbauer und Paul Breitner, die zu jedem Zeitpunkt dem Spiel nach vorne entscheidende Impulse geben konnten. Die „Aufräumerqualitäten“ im defensiven Mittelfeld hielten sich bei den drei Spielern Herbert Wimmer, Günter Netzer und Uli Hoeneß in Grenzen. Dazu kamen die Stürmer Grabowski, Gerd Müller und Held als reine Offensivkräfte. Dass auch eine eindeutig spielerisch strukturierte Mannschaft die beiden Pole des Fußballspiels, Defensive und Offensive, im richtigen Verhältnis erfolgreich anwenden kann, demonstrierte die Mannschaft von Helmut Schön gegen England durch die Art des herausgespielten 3:1-Erfolges.[56] Schöns Handschrift war klar zu sehen. Seine Mannschaftsführung, die auf den „mündigen Spieler“ vertraute, setzte Kräfte frei, die sich bei einem autoritären Trainer nicht derart hätten entwickeln können.[57] Im Halbfinale folgte ein 2:1-Erfolg gegen Belgien und im Finale war die Sowjetunion beim 3:0-Sieg der deutschen Mannschaft chancenlos. Seit Wembley übertraf sich die internationale Fachpresse gegenseitig in Glückwünschen und Superlativen[58]:

Helmut Schöns Mannschaft eröffnete einen neuen Zeitabschnitt im Fußball“, schwärmte die Mailänder Corriere de la Sera nach dem 3:0-Finalsieg des bundesdeutschen Nationalteams über die Sowjetunion. „Wir müssen von den Deutschen lernen. Sie haben Spielzüge, die in keinem Lehrbuch stehen“, gestand der sowjetische Nationaltrainer Ponomarjow nach Spielschluss, während die französische L’Équipe Günter Netzer als „den besten Spieler unseres Erdteils“ bezeichnete.…..

Berti Vogts und Martin Hoffmann beim Spiel BR Deutschland – DDR 1974

Vor dem Weltmeisterschaftsturnier 1974 in Deutschland veränderte sich aber das Gesicht dieser Mannschaft. Günter Netzer war 1973 nach Spanien zu Real Madrid gewechselt und kam zudem durch eine Verletzung mit Trainingsrückstand zum Vorbereitungslehrgang nach Malente[59]. Herbert Wimmer gehörte nicht mehr der Stammbesetzung an und der Flügelflitzer Erwin Kremers wurde ebenso wenig wie der Routinier Siegfried Held nominiert. Im dritten Gruppenspiel gegen die DDR bildeten Grabowski und Gerd Müller alleine den Angriff. Die Ostdeutschen gewannen mit 1:0 Toren und im DFB-Lager herrschte Krisenstimmung. In der Sportschule Malente, in der schon in der Vorbereitungsphase ein Streit wegen der Spielerprämien ausgebrochen war, warf der Bundestrainer einigen Spielern vor, nicht so gekämpft[60] zu haben, wie es notwendig war. Unterstützung fand der Trainer bei seinem Kapitän Franz Beckenbauer, der monierte: „Drei, vier Spieler kämpfen nicht mit dem Einsatz, wie es bei einer Weltmeisterschaft notwendig ist.“ Erst eine Stunde vor dem ersten Zwischenrundenspiel gab Helmut Schön seine Mannschaft bekannt. Die Überraschung: Mit Uli Hoeneß, Jürgen Grabowski, Heinz Flohe und Bernd Cullmann fehlten vier Spieler aus dem Team, das 0:1 gegen die DDR verloren hatte. In den Medien wurden aus den Krisendiskussionen dieser Nacht und dem Bild der Pressekonferenz, als der Kapitän neben dem Bundestrainer sitzend dessen Ausführungen mit eigenen Worten unterstrich, die Schlagzeilen „Franz Beckenbauer stieg zum Neben-Bundestrainer auf. Was Helmut Schön nun unternahm, war mit dem kommenden Kaiser abgesprochen.“ [61][62] WM-Teilnehmer Bernd Hölzenbein beschreibt in einem Beitrag für das Magazin „11 Freunde“ in der Sonderausgabe „Die Siebziger“ im Oktober 2009 über Bundestrainer Schön die damalige Situation klarstellend[63]:

