Thüngersheim

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Wappen Deutschlandkarte
Thüngersheim
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Thüngersheim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 53′ N, 9° 51′ OKoordinaten: 49° 53′ N, 9° 51′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Unterfranken
Landkreis: Würzburg
Höhe: 169 m ü. NHN
Fläche: 11,06 km2
Einwohner: 2742 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 248 Einwohner je km2
Postleitzahl: 97291
Vorwahl: 09364
Kfz-Kennzeichen: , OCH
Gemeindeschlüssel: 09 6 79 194
Gemeindegliederung: 1 Gemeindeteil
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Untere Hauptstraße 14
97291 Thüngersheim
Website: www.thuengersheim.de
Erster Bürgermeister: Michael Röhm (BürgerBewegung Thüngersheim)
Lage der Gemeinde Thüngersheim im Landkreis Würzburg
KarteLandkreis Main-SpessartLandkreis SchweinfurtLandkreis KitzingenLandkreis Neustadt an der Aisch-Bad WindsheimBaden-WürttembergIrtenberger WaldIrtenberger WaldGuttenberger WaldGuttenberger WaldGramschatzer WaldWürzburgWinterhausenUettingenSommerhausenRemlingen (Unterfranken)Reichenberg (Unterfranken)AltertheimZell am MainWaldbüttelbrunnWaldbrunn (Unterfranken)VeitshöchheimUnterpleichfeldLeinachThüngersheimTheilheimTauberrettersheimSonderhofenRottendorfRöttingenRiedenheimRandersackerProsselsheimOchsenfurtOberpleichfeldEisenheimNeubrunn (Unterfranken)MargetshöchheimKürnachKleinrinderfeldKistKirchheim (Unterfranken)Holzkirchen (Unterfranken)HöchbergHettstadtHelmstadtHausen bei WürzburgGünterslebenGreußenheimGiebelstadtGeroldshausenGerbrunnGelchsheimGaukönigshofenFrickenhausen am MainEstenfeldErlabrunnEisingen (Bayern)EibelstadtBütthardBieberehrenBergtheimAubLandkreis AnsbachRimpar
Karte
Das Hirtentor

Thüngersheim ist eine Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Würzburg. Sie liegt am Main und wird stark durch den Weinbau geprägt. Mit circa 270 Hektar Rebfläche ist sie eine der größten Weinbaugemeinden in Franken.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lage im Regenschatten von Rhön und Spessart führt zu Niederschlägen von 550 bis 600 mm pro Jahr. Damit ist das mittlere Maintal eines der niederschlagärmsten Gebiete Deutschlands. Südöstlich von Thüngersheim liegt das Naturschutzgebiet Höhfeldplatte. Außer dem Pfarrdorf Thüngersheim gibt es keine weiteren Gemeindeteile.[2][3]

Eingebettet zwischen den mit Wein bepflanzten, vor Wind schützenden Hügeln und dem Main kommen in Thüngersheim mehrere Bodenarten auf engstem Raum vor – der Muschelkalk sowie der Buntsandstein, zwei der fränkischen Trias.

Des Weiteren gibt es mehrere nach Süden und Südosten ausgerichtete Seitentäler. Thüngersheim ist der namensgebende Ort des Thüngersheimer Sattels, einer in West-Süd-West-Richtung verlaufenden Antiklinale parallel zum Maintal.

Aufgrund des mediterranen Mikroklimas finden sich ideale Bedingungen für den Weinbau wieder, auch für Rotwein auf Buntsandstein. Bekannte Lagen sind der Thüngersheimer Johannisberg (Rothlauf) sowie Scharlachberg (beide Großlage Ravensburg).

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thüngersheim grenzt im Nordwesten an Zellingen, im Nordosten an Retzstadt, im Osten an Güntersleben, im Süden an Veitshöchheim, Margetshöchheim und im Westen an Erlabrunn (mit dem Main als westliche Gemarkungsgrenze).

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Thüngersheim besteht aus dem Personennamen Tuninger und dem mittelhochdeutschen Wort heim.[4]

Frühere Schreibweisen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühere Schreibweisen des Ortes aus diversen historischen Karten und Urkunden:[4]

  • 1098 Tuningersheim
  • 1127 Tunegersheim
  • 1144 Tunegeresheim
  • 1282 Tuenegersheim
  • 1303 Tunegersheim
  • 1342 Tuenegersheim
  • 1502 Thüngersheim

