ℍ
Die Quaternionen (Singular die Quaternion, von lateinisch quaternio, -ionis f. „Vierheit“) sind ein Zahlenbereich, der den Zahlenbereich der reellen Zahlen erweitert – ähnlich den komplexen Zahlen und über diese hinaus. Beschrieben (und systematisch fortentwickelt) wurden sie ab 1843 von Sir William Rowan Hamilton;[1] sie werden deshalb auch hamiltonsche Quaternionen oder Hamilton-Zahlen genannt. Olinde Rodrigues entdeckte sie bereits 1840 unabhängig von Hamilton.[2] Trotzdem wird die Menge der Quaternionen meistens mit
bezeichnet.
Die Quaternionen bilden einen Schiefkörper (oder Divisionsring), bei dem die Multiplikation auch von der Reihenfolge der Faktoren abhängt, also nicht kommutativ ist. Das heißt, es gibt Quaternionen
und
, bei denen

ist.
Einige aus dem Reellen bekannte Rechenregeln gelten deshalb für Quaternionen nicht, jedoch gelten Assoziativ- und Distributivgesetz sowie multiplikative Invertierbarkeit, d. h. die Existenz des Inversen
zu jedem
.
Die Quaternionen waren der erste derartige Gegenstand in der Geschichte der Mathematik.[3]
Quaternionen erlauben in vielen Fällen eine rechnerisch elegante Beschreibung des dreidimensionalen euklidischen Raumes und anderer Räume, insbesondere im Kontext von Drehungen. Daher verwendet man sie unter anderem in Berechnungs- und Darstellungsalgorithmen für Simulationen sowie zur Auswertung kristallographischer Texturen.[4] Sie sind aber auch als eigenständiges mathematisches Objekt von Interesse und dienen so zum Beispiel im Beweis des Vier-Quadrate-Satzes.
Die Quaternionen entstehen aus den reellen Zahlen durch Hinzufügen (Adjunktion) dreier neuer Zahlen, denen in Anlehnung an die komplex-imaginäre Einheit die Namen
,
und
gegeben werden. So ergibt sich ein vierdimensionales Zahlensystem (mathematisch ein Vektorraum) mit einem Realteil, der aus einer reellen Komponente besteht, und einem Imaginärteil aus drei Komponenten, der auch Vektorteil genannt wird.
Jede Quaternion lässt sich eindeutig in der Form

mit reellen Zahlen
,
,
,
schreiben. Damit bilden die Elemente
eine Basis, die Standardbasis der Quaternionen über
. Die Addition ist komponentenweise und wird vom Vektorraum geerbt. Multiplikativ werden die neuen Zahlen
,
,
gemäß den Hamilton-Regeln

verknüpft. Die Skalarmultiplikation
, die ebenfalls vom Vektorraum geerbt wird[5] und bei der die Skalare als mit jedem Element vertauschbar angesehen werden, zusammen mit der Addition, dem Rechtsdistributivgesetz und den Hamilton-Regeln erlauben es, die Multiplikation von der Basis auf alle Quaternionen zu erweitern. Da so auch jeder Skalar
als
in
eingebettet wird, kann
als Unterring von
aufgefasst werden.
Die so definierte Multiplikation ist assoziativ, erfüllt die beiden Distributivgesetze[6] und macht so die Quaternionen zu einem Ring. Sie ist allerdings nicht kommutativ, d. h. für zwei Quaternionen
und
sind die beiden Produkte
und
im Allgemeinen verschieden (s. u.). Das Zentrum von
, also die Menge derjenigen Elemente der multiplikativen Gruppe von
, die mit allen Elementen kommutieren, ist
.
Die Quaternionen bilden einen Schiefkörper (Divisionsring), da es zu jeder Quaternion
eine inverse Quaternion
gibt mit
.
Wegen der fehlenden Kommutativität werden Notationen mit Bruchstrich, wie z. B.
, vermieden.
Des Weiteren sind die Quaternionen eine vierdimensionale Divisionsalgebra über
– und bis auf Isomorphie die einzige.
Im weiteren Text werden folgende Schreibweisen benutzt:
Ist
eine Quaternion, dann werden ihre reellen Komponenten mit
bezeichnet, und diese sind der Basis
folgendermaßen zugeordnet

Gelegentlich wird eine vektorielle Schreibweise benötigt. Dabei werden bspw. die Komponenten
zu einem 3-dimensionalen Vektor
zusammengefasst, so dass man
mit dem 4-dimensionalen Vektor
identifizieren kann.[7]
Analoge Abmachungen sollen für andere Buchstaben wie
etc. gelten.
In mancher älteren Literatur wurden Quaternionen mit großen Frakturbuchstaben und die imaginären Einheiten als Einheitsvektoren mit kleinen
in Fraktur bezeichnet, z. B. so:

mit
.
Komplexe Zahlen tragen meist den Namen
und haben die reellen Komponenten
.
Die Konstruktion der Quaternionen ist der der komplexen Zahlen analog, allerdings wird nicht nur eine neue Zahl hinzugefügt, sondern derer drei, die mit
,
und
bezeichnet werden.
Die Linearkombinationen

