Bahnhof Berlin Friedrichstraße

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Berlin Friedrichstraße
Bahnhof Friedrichstraße, über die Spree gesehen
Bahnhof Friedrichstraße, über die Spree gesehen
Bahnhof Friedrichstraße, über die Spree gesehen
Daten
Bahnsteiggleise 4 (Fernbahn)
2 (S-Bahn, oben)
2 (S-Bahn, unten)
Abkürzung BFRI (Fernbahn)
BFST (S-Bahn, oben)
BFSTT (S-Bahn, unten)
IBNR 8011306
Preisklasse 2
Eröffnung 7. Februar 1882
Webadresse s-bahn-berlin.de
bahnhof.de 527
Architektonische Daten
Architekt Johannes Vollmer
Lage
Land Berlin
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 31′ 13″ N, 13° 23′ 13″ OKoordinaten: 52° 31′ 13″ N, 13° 23′ 13″ O
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Berlin Friedrichstraße
Bahnhöfe in Berlin
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Der Bahnhof Berlin Friedrichstraße ist ein Bahnhof an der Berliner Stadtbahn und am Nord-Süd-Tunnel. Er befindet sich im Berliner Ortsteil Mitte zwischen der Friedrichstraße und der Spree. Unter ihm liegt der U-Bahnhof Friedrichstraße und der unterirdische Bahnsteig der Nord-Süd-S-Bahn. Zu Zeiten der deutschen Teilung war der Bahnhof Friedrichstraße eine der wichtigsten Grenzübergangsstellen zwischen Ost- und West-Berlin.

Der Bahnhof ist Station des Regionalverkehrs und der Berliner S- und U-Bahn. Wegen seiner zentralen Lage im Bezirk und Ortsteil Mitte nahe dem Boulevard Unter den Linden, dem Brandenburger Tor und dem Reichstag ist er ein beliebter Ausgangspunkt für Touristen. Gleichzeitig ist er ein Knotenpunkt für den innerstädtischen Verkehr. Gemessen an der Zahl der Fahrgäste gilt er als wichtigster Bahn-Regionalknoten Berlins.[2]

Die S-Bahn und die Regionalbahn halten oberirdisch an insgesamt drei Bahnsteigen, die von Süden nach Norden als A, B, C bezeichnet werden. Die Bahnsteige liegen auf dem Stadtbahnviadukt und werden von einer größeren (Regionalbahn) und einer kleineren Bahnhofshalle (S-Bahn) überspannt. Unterirdisch kreuzt auf der westlichen Seite (unter dem Reichstagufer) der Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn, an dem der Bahnsteig D liegt, sowie auf der östlichen Seite (unter der Friedrichstraße) ein Bahnhof der U-Bahn-Linie U6. Außerdem wird der Bahnhof durch Bus und Straßenbahn der BVG bedient.

Geschichte

Entstehung

Bahnhof Friedrichstraße mit dem Schlütersteg im Vordergrund, 1903

Im Jahr 1878 wurde auf einem Grundstück zwischen Friedrichstraße und Spree nach Plänen von Johannes Vollmer mit dem Bau des Bahnhofs begonnen. Der Architekt war gleichzeitig mit dem Bau des Bahnhofs Hackescher Markt betraut. Ebenso wie die gesamte vom Ingenieur Ernst Dircksen projektierte Viaduktstrecke wurde der Bahnhof Friedrichstraße auf gemauerten Bögen errichtet, zwischen und unter denen der Zugang zu den Bahnsteigtreppen möglich war. Der Bahnhof besaß zwei Bahnsteige mit je zwei Richtungsgleisen und einer großen tonnenförmigen Bahnsteighalle über Fachwerkbindern unterschiedlicher Spannweite, die die Trassenkrümmung überwölbten. Der Haupteingang befand sich auf der Nordseite, während die Droschken auf dem dreieckigen südlichen Vorplatz hielten. Strecken und Bauwerke wurden am 7. Februar 1882 für die Vorortbahn (spätere S-Bahn) und am 15. Mai desselben Jahres für die Fernbahn als Centralbahnhof Friedrichstraße eröffnet.[3]

