Bernhard Vogel (Ministerpräsident)

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Bernhard Vogel (2015)

Bernhard Vogel (* 19. Dezember 1932 in Göttingen) ist ein deutscher Politiker der CDU. Der jüngere Bruder des SPD-Politikers Hans-Jochen Vogel war von 1976 bis 1988 Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und von 1992 bis 2003 Ministerpräsident von Thüringen.

Ausbildung und Beruf

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Nach dem Besuch der Volksschule in Gießen und humanistischer Gymnasien in Gießen (Landgraf-Ludwigs-Gymnasium) und nach der Rückkehr der Familie nach München legte Vogel am dortigen Maximilians-Gymnasium 1953 das Abitur ab. Anschließend studierte er Politikwissenschaft, Geschichte, Soziologie und Volkswirtschaft in München und Heidelberg. 1960 wurde er bei Dolf Sternberger mit der Arbeit Die Unabhängigen in den Kommunalwahlen westdeutscher Länder zum Dr. phil. promoviert. Er war vier Jahre als wissenschaftlicher Assistent und ab 1961 als Lehrbeauftragter am Institut für Politische Wissenschaft Heidelberg tätig. Vogel strebte eine wissenschaftliche Laufbahn an.

Bernhard Vogel (1978)

Vogel trat 1960 der CDU bei und engagierte sich zunächst bei der Jungen Union. 1967 wurde er Vorsitzender des CDU-Bezirksverbandes Pfalz, 1974 Landesvorsitzender der CDU Rheinland-Pfalz. Ab 1975 war Vogel Mitglied des CDU-Bundesvorstandes, was er bis 2006 blieb.

Am 11. November 1988 kam es auf dem Landesparteitag in Koblenz zu einem heftigen innerparteilichen Streit. Hans-Otto Wilhelm forderte, das Amt des Ministerpräsidenten und das des Vorsitzenden der CDU Rheinland-Pfalz nicht in Personalunion zu besetzen. Vogel äußerte, er wolle beide Ämter behalten; andernfalls werde er von beiden zurücktreten. Als Wilhelm zum neuen CDU-Landesvorsitzenden gewählt wurde, trat Vogel wie angekündigt zurück. Carl-Ludwig Wagner wurde sein Nachfolger und bildete das Kabinett Wagner.

Von 1989 bis 1993 und von 2001 bis Ende 2009 war er Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). Im Dezember 2009 ist er auf der Mitgliederversammlung der KAS zum Ehrenvorsitzenden gewählt worden. Sein Nachfolger als KAS-Vorsitzender wurde Hans-Gert Pöttering, bis dahin Präsident des Europäischen Parlaments.

Von 1974 bis 1988 war Vogel Landesvorsitzender der CDU Rheinland-Pfalz und von 1993 bis 2000 war er Landesvorsitzender der CDU Thüringen.

Abgeordnetentätigkeit

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Von 1963 bis 1965 gehörte Vogel dem Gemeinderat von Heidelberg an.

Bei der Bundestagswahl 1965 erhielt er 48,1 % der Erststimmen und war damit direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Neustadt an der Weinstraße – Speyer. Am 17. Juli 1967 legte er sein Mandat nieder; für ihn rückte Ludwig Knobloch nach.

Von 1971 bis 1988 war er Mitglied des Landtages von Rheinland-Pfalz.

Bei den Wahlen 1994 und 1999 wurde er in den Thüringer Landtag gewählt.

Öffentliche Ämter

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Bernhard Vogel (1988)

Am 18. Mai 1967 wurde Vogel als Kultusminister in die von Ministerpräsident Peter Altmeier geführte Landesregierung von Rheinland-Pfalz berufen. Dieses Amt behielt er auch unter dessen Nachfolger Helmut Kohl.

Nachdem Helmut Kohl nach der Bundestagswahl 1976 als Oppositionsführer in den Bundestag gewechselt war, wurde Vogel am 2. Dezember 1976 zum Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz gewählt.

