Herisau

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Herisau
Wappen von Herisau
Wappen von Herisau
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell Ausserrhoden (AR)
Bezirk: Hinterland
BFS-Nr.: 3001i1f3f4
Postleitzahl: 9100
UN/LOCODE: CH HSA
Koordinaten: 739022 / 249957Koordinaten: 47° 23′ 9″ N, 9° 16′ 48″ O; CH1903: 739022 / 249957
Höhe: 771 m ü. M.
Höhenbereich: 588–995 m ü. M.[1]
Fläche: 25,20 km²[2]
Einwohner: i15'744 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 625 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
23,5 %
(31. Dezember 2022)[4]
Gemeindepräsident: Renzo Andreani (SVP)
Website: www.herisau.ch
Blick auf Herisau
Blick auf Herisau

Blick auf Herisau

Lage der Gemeinde
Karte von HerisauKanton Appenzell InnerrhodenKanton Appenzell InnerrhodenKanton St. GallenKanton St. GallenBezirk MittellandBezirk VorderlandHerisauHundwilSchönengrundSchwellbrunnStein ARUrnäschWaldstatt
Karte von Herisau
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Herisau ist eine politische Gemeinde im Bezirk Hinterland des Kantons Appenzell Ausserrhoden in der Schweiz. Herisau ist Sitz des Kantonsparlaments, der Kantonsregierung und der Kantonspolizei von Appenzell Ausserrhoden und gilt neben Trogen (Sitz der Judikative) de facto als Hauptort des Kantons.

Herisau wurde zur Alpenstadt des Jahres 2003 gekürt.

Geographie

Herisau liegt etwas südlich von St. Gallen an der Glatt, am Jakobsweg von Rorschach nach Einsiedeln.

Nachbargemeinden von Herisau sind St. Gallen, Stein, Hundwil, Waldstatt, Schwellbrunn, Degersheim, Flawil und Gossau.

Politik

Legislative

Die Legislative in Herisau ist der Einwohnerrat. Er besteht aus 31 Mitgliedern und wird alle vier Jahre durch das Volk neu gewählt (Proporz).

5
5
3
9
9
Insgesamt 31 Sitze

Exekutive

Die Exekutive in Herisau ist der Gemeinderat. Er besteht aus sieben Mitgliedern und wird alle vier Jahre durch das Volk neu gewählt (Majorz).

Mitglieder des Herisauer Gemeinderates[6]
Name Partei
Regula Ammann-Höhener (seit 2004) Forum
Renzo Andreani (Gemeindepräsident, seit 2014) SVP
Max Eugster (seit 2006) SP
Florian Hunziker (seit 2015) SVP
Annette Joos-Baumberger (seit 2006) FDP
Sandra Nater-Schönenberger (seit 2014) FDP
Ursula Rütsche-Fässler (seit 2006) CVP

Geschichte

Herisau um 1900

Herisau wurde 837 erstmals erwähnt. Die Gegend gehörte zum Kloster Sankt Gallen. Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert wurden auf dem Gebiet um Herisau drei Burgen (Urstein, Rosenberg und Rosenburg) durch die Herren von Rorschach (Rosenberg) errichtet.[7] Von diesen drei Festungsanlagen existieren heute nur noch Ruinen. Die ehemalige Rosenburg oberhalb vom Ortsteil Ramsen wird heute Ruine Ramsenburg genannt, ihre Überreste wurden 1937 restauriert.

In den Appenzellerkriegen löste sich der Ort 1433 von Sankt Gallen. Während der Reformation wurde Herisau reformiert und deshalb im Rahmen der Landteilung Teil von Appenzell Ausserrhoden. Hauptort war zunächst Trogen. Herisau erhielt Teile dieser Funktion erst 1877.

1648 trennte sich Schwellbrunn und 1719 auch Waldstatt von Herisau.

Das Textilgewerbe war seit dem 16. Jahrhundert wichtigste Quelle des relativen Wohlstandes der Gemeinde. Einzelne im Leinwandhandel tätige Familien machten damit zeitweise ein beträchtliches Vermögen. Daher fanden von 17. bis zum 19. Jahrhundert 17 Goldschmiede in Herisau ihr Auskommen. Von ihren Arbeiten sind nebst verschiedenen Abendmahlskelchen, vor allem Patengeschenke (Löffel) und vereinzelt Hoheitszeichen (Weibelschilde) erhalten geblieben.

