Teufel

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Die Versuchung Christi, Gemälde von Ary Scheffer (1854)

Der Teufel (von Vorlage:ELSalt Diábolos, wörtlich ‚Durcheinanderwerfer‘ im Sinne von ‚Verwirrer, Faktenverdreher, Verleumder‘ aus διά dia ‚auseinander‘ und βάλλειν bállein ‚werfen‘, zusammengesetzt zu διαβάλλειν diabállein Zerwürfnis stiften, verleumden; lateinisch Diabolus) wird in verschiedenen Religionen als eigenständiges, übernatürliches Wesen angesehen. Er spielt im Christentum und im Islam eine besondere Rolle als Personifizierung des Bösen. Dargestellt wird er oft als Engel mit schwarzen Flügeln oder als „Junker“ mit Pferdefuß. Im Buddhismus nimmt Mara[1] oder auch Devadatta die Stelle eines „teuflischen“ Dämonenwesens ein.

Je nach Religion, Kulturepoche und Geografie wird der Teufel mit anderen Namen benannt.

Der Teufel in verschiedenen Religionen

Judentum

In der Übersetzung der hebräischen Texte von Hiob 1 und Sacharja 3 ins Griechische wurde das jüdische ha-Satan zu diabolos (‚Teufel‘) der Septuaginta. Die Vorstellungen von Satan sind im Judentum aber deutlich verschieden von den Vorstellungen und der Verwendung des Begriffs Satan im Christentum und im Islam. Aufgrund der Deutung und Auslegung des Tanachs durch die jeweiligen Gelehrten ergeben sich bedeutende Unterschiede.

Satan ist im Tanach vor allem der Titel eines Anklägers am göttlichen Gerichtshof (die hebräische Bezeichnung Satan (שטן, Sin-Teth-Nun) bedeutet so viel wie „Ankläger“) Die Bezeichnung kann auch für Menschen verwendet werden, das hebräische Wort wird dann im Allgemeinen ohne den bestimmten Artikel benutzt (Numeri 22,22-32 EU ; 1. Samuel 29,4 EU; 1. Könige 5,18 EU 11,14 EU 23,.25 EU; Psalm 109,6 EU; als Verben im Sinne von „Anfeindungen“ in Psalm 38,21; 71,13; 109,4.20.29). Üblicherweise wird der Titel Satan verschiedenen Engeln verliehen und kann dann auch allein bezeichnend sein.

Satan wird im Judentum nicht als etwas Personifiziertes oder gar als das personifizierte Böse betrachtet. Im Judentum wird sowohl das Gute als auch das Böse als zwei Seiten einer Zusammengehörigkeit gesehen, die beide z. B. in Gott, dem ewigen Wesen, begründet sind. Gut und Böse sind von dieser Welt, der Gott, das ewige Wesen, transzendent gegenübersteht. Der Satan, wenn der Titel einem Engel in einem Zusammenhang oder in einer Erzählung gegeben wurde, handelt dabei stets nicht eigenmächtig und nicht nach eigenem Willen, sondern im Auftrag Gottes und steht voll unter der Kontrolle und dem Willen Gottes. Der Titel Satan wird in der hebräischen Bibel und anderen heiligen Schriften des Judentums verschiedenen Engeln und Menschen verliehen.

Satan schüttet die Plagen über Hiob aus (William Blake)