Umbau und Erweiterungen

Da die Station infolge des schnell anwachsenden Verkehrs bereits vor dem Ersten Weltkrieg für den abzuwickelnden Fernverkehr zu klein war, wurde sie ab 1914 unter Betrieb stückweise abgerissen und in erweiterter Form wieder aufgebaut. Dabei wurden die Baukonstruktionen erheblich verstärkt, und die Stadtbahn erhielt vor der Nordseite einen neuen etwas angehobenen Bahnsteig, sodass für die Fernbahn anschließend zwei Richtungsbahnsteige zur Verfügung standen. Die stählerne, seitlich verglaste Doppelhalle entstand zwischen 1919 und 1925 nach Plänen von Carl Theodor Brodführer. Der Bahnhof erhielt auf der Nordseite unter dem Stadtbahnviadukt zwei abgetreppte Eingangsbauten in expressionistischer Formensprache. Die Außenwandflächen der Nordfassade wurden mit dunkel glasierten Klinkern verkleidet, während die Ecken aus gerundeten Formsteinen bestanden. Demgegenüber war die gesamte Südfassade nur verputzt worden, bis sie bei der letzten durchgreifenden Sanierung 1999 ebenfalls verklinkert wurde und über den Eingängen gläserne Vordächer erhielt.

In dieser Zeit wurde bereits im Untergrund gebaut: Am 30. Januar 1923 wurde der U-Bahnhof der ersten Großprofillinie fertiggestellt, heute U6, wodurch auf der Ostseite unter der Friedrichstraße ein unterirdisches System von Gängen entstand.

Im Jahr 1928 wandelten sich die Vorortbahnen zur Berliner S-Bahn.

1933 bis 1945 – NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

Anfang der 1930er Jahre wurde der Bahnhof wieder zur Baustelle, als der Nord-Süd-Tunnel der Berliner S-Bahn unter dem westlichen Ende der Bahnsteighallen hindurchgetrieben wurde. Rechtzeitig zu den Olympischen Spielen im Juli 1936 wurde der unterirdische Teil des S-Bahnhofs Friedrichstraße als Bestandteil der neuen Tunnelstrecke bis zum folgenden S-Bahnhof Unter den Linden eröffnet. Damit entwickelte sich der Bahnhof Friedrichstraße zum Zentrum des Berliner S-Bahnnetzes mit einem großen Umsteigeraufkommen zwischen den Ost-West- und den Nord-Süd-Linien. Gleichzeitig erhielt der U-Bahnhof die gelben Wandfliesen, deren äußerlich gleiche Nachfolger bis heute sein Aussehen bestimmen.

Die Bedeutung des Bahnhofs Friedrichstraße steigerte sich ab Ende 1939 weiter, als auch die südlichen Vorortstrecken der S-Bahn durch den verlängerten Nord-Süd-Tunnel geführt werden konnten.

Während der Schlacht um Berlin wurde am 21. April 1945 der S-Bahn-Verkehr auf den Tunnelbahnsteigen eingestellt. Elf Tage später wurden die Tunnelbahnsteige überflutet: Nach einer Sprengung südlich des Anhalter BahnhofsSS-Verbände hatten die Tunneldecke unter dem Landwehrkanal 18 Tage vor Kriegsende gesprengt[4] – ergoss sich das Wasser des Kanals in den Nord-Süd-Tunnel. Am Bahnhof Friedrichstraße erreichte diese Flut auch die U-Bahn, die damit ebenfalls unbrauchbar geworden war. Eines der Ferngleise der Berliner Stadtbahn wurde im Sommer 1945 für kurze Zeit auf russische Breitspur umgespurt: Stalin reiste hier im Zug zur Potsdamer Konferenz. Ein erster S-Bahn-Betrieb auf der Stadtbahn wurde erst wieder am 19. Oktober 1945 aufgenommen. Der überflutete Nord-Süd-Tunnel mit ungleich schwereren Schäden konnten erst ab 2. Juni 1946 wieder in Betrieb genommen werden.[5] Die Anlagen der U-Bahn konnten nach Schließung des Verbindungstunnels im Bahnhof Friedrichstraße schon im Juni 1945 ausgepumpt werden.