über der Basis
spannen mit reellen Komponenten
den 4-dimensionalen Vektorraum der Quaternionen
auf. Als Vektorraum ist
isomorph zu
. Das Basiselement
, das die reellen Zahlen injektiv einbettet (und zugleich das neutrale Element der Multiplikation darstellt), wird in der Linearkombination meist weggelassen. Die Addition und Subtraktion geschieht komponentenweise.
Vom Vektorraum wird auch die Skalarmultiplikation übernommen, also die linke und rechte Multiplikation mit einer reellen Zahl, die distributiv zu jeder Komponente multipliziert wird. Diese Skalarmultiplikation ist eine Einschränkung der Hamilton-Multiplikation, die auf ganz
definiert ist. Die Hamilton-Multiplikation der Basiselemente untereinander oder etwas umfassender innerhalb der Menge

geschieht nach den Hamilton-Regeln

|
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|
|

|
.
|
Diese Regeln zusammen mit der Vertauschbarkeit von
mit jedem anderen Element geben eine vollständige Tafel für eine Verknüpfung vor, die sich als assoziativ erweist und
zu einer Gruppe macht – der Quaternionengruppe.
Unter Voraussetzung der Regel
(und der Gruppenaxiome) ist die Kombination aus
und
, in der das zyklische und antizyklische Verhalten der drei nicht-reellen Quaternionen-Einheiten zum Ausdruck kommt, ersetzbar durch die Einzelregel

|
.
|
Diese Einzelregel
könnte auch durch jede der fünf alternativen Einzelregeln
,
,
,
oder
ersetzt werden.
Mithilfe dieser Ersetzungsregeln, dem Assoziativgesetz und (linkem wie rechtem) Distributivgesetz lässt sich die Multiplikation auf ganz
fortsetzen. Die
kann man wie anti-kommutierende Variablen behandeln. Treten Produkte von zweien von ihnen auf, so darf man sie nach den Hamilton-Regeln ersetzen.
Die ausgearbeiteten Formeln für die 2 Verknüpfungen von zwei Quaternionen
und 
lauten

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(Addition)
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(Multiplikation)
|
- Herleitung:[8]
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Damit sind die für einen Ring erforderlichen zwei Verknüpfungen definiert. Es ist leicht nachgerechnet, dass alle Ring-Axiome erfüllt sind.
Das additive Inverse ist (wie in jedem Vektorraum) das Produkt mit dem Skalar −1. Die Subtraktion ist die Addition dieses Inversen.
Die für einen Schiefkörper erforderliche Division muss wegen der fehlenden Kommutativität durch eine Multiplikation mit dem (multiplikativen) Inversen ersetzt werden (siehe Inverses und Division).[9]
Ist
ein nicht-kommutativer Ring, dann lässt sich mit der Multiplikation

ein anderer Ring, der Gegenring genannte Ring
, erzeugen. Hier folgen alle Ringgesetze, das heißt das Assoziativgesetz sowie beide Distributivgesetze, aus den ursprünglichen Gesetzen. In diesem Ring gelten alle unter Grundrechenarten angeführten Rechenregeln bis auf die Multiplikation, bei der die Vorzeichen der Terme, die nur Koeffizienten
mit
und
haben, invertiert sind. Ferner gilt die Kurzform
.
Im Übrigen hat Gauß laut Lam:Eq. (1.4) die Quaternionenmultiplikation im Jahr 1819 genau so definiert.
Des Weiteren ist die Orientierung des Dreibeins
in
gespiegelt. Die Identität auf der Grundmenge
ist ein Antiisomorphismus und die Konjugation ein Isomorphismus
.
Die Nichtkommutativität ist gleichbedeutend mit der Verschiedenheit von
und
. Da beide Ringe die Ringaxiome der Quaternionen erfüllen, muss dieses Axiomensystem „unvollständig“ sein im Sinne Hölders. In diesem Sinn vollständig sind die Axiomensysteme der rationalen, reellen oder komplexen Zahlen.
Aufgrund der besonderen Stellung der Komponente
einer Quaternion

bezeichnet man sie – wie bei den komplexen Zahlen – als Realteil oder Skalarteil
,
während die Komponenten
zusammen den Imaginärteil oder Vektorteil

bilden. Häufig identifiziert man den Vektorteil auch mit dem Vektor
.
Zu jeder Quaternion

ist die konjugierte Quaternion definiert als
.
Da hier der Imaginärteil mit seinen Einheitsvektoren verknüpft bleibt und der Realteil als reelle Zahl eindeutig in die Quaternionen einzubetten ist, ergeben sich die einfachen Beziehungen

und
,
aus denen sich unmittelbar

und

ausrechnet.[10]
Ist eine Quaternion gleich ihrer Konjugierten, so ist sie reell, d. h. der Vektorteil ist null. Ist eine Quaternion gleich dem Negativen ihrer Konjugierten, so ist sie eine reine Quaternion, d. h. der Skalarteil ist null.
Weitere wichtige Eigenschaften der Konjugation sind:
Das Skalarprodukt
zweier Quaternionen, aufgefasst als Vektoren im
, ist definiert durch
.
Es gilt
.
Es ist eine positiv definite symmetrische Bilinearform, über die sich Norm und Betrag definieren lassen und mit der Winkel und Orthogonalität bestimmt werden können.
Ferner kann man damit die einzelnen Komponenten einer Quaternion isolieren:
.
Das aus der Physik weit verbreitete Vorgehen, das Skalarprodukt abkürzend wie eine Multiplikation mit dem Mittepunkt „
“ zu notieren, wird auch bei den Quaternionen häufig angewandt, wobei hier die Verwechslungsgefahr zwischen Quaternionenmultiplikation und Skalarprodukt hoch ist.
Im Folgenden verwenden wir folgende Konvention:
- Das Quaternionenprodukt wird stets ohne Benutzung des Mittepunkts durch Aneinanderreihung der Faktoren notiert.
- Das Skalarprodukt, und zwar sowohl das 4- wie das 3-dimensionale, wird in Multiplikationsschreibweise mit dem Mittepunkt „
“ notiert.
Das Kreuzprodukt zweier Quaternionen
ist das Kreuzprodukt (Vektorprodukt) ihrer Vektorteile und bis auf den Faktor 2 ihr Kommutator. Ist
und
, so ist