Meine Chance bei der WM kam erst nach der Niederlage gegen die DDR. Als Dresdner empfand Schön das Spiel als persönliche Beleidigung. Er nahm es der Mannschaft übel, dass sie verloren hatte – und sprach am nächsten Tag kein Wort mit uns. Dass er uns seine tiefe Enttäuschung auf diese Weise spüren ließ, anstatt uns eine Standpauke zu halten oder Strafen auzusprechen, war für alle höchst bedrückend. Das war ihm eigen. Helmut Schön motivierte nicht durch laute Ansprachen, er motivierte, indem er beleidigt war. Es fühlte sich an, als hätte man den eigenen Vater enttäuscht. Die ganze Mannschaft schämte sich. Dann sprach Franz Beckenbauer ein Machtwort. Er votierte bei Schön dafür, dass ich Uli Hoeneß in der Anfangsformation in der Zwischenrunde gegen Jugoslawien ersetzen sollte. Auch Rainer Bonhof, Dieter Herzog und Hacki Wimmer kamen in die Mannschaft. Später wurde immer wieder geschrieben, dass Beckenbauer Schön entmachtet hätte. Völliger Quatsch. Er stellte die Mannschaft auf, aber er war, anders als andere Trainer dieser Zeit, bereit, Argumente abzuwägen und auch andere Meinungen gelten zu lassen.

Berti Vogts als Manndecker von Johan Cruyff

Das Resultat der Zwischenrunde waren Erfolge gegen Jugoslawien, Schweden und Polen und damit der Einzug in das Finale gegen die Niederlande. Jetzt stand die Formation mit Rainer Bonhof, Overath und Hoeneß im Mittelfeld und mit Grabowski, Gerd Müller und Bernd Hölzenbein im Angriff. Taktisch entschied man sich dafür, den niederländischen Starspieler Johan Cruyff mit enger Manndeckung[64] durch den schnelleren Berti Vogts zu bekämpfen, Georg Schwarzenbeck hatte es damit mehr mit Rob Rensenbrink zu tun und Bonhof sollte den Spielmacher Wim van Hanegem mit seiner Dynamik in die ungeliebte Defensive drängen. Nach guter erster Halbzeit führte die deutsche Mannschaft mit 2:1 Toren und hatte auch im Spiel nach vorne überzeugende Momente gehabt. Die zweite Spielhälfte stand dagegen ganz im Zeichen eines Sturmlaufs der Holländer und einer deutschen Mannschaft, die sich kämpferisch gab und den Vorsprung über die Zeit rettete. Helmut Schön hatte mit seiner Mannschaft nach dem Europameisterschaftstitel 1972 auch die Weltmeisterschaft 1974 gewonnen. Begonnen hatte die Turnierserie 1966 mit der Vizeweltmeisterschaft und 1970 mit dem dritten Rang in Mexiko. Nur die Art und Weise des Zustandekommens waren nicht mehr spielerisch vergleichbar mit den Auftritten 1970 und 1972.[65]

Nach dem WM-Triumph beendeten Jürgen Grabowski, Gerd Müller und Wolfgang Overath ihre Nationalmannschaftskarriere und der junge Paul Breitner wechselte zu Real Madrid. Sie hinterließen Lücken und der Verlust des Torjägers Gerd Müller wog besonders schwer. Der Bundestrainer hatte aber keine Zeit zu verlieren, denn im November 1974 stand das erste Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft 1976 auf dem Terminplan.[66] Im Viertelfinale traf Deutschland auf Spanien, holte sich am 24.  April 1976 in Madrid ein 1:1-Unentschieden und gewann das Rückspiel in München mit 2:0 Toren. Damit war der Titelverteidiger in das Halbfinale eingezogen, das im Juni 1976 in Jugoslawien stattfand. Nach einem 4:2-Erfolg in der Verlängerung gegen den Gastgeber zog Deutschland in das Finale am 17.  Juni in Belgrad ein. Zur zweiten Halbzeit kam der Kölner Heinz Flohe für Dietmar Danner und in der 79. Minute der Mittelstürmer des 1. FC Köln, Dieter Müller, für Herbert Wimmer in das Spiel[67]. Torjäger Dieter Müller erzielte bei seinem Nationalmannschaftsdebüt drei Treffer. Das Finale entschied die Tschechoslowakei nach einem 2:2 nach Verlängerung mit 5:3 Toren im Elfmeterschießen. Immer noch gehörte die Mannschaft von Bundestrainer Helmut Schön zu den besten Teams in Europa[68]. Von einer Überlegenheit oder gar einer Ausnahmemannschaft konnte aber keine Rede mehr sein.

