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Radio Vatikan

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Vorlage:Infobox Hörfunksender

Radio Vatikan (italienisch Radio Vaticana, RV) war der Auslandsrundfunk des Heiligen Stuhles, der die Aufgabe hatte, über die Tätigkeiten des Vatikans,[1] der römisch-katholischen Kirche und allgemein über andere Kirchen zu berichten sowie die katholische Lehre weiterzutragen.[2] Die Eigenständigkeit des Senders endete mit dem Beginn des Jahres 2017, als Radio Vatikan in das Dikasterium für die Kommunikation des Heiligen Stuhls eingegliedert wurde.[3] Am 17. Dezember 2017 wurden alle Dienste von Radio Vatikan im Zuge der Umstrukturierung des gesamten Medienangebots des Vatikans in die Vatican News, das multimediale Medienportal des Vatikanstaates eingegliedert.[4][5]

Geschichte

Nach Abschluss der Lateranverträge wurde mit den Vorbereitungen zur Errichtung eines eigenen kirchlichen Radioprogramms begonnen. Gegründet wurde Radio Vatikan 1931 unter Papst Pius XI. Die Leitung des Senders wurde dem Jesuitenorden übertragen. Das Hauptsendezentrum wurde am vatikanischen Hügel eingerichtet. Am 12. Februar 1931 wurde um 16:30 Uhr mit der von Papst Pius XI. gesprochenen Botschaft „Qui arcano Dei consilio“ (lat.: „Welcher, durch Gottes unergründlichen Ratschluss ...“) die erste Sendung ausgestrahlt; bis 1939 waren weitere Sendungen in einem Teststadium.[6] Seit 1957 gibt es auch eine Sendeanlage mit leistungsfähigen Rundfunksendern für Kurz- und Mittelwelle auf exterritorialem Gebiet bei Santa Maria di Galeria, nördlich von Rom.

Der 1965 offiziell eingerichtete englische Dienst für Asien wurde zum Ende der winterlichen Sendeperiode am 24. März 2017 zum letzten Mal terrestrisch ausgestrahlt.[7]

Am 17. Dezember 2017, exakt nach 86 Jahren, zehn Monaten und vier Tagen seines Bestehens hörte Radio Vaticana auf, im Kurz- und Mittelwellenbereich zu senden. Unter der ursprünglichen Bezeichnung ist allerdings weiterhin Radio Vaticana Italiana zu hören, allerdings nur noch in Rom auf UKW, im übrigen Italien nur auf DAB+.[5] Das bisherige Radioangebot des Vatikans ist in die multimedial ausgerichteten Vatican News eingegliedert, als Beta-Version. Das Hörfunkangebot ist damit in das gesamte Internetangebot des Vatikans integriert.

Hintergrund der Umstrukturierung ist die von Papst Franziskus initiierte Kurienreform, in deren Umsetzung die gesamten vatikanischen Medien neu positioniert wurden. Mit der Umstellung will der Vatikan auch Personal und Kosten sparen. Nach Aussage des Leiters des deutschsprachigen Abteilung von Vatican News sollen die Sendeformate und Inhalte von Radio Vatikan weiter bestehen bleiben, den Sprung ins digitale Social-Media-Zeitalter bezeichnete Hagenkord als Chance für die Medienarbeit des Vatikans.[8]

Programm

Radio Vatikan, mit Sendemast, in den Vatikanischen Gärten (2017)

Die Sendungen wurden lange Zeit hauptsächlich über Mittel- und Kurzwellensender in die ganze Welt ausgestrahlt, wobei die Sendungsinhalte nach folgenden Kriterien gewichtet werden:

Radio Vatikan bestand aus rund 40 Sprachredaktionen und sendete in 45 Sprachen,[3] unter anderem auch auf Deutsch. Die Sprachabteilungen hatten etwa 20 Minuten Sendezeit pro Tag zur Verfügung, die Sendungen wurden dann teilweise mehrmals am Tag ausgestrahlt.