Identifiziert man Quaternionen

|
und
|
|
mit Paaren aus einem Skalar
und einem Vektor
mit 
|
bzw.
|
mit ,
|
so lässt sich die Multiplikation mithilfe des (dreidimensionalen) Skalarprodukts und Kreuzprodukts beschreiben:
.
Zwei Quaternionen sind demnach genau dann miteinander vertauschbar, wenn ihr Kreuzprodukt 0 ist, wenn also ihre Vektorteile als reelle Vektoren linear abhängig sind (s. a. Einbettung der komplexen Zahlen).
Das Skalarprodukt einer Quaternion
mit sich selbst, welches gleich dem Quaternionenprodukt mit der Konjugierten ist, wird Norm genannt:
[12]
Insbesondere ist dieser Wert reell und nichtnegativ.
Die Quadratwurzel daraus

wird Betrag oder Länge der Quaternion
genannt und stimmt überein mit Betrag oder euklidischer Länge des Vektors
. Er erfüllt die wichtige Eigenschaft
,
die Multiplikativität des Betrags.
Mit dem Betrag werden die Quaternionen zu einer reellen Banachalgebra.
Bei einer nicht-kommutativen Multiplikation muss man die Gleichungen

|
und
|
|
unterscheiden. Wenn das Inverse
existiert, dann sind

|
bzw.
|
|
respektive Lösungen, die nur dann übereinstimmen, wenn
und
kommutieren, insbesondere wenn der Divisor
reell ist. In solch einem Fall kann die Schreibweise
verwendet werden – bei allgemeinen Divisionen wäre sie nicht eindeutig.
Wenn zusätzlich
existiert, gilt die Formel
,
denn
und
.
Für

ist die Norm

reell und positiv. Die Quaternion

erfüllt dann die Bedingungen des Rechts-

und des Links-Inversen

und kann deshalb als das Inverse schlechthin von
bezeichnet werden.
Eine Quaternion, deren Vektorteil 0 ist, wird mit der ihrem Skalarteil entsprechenden reellen Zahl identifiziert.
Eine Quaternion, deren Realteil 0 ist (äquivalent, deren Quadrat reell und nichtpositiv ist), nennt man rein, rein imaginär oder vektoriell. Die Menge der reinen Quaternionen wird als
oder
notiert. Sie ist ein dreidimensionaler reeller Vektorraum mit Basis
. Für reine Quaternionen nimmt die Multiplikation eine besonders einfache Form an:
.
Eine Einheitsquaternion (auch normierte Quaternion, Quaternion der Länge 1) ist eine Quaternion, deren Betrag gleich 1 ist. Für sie gilt (analog zu den komplexen Zahlen)
.
Für eine beliebige Quaternion
ist

eine Einheitsquaternion, die man manchmal auch als das Signum oder den Versor von
bezeichnet.
Das Produkt zweier Einheitsquaternionen und die Inverse einer Einheitsquaternion sind wieder Einheitsquaternionen. Die Einheitsquaternionen bilden also eine Gruppe.
Geometrisch kann man die Menge der Einheitsquaternionen als die Einheits-3-Sphäre
im vierdimensionalen euklidischen Raum und damit als Lie-Gruppe interpretieren, mit dem Raum der reinen Quaternionen als zugehöriger Lie-Algebra. Die Darstellung als komplexe Matrizen verdeutlicht die umkehrbar eindeutige Entsprechung der Einheitsquaternionen mit der speziellen unitären Gruppe
.
Die einzigen reellen Einheitsquaternionen sind
. Sie machen auch das Zentrum von
aus.
Einheitsquaternionen, die auch reine Quaternionen sind, lassen sich als diejenigen Quaternionen charakterisieren, deren Quadrate
ergeben:
.[13]
Sie liegen in der Äquatorhyperebene der 3-Sphäre
und machen die Einheits-2-Sphäre
des dreidimensionalen Raums
aus.
Jede Quaternion
mit Quadrat
definiert einen Einbettungsisomorphismus
der komplexen Zahlen in die Quaternionen

mit
und
als imaginärer Einheit der komplexen Zahlen. Dabei sind die Bildmengen der
und
entsprechenden Einbettungen identisch:
.
Eine jede solche Quaternion darf
genannt werden, eine senkrechte dazu
und ihr Produkt
.[14]:Seite 40. [15]
Jede nicht-reelle Quaternion liegt in genau einer solchen Einbettung von
. Zwei Quaternionen sind genau dann vertauschbar, wenn es eine gemeinsame Einbettung gibt.
Zwei verschiedene Bilder haben die reelle Achse zum Durchschnitt.
So betrachtet, sind die Quaternionen eine Vereinigung komplexer Ebenen.
Jede Einheitsquaternion
kann auf eindeutige Weise in der Form
- mit dem Polarwinkel[16] von
![{\displaystyle \phi :=\arccos(x_{0})=\arccos(\operatorname {Re} x^{\circ })\in {]0,\pi [}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/ba6dfab7ee43d76b4b6c3d23242808efa64cd9f3)
- und der reinen Einheitsquaternion

dargestellt werden.
Mit der verallgemeinerten Exponentialfunktion lässt sich das wegen
auch schreiben als