Die ausführlichste Darstellung, in der ein Engel mit dem Titel Satan in Gottes Auftrag wirkt, findet sich im Buch Hiob. Die Erzählung beginnt mit der Szene am himmlischen Gerichtshof, bei dem Gott und ein Engel anwesend sind. Aufgrund des Einwands des Engels in dieser göttlichen Gerichtshofsrunde, der als Ankläger, also als Satan fungiert, kommt es zu einem Vorwurf an Gott. Der fromme und wohlhabende Hiob halte Gott nur deshalb die Treue, weil Gott um ihn herum kein Unglück zulasse. Daraufhin gestattet Gott Satan, Hiobs Gottvertrauen auf die Probe zu stellen. Trotz der Unglücke und trotz der leidvollen Krankheit, die den nichtsahnenden Hiob daraufhin im Auftrage Gottes ereilen, akzeptiert Hiob sein trauriges Los und flucht seinem Gott nicht. Er kritisiert ihn jedoch und besteht darauf, dass er nichts Unrechtes getan habe. Hiobs Freunde sind davon überzeugt, dass er ein Unrecht begangen haben müsse, denn Gott lasse es nicht zu, dass ein Unschuldiger so viel Unglück zu erleiden habe. Damit wird der Einwand des Engels widerlegt, es gebe keinen Menschen, der Gott in jeder Situation treu bleibe oder nicht von Gott abfalle, sobald es ihm aus menschlicher Sicht schlecht ergehe. In zwei weiteren Fällen tritt ein Satan als Versucher (1. Buch der Chronik 21,1) oder Ankläger (Sacharja 3,1) des sündigen Menschen vor Gott auf. Im 4. Buch Mose, auch Numeri, ist Satan nicht negativ handelnd, sondern wird von Gott gesandt, um Schlimmeres für Balaam zu verhindern.

In den außerbiblischen volkstümlichen jüdischen Erzählungen des europäischen Mittelalters wird der Titel Satan manchmal einem Engel, der von Gott verstoßen wird, weil er sich selbst gottgleich stellen wollte, gegeben. Die Geschichten, in denen dies geschieht, sind dabei in vollem Bewusstsein und Kenntnis der Lehren des Judentums, die solche Vorstellungen stets ablehnten, gegenüberstellend erzählt. Er gilt als Träger des Prinzips des Bösen. Hier werden auf alte Begrifflichkeiten des persischen Kulturkreises, in dem das duale Prinzip des Kampfes Gut gegen Böse eine große Rolle spielt, und die Vorstellungen der umgebenden christlichen Kultur angespielt. Es sind daher eher phantastische Erzählungen oder Schauergeschichten und nicht biblische jüdische Lehren oder lehrhafte jüdische Erzählungen der Tradition. Eventuell werden die Vorstellungen des Christentums auch nur illustratorisch nacherzählt, um die Position der Christen, die in Widerspruch zu denen des Judentums stehen, vorzustellen.

Christentum

Die Verbannung Luzifers aus dem Himmel, Mihály Zichy (1887)
Die Versuchung Evas, John Roddam Spencer Stanhope (1877)

Im Christentum ist der Teufel der Inbegriff des Bösen. Er wird auch (abweichend von der alttestamentlichen Bedeutung dieser Namen) Satan oder Luzifer genannt.[2] Der Teufel wird dabei als ein gefallener Engel angesehen, der gegen Gott rebellierte.

Die christliche Tradition bezieht auch die Schlange in der Schöpfungsgeschichte oft auf den Teufel. Diese Gleichsetzung findet sich schon in der Offenbarung des Johannes. In der Tradition wird der Teufel als Urheber der Lügen und des Bösen in der Welt angesehen. Die Offenbarung nennt ihn den „großen Drachen, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt“ (Offenbarung 12,9 EU). Der Epheserbrief bezeichnet sein Wirken „Herrschaft jenes Geistes, der im Bereich der Lüfte regiert und jetzt noch in den Ungehorsamen wirksam ist“. Besonders ausführlich wird der Teufel im apokryphen äthiopischen Henochbuch als Azazel als einer jener Gottessöhne erwähnt, die mit den Menschentöchtern die Nephilim, die „Riesen der Vorzeit“, zeugten.

Ebenfalls im Neuen Testament wird Satan als Engel bezeichnet, der sich als Engel des Lichts ausgebe (2. Korintherbrief 11,14), und als personifiziertes Geistwesen vorgestellt, das stets als Teufel agiere. So heißt es: „Wer die Sünde tut, stammt vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an. Der Sohn Gottes aber ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören.“ (1. Johannes 3,8).