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chronik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Entstehung des Ortes während der ersten fränkischen Siedlungsphase zwischen 530 und 700 n. Chr.
  • 1098: Thüngersheim wurde erstmals urkundlich erwähnt.
  • 1154: Die ersten Rebstöcke wurden angepflanzt.
  • 1614: Fertigstellung der Pfarrkirche St. Michael
  • 1803: Thüngersheim fiel mit dem Hochstift Würzburg an das Großherzogtum Ferdinands von Toskana.
  • 1814: Das Großherzogtum Würzburg (in dem Thüngersheim damals lag) fiel an Bayern.
  • 1870: Bau eines Bahnhofes mit Stellwerk. Der Weintransport verlagerte sich damit vom Main auf die Schiene.
  • 1930: Gründung der Winzergenossenschaft Thüngersheim durch 55 Winzer
  • 1933: Bau der Staustufe Erlabrunn
  • 1935: nationalsozialistisches Sportjugendfest in der Thüngersheimer Badeanlage[5]
  • 1945: Am 16. März wurde der ausgelagerte Archivbestand der Gemeinde bei der Bombardierung Würzburgs zerstört.
  • 1966: Die Mehrheit der Winzer beschloss die Durchführung der Flurbereinigung (220 ha Rebfläche in drei Abschnitten).
  • 1998: 900 Jahre Thüngersheim[6]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konfessionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thüngersheim ist eine überwiegend katholische Gemeinde (Pfarrkirche St. Michael). Seit 2003 besteht eine Pfarreigemeinschaft mit St. Maternus Güntersleben.

Kreuzbergwallfahrt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein herausragendes religiöses Ereignis ist die Thüngersheimer Kreuzbergwallfahrt, die einmal im Jahr, um das Fest Kreuzerhöhung (14. September) stattfindet. Sie führt zum „heiligen Berg der Franken“, dem Kreuzberg in der Rhön. Vermutlich geht sie auf ein Gelöbnis aus der Zeit der Pest zurück und ist bereits im frühen 18. Jahrhundert nachgewiesen. Heute wird sie von der wiedergegründeten Kreuzbruderschaft durchgeführt wie auch die Würzburger Kreuzbergwallfahrt, durchgeführt von der Würzburger Kreuzbruderschaft (die Bruderschaft zum Heiligen Kreuz[7]), die 1825 von König Ludwig I. die Erlaubnis erhielt, die 1803 staatlich verbotene[8] fünftägige Kreuzbergwallfahrt wieder aufzunehmen. Das angestammte Gotteshaus der Kreuzbruderschaft ist in Würzburg das Neumünster (zwischen 1808, da das Neumünster zu dieser Zeit als Militärdepot verwendet wurde, und 1821 die Marienkapelle).[9]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1939: 1753 Einwohner
  • 1950: 2345 Einwohner
  • 1961: 2270 Einwohner
  • 1970: 2432 Einwohner
  • 1987: 2453 Einwohner
  • 1991: 2443 Einwohner
  • 1995: 2596 Einwohner
  • 2005: 2779 Einwohner
  • 2010: 2646 Einwohner
  • 2015: 2689 Einwohner

Im Zeitraum 1988 bis 2018 stieg die Einwohnerzahl von 2426 auf 2701 um 275 Einwohner bzw. um 11,3 %. 2000 hatte die Gemeinde 2767 Einwohner. Quelle: BayLfStat

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderatswahl 2020[10]
(in %)
 %
40
30
20
10
0
37,27
26,07
20,46
16,20
BüBew
FWT
aktuelle Sitzverteilung im Gemeinderat Thüngersheim (15. März 2020)
    
Insgesamt 14 Sitze
  • BüBew: 5
  • FWT: 4
  • Grüne: 3
  • CSU: 2

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat hat 14 Mitglieder (ohne Ersten Bürgermeister). Bei der Kommunalwahl vom 15. März 2020 haben von den 2221 stimmberechtigten Einwohnern in der Gemeinde Thüngersheim 1655 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht, womit die Wahlbeteiligung bei 74,52 % lag.[11]

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1945–1956: Michael Urlaub (CSU)
  • 1965–1972: Engelbert Klüpfel (UWG)
  • 1984–1996: Albert Dausacker (CSU)
  • 1996–2008: Wilhelm Remling (FWG)
  • 2008–2020: Markus Höfling (CSU/Bürgerblock BB)
  • 2020–0000: Michael Röhm (BüBew)

Bei der Kommunalwahl vom 15. März 2020 wurde Michael Röhm mit 65,57 % der Stimmen gewählt.[12]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gde. Thüngersheim
Gde. Thüngersheim
Blasonierung: „In Rot der auf einem widersehenden, blau bewehrten grünen Drachen stehende, golden nimbierte Erzengel Michael mit silberner Rüstung und silbernem Mantel; auf der Brust ein blaues Schildchen mit silbernem Schrägbalken, der mit drei blauen Ringen belegt ist; in der Rechten ein silbernes Schwert, in der Linken eine goldene Waage.“[13]
Wappenbegründung: Das Wappen zeigt den Ortspatron St. Michael. Es wurde der Gemeinde durch Julius Echter von Mespelbrunn im Jahre 1581 verliehen. Auf dem Brustpanzer ist das Wappen derer von Mespelbrunn zu sehen.

Partnergemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Partnerschaft besteht seit 1995 mit Saint-Aignan-Grandlieu, einer französischen Gemeinde im Département Loire-Atlantique.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den Baudenkmälern der Gemeinde gehört unter anderen die Pfarrkirche St. Michael. Von den ehemals vier Torhäusern der Befestigungsanlage (Mauerring um den Altort) sind noch drei erhalten: das Würzburger Tor, das Retzstadter Tor und das Hirtentor.

Im Jahr 2002 wurde der Altort zum Förderungsgebiet. In den darauf folgenden Jahren fanden mehrere Sanierungsmaßnahmen statt.[14]

Bibliotheken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeindebibliothek im Alten Rathaus und Katholische Öffentliche Bücherei im Pfarrheim

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thüngersheim ist Sitz der 1930 gegründeten Winzergenossenschaft Thüngersheim eG. Mit über 200 Hektar Rebfläche ist Thüngersheim eine der größten Weinbaugemeinden Frankens.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thüngersheim liegt an der Bundesstraße 27 und an der Bahnstrecke Würzburg–Aschaffenburg. Eine Mainlände dient als Schiffsanlegestelle für die Personenschifffahrt. Die Buslinie Würzburg-Karlstadt bzw. Würzburg-Retzstadt führt durch Thüngersheim.

Gewerbebetriebe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landwirtschaftliche Betriebe 2020: 28 (davon 12 Betriebe unter fünf Hektar (ha), 9 Betriebe 5 bis 10 ha und 7 Betriebe mehr als 10 ha), 4 Betriebe im verarbeitenden Gewerbe, 2 Betriebe im Bauhauptgewerbe

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzige Schule ist die Grundschule (bis zur vierten Klasse). Die Teilhauptschule besteht seit dem Schuljahr 2004/2005 nicht mehr.

Freizeiteinrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Freibad
  • Turnhalle
  • Sportgelände (Fußball, Tennisplätze, Tennishalle, Handballplatz, Skaterplatz)

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christine Brandl: Vom Härwest bis Foosenocht
  • Wolfgang Brückner: Die Wallfahrt zum Kreuzberg in der Rhön. Echter, Würzburg, 1997. Ein Buch über die Würzburger Kreuzbergwallfahrt, enthält aber auch einige Seiten über die Thüngersheimer Wallfahrt.
  • Gemeinde Thüngersheim (Hrsg.): Thüngersheim – Ein Winzerort in Mainfranken. Vorbereitende Untersuchungen zur Ortsanierung nach Baugesetzbuch, Bericht 1 (30. November 2000)
  • Richard Glaab: Thüngersheim – Gegenwart und Vergangenheit einer mainfränkischen Winzergemeinde. Thüngersheim, Gde. (Hrsg.), 1982.
  • Johann Valentin Hart: Main, Wein, Thüngersheim. 1933.
  • Wolfgang Kümper: Georg Sebastian Urlaub. Ein mainfränkischer Barockmaler. (Mainfränkische Hefte 89, 108 Seiten, 42 Abbildungen). Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e. V., Würzburg, 1989. Inhaltsangabe (Zeitschrift für bayrische Landesgeschichte)
  • Peter Rückert: Ravensburg und Falkenberg. Die Geschichte zweier Burgen in der Stauferzeit. Würzburg, Selbstverlag der Flurbereinigungsdirektion, 74 Seiten, 1992. Inhaltsangabe (Zeitschrift für bayrische Landesgeschichte)
  • Adam Oechsner: Die Mundart von Thüngersheim. Würzburg, Univ., Diss., 1920.
  • St. Michael Thüngersheim, Schnell Kunstführer Nr. 1565. Schnell und Steiner, München, 1986.
  • August Zeyer: Schöa worsch – Der Thüngersheimer August Zeyer erzählt in Mundart und Prosa aus seinem Leben. Selbstverlag, Thüngersheim, 1989.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Thüngersheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Thüngersheim in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 5. April 2021.
  3. Gemeinde Tüngersheim, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 4. Dezember 2021.
  4. a b Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 222 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Christine Demel: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 491.
  6. 900 Jahre Thüngersheim. thuengersheim.de, abgerufen am 25. Januar 2014 (PDF; 83 KB).
  7. Bruderschaft zum Heiligen Kreuz.
  8. Sybille Grübel: Zeittafel zur Geschichte der Stadt von 1814–2006. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Band 2, 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 1225–1247; hier: S. 1226.
  9. Wolfgang Weiß: Die katholische Kirche im 19. Jahrhundert. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 430–449 und 1303, hier: S. 434.
  10. Gemeinderatswahl 2020
  11. Gemeinderatswahl 2020
  12. Bürgermeisterwahl 2020
  13. Eintrag zum Wappen von Thüngersheim in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  14. Claudia Henzler: Ein altes Winzerdorf wird wiederbelebt. In: www.sueddeutsche.de. 25. Februar 2018, abgerufen am 25. Februar 2018.