mit der reinen Quaternion
. Will man also eine reine Quaternion
exponentiieren, so ist ihr Betrag
und die reine Einheitsquaternion
zu bilden, und es ergibt sich die Einheitsquaternion
.
Der Fall
lässt sich stetig ergänzen.
Damit ist die Exponentialabbildung
surjektiv.
Nun ist
für alle
mit
, und das sind unendlich viele.
Gleichwohl ist die Einschränkung
bijektiv.
Sie ist stetig, wegen der Nicht-Kommutativität der Multiplikation aber kein Homomorphismus[17].
Allgemein lässt sich jede nicht-reelle Quaternion eindeutig in der Form
- mit dem Polarwinkel von
![\phi = \arccos \left(\frac{\operatorname{Re} x}{|x|}\right) \in{]0,\pi[}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/148ed5faa58172d2242beab1ebeaa6c501bf045d)
- und der reinen Einheitsquaternion (der reinen und normierten Quaternion von
)

schreiben. Durch die Festlegung
ist
, so dass
in dieselbe Richtung wie der Vektorteil
zeigt.
Jede nicht reell-negative Quaternion schreibt sich eindeutig als

mit einer reinen Quaternion
mit
.
Diese Darstellungen sind der Polarform komplexer Zahlen

(mit
als imaginärer Einheit) analog. Für die Funktionalgleichung

müssen
allerdings kommutieren.[17][18]
Das Exponential einer nicht-reellen Quaternion
ist:

mit
.
Der (natürliche) Logarithmus einer nicht-reellen Quaternion
ist:
[19]
Für nicht-reelles
sind sie Umkehrfunktionen voneinander

und, falls
,
.
Für nicht-reelles, mit
kommutierendes
gelten die Funktionalgleichungen

und
,
letzteres für
mit hinreichend kleinem Imaginärteil.
Im
kommutativen Diagramm müssen sich

und

auf

vertragen.
Da
als eine Vereinigung von Einbettungen komplexer Ebenen aufgefasst werden kann (s. Abschnitt #Einbettung der komplexen Zahlen), kann man versuchen, Funktionen
[20] mithilfe der genannten Einbettungsisomorphismen
vom Komplexen ins Quaternionische zu liften. Dabei ist zu fordern, dass die so gewonnenen Funktionen
mit
bei Überschneidungen der Definitionsbereiche dasselbe Ergebnis liefern, so dass die vereinigte Funktion
auf der Vereinigungsmenge
vermöge
als
in wohldefinierter Weise gebildet werden kann.
Sei
eine komplexwertige Funktion
einer komplexen Variablen
mit reellen
und reellen 
Einbettbarkeit:
ist genau dann einbettbar in die Quaternionen, wenn
eine gerade und
eine ungerade Funktion des jeweils zweiten Arguments
ist.
Beweis
|
Ist eine beliebige nicht-reelle Quaternion, dann ist eine reine und normierte Quaternion mit . Seien ferner und , die beide reell sind. Sowohl wie ist ein Einbettungsisomorphismus für das Bild . Im ersteren Fall ist das Urbild von , im zweiten Fall haben wir wegen das Urbild ; jeweils mit als der imaginären Einheit von . Die Urbilder sind verschieden, das Bild, das bei der zu bildenden Funktion als Argument fungieren soll, ist aber beidesmal .
Das „Liften“ wird durch die Einbettung der Funktionswerte als

und

vervollständigt (s. Diagramm). Nun ist nach Voraussetzung

so dass sich

ergibt und nicht von der Wahl des Einbettungsisomorphismus abhängt.
Die Bedingung ist auch notwendig. Denn lässt umgekehrt die Funktion eine Einbettung in die Quaternionen zu, so gibt es zu jedem eine geeignete reine Einheitsquaternion und reelle mit und

Bei der konjugierten Quaternion hat die Einbettung dasselbe Bild wie und also dieselbe Definitionsmenge wie .
Der Funktionswert

muss also mit dem vorigen für alle übereinstimmen. ■
|
Die eingebettete Funktion
stimmt auf allen Teilmengen
mit
überein, kann also als Fortsetzung von
angesehen werden und, wenn Verwechslungen nicht zu befürchten sind, wird auch der Funktionsname beibehalten.
Ist
eine einbettbare Funktion, so ist
wegen der Ungeradheit von
in der zweiten Variablen, also
und
für
. Somit folgt aus der Einbettbarkeit, dass die Einschränkung aufs Reelle reell ist.[21] Zu dieser Klasse von komplexen Funktionen gehören Norm und Betrag, aber auch alle Laurent-Reihen
mit reellen Koeffizienten
, so die Exponential- und Logarithmusfunktion.[22]
Schwieriger ist es, eine allgemeine quaternionische Analysis mit Differential- und/oder Integralrechnung aufzustellen.
Ein Problem springt unmittelbar ins Auge: der Begriff des Differenzenquotienten
, der in der reellen wie der komplexen Analysis so erfolgreich ist, muss wegen der Nicht-Kommutativität als linke und rechte Version definiert werden. Legt man dann genauso strenge Maßstäbe wie bei der komplexen Differenzierbarkeit an, dann stellt sich heraus, dass bestenfalls lineare Funktionen, und zwar
links und
rechts, differenzierbar sind.[23] Immer definieren lässt sich aber eine Richtungsableitung und das Gâteaux-Differential.
Ausgehend von den Cauchy-Riemannschen Differentialgleichungen und dem Satz von Morera wurde folgender Regularitätsbegriff gefunden: Eine quaternionische Funktion ist regulär an der Stelle
, wenn ihr Integral über jeder hinreichend kleinen
umschließenden Hyperfläche verschwindet.[24][25][26]
Beschreibung anderer Konstrukte mit Hilfe von Quaternionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Minkowski-Skalarprodukt zweier Quaternionen, aufgefasst als Vektoren im Minkowski-Raum, ist der Skalarteil von
:

Im Folgenden werden Vektoren im dreidimensionalen Raum
mit reinen Quaternionen
, also die üblichen
-Koordinaten mit den
-Komponenten identifiziert. Definiert man den Nabla-Operator (wie Hamilton) als

und wendet ihn auf eine skalare Funktion
als (formale) Skalarmultiplikation an, erhält man den Gradienten

Die Anwendung auf ein Vektorfeld

als (formales) Skalarprodukt ergibt die Divergenz
.
Die Anwendung auf ein Vektorfeld als (formales) Kreuzprodukt ergibt die Rotation
.
Die Anwendung auf ein Vektorfeld als (formales) Produkt zweier reiner Quaternionen ergibt

mit
als Skalarteil und
als Vektorteil der Quaternion.
Zweimalige Anwendung auf eine Funktion
ergibt den Laplace-Operator

d. h.
wirkt wie ein Dirac-Operator als (formale) „Quadratwurzel“ des (negativen) Laplace-Operators.
Einheitsquaternionen können für eine elegante Beschreibung von Drehungen im dreidimensionalen Raum verwendet werden: Für eine feste Einheitsquaternion
ist die Abbildung
bzw. 
auf
eine Drehung. (Hier, wie im Folgenden, ist nur von Drehungen die Rede, die den Ursprung festlassen, d. h. deren Drehachse durch den Ursprung verläuft.)
Die Polardarstellung stellt die Einheitsquaternion
durch einen Winkel
und eine reine Einheitsquaternion
eindeutig dar als
.
Dann ist
eine Drehung des
um die Achse
mit Drehwinkel
.
Für jede Einheitsquaternion
definieren
und
dieselbe Drehung; insbesondere entsprechen
und
beide der identischen Abbildung (Drehung mit Drehwinkel 0). Im Unterschied zur Beschreibung von Drehungen durch orthogonale Matrizen handelt es sich also um keine 1:1-Entsprechung, zu jeder Drehung
gibt es genau zwei Einheitsquaternionen
mit
.
Die Hintereinanderausführung von Drehungen entspricht der Multiplikation der Quaternionen, d. h.

Die Umkehrung der Drehrichtung entspricht dem Inversen:

Damit ist die Abbildung

ein Homomorphismus der Gruppe
der Einheitsquaternionen in die Drehgruppe
. Sie ist eine Überlagerung der
, und, da ein Bildelement
genau die zwei Urbilder
hat, zweiblättrig, weshalb der Homomorphismus auch 2:1-Überlagerung(shomomorphismus)[14]:Seite 33. genannt wird. Ferner ist sie universell, da
einfach zusammenhängend ist.
Explizit entspricht der Einheitsquaternion
,

mit
und
die Drehmatrix
![{\displaystyle {\begin{array}{rlll}D_{q}:=&{\begin{bmatrix}q_{0}^{2}+q_{1}^{2}-q_{2}^{2}-q_{3}^{2}&-2q_{0}q_{3}+2q_{1}q_{2}&2q_{0}q_{2}+2q_{1}q_{3}\\2q_{0}q_{3}+2q_{1}q_{2}&q_{0}^{2}-q_{1}^{2}+q_{2}^{2}-q_{3}^{2}&-2q_{0}q_{1}+2q_{2}q_{3}\\-2q_{0}q_{2}+2q_{1}q_{3}&2q_{0}q_{1}+2q_{2}q_{3}&q_{0}^{2}-q_{1}^{2}-q_{2}^{2}+q_{3}^{2}\end{bmatrix}}\\[.3em]=&{\begin{bmatrix}1-2(q_{2}^{2}+q_{3}^{2})\;\;\;\;&-2q_{0}q_{3}+2q_{1}q_{2}\;\;\;\,&2q_{0}q_{2}+2q_{1}q_{3}\;\;\quad \\2q_{0}q_{3}+2q_{1}q_{2}&1-2(q_{1}^{2}+q_{3}^{2})&-2q_{0}q_{1}+2q_{2}q_{3}\\-2q_{0}q_{2}+2q_{1}q_{3}&2q_{0}q_{1}+2q_{2}q_{3}&1-2(q_{1}^{2}+q_{2}^{2})\end{bmatrix}}\in \mathrm {SO} (3)\end{array}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/4e82fb7f2bbadb0c9cbdcd817bc74270d89592f5)
eine Formel, die auch als Euler-Rodrigues-Formel bekannt ist.
Sie bildet eine reine Quaternion
auf
ab.
Ist umgekehrt die Drehmatrix
[27]
gegeben und ist die Spur
mit
,
dann bewerkstelligt die Quaternion

die Drehung
, denn es ist
für jede reine Quaternion
.
Wenn man die homogen formulierte Version von
als Eingabematrix nimmt, produziert die gezeigte Lösung mit
die Quaternion
. Wegen
kann die Homogenität in den
durch die Setzung
aufrechterhalten werden.
Die
hat wie die
über
die Dimension 3. Die 9 Komponenten von
können also nicht alle frei wählbar sein. Da einer jeden Matrix
eine Quaternion
entspricht, decken die Drehmatrizen
die ganze
ab. Bei
ist
. Falls also
wirklich
, ist auch
die Einheitsquaternion zu
.
Überlegungen zur numerischen Stabilität des Problems finden sich in en:Rotation matrix#Conversions.
Für Eulerwinkel gibt es verschiedene Konventionen; die folgende Darlegung bezieht sich auf die Drehung, die man erhält, wenn man zuerst um die
-Achse um den Winkel
, dann um die neue
-Achse um den Winkel
und schließlich um die neue
-Achse um den Winkel
dreht, d. i. die sog. „x-Konvention“ (z, x’, z’’) mit allen Winkeln doppelt. Die Einzeldrehungen entsprechen den Einheitsquaternionen

und da jeweils um die mitgedrehten Achsen gedreht wird, ist die Reihenfolge der Komposition umgekehrt. Die Gesamtdrehung entspricht also