1945 bis 1961 – Nachkriegsjahre in der DDR

Die fortschreitende Spaltung Berlins zeigte bald auch Auswirkungen auf dem Bahnhof Friedrichstraße. 1953 wurde der Fernbahnsteig B für die Nutzung mit S-Bahnzügen hergerichtet. Damit gab es insgesamt vier S-Bahn-Gleise. So ließ sich der Reiseverkehr zwischen dem Ostsektor und dem britischen Sektor der Stadt durch die DDR-Regierung besser kontrollieren und bei Bedarf ganz sperren. Es begann die Zeit der „illegalen“ Ausreisen aus dem Staatsgebiet der DDR – für nur 20 Pfennig, das kostete ein Fahrschein bis zum nächsten Bahnhof im Westteil von Berlin, dem damals noch existierenden Lehrter Stadtbahnhof. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Beobachtungs- und Kommandotürme am Grenzbahnhof, im Februar 1951 auf Bahnsteig B und im Frühling 1955 auf Bahnsteig C. Die abrupte Spaltung Berlins am 13. August 1961 durch den Mauerbau trennte die Verbindungen des Bahnhofs Friedrichstraße in Ost-West-Richtung, längs und quer, horizontal und vertikal. Damit erlangte dieser Bahnhof seine traurige Berühmtheit.[5]

DDR-Grenzübergangsstelle

Abfertigung von westlichen Besuchern an der Südseite des Bahnhofs im Oktober 1964 (Passierscheinregelung)
Informationstafel zur Einreise (Trennung der Staatszugehörigkeiten)
Grenzabfertigungsbereiche Bahnhof Berlin-Friedrichstraße

Gleich nach dem 13. August 1961, dem Tag der Errichtung der Berliner Mauer, wurde der Bahnhof nach einer provisorisch organisierten Übergangsphase in mehrere Bereiche geteilt, die nach und nach durch Wände und Zwischendecken baulich streng getrennt wurden:

Die unterirdischen Anlagen mit den Bahnsteigen der S-Bahn (Strecken WannseeFrohnau, Lichterfelde SüdHeiligensee und LichtenradeGesundbrunnen) und U-Bahn (Alt-MariendorfAlt-Tegel) standen ausschließlich den Fahrgästen zur Verfügung, die aus dem Westen kamen. Sie konnten nur zum Umsteigen, zum Einkaufen an den Intershop-Kiosken und als Zugang zur Grenzübergangsstelle genutzt werden. Der U-Bahnsteig konnte nur über einen langen Verbindungsgang vom unterirdischen S-Bahnsteig aus erreicht werden.

An diesem Verbindungsgang in Nähe des Abgangs zum U-Bahn-Bahnsteig gab es den sogenannten „Dienstübergang“ für Mitarbeiter der Deutschen Reichsbahn, der auch der Agentenschleusung und dem unbeobachteten Passieren von Funktionären von KPD und SEW diente. Durch Vorzeigen eines vereinbarten Kennzeichens beim Wachposten der Grenztruppen war ein Übertritt ohne Identitätsfeststellung und ohne Zollkontrolle nach Ost-Berlin bzw. in Gegenrichtung möglich. Nach Passieren der Schleuse wurden die Agenten von ihren Kontaktpersonen auf Ost-Berliner Seite in Empfang genommen. Bei Insidern hatte dieser Übergang die Bezeichnung „Ho-Chi-Minh-Pfad“ in Anlehnung an den gleichnamigen Schleichweg in Vietnam.

Durch diese Agentenschleuse wechselten am 7. Juli 1976 die steckbrieflich gesuchten RAF-Angehörigen Inge Viett, Monika Berberich, Gabriele Rollnik sowie Juliane Plambeck und am 27. Mai 1978 Till Meyer in die DDR, der HVA-Überläufer Werner Stiller floh auf diesem Wege am 18. Januar 1979 Richtung West-Berlin.

Am Abgang zum U-Bahn-Bahnsteig gab es bis 1984 einen Fahrkartenschalter der BVB (Ost). Verkauft wurden Fahrkarten zum S-Bahn-Tarif (West) für die U- und S-Bahn. Anerkannt wurden diese Karten von der BVG (West) im U-Bahn-Netz, zum Umsteigen in die BVG-Busse waren sie nicht gültig. Fahrgästen aus Ost-Berlin war der Zugang nur nach Passieren der Grenzkontrollen zur Weiterreise in den Westen möglich.

Die oberirdische Anlage war durch eine bis zur Decke reichende, jeden Blickkontakt verhindernde Wand aus Profilglas, später aus Metallplatten zwischen den Bahnsteigen B und C geteilt. Diese Wand erfüllte hier faktisch die Funktion der Berliner Mauer. Auch der Ausblick zur Friedrichstraße wurde durch sichthemmendes Glas und Plakate verhindert. Im Bahnhofsgebäude gab es somit zwei getrennte Bahnhöfe ohne direkte Kontaktmöglichkeit.