Bevölkerung

Bevölkerungszusammensetzung

Die 15'822 Einwohner von Herisau setzten sich wie folgt zusammen (Stand: 31. Dezember 2015):[5]

Konfessionen:

  • evangelisch-reformiert: 36,8 %
  • römisch-katholisch: 30,8 %
  • andere / ohne: 32,4 %

Geschlechter:

  • weiblich: 50,41 %
  • männlich: 49,59 %

Altersstruktur:

  • 0–19 Jahre: 19,0 %
  • 20–64 Jahre: 63,2 %
  • Über 64 Jahre: 17,8 %

Bevölkerungsentwicklung

Die Herisauer Bevölkerung hat sich wie folgt entwickelt:[8]

Jahr Einwohner Schweizer % deutschsprachig % protestantisch % römisch-katholisch
1667 3021
1734 4816
1780 5933
1813 6863
1830 7014
1850 8387 8189 97,1 % 2,9 %
1870 9705 9481 92,9 % 6,2 %
1888 12’937 12’082 98,9 % 87,7 % 12,0 %
1900 13’497 12’426 98,1 % 84,9 % 14,7 %
1910 15’336 13’550 95,0 % 81,4 % 18,0 %
1930 13’599 12’784 98,4 % 82,8 % 16,6 %
1950 13’407 12’819 97,6 % 80,6 % 18,6 %
1970 14’597 12’128 86,0 % 66,3 % 31,3 %
1990 15’624 12’731 84,6 % 55,3 % 34,1 %
2000 15’882 12’535 87,0 % 48,3 % 32,1 %
2010 15’236 12’353

Kultur

Sehenswürdigkeiten

  • Dorfkern. Da Herisau ein Marktflecken war, erinnert dieser Ortsteil an eine Altstadt.
  • Reformierte Pfarrkirche St. Laurentius (erbaut 1516–1520, spätgotisch, barocke Glocke aus dem ehemaligen Kloster Salem, Abendmahlskelch von Christoph Laminit, Memmingen
    Abendmahlskelch von Christoph Laminit
    )
  • Das aus einer alten Mühle hervorgegangene und 1778 zur Textildruckerei erweiterte Schwarze Haus ist ein frühes Industriedenkmal. Heute dient es als Wohnhaus.[9]
  • Der Weiler Schwänberg gilt als die älteste Siedlung des Appenzellerlandes. Sehenswert ist beispielsweise das so genannte alte Rathaus - das Wohnhaus eines Söldnerhauptmanns aus dem Dreissigjährigen Krieg.

Einige Gebäude im Ortskern und auf dem übrigen Gemeindegebiet von Herisau (vergl. Weiler Schwänberg) sind auf der Liste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung im Kanton Appenzell Ausserrhoden.

Herisau, historisches Zentrum (2011)

Veranstaltungen

  • Die Fasnacht dauert vom schmutzigen Donnerstag bis zum Funkensonntag. Am Aschermittwoch wird Gidio Hosestoss von den Herisauer Schulkindern zu Grabe getragen. Am darauffolgenden Sonntag wird er auf dem «Ebnet» verbrannt. Herisau gilt auch als Hochburg der ostschweizer Beizenfasnacht.
  • Am «Blochmontag», dem Montag nach Aschermittwoch, findet der Bloch-Umzug statt.[10]
  • Von April bis November wird jeden Samstagvormittag auf dem «Obstmarkt» ein Wochenmarkt durchgeführt.
  • Ein Kinderfest wird alle zwei Jahre durchgeführt. Die Herisauer Schulkinder werden von der Bevölkerung zum Mittagessen eingeladen. Anschliessend finden ein Umzug und verschiedene Aufführungen statt.
  • Alternierend zum Kinderfest wird alle zwei Jahre das Herisauer Dorffest durchgeführt. Unter Mitwirkung zahlreicher Vereine wird im Dorfzentrum gefeiert.[11]
  • Die Viehschau findet jeweils am Dienstag nach dem Bettag statt.
  • Alle zwei Jahre im September präsentiert das Gewerbe aus der Region während vier Tagen seine Produkte an der Herisauer Herbstmarkt-Ausstellung (HEMA) in einer Zeltstadt auf dem Kreckel-Areal.[12]
  • Jeweils am ersten Oktober-Wochenende ist von Freitag bis Montag ein Jahrmarkt auf dem Ebnet. Ein Warenmarkt auf der Bahnhofstrasse ergänzt am Sonntag und Montag das Angebot.
  • Im Dezember findet der «Christchindlimarkt» an der Oberdorfstrasse statt.[13]
  • Am 31. Dezember sind in Herisau die Silvesterchläuse unterwegs.