Das letzte Turnier – der Abschied, 1978[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 27.  April 1977 schlug Deutschland in Köln vor 58.000 Zuschauern Nordirland mit 5:0. Es war das erste Spiel ohne den damaligen Rekordnationalspieler Franz Beckenbauer, der inzwischen in die USA zu Cosmos New York gewechselt war. Es folgten elf weitere Spiele ohne Niederlage, wobei vor allem die erfolgreiche Südamerikareise mit den Spielen gegen Argentinien, Uruguay, Brasilien und Mexiko im Juni 1977 den Anschein erweckte, Helmut Schön hätte wieder eine Mannschaft beisammen, mit der man zuversichtlich zur Weltmeisterschaft im Jahre 1978 nach Argentinien fahren könne[69]. Die beiden Abschlussländerspiele vor dem Turnier am 5. und 19.  April 1978 verlor die DFB-Elf gegen Brasilien und vor allem in Stockholm nach enttäuschender Leistung gegen Schweden mit 1:3 Toren. Nun wurden die Kritikerstimmen zahlreicher, die nach den altgedienten Beckenbauer, Breitner und Grabowski sowie dem jungen Uli Stielike von Real Madrid riefen, die jedoch aus den unterschiedlichsten administrativen und persönlichen Hindernisgründen der DFB-Auswahl nicht zur Verfügung standen.[70].

Die vier Spieler nahmen schlussendlich nicht an der Weltmeisterschaft 1978 teil, und das Eröffnungsspiel am 1.  Juni 1978 in Buenos Aires gegen Polen endete nach einem schwachen Auftritt[71] mit einem 0:0-Unentschieden. Die Erklärung des Bundestrainers lautete[72]:

Der allzu große Respekt voreinander, alle Schach- und Winkelzüge belasteten diese Partie. Vom Anpfiff an schienen beide Mannschaften von einer Lähmung befallen zu sein. Nach zwei oder drei Stationen kam fast automatisch der Fehlpaß, bei uns oder bei den Polen. Es wurde ängstlich gespielt. Aus lauter Sicherheitsbedürfnis wurde der Ball quer hin- und hergeschoben, das Spiel in die Breite gezogen. Sehr bald gab es die ersten Pfiffe. Ich konnte die Enttäuschung der Zuschauer verstehen. Schließlich spielte hier der Erste gegen den Dritten der letzten Weltmeisterschaft.

Gegen das enttäuschende Mexiko[71] folgte ein „Scheinfeuerwerk“ mit 6:0 Toren, dem sich das abschließende Gruppenspiel gegen Tunesien wiederum mit einem torlosen Unentschieden anschloss. Der somit erfolgte Einzug in die Finalrunde war der deutschen Mannschaft nicht mit einer überzeugenden Leistung gelungen.[73] Das Spiel gegen Italien brachte das dritte 0:0 für die deutsche Mannschaft. Für Schön kamen die wechselhaften Leistungen seiner Mannschaft durch die fehlende Selbstsicherheit zustande und den Umstand, dass sich die Mannschaft nicht als Persönlichkeit erwies.[74] Mit 2:2 trennte man sich anschließend von den Niederlanden und im letzten Finalspiel traf man am 21.  Juni 1978 in Córdoba auf Österreich. Mit einem Sieg war auf jeden Fall das Spiel um Platz drei gesichert. Die Unruhe[75] im deutschen WM-Lager über die bisher gezeigten Leistungen führte aber auch in diesem Spiel dazu, dass die Mannschaft erneut nicht zur Leistung fand und Hans Krankl in der 88. Minute mit dem Siegtreffer zum 3:2 für Österreich den Schlusspunkt für die DFB-Mannschaft setzte[75]. Da Helmut Schön bereits vor der Weltmeisterschaft seinen Rücktritt von dem Bundestrainerposten nach dem Turnier erklärt hatte, ging mit diesem glanzlosen Turnier in Argentinien die erfolgreiche Ära seiner Arbeit beim DFB zu Ende. Er hatte sich den Abschluss seiner Laufbahn anders vorgestellt. Das Spiel um den dritten Platz, gegen Brasilien, war sein Traum gewesen. Für Schön brach durch die Niederlage gegen Österreich eine Welt zusammen.[76]