Für andere Konventionen ergeben sich ähnliche Formeln.
Die Eulerwinkel zu einer gegebenen Quaternion lassen sich an der zugehörigen Drehmatrix ablesen.
Wie im Abschnitt Einheitsquaternionen gezeigt, gibt es einen durch die Hamiltonschen Zahlen vermittelten Isomorphismus zwischen der Gruppe
der Einheitsquaternionen und der speziellen unitären Gruppe
. Diese beiden Gruppen sind isomorph zur Spingruppe
(zur Physik: siehe Spin).
Die 2:1-Überlagerung liefert also einen Homomorphismus der Spingruppe
in die Drehgruppe
. Diese Überlagerung ist zweiblättrig und universell, da
im Gegensatz zur
einfach zusammenhängend ist. Die natürliche Operation von
auf
ist eine sog. Spinordarstellung.
Die aus der Quantenmechanik bekannten sog. Pauli-Matrizen
stehen in einfacher Beziehung zu den drei Erzeugenden
der
. Das wird besonders deutlich in der Darstellung als komplexe Matrizen:
,
dabei ist
die imaginäre Einheit der komplexen Zahlen.
Die Pauli-Matrizen haben −1 zur Determinante (sind also keine Quaternionen), sind spurfrei und hermitesch und kommen daher in der Quantenmechanik als messbare Größen in Frage, was sich für die Anwendungen (s. mathematische Struktur der Quantenmechanik) als wichtig erwiesen hat. Einzelheiten sind im Artikel SU(2) dargestellt.
Analog zum dreidimensionalen Fall kann man jede orientierungserhaltende orthogonale Abbildung von
in sich selbst in der Form

für Einheitsquaternionen
beschreiben. Es gilt

Diese Konstruktion liefert eine Überlagerung

mit Kern
.
Der 2:1-Überlagerungshomomorphismus
,
der einer Einheitsquaternion
die 3D-Drehung

zuordnet, muss eine endliche Gruppe
von Quaternionen in eine endliche Gruppe
überführen, die dann eine endliche Drehgruppe im
ist. Man findet zyklische Gruppen
und Polyedergruppen, also die Diedergruppen
(Zählweise der n-Ecke), die Tetraedergruppe
, die Oktaedergruppe
und die Ikosaedergruppe
.
Die Erzeugenden der zyklischen Gruppen sind Einbettungen von Einheitswurzeln
.[28] Die Urbilder der
,
,
,
unter
werden mit
,
,
,
bezeichnet und heißen binäre Diedergruppe etc. Für eine Polyedergruppe
ist also
.[29]
Die endlichen Gruppen von Quaternionen sind demnach[14]: 3.5 The Finite Groups of Quaternions, S. 33
:
Gruppe |
erzeugt von |
Ordnung |
konvexe Hülle im bzw.
|
 |
 |
 |
reguläres n-Eck
|
 |
 |
 |
[30], bei n=2 zugleich: regulärer 16-Zeller
|
 |
 |
 |
regulärer 24-Zeller
|
 |
 |
 |
[30] = Dihektaoktokontaoktochor (288-Zeller)
|
 |
 |
 |
regulärer 600-Zeller
|
mit
,
,
,
.
Die zyklischen Gruppen
sind in naheliegender Weise Untergruppen von anderen Gruppen. Die Quaternionengruppe
=
ist eine Untergruppe der binären Tetraedergruppe
.
Die Automorphismengruppe von
ist isomorph zur Oktaedergruppe
(Symmetrische Gruppe). Ihre Elemente sind ebenfalls Automorphismen von
,
,
und
.
Die konvexen Hüllen sind (bis auf die Fälle
, bei denen man mit 2 Dimensionen auskommt) 4-Polytope und haben, da alle Gruppenelemente von der Länge 1 sind, die Einheits-3-Sphäre
als Um-3-Sphäre. Die Ränder dieser 4-Polytope, also die Zellen, sind Ansammlungen von Tetraedern – bis auf den Fall
, bei dem es Oktaeder sind. Bei den regulären unter den konvexen Hüllen ist es klar, dass die Zellen ebenfalls regulär und zueinander kongruent sind und es eine In-3-Sphäre gibt, die alle Zellen (an ihrem Mittelpunkt) berührt. Die übrigen, nämlich
und
, spannen sog. perfekte[30] 4-Polytope auf. Hier sind die Zellen tetragonale Disphenoide, welche ebenfalls alle zueinander kongruent sind und an ihrem Mittelpunkt von der In-3-Sphäre berührt werden.
Ein jeder Ring-Automorphismus
von
ist ein innerer,[31] d. h. es gibt eine Quaternion
, so dass
. Daraus folgt:
- Das Zentrum
bleibt fest, d. h.
für alle
.
- Man kann sich auf die Einheitsquaternionen
beschränken.
- Ein Automorphismus ändert nicht das Skalarprodukt, d. h.
.
- Die Automorphismen sind genau die winkel- und längentreuen Drehungen von
aus dem Abschnitt Drehungen im dreidimensionalen Raum.
- Wegen der Längentreue sind die Automorphismen stetig, somit zusätzlich topologisch.
hat das Zentrum
. Folglich ist die Automorphismengruppe
.
Die Konjugation als Spiegelung an der reellen Achse ist antihomomorph[32] in der Multiplikation, d. h.
, und wird als involutiver Antiautomorphismus bezeichnet, weil sie zudem eine Involution ist.
Im Ring
der komplexen 2×2-Matrizen bildet man den von den Elementen