Bei Jesaja 14 findet sich ein Spottlied auf den König von Babel, von dem eine Stelle später von christlicher Tradition auf den Satan bezogen wurde, ursprünglich aber eine Anspielung auf die Gestalt des Helel aus der babylonischen Religion ist, das Gegenstück zum griechischen Gott Helios. Der Bezug auf den König wird schon anfänglich klargemacht:

„Da wirst du dieses Spottlied anstimmen über den König von Babel und sagen: Wie hat aufgehört der Unterdrücker, aufgehört das Anstürmen!“

Die Stelle selbst lautet:

„Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte! Wie bist du zu Boden geschmettert, Überwältiger der Nationen! Und du, du sagtest in deinem Herzen: »Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über den Sternen Gottes meinen Thron aufrichten und mich niedersetzen auf den Versammlungsberg im äußersten Norden. Ich will hinaufsteigen auf Wolkenhöhen, dem Höchsten mich gleichmachen.« Doch in den Scheol wirst du hinabgestürzt, in die tiefste Grube.“

(Zitiert nach revidierter Elberfelder Übersetzung)

Die Kirchenväter sahen darin eine Parallele auf den in Lukas 10,18 beschriebenen Fall Satans („Ich sah Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz“). Eine theologische Begründung für die Gleichsetzung besteht darin, dass die Stadt Babylon in der Offenbarung mit dem Teufel am jüngsten Tag gemeinsam von Gott vernichtet werde. Andere wenden dagegen ein, dass eine angenommene gleichzeitige Vernichtung keine Identität bedeute.

Auf ähnliche Weise wurden auch Teile von Ezechiel 28 auf den Fall des Satans bezogen. Dort spricht der Prophet vom Ende des Königs von Tyrus, der wegen seines Hochmuts sich für einen Gott hält und daher angeklagt wird. In den Versen 14–15 heißt es dann an den König gerichtet:

„Du warst ein mit ausgebreiteten [Flügeln] schirmender Cherub, und ich hatte dich [dazu] gemacht; du warst auf Gottes heiligem Berg, mitten unter feurigen Steinen gingst du einher. Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tag an, als du geschaffen wurdest, bis sich Unrecht an dir fand.“

(Ebenfalls zitiert nach der revidierten Elberfelder Übersetzung. Modernere Übersetzungen, die dem Wortlaut der Hebräischen Bibel näher kommen wollen, sprechen nur davon, dass der König einem Cherub beigesellt wurde.)

Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen, Mömpelgarder Altar (um 1540)

In den Evangelien bezieht sich Jesus in verschiedenen Gleichnissen auf den Teufel, etwa im Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen:

„Und Jesus erzählte ihnen noch ein anderes Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging wieder weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind von mir getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus. Lasst beides wachsen bis zur Ernte. Wenn dann die Zeit der Ernte da ist, werde ich den Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune.“

Matthäus 13,24–30 EU

Vor dem Tausendjährigen Reich gibt es (nach der Offenbarung des Johannes) einen Kampf zwischen dem Michael und seinen Engeln und Satan, der damit endet, dass der Teufel und seine Anhänger auf die Erde geworfen werden (Höllensturz; Offenbarung 12). Für die Dauer des Tausendjährigen Reichs wird er aber gefesselt (Offb 20, 1–3), um danach wieder kurz freigelassen zu werden (Offb 20, Vers 7). Er verführt dann für eine gewisse Zeit Menschen, ehe er in einen Feuersee geworfen wird (Offb 20,11).

Römisch-katholische Kirche

Die Absage an den Teufel (Abrenuntiatio diaboli) gehört in der römisch-katholischen Kirche zum Ritus der Taufe und zur Erneuerung der Taufversprechen in der Feier der Osternacht. Im Katechismus der Katholischen Kirche heißt es in 391–394 über den Satan:

„Die Schrift bezeugt den unheilvollen Einfluß dessen, den Jesus den ,Mörder von Anfang an‘ nennt (Joh 8,44) und der sogar versucht hat, Jesus von seiner vom Vater erhaltenen Sendung abzubringen [Vgl. Mt 4,1–11.]. ‚Der Sohn Gottes aber ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören‘ (1 Joh 3,8). Das verhängnisvollste dieser Werke war die lügnerische Verführung, die den Menschen dazu gebracht hat, Gott nicht zu gehorchen.