Auf der Westseite (in der größeren, südlich gelegenen Halle) gab es zwei Bahnsteige. Bahnsteig B wurde als Endstation der West-Berliner S-Bahn-Linien nach Wannsee und Staaken genutzt. Die Gleise endeten an Prellböcken am östlichen Bahnsteigende. Bahnsteig A diente Reisezügen als Anfangs- bzw. Endbahnhof im Transitverkehr mit der Bundesrepublik, außerdem als Haltepunkt für Züge und Kurswagen von Bahnhof Zoo zum Ostbahnhof (1987–1998: Hauptbahnhof) und weiter als normale D-Züge nach WarnemündeKopenhagen, SassnitzMalmöStockholm oder PragWien. Die Fernzüge hielten alle am Bahnhof Friedrichstraße, jedoch nicht zum Einsteigen für Reisende aus dem Ostteil der Stadt. Diese konnten die aus dem Westteil Berlins kommenden Züge erst am Ostbahnhof besteigen. Für die Transitzüge aus dem Westen war der Bahnhof Endpunkt, sie fuhren ohne Fahrgäste weiter zum Abstellbahnhof Berlin-Rummelsburg.

Auf der Ostseite (in der kleineren, nördlich gelegenen Halle) diente der Bahnsteig C der Ost-Berliner S-Bahn als Kopfstation für die Züge Richtung Osten, von und nach Erkner, Königs Wusterhausen, Strausberg Nord, Ahrensfelde, Wartenberg und zum Flughafen Berlin-Schönefeld. Dieser Bahnsteig war gegen Grenzdurchbrüche massiv gesichert. So waren die S-Bahn-Gleise beider Teilsysteme voneinander getrennt, das Kehrgleis 7 des Ostsystems auf der Westseite durfte nur in Ausnahmefällen und mit Genehmigung des Kommandanten der Grenzübergangsstelle benutzt werden (der Fahrzeugaustausch der S-Bahn war nur über die mit Stromschiene ausgerüsteten Ferngleise möglich), in den Ferngleisen verhinderten Gleissperren unberechtigte Fahrten in Richtung Grenze. Es gab eine Beobachtungsloge unter dem Hallendach, Videoüberwachung, Hundeführer und vermutlich verdeckte Ermittler.

Durch die Lage in der historischen Mitte Berlins mit zahlreichen Geschäften, Büros, Regierungsgebäuden, Botschaften, Hotels, Verwaltungen und kulturellen Einrichtungen (Friedrichstadt-Palast, Metropol-Theater, Staatsoper, Museumsinsel) und als Grenzbahnhof gab es hier ein enormes Fahrgastaufkommen.

In der weitläufigen Zwischenetage (ebenerdig) befand sich der eigentliche Grenzübergang. Das waren Passkontrolle (dreimal pro Grenzübertritt), Zollkontrolle, Warteräume (Wartezeiten zwischen 15 Minuten und mehreren Stunden waren üblich), Vernehmungsräume, Arrestzellen und Büroräume (Abgleich der Personaldokumente mit Fahndungslisten, Registrierung der Grenzübertritte), Kasse für Visagebühr/Einreisegebühr und Wechselstelle für den Mindestumtausch. Außerdem waren hier die Übergänge zwischen den West-Bahnsteigen und der Ausgang nach Ost-Berlin nach erfolgter Einreise-Grenzkontrolle.

In der Anfangsphase waren Ein- und Ausreisekontrollen in den Bahnhofsanlagen untergebracht. Da die Verhältnisse bald zu beengt wurden, wurde zur Ausreiseabfertigung aus der DDR auf dem Bahnhofsvorplatz ein separates Gebäude für die Grenzkontrolle (Pass- und Zollkontrolle) errichtet. Für dieses Gebäude prägte der Volksmund den Namen Tränenpalast, weil sich hier die West-Besucher vor der Rückreise von ihren DDR-Verwandten verabschiedeten.

Vor der Grenzkontrollstelle erfolgte eine Teilung nach Staatszugehörigkeiten. Es gab getrennte Abfertigungschalter für:

Bürger aus der Bundesrepublik und aus „anderen Staaten“ konnten gegen Vorlage des Reisepasses direkt nach Ost-Berlin einreisen, West-Berliner mussten vorher in einem der fünf Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten im Westteil der Stadt einen „Berechtigungsschein zum Empfang eines Visums der DDR“ beantragen.