Offiziell wurde Helmut Schön vor dem Anpfiff zum Länderspiel am 15.  November 1978 in Frankfurt gegen Ungarn von der Nationalmannschaft und dem DFB verabschiedet. Aufgrund dichter Nebelschwaden dauerte sein Abschiedsspiel nur 60 Minuten und wurde beim Stand von 0:0 abgebrochen.[77] Zu seinem Abschied widmete ihm der Sänger Udo Jürgens das Lied Der Mann mit der Mütze.

Ludger Schulze beendete seine Ausarbeitung über Helmut Schön mit den folgenden Worten[78]:

Aber nicht deshalb hat ihn das Fußballvolk am Ende ehrlich geachtet, ja sogar geliebt. Helmut Schön ist vielleicht der letzte Vertreter einer Trainergeneration, die den Fußball, nicht das Geld in den Vordergrund stellte, für die nicht der Verdienst, sondern der Spaß am Beruf die wesentliche Triebfeder war. Und für so etwas haben die Leute schon immer ein Gespür gehabt.

Späte Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seinem Abschied 1978 vom Bundestrainerposten verbrachte Helmut Schön zurückgezogen den Ruhestand an der Seite seiner Ehefrau Annelies in seiner Wahlheimat Wiesbaden. Äußerungen zum aktuellen Fußballgeschehen blieben rar. Interviews und Stellungnahmen zur Mannschaft seines Nachfolgers Jupp Derwall waren nicht seine Sache, genauso wenig trug er dazu bei, sich wie sein Vorgänger Sepp Herberger mit sorgsam platzierten Bonmots zur „Rundheit des Balles“ oder der „Schwere des nächsten Spieles“ schon zu Lebzeiten zur mystischen Figur zu machen.

Schöns Grab auf dem Wiesbadener Nordfriedhof

Aus Anlass des Abschiedsspieles von Paul Breitner betreute er gemeinsam mit Derwall am 31.  Mai 1983 in München eine Weltauswahl beim Spiel gegen den FC Bayern. Zu seinem 75. Geburtstag besuchte ihn die 74er-Weltmeistermannschaft 1990 noch einmal in Wiesbaden. In den 1990er Jahren wurde es schließlich still um Helmut Schön, der unter der Alzheimer-Krankheit litt und seine letzten Lebensjahre im Hans-Giebner-Haus, einem Pflegeheim im Wiesbadener Stadtteil Dotzheim, verbrachte. Er starb im Februar 1996, der deutsche Fußball ehrte ihn im Rahmen einer Trauerfeier im Wiesbadener Staatstheater. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Nordfriedhof in Wiesbaden.[79]

Philosophie, Lebenswerk und Leistung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einer erfolgreichen Spielerkarriere vollzog Schön als Spielertrainer den Übergang in das Traineramt und wurde in seiner Zeit als Bundestrainer von 1964 bis 1978 zu einem der erfolgreichsten Nationaltrainer der Welt. Schön gewann mit der Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft 1974 und die Europameisterschaft 1972, er wurde Vizeweltmeister 1966 sowie Vizeeuropameister 1976 und Dritter bei der Weltmeisterschaft 1970. Dass Schön den Nationalspielern viele Freiräume und Mitspracherechte einräumte, statt ihnen starre taktische Maßregeln vorzugeben, sehen viele Sportjournalisten als die herausragende Leistung seiner Amtszeit an.[3] Insbesondere am Ende seiner Trainerlaufbahn wurde ihm dies häufig als Führungsschwäche ausgelegt.