Die Macht Satans ist jedoch nicht unendlich. Er ist bloß ein Geschöpf; zwar mächtig, weil er reiner Geist ist, aber doch nur ein Geschöpf: er kann den Aufbau des Reiches Gottes nicht verhindern. Satan ist auf der Welt aus Haß gegen Gott und gegen dessen in Jesus Christus grundgelegtes Reich tätig. Sein Tun bringt schlimme geistige und mittelbar selbst physische Schäden über jeden Menschen und jede Gesellschaft. Und doch wird dieses sein Tun durch die göttliche Vorsehung zugelassen, welche die Geschichte des Menschen und der Welt kraftvoll und milde zugleich lenkt. Daß Gott das Tun des Teufels zuläßt, ist ein großes Geheimnis, aber ,wir wissen, daß Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt‘ (Röm 8,28).“

Der katholische Literaturwissenschaftler und Anthropologe René Girard interpretiert das christliche Verständnis Satans in seiner Analyse der neutestamentlichen Texte als eines der Hauptmotive der christlichen Offenbarung. Im Rahmen der von ihm formulierten mimetischen Theorie ist die Teufelsdarstellung in den Evangelien ein Paradigma des mimetischen Zyklus: Der Teufel ist der Versucher und der Stifter des Begehrens und des „Ärgernisses“ (skándalon), sein Wirken ist die sich selbst austreibende mimetische (= nachahmende) Gewalt, und er ist der „Mörder vom Anfang“, der das mythische Religionssystem, den kirchlichen Christusmythos, das ist die Gottwerdung und Anbetung des jüdischen Wanderpredigers, Rabbiners und Messias Jesus von Nazareth und die Trennung vom Judentum, hervorbringt. In der Bloßstellung der menschlichen (mimetischen) Gewalt durch die Passion und im darauffolgenden Ende des heilbringenden Opferkultes der archaischen Welt sei der Sinn des Triumphes des Kreuzes über die „Gewalten und die Mächte“ des Kolosserbriefes (2,14–15) sowie jene Täuschung der „Herrscher dieser Welt“ des 1. Korintherbriefes (2,6–8) zu sehen, wenn man diese und ähnliche Begriffe mit Satan gleichsetzt, wie die Kirchenväter es machten. Girards Auffassung wurde von manchen theologischen Kreisen rezipiert, allerdings sind seine Gedanken in der christlichen Dogmatik ungewöhnlich und in der kirchlichen Öffentlichkeit noch kaum bekannt. Er verweist jedoch auf Origenes und dessen These des vom Kreuz getäuschten Satans als Träger „eine(r) wichtige(n) Intuition“, die in der westlichen Kirche „unter den Verdacht, ‚magisches Denken‘ zu sein“, geriet.

Ikonographie und volkstümliche Vorstellungen

Ikonographische Attribute des Teufels gehen teils auf heidnische Götter zurück, etwa mit dem griechischen Gott Pan. Der Teufel wird meist schwarz und behaart, mit einem oder zwei Bocks- oder Pferdefüßen, Widderhörnern, einem Schwanz dargestellt. Bei seinem Verschwinden hinterlasse er zudem einen argen Gestank.

Islam

Der schwarze König der Dämonen und seine Anhänger, Al-Malik al-Aswad, aus dem 14. Jahrhundert

Im Islam ist Iblis (arabisch إبليس) der Verführer der Menschen. Nach islamischer Lehre ist Iblis der oberste Schaitan (arabisch: الشيطان, plural: شياطين Shayāṭīn bedeutungs- und herkunftsgleich mit hebräisch שטן = Satan). Als Schaitan werden Iblis und seine Nachfolger, die sowohl Menschen als auch Dschinn umfassen können, bezeichnet, wenn sie sich dem Guten abwenden.[3] Sie versuchen Menschen von dem Weg Gottes abzubringen, indem sie ihnen das Leben erschweren und so an Gott zweifeln lassen oder sie zum Bösen verführen.

