Rerik

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Wappen Deutschlandkarte
Rerik
Deutschlandkarte, Position der Stadt Rerik hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 54° 6′ N, 11° 37′ OKoordinaten: 54° 6′ N, 11° 37′ O
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Rostock
Amt: Neubukow-Salzhaff
Höhe: 9 m ü. NHN
Fläche: 34,22 km2
Einwohner: 2192 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 64 Einwohner je km2
Postleitzahl: 18230
Vorwahl: 038296
Kfz-Kennzeichen: LRO, BÜZ, DBR, GÜ, ROS, TET
Gemeindeschlüssel: 13 0 72 085
Adresse der Amtsverwaltung: Panzower Landweg 1
18233 Neubukow
Website: www.rerik.de
Bürgermeister: Wolfgang Gulbis (SPD)
Lage der Stadt Rerik im Landkreis Rostock
KarteRostockSchwerinLandkreis Mecklenburgische SeenplatteLandkreis Vorpommern-RügenLandkreis NordwestmecklenburgLandkreis NordwestmecklenburgLandkreis Ludwigslust-ParchimAdmannshagen-BargeshagenBartenshagen-ParkentinBörgerende-RethwischHohenfelde (Mecklenburg)Nienhagen (Landkreis Rostock)ReddelichRetschowSteffenshagenWittenbeckBaumgarten (Warnow)BernittBützowDreetz (Mecklenburg)JürgenshagenKlein BelitzPenzinRühnSteinhagen (Mecklenburg)Tarnow (Mecklenburg)Warnow (bei Bützow)ZepelinBroderstorfBlankenhagenPoppendorfRoggentin (bei Rostock)BroderstorfThulendorfAltkalenBehren-LübchinFinkenthalGnoienWalkendorfBehren-LübchinGlasewitzGroß SchwiesowGülzow-PrüzenGutowKlein UpahlKuhsLohmen (Mecklenburg)Lüssow (Mecklenburg)MistorfMühl RosinPlaazReimershagenSarmstorfDolgen am SeeHohen SprenzLaageWardowDobbin-LinstowHoppenradeKrakow am SeeKuchelmißLalendorfLalendorfAlt SührkowDahmenDalkendorfGroß RogeGroß WokernGroß WüstenfeldeHohen DemzinJördenstorfLelkendorfPrebberedeSchorssowSchwasdorfSukow-LevitzowThürkowWarnkenhagenAlt BukowAm SalzhaffBastorfBastorfBiendorf (Mecklenburg)CarinerlandRerikBentwischBlankenhagenGelbensandeMönchhagenRövershagenBenitzBröbberowKassowRukietenSchwaanVorbeckWiendorf (Mecklenburg)Cammin (bei Rostock)GnewitzGrammowNustrowSelpinStubbendorfTessin (bei Rostock)ThelkowZarnewanzElmenhorst/LichtenhagenKritzmowLambrechtshagenPapendorf (Warnow)PölchowStäbelowZiesendorfBad DoberanDummerstorfGraal-MüritzGüstrowKröpelinKühlungsbornNeubukowSanitzSatowTeterow
Karte

Die Stadt Rerik, bis 1938 Alt Gaarz, offiziell Ostseebad Rerik, liegt im Nordwesten des Landkreises Rostock in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Rerik wird zusammen mit sechs weiteren Gemeinden vom Amt Neubukow-Salzhaff mit Sitz in Neubukow verwaltet.

Geografie

Rerik liegt am nordöstlichen Ende des Salzhaffes, eines Teils der Wismarer Bucht zwischen dem Festland und der Halbinsel Wustrow. Großräumig gesehen liegt die Stadt etwa 35 Kilometer westlich von Rostock und 35 Kilometer nordöstlich von Wismar. Östlich schließt sich die Kühlung an, ein waldreicher Höhenzug. Zum Stadtgebiet gehört die Insel Kieler Ort. Rerik bildet für seine Umgebung ein Grundzentrum.[2]

Ortsteile

  • Blengow
  • Neu Gaarz
  • Gaarzer Hof
  • Garvsmühlen
  • Meschendorf
  • Roggow
  • Russow
  • Wustrow

Klima

Der Niederschlag liegt bei jährlich 604 mm und ist damit vergleichsweise niedrig, da er in das untere Viertel der in Deutschland erfassten Werte fällt. An 22 % der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der Februar, die meisten Niederschläge fallen im Juli. Im Juli fallen 2,4 mal mehr Niederschläge als im Februar. Die Niederschläge variieren mäßig. An 54 % der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert.