In dieser Funktion war er vom Amtsantritt bis zum 31. Oktober 1977 zugleich Präsident des Bundesrates und zeitweise Vorsitzender dessen deutsch-russischer Freundschaftsgruppe. Von 1981 bis 1983 war er Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz und vom 1. November 1987 bis zum 31. Oktober 1988 schließlich erneut Präsident des Bundesrates.

Von 1979 bis 1983 war er zudem Bevollmächtigter der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrags über die deutsch-französische Zusammenarbeit.

Bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz 1987 verlor die CDU ihre absolute Mehrheit; das Kabinett Vogel IV enthielt auch zwei FDP-Minister.

Am 5. Februar 1992 wurde Vogel als Nachfolger des zurückgetretenen Josef Duchač zum Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen gewählt.

Aus Altersgründen trat Vogel am 5. Juni 2003 vom Amt des Ministerpräsidenten zurück. Sein Nachfolger wurde der damalige CDU-Landesvorsitzende und vormalige Vorsitzende der Landtagsfraktion Dieter Althaus.

Politische Entwicklung

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Bereits mit 32 Jahren errang Bernhard Vogel nach zweijähriger Mitgliedschaft im Stadtrat von Heidelberg bei den Bundestagswahlen 1965 das Direktmandat des Wahlkreises Neustadt-Speyer. Mit 35 Jahren wechselte Vogel als Minister für Unterricht und Kultus in die vom Ministerpräsidenten Peter Altmeier geführte Landesregierung von Rheinland-Pfalz. Im selben Jahr wurde Vogel zum Vorsitzenden des CDU-Bezirks Pfalz gewählt. 1969 übernahm Vogels Heidelberger Studienkommilitone Helmut Kohl das Amt des Ministerpräsidenten. 1971 errang Vogel zusätzlich zum Ministeramt ein Landtagsmandat des Landtages von Rheinland-Pfalz. Als Kultusminister errang Vogel bundesweite Anerkennung und über die Parteigrenzen hinweg Wertschätzung in der Kultusministerkonferenz. Eine der wichtigsten Entscheidungen Vogels war die Gründung der Universität Trier-Kaiserslautern (später geteilt in Universität Trier und Technische Universität Kaiserslautern).

Vorsitzender der CDU Rheinland-Pfalz

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Selbstdarstellung (1979) mit Kinderfoto

Nach der Wahl des bisherigen CDU-Landesvorsitzenden Helmut Kohl zum CDU-Bundesvorsitzenden 1973 setzte sich Vogel 1974 auf einem Landesparteitag der CDU Rheinland-Pfalz gegen Kohls Wunschkandidaten Heiner Geißler bei der Wahl des neuen Landesvorsitzenden durch. 1975 wurde Vogel Mitglied des CDU-Bundesvorstandes.

Helmut Kohl wechselte nach der Bundestagswahl 1976 als Oppositionsführer in den Bundestag und Vogel wurde am 2. Dezember 1976 zum Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz gewählt. In dieser Funktion hatte er zahlreiche föderale Funktionen, so Präsident des Bundesrates, Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz oder Mitglied im ZDF-Fernsehrat.

Auf dem CDU-Landesparteitag Ende 1988 kam es zu einem heftigen innerparteilichen Streit, der unter anderem durch Vogels Begnadigungen der RAF-Terroristen Manfred Grashof und Klaus Jünschke ausgelöst wurde und auch durch den Gram vieler Delegierter über den Verlust der absoluten Mehrheit bei der Landtagswahl 1987. Auf diesem Landesparteitag forderte Umweltminister Hans-Otto Wilhelm in einer für die CDU sehr ungewöhnlichen Form, die Ämter des Ministerpräsidenten und des CDU-Landesvorsitzenden zu trennen. Vogel kündigte an, dass er nur beide Ämter gleichzeitig behalten wolle. Als er Wilhelm bei der Wahl zum Landesvorsitzenden deutlich unterlag, stellte Vogel sein Amt als Ministerpräsident mit den Worten „Gott schütze Rheinland-Pfalz!“ zur Verfügung und legte sein Landtagsmandat nieder. Sein Nachfolger als Ministerpräsident wurde am 8. Dezember 1988 Carl-Ludwig Wagner. Bei der Landtagswahl 1991 erhielt die CDU 6,1 Prozentpunkte weniger als die SPD, die mit der FDP die Regierung bildete. Seither wurde Rheinland-Pfalz nur noch von SPD-Ministerpräsidenten regiert.