Unter Schön kamen junge Spieler wie Franz Beckenbauer, Wolfgang Overath, Günter Netzer, Sepp Maier, Gerd Müller, Jürgen Grabowski und Paul Breitner zu ihren ersten Einsätzen in der Nationalmannschaft und entwickelten sich zu international anerkannten Spitzenspielern. Die Autoren Dietrich Schulze-Marmeling und Hubert Dahlkamp führen „die acht Jahre von 1966 bis 1974 als die spielerisch hochwertigste, ereignisreichste und erfolgreichste Phase in der Geschichte der deutschen Nationalelf“ auf.[4] In seine Zeit fallen die ersten Siege gegen England (1.  Juni 1968, 1:0) und Brasilien (16.  Juni 1968, 2:1) sowie zwei der dramatischsten Fußballspiele einer deutschen Nationalmannschaft überhaupt. Dazu zählt einmal das WM-Endspiel 1966 gegen England, wobei seine Mannschaft durch das Wembley-Tor – dem bis dato umstrittensten Tor der Fußballgeschichte – mit 2:4 Toren nach Verlängerung verlor, und zum Zweiten, bei der WM 1970 in Mexiko, die 3:4-Halbfinalniederlage in der Verlängerung gegen Italien, im so genannten Jahrhundertspiel. Mit Bundestrainer Schön bestritt die deutsche Nationalelf vom 4.  November 1964 bis zum 21.  Juni 1978 insgesamt 139 Länderspiele (87 Siege, 30 Remis, 22 Niederlagen) und erreichte dabei ein Gesamttorverhältnis von 292:107. Das Team blieb in dieser Zeit 50mal ohne Gegentor.

Schöns Leistungen als Bundestrainer sind in der Fachwelt unbestritten. Er brachte die Blütezeit des deutschen (Vereins-)Fußballs zwischen Mitte der Sechziger bis Ende der Siebziger Jahre auf Ebene der Nationalmannschaft international zum Ausdruck. Kein deutscher Nationaltrainer nach ihm amtierte länger oder erfolgreicher. Als er 1964 die Nachfolge von Sepp Herberger antrat, ging er auch auf die gesellschaftlichen Umbrüche in der Bundesrepublik ein. Ohne selbst ein 68er zu sein, formte er aus einer neuen, emanzipierten und individualistischen Spielergeneration eine Mischung, die den Gipfel des Weltfußballs erklimmen sollte. Das Auftreten und die Persönlichkeit von Helmut Schön sorgte ungeachtet weltanschaulicher Auseinandersetzungen und fachbezogener Dogmen nicht nur in Deutschland dafür, dass der Fußball nicht mehr alleine mit Befehl und Gehorsam und der Beschränktheit auf Umkleidekabine und Wettspiel wahrgenommen wurde. Währenddessen standen viele seiner zeitgenössischen Trainerkollegen noch immer in der Tradition des „Diktators im Trainingsanzug“ und waren durch die von leisen Tönen und partnerschaftlichem Verhalten geprägte Mannschaftsführung Schöns sowie von seiner feinsinnigen, nachdenklichen und intellektuellen Art irritiert und reagierten deshalb oftmals aus Verunsicherung mit Kritik.[80]

Fußballfachlich, in der Methodik der Trainingsgestaltung, der Spielerauswahl, der unmittelbaren Wettkampfbetreuung und Anwendung der passenden Taktik, hatte Schön in all den Jahren mit Sepp Herberger als Nationalspieler und DFB-Trainer viel gelernt und daraus die grundlegende Philosophie des Fußballs in der deutschen Nationalmannschaft ableiten können[81]. Herberger und Schön waren vor allem von einem überzeugt: Die Basis der Nationalmannschaft war das Fußball-Talent – technisch gut bewandert, ein Mann mit Spielfreude, Spielleidenschaft, der das auch auf seine Kameraden zu übertragen verstand. Die Spielerpersönlichkeiten, ohne die es keine deutsche Nationalmannschaft in ihrem Sinne geben konnte, zeichnete vor allem eines aus: Sie konnten durch ihre Handlungen einem Spiel eine neue Richtung geben. Sie übernahmen aus ihrem Naturell heraus eine Eigenverantwortlichkeit für grundsätzliche Entscheidungen innerhalb Sekundenbruchteilen. Aber diese Spielerpersönlichkeiten erkannte man nicht nur, wenn sie am Ball waren. Sie mussten auch große Leistungen zeigen, wenn der Gegner am Ball war. Sie lebten den anderen Spielern vor, was man tun muss, um den Ball wieder in seinen Besitz zu bringen[82]. Schön stand zwar für die sportliche Entwicklung der DFB-Elf gerade, er forderte aber auch von seinen Spielern, dass sie Verantwortung übernehmen und andere mitrissen. Dafür ließ er sie über ihr spielerisches Tun selbst entscheiden. Einzige Bedingung: Der Mannschaft musste es nutzen[83].