Geschichte

Niederschlagsdiagramm
Rerik übers Salzhaff
Promenade in Rerik

Alt Gaarz

Rerik hieß ehemals Alt Gaarz. Der Name ist slawischen Ursprungs und bedeutet „alte Burg“. Einen solchen Slawischen Burgwall gab es im 9. bis 12. Jahrhundert an der deutschen Ostseeküste sonst nur noch in Kap Arkona. Am Fuße von Reriks Schmiedeberg stand bis Ende der 1950er Jahre die Schmiede. Die geschützte Lage hinter der vorgelagerten Insel Wustrow sorgte für eine frühe Besiedlung dieses Ortes. Alt Gaarz wurde erstmals am 18. Oktober 1230 urkundlich erwähnt. Die Burg wurde vermutlich durch ein Sturmhochwasser zerstört. Gaarz war wohl schon im Mittelalter ein wohlhabendes Dorf mit mehreren Höfen, in dem neben der Landwirtschaft dem Fischfang und der Seefahrt nachgegangen wurde. Um die Jahrhundertwende begann in Alt Gaarz der Badebetrieb.

In der Zeit des Nationalsozialismus sollte die slawische Vergangenheit vergessen gemacht werden und es erfolgte mit der Verleihung des Stadtrechts am 1. April 1938 eine Umbenennung des Ortes Alt Gaarz nach der damals hier vermuteten ehemaligen Wikingersiedlung Reric in Rerik. Die Halbinsel Wustrow, die Orte Neu Gaarz, Gaarzer Hof, Blengow und Garvsmühlen wurden gleichzeitig Ortsteile von Rerik. Die Einwohnerzahl stieg auf etwa 2000 Einwohner. Der legendäre slawisch-wikingische Handelsplatz Reric befand sich jedoch, wie archäologische Forschungen in den 1990er Jahren ergeben haben, etwa 19 km südsüdwestlich des Ostseebades bei Groß Strömkendorf.

Wustrow wurde am 17. Februar 1933 an die Reichswehr verkauft und die Flak-Artillerieschule I mit ausgedehnten Kasernenanlagen für über 3000 Personen und Übungsplätze angelegt. 1943 waren die Anlagen wegen ihrer militärischen Bedeutung Ziel eines Luftangriffs, der zahlreiche Opfer forderte und große Zerstörungen verursachte. 1993 endete die militärische Nutzung Wustrows.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde auf dem Kuhberg am Salzhaff nahe Rerik ein Kriegsgefangenenlager für sowjetische Kriegsgefangene betrieben, von denen 46 starben und auf einem „Russenfriedhof“ begraben, 1948 jedoch nach Rostock umgebettet wurden. Vermutlich hat ein Gedenkstein für Soldaten der Roten Armee, der seit 1990 auf dem Prof.-Hüsing-Platz steht, ursprünglich an der Steilküste gestanden und ihrer Erinnerung gegolten. Nach dem Ende des Krieges wurden die Anlagen der Wehrmacht kampflos an die sowjetischen Streitkräfte übergeben und anschließend zum Teil gesprengt. Unmittelbar darauf wurde die Bodenreform durchgeführt. Die Kasernen auf Wustrow dienten ab 1949 bis zum 18. Oktober 1993 der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland als Standort. Das Gelände ist wegen Munitionsrückständen bis heute für die Öffentlichkeit gesperrt.

Nach 1945 erfolgte der Aufbau des staatlichen Erholungswesens der DDR, es entstanden Betriebsferienheime, Heime des Feriendienstes der Einheitsgewerkschaft FDGB und Campingplätze. 1963 beherbergte Rerik ca. 16.000 Urlauber.

Seit 1991 wurde der historische Ortskern im Rahmen der Städtebauförderung gründlich saniert, das Stadtbild wurde erheblich aufgewertet. 1992 erfolgte die Einweihung der neuen Seebrücke. Seit 1996 ist Rerik Staatliches Seebad.

Eingemeindungen

Am 1. April 1938 wurden die Halbinsel Wustrow und die Orte Neu Gaarz, Gaarzer Hof, Blengow und Garvsmühlen in die Gemeinde Rerik eingegliedert. Roggow wurde am 1. Januar 2002 eingemeindet.[3]

Geschichte der Ortsteile

Blengow wurde 1238 oder 1252[4] erstmals erwähnt. Das Gut soll 1582 von der Familie von Bibow gegründet worden sein; es fand danach ein häufiger Besitzerwechsel statt. Das klassizistische Herrenhaus Blengow von ab 1835 ließ Carl Wilhelm Anton Beste bauen, seit nach 1996 erfolgte der Umbau für Ferienwohnungen. Die Familie Beste besaß das Gut bis 1945.

Neu Gaarz: Das Gut Neu Gaarz war um 1914 im Besitz der Familie von Wilamowitz-Moellendorff. Das zwei- und dreigeschossige Gutshaus aus dieser Zeit wurde saniert.

Nyengaartz wurde 1239 erstmals erwähnt.