Der Teufel weigert sich aus Hochmut, sich vor Adam auf den Befehl Gottes niederzuwerfen, da er (Iblis) aus rauchlosem Feuer geschaffen ist und den Menschen (aus Lehm geschaffen) als minderwertig betrachtet. Der Teufel bittet Gott, ihm eine Frist bis zum jüngsten Gericht zu gewähren, um versuchen zu können, die Menschen vom Rechten Weg abzubringen. Gott gewährt ihm diese Frist und sagt, dass er die Hölle mit dem Teufel und denen, die ihm folgen werden, füllen wird. In Sure 7, al-A'raf (Die Anhöhen), Vers 12–18, heißt es:
Er [Gott] sprach: „Was hinderte dich daran, dich niederzuwerfen, nachdem ich es dir befohlen habe?“ Er [der Teufel] sagte: „Ich bin besser als er [Adam]. Du hast mich aus Feuer erschaffen, ihn aber erschufst Du aus Lehm.“ Er sprach: „Hinab mit dir von hier! Es ziemt sich nicht für dich, hier hochmütig zu sein. Hinaus denn; du bist wahrlich einer der Erniedrigten.“ Er sagte: „Gib mir eine Frist bis zum Tag der Auferstehung.“ Er sprach: „Fürwahr, die Frist ist dir gewährt.“ Er sagte: „Wie Du mich in die Irre gehen ließt, werde ich ihnen auf deinem geraden Weg auflauern. Dann will ich von vorn und von hinten, von ihrer rechten und ihrer linken über sie kommen, und du wirst die Mehrzahl von ihnen undankbar finden.“ Er sprach: „Weg von hier, verachtet und verstoßen! Wahrlich, wer von ihnen dir folgt, mit euch allesamt fülle ich die Hölle!“

Es gehört zu den Prüfungen der Menschheit, sich zu entscheiden, d. h. für Gott oder für den Teufel. Der Teufel ein Gottesdiener, weil auch er nur Werkzeug in Gottes Plan ist, dem er sich nicht entziehen kann. Dem Islam ist die Vorstellung fremd, dass der Teufel Widersacher Gottes oder eine Art Kräfte-Gegenpol darstellt. Das Prinzip Gut gegen Böse als Gegenkräfte ist hier nicht anwendbar, denn nur Gott ist der absolut Mächtige, der Teufel ist dagegen lediglich Versucher der Menschen.

Jesidentum

Im Jesidentum existiert die Gestalt des Bösen nicht. Die jesidische Vorstellung ist, dass Gott allmächtig ist und neben Gott keine zweite Kraft existieren kann. Die Jesiden sprechen das Wort des Bösen nicht aus, weil allein der Ausspruch dieses Wortes die Anzweiflung der Einzigartigkeit Gottes sei. Nach jesidischer Vorstellung wäre Gott schwach, wenn er noch eine zweite Kraft neben sich existieren ließe. Diese Vorstellung wäre mit der Allmacht Gottes nicht vereinbar.

Zarathustrismus

Die Religion Zarathustras, der Zarathustrismus, ist dualistisch geprägt: „Und im Anbeginn waren diese beiden Geister, die Zwillinge, die nach ihrem eigenen Worte das Gute und das Böse im Denken, Reden und Tun heißen. Zwischen ihnen haben die Guthandelnden richtig gewählt.“

Gérald Messadié sieht den Wandel Satans vom Ankläger in Gottes Rat zum Gegenspieler Gottes als Übernahme des Ahriman aus dem Zoroastrismus an; dort sind der böse Welterschaffer und der gute Gott Ahura Mazda in der Tat Gegenspieler.

Im Zarathustrismus (auch Zoroastrismus) gelangen die Seelen nach dem Tod über die Činvat-Brücke. Hier wird Gericht gehalten: Für den rechtschaffenen Menschen ist die Brücke breit wie ein Pfad, für den anderen schmal wie eine Messerspitze. Die Guten gelangen in die seligen Gefilde des Paradieses Garodemäna (später Garotman), den „Ort der Lobgesänge“; die Seele des Bösen aber kommt an den „schlechtesten Ort“, d. h. in die Hölle. Die Dämonen des Zoroastrismus werden Daeva, Drudsch und Pairikas (Peri) genannt und teils als Unholdinnen gedacht, die mit bösen Menschen in fleischlichem Verkehr stehen und die guten zu verführen trachten, teils als tückische Dämonen, welche Trockenheit, Missernten, Seuchen und andere Plagen über die Welt verhängen.