In schwachen Verkehrszeiten wurden Schalter zusammengelegt. Nach den Kontrollen führte ein kurzer Tunnel in das Bahnhofsgebäude und weiter zu den Bahnsteigen in Richtung Westen.

Für einige West-Berliner war der Bahnhof zu dieser Zeit aus einem anderen Grund attraktiv: Es gab auf der Verteilerebene und den S-Bahnsteigen Intershops. Auf der Fahrt im westlichen S- und U-Bahn-Netz (durch die Geisterbahnhöfe) konnte man hier aus- und umsteigen, ohne die Grenzkontrolle passieren zu müssen. So bestand die Möglichkeit, Spirituosen, Zigaretten, Genussmittel und Kosmetika gegen „Westgeld“ billig einzukaufen. Es gab auch Presseerzeugnisse der DDR und weitere DDR-Produkte (Kunstgewerbe, Bücher, Schallplatten) zu kaufen. Das war auch der Zollfahndung in West-Berlin bekannt, sodass mobile Kontrollgruppen sowohl in Zivilkleidung in den Bahnen selbst als auch uniformiert an den jeweils ersten Bahnhöfen im Westteil Stichproben machten.

Von 1985 bis 1987 wurde in der Fernbahnhalle die verbretterte Mittellaterne geöffnet und verglast. Gleichzeitig wurden Träger für ein Befahrsystem für Revisionszwecke unter der Decke eingebaut und die Beleuchtung erneuert. Die Stahlbauteile erhielten einen neuen Anstrich.

Während der Grenzkontrollen im Bahnhof Friedrichstraße verstarben in der Zeit der Berliner Mauer mindestens 227 Menschen eines natürlichen Todes. Meist waren dies Herzinfarkte auf Grund von Stress.[6]

Nach der Wende

Bis zum Juli 1990 wurden die S-Bahngleise am Bahnsteig C wieder für den durchgehenden Verkehr umgebaut, der bereits am 2. Juli 1990 aufgenommen werden konnte. Die zur DDR-Zeit errichteten Einbauten in die Bahnhofs- und Empfangshalle mussten genauso entfernt werden wie die zwischen beiden Bahnsteighallen eingezogene stählerne Sichtschutzwand.

Von August 1991 bis Februar 1992 wurde der Nord-Süd-Tunnel saniert. Nachdem sich die ursprünglich vorgesehene teilweise Aufrechterhaltung des Betriebes während der Bauarbeiten vor allem wegen der Staubbelastung als nicht praktikabel erwiesen hatte, wurde der Tunnel voll gesperrt. Zwischen Oktober 1995 und 1. September 1999 wurden die Stadtbahn und die gesamte Empfangshalle im Erdgeschoss sowie die Bahnsteige und die Bahnsteighallen umfassend saniert. Die Deutsche Bahn investierte 220 Millionen Mark in die Sanierung des ehemaligen Grenzbahnhofs. Dabei wurden die Fassaden denkmalgerecht mit glasierten Terrakottasteinen wieder hergestellt und nun auch die Fassade der Südseite erstmals verklinkert sowie ein zusätzlicher Übergangstunnel zur U6 mit Aufzügen geschaffen. Auf der 5200 m² umfassenden Grundfläche der Station entstanden dabei unter anderem Flächen für 50 Geschäfte.[7]

Die Umbaumaßnahmen wurden teilweise unsachgemäß vorgenommen, sodass sich im Dezember 2012 ein rund 25 Kilo schwerer Betonbrocken löste und die Deckenverkleidung der Empfangshalle durchbrach. Dabei wurde niemand verletzt, allerdings mussten in der Folge größere Reparaturarbeiten durchgeführt werden.[8][9]

Bahnsteig der Linie U6 mit den Multimedia-Werbeprojektoren und
-Werbeflächen

Seit 1999 halten an den Bahnsteigen A und B wieder Regional-Express-Züge und Regionalbahnen im Richtungsbetrieb. 2002 wurde der Nord-Süd-Tunnel ein weiteres Mal saniert. So sind hier die letzten Erinnerungen an die DDR (in Form der grau-grünen Wandverkleidung und der abgenutzten Bahnsteigausstattung) verschwunden.