Zu Schöns Trainingsauffassung gehörte, dass der Ball im Zentrum der Übungen stand. Ferner forderte er für Spielaufbau an oberster Stelle „Ordnung“. Dazu zählte besonders eine klare und eindeutige Aufgabenverteilung, die alle Spieler zu verstehen hatten. Gleiches galt für das gewählte Spielsystem. Das Spiel selbst lebte für Schön von der Besetzung des Mittelfeldes, aus dem spielerische Ideen zu entwickeln waren und das Kreativität verströmen sollte. Doch Schön vergaß auch nicht die Bedeutung des kämpferischen Elements, wenn er forderte, dass der Spieler mit körperlichem Einsatz die Verantwortung für das Ganze übernehmen müsse, auch gegenüber schwächeren Spielern[84]. „Fußball ist, auf seine Weise, ein spielerisches Modell unserer gesellschaftlichen Verhältnisse: so einfach, dass jeder es verstehen kann, so variationsreich, dass – wie im Leben – immer neue Konstellationen entstehen können.“[85]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Helmut Schön wurde 1974 mit dem Silbernen Lorbeerblatt des Bundespräsidenten und dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Der Deutsche Fußball-Bund ernannte ihn 1980 zum Ehrenmitglied. Im Jahr 1984 erhielt er den FIFA-Orden. Zwischen 1964 und 1983 war Schön sechsmal Betreuer von Kontinent- und Weltauswahlteams. Er wurde 2008 posthum in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Ein Jahr später wurde er zum Namensgeber des „Helmut-Schön-Sportparks“ in Wiesbaden. Als Rahmenveranstaltung fand dazu im Wiesbadener Rathaus die Ausstellung „Helmut, Schön war's – Ein Leben mit Kick“ statt. In Dresden ist eine Straße in der Nähe des Glücksgas-Stadions in Helmut-Schön-Allee benannt worden.[86]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jürgen Bitter: Die Meistermacher. Wero Press, Pfaffenweiler 2004, ISBN 3-937588-02-7, Seite 82–84.
  • Jürgen Bitter: Deutschlands Fußball-Nationalspieler. Das Lexikon. Sportverlag, Berlin 1997, ISBN 3-328-00749-0, Seite 432/433.
  • Hubert Dahlkamp: Helmut Schön. In: Dietrich Schulze-Marmeling (Hrsg.): Strategen des Spiels. Die legendären Fußballtrainer. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2005, ISBN 3-89533-475-8, Seite 158-168.
  • Hardy Grüne, Lorenz Knieriem: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 8: Spielerlexikon 1890-1963. Agon-Sportverlag, Kassel 2006, ISBN 3-89784-148-7, Seite 346/347.
  • Raphael Keppel: Deutschlands Fußball-Länderspiele 1908-1989. Sport- und Spielverlag Edgar Hitzel, Hürth 1989, ISBN 3-9802172-4-8
  • Helmut Schön: Fußball. Erinnerungen. Ullstein Verlag, Berlin 1978, ISBN 3-550-07676-2
  • Ludger Schulze: Trainer. Die großen Fußballstrategen. Copress, München 1989, ISBN 3-7679-0292-3, Seite 71–82.
  • Dietrich Schulze-Marmeling (Hrsg.): Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2008, ISBN 978-3-89533-578-5