Roggow: Gut Roggow wurde urkundlich erstmals 1345 erwähnt. Gutsbesitzer war die Familie von Oertzen (vor 1345 bis 1945). Das Herrenhaus Roggow im Stil der Tudorgotik stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Russow erhielt am Anfang des 14. Jahrhunderts seine Dorfkirche Russow als Feldsteinkirche. Bei dem neugotischen Turm von 1904 wurde der Spitzhelm in jüngerer Zeit abgebrochen. Das Gut war seit ca. 1650 eine Pertinenz (Nebengut) des Gutes Roggow (s.o.).

Politik

Stadtvertretung

Die Stadtvertretung von Rerik setzt sich nach der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 aus dem Bürgermeister Johann-Wolfgang Gulbis (SPD) und 12 weiteren gewählten Vertretern zusammen:[5]

Partei / Liste SPD CDU Die Linke Einzel-bewerber
Sitze 7 3 1 1
Stimmenanteil 55,75 % 28,44 % 9,02 % 4,11 %

Wappen

Das Wappen wurde am 1. April 1938 durch den Reichsstatthalter in Mecklenburg verliehen und unter der Nr. 217 der Wappenrolle von Mecklenburg registriert.

Blasonierung: „In Rot eine dreimastige goldene Kogge mit je einem Kastell auf dem Vorder- und Achterdeck, die Masten mit geblähten Segeln, Mastkörben und Krönchen auf den Spitzen, der Hauptmast mit langem Wimpel.“

Das Wappen wurde von dem Berliner Prof. Hans Schweitzer gestaltet.

Flagge

Die Flagge der Stadt Ostseebad Rerik besteht aus goldenem (gelbem) Tuch und ist in der Mitte mit dem Stadtwappen belegt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kirche Rerik
Seebrücke
Urdolmen östlich von Rerik

Infrastruktur

  • Rathaus Ostseebad Rerik, Dünenstraße 10
  • Kurverwaltung Ostseebad Rerik, Dünenstraße 7
  • Amt Neubukow-Salzhaff in Neubukow

Bildung, Soziales

  • Goethe-Schule als Grundschule, Kröpeliner Str. 5
  • Freie Schule Rerik in Vereinsträgerschaft, Kröpeliner Str. 5
  • Kindergarten Rerik Uns Kinnerstuv, Kröpeliner Str. 3

Vereine

  • Behinderten-Sportgemeinschaft Salzhaff Rerik
  • Heimatverein Salzhaff-Region
  • Shantychor Reriker Heulbojen
  • Seglerverein Alt-Gaarz
  • SV Steilküste Rerik

Wirtschaft

Das Ostseebad Rerik ist geprägt durch den Tourismus. 2010 konnten neben den Tagesbesuchern ca. 50.000 Feriengäste jährlich registriert werden. 2014 gab es 388.844 Gästeübernachtungen in Rerik und 65.736 am Salzhaff.

Verkehr

Rerik ist an mehrere Landesstraßen angebunden, die Bundesstraße 105 ist etwa elf Kilometer entfernt.

In den nahegelegenen Städten Neubukow (11 Kilometer entfernt) und Kröpelin (14 km) bestehen Bahnanschlüsse in Richtung Rostock, Schwerin und Lübeck. Beide Bahnhöfe sind von Rerik aus per Bus in wenigen Minuten erreichbar.

Nahe der Stadtgrenze ist der Flugplatz Rerik-Zweedorf für kleine Flugzeuge nutzbar.

In den Sommermonaten gibt es auf dem Salzhaff einen Fährverkehr[6] mit der „MS Salzhaff“ zur Insel Poel, geeignet für Fußgänger und Radfahrer. (Der Fährverkehr wurde 2016 eingestellt.)

Söhne und Töchter der Stadt

Sonstiges

In dem Roman Sansibar oder der letzte Grund von Alfred Andersch ist die Stadt Rerik bzw. eine Stadt dieses Namens der Hauptschauplatz einer Handlung, in deren Mittelpunkt eine Personengruppe steht, die die Skulptur „Lesender Klosterschüler“ von Ernst Barlach vor den Nationalsozialisten rettet. Dabei versieht Andersch jedoch dieses literarische Rerik mit landschaftlichen und baulichen Gegebenheiten, die er der gesamten Küstenregion und insbesondere Wismar entnimmt. So hat das wirkliche Rerik beispielsweise nie einen Hochseehafen gehabt.

Weblinks

Commons: Rerik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2022 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Regionales Raumentwicklungsprogramm Mittleres Mecklenburg/Rostock 2011 – Zentralorte und perspektivische Entwicklung, Planungsregion MMR, abgerufen am 12. Juli 2015
  3. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2002
  4. 1238 lt. Infotafel vor dem Herrenhaus; 1352 lt. Webseite der Stadt
  5. Amt Neubukow-Salzhaff – Wahlergebnis Kommunalwahl 2014 Rerik
  6. Unser Fahrgebiet rund um Rerik. Abgerufen am 8. Dezember 2015.