erzeugten Unterring
[33], wobei die imaginäre Einheit der komplexen Zahlen als
kenntlich gemacht ist.[34]
Eine Matrix

mit reellen
und komplexen
hat die Determinante
, die nur dann 0 ist, wenn
. Somit sind alle von der Nullmatrix verschiedenen Matrizen invertierbar – und der Ring
ist ein Schiefkörper.[35]
Der so konstruierte Schiefkörper erweist sich als isomorph zu den Quaternionen. Denn die Abbildung
mit den Zuordnungen

ist homomorph in den Verknüpfungen Addition und Multiplikation, wobei letztere der Matrizenmultiplikation zuzuordnen ist. Die konjugierte Quaternion geht auf die adjungierte Matrix und die Norm auf die Determinante. Darüber hinaus ist die Abbildung injektiv und stetig, also topologisch.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten für die Einbettung
, die alle zueinander konjugiert und homöomorph sind.[36]
Ganz analog kann man die Quaternion
auch als reelle 4×4-Matrix

![{\displaystyle =x_{0}\left[{\begin{smallmatrix}{\begin{array}{rrrr}1&0&0&0\\0&1&0&0\\0&0&1&0\\0&0&0&1\end{array}}\end{smallmatrix}}\right]+x_{1}\left[{\begin{smallmatrix}{\begin{array}{rrrr}0&1&0&0\\-1&0&0&0\\0&0&0&-1\\0&0&1&0\end{array}}\end{smallmatrix}}\right]+x_{2}\left[{\begin{smallmatrix}{\begin{array}{rrrr}0&0&1&0\\0&0&0&1\\-1&0&0&0\\0&-1&0&0\end{array}}\end{smallmatrix}}\right]+x_{3}\left[{\begin{smallmatrix}{\begin{array}{rrrr}0&0&0&1\\0&0&-1&0\\0&1&0&0\\-1&0&0&0\end{array}}\end{smallmatrix}}\right]}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/dd796b78ac931e7f14264a97a23b576b17f8ca16)
schreiben. Die Konjugation der Quaternion entspricht der Transposition der Matrix und der Betrag der vierten Wurzel aus der Determinante.
Das Modell der reellen Matrizen ist bspw. dann vorteilhaft, wenn man eine Software für lineare Algebra mit Schwächen bei den komplexen Zahlen hat.
Eine elegante, aber zugleich abstrakte Konstruktion stellt der Weg über den Quotienten des nichtkommutativen Polynomrings in drei Unbestimmten dar, deren Bilder
sind, modulo dem Ideal, das von den Hamilton-Regeln erzeugt wird. Alternativ kommt man auch mit nur zwei Unbestimmten aus.
Auf diese Weise ergibt sich die Quaternionen-Algebra als Clifford-Algebra der zweidimensionalen, euklidischen Ebene mit Erzeugern
. Im Zusammenhang mit dreidimensionalen Drehungen ist auch die Interpretation als der gerade Anteil der Clifford-Algebra des dreidimensionalen, euklidischen Raumes wichtig. Die Erzeuger werden dann mit
identifiziert.
Es gibt bis auf Isomorphie genau vier endlichdimensionale
-Algebren, deren Multiplikation ohne Nullteiler ist, nämlich den Körper
der reellen Zahlen selbst, den Körper
der komplexen Zahlen, den Schiefkörper
der Quaternionen und den Alternativkörper
der Cayleyschen Oktaven.[37][38][39]
Das Zentrum von
ist
; die Quaternionen sind also eine zentraleinfache Algebra über
. Reduzierte Norm und Spur sind durch
bzw. 
gegeben.
Beim Basiswechsel von
zum algebraischen Abschluss
werden die Quaternionen zu einer Matrizenalgebra:

Die komplexe Konjugation auf dem Faktor
des Tensorproduktes entspricht einer Involution
der Matrizenalgebra. Die Invarianten von
, d. s. die von
fix gelassenen Elemente
mit
, bilden eine zu
isomorphe Algebra. Zur oben angegebenen Matrixdarstellung der Quaternionen als komplexe Matrizen passt die Involution
mit
.
Die Tatsache, dass die Brauergruppe von
nur aus zwei Elementen besteht, spiegelt sich auch darin wider, dass

ist.
Allgemein bezeichnet man jede vierdimensionale zentraleinfache Algebra über einem Körper als eine Quaternionenalgebra.
Die Quaternionen sind die Clifford-Algebra zum Raum
mit einer negativ-definiten symmetrischen Bilinearform.
Bei allen obigen Arten der Konstruktion spielt die Vollständigkeit des Koeffizientenvorrats keine Rolle. Deshalb kann man (anstatt von den reellen Zahlen
über
zu
) auch von anderen Grundkörpern, z. B. den rationalen Zahlen
, ausgehen, um via gaußsche Zahlen
bei den Quaternionen mit rationalen Koeffizienten