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Helmut Schön – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jürgen Bitter: Deutschlands Fußball-Nationalspieler. Das Lexikon. Seite 432.
  2. Fritz Hack: Die großen Fußball-Trainer. Wilhelm Limpert-Verlag, Frankfurt/Main 1974, ISBN 3-7853-1198-2, Seite 71: „Der Dresdner war ein denkender Spieler, ein Ästhet, mit einer angeborenen Eleganz, wie man sie heute nur noch bei den brasilianischen Stars bewundern kann, ein Stürmer mit einem ausgeprägtem Ballgefühl und er war ein Akrobat mit dem runden Leder, ohne daß er vergaß, seine individuellen Leistungen in das Kollektiv einmünden zu lassen.“
  3. a b Hubert Dahlkamp: Strategen des Spiels. Seite 164.
  4. a b Dietrich Schulze-Marmeling, Hubert Dahlkamp: Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft. Seite 221. Auf Seite 244 skizzieren sie den Bundestrainer: „Der Bundestrainer war am Höhenflug des deutschen Fußballs stark beteiligt. Schön war der richtige Mann zur richtigen Zeit und am richtigen Ort. Autoritäres Gehabe war in diesen Jahren nicht angesagt und hätte nur kontraproduktiv gewirkt. Schön verstand es, die Spieler in ihrem Trachten nach Eigenständigkeit gewähren zu lassen und war sogar bereit, ein Stück seiner Autorität an einzelne Führungsspieler abzutreten. Schöns Erfolgsgeheimnis war sein eher 'undeutscher' Führungsstil. Dies konnte aber auch nur deshalb funktionieren, weil die Spieler die liberale Politik ihres Trainers mit Einsatzbereitschaft und dem Willen zum Erfolg quittierten“.
  5. a b Helmut Schön: Fußball. Seite 47.
  6. Helmut Schön: Fußball. Seite 53.
  7. Helmut Schön: Fußball. Seite 68.
  8. Helmut Schön: Fußball. Seiten 66/67.
  9. Helmut Schön: Fußball. Seite 64.
  10. Helmut Schön: Fußball. Seite 78.
  11. a b Helmut Schön: Fußball. Seite 76.
  12. Helmut Schön: Fußball. Seite 81.
  13. Helmut Schön: Fußball. Seite 112.
  14. DFB: Leidenschaft am Ball, 100 Jahre deutsche Länderspiele 1908-2008. Medienfabrik Gütersloh, 2007, ISBN 978-3-577-14701-9, Seite 338.
  15. Jürgen Leinemann: Sepp Herberger: Ein Leben, eine Legende. Berlin 1997, S. 206.
  16. Dirk Bitzer, Bernd Wilting: Stürmen für Deutschland. Frankfurt 2003, S. 211.
  17. Gerhard Fischer, Ulrich Lindner: Stürmer für Hitler. Seite 120.
  18. Jürgen Leinemann, Sepp Herberger: Ein Leben, eine Legende. Rowohlt, 1997, Seite 208.
  19. Diethelm Blecking: Ernst Willimowski: Nationalspieler für Polen und Deutschland. In: D. Blecking, G. Dembowski (Hrsg.): Der Ball ist bunt. Fußball, Migration und die Vielfalt der Identitäten in Deutschland. Frankfurt a. M. 2010, S. 251.
  20. Hardy Grüne: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. Seite 245.
  21. a b Dirk Bitzer, Bernd Wilting: Stürmen für Deutschland, Frankfurt 2003, S. 70.
  22. a b Lutz Budraß: Helmut Schön k.v., in: Jürgen Mittag, Jörg-Uwe Nieland (Hrsg): Das Spiel mit dem Fußball, Essen 2007, S. 51.
  23. Grüne/Karn: Das große Buch der Deutschen Fußballvereine, Agon-Verlag, 2009, Seite 126, ISBN 978-3-89784-362-2.
  24. Kicker vom Januar 1942.
  25. Helmut Schön: Fußball, Seiten 85-87.
  26. Jürgen Leinemann: Sepp Herberger: Ein Leben, eine Legende, Berlin 1997, Seite 216.
  27. Nils Havemann: Fußball unterm Hakenkreuz, Campus Verlag, 2005, Seite 297.
  28. Fischer/Lindner: Stürmer für Hitler, Seite 121.
  29. Fischer/Lindner: Stürmer für Hitler, Seite 293.
  30. Dietrich Schulze-Marmeling: Strategen des Spiels, Verlag Die Werkstatt, 2005, Seite 160.
  31. Helmut Schön: Fußball. Seite 106.
  32. Helmut Schön: Fußball. Seite 256.
  33. Helmut Schön: Fußball. Seiten 136-145.
  34. Jürgen Bitter: Deutschlands Fußball-Nationalspieler. Das Lexikon. Seite 433.
  35. Helmut Schön: Fußball. Seiten 137-140: „Hauptgrund war sicherlich die Beschaffung von Naturalien zum Tauschgeschäft in Dresden. Der Einsatz so genannter »Zonenspringer« wurde in der Oberliga, obwohl statutenwidrig, bis zum Jahresende 1947 geduldet.“