Thüringische Zeit und danach

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Der Ministerpräsident a. D. beim thüringischen Landesparteitag der CDU 2008.

Vogel konzentrierte sich nach seinem Rücktritt auf die Leitung der Konrad-Adenauer-Stiftung, deren Vorsitzender er 1989 wurde.[1] Nach dem Rücktritt des thüringischen Ministerpräsidenten Josef Duchač am 23. Januar 1992 wurde in Medien über einen Wechsel Vogels von der Adenauer-Stiftung nach Thüringen spekuliert. Am 5. Februar 1992 wurde Vogel zum Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen gewählt. Er bildete ein schwarz-gelbes Kabinett. Von 1993 bis 1999 war er Vorsitzender der Thüringer CDU. Den Vorsitz der Adenauer-Stiftung gab er 1995 ab (Nachfolger: Günter Rinsche).

Da Vogels Koalitionspartner FDP bei der Landtagswahl 1994 an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte, schlossen CDU und SPD eine Große Koalition. Bei der Landtagswahl 1999 erreichte die CDU mit 51,0 % der Stimmen die absolute Mehrheit. Aus Altersgründen trat Vogel am 5. Juni 2003 vom Amt des Ministerpräsidenten zurück. Sein Nachfolger war der CDU-Landesvorsitzende und bisherige Vorsitzende der Landtagsfraktion Dieter Althaus.

Von 2001 bis 2009 stand Bernhard Vogel wieder der Konrad-Adenauer-Stiftung vor. Er war Schirmherr für die Stiftung des Gymnasiums Canisius-Kolleg Berlin.[2]

Im Februar 2022 war Vogel von der CDU Thüringen entsandtes Mitglied der 17. Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten.[3]

Vogel im Gespräch mit dem polnischen Botschafter Prawda 2011 in Warschau

1968 war Vogel Präsident des 82. Deutschen Katholikentags in Essen. Von 1972 bis 1976 war er Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Von 1980 bis 1984 war Vogel Präsident der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW).

In den 1990er Jahren setzte Vogel durch, dass die Schnellfahrstrecke München–Berlin mit einem 90 km langen Umweg durch den Thüringer Wald gebaut wurde, damit Thüringens Landeshauptstadt Erfurt an dieser Strecke liegt.[4]

Seit der Gründung der Eugen-Biser-Stiftung (München) im Jahr 2002 ist Vogel Mitglied im Kuratorium dieser Stiftung.[5]

Zudem ist er Mitglied im Kuratorium der Hilfsorganisation CARE Deutschland[6] sowie der Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung.[7]

Im Juni 2007 übernahm Vogel die Schirmherrschaft über eine Aktion für den Bau eines Kinder- und Jugendzentrums in Nyagatare (Ruanda).[8]

Im Wintersemester 2012 hatte Vogel eine Gastprofessur an der NRW School of Governance der Universität Duisburg-Essen (Dozent im Masterstudiengang für „Politikmanagement, Public Policy und öffentliche Verwaltung“).[9][10]

Vogels Vater Hermann Vogel stammte aus München und war Habilitand für Tierzucht an der Universität Göttingen, von 1933 bis 1945 Professor an der Universität Gießen. Seine Mutter war in zahlreichen römisch-katholischen Sozialorganisationen tätig. Sein älterer Bruder war der SPD-Politiker Hans-Jochen Vogel.