anzukommen – mit formal denselben Rechenregeln. Danach kann, falls überhaupt erforderlich, die Vervollständigung für die Betragsmetrik durchgeführt werden mit einem Endergebnis isomorph zu
.
Insofern kann bei vielen Aussagen
durch
,
durch
und
durch
ersetzt werden.
Da es nach dem Satz von Wedderburn keinen endlichen Schiefkörper mit nicht-kommutativer Multiplikation gibt und die Dimension des Vektorraums
über seinem Primkörper und Zentrum
mit
minimal ist, gehört
als abzählbare Menge zu den „kleinsten“ Schiefkörpern mit nicht-kommutativer Multiplikation – auf jeden Fall enthält
keinen kleineren.
Der Schiefkörper
besitzt einen sogenannten Ganzheitsring, d. h. eine Untermenge von Zahlen, genannt Hurwitzquaternionen, die einen Ring bilden und
zum Quotientenkörper haben, – ganz ähnlich, wie es sich bei den ganzen Zahlen
und ihrem Quotientenkörper
verhält. In einem solchen Ring lassen sich bspw. Approximationsfragen, Teilbarkeitsfragen u. Ä. untersuchen.
Auch Körper
eignen sich als Ausgangspunkt zur Bildung nicht-kommutativer Erweiterungskörper nach Art der Quaternionen. Wichtig ist, dass in
die Summe aus 4 Quadraten
nur für
verschwindet. Dann gibt es auch kein
mit
und
ist eine echte quadratische Erweiterung, die eine Konjugation definiert. Diese Bedingungen sind z. B. bei allen formal reellen Körpern erfüllt.
Aber auch bei Körpern, die nicht angeordnet werden können, kann die obige Bedingung betreffend die Summe aus 4 Quadraten erfüllt sein, bspw. im Körper
der 2-adischen Zahlen. Der so über
gebildete Quaternionenkörper ist isomorph zur Vervollständigung des (oben beschriebenen) Körpers
der Quaternionen mit rationalen Koeffizienten für die folgende (nichtarchimedische diskrete) Bewertung
, dem 2-Exponenten der Norm,

mit
.
Die Primzahl
ist die einzige, für die die Quaternionen-Algebra über
nullteilerfrei und ein Schiefkörper ist.
Die Identität, die aus dem Produkt zweier Summen von vier Quadraten

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wieder eine Summe von vier Quadraten macht, gilt universell – einschließlich aller Varianten, die durch Vorzeichenspiel und Permutation entstehen, – in jedem Polynomring
über einem kommutativen unitären Ring
und kann im Nachhinein als „Abfallprodukt“ der Multiplikativität des quaternionischen Betrags angesehen werden. Ihre Entdeckung 1748, also lange vor der Quaternionenzeit, geht jedoch auf Leonhard Euler zurück, der mit ihrer Hilfe den 1770 erstmals erbrachten Beweis von Joseph-Louis Lagrange für den lange vermuteten Vier-Quadrate-Satz wesentlich vereinfachen konnte. (Anmerkung: Die algebraisch beweisbaren bilinearen 2-, 4-. und 8-Quadrate-Identitäten sind die Grundlagen der Kompositionsalgebren, nämlich der komplexen Zahlen, der Quaternionen, und der Oktonionen. Diese letzteren sind sozusagen die "Quadratwurzeln" aus den ersteren. Alles was somit korrekt mit Quaternionen berechnet wird, steht bocksteif auf elementaren algebraischen Identitäten. Wie Adolf Hurwitz 1898 bewies,[40] gibt es außer den erwähnten 2-, 4-, und 8-Quadrate-Identitäten keine weiteren bilinearen n-Quadrate-Identitäten mehr.)
Die Darstellung von Drehungen mithilfe von Quaternionen wird im Bereich der interaktiven Computergrafik genutzt, insbesondere bei Computerspielen, sowie bei der Steuerung von Satelliten. Bei Verwendung von Quaternionen an Stelle von Drehmatrizen werden etwas weniger Rechenoperationen benötigt. Insbesondere, wenn viele Drehungen miteinander kombiniert (multipliziert) werden, steigt die Verarbeitungsgeschwindigkeit.
Des Weiteren werden Quaternionen, neben den Eulerwinkeln, zur Programmierung von Industrierobotern (z. B. ABB) genutzt.
Durch die Verwendung der Quaternionen kann man in vielen Fällen auf getrennte Gleichungen zur Berechnung von Zeit und Raum verzichten. Das bietet Vorteile in der Physik, unter anderem in den Gebieten Mechanik, Wellengleichungen, Spezielle Relativitätstheorie und Gravitation, Elektromagnetismus sowie der Quantenmechanik.
Wie im Abschnitt Vektoranalysis werden Vektoren im dreidimensionalen Raum mit reinen Quaternionen identifiziert.
Die Maxwell-Gleichungen zur Beschreibung des Elektromagnetismus sind der bekannteste Anwendungsfall für Quaternionen. Sie werden definiert durch eine Gruppe von Kommutatoren und Antikommutatoren des Differenzoperators, des elektrischen Feldes E und dem magnetischen Feld B im Vakuum. Im Wesentlichen sind das die homogene Maxwellgleichung und das Gaußsche Gesetz.
Im Folgenden werden modifizierte Kommutatoren bzw. Antikommutatoren verwendet:
[41]
bzw.
[41]
und

mit
als (formalen) Quaternionen und diversen formalen Produkten.
Die homogene Maxwellgleichung ist definiert durch:

.
Dabei besagt
, dass keine magnetischen Monopole existieren.
ist das Faradaysche Induktionsgesetz.
Das Gaußsche Gesetz definiert sich umgekehrt aus:

.
Dabei ergibt
das gaußsche Gesetz und
das von Maxwell korrigierte Ampèresche Durchflutungsgesetz.
Die elektrischen und magnetischen Felder werden häufig als elektromagnetisches Viererpotential (d. h. als 4-wertiger Vektor) ausgedrückt. Dieser Vektor kann auch als Quaternion umformuliert werden.


Das elektrische Feld E ist der Antikommutator des konjugierten, differenzierten Vierpotenzials. Das magnetische Feld B verwendet den Kommutator. Durch diese Darstellungsform kann man direkt in die Maxwellgleichungen einsetzen:




sowie