  36. a b Helmut Schön: Fußball. Seite 141.
  37. Helmut Schön: Fußball. Seite 142.
  38. Lorenz Knieriem/Hardy Grüne: Spielerlexikon 1890-1963. Seite 347.
  39. Helmut Schön: Fußball. Seite 147.
  40. Helmut Schön: Fußball. Seite 148.
  41. Helmut Schön: Fußball. Seite 151; dies entspräche knapp 2.400 € im Jahre 2009 (errechnet nach dieser Kaufkraft-Umrechnungstabelle).
  42. Helmut Schön: Fußball. Seite 162.
  43. Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.): Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft. Verlag Die Werkstatt. Göttingen 2008. ISBN 978-3-89533-578-5, Seite 179
  44. Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.): Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft. Seite 639
  45. Hans-Josef Justen: in 100 Jahre DFB. Der Sensible aus Sachsen, Die Bundestrainer des DFB, Sportverlag Berlin, 1999, ISBN 3-328-00850-0 Seite 222
  46. Ludger Schulze: Trainer. Seite 71
  47. Dietrich Schulze-Marmeling: Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft. Seite 204
  48. Peter Bizer, Karl-Heinz Mrazek: Die Geschichte der Europameisterschaften. in Karl-Heinz Huba (Hg.): Fußball-Weltgeschichte. Copress-Verlag. München 1999. ISBN 3-7679-0647-3, Seite 416
  49. Jürgen Bitter: Die Meistermacher. Seite 84
  50. Hardy Grüne: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Bundesliga & Co. Agon Sportverlag. Kassel 1997, Seite 55
  51. Ludger Schulze: Die Mannschaft. Copress-Verlag, München 1986, Seite 132
  52. Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.): Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft. Seite 234
  53. Ludger Schulze: Trainer. Seiten 76/77
  54. Hardy Grüne: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Bundesliga & Co. Agon Sportverlag. Kassel 1997. Seite 54
  55. Hardy Grüne: Fußball EM-Enzyklopädie 1960 bis 2012. Seite 83
  56. Hans-Josef Justen: in 100 Jahre DFB. Seiten 223/224
  57. Ludger Schulze: Trainer. Seite 77
  58. Hardy Grüne: EM-Enzyklopädie 1960-2012. Agon-Sportverlag. Kassel 2008, Seite 90
  59. Ludger Schulze: Die Mannschaft. Copress-Verlag. München 1986, Seite 138
  60. Dietrich Schulze-Marmeling: Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft. Seite 256
  61. Ludger Schulze: Die Mannschaft. München 1986. S. 139/140
  62. Schulze-Marmeling/Dahlkamp: Die Geschichte der Fußball Weltmeisterschaft. Göttingen 2004, S. 233
  63. 11FREUNDE: Sonderausgabe „Die Siebziger“. Oktober 2009. Seite 46
  64. Ludger Schulze: Die Mannschaft. Seite 142
  65. Dietrich Schulze-Marmeling: Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft. Seiten 262-264
  66. Ludger Schulze: Die Mannschaft. Seite 147
  67. DFB: Leidenschaft am Ball. Seite 354
  68. Dietrich Schulze-Marmeling: Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft. Seiten 269/270
  69. Ludger Schulze: Die Mannschaft. Seite 149
  70. Karl-Heinz Huba (Hrsg.): Fußball-Weltgeschichte. Seite 284/285
  71. a b Hardy Grüne, WM-Enzyklopädie 1930 - 2006, Seite 278
  72. Helmut Schön: Fußball. Seite 15
  73. Hardy Grüne: WM-Enzyklopädie 1930 – 2006. Seite 279
  74. Helmut Schön: Fußball. Seite 31
  75. a b Hardy Grüne, WM-Enzyklopädie 1930 - 2006, Seite 282
  76. Helmut Schön: Fußball. Seite 36
  77. Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.): Die Geschichte der Fußballnationalmannschaft. Seite 292
  78. Ludger Schulze: Trainer. Die großen Fußballstrategen. Seite 82
  79. knerger.de: Das Grab von Helmut Schön
  80. Ludger Schulze: Trainer. Seite 75
  81. Helmut Schön: Fußball. Seite 172
  82. Helmut Schön: Fußball. Seite 173
  83. Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.): Strategen des Spiels. Seite 163
  84. Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.): Strategen des Spiels. Seite 164
  85. Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.): Strategen des Spiels. Seite 164
  86. Sächsische Zeitung vom 12. November 2010.