Bernhard Vogel ist ledig, hat keine Kinder und wohnt in Speyer.[11]

Bernhard Vogel ist engagierter Katholik. Benedikt Zenetti, Abt der Benediktinerabtei St. Bonifaz in München von 1872–1904, war ein Urgroßonkel von Hans-Jochen und Bernhard Vogel.[12][13]

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

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Im Thüringer Landtag trägt der von der CDU-Fraktion genutzte Sitzungssaal F 001 den Namen Bernhard-Vogel-Saal.

  • Matthias Klein: Landesvaterdemokratie: die Regierungsstile der Ministerpräsidenten Bernhard Vogel und Kurt Beck. Springer, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-07040-3.
  • Christopher Beckmann: Klares Ziel und langer Atem: Bernhard Vogel – Brückenbauer zwischen Ost und West. Deutschland- und außenpolitische Positionen und Aktivitäten. Herder, Freiburg im Breisgau 2017, ISBN 978-3-451-37926-0.
  • Regieren mit absoluter Mehrheit: Bernhard Vogel und Dieter Althaus (1999–2009). In: Torsten Oppelland (Hrsg.): Politik und Regieren in Thüringen, Springer, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-20001-5, S. 115–139.
  • Claus Detjen: Vom Urknall ins Universum des Internets. Bernhard Vogel, die CDU und die Entstehung des dualen Rundfunksystems in Rheinland-Pfalz. In: Historisch-politische Mitteilungen. Archiv für Christlich-Demokratische Politik. Jg. 29 (2022), S. 159–165.
Commons: Bernhard Vogel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Günter Beaugrand: Die Konrad-Adenauer-Stiftung. Eine Chronik in Berichten und Interviews mit Zeitzeugen, S. 281 f., ISBN 3-927535-15-X
  2. Canisius-Kolleg Berlin Stiftung (Memento vom 10. November 2013 im Internet Archive)
  3. Volker Müller: Deutscher Bundestag - Von den Landesparlamenten entsandte Mitglieder der Bundesversammlung,... Abgerufen am 14. Februar 2022.
  4. Die Beule in der neuen Rennstrecke kostet 20 Minuten und 2 Milliarden, Welt Online, 11. Dezember 2017.
  5. Kuratorium. In: Eugen-Biser-Stiftung. Abgerufen am 24. April 2023.
  6. Vereinsstruktur. CARE Deutschland e. V., abgerufen am 23. April 2023.
  7. Startschuss für die Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung. In: bundesregierung.de. 21. September 2021, abgerufen am 14. Oktober 2021.
  8. Ruanda-Kampagne „1-2-Help“. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Januar 2016; abgerufen am 12. Mai 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.st-concordia.de
  9. Thüringens Ex-Ministerpräsident lehrt an der Uni Duisburg-Essen. In: Thüringer Allgemeine, 29. August 2012, abgerufen am 9. Mai 2024.
  10. Gastprofessur für Politikmanagement – Prof. Dr. Bernhard Vogel. Abgerufen am 24. April 2023.
  11. Stadtnachrichten: Vogel: Hirschgraben soll Helmut-Kohl-Straße werden. In: Die Rheinpfalz. Abgerufen am 24. April 2023.
  12. SPD-Urgestein Hans-Jochen Vogel im Alter von 94 Jahren gestorben. Ein spät geschätzter „Oberlehrer“ und Mahner, Domradio vom 26. Juli 2020.
  13. Abt Benedikt Zenetti – Dritter Abt von St. Bonifaz auf sankt-bonifaz.de, Website der Abtei Sankt Bonifaz, abgerufen am 27. Juli 2020.
  14. Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft: Preisträger der Alexander-Rüstow-Plakette
  15. Ehemaliger Thüringer Ministerpräsident Vogel erhält Point Alpha-Preis. In: mdr. Abgerufen am 24. April 2023. auf www.hessenschau.de, 28. August 2021