Die Schöpfungsgeschichte des Zarathustrismus besagt, dass Ahura Mazda (Gott) in den ersten 3000 Jahren durch einen langherrschenden Windhauch zuerst den eiförmigen Himmel und daraufhin die Erde und die Pflanzen erschuf. Im zweiten Zyklus von 3000 Jahren entstanden die Urstiere und danach der Urmensch. Danach erfolgte der Einbruch des Anramainyu (der „Teufel“), welcher den Urmenschen und den Urstier tötete und eine Periode des Kampfes eröffnete, die ihr Ende erst mit der Geburt des Zarathustra erreichte. Dieses Ereignis fiel in das 31. Jahr der Regierung des Königs Vistaspa. Und von da an werden wieder 3000 Jahre vergehen, bis der Heiland Saoschjant geboren wird, welcher die bösen Geister vernichten und eine neue, unvergängliche Welt herbeiführen wird; auch die Toten sollen dann auferstehen.

Statt des einen Messias werden an anderen Stellen deren drei genannt, wodurch sich also diese Lehre von der entsprechenden des Alten Testaments unterscheidet. Dagegen stimmt die Lehre von der Auferstehung sogar in Details mit der christlichen überein, so dass die Annahme einer Entlehnung der letzteren aus der Religion der den Hebräern benachbarten Zarathustristen eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich hat. Speziell die Begriffe Himmel und Hölle waren im alten Judentum nicht bekannt.

Luzifer

Luciferskulptur in der Kathedrale von Lüttich

Der außerdem oft verwendete Begriff Luzifer ist nichtjüdischen Ursprungs: In der Antike war Luzifer der Name für den Planeten Venus; im antiken Babylon wurde die Venus als „Tagesstern“, „Sohn der Morgendämmerung“ oder auch „Morgenstern“ oder „Abendstern“ bezeichnet. Die römische Mythologie kennt Luzifer als Sohn der Aurora, der Göttin der Morgenröte. In der griechischen Mythologie ist die Göttin Eos das Gegenstück zu der römischen Aurora. Und auch hier hatte diese Göttin einen Sohn, welcher Phosphoros oder Eosphóros (griech. ‚Lichtträger‘) hieß. Dieser entspricht also dem römischen Lucifer (lat. ‚Lichtträger‘ beziehungsweise ‚Lichtbringer‘). Da in Jesaja 14,12 ein aus den Himmeln hinabstürzender „Engel [eigentlich Cherub, s.u.] der Morgenröte“ Erwähnung findet, wurde in der Vulgata der „Glanzstern“ von Jesaja 14,12 als „lucifer“ wiedergegeben.

Bezeichnungen

Teufelsnamen

Die nachfolgend aufgelisteten Namen bezeichnen teilweise den Teufel, teilweise einen von mehreren Teufeln oder eine Erscheinungsform des Teufels. Siehe die jeweilige Erläuterung und die verlinkten Artikel.

Abrahamitische Religionen

Namen aus dem Bereich Judentum, Islam und Christentum (Sprachen: Hebräisch, Arabisch, Griechisch, Lateinisch, Deutsch):

  • Azazel (hebräisch), Wüstendämon
  • Azazil (arabisch); der Name kommt in der arabischen Literatur vor, jedoch nicht im Koran und der Sunna
  • Baphomet
  • Beelzebub (hebräisch-lateinisch, von Baal Sebul, „Fürst Baal“)[4]
  • Belial (hebräisch, lateinisch) oder Beliar (griechisch); ein Dämon im jüdischen Tanach bzw. im Alten Testament
  • Chutriel; er ist dazu bestimmt, die Verdammten in der Hölle zu geißeln
  • Diabolus (griechisch-lateinisch); davon abgeleitet ist das Adjektiv diabolisch („teuflisch“)
  • Iblis (arabisch)
  • Legion, Name eines Dämons im Neuen Testament
  • Luzifer (lateinisch Lucifer, wörtlich „Lichtträger“, „Lichtbringer“), Name des gefallenen Engels
  • Mephistopheles, kurz: Mephisto, literarische Figur in Goethes Drama Faust
  • Samael (hebräisch), auch Sammael oder Samiel
  • Sanny (hebräisch), weibliche Gestalt des Teufels
  • Schaitan oder Scheitan (arabisch), Bezeichnung für den obersten Versucher und seine Nachfolger im Islam
  • Urian, Herr Urian
  • Voland (mittelhochdeutsch vâlant), alter Name des Teufels, auch im mittelalterlichen Nordfrankreich[5]