Wirtschaft

Wegen der ausreichend vorhandenen Wasserkraft wurde das Appenzellerland schon früh industrialisiert und einige bedeutende Firmen (u. a. die Huber+Suhner AG oder die Metrohm AG) haben ihren Sitz in Herisau.

Eisenbahnbrücke der Südostbahn

Persönlichkeiten

  • Johannes Zollikofer (1633–1692), Pfarrer (hier von 1666 bis zu seinem Tode daselbst)
  • Ernst Ulrich Buff (1873–1931), Kaufmann und Lebensreformer
  • Arnold Koller (1874–1959), Psychiater, geboren in Herisau, Begründer der «Herisauer Anstalt» (heute; Psychiatrisches Zentrum Appenzell Ausserrhoden)
  • Johannes Baumann (1876–1953), Schweizer Politiker und Bundesrat
  • Robert Walser (1878–1956), Schweizer Schriftsteller
  • Hans Eggenberger (1881–1946), Schweizer Kropfforscher
  • Fred Bauer (* 1928) Schweizer Grafiker und Künstler
  • Alfred Bollinger (1932–2015), Schweizer Mediziner, Professor für Angiologie
  • Marlies Schoch (1940–2016), Gastwirtin und parteilose Politikerin
  • Hans-Rudolf Merz (* 1942), Schweizer Politiker und Bundesrat
  • Markus Zürcher (1946), Schweizer bildender Künstler, Vertreter der Konzeptkunst
  • Jürg Frischknecht (1947–2016), Schweizer Journalist und Schriftsteller
  • Fredy Lienhard (* 1947), Autorennfahrer und Unternehmer
  • Ruth Erat (* 1951), Schweizer Lehrerin, Schriftstellerin, Malerin und Politikerin
  • Paul Giger (* 1952), Schweizer Violinist und Komponist
  • Ernst Schläpfer (* 1955), zweifacher Schwingerkönig
  • Jörg Eberle (* 1962), Schweizer Eishockeyspieler
  • Stixi (* 1965) und Sonja (* 1973), Schweizer Gesangsduett
  • Erich Keller (* 1968), Schweizer Musiker, Schriftsteller und Historiker
  • Costa Vece (* 1969), Schweizer Video- und Installationskünstler
  • Mathias Rusterholz (* 1971), Schweizer Leichtathlet, hält Schweizer Rekord im 400-m-Lauf
  • Daniel Stricker (* 1975), Schweizer Nationalliga-Eishockeyschiedsrichter
  • Paddy Kälin (* 1976), Schweizer Fernsehmoderator
  • David Zuberbühler (* 1979), Schweizer Politiker (SVP)
  • Andrea Caroni (* 1980), Schweizer Politiker (FDP)
  • Jonas Hiller (* 1982), Schweizer Eishockeynationaltorwart, Vertrag bei dem NHL Club Anaheim Ducks
  • Beat Forster (* 1983), Schweizer Eishockeyspieler, Vertrag bei dem NLA Club HC Davos

Literatur

  • Angelo Steccanella: Herisauer Goldschmiede[14]

Weblinks

Commons: Herisau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. a b Herisau in Zahlen. Abgerufen am 16. März 2016.
  6. Gemeinderat auf der Website der Gemeinde Herisau, abgerufen am 1. August 2014
  7. Herisau; 1 Bis zu den Appenzellerkriegen. HLS, abgerufen am 10. Oktober 2011.
  8. Thomas Fuchs: Herisau. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  9. Peter Witschi: Das Schwarze Haus am Glattbach, ein Herisauer Industriedenkmal. (Schweizerische Kunstführer, Band 668). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1999, ISBN 3-85782-668-1.
  10. Blochmontag Herisau
  11. Dorffest Herisau
  12. Herisauer Herbstmarkt-Ausstellung
  13. Christchindlimarkt Website des Christchindlimarktes Herisau
  14. online: Herisauer Goldschmiede (PDF; 694 kB)