Derzeit sendet Radio Vatikan in folgenden Sprachen: Albanisch (seit 1951), Amharisch (1948), Arabisch (1949), Armenisch (1966), Bulgarisch (1949), Chinesisch (1950), Dänisch (1953), Deutsch (1937), Englisch (1937), Esperanto (1976), Estnisch (1948), Finnisch (1975), Französisch (1931), Hindi (1965), Italienisch (1931), Japanisch (1959), Swahili, Kroatisch (1947), Latein (1931), Lettisch (1948), Litauisch (1940), Malayalam (1965), Polnisch (1938), Portugiesisch (1940), Rumänisch (1947), Russisch (1948), Schwedisch (1953), Slowakisch (1947), Slowenisch (1947), Somalo (1992), Spanisch (1934), Tagalog, Tamil (1965), Tigri, Tschechisch (1947), Ukrainisch (1939), Ungarisch (1939), Urdu (1993), Vietnamesisch (1980), Weißrussisch (1950).[9]

Gelegentlich wurden auch Sendungen in folgenden Sprachen gesendet: Ewondo, Kinyarwanda, Lingála, Tshiluba, Kikongo, Kirundi, Malgasch.

Außerdem wurden tägliche Nachrichtenmagazine auf Englisch, Französisch, Italienisch und Deutsch produziert sowie Gottesdienste und Gebetssendungen (überwiegend in lateinischer Sprache) ausgestrahlt.

Deutschsprachiger Dienst

Logo der deutschsprachigen Redaktion

Der deutschsprachige Dienst[10] sendete traditionell auf mehreren Kurzwellenfrequenzen abends um 20.20 Uhr ein Magazin, das am nächsten Tag um 0.10 Uhr und um 6.20 Uhr wiederholt wird. Um 16 Uhr wurde das 15-minütige Nachrichtenmagazin „Treffpunkt Weltkirche“ ausgestrahlt.

Bis November 2010 wurde das deutschsprachige Programm außerdem über die Mittelwellenfrequenz 1530 kHz verbreitet.

Zuletzt wurde nur noch die terrestrische UKW-Frequenz 93,3 MHz in Rom eingesetzt. Daneben wurden mehrere Satelliten sowie der Livestream für das lineare Hörfunkprogramm genutzt. Die Sendungen standen auch als Podcasts sowie als Audio-on-Demand zur Verfügung. Der Betrieb auf Kurzwelle endete zum 1. Juli 2012. Vor allem setzt man seitdem auf die Wiederausstrahlung des Dienstes durch verschiedene Partnerstationen in Deutschland, Österreich, der Deutschschweiz und Südtirol.[11] Mit der Gründung von Vatican News wurde die deutsche Redaktion in die neue Großredaktion eingegliedert.[12]

Einmal in der Woche bietet die Redaktion auf ihrer Homepage lateinische Nachrichten an.

Die Redaktion wird seit 2009 von Pater Bernd Hagenkord geleitet. Sein Vorgänger von 1982 bis 2009 war Pater Eberhard von Gemmingen.

Organisation

Bis Ende 2016 wurde Radio Vatikan von einem Generaldirektor geleitet, der gegenüber dem Staatssekretariat des Vatikans weisungsgebunden war. Dem Generaldirektor untergeordnet waren der Programm-, der technische sowie der Verwaltungsdirektor. Da Radio Vatikan bei seiner Gründung dem Jesuitenorden unterstellt wurde, sind die wichtigsten Direktorenposten – mit Ausnahme des Verwaltungsdirektors – mit Geistlichen dieses Ordens besetzt. Indes trägt der Basilianerorden überwiegend die Verantwortung für die Programmgestaltung von Radio Vatikan.

Der Generaldirektor wurde traditionell vom Papst, der Programm- und der technische Direktor vom Kardinalstaatssekretär ernannt (jeweils auf Vorschlag des Jesuitenordens).

Mit Ablauf des 31. Dezember 2016 verlor der Sender seine organisatorische Eigenständigkeit und wurde in das 2015 gegründete Kommunikationssekretariat des Vatikans eingegliedert.[3] Die Umstrukturierung war kontrovers diskutiert worden.[13]

Finanzierung

Die Sendungen von Radio Vatikan sind unentgeltlich zu empfangen und werden ohne Werbeunterbrechungen verbreitet. Die jährlichen Ausgaben von 20 bis 30 Millionen Euro werden über das Budget des Heiligen Stuhles bestritten.[3]

Empfang

Sendemast in den Vatikanischen Gärten, 2007

Radio Vatikan nutzte bis 2012 für die Verbreitung seiner Programme die Mittelwellenfrequenz 1611 kHz, zeitweise mit dem neuen digitalen Standard DRM, der eine erhebliche Verbesserung der Klangqualität gegenüber der sonst in diesem Rundfunkband üblichen Amplitudenmodulation (AM) bewirkte. Radio Vatikan gehörte zu den Pionieren dieser Technik.