Andere Religionen und Sprachen

Umschreibungen und verhüllende Bezeichnungen

Manche Menschen nehmen an, dass die Nennung des Namens des Teufels dazu führen könne, dass dieser herbeigerufen werde. Es gibt daher eine Vielzahl von verhüllenden Bezeichnungen und Umschreibungen für den Teufel. Ein anderer Grund für die Benutzung einer Umschreibung kann es sein, einen Aspekt seines Wesens besonders zu betonen. Beispiele:

  • Leibhaftiger
  • Gottseibeiuns (volkstümlich)
  • Daus (volkstümlich, veraltet), enthalten in der Wendung „ei der Daus“[6]
  • Widersacher
  • Verführer
  • Höllenfürst
  • Kuckuck („Hol's der Kuckuck“)
  • Höllenwart (davon abgeleitet die alten Teufelsbezeichnungen „Hellewart“, „Hellewirt“ oder „Hellehirt“)
  • Fürst dieser Welt
  • Sohn der Verdammnis
  • gefallener Morgenstern
  • Herr der Fliegen (wörtliche Übersetzung von hebräisch Beelzebub)
  • Tausendkünstler (lat. milleartifex)[7]
  • (Old) Nick, englischer Spitzname für den Teufel (beispielsweise verwendet in dem Film Das Kabinett des Dr. Parnassus)

Mit dem Teufel identifizierte Gottheiten

Es gibt Gottheiten aus anderen Religionen und Mythologien, die innerhalb des Christentums mit dem Teufel identifiziert wurden.

Der Teufel in der Psychoanalyse

Im Jahr 1922 befasste sich der Psychoanalytiker Sigmund Freud mit dem christlich-volkstümlichen Teufelsglauben. In dem 1923 erschienenen Aufsatz Eine Teufelsneurose im siebzehnten Jahrhundert (XIII, S. 317–353) bewertete er die kirchliche Seelsorge als nicht hilfreich im Umgang mit kranken Menschen. Die Diagnose zum Krankheitsbild des bayerischen katholischen Christen, Malers und Teufelsbündlers Christoph Haitzmann, der sich 1669 mit eigenem Blut dem Teufel[8] verschrieben hatte, lautete: „Nicht aufgearbeitete Depression infolge des Verlustes einer nahe stehenden Person“. Die Legende hat folgende Ereignisse hierzu überliefert: Am 8. September 1677 zum Tag Mariä Geburt erschien während einer exorzistischen Praktik um Mitternacht in der Wallfahrtskirche Mariazell der Teufel als geflügelter Drache dem Christoph Haitzmann im Beisein von Mönchen.

„Vom bösen Dämon wissen wir, dass er als Widerpart Gottes gedacht ist und doch seiner Natur sehr nahe steht … Es braucht nicht viel analytischen Scharfsinns, um zu erraten, dass Gott und Teufel ursprünglich identisch waren, eine einzige Gestalt, die später in zwei mit entgegengesetzten Eigenschaften zerlegt wurde… Es ist der uns wohl bekannte Vorgang der Zerlegung einer Vorstellung mit … ambivalentem Inhalt in zwei scharf kontrastierende Gegensätze.“

S. Freud in Eine Teufelsneurose im Siebzehnten Jahrhundert, Die Geschichte des Malers Christoph Haitzmann; XIII, S. 331ff[9]

Dem Psychoanalytiker Slavoj Žižek zufolge fungiere nicht nur der Teufel „als diabolos (von diaballein: trennen, das Eine in zwei auseinanderziehen) und Jesus Christus als sein Gegenteil, als Symbol (zu symballein: sammeln und vereinen)“. Vielmehr sei Jesus Christus laut Lk 14,26 EU selbst das Trennende (diabolos) und sowohl der Teufel wie auch Judas Iskariot lediglich seine Unterstützer dabei.[10]

Kulturgeschichtliche Bedeutung

Die Gestalt des Teufels im Märchen

Zahlreiche Märchen erzählen – zumeist entgegen der christlichen Dogmatik – von einem Teufel, der oftmals komische Züge trägt. Darunter fallen KHM 29 Der Teufel mit den drei goldenen Haaren, KHM 125 Der Teufel und seine Großmutter.

Der Teufel in Film und Fernsehen

Viele bekannte Schauspieler haben im Laufe der Zeit den Teufel verkörpert, wobei unterschiedlichste Ansätze, von sehr humoristisch bis ausgesprochen ernsthaft und böse, gewählt wurden:

Viele weitere Filme beschäftigen sich mit dem Teufel:

Der Teufel in Musik und Literatur (Auswahl)

Der im Mittelalter verpönte Tritonus wurde auch als Diabolus in musica (lateinisch: ‚Teufel in der Musik‘) beziehungsweise als Teufelsintervall bezeichnet. Seit dem Lied Black Sabbath der gleichnamigen Band, das auf dem Tritonus basiert, ist dieser ein Markenzeichen ihres „bösen“ Klangs. Der Titel des Albums Diabolus in Musica der Metal-Band Slayer spielt ebenfalls auf den Tritonus an.

Die Teufelsgeige ist ein einfaches Rhythmus- und Lärminstrument.

In folgenden Musikstücken wird der Teufel thematisiert:

Eine heitere Sicht auf den Teufel bietet die Geschichte Der Teufel in der Weihnachtsnacht von Charles Lewinsky. In dem Text besucht der Teufel den Papst, um ihn zu verführen. Das tut er mit großer Überzeugungskraft. Das Buch ist eine gelungene Persiflage auf die weihnachtliche Atmosphäre im Vatikan und vor allem auf die katholische Kirche. [11]

Wanders Deutsches Sprichwörter-Lexikon bietet unglaubliche 1700 Sprichwörter mit dem Wort Teufel, sieht man einmal von den Sprichwörtern zusammengesetzter Worte mit Hilfe von Teufel ab. Der Sachverhalt verdeutlicht, dass der Teufel in der (deutschen) Sprache sehr lebendig ist und in vielen Erscheinungsformen auftritt [12]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Teufel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Teufelsdarstellungen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Teufel – Quellen und Volltexte
Wikiquote: Teufel – Zitate
Wiktionary: Teufel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Paul Carus: The History of the Devil and the Idea of Evil. 1900, S. 104–115, Online
  2. Satan ist ein hebräischer Titel, meist eines Engels, der etwa dem eines Anklägers entspricht. Luzifer, („Lichtträger“), ist auch der lateinische Name des Morgensterns.
  3. Dämonenglaube im Islam, Tobias Nünlist, Walter de Gruyter, 2015, S. 60 ISBN 978-3-11-033154-7
  4. Weil den Baal-Statuen auch im Sommer geopfert wurde, lockte das Opferblut die Fliegen an. Polemisch wird der Name deshalb mit „Herr der Fliegen“ übersetzt. Durch verschiedene Lesarten wurde aus Baal Sebul später Beelsebul, woraus volksetymologisch Beelzebub wurde.
  5. Voland ist auch der Name des Teufels in Michail Bulgakows Roman Der Meister und Margarita
  6. Laut Duden ist der Zusammenhang unsicher; vgl. „Daus“
  7. Vgl. Meinolf Schumacher: Der Teufel als ‚Tausendkünstler‘. Ein wortgeschichtlicher Beitrag. In: Mittellateinisches Jahrbuch 27 (1992), S. 65–76.
  8. „Anno 1669, Christoph Haitzmann. Ich verschreibe mich dissen Satan, ich sein leibeigener Sohn sein, und in 9 Jahr ihm mit meim Leib und Seel zuzugeheren.“ Zerfall des archaischen Weltbildes im Abendland (Memento vom 20. April 2008 im Internet Archive), abgerufen am 15. Oktober 2012.
  9. Siehe die Erstausgabe in Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften, 9. Bd., H. 1, S. 1–34 auf Wikisource.
  10. STAR WARS III. Über taoistische Ethik und den Geist des virtuellen Kapitalismus, Lettre International, Nr. 69, Sommer 2005, 54, abgerufen am: 13. März 2015.
  11. Charles Lewinsky: Der Teufel in der Weihnachtsnacht. Haffmans, Zürich 1997; Nagel & Kimche, Zürich 2010, ISBN 978-3-312-00465-2.
  12. Karl Friedrich Wilhelm Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Neudruck in verschiedenen Versionen
  13. eine Satire auf den Umgang der katholischen Kirche mit dem Teufel