Denkmal für Kindertransport

Unter dem Titel Züge ins Leben – Züge in den Tod wurde am 30. November 2008 vor dem Bahnhof Friedrichstraße auf dem Dorothea-Schlegel-Platz ein Denkmal für die in den Jahren 1938 und 1939 geretteten 10.000 jüdischen Kinder aufgestellt, die von hier aus und von anderen Bahnhöfen mit den sogenannten „Kindertransporten“ nach London reisten.[10] Neben dem Bildhauer Frank Meisler – selbst ein Kind dieser Rettungsaktion – waren über 50 weitere Zeitzeugen aus Deutschland, Großbritannien, Israel, Österreich, der Schweiz und den USA bei der Einweihung anwesend.

Verkehr

Linie Linienverlauf Bahnsteig
HBX Harz-Berlin-Express
Berlin – Berlin Friedrichstraße – Potsdam – Magdeburg – Halberstadt (Zugteilung) – Quedlinburg – Thale / Wernigerode – Vienenburg
A/B
RE 1 Magdeburg – Brandenburg – Potsdam – Berlin Friedrichstraße – Fürstenwalde (Spree) – Frankfurt (Oder) (– Cottbus) A/B
RE 2 Wismar – Schwerin – Wittenberge – Berlin Friedrichstraße – Königs Wusterhausen – Lübben (Spreew) – Cottbus A/B
RE 7 Dessau – Bad Belzig – Beelitz-Heilstätten – Michendorf – Berlin Friedrichstraße – Berlin-Schönefeld Flughafen – Rangsdorf – Wünsdorf-Waldstadt A/B
RB 14 Nauen – Berlin-Spandau – Berlin Friedrichstraße – Berlin-Schönefeld Flughafen A/B
RB 21 Berlin Friedrichstraße – Berlin-Charlottenburg – Berlin-Wannsee – Potsdam – Golm – Wustermark A/B
RB 22 Berlin Friedrichstraße – Berlin-Charlottenburg – Berlin-Wannsee – Potsdam – Golm – Saarmund – Berlin-Schönefeld Flughafen A/B

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Literatur

  • Reichsbahnoberbaurat Woltmann: Die neuen Bahnsteighallen auf dem Bahnhof Friedrichstraße in Berlin. In: Der Bauingenieur, 6. Jahrgang, Heft 9, 10. Mai 1925, S. 321–329.
  • Michael Magercord: Endstation Grenze – Bahnhof Friedrichstraße. Berlin 1986, Erfurt, September 2009.
  • Harald Neckelmann: Friedrichstraße Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Berlin Story Verlag Berlin, 2012, ISBN 978-3-86368-069-5

Weblinks

Commons: Bahnhof Berlin Friedrichstraße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bahnhofsentwicklungsprogramm Berlin. Aktueller Stand und Konzeption 2006. (PDF; 3,0 MB) , S. 21, abgerufen am 8. August 2010.
  2. Berliner Verkehr: Hauptbahnhof bewährt sich. In: Der Tagesspiegel. 24. Dezember 2006, abgerufen am 31. Januar 2011.
  3. Autorenkollektiv Die Berliner S-Bahn Gesellschaftsgeschichte eines industriellen Verkehrsmittels. Herausgeber Ästhetik und Kommunikation e. V, 1982. Seite 56 ff. ISBN 978-3882-45105-4
  4. Peter Neumann: Berlins Bahnhöfe – gestern heute morgen. 1. Auflage. Jaron Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-89773-079-0, S. 24.
  5. a b Jürgen Meyer-Kronthaler, Wolfgang Kramer: Berlins S-Bahnhöfe. Ein dreiviertel Jahrhundert. 2. Auflage. be.bra verlag GmbH, Berlin 1999, ISBN 3-930863-60-X, S. 85.
  6. Hans-Hermann Hertle: Die Todesopfer an der Berliner Mauer 1961–1989, 2009, S. 471 f.
  7. Berlin: Bahnhof-Friedrichstraße umgebaut. In: Eisenbahntechnische Rundschau. 48, Nr. 10, 1999, S. 611.
  8. Haltestelle Friedrichstraße: Betonbrocken stürzt an S-Bahnhof von Decke. In: Spiegel Online. 13. Dezember 2012, abgerufen am 18. Januar 2013.
  9. Klaus Kurpjuweit: Plan oder Pfusch? In: Der Tagesspiegel. 17. Januar 2013, abgerufen am 18. Januar 2013.
  10. Züge ins Leben und in den Tod. In: Berliner Morgenpost, 1. Dezember 2008.