Seit 2011 konnten die Multimedia-Inhalte von Radio Vatikan vor allem über eine Mediathek, den Vatican Player, genutzt werden, der über die Website des Dienstes aufzurufen ist. Für die mobile Nutzung gibt es Apps. Weiterhin werden YouTube-Kanäle betrieben, auch für Live-Übertragungen im Fernsehen.

Für die Stadt Rom und den näheren Umkreis werden mehrere UKW-Sender betrieben. Der Betrieb der ebenfalls nur lokal zu hörenden Mittelwellensender auf 585 und 1260 kHz wurde Ende November 2016 eingestellt.[14]

Am 12. Juni 2012 gab der Vatikan bekannt, dass die Sendungen von Radio Vatikan auf Mittel- und Kurzwelle für Europa und Amerika aus dem Sendezentrum Santa Maria di Galeria zum 1. Juli 2012 eingestellt werden. Die Sendeantennen wurden in der Folge abgerissen.[14] Europa und Amerika werden seitdem über das Internet, über DAB und DAB+, über Satellit und über Partnerstationen versorgt, die die Sendungen von Radio Vatikan übernehmen und wieder ausstrahlen. Der Dienst auf Kurzwelle für die ärmeren Teile der Welt, die nur auf diesem Wege erreicht werden können, bleibe bestehen.[15]

Die Sendeantennen in den Vatikanischen Gärten für den Kurzwellensender wurden im Februar 2017 abgerissen. Der Sendebetrieb in dem sogenannten „Marconi-Palast“ hatte bereits zum 30. November 2016 geendet.[14]

Schriften

Seit dem Jahr 2005 gibt Radio Vatikan gemeinsam mit dem Leipziger St. Benno-Verlag die Buchreihe „Edition Radio Vatikan“ heraus. Erstmals wurde ein Buch dieser Reihe auf dem XX. Weltjugendtag in Köln präsentiert.[16][17]

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Commons: Vatican Radio – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Heilige Stuhl: Presseamt des Heiligen Stuhls
  2. WER WIR SIND (Memento vom 17. März 2015 im Internet Archive)
  3. a b c d Vatican Radio Ends 85 Years of Independent Operations. In: National Catholic Register. (ncregister.com [abgerufen am 21. Januar 2017]).
  4. Matthias Drobinski: A Dio!Radio Vatikan...wurde zu "Vatican News", einem multimedialen Angebot im Netz. SZ.de, 17. Dezember 2017, abgerufen am 17. Dezember 2017.
  5. a b Radio Vatikan – ein Abgesang
  6. Thomas Migge: Radio Vatikan wird 75. In: Markt und Medien, dradio.de. 11. Februar 2006, abgerufen am 17. November 2018.
  7. Kai Ludwig: Radio Vatikan beendet terrestrisches Englisch für Asien. In: Radio Eins Radio News. 25. März 2017, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 29. März 2017.@1@2Vorlage:Toter Link/www.radioeins.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  8. Matthias Drobinski: A Dio!Radio Vatikan...wurde zu "Vatican News", einem multimedialen Angebot im Netz. SZ.de, 17. Dezember 2017, abgerufen am 17. Dezember 2017.
  9. Jahreszahlen nach Félix Juan Cabasés: Cronoistoria documentata e contestualizzata della Radio Vaticana (1931–2011), Appendice Nº 1
  10. Radio Vatikan: Deutschsprachiger Dienst (Memento vom 2. August 2009 im Internet Archive)
  11. Radio Vatikan: TECHNIK (Memento vom 2. August 2009 im Internet Archive)
  12. Wer wir sind - Vatican News. Abgerufen am 16. Dezember 2017.
  13. Aus Radio Vatikan wird Vatican News
  14. a b c Radio Vatikan-Antenne abgebaut
  15. Vatican Radio: New Communications Strategies. In: news.va. 12. Juni 2012. Abgerufen am 12. Juni 2012 (Ansprache von P. Federico Lombardi).
  16. Vgl. Buchreihe von Radio Vatikan geht online Artikel von Radio Vatikan vom 10. Februar 2006, abgerufen am 4. Juli 2012
  17. Vgl. Buchvorstellung Buchempfehlungen auf der Homepage von Radio Vatikan, abgerufen am 4. Juli 2012. (Memento vom 15. Februar 2013 im Internet Archive)

Koordinaten: 41° 54′ 14″ N, 12° 27